Anschauung Gottes

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Die Heiligste Dreifaltigkeit, gemalt von Andrej Rublëv (um 1400)

Die letzen Dinge

des einzelnen Menschen
der gesamten Schöpfung

Beseligende Anschaung Gottes (lat.: Visio Dei beatifica) oder Gottesschau bedeutet, dass ein heiliges personales Geschöpf Gott unmittelbar "von Angesicht zu Angesicht" sieht, so wie in seiner himmlischen Herrlichkeit ist, was die höchste übernatürliche Gottverähnlichung bedeutet, d.h. am Sein des Geschauten teilhat.<ref>vgl. 1 Kor 13,12; 1 Joh 3, 2; KKK 1023-1029; KKK 209; Benedikt XII.: Apostolische Konstitution »Benedictus Deus« vom 29. Januar 1336, DH 1000); Friedrich Hünermann in: Lexikon für Theologie und Kirche 1. Auflage, Band 1, Artikel: Anschauung Gottes, Sp. 465.</ref> Sie ist ein einziger Akt, der nie unterbrochen wird und niemals aufhört.<ref>Joseph Braun: Handlexikon der katholischen Dogmatik, Herder & Co., Freiburg im Breisgau 1926, S. 17 (Imprimatur Friburgi, die 17. Iulii 1926 Dr. Sester, Vic. Gen.).</ref>

Gegenstand (Objekt) an erster Stelle der Anschauung Gottes ist Gott der Dreieinige. Die Seligen nehmen am innertrinitarischen Lebensaustausch teil. Obgleich der Schauende Gott in seinem Wesen schaut, sieht er ihn zwar ganz (totum), nicht aber ganz und gar (totaliter). Es verbindet sich mit der Anschauung Gottes die Ehrfurcht und die Anbetung der Seligen (vgl. Offb 4,1-11). Als sekundäres Objekt werden die Geschöpfe in Gottes Wesen geschaut.<ref>Karl Forster in: Lexikon für Theologie und Kirche 2. Auflage, Band 1, Artikel: Anschauung Gottes, Sp. 590.</ref> Gott schenkt den Seligen ein neues Auge des Geistes, das Licht der Glorie.<ref>Basler Katholischer Katechismus (1947)#Der Himmel; Im Stundengebet (Jahreskreis, 2. Woche, Donnerstag, Vesper, Schlussoration), wird Gott gebeten, "als Lohn das Licht des ewigen Lebens" zu schenken.</ref>

Die Schau des Angesichtes Gottes durch Engel und Menschen

Huldigung der Triumphierenden Kirche. Krönungssakramentar der Palastschule Karls des Kahlen (Frühmittelalterliche Buchmalerei)

Die Engel in den Himmeln sehen stets das Antlitz des himmlischen Vaters<ref>Mt 18,10; KKK, 329; Die guten Engel wurden mit der Anschauung Gottes, mit der ewigen Seligkeit belohnt. Dadurch sind sie für alle Ewigkeit gut und selig. - aus: Basler Katholischer Katechismus (1947)#Von den Engeln.</ref>, seit sie sich, durch ihre Prüfung, den Lohn der Anschauung Gottes verdient haben.<ref>vgl. Offb 12,1-18; Maria von Agreda: Leben der jungfräulichen Gottesmutter Maria, Ein Wunder Seiner Allmacht, ein Abgrund Seiner Gnaden (Imprimatur Ordinariat Salzburg am 31. Mai 1954, Zl. 1311): http://www.gottliebtuns.com/engelsturz.htm </ref> Für den Menschen ist die Anschauung Gottes das nie endende Ewige Leben<ref>Joh|17|4: Das ist das ewige Leben: dich, den einzigen wahren Gott, zu erkennen und Jesus Christus, den du gesandt hast.</ref> oder die Ewige Seligkeit als Vollendung des übernatürlichen Lebens der Gnade, das er auf der Erde begonnen hat.<ref>vgl. Bernhard Brinkmann: Katholisches Handlexikon, Butzon & Bercker Verlag Kevelaer 1960, Artikel "Ewiges Leben", S. 77, (2. Auflage; Imprimatur N. 4-18/60 Monasterii, die 2. Februarii 1960, Böggering Vicarius Eppi Generalis).</ref> Sie ist die vollkommene Teilhabe „an der göttlichen Natur“ (2 Petr 1, 4), an der Herrlichkeit Christi, der Gotteskindschaft, der Liebesgemeinschaft des dreifaltigen Lebens,<ref>KKK 1024; KKKK, Nr. 362; KKK, Nr. 1726</ref> dem Gott der die Liebe ist (1 Joh 4, 8). Die Auserwählten in der ewigen Anschauung Gottes im Himmel, finden dabei ihre wahre Identität, ihren eigenen Namen (Vgl. Offb 2,17; KKK 1025).

Die dreigliedrige Kirche - die Gemeinschaft der Heiligen

deutsch lateinisch göttliche Tugend Wer Wo
Die triumphierende Kirche ecclesia triumphans liebende Engel und Heilige in der Anschauung Gottes oder der Heimat des Himmels
Die leidende Kirche ecclesia patiens hoffende Arme Seelen im Läuterungsort oder
dem Fegfeuer
Die kämpfende oder streitende Kirche ecclesia militans glaubende Pilger in der Fremde (2 Kor 5, 6+9),
der Erde oder der Welt

Jesus Christus hat durch seinen Tod und seine Auferstehung dem Menschen den Himmel „geöffnet“ (vgl. Hebr 9, 24). Dadurch sind die Seligen im Himmel im Vollbesitz der Früchte der Erlösung. Christus lässt jene, die an ihn geglaubt haben und seinem Willen treu geblieben sind, an seiner himmlischen Verherrlichung teilhaben. Der Himmel ist die selige Gemeinschaft all derer, die völlig in ihn eingegliedert sind (KKK 1026). Jene, die in der Gnade Gottes sterben und keiner weiteren Läuterung bedürfen, werden mit Jesus und Maria, mit den Engeln und den Heiligen vereinigt<ref>KKKK 209; DH 839, Konzil von Trient, 1546, 1582, LG 48.</ref> und bilden die Kirche des Himmels ("triumphierende Kirche").

Das Schauen Gottes in der Bibel und verschiedene Bezeichnungen

Im Alten Bund

Das Angesicht Gottes bedeutet im Alten Testament die Gegenwart Gottes.<ref> vgl. Ex 33,14; Lev 17,10; Num 6, 25f; Dtn 16,16; Dtn 31,17f; 1 Sam 1, 22; 2 Chr 3, 9.</ref> Dieses Antlitz soll allezeit gesucht werden (vgl. 1 Chr 16,11; Ps 4, 7), wer rechtschaffen lebt, darf es schauen (Ps 11, 7; Ps 140,14) und hat die Hoffnung auf die (übernatürliche) Gottesschau (vgl. Ps 42, 3). Gottes Angesicht bleibt dem Menschen zugewendet, wenn er sich von Sünde bekehrt (vgl. 2 Chr 30, 9), es schützt vor dem Toben der Menschen (Ps 31, 21) und richtet sich gegen die Bösen (Ps 34, 17). Es bleibt dem Armen zugewendet (Ps 22, 5), der Mensch soll in seiner Klage das Herz ausschütten wie Wasser (Klgl 19, 19).

Jakob glaubte als er einen Engel sah, Gottes Angesicht gesehen zu haben (Gen 32, 31; Gen|33|10), Gideon jedoch wusste, dass er einen Engel gesehen hat (Ri 6, 22). Mose fürchtete Gott anzuschauen (Ex 3, 6), er durfte die Gestalt des Herrn sehen (Num 12, 8). Doch die übernatürliche Schau Gottes blieb auch ihm verwehrt, "denn kein Mensch kann mich schauen und am (irdischen) Leben bleiben" sprach Gott (Ex 33, 20).

Die verschiedenen Bezeichnungen im Neuen Bund

Das Mysterium der seligen Gemeinschaft mit Gott und all denen, die in Christus sind, geht über jedes Verständnis und jede Vorstellung hinaus. Die Heilige Schrift spricht davon in Bildern, wie Himmel, Ewiges Leben, Licht, Frieden, festliches Hochzeitsmahl, "Wein des Reiches", "himmlisches Jerusalem", "himmlisches Paradies", "ewige Heimat", "Haus des Vaters"<ref>"Ewige Ruhe" bedeutet die Endseligkeit, wenn Verstand und Willen im erkennenden und liebenden Besitz zur Ruhe kommen sind, gleichsam ein Bleibe (Wohnung) im "Haus des Vaters" (vgl. Joh 14, 2) gefunden haben. aus: Kommentar zur Questio 93 art. 1, in: Thomas von Aquin: Summa theologica. Die deutsche Thomas-Ausgabe, lateinisch-deutsch, St. III Suppl. 87 - 99, Band 36: Die Letzten Dinge, Kerle und Styria Verlag 1961, S. 500f (Imprimatur Erzbischöfliches Ordinariat Salzburg).</ref> oder "Freude unsres Herrn": „Was kein Auge gesehen und kein Ohr gehört hat, was keinem Menschen in den Sinn gekommen ist; das Große, das Gott denen bereitet hat, die ihn lieben“ (1 Kor 2, 9; vgl. Ps 16, 11),<ref> KKK 1027; DH 991, 1000; Mt 25, 21</ref> In der Heiligen Schrift ist Schauen gleichbedeutend mit Besitzen (KKK 2548).

Lehramtliche Definition(en)

Papst Benedikt XII. definierte, "dass nach allgemeiner Anordnung Gottes die Seelen aller Heiligen ... und anderer Gläubigen, die nach der von ihnen empfangenen heiligen Taufe Christi verstorben sind, in denen es nichts zu reinigen gab, als sie dahinschieden, ... oder wenn es in ebendiesen damals etwas zu reinigen gab oder geben wird, wenn sie nach ihrem Tod gereinigt wurden, auch vor der Wiederannahme ihrer Leiber und dem allgemeinen Gericht nach dem Aufstieg unseres Erlösers und Herrn Jesus Christus in den Himmel, das Himmelreich und das himmlische Paradies mit Christus in der Gemeinschaft der heiligen Engel versammelt waren, sind und sein werden, und nach dem Leiden und Tod des Herrn Jesus Christus das göttliche Wesen in einer unmittelbaren Schau und auch von Angesicht zu Angesicht geschaut haben und schauen, d. h. ohne Vermittlung eines Geschöpfs, das sich als gesehener Gegenstand darböte" (DH 1000; Vgl. LG 49). Sie schauen den dreifaltigen und einen Gott selbst in Klarheit, so wie er ist, aufgrund der Verschiedenheit der Verdienste jedoch der eine vollkommener als der andere.<ref> Konzil von Florenz: Bulle Laetentur caeli: Dekret für die Griechen: DH 1305.</ref>

Anschauung durch Verstand und Willen

Der Kirchenlehrer Augustinus von Hippo sieht im Menschen die Möglichkeit zur unmittelbaren Gottesschau erhoben zu werden - das Endliche, das an das Unendliche rührt.<ref> Johannes Paul II.: Apostolisches Schreiben Augustinum hipponensem zum zum 1600. Jahrestag der Bekehrung des heiligen Augustinus, Bischof und Lehrer der Kirche vom 28. August 1986, 3.2.</ref> Er fasst den schauenden Verstand, das liebende Herz und den Lobpreis der Ewigen Anschauung in den Worten zusammen: "„Da werden wir feiern und schauen, schauen und lieben, lieben und preisen" (KKK, Nr. 1720). Der Kirchenlehrer Anselm von Canterbury schreibt: "deine Seligen freuen ... werden sich freuen nach dem Maß ihrer Liebe, sie werden lieben nach dem Maß des Erkennens."<ref>Anselm von Canterbury: Proslogion#26. Ist das die Fülle der Freude, die der Herr verheißen hat? (S. 71).</ref>

Für Dominikanertheologen der mittelalterlichen Scholastik stellt grundsätzlich das vernünftige, sich in diskursiver Argumentation und intuitiver Kontemplation äußernde Erkennen die dem Menschen spezifischste, ihn in seinem Menschsein vollendende Tätigkeit dar, so dass in der "intellektuellen Anschauung" Gottes die höchste Glückseligkeit des Menschen erreicht ist. In der Theologie der Franziskaner (Bonaventura und Johannes Duns Scotus) steht dagegen der Wille an der Spitze der geistigen Kräfte des Menschen; darum wird die beseligende Anschauung vor allem als ein Akt der Gott und Mensch vereinigenden Liebe angesehen.<ref>Medard Kehl in: Lexikon für Theologie und Kirche 3. Auflage, Band 1, Artikel: Anschauung Gottes, Sp. 708+709.</ref>

Verlangen und Beginn der Gottesschau

"Jesus, den verborgen jetzt mein Auge sieht, stille mein Verlangen, das mich heiß durchglüht: lass die Schleier fallen einst in Deinem Licht, dass ich selig schaue, Herr, Dein Angesicht," (Thomas von Aquin: Adoro Te devote)

Der Mensch ist hingeordnet auf die Gottesschau<ref> Johannes Paul II.: Apostolisches Schreiben Augustinum hipponensem zum zum 1600. Jahrestag der Bekehrung des heiligen Augustinus, Bischof und Lehrer der Kirche vom 28. August 1986, 3.2.</ref> und hat das größte Verlangen darin, Gott zu schauen. Das ist der Aufschrei seines ganzen Wesens. Der Mensch erreicht sein wahres und vollkommenes Glück in der Schau und in der Seligkeit dessen, der ihn aus Liebe erschaffen hat und in seiner grenzenlosen Liebe an sich zieht.<ref>KKKK, Nr. 533: „Wer Gott schaut, hat alle Güter erlangt, die man sich nur denken kann“ (heiliger Gregor von Nyssa).</ref> Der heilige Augustinus sagt: "Der wird unseres Sehnens Ende sein, den man ohne Ende schaut, ohne Überdruss liebt, ohne Ermüdung preist. Diese Gnadengabe, diese Zuneigung, diese Tätigkeit wird, wie das ewige Leben selbst, allen gemeinsam sein“ (De civitate Dei 22, 30; KKK 2550). Gott hat den Menschen ins Dasein gerufen, damit er ihn erkennt, ihm dient, ihn liebt und so ins "himmlische Paradies" gelangt (KKK, Nr. 1721).

Den „Herzensreinen“ oder Gerechten ist verheißen, dass sie Gott von Angesicht zu Angesicht schauen und ihm ähnlich sein werden (vgl. Mt 5, 8; Ps 11, 7). Ein von Sünde reines Herz ist Voraussetzung der Gottesschau. Schon jetzt befähigt es, die Dinge im Lichte Gottes zu sehen (KKK 2519; Nr. 1720). Um Gott zu besitzen und zu schauen, töten die an Christus Glaubenden ihre Begierden und siegen mit der Gnade Gottes über die Verlockungen (KKK 2549).

Teilerkenntnis auf Erden und Erkenntnis der Fülle im Himmel

Das jetzige Erkennen Gottes mit der Vernunft aus der Schöpfung und dem Glauben an die Offenbarung ist Stückwerk, das vergeht.

Nach dem Apostel Johannes, kann der Gläubige bereits im irdischen Jesus Gott selbst wahrnehmen: Der Vater lässt sich im Sohn erkennen (Joh 14, 7.9; 1 Joh 1,1-4), in dem die "Herrlichkeit" Gottes aufscheint (Joh 1,14.18; Joh 11, 4.40); dies vor allem in der "Stunde" seiner Passion, in der die liebende Selbstentäußerung Gottes an die Welt (Joh 1, 14) sich vollendet (Joh 12, 21-33; Joh 13, 31f; Joh 17,1.5; ähnlich auch Paulus (2 Kor 3, 6-18; 2 Kor 4, 4ff).<ref>Medard Kehl in: Lexikon für Theologie und Kirche 3. Auflage, Band 1, Artikel: Anschauung Gottes, Sp. 707.</ref> Die Gläubigen schauen aber in einen Spiegel und sehen nur rätselhafte Umrisse (1 Kor 13, 12-13), wie durch einen Schleier. Der Glaube lässt uns schon im voraus die Freude und das Licht der beseligenden Gottesschau genießen, die das Ziel unseres irdischen Weges ist (KKK, 163). Der Gläubige spiegelt in der Krönung des Gnadenlebens, welche die Beschauung<ref>vgl. Garrigou-Lagrange: Des Christen Weg zu Gott; oder auch liebende Schau.</ref> ist, mit enthülltem Angesicht die Herrlichkeit des Herrn wider und wird so in sein eigenes Bild verwandelt (vgl. 2 Kor 3,18). In der Erdenzeit bleiben die Göttlichen Tugenden des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe, von denen die ersten beiden vergehen, die Liebe aber ohne Ende (eben in der Schau) im Himmel unverlierbar bleibt (vgl. 1 Kor|13,12-13).

Die Erhebung des geschaffenen Verstandes (Intellektes) zur Anschauung Gottes geschieht durch das ,Licht der Herrlichkeit´ (lumen gloriae),<ref>Ps 36,10; Ps 89,16; Konzil von Vienne im Jahr 1311.</ref> einen von Gott dem Schauenden eingeschaffenen, ihn verklärenden übernatürlichen Habitus, der an die Stelle des Glaubens (habitus fidei) tritt. Seine Intensität bestimmt die Klarheit des Erkennens, das aber nie zu einem "Begreifen" des unendlichen Gottes wird. Der Grad des lumen gloriae bemisst sich nach dem der heiligmachenden Gnade beim Scheiden der Seele aus dem Leibe.<ref>Friedrich Hünermann in: Lexikon für Theologie und Kirche 1. Auflage, Band 1, Artikel: Anschauung Gottes, Sp. 465.</ref>

Im Himmel jedoch, schauen die Getreuen Gott "von Angesicht zu Angesicht", d.h. sie erkennen Gott durch und durch, so wie er sie auch durch und durch erkannt hat (Perichorese). Die Anschauung Gottes, als Anschauung des höchsten Gutes und der unendlichen Schönheit, hat die flammendste Liebe im Gefolge, die das geliebte Gut mit Notwendigkeit umfasst und die Möglichkeit zu sündigen ausschließt. Als Besitz der unendlichen Wahrheit und des unendlichen Gutes sättigt sie jegliches Verlangen des Verstandes und des Willens, gibt unbeschreiblichen Genuss, ist Mitgenuss der göttlichen Seligkeit selbst.<ref>Friedrich Hünermann in: Lexikon für Theologie und Kirche 1. Auflage, Band 1, Artikel: Anschauung Gottes, Sp. 465+466.</ref>

Die Seligkeit im Himmel ist nicht für alle gleich groß. Jene Seelen werden mehr Seligkeit empfangen, die auf Erden Gott mehr geliebt und mehr Gutes getan haben. «Wer reichlich sät, wird auch reichlich ernten» (2 Kor 9, 6).<ref>Basler Katholischer Katechismus (1947)#Der Himmel.</ref>

Die Frage, ob durch die Auferstehung des Fleisches ein Zuwachs der Anschauung Gottes erwächst und in welchem Sinne, gibt es verschiedene Theologenmeinungen.<ref>Kommentar zur Questio 93 art. 1, in: Thomas von Aquin: Summa theologica. Die deutsche Thomas-Ausgabe, lateinisch-deutsch, St. III Suppl. 87 - 99, Band 36: Die Letzten Dinge, Kerle und Styria Verlag 1961, S. 498 (Imprimatur Erzbischöfliches Ordinariat Salzburg).</ref>

Aufgabe der Schauenden für die Kirche auf Erden

Durch die Engel in den Himmeln, kommt die geheimnisvolle, mächtige Hilfe dem Leben der Kirche zugute.<ref>Vgl. Apg 5,18–20; Apg 8, 26–29; Apg 10, 3–8; Apg 12, 6–11; Apg 27, 23–25.</ref> In ihrer Liturgie vereint sich die Kirche mit ihnen, um den dreimal heiligen Gott anzubeten;<ref>siehe Römisches Messbuch, Sanctus, Sanctus, Sanctus.</ref> sie bittet um deren Beistand.<ref>So im „Supplices te rogamus ...“ des römischen Hochgebetes, im „In paradisum deducant te angeli ...“ der Bestattungsliturgie und auch im „Cherubinischen Hymnus“ der Liturgie des hl. Johannes Chrysostomus; KKK, 334-336.</ref> Dadurch, dass die Heiligen inniger mit Christus vereint sind, festigen sie die ganze Kirche stärker in der Heiligkeit, erhöhen die Würde des Gottesdienstes, den sie auf Erden Gott darbringt, und tragen auf vielfältige Weise zum weiteren Aufbau der Kirche bei (vgl. 1 Kor 12,12-27). Durch ihre brüderliche Sorge findet unsere Schwachheit reichste Hilfe (LG 49).<ref>vgl. Nachsynodales Schreiben Reconciliatio et paenitentia Nr. 12: Die Kirche im Himmel, die Kirche auf Erden, die Kirche im Fegfeuer, sie wirken in geheimnisvoller Einheit mit Christus zusammen, um die Welt mit Gott zu versöhnen.</ref> In die Heimat aufgenommen und dem Herrn gegenwärtig (vgl. 2 Kor 5, 8), hören sie nicht auf, durch ihn, mit ihm und in ihm beim Vater für uns Fürbitte einzulegen, indem sie die Verdienste darbringen, die sie durch den einen Mittler zwischen Gott und den Menschen, Christus Jesus (vgl. 1 Tim 2, 5), auf Erden erworben haben, zur Zeit, da sie in allem dem Herrn dienten und für seinen Leib, die Kirche, in ihrem Fleisch ergänzten, was an den Leiden Christi noch fehlt (vgl. Kol 1, 24; LG 49). In der Herrlichkeit des Himmels erfüllen die Seligen weiterhin mit Freude den Willen Gottes. Sie tun dies auch in Bezug auf die anderen Menschen und die gesamte Schöpfung, indem sie mit Christus „herrschen in alle Ewigkeit“ (Offb 22, 4-5; KKK, 1029).

Anschauung Christi in seinem irdischen Leben

Die Seele Christi war, wegen der Hypostatischen Vereinigung, vom ersten Augenblick ihres Daseins an, in der unmittelbaren beseligenden Anschauung Gottes. Darum war Christus in Bezug auf die wesentliche Seligkeit nicht mehr auf dem Wege, sie zu erlangen oder zu verdienen (viator), sondern er war schon in ihrem Besitz (comprehensor). Da er aber die akzidentelle Seligkeit noch nicht besaß und sich diese durch sein Leiden und Sterben verdienen sollte, so war er in Bezug auf diese noch im Pilgerstand (viator). Christus war also während seines irdischen Lebens zugleich viator und comprehensor. Die beseligende Anschauung hob bei Christus weder die Freiheit noch auch die Leidensfähigkeit auf. In der Wesenheit Gottes sah Christus alles Vergangene, Gegenwärtige und Zukünftige der ganzen gegenwärtigen Ordnung (Wissen Christi).<ref>Joseph Braun: Handlexikon der katholischen Dogmatik, S. 17.</ref>

Entbehrung der Schau Gottes durch Dämonen und Menschen

Ein Drittel der von Gott geschaffenen Geister, verloren in ihrer Prüfung den Platz im Himmel und verdienten durch ihre böse Tat die Hölle (vgl. Offb 12,1-18). Der Mensch, der für seine freien Entscheidungen, die er auf Erden in seinem Leibe getan hat, ebenfalls verantwortlich ist, wird im Jenseits ebenso seinen Lohn empfangen.<ref> DH 443 574 1002; LG, 48.</ref> Menschen, die ohne Buße (DH 839)<ref>Von der "inneren Reue hängt die Echtheit der Buße ab" - aus: Johannes Paul II., 2. Dezember 1984 Nachsynodales Schreiben Reconciliatio et paenitentia über Versöhnung und Buße in der Sendung der Kirche heute, Nr. 31, III..</ref> im Stande einer (aktuellen<ref>DH 627, 780, 1002, 1306.</ref>) Todsünde sterben,<ref> DH 839, 1306.</ref> werden der Anschauung Gottes ewig<ref> DH 72 76 212 342 486 574 596 630 780 801 839; Kongregation für die Glaubenslehre Recentiores epicoporum synodi zu einigen Fragen der Eschatologie vom 17. Mai 1979, Nr. 7.</ref> beraubt d.h. mit ewiger Strafe der Verdammnis belegt sein. Auch sie erlangen dafür die Hölle.<ref> 839 858 926 1002 1075 1306; Kongregation für die Glaubenslehre Recentiores epicoporum synodi zu einigen Fragen der Eschatologie vom 17. Mai 1979, Nr. 7.</ref>

Zitate

Literatur

Tabellarischer Überblick zur Heilung des Einzelmenschen

Wertung Zustand der Leibessäfte Ausdünstender
leiblicher -
Geruch
materielles
Universalheilmittel
Leibliche
natürliche Folge
Wille Zustand der Seele Ausstrahlender seelischer -
Geruch
geistliches Universal- heilmittel seelische
übernatürliche Folge
👍
Positiv
gute
Freude
Duft (wie
Weihrauch)
Tägl. Brot +
Wein, Öl
Gesundheit 😍
Gedeihen
Gottes
Freude
Heiligmachende Gnade - GdH
Tugend
(Liebe)
Tägl. BROT + Leid, Gebet
Gottnähe
Ewiges Leben
😇
Negativ
👎
schlechte (üble)
Traurigkeit
Gestank (wie Schwefel)
⬆︎ Wasser,
Reinigung,
Ausleitung ⬆︎
Krankheit 🤒
(Schwarzgalle)
Tod
des Teufels -
Eigenwille
Traurigkeit
Todsünde bis Verstocktheit
Laster
(Hass)
⬆︎ Taufe + Beichte ⬆︎
Gottferne
Ewiger Tod
☠️
Gebet: Komm herab, o Heil'ger Geist, der die finstre Nacht zerreißt, strahle Licht in diese Welt. Vater aller Armen Du, Aller Herzen Licht und Ruh, Komm mit Deiner Gaben Zahl ! Tröster in Verlassenheit, Labsal voll der Lieblichkeit, Komm, Du süßer Seelenfreund! In Ermüdung schenke Ruh, In der Glut hauch Kühlung zu, tröste den, der Tränen weint. O Du Licht der Seligkeit, mach Dir unser Herz bereit, dring in unsre Seelen ein! Ohne Dein lebendig Wehn, kann im Menschen nichts bestehn. Wasche, was beflecket ist; heile, was verwundet ist; tränke, was da dürre steht; beuge, was verhärtet ist; wärme, was erkaltet ist; lenke, was den Weg verfehlt ! Heil'ger Geist, wir bitten Dich: Gib den gläubig Schauenden, Den auf dich vertrauenden, Deiner sieben Gaben Kraft ! Gib den Lohn der Tugend ganz, Gib' des Heiles vollen Glanz, und dereinst die Seligkeit. Amen. Halleluja (Pfingstsequenz).

Anmerkungen siehe https://www.kathpedia.de/index.php?title=Vorlage:Leiste_Sanitas&diff=190155&oldid=190154


Weblinks

Anmerkungen

<references />