Papsttum
Frühchristliche Schriften bezeugen, dass der hl. Petrus nach Rom gekommen ist, um dort das Evangelium zu verkünden, und dass er dort mit dem Apostel Paulus unter Kaiser Nero den Märtyrertod gestorben ist. Die Christengemeinde in Rom gewann schon sehr früh hohes Ansehen, da sich ihr Ursprung gleich auf zwei Apostel zurückführen lässt. In den Glaubensstreitigkeiten der ersten Jahrhunderte orientierten sich die Christen gerne am "apostolischen" Glauben der Kirche in Rom und an der Lehre ihres Bischofs.
Spätestens ab dem Jahr 250 beziehen die römischen Bischöfe das Primatsversprechen von Jesus an Petrus (Mt 16,19) direkt auf sich.
Den Titel Papst gab es für den Bischof von Rom allerdings erst seit dem Dictatus papae Papst Gregors VII. im Jahr 1075. Allerdings lässt sich die Rechtmäßigkeit der einzelnen Päpste nicht lückenlos nachweisen. Besonders in der Antike und im Mittelalter kam es zu einer großen Zahl an Gegenpäpsten (insgesamt 38). Diese waren häufig umstritten, da sie durch Gewalt oder unrechtmäßige Papstwahlen eingesetzt wurden. Die katholische Kirche selbst verzichtet seit einiger Zeit auf eine Zählung der rechtmäßigen Päpste. Die Lebensgeschichten einiger Päpste sind verschollen, bzw. wurden durch Kopisten oder Kirchenväter verfälscht oder vernichtet.
Inhaltsverzeichnis
Antike
Der Papst ist nach katholischer Auffassung und der einiger anderer christlicher Kirchen Nachfolger des Apostels Petrus, dem ersten Bischof von Rom. Dass der hl. Petrus Rom besuchte und dort das Martyrium erlitt, wird kaum noch angezweifelt. Einige Kritiker bezweifeln aber, dass er je Bischof von Rom war. Diese Tatsache ist jedoch durch frühe Dokumente sehr gut belegt (hl. Irenäus von Lyon, Hyppolit, Tertullian, Firmilian von Cäsarea, hl. Cyprian).
Begründet wird der Primatsanspruch mit der Stelle aus dem Matthäus-Evangelium der Bibel (Kapitel 16, Vers 18-19), die wie folgt lautet:
Du bist Petrus und auf diesen Felsen will ich meine Kirche bauen und die Pforten der Hölle sollen sie nicht überwältigen. Und dir will ich geben die Schlüssel über das Himmelreich. Was du auf Erden bindest, soll im Himmel gebunden sein. Und was du auf Erden lösest, soll im Himmel gelöst sein. (Einheitsübersetzung)
Schon von frühesten Zeiten an ist bezeugt, dass die römischen Bischöfe die oberste Führungsrolle in der Kirche beanspruchten und dass diese Führungsrolle auch akzeptiert wurde. Dafür gibt es in schon in den ersten drei Jahrhunderten zahlreiche Zeugnisse.
Die Art, wie der 1. Clemensbrief aus dem Jahre 98 Gehorsam einfordert, kann bereits als Dokumentation der Vorrangstellung der Gemeinde von Rom angesehen werden, trotz der Kritiker, die darin eher eine brüderliche Ermahnung unter Gleichberechtigten sehen wollen. In diesem Brief an die Gemeinde von Korinth fordert Clemens, der damalige Bischof von Rom, von den Korinthern die Wiedereinsetzung von abgesetzten Presbytern. Um seine Autorität zu unterstreichen, nimmt er Bezug auf das Martyrium der Apostel Petrus und Paulus in Rom.
Weitere Zeugnisse für den Primatsanspruch Roms finden sich beim hl. Ignatius von Antiochien, beim hl. Irenäus von Lyon, beim hl. Papst Viktor I., auf der Grabinschrift des Bischofs Abercius von Hierapolis, beim hl. Cyprian und er wird auch auch durch das Verhalten des römischen Kaisers Aurelian (270) bezeugt. Die stärkste Äusserung des Primatsanspruchs ist wohl die Exkommunikation der Kleinasiaten durch den hl. Papst Viktor I., wofür er vom hl. Irenäus ermahnt wurde.
In der römisch-katholischen Kirche stammt die erste bekannte Verbindung des Titels „Papst“ mit dem Bischof von Rom aus der Zeit des Marcellinus († 304), der in der Grabinschrift des Diakons Severus so bezeichnet wird. Bischof Siricius von Rom (385–399) bezeichnet sich als Erster als papa, als ausschließliche Amtsbezeichnung für den Bischof von Rom wird der Begriff von Gregor I. (590-604) gesetzlich festgeschrieben.
Vorher (ab dem 3. Jahrhundert) war es eine Ehrenbezeichnung für Bischöfe, Patriarchen und Äbte vor allem im Orient – da die koptische Kirche bereits seit dem Konzil von Chalcedon 451 (vor Gregor) nicht mehr zur gleichen Kirche wie die lateinische gehört, führt ihr Oberhaupt ebenfalls den Titel Papst (siehe Liste der koptischen Päpste).
In den Anfangszeiten des Christentums entstanden zahlreiche Bistümer, die von Bischöfen als oberste Priester regiert wurden. Im 4. und 5. Jahrhundert wurden fünf Bischöfe besondere Rechte zuerkannt. Diese wurden von Kaiser Justinian I. als Patriarchen bezeichnet. Leo I. (Bischof von Rom 440 bis 461) wurde der erste Patriarch von Rom und seitdem führt der römische Papst die Bezeichnung „Pontifex Maximus“, die bis zu Kaiser Gratian der römische Kaiser als oberster römischer Priester trug (mögliche Etymologien unter anderem: Oberster Brückenbauer oder Pfadbahner). Er sieht sich seit dem als Stellvertreter Petri. Der Papst war damit der mächtigste Kirchenfürst des Abendlandes.
Mittelalter
Während des Langobardeneinfalls 754 und 756 in Italien rief Papst Stephan II. den fränkischen König Pippin III. zur Hilfe. Nach dem Sieg über die Langobarden erhielt Stephan von Pippin ein Gebiet, welches die Grundlage des Kirchenstaates werden sollte. Diese Pippinische Schenkung wurde von Karl dem Großen bestätigt. Dieser wurde daraufhin von Papst Leo III. zum Kaiser gekrönt. Seitdem ist es einzig und allein dem Papst vorbehalten, den römischen Kaiser zu krönen.
1054 kam es durch einen Streit zwischen Päpsten und Kaisern zur sogenannten Kirchenspaltung. Es kam zur Teilung der Kirche in die römisch-katholische und die griechisch-orthodoxe Kirche. Die Patriarchen auf beiden Seiten exkommunizierten sich gegenseitig. Doch auch in Westeuropa selbst kam es zu Streitigkeiten, wie z. B. zwischen Papst Gregor VII. und dem deutschen König und späteren Kaiser Heinrich IV.. Es ging um eine Uneinigkeit bezüglich der Einsetzung von Bischöfen. Nach der Exkommunikation Heinrichs folgte ein Krieg, den man heute als Investiturstreit bezeichnet. Dieser sollte fast ein halbes Jahrhundert andauern, bis Heinrichs gleichnamiger Sohn und Papst Kalixt II. das Wormser Konkordat schlossen, welches allein dem Papst das Recht der Investitur zugestand. Der Kaiser durfte nur im Falle einer Uneinigkeit von seinem Entscheidungsrecht Gebrauch machen.
Der Frieden zwischen Päpsten und Kaisern war damit aber noch lange nicht gesichert. In den nächsten beiden Jahrhunderten kam es zu weiteren kriegerischen Auseinandersetzungen. Nachdem nach Heinrich VI. Tod 1197 brach in Deutschland ein politisches Chaos aus. Währenddessen wurde Innozenz III. Papst und mischte sich in die Belange des Deutschen Reiches ein und setzte Friedrich II., einen Sohn Heinrichs, auf den Thron. Innozenz war auch der erste Papst, der sich als Stellvertreter Christi auf Erden bezeichnete. Das Papstum kam unter ihm zu seiner größten Machtentfaltung. Nach seinem Tod sollte der Krieg zwischen Kaisern und Päpsten jedoch erneut ausbrechen und endete mit der Ausrottung des Geschlechts der Staufer.
Im ganzen Mittelalter ergab sich des Öfteren die Situation, dass es mehrere Päpste gleichzeitig gab, da zu Lebzeiten eines bereits kanonisch gewählten Papstes ein Gegenpapst erhoben wurde. Dazu kam es, weil sich zum Beispiel das Kardinalskollegium spaltete, der Kaiser oder stadtrömische Adelsfamilien in die Papstwahl eingriffen. Solche Eingriffe sind inzwischen unter Androhung der Exkommunikation verboten. Außerdem kam es im 14. Jahrhundert zur Verlegung der Residenz nach Avignon und zum großen Schisma (siehe Avignonesisches Papsttum und Abendländisches Schisma). Den Standort hatte der Papst deswegen ausgewählt, weil er es dank Philipp IV. geworden war. Letzterer nutzte die Situation aus, um hohe Kirchenämtern mit Franzosen zu besetzen und den Templerorden auszurotten. Bis 1377 blieben alle nachfolgenden Päpste im französischen Exil. Erst Gregor XI. kehrte nach Rom zurück. Nachdem dieser gestorben war, kam es zu einem Streit zwischen Urban VI. und Klemens VII. Beide erkannten sich gegenseitig nicht als Papst an. Es kam zum Abendländischen Schisma, welches in einem Konzil im Jahr 1409 beendet werden sollte. Beide Päpste wurden abgesetzt und durch einen dritten ersetzt. Allerdings ging dieser Plan nicht auf. Erst das Konstanzer Konzil (1414–1418 beendete die Misere. Alle drei Päpste wurden abgesetzt und Martin V. wurde neues Kirchenoberhaupt.
In den folgenden Jahren versuchten immer mehr Kirchenobere Reformen innerhalb der Kirche durchzuführen. Unter Ihnen waren Erasmus von Rotterdam, Ulrich Zwingli, Johannes Calvin und Martin Luther. Diese Reformversuche führten zu einigen Glaubenskriegen, da sie von den Päpsten keine Unterstützung erhielten. Letzten Endes führten diese Kriege zu einer weiteren Spaltung der Kirche in die römisch-katholische Kirche und die protestantische Kirche.
Neuzeit
In der Neuzeit wandten sich immer mehr Menschen von der Kirche ab. Damit verlor das Papsttum an politischem Einfluss.
Literatur
- Ehlers, Müller, Schneidmüller: Die französischen Könige des Mittelalters (1996)
- Horst Fuhrmann: Die Päpste, München: C. H. Beck, 2004, ISBN 3406510973
- Manfred Höfe: Die Kaiser und Könige der Deutschen (1994)
- John Julius Nowich: Byzanz (2000)
- Ludwig von Pastor: Geschichte der Päpste seit dem Ausgang des Mittelalters (16 Bde. 1886-1930) (über die Päpste von 1417 bis 1799)
- Volker Reinhardt: Die großen Familien Italiens (1992)
- Vera Schauber, Hans Michael Schindler: Die Heiligen (1985)
- Hermann Schreiber: Geschichte der Päpste (1995)