Tiara

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Die Tiara ist die nichtliturgische Kopfbedeckung des Papstes. Das Wort könnte zeitweilig Oberbegriff für die spezielle Mitra des Papstes gewesen sein, noch bevor sich diese Bezeichnung für die dreifache Krone des Papst-Monarchen im Kirchenstaat durchsetzte. Das Wort Tiara erscheint vergleichsweise spät, um 1099 bei Papst Paschalis II. Es bezeichnete sprachlich eigentlich die hohepriesterliche Kopfbedeckung, so wie Hieronymus in der Vulgata sie bei Aaron benannt hat.

Die Herkunft der Tiara als Gegenstand ist nicht eindeutig geklärt, wird aber aus dem persischen Reich, mit Zwischenstationen über die byzantinische Hofhaltung, hergeleitet. Aus der so gen. phrygischen Mütze (Phrygium, Frigium) könnten sich sowohl die päpstliche "Mitra" als auch das Camelaucum der Orthodoxie (daher wohl ital.: Camauro) entwickelt haben, ein konisches Birett aus Stoff.

Das Camelaucum trugen die Päpste vermutlich seit dem 4. Jahrhundert. Unklar ist, wer im 12. Jahrhundert zuerst einen Kronreif anbringen ließ. Regelmäßig als Papstkrone, auch als Frigium, Regnum, Corona oder Triregnum bezeichnet, ist die Tiara seit Bonifaz VIII. anzutreffen, auf dessen Fresko sie abgebildet ist, das ihn bei der Eröffnung des ersten Heiligen Jahres 1300 zeigt. Er fügte der Krone einen zweiten Reif mit Blick auf den Anspruch auf weltliche und geistliche Herrschaft hinzu. Die noch unsichere Erscheinungsform nimmt, zur weiteren Abgrenzung von weltlichen Kronen, schließlich in Avignon um 1315 die Form der dreifachen Krone an (erste Erwähnung als Triregnum), die sowohl die drei Seinsweisen der Kirche, leidend, streitend und triumphierend, als auch die geistliche Oberhoheit des Papsttums über die Fürstentümer und Staaten zum Ausdruck bringen soll. Diese vollendete Form, zuerst bei dem Grab Benedikt XII. belegt, gibt in Rom auch das Grabmal Nikolaus V. von 1455 wieder. Eine biblische Deutung der Tiara, besteht darin, dass der eine Himmel nach Paulus und Moses (Dtn) in drei Himmel eingeteilt ist.

Ohne liturgische Bedeutung blieb die Symbolik der Papstkrone seit dem Verlust des Kirchenstaates 1870 unsicher. Die Päpste Leo XIII. und Benedikt XV. ließen sich ohne großen Aufwand in der Sixtinischen Kapelle krönen, während die Nachfolger wieder eine öffentlich zugängliche Papstkrönung durchführten. Pius XII. und Johannes XXIII. wurden wegen des Massenandrangs bereits außerhalb der Liturgie auf der Loggia des Petersdoms gekrönt, Paul VI. auf dem Petersplatz. Als letzter Papst vollzog Paul VI. 1963 eine Krönung. Im Folgejahr jedoch, unter dem Eindruck des II. Vatikanum, legte er seine modern gestaltete Tiara nieder (heute im Heiligtum der Immakulata zu Washington (USA) aufbewahrt). Seine Nachfolger haben sich nicht mehr krönen lassen.


Bedeutung

Papst Benedikt XVI. entfernte die Tiara überdies aus dem persönlichen Papstwappen, so dass sie heute nur noch den Heiligen Stuhl in der Nachfolge Petri symbolisiert. Das historisch gewachsene Symbol der Tiara unterstützt dabei die biblisch fundierten Schlüssel Petri zu einem Gesamtsymbol des Anspruchs des Apostelfürsten. Jährlich am 29. Juni, Fest der Apostel Petrus und Paulus, wird die Statue des hl. Petrus in der Petersbasilka weiterhin mit einer ihr vorbehaltenen Tiara gekrönt.

Die vatikanischen Museen verfügen über eine eher kleine Sammlung von Tiaren seit 1800, da die älteren bereits an Napoleon ausgeliefert werden mussten. Dieser gönnte Papst Pius VII. zur Kaiserkrönung in Paris eine aus Bruchstücken der alten Kronen gefertigte neue, die der Überlieferung nach aber absichtlich zu eng gefertigt war, so dass der Papst sie nicht einmal tragen konnte. Neue Tiaren wurden für Papst Gregor XVI., Papst Pius IX. und Papst Leo XIII. angefertigt, später insbesondere für Pius XI. und schließlich in modernster Form für Paul VI.