Gemeinschaft Sant'Egidio

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Die Gemeinschaft Sant' Egidio hat ihren Namen von der Kirche im römischen Stadtteil Trastevere, in dem ihre ersten Treffen seit 1968 stattfanden. Zu den Gründern gehört insbesondere der spätere Geschichtsprofessor Andrea Riccardi. Zusammen mit anderen Studenten war Riccardi zwar von der Empörung der Studentenrevolte mit ergriffen worden, spürte aber schon bald, dass eine wirkliche Erneuerung des menschlichen Zusammenlebens nur auf christkatholischer Grundlage möglich ist. Vor allem ist ein intensives Gebetsleben und ernsthaftes Engagement für die Armen und Schwachen vonnöten.

Die Gemeinschaft Sant'Egidio hat ihr Zentrum noch immer in Rom und zeitweilig auch, in Abstimmung mit dem vatikanischen Staatssekretariat, einige beachtliche Erfolge auf der Ebene der internationalen Politik erzielt. Zu den besonderen Förderern zählt der Jesuit und Kardinal Carlo Maria Martini, Bibelwissenschaftler und vormals Erzbischof von Mailand.

Derzeitiger Präsident der Gemeinschaft ist der Geschichtsprofessor Marco Impagliazzo. Die Zahl der Mitglieder kann nur ungefähr geschätzt werden, da es keine förmliche Mitgliedschaft gibt. Im deutschsprachigen Raum gibt es Gemeinschaften unter anderem in Würzburg, Nürnberg, München, Berlin, Mönchengladbach, Aachen und Wien.


Schwerpunkte

Die Gemeinschaft betrachtet als zentral die Auseinandersetzung mit der Bibel, das Gebet, die „Weitergabe des Evangeliums“, die Freundschaft mit den Armen, die Ökumene, den interreligiösen Dialog und den Einsatz für Frieden und Menschenrechte. Die Mitglieder leben dabei nicht in klösterlicher Gemeinschaft zusammen.

Das Gebet

Die Gemeinschaften kommen abends in einer Kirche zu einem offenen Gebet zusammen. Dieses besteht aus Psalmen, Fürbitten, Gesang, Bibellesung und Auslegung.

Frieden

Die Bewegung Menschen des Friedens ist ein Zusammenschluss von Menschen aus verschiedenen Völkern, Kulturen und Religionen, die einen Beitrag zum friedlichen Zusammenleben, zu Dialog und Gastfreundschaft sowie zu einer toleranten und offenen Gesellschaft leisten möchten.

Die Gemeinschaft war als Moderatorin oder Beobachterin an zahlreichen erfolgreichen Friedensverhandlungen beteiligt, etwa für Guatemala, den Kosovo, die Elfenbeinküste, den Südsudan. Ihr bedeutendster diplomatischer Erfolg ist die Vermittlung eines Friedensvertrags für Mosambik am 4. Oktober 1992, der einen sechzehnjährigen Bürgerkrieg beendete.

Einsatz zur Abschaffung der Todesstrafe

Seit 1998 setzt sich die Gemeinschaft für ein weltweites Moratorium der Todesstrafe ein. Dazu wurde ein Appell verfasst, für den bis November 2007 über 5 Millionen Unterschriften auf allen Kontinenten gesammelt wurden. Nach Auffassung der Gemeinschaft hat dieser Einsatz dazu beigetragen, dass der Menschenrechtsausschuss der UNO-Vollversammlung am 15. November 2007 mit großer Mehrheit für eine Resolution stimmte, die weltweit ein Moratorium fordert.


Interreligiöser Dialog und Friedensarbeit

Die Gemeinschaft veranstaltet das jährliche Friedenstreffen der Weltreligionen, die auf das 1986 von Papst Johannes Paul II. erstmals veranstaltete Friedensgebet in Assisi zurückgehen. Im Oktober 2007 hat Papst Benedikt XVI. beim 21. Internationalen Friedenstreffen, das in diesem Jahr unter dem Thema "Für eine Welt ohne Gewalt - Religionen und Kulturen im Dialog" stand, diesen Einsatz der Gemeinschaft gewürdigt und durch seinen Besuch vor Ort in Neapel die Bedeutung des Anliegens unterstrichen.

Würdigung

Von eher konservativen Bewegungen als "zu politisch" eingeordnet, wurde jedoch auch Sant'Egidio zur Zielscheibe der üblichen Medienkritik, dass da eine wenig transparente, zu "sektenhaftem Gebaren" neigende, autoritär strukturierte Kultgemeinde inmitten der Kirche entstanden sei. Interna, auch Mitgliederzahlen werden nicht oder zu sparsam publiziert. Der engere Kreis der Mitarbeiter dürfte aber nur etwas über 1.000 Personen umfassen, zu denen aber evtl. mehrere zehntausend Unterstützer weltweit hinzu zu zählen sind. Diese "offenen Konturen" der Gemeinschaft (oder: Bewegung) erschweren die kirchenpolitische Einordnung.