Synodaler Weg

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Der Synodale Weg (von griechisch σύνοδος 'sýnodos' "gemeinsamer Weg") ist ein Gesprächsformat für eine strukturierte Debatte innerhalb der römisch-katholischen Kirche in Deutschland. Er soll der Aufarbeitung von Fragen dienen, die sich im Herbst 2018 nach der Veröffentlichung der MHG-Studie über sexuellen Missbrauch in der Kirche ergeben haben. Die Deutsche Bischofskonferenz und das Zentralkomitee der deutschen Katholiken tragen gemeinsam die Verantwortung für den Gesprächsprozess, der am 1. Dezember 2019 eröffnet wurde und zunächst auf zwei Jahre angelegt war.

Vorgeschichte

Am 25. September 2018 wurden die Forschungsergebnisse der MHG-Studie bei der Herbst-Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz in Fulda vorgestellt.<ref>Pressemeldung der Deutschen Bischofskonferenz vom September 2018 (Stand: 10. Januar 2019).</ref> Unter dem Eindruck der Studie beschlossen die Bischöfe bei ihrer Frühjahrs-Vollversammlung im März 2019 im Ludwig-Windthorst-Haus in Lingen/Ems einstimmig,<ref>[https://www.katholisch.de/artikel/21215-so-koennte-der-synodale-weg-der-bischoefe-aussehen katholisch.de: "So könnte der „synodale Weg“ der Bischöfe aussehen", 18. November 2019</ref> mit dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken gemeinsam als Kirche in Deutschland einen verbindlichen Synodalen Weg zu gehen, um folgende drei Themenbereiche zu klären und damit verlorenes Vertrauen bei den Gläubigen zurückzugewinnen:

  • Das Vertrauen der Menschen wurde durch klerikalen Machtmissbrauch verraten; es sei nötig, Wege zum Machtabbau in der Kirche zu finden;
  • die Lebensform der Bischöfe und Priester erfordere Änderungen, um die innere Freiheit aus dem Glauben und die Orientierung am Vorbild Jesu Christi zu zeigen;
  • die Sexualmoral der Kirche habe entscheidende Erkenntnisse aus Theologie und Humanwissenschaften noch nicht rezipiert; Vertreter der Kirche seien oft nicht sprachfähig in entsprechenden Fragen; die Moralverkündigung der Kirche gebe der Mehrheit der Getauften keine Orientierung.<ref>Der Synodale Weg, abgerufen am 26. September 2019</ref>

Auf Anregung des Zentralkomitees wurde ein zusätzliches viertes Forum zum Themenbereich „Rolle der Frauen in der Kirche“ beschlossen.<ref>Deutsche Bischofskonferenz, Pressemeldung: Synodaler Weg der katholischen Kirche in Deutschland, 5. Juli 2019</ref>

Am 29. Juni 2019 schrieb Papst Franziskus einen Brief „an das pilgernde Volk Gottes in Deutschland“, in dem er speziell auf den Synodalen Weg Bezug nahm. Dabei ermutigte er die Katholiken in Deutschland zu Reformen, warnte aber gleichzeitig, es dürfe nicht um eine Anpassung an den Zeitgeist und um rein strukturelle Fragen gehen.<ref>[www.vaticannews.va/de/papst/news/2019-06/papstbrief-synodaler-weg-deutschland-franziskus-mahnung.html Vatican News: Papstbrief: Ermutigung und Mahnung zum synodalen Weg, 29. Juni 2019]</ref> Der Papstbrief wurde in Deutschland verschieden ausgelegt. Für Generalvikar Michael Fuchs aus dem Bistum Regensburg stellte Papst Franziskus damit den ganzen bisherigen Plan des Synodalen Weges in Frage: „Sicher kann es nach diesem Brief des Papstes kein ‚Weiter so‘ geben, weder in Inhalt noch in Form. Eigentlich drängt der Brief auf eine komplette Neufassung eines solchen Prozesses, der auf Evangelisierung und geistliche Erneuerung ausgerichtet sein soll.“<ref>Die Tagespost: Bistum Regensburg: Es kann kein "Weiter so" geben, 29. Juni 2019</ref> Ganz anders lasen der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, und Thomas Sternberg, Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, den Papstbrief. In einer gemeinsamen Pressemitteilung erklärten sie: „Wir danken dem Heiligen Vater für seine orientierenden und ermutigenden Worte und sehen uns als Bischöfe und Laienvertreter eingeladen, den angestoßenen Prozess in diesem Sinn weiter zu gehen.“<ref>Deutsche Bischofskonferenz: Papst Franziskus schreibt Brief an das „pilgernde Volk Gottes in Deutschland“, 13. November 2019</ref>

Als Folge auf den Brief von Papst Franziskus brachten Bischof Rudolf Voderholzer vom Bistum Regensburg und Rainer Maria Kardinal Woelki vom Erzbistum Köln am 19. August 2019 beim Ständigen Rat der DBK einen alternativen Satzungsentwurf in die Diskussion ein. Er wurde eingehend diskutiert und mit 21 zu 3 Stimmen (bei 3 Enthaltungen) abgelehnt.<ref>Vorlage:Webarchiv, Zugriff am 13. November 2019.</ref> Der Alternativentwurf hatte sieben (statt vier) Themenschwerpunkte vorgesehen, nämlich: Sexueller Missbrauch, Sendung der Laien im Dienst der Evangelisierung, Jugendkatechese, Ehe- und Familienpastoral, Berufungspastoral, Theologie und Religionsunterricht im Dienst der Evangelisierung sowie Spiritualität und Evangelisierung.<ref>Vorlage:Internetquelle</ref>

Anfang September wurde ein Brief von Marc Kardinal Ouellet bekannt, der mit Datum vom 4. September 2019 an Reinhard Kardinal Marx adressiert war. Der Kurienkardinal schrieb, die geplanten Themen des Synodalen Weges könnten „mit wenigen Ausnahmen nicht Gegenstand von Beschlüssen und Entscheidungen einer Teilkirche sein, ohne gegen die Einschätzung des Heiligen Vaters zu verstoßen.“<ref>Vatikan hat Vorbehalte gegen „Synodalen Weg“ in Deutschland, katholisch.de.</ref> Ferner gab er kritisch zu bedenken, unter dem Begriff des Synodalen Wegs verberge sich in Wahrheit ein sogenanntes Partikularkonzil, das kirchenrechtlich nur mit ausdrücklicher Zustimmung von Rom durchgeführt werden könne und dessen Ergebnisse der Prüfung und Anerkennung durch den Papst bedürften. Kardinal Marx wies die Vorwürfe entschieden zurück. Sie bezögen sich auf frühere Satzungsentwürfe zum Synodalen Weg, die bereits überholt seien. Der Synodale Weg sei „ein Prozess eigener Art“ und könne daher nicht an den kirchenrechtlichen Vorgaben für Partikularkonzilien gemessen werden.<ref>Kardinal Marx weist Kritik aus Rom zurück, domradio.de</ref> Anders als ein Partikularkonzil bedarf in Fragen der Themensetzung und der Auswahl der Teilnehmenden der Synodale Weg keiner Zustimmung durch den Heiligen Stuhl. Auf diese Weise können bei den Gesprächen und Entscheidungen Laien als vollstimmberechtigte Mitglieder mitwirken und Themenschwerpunkte flexibel gestaltet werden.<ref>ZdK - Zentralkomitee der deutschen Katholiken: Über uns. Unsere Arbeit. Synodaler Weg.</ref>

Die erweiterte Gemeinsame Konferenz von Vertretern der Deutschen Bischofskonferenz und des Zentralkomitees der deutschen Katholiken erörterte am 13. und 14. September 2019 in Fulda verschiedene Fragen, die den Synodalen Weg betreffen. Dabei veröffentlichte jedes der vier bereits installierten vorbereitenden Foren ein Arbeitspapier über den aktuellen inhaltlichen Diskussionsstand.

Am 25. September 2019 wurde nach intensiver Beratung die Satzung des Synodalen Weges durch einen Beschluss der Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz mit 51 zu 12 Stimmen angenommen (bei einer Enthaltung). Am 18. Oktober 2019 stimmte auch der Hauptausschuss des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) der Satzung zu.<ref>Deutsche Bischofskonferenz: Der Synodale Weg [1]</ref>

Der Synodale Weg ist innerhalb der katholischen Kirche in Deutschland nicht unumstritten; einige Bischöfe hatten sich kritisch zum geplanten Vorhaben geäußert. Bischof Konrad Zdarsa von Augsburg (seit Juli 2019 emeritiert) betonte im Mai 2019, kurz vor dem Ende seiner Amtszeit, er halte den Begriff eines Synodalen Weges für „Unsinn“ und einen „Etikettenschwindel“.<ref>Bischof Zdarsa trägt „Synodalen Weg“ nicht mit, Zugriff: 12. November 2019.</ref> Kardinal Woelki meinte Anfang September, im Synodalen Weg ein Spaltungsrisiko zu erkennen.<ref>Kardinal Woelki sieht im „synodalen Weg“ ein Spaltungsrisiko – Warnung vor deutschem Sonderweg, domradio.de, 4. Sepotember 2019.</ref> Nach Bischof Voderholzer seien die Weichen für den Synodalen Weg falsch gestellt; er befürchte, dass „durch das Wecken von bestimmten Erwartungen und Hoffnungen nur noch mehr Frustration erzeugt wird.“<ref>A. C. Wimmer: Voderholzer: Die Weichen für den „Synodalen Weg“ sind falsch gestellt worden, de.catholicnewsagency.com [2]</ref>

Insgesamt überwiegen jedoch die Befürworter für den Synodalen Weg bei weitem. Anfang November 2019 ermutigten zehn deutsche Generalvikare in einem gemeinsamen Brief die Bischofskonferenz und das Zentralkomitee ausdrücklich bei der Durchführung des Weges, da sie eine „grundlegende Reform der Kirche in Deutschland für dringend notwendig, ja für essentiell“ hielten; am Ende des Synodalen Weges müssten verbindliche Entscheidungen stehen.<ref>„Synodaler Weg“: Zehn Generalvikare schreiben Marx und Sternberg, katholisch.de.</ref> Der Generalsekretär des Zentralkomitees, Stefan Vesper erklärte im Interview zum Spannungsverhältnis zwischen deutscher Kirche und Weltkirche: „Niemand in Deutschland will sich aus dieser Weltkirche ausklinken. Man muss aber für deutsche Fragestellungen auch Lösungen in Deutschland finden können.“<ref>ZdK-Generalsekretär Vesper zum Synodalen Weg: „Wir sind nicht die Musterknaben der Weltkirche.“ domradio.de, 30. November 2019.</ref>

Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken beschloss in der Vollversammlung am 22. November 2019 in Bonn mit großer Mehrheit, bei 17 Gegenstimmen und fünf Enthaltungen, mit der Deutschen Bischofskonferenz den Synodalen Weg zu gehen.<ref>Tag des Herrn. Katholische Wochenzeitung für das Erzbistum Berlin, 1. Dezember 2019, S. 2.</ref>

Satzung und Struktur

Die Deutsche Bischofskonferenz hatte im März 2019 beschlossen, sich mit dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken auf den „Synodalen Weg“ zu begeben. Dieser „ist kein (kirchenrechtlich) definiertes Format, sondern eigener Art (sui generis)“. Eine Synode im Sinne des Kirchenrechts („Partikularkonzil“, can. 439 CIC) muss vom Apostolischen Stuhl genehmigt werden. Stimmrecht haben dort nur die Bischöfe. Auch erfordere das Genehmigungsverfahren einer regulären Synode ein längerfristiges Verfahren, das, so die Verantwortlichen des Synodalen Weges, das notwendige Tempo bei der Behandlung der anstehenden Fragen zu sehr verlangsame.<ref>Fragen und Antworten zum Synodalen WegWarum wurde ein Synodaler Weg beschlossen und keine Synode? auf synodalerweg.de.</ref>

Die Struktur des Synodalen Weges ist in der Satzung des Synodalen Weges festgelegt.<ref>Satzung des Synodalen Weges.</ref> Darin sind vier Themenschwerpunkte für den Gesprächsprozess verankert:

  1. Macht und Gewaltenteilung in der Kirche – Gemeinsame Teilnahme und Teilhabe am Sendungsauftrag
  2. Priesterliche Existenz heute
  3. Frauen in Diensten und Ämtern in der Kirche
  4. Leben in gelingenden Beziehungen – Liebe leben in Sexualität und Partnerschaft

Als Zielsetzung des Synodalen Weges formuliert die Satzung:

"Als getaufte Frauen und Männer sind wir berufen, die „Güte und Menschenfreundlichkeit Gottes“ (Tit 4,4) in Wort und Tat zu verkündigen, so dass Menschen die Frohe Botschaft in Freiheit hören und annehmen können. Wir wollen auf dem Synodalen Weg die Voraussetzungen dafür verbessern, dass wir diese Aufgabe glaubwürdig erfüllen können." (Satzung des Synodalen Weges, Präambel).

Der Synodale Weg verfügt über folgende Organe:<ref>dbk.de: Satzung Synodaler Weg, Artikel 2 bis 7.</ref>

Synodalversammlung

Die Synodalversammlung setzt sich zusammen aus den Mitgliedern der Deutschen Bischofskonferenz (69 Mitglieder) und 69 Mitgliedern des Zentralkomitees der deutschen Katholiken. Dazu kommen Vertreter verschiedener innerkirchlicher Gruppierungen, nämlich der Orden (10), der diözesanen Priesterräte (27), der Jugendlichen (15), der ständigen Diakone (4), der Pastoral- und Gemeindereferenten (je 4), des Katholisch-Theologischen Fakultätentages (3), der Neuen Geistlichen Gemeinschaften (3) und der Generalvikare (2). Zudem werden bis zu 20 weitere katholische Männer und Frauen als Mitglieder berufen, die zu gleichen Teilen von der Bischofskonferenz und dem Zentralkomitee unter Berücksichtigung auch weiterer Berufsgruppen benannt werden. Insgesamt hat die Synodalversammlung über 200 Mitglieder.

Als Beobachter mit Rederecht werden eingeladen: der Apostolische Nuntius und jeweils ein Vertreter der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland (ACK), der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), der Orthodoxen Bischofskonferenz in Deutschland (OBKD), des Rates der europäischen Bischofskonferenzen (CCEE), der Bischofskonferenzen der Nachbarländer, der Laiendachorganisationen der Nachbarländer und weitere Gäste nach Entscheidung des Synodalpräsidiums. Die Sitzungen der Synodalversammlung sind medienöffentlich.

Eine Geistliche Begleiterin und ein Geistlicher Begleiter geben spirituelle Impulse und sorgen für eine geistliche Reflexion der Arbeit der Synodalversammlung.

Synodalpräsidium

Das Synodalpräsidium wird gebildet von dem Vorsitzenden und dem stellvertretenden Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, der Präsidentin oder dem Präsidenten des Zentralkomitees der deutschen Katholiken und einer Vize-Präsidentin oder einem Vize-Präsidenten des Zentralkomitees. Präsidenten des Synodalen Weges sind der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz und die Präsidentin oder der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken.

Zum erweiterten Synodalpräsidium, das die inhaltliche Arbeit koordiniert und die Tagesordnungen der Synodalversammlungen beschließt, gehören zusätzlich jeweils die beiden Vorsitzenden der Synodalforen an. Die Geistliche Begleiterin und der Geistliche Begleiter sind ständige Gäste im erweiterten Synodalpräsidium.

Das Präsidium bilden Georg Bätzing (Bischof von Limburg und Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz), Irme Stetter-Karp (Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken), Franz-Josef Bode (Bischof von Osnabrück und stellvertretender Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz) und Thomas Söding (Vizepräsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken).<ref>synodalerweg.de: Synodalpräsidium, abgerufen am 3. Februar 2022.</ref>

Rechtswirksamkeit

"Beschlüsse der Synodalversammlung entfalten von sich aus keine Rechtswirkung. Die Vollmacht der Bischofskonferenz und der einzelnen Diözesanbischöfe, im Rahmen ihrer jeweiligen Zuständigkeit Rechtsnormen zu erlassen und ihr Lehramt auszuüben, bleibt durch die Beschlüsse unberührt." (Satzung des Synodalen Weges, Artikel 11, Absatz 5)

Somit können sich jeder Diözesanbischof und die Deutsche Bischofskonferenz Beschlüsse zu eigen machen und umsetzen, wenn sie eine Thematik betreffen, deren rechtliche Regelung auf partikularkirchlicher Ebene in ihre jeweilige Zuständigkeit und Kompetenz fällt. Über die Umsetzung von Beschlüssen, die eine weltkirchliche Relevanz entfalten, entscheidet der Apostolische Stuhl. Fragen, die die Weltkirche betreffen und nicht nur ein Bistum oder die Gemeinschaft der deutschen Bistümer, müssen in den überdiözesanen Kontext gestellt und beantwortet werden. Entsprechende Beschlüsse der Synodalversammlung müssen als Votum der Kirche in Deutschland an Rom gerichtet werden.<ref>dbk.de: faq-synodaler-weg.</ref>

Synodalforen

Der Synodale Weg hat vier Synodalforen zu den vier Themenschwerpunkten eingerichtet, denen jeweils 30 Personen angehören. In den Synodalforen werden die Synodalversammlungen vorbereitet.<ref name="synodalforen">Synodalforen, auf synodalerweg.de.</ref>

Synodalforum 1 – „Macht und Gewaltenteilung in der Kirche – Gemeinsame Teilnahme und Teilhabe am Sendungsauftrag“

Vom Synodalen Weg wird die Thematik dieses Forums wie folgt beschrieben: „Das Forum fragt, wie mit der Macht in der Kirche umgegangen wird. Was muss getan werden, um Machtabbau und eine Verteilung von Macht zu erreichen? Dazu ist eine kritische Selbstbesinnung auf die Bedingungen des Machtmissbrauchs unerlässlich. Außerdem sollen Ansätze, Prozesse und Strukturen einer nachhaltigen Erneuerung erörtert werden, wozu auch der Aufbau von Verwaltungsgerichten gehört. Zentrale Fragen im Forum werden sein: Wie ist in der Kirche Macht zu verstehen und auszuüben, wie zu organisieren, zu begrenzen und zu kontrollieren? Wie ist sie theologisch zu verantworten? Welche Rahmenbedingungen und welche Strukturen begünstigen Machtmissbrauch, welche werden zum Kampf gegen Machtmissbrauch benötigt?“

Synodalforum 2 – „Priesterliche Existenz heute“

Thematik des Forums: „Das Forum fragt, wie die priesterliche Existenz und das Amt des Priesters in Zukunft aussehen, im Lichte der Tradition der Kirche, aber auch unter veränderten Rahmenbedingungen. Dazu gehört auch die Frage, welche Ämter und Lebensformen der Sendung der Kirche in der Welt dienen. Der Zölibat wird als Ausdruck der persönlichen Beziehung zu Jesus Christus hoch geschätzt. Wie weit er zum Zeugnis des Priesters in der Kirche gehören muss, wird diskutiert werden.“ Wegen der Corona-Pandemie traf sich das Forum erstmals erst am 14. Juli 2020 und wählte zu seinen Vorsitzenden den Bischof von Münster, Felix Genn, und den Geschäftsführer des Katholischen Verbandes für soziale Dienste in Deutschland (SKM), Stephan Buttgereit. Zu geistlichen Begleiterinnen wurden Ursula Becker und die Vorsitzende der Deutschen Ordensobernkonferenz, Katharina Kluitmann OSF, gewählt.<ref>katholisch.de: Synodalforum "Priesterliche Existenz heute" erstmals zusammengekommen, 14. Juli 2020 [3]</ref>

Synodalforum 3 – „Frauen in Diensten und Ämtern in der Kirche“

Der Synodale Weg nennt als Ziel des Forums: „Das Forum beleuchtet die Rolle der Frau in der Kirche. Mit dem Synodalen Weg geht es um die Frage, wie die Relevanz von Glaube und Kirche wieder in die gesellschaftliche Debatte eingebracht und gleichzeitig Antworten auf innerkirchliche Fragen gegeben werden können. Das geht nur in einer Gemeinsamkeit von Frauen und Männern in der Kirche, was sich bereits jetzt an vielen engagierten Frauen in Leitungsfunktionen im kirchlichen Bereich zeigt.“ Im Forum wurden als Vorsitzende ZdK-Mitglied Dorothea Sattler (Münster) und Bischof Franz-Josef Bode (Bistum Osnabrück) gewählt<ref>https://www.synodalerweg.de/service/aktuelles/meldung/erste-synodalforen-haben-getagt/detail/</ref>. Zugleich wurden drei Arbeitsgruppen gebildet: AG 1: Partizipation von Frauen an Ämtern und Diensten unter den gegenwärtigen Bedingungen des Kirchenrechts. Gestaltungsräume und Perspektiven; AG 2: Geschlechteranthropologie und Genderfragen; AG 3: Theologische Argumentation im Blick auf die Teilhabe von Frauen am sakramentalen Ordo (Diakonat und weitere Ämter).

Synodalforum 4 – „Leben in gelingenden Beziehungen – Liebe leben in Sexualität und Partnerschaft“

Thema der Beratungen ist nach den Angaben des Synodalen Weges: „Das Forum behandelt Fragen der Sexualmoral der Kirche, die immer weniger Zuspruch und Akzeptanz finden. Dabei geht es auch um eine stärkere Berücksichtigung der Erkenntnisse aus Theologie und Humanwissenschaften. Dazu gehört, dass die personale Bedeutung der Sexualität kaum Beachtung findet. Das Resultat: Die Moralverkündigung gibt der überwiegenden Mehrheit der Getauften keine Orientierung.“

Bei der ersten Sitzung des Forums wurden als Vorsitzende gemäß der Satzung und der Geschäftsordnung des Synodalen Weges ZdK-Mitglied Birgit Mock (Bonn) und Bischof Georg Bätzing (Bistum Limburg) gewählt.<ref>https://www.synodalerweg.de/service/aktuelles/meldung/erste-synodalforen-haben-getagt/detail/</ref> Nachdem Georg Bätzing im März 2020 zum Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz gewählt worden war, wählte das Synodalforum im Mai 2020 den Aachener Bischof Helmut Dieser zum Co-Vorsitzenden.<ref>katholisch.de: Synodaler Weg: Bätzing nicht mehr Vorsitzender von Synodalforum, 19. Mai 2020 online</ref>

Der Kölner Weihbischof Dominikus Schwaderlapp zog sich am 28. Mai 2020 aus dem Forum zurück, da die dort mehrheitlich verfolgte Linie auf eine Veränderung der kirchlichen Sexualmoral abziele und dieser Weg nicht der seine sei.<ref>katholisch.de: Kölner Weihbischof Schwaderlapp steigt aus Synodalforum aus, 28. Mai 2020.</ref>

Zeitlicher Ablauf des Synodalen Weges

Die offizielle Eröffnung des Synodalen Weges, der zunächst auf zwei Jahre angelegt war, fand am ersten Adventssonntag, dem 1. Dezember 2019, statt. Im Rahmen eines Gottesdienstes entzündeten Kardinal Reinhard Marx und Karin Kortmann vom Präsidium des Synodalen Weges im Liebfrauendom in München eine „Synodalkerze“. Auch in anderen Domkirchen in Deutschland brennen seit diesem Tag Synodalkerzen.<ref>Deutsche Bischofskonferenz: Synodaler Weg der Kirche in Deutschland startet.</ref>

Das Zentralkomitee wählte seine Vertreter in einer Vollversammlung Ende November 2019, das ZdK-Präsidium benennt weitere zehn Einzelpersonen. Der BDKJ rief zu Online-Bewerbungen für die 15 Plätze für junge Menschen unter 30 Jahren auf, die er besetzen kann. Die Synodalversammlung bestimmte in ihrer ersten Sitzung die jeweils 30 Angehörigen der vier inhaltlich-thematischen Foren.<ref>Michael Kinnen: Wer wählte die Vertreter der Laien aus? In: Tag des Herrn Nr. 49 (8. Dezember 2019), S. 6.</ref>

Von den im Dezember 2019 namentlich bekannten 227 Mitgliedern der Synodalversammlung sind 66 weiblich, eines divers und 160 männlich.<ref>domradio.de: Mitglieder des Synodalen Wegs veröffentlicht. Viele bekannte Namen dabei. 13. Dezember 2019.</ref>

Tagungsort aller Synodalversammlungen sollte zunächst der Kaiserdom St. Bartholomäus in Frankfurt am Main sein; wegen nicht abgeschlossener Bauarbeiten im südlichen Querschiff des Domes wurde der Sitzungsteil der ersten Synodalversammlung am geplanten Termin ins nahegelegene evangelische Dominikanerkloster Frankfurt am Main verlegt.<ref>synodalerweg.de: Synodalversammlung.</ref> Wegen der Corona-Pandemie fanden anstelle der für den September 2020 geplanten zweiten Versammlung am Freitag, 4. September 2020 fünf Regionenkonferenzen statt.<ref>Tag des Herrn, 7. Juni 2020, S. 2.</ref> Die zweite Synodalversammlung fand vom 30. September bis zum 1. Oktober 2021 Corona-bedingt in Räumen der Messe Frankfurt statt. Die dritte Synodalversammlung fand vom 3. bis zum 5. Februar 2022 am gleichen Ort statt, ebenfalls die vierte vom 8. bis zum 10. September 2022. Da bereits bei der Zweiten Synodalversammlung deutlich wurde, dass mehr Beratungszeit erforderlich sein wird, wurde eine fünfte Synodalversammlung angekündigt.<ref>Deutsche Bischofskonferenz: Zweite Synodalversammlung des Synodalen Weges in Frankfurt am Main beendet.</ref> Diese fand vom 9. bis 11. März 2023 statt.

Gemäß der Satzung des Synodalen Wegs tritt die Synodalversammlung drei Jahre nach ihrer letzten Synodalversammlung noch einmal zusammen, um die Umsetzung der Ergebnisse zu evaluieren. Das wird im März 2026 sein.<ref>Felix Neumann: Beschlüsse, offene Enden und Hindernisse: Wo steht der Synodale Weg? katholisch.de, 14. März 2023 [4]</ref>

Begleitung durch Medien und Öffentlichkeit

Kardinal Marx und Präsident Sternberg riefen in einem Schreiben an die Katholiken in Deutschland vom 1. Dezember 2019 kirchlich engagierte wie auch suchende und zweifelnde Menschen dazu auf, den Synodalen Weg durch Stellungnahme und Gebet zu begleiten.<ref>Tag des Herrn. Katholische Wochenzeitung für das Erzbistum Berlin, 1. Dezember 2019, S. 2.</ref>

Bereits die Vorbereitungen des Synodalen Weges wurden von den Medien aufmerksam verfolgt. 13 Pressesprecher von katholischen Bistümern und Institutionen haben ausdrücklich eine „kritische Begleitung“ des Synodalen Wegs durch die Medien gefordert.<ref>Bistumssprecher für kritische Begleitung des Synodalen Wegs, Vatican News, 27. November 2019.</ref>

Die dem Synodalen Weg schon im Vorfeld skeptisch gegenüberstehende<ref>Martin Spilker: «Wenn wir nicht bei der Botschaft des Herrn bleiben, sterben wir aus», Kath.ch, 12. April 2019.</ref><ref>Andreas Öhler: "Ein neues Lied, ein bessres Lied", Die Zeit, 10. Januar 2020.</ref><ref>Regina Einig: Synodaler Weg: Ein deutscher Spaltpilz, Die Tagespost, 6. Februar 2020.</ref> konservative katholische Wochenzeitung Die Tagespost hat unter dem Titel welt&kirche eine eigene Beilage zur Begleitung des Synodalen Wegs konzipiert, die während der Dauer des Gesprächsprozesses alle zwei Monate Themen und Ergebnisse der Veranstaltungen „kritisch in den Blick nehmen“ möchte, wobei der Maßstab der Zeitung „der überlieferte Glaube“ sein soll.<ref>Aktuelle Beilage Die Tagespost (die-tagespost.de)
"Tagespost" startet mit Sonderbeilagen, domradio.de, 28. November 2019.</ref> Koordiniert wird die 16-seitige Beilage von einem theologischen Beirat, dem die Philosophin Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz, die Dogmatiker Karl-Heinz Menke und Christoph Binninger sowie der Kirchenrechtler Christoph Ohly angehören.<ref>"Neue Beilage zur Tagespost", in: Die Tagespost, 28. November 2019, S. 22.</ref>

Das domradio des Erzbistums Köln überträgt umfangreich vom Synodalen Weg, so live im Web-TV Gottesdienste und Beratungen und einem begleitenden „Synodalen Blog“, ferner dokumentiert es in einer Mediathek und Bildergalerie Gottesdienste, Redebeiträge und Stellungnahmen.<ref>domradio.de: Blog Synodaler Weg. Der synodale Blog, 1. Februar 2020.</ref>

Ein Live-Stream wird bei den Synodalversammlungen in deutscher und englischer Sprache unter auf der Website angeboten.<ref>Livestream, auf synodalerweg.de, abgerufen am 11. Februar 2022</ref>

Synodalversammlungen

Erste Synodalversammlung (Januar/Februar 2020)

Die erste Synodalversammlung fand vom 30. Januar bis zum 1. Februar 2020 in Frankfurt statt. Sie begann mit der heiligen Messe und der anschließenden Eröffnung im St.-Bartholomäus-Dom, bei der auch sechs Teilnehmer in unterschiedlichen kirchlichen Funktionen persönliche Zeugnisse vortrugen. Der Sitzungsteil war wegen nicht abgeschlossener Bauarbeiten im südlichen Querschiff des Domes ins nahegelegene evangelische Dominikanerkloster verlegt worden. Es nahmen die rund 230 Mitglieder der Synodalversammlung sowie der Apostolische Nuntius und 25 Beobachter aus verschiedenen Institutionen und dem benachbarten Ausland teil. Die Sitzordnung erfolgte nach dem Alphabet und nicht nach hierarchischen Gesichtspunkten, was Karin Kortmann, Mitglied des Präsidiums, als gewollte Irritation bezeichnete.<ref>Tag des Herrn, 70. Jahrgang, Nr. 6, 9. Februar 2020.</ref> Im Mittelpunkt der Beratungen standen die Konstituierung der Synodalversammlung und die Verabschiedung der Geschäftsordnung, die als Option vorsieht, dass auf Antrag für einzelne Beschlüsse eine Zweidrittelmehrheit der Stimmen der weiblichen Synodalmitglieder notwendig sein kann; die Satzung des Synodalen Weges sieht eine Zweidrittelmehrheit der Bischöfe für die Beschlüsse der Synodalversammlung vor.<ref>Claudia Nothelle: Nach der ersten Synodalversammlung: Das Fenster ist geöffnet, katholisch.de, 2. Februar 2020.</ref> Die Größe der vier Arbeitsgruppen, welche die inhaltlichen Vorarbeiten für die künftigen Beschlüsse der vier Synodalforen leisten werden,<ref>synodalerweg.de: Synodalversammlung.</ref> wurde auf je 35 Mitglieder der Synodalversammlung begrenzt.<ref>Kardinal Woelki: Synodalversammlung stellt Hierarchie infrage, katholisch.de, 1. Februar 2020.</ref> Die personelle Besetzung dieser Foren war zuerst als intransparent kritisiert worden und hatte laut Franz Jung, Bischof von Würzburg, „für Irritationen“ gesorgt; zuletzt erhielt sie jedoch eine breite Mehrheit. In einer inhaltlichen Orientierungsdebatte zu den Themen der vier Foren wurde unter anderem eine Öffnung der katholischen Sexuallehre gefordert, z. B. in Form einer moralischen Anerkennung alternativer Beziehungsformen, ebenso ein Überdenken des verpflichtenden Zölibats für Priester. Am Abschlusstag der ersten Synodalversammlung verzichtete man auf eine gemeinsame Eucharistiefeier und begann den Tag mit einer von Laien gestalteten Wortgottesfeier, bei der Frauen das Evangelium vortrugen und die Ansprache hielten.<ref>"Synodaler Weg": Würzburger Bischof zieht positives Fazit.</ref>

In einem Interview mit dem Domradio erklärte der Kölner Erzbischof Kardinal Rainer Maria Woelki, seine Befürchtungen seien eigentlich eingetreten: Ihn treibe die Sorge, dass „quasi ein protestantisches Kirchenparlament durch die Art der Verfasstheit und der Konstituierung dieser Veranstaltung implementiert“ werde. In Bezug auf die alphabetische Sitzplatzvergabe sprach er von „falscher Gleichmacherei“, die nichts mit dem zu tun habe, „was katholische Kirche ist und meint“; damit werde die vom Zweiten Vatikanischen Konzil bestätigte hierarchische Struktur der Kirche in Frage gestellt. Zudem habe bei der Synodalversammlung nicht jede Meinung Gehör gefunden.<ref>domradio.de: Kardinal Woelki übt Kritik an der ersten Synodalversammlung: "Alle meine Befürchtungen eingetreten", 1. Februar 2020.</ref> In einem Kommentar in der Kirchenzeitung Tag des Herrn wies der Journalist Ulrich Waschki darauf hin, die Krise der Kirche sei eine Glaubenskrise, aber zugleich eine Leitungskrise. Das kirchliche Amt müsse Macht und Kompetenzen abgeben, um Autorität zurückzugewinnen.<ref>Ulrich Waschki: Weniger Macht, mehr Autorität. In: Tag des Herrn, 70. Jahrgang, Nr. 6, 9. Februar 2020, S. 2.</ref>

Der frühere Bischof von Regensburg und emeritierte Präfekt der römischen Kongregation für die Glaubenslehre, Kardinal Gerhard Ludwig Müller, bezeichnete den angeblichen Beschluss der Synodalversammlung, ihre Entscheidungen seien gültig, auch wenn sie der katholischen Lehre widersprächen, als „suizidartigen Prozess“. Müller zog eine Parallele zum Ermächtigungsgesetz von 1933, mit dem der Reichstag der Regierung Adolf Hitlers eine pauschale legislative Befugnis erteilt hatte.<ref>Parallele zum Ermächtigungsgesetz. Kardinal Müller wagt drastischen Vergleich zum Synodalen Weg. domradio.de, 4. Februar 2020.</ref> Müller wurde anschließend wegen des Vergleichs scharf kritisiert. Bernd Hagenkord SJ, der geistliche Begleiter des Synodalen Wegs, nannte Müllers Vergleich „vergiftend“ und „zerstörerisch“.<ref>Scharfe Kritik auch aus dem Bistum Essen und vom ZdK. Bischof Jung: Kardinal Müllers Vergleich „sehr fehl am Platz“, katholisch.de, 5. Februar 2020.</ref>

Regionenkonferenzen statt zweiter Synodalversammlung (September 2020)

Wegen der Corona-Pandemie fanden anstelle der geplanten zweiten Synodalversammlung am Freitag, 4. September 2020 fünf Regionenkonferenzen mit maximal 50 Teilnehmern unter dem Motto „Fünf Orte – ein Weg“ statt, und zwar zeitgleich und mit gleichem Programm in Frankfurt am Main, Dortmund, Berlin, München und Ludwigshafen. Inhaltlicher Schwerpunkt waren am Vormittag die Auswirkungen der Pandemie, am Nachmittag gab es Aussprachen zu den Themen Frauen und Sexualität anhand von ersten Arbeitstexten, die von den Synodalforen „Frauen in Diensten und Ämtern in der Kirche“ und „Leben in gelingenden Beziehungen – Liebe leben in Sexualität und Partnerschaft“ vorgelegt wurden, aber nicht als Vorlagen im Sinne der Satzung verstanden werden können.<ref>domradio.de: Corona-Krise Thema auf den Regionenkonferenzen. „Sterben und Tod in die Mitte der Gesellschaft gerückt“, 4. September 2020.</ref><ref>synodalerweg.de: Pressemeldung 020: Regionenkonferenzen des Synodalen Weges, 4. September 2020.</ref>

Im Vorfeld der Regionenkonferenzen war der Arbeitstextentwurf des Synodalforums „Frauen in Diensten und Ämtern in der Kirche“ von Bischof Voderholzer kritisiert worden. Gegenstand der Kritik war die fehlende Abstimmungsmöglichkeit zu den Texten vor Beginn der Regionenkonferenzen. Ebenso wurde die theologische Argumentation kritisiert, die als einseitig und tendenziös aufgefasst wurde.<ref>Bischof Voderholzer protestiert gegen Textentwurf zum Synodalen Weg, katholisch.de.</ref>

Im Juli 2021 erklärte der Magdeburger Bischof Gerhard Feige, der Synodale Weg sei wichtig für die Ökumene und habe großes Potenzial.<ref>Katholisch.de: Bischof Feige: Reformprozesse in der Kirche wichtig für Ökumene, Juli 2021</ref>

Zweite Synodalversammlung (September/Oktober 2021)

Die Zweite Synodalversammlung fand vom 30. September bis 2. Oktober 2021 in Frankfurt am Main (Messe Frankfurt) statt. Dabei werden in erster Lesung vorbereiteter Texte (Grund- bzw. Handlungstexte) der vier Synodalforen behandelt. Aufgrund mangelnder Beschlussfähigkeit musste sie vorzeitig beendet werden und konnte nicht alle vorgelegten Texte behandeln.<ref>tagesschau.de: Synodaler Weg: Reformen angeschoben, Treffen abgebrochen, 14. Oktober 2021.</ref>

Im Dezember 2021 sprach sich Bischof Franz-Josef Bode vom Bistum Osnabrück für schrittweise und behutsame Reformen in der Kirche aus; mit Beharrlichkeit lasse sich mehr erreichen als mit erhobener Faust und Vehemenz.<ref>Domradio.de: Bischof Bode möchte Synodalen Weg schrittweise und behutsam gehen, Dezember 2021</ref> Im Januar 2022 zeigte sich Bischof Karl-Heinz Wiesemann vom Bistum Speyer zuversichtlich hinsichtlich der Reformforderungen des Synodalen Weges.<ref>Katholisch.de: Bischof Wiesemann schaut zuversichtlich auf den Synodalen Weg, Januar 2022</ref>

Dritte Synodalversammlung (3.–5. Februar 2022)

Die Dritte Synodalversammlung tagte vom 3.–5. Februar 2022 ebenfalls in der Messe Frankfurt. Im Vorfeld wurden die folgenden Beschlussvorlagen erstellt:

  1. Die Ordination von Frauen soll zugelassen werden.<ref>Synodaler Weg: Frauen im sakramentalen Amt, Januar 2022<./ref>
  2. Laienvertreter sollen mehr Mitspracherechte bei Bischofsernennungen haben.<ref>Synodaler Weg: Einbeziehung der Gläubigen in die Bestellung des Diözesanbischofs, Januar 2022.</ref>
  3. Homosexuelle Paare sollen eine öffentliche Segnungsfeier erhalten.<ref>Synodaler Weg: Segensfeiern für Paare, die sich lieben, Januar 2022.</ref>
  4. Der Weltkatechismus soll im Bereich der Lehre zur Sexualmoral geändert werden. Einvernehmliche, freiwillige sexuelle Handlungen unter Männer- bzw. Frauenpaaren sollen nicht länger als Sünde gelten.<ref>Synodaler Weg: Lehramtliche Bewertung von Homosexualität, Januar 2022.</ref>
  5. Verheiratete Männer (viri probati) sollen zum Priesteramt zugelassen werden.<ref>Synodaler Weg: Versprechen der Ehelosigkeit im Dienst des Priesters, Januar 2022.</ref>

Diese wurden von der Synodalversammlung weitgehend unverändert mit großer Zustimmung beschlossen.<ref>catholicnewsagency (CNA): Deutscher "Synodaler Weg" fasst Beschlüsse gegen Lehre der Kirche.</ref><ref>Die Tagespost: Synodaler Weg stimmt für Zulassung von Frauen zu Weiheämtern.</ref>

Vierte Synodalversammlung (8.–10. September 2022)

Verlauf

Auch die vierte Synodalversammlung fand in der Messe in Frankfurt am Main statt.

Am Abend des ersten Sitzungstages wurde über einen grundlegenden Text zur katholischen Sexualmoral abgestimmt. Der Text war vom Synodalforum 4 – „Leben in gelingenden Beziehungen – Liebe leben in Sexualität und Partnerschaft“ erarbeitet worden. Er thematisierte Fragen der Empfängnisverhütung, homosexueller Partnerschaften, der Seelsorge für wiederverheiratete Geschiedene und der Gleichwertigkeit und Legitimität nicht-heterosexueller Orientierungen. Er plädierte für eine Neuakzentuierung der katholischen Sexuallehre, indem er eine Lehre forderte, die der Lebenswirklichkeit der Menschen entspräche. Nach teils kontroverser Debatte lag die Zustimmung bei 82,8 Prozent der anwesenden Delegierten. Von den anwesenden Bischöfen stimmten 33 Bischöfe (61,1 Prozent) zu, 21 (38,9 Prozent, bei drei Enthaltungen) stimmten dagegen. Damit war die von der Geschäftsordnung geforderte Zwei-Drittel-Mehrheit der Bischöfe nicht erreicht und der vorgeschlagene Text nicht verabschiedet. In der Debatte hatten einige Bischöfe vor einem Bruch mit der kirchlichen Lehre und dem christlichen Menschenbild gewarnt. Synodalpräsident Bischof Bätzing sprach nach der Abstimmung von einer „krisenhaften Situation“.<ref>Bischöfe lassen Grundtext zu katholischer Sexualmoral scheitern, katholisch.de, 8. September 2022.</ref> Das Präsidium beendete nach der Abstimmung den Sitzungstag vorzeitig. Die Bischöfe und die nichtbischöflichen Teilnehmer trafen sich anschließend zu getrennten Beratungen.

Am zweiten Sitzungstag wurden ein Grundlagentext zur Stellung der Frauen innerhalb der Römisch-katholischen Kirche sowie zwei Handlungstexte „Lehramtliche Neubewertung von Homosexualität“ sowie zur Reform des Kirchenarbeitsrechtes in Bezug auf homosexuelle Mitarbeiter verabschiedet,<ref>Katholisch.de: Synodaler Weg für Änderungen im kirchlichen Arbeitsrecht, 10. September 2022.</ref> am letzten Tag ein Handlungstext zur Einführung eines dauerhaften Synodalen Rates.<ref>FAZ.net: Vom Weg über den Ausschuss zum Rat, September 2022.</ref> Auch bei diesen Abstimmungen stimmten einige Bischöfe dagegen, jedoch wurde die Zwei-Drittel-Mehrheit an zustimmenden Voten der Bischöfe immer erreicht.<ref>[https://www.katholisch.de/artikel/40969-synodaler-weg-voderholzer-und-schwaderlapp-stimmten-gegen-alle-texte Synodaler Weg: Voderholzer und Schwaderlapp stimmten gegen alle Texte.</ref>

Weitere Entwicklung

Bischof Georg Bätzing kündigte an, dass die beschlossenen Texte in die weltkirchliche Debatte eingebracht werden sollen, vor allem auch gegenüber dem Papst in Rom, etwa aus dem Handlungstext zur Neubewertung der Homosexualität die Bitte um Streichung der entsprechenden Passagen im Katechismus.<ref>Matthias Altmann: Vierte Synodalversammlung: Ringen um Beschlüsse – und den Zeitplan, katholisch.de, 11. September 2022.</ref> Der Münchner Erzbischof Kardinal Reinhard Marx erklärte, er werde die Beschlüsse im Erzbistum München und Freising „selbstverständlich umsetzen“.<ref>Marx will Beschluesse auf synodale Weise in Erzbistum umsetzen, katholisch.de, 11. September 2022.</ref> Die Teilnehmerin des Synodalen Weges Dorothea Schmidt sprach in einem Bericht über die Synodalversammlung in der Zeitschrift Die Tagespost hingegen von einer „feindlichen Übernahme der katholischen Kirche“, und zwar „mit unfairen Mitteln“; man boxe durch, „was man durchboxen will. Ohne Rücksicht auf Verluste. Ohne Rücksicht auf die Minderheit und die kirchliche Lehre“. Eine Kennzeichnung des Synodalen Weges als „deutschen Sonderweg“ schärft sie durch die Formulierung, der Synodale Weg lege den „Grundstein für die Deutsche Nationalkirche“.<ref>Dorothea Schmidt: Feindliche Übernahme der katholischen Kirche, Die Tagespost, 11. September 2022.</ref>

Der Dogmatiker und Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer wies in einem Beitrag für die Zeitschrift Die Tagespost, gestützt auf einen Aufsatz von Karl-Heinz Menke, auf zwei gegensätzliche theologische Denkrichtungen hin, die in den konkurrierenden Gruppen von Teilnehmern des Synodalen Weges jeweils zum Tragen kämen: eine von Menke „libertarisches Freiheits- und Wahrheitsverständnis“ genannte Richtung einerseits, die nur gelten lasse, was dem subjektiven, vermeintlich aufgeklärten Bewusstsein und der autonomen Vernunft einleuchtete, und ein „kompatibilistisches (von kompatibel – vereinbar) Freiheits- und Wahrheitsverständnis“ andererseits, das davon ausgehe, dass der menschlichen Vernunft eine Wirklichkeit gegenüberstehe, der zu entsprechen die menschliche Freiheit nicht aufhebe, sondern erst zu sich bringe; im Falle des christlichen Glaubens sei diese Wirklichkeit eine göttliche Offenbarung. Für Voderholzer treten in der Argumentation der Mehrheit der Delegierten die theologischen Erkenntnisorte „Zeichen der Zeit“ und „Lebenswirklichkeit“ nicht neben die klassischen Erkenntnisorte von Schrift, Tradition, Lehramt, sondern beginnen sie zu ersetzen. Dies stelle für ihn eine „neue Theologie“ dar, die sich in eine offenbarungsfreie Philosophie aufzulösen beginne und die Grundlage einer völlig anderen und in diesem Sinne „neuen Kirche“ sei.<ref>Rudolf Voderholzer: „Der Synodale Weg kennt keine Stoppschilder“, Die Tagespost, 14. September 2022 [5].</ref>

Der Salzburger Fundamentaltheologe Gregor Maria Hoff wies darauf hin, dass die Berufung auf die Verpflichtung, die Glaubenslehre der Kirche unverfälscht zu wahren (mit der u. a. der Kölner Weihbischof Dominikus Schwaderlapp seine Nein-Stimmen begründet hatte) zu wenig berücksichtige, dass die normative Festlegung und Wahrung von Traditionen selbst einen fortlaufenden geschichtlichen Aneignungsprozess darstelle. Die Überlieferung des Evangeliums erschöpfe sich nicht in Formelwiederholungen, sondern die Feststellung des Wahrheitswertes kirchlicher Überlieferung bedürfe immer neuer Auslegung, wie die Dogmengeschichte gezeigt habe. Ein Zugang zur Offenbarung Gottes lasse sich nicht jenseits der Geschichte erreichen, sondern erhalte Impulse von Lebens-, Kultur- und anderen Wissenschaften.<ref>Gregor Maria Hoff: Wenn Bischöfe beim Synodalen Weg mit der Tradition argumentieren], katholisch.de, 134. September 2022 [6].</ref>

Fünfte Synodalversammlung (9. bis 11. März 2023)

Im Vorfeld zur fünften Synodalversammlung teilten am 22. Februar 2023 vier Teilnehmerinnen der Synodalversammlung in einem Beitrag in der Tageszeitung Die Welt mit, dass sie ihr Mandat als Synodalen für die Versammlungen des Synodalen Weges niederlegen, und zwar die Theologinnen Katharina Westerhorstmann, Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz und Marianne Schlosser, ferner Dorothea Schmidt von der Bewegung Maria 1.0. Als Begründung gaben sie an, dass sich die katholische Kirche in Deutschland zunehmend von der Weltkirche entferne und dass im Zuge der Aufarbeitung von sexuellem Missbrauch im Rahmen des Synodalen Weges auch zentrale katholische Lehren und Überzeugungen in Zweifel gezogen worden seien.<ref>"Legen unser Mandat nieder". Vier Delegierte beenden Mitarbeit am Synodalen Weg. domradio.de, 22. Februar 2023 [7]</ref> Am 26. Februar 2023 erklärte der Bonner Stadtdechant Dr. Wolfgang Picken, dass er sein Mandat für den Synodalen Weg als Vertreter des Priesterrats des Erzbistums Köln niederlege, und zwar wegen fehlender Offenheit bei vielen Debatten und wegen zahlreicher Reformvorschläge, die die Einheit mit der Weltkirche zu leichtfertig aufgäben, sowie wegen fehlender Kritikfähigkeit des Synodalen Wegs.<ref>Bonner Stadtdechant Picken legt Mandat für Synodalen Weg nieder. katholisch.de, 26. Februar 2023 [8]</ref>

Am 9. März 2023 begann die fünfte Synodalversammlumg in Frankfurt am Main.

Rund 75 Prozent der Bischöfe befürworteten am Eröffnungstag ein freiwilliges Zölibat für Priester. Der Handlungstext „Der Zölibat der Priester – Bestärkung und Öffnung“ wurde mit einer Mehrheit von knapp 95 Prozent der abgegebenen 205 Stimmen angenommen. 179 Synodale stimmten mit Ja, 10 Synodale mit Nein und 16 Synodale enthielten sich bei der finalen Abstimmung. Von den 60 teilnehmenden Bischöfen in der Synodalversammlung stimmten 44 dafür, 5 dagegen und 11 enthielten sich.<ref>Christian Toussaint: Synodaler Weg spricht sich für Prüfung eines freiwilligen Zölibats aus |hrsg=Neues Ruhrwort, 9. März 2023 [9]</ref><ref>Daniel Deckers, Thomas Jansen: Deutsche Bischöfe wollen Papst um Prüfung des Zölibats bitten. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 9. März 2023.</ref>

Am 10. März 2023 befürwortete der Synodale Weg ein Dokument „Verkündigung des Evangeliums durch Lai/innen in Wort und Sakrament“ zu mehr Mitbeteiligung von Laien bei Wort und Sakrament.<ref>Katholisch.de: Frauen sollen in katholischen Gottesdiensten predigen dürfen, 10. März 2023</ref><ref>DomRadio.de: Frauen sollen in katholischen Gottesdiensten predigen dürfen, 10. März 2021</ref> Des Weiteren verabschiedet wurde ein Dokument „Segensfeiern für Paare, die sich lieben“.<ref>Kirche und Leben.de: Ja zu öffentlichen Segensfeiern, 10. März 2023</ref> Dafür stimmten 176 von 202 Versammlungsmitgliedern, dagegen 14. Zwölf enthielten sich. Auch die erforderliche Zwei-Drittel-Mehrheit der Bischöfe kam zustande. Am Ende sprachen sich 80 Prozent der Diözesan- und Weihbischöfe für die Segensfeiern aus.<ref>Tagesspiegel.de: Katholische Reformen kommen weiter, 10. März 2023</ref>

Am 11. März 2023 wurde das Dokument Umgang mit geschlechtlicher Vielfalt<ref>Katholisch.de: Synodaler Weg: Kirche soll Umgang mit Inter- und Transsexuellen ändern, 11. März 2023</ref> und das Dokument Frauen in sakramentalen Ämtern – Perspektiven für das weltkirchliche Gespräch verabschiedet.<ref>Welt.de: Forderung nach «Augenhöhe am Altar» auf Synodalversammlung, 11. März 2023</ref>

Beschlüsse

Titel Urheber Datum Abstimmung
Präambeltext:
Hören, lernen, neue Wege gehen: Der Synodale Weg der katholischen Kirche in Deutschland
Präsidium 11. März 2023 177 Ja (97,25 %)
5 Nein
10 Enth.
Angenommen
Orientierungstext:
Auf dem Weg der Umkehr und der Erneuerung. Theologische Grundlagen des Synodalen Weges der katholischen Kirche in Deutschland
Präsidium 3. Februar 2022 178 Ja

(Bischöfe: 41 Ja, 16 Nein)
Angenommen

Grundtexte

Titel Urheber Datum Abstimmung
Macht und Gewaltenteilung in der Kirche – Gemeinsame Teilnahme und Teilhabe am Sendungsauftrag Forum I 3. Februar 2022 178 Ja (88 %)

(Bischöfe: 74 % Ja)
Angenommen

Leben in gelingenden Beziehungen – Grundlinien einer erneuerten Sexualethik Forum IV 8. September 2022 82,8 % Ja

(Bischöfe: 33 Ja (61,1%), 21 Nein (38,9 %), 3 Enth.)

Abgelehnt, da 2/3-Mehrheit der Bischöfe nicht erreicht

Frauen in Diensten und Ämtern in der Kirche Forum III 9. September 2022 182 Ja (91,92 %)
16 Nein
7 Enth.

Angenommen

Priesterliche Existenz heute Forum II 9. März 2023 166 Ja (88,77 %)
21 Nein
14 Enth.

Angenommen

Handlungstexte

Titel Urheber Datum Abstimmung
Lehramtliche Neubewertung von Homosexualität Forum IV 9. September 2022 170 Ja (92,39 %)
14 Nein
9 Enth.

(Bischöfe: 83,33 % Ja)
Angenommen

Grundordnung des kirchlichen Dienstes Forum IV 9. September 2022 175 Ja (95,63 %)
8 Nein
13 Enth.

Angenommen

Synodalität nachhaltig stärken: Ein Synodaler Rat für die katholische Kirche in Deutschland Forum I 10. September 2022 93 % Ja

(Bischöfe: 88 % Ja)
Angenommen

Der Zölibat der Priester – Bestärkung und Öffnung Forum II 9. März 2023 179 Ja (94,71 %)
10 Nein
16 Enth.

(Bischöfe: 44 Ja, 5 Nein, 11 Enth.)
Angenommen

Verkündigung des Evangeliums durch Lai*innen in Wort und Sakrament Forum III 10. März 2023 169 Ja (90,86 %)
17 Nein
17 Enth.

Angenommen

Prävention sexualisierter Gewalt, Intervention und Umgang mit Tätern in der katholischen Kirche Forum II 10. März 2023 171 Ja (100 %)
12 Enth.

(Bischöfe: 100 % Ja)
Angenommen

Segensfeiern für Paare, die sich lieben Forum IV 10. März 2023 176 Ja (92,63 %)
14 Nein
12 Enth.

(Bischöfe: 80 % Ja)
Angenommen

Frauen in sakramentalen Ämtern – Perspektiven für das weltkirchliche Gespräch Forum III 11. März 2023 177 Ja (/93,65 %)
12 Nein
13 Enth.

(Bischöfe: 42 Ja, 10 Nein, 6 Enth.)
Angenommen

Umgang mit geschlechtlicher Vielfalt Forum IV 11. März 2023 170 Ja (95,51 %)
8 Nein
19 Enth.

Angenommen

Einbeziehung der Gläubigen in die Bestellung des Diözesanbischofs Forum I 3. Februar 2022 Angenommen
Maßnahmen gegen Missbrauch an Frauen in der Kirche Forum III 1. Lesung: 10. März 2023 199 Ja (100 %)
0 Nein
6 Enth.

Angenommen

Gemeinsam beraten und entscheiden Forum I 10. März 2023 In den Synodalen Ausschuss verschoben

Synodaler Rat

Am 10. September 2022 beschloss die Synodalversammlung den Handlungstext „Synodalität nachhaltig stärken: Ein Synodaler Rat für die katholische Kirche“. 92,78 Prozent der Synodalen stimmten für den Text, von den Bischöfen stimmten 43 dafür (87,76 Prozent), sechs dagegen, weitere zehn Bischöfe enthielten sich. Es heißt darin: „Der Synodale Rat berät als Beratungs- und Beschlussorgan über wesentliche Entwicklungen in Kirche und Gesellschaft und trifft Grundsatzentscheidungen von überdiözesaner Bedeutung zu pastoralen Planungen, Zukunftsfragen und Haushaltsangelegenheiten der Kirche, die nicht auf diözesaner Ebene entschieden werden.“ In der Frage der Verbindlichkeit der Beschlüsse des Synodalen Rates wird analog auf die Satzung des Synodalen Weges verwiesen, in der es heißt: „Beschlüsse der Synodalversammlung entfalten von sich aus keine Rechtswirkung. Die Vollmacht der Bischofskonferenz und der einzelnen Diözesanbischöfe, im Rahmen ihrer jeweiligen Zuständigkeit Rechtsnormen zu erlassen und ihr Lehramt auszuüben, bleibt durch die Beschlüsse unberührt.“ Der Synodale Rat soll in seiner Zusammensetzung der Synodalversammlung entsprechen und von einer Doppelspitze geleitet werden, die aus dem Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz und dem/der Vorsitzenden des Zentralkomitees der deutschen Katholiken besteht. Zur Vorbereitung des Synodalen Rates wurde ein Synodaler Ausschuss eingesetzt, der aus den 27 Diözesanbischöfen, 27 vom ZDK gewählten Mitgliedern und zehn von diesen gemeinsam gewählten Mitgliedern besteht.<ref>Synodalversammlung stimmt für Synodalen Rat, die-tagespost.de, 10. September 2022.</ref>

Daraufhin wandten sich am 21. Dezember 2022 die (Erz)Bischöfe von Augsburg, Eichstätt, Köln, Passau und Regensburg brieflich an den Heiligen Stuhl mit der Frage, ob sie an dem Synodalen Ausschuss teilnehmen müssten und teilnehmen dürften. In einem Schreiben der Kurienkardinäle Pietro Parolin (Kardinalstaatssekretär), Luis Ladaria (Glaubensdikasterium) und Marc Ouellet (Dikasterium für die Bischöfe) vom 16. Januar 2023 an den Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, wird klargestellt, dass die Bischöfe nicht an dem Ausschuss teilnehmen müssen. Nach Auffassung der vatikanischen Dikasterien werde der Synodale Rat als ein neues Gremium über der Bischofskonferenz stehen, und ein eventueller „Synodaler Rat der Diözese“ könne die Autorität des Diözesanbischofs aushebeln. Der Synodale Weg sei nicht befugt, Bischöfe und Gläubige zur Annahme neuer Formen der Leitung auf nationaler, diözesaner oder pfarrlicher Ebene und neuer Ausrichtungen der Lehre und der Moral zu verpflichten. "Weder der «Synodale Weg» noch ein von ihm eingesetztes Organ, noch ein Bischofskonferenz [haben] die Kompetenz, den «Synodalen Rat» auf nationaler, diözesaner oder pfarrlicher Ebene einzurichten."<ref>Brief des vatikanischen Staatssekretariats an BVischof Bätzing, 16. Januar 2023.</ref>

Bischof Bätzing versicherte bei der Veröffentlichung dieses Schreibens am 23. Januar 2023: „Der Synodale Rat, der durch den Synodalen Ausschuss vorbereitet werden soll, wird sich entsprechend dem in der Beschlussfassung enthaltenen Auftrag innerhalb des geltenden Kirchenrechts bewegen.“ Er betonte: „Der Heilige Stuhl sieht die Gefahr einer Schwächung des bischöflichen Amtes – ich erlebe synodale Beratung geradezu als eine Stärkung dieses Amtes“.<ref>Nach Intervention aus Rom: Bischöfe halten am Synodalen Rat fest, katholisch.de, 23., Januar 2023.</ref>

Bei der Sitzung des Ständigen Rates der Bischofskonferenz am 20. Juni 2023 stimmten die Bischöfe Gregor Maria Hanke (Eichstätt), Stefan Oster (Passau) und Rudolf Voderholzer (Regensburg) sowie Kardinal Rainer Maria Woelki (Köln) gegen die geplante Finanzierung über den Verband der Diözesen Deutschlands. Dabei verwiesen sie auf die Vorbehalte des Vatikans und eine klare Weisung von Papst Franziskus.<ref>Deutsche Bischöfe uneins über Synodalen Ausschuss, katholisch.de, 20. Juni 2023</ref> Die Bischofskonferenz kündigte daraufhin an, nach einem alternativen Finanzierungsmodell zu suchen, um die Weiterarbeit auf dem Synodalen Weg möglich zu machen. Der Hauptausschuss des Zentralkomitees der deutschen Katholiken forderte am 23. Juni 2023 mehr Mitbestimmung von Laien in kirchlichen Finanzfragen und erklärte, das Entscheidungsmonopol der Bischöfe über die Kirchensteuer müsse beendet werden; die Kirchensteuermittel seien nicht das Geld der Bischöfe. Es müssten Konsequenzen daraus gezogen werden, dass die Bischöfe „die Machtkarte ausgespielt“ hätten.<ref>ZdK: "Entscheidungsmonopol" der Bischöfe über Kirchensteuer beenden, katholisch.de, 23. Juni 2023.</ref> Der Bischof von Mainz, Peter Kohlgraf, bedauerte in einer öffentlichen Erklärung, dass es im Ständigen Rat keine einstimmige Entscheidung zur Finanzierung des Synodalen Ausschusses gegeben habe. Das Bistum Mainz werde die Suche nach einem alternativen Finanzierungsmodell unterstützen. Kohlgraf hoffe auf die Fortführung des begonnenen Dialogs mit der ersten Sitzung des Synodalen Ausschusses in diesem Jahr; er sagte: „Das Bild des Synodalen Weges als kirchenspalterische Bewegung entspricht nicht meiner Erfahrung. Es sind ernsthafte Gespräche, die auch meinen Blick geweitet haben.“<ref>Bischof Kohlgraf unterstützt Weiterführung des Synodalen Weges, bistummainz.de, 21. Juni 2023.</ref>

Bei der konstituierenden Sitzung des Synodalen Ausschusses am 10./11. November 2023 in Essen wurden eine Satzung und eine Geschäftsordnung beschlossen, die noch von der Deutschen Bischofskonferenz und dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken als Trägern des Synodalen Weges beschlossen werden müssen. Laut Geschäftsordnung müssen Entscheidungen mit Zweidrittelmehrheit aller anwesenden Mitglieder getroffen werden, und der Ausschuss wird im Regelfall presseöffentlich tagen. An der Sitzung nahmen die (Erz)Bischöfe von Eichstätt, Köln, Passau und Regensburg nicht teil und sagten auch ihre Teilnahme an der weiteren Arbeit des Gremiums grundsätzlich ab.<ref>Synodaler Ausschuss beschließt Satzung und Geschäftsordnung, katholisch.de, 11. November 2023.</ref>

Reaktionen, Kritik

In Teilen der katholischen Kirche in Lateinamerika werden die Schritte auf dem synodalen Weg mit Interesse verfolgt. Aufmerksamkeit findet und hervorgehoben wird vor allem die Beteiligung, ja Mitverantwortung von Laien und der Umstand, dass deren Vertretern dasselbe Stimmrecht eingeräumt wird wie den Bischöfen.<ref>Juan Miguel Espinoza Portocarrero: Sinodalidad puesta en práctica. In: Signos. Publicación mensual del Instituto Bartolomé de Las Casas y del Centro de Estudios y Publicaciones, Lima, Vorlage:ISSN, Jg. 39, Nr. 11, S. 4.</ref>

Begleitend zum Ablauf nahmen auch kritische Stimmen zu. Der Theologe Thomas Schüller, der wiederholt in öffentlichen Stellungnahmen zu den Auseinandersetzungen um den Gesprächsprozess die Reformbemühungen in der Kirche unterstützt hatte, teilte im September 2021 mit, dass er deshalb wie andere Theologen in stark zunehmendem Maß persönlichen Angriffen „bis hin zur Androhung von Gewalt“ ausgesetzt sei.<ref>Nach Angriffen: Schüller kündigt "Auszeit" bei Kommentierung an. Kirchenrechtler spricht auch über "Androhung von Gewalt", katholisch.de, 28. September 2021.</ref>

Das private außerkirchliche Online-Magazin kath.net veröffentlichte am 28. September 2021 einen Kommentar des kath.net-Autors Franz Norbert Otterbeck, in dem dieser einen Nazi-Vergleich] zog und den Synodalen Weg des „deutschnationalen Kirchentums“ mit einem „Reichsparteitag“ verglich, „der nur ‚nach innen‘ fasziniert“.<ref>Franz Norbert Otterbeck: "Bätzing zur Sonne, zur Freiheit!". Der "Linksrutsch" der deutschen Kirche, Teil 2 - Kommentar,kath.net, 28. September 2021.</ref> Otterbeck veröffentlicht seit Juli 2022 in dem Online-Magazin eine regelmäßigen Glosse „Otti’s Optik“. Darin rückte er am 20. September 2022 die Theologen Julia Knop, Magnus Striet und Stephan Goertz in die Nähe von bösartigen Tumoren, die (von ihren „Leerstühlen“) entfernt werden müssten; „Bischöfe“ verballhornte er zu „Fischköpfen“, die Bischöfe Stefan Heße, Heiner Wilmer und Franz-Josef Bode sind für ihn „Typen“ auf dem Weg zu einer „Singlebörse“. Die Synodalpräsidentin Irme Stetter-Karp verhöhnt er, indem er sie durchgängig „Stotter-Karg“ nennt („so karg man nur stottern kann“).<ref>kath.net: Bischof oder Fischkopf?, 20. September 2022.</ref>

In einem Exklusiv-Interview mit der Zeitschrift Die Tagespost verglich Kardinal Kurt Koch, der Präsident des römischen Dikasteriums zur Förderung der Einheit der Christen, die theologischen Methoden des Synodalen Weges mit denen der Deutschen Christen, die in den 1930er-Jahren den Protestantismus in Deutschland an die Ideologie des Nationalsozialismus angleichen wollten; Koch sagte: „Es irritiert mich, dass neben den Offenbarungsquellen von Schrift und Tradition noch neue Quellen angenommen werden; und es erschreckt mich, dass dies – wieder – in Deutschland geschieht. Denn diese Erscheinung hat es bereits während der nationalsozialistischen Diktatur gegeben, als die so genannten „Deutschen Christen“ Gottes neue Offenbarung in Blut und Boden und im Aufstieg Hitlers gesehen haben“; der Interviewer Martin Lohmann hatte vorher von der „Versuchung“ der katholischen Kirche in Deutschland gesprochen, sich zu einer „deutschen Kirche“ zu entwickeln. Das Interview wurde am 29. September 2022, dem letzten Tag der Herbstvollversammlung der deutschen Bischofskonferenz, veröffentlicht.<ref>Martin Lohmann: Die Wahrheit macht frei, nicht die Freiheit wahr! Ein Gespräch mit Kurt Kardinal Koch über den Zeitgeist, vermeintliche neue Quellen der Offenbarung und den christlichen Dienst an der Wahrheit. Die Tagespost, 29. September 2022 [10].</ref> Der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, kritisierte die Aussage Kochs als „völlig inakzeptable Entgleisung“, auf die die Vollversammlung mit Entsetzen reagiert habe, und forderte eine umgehende Entschuldigung des Kardinals.<ref>Wie die "Deutschen Christen"? Kardinal Koch vergleicht Reformdebatte mit Nazi-Zeit, domradio.de, 29. September 2022 [11].</ref>

Der ehemalige Präsident des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen, Kardinal Walter Kasper, kritisierte wiederholt öffentlich Vorgänge beim Synodalen Weg. Im Juni 2022 sagte er bei einem Vortrag, dass Reformen in der Kirche zwar nötig seien, doch dürfe die Kirche dabei nicht „zu einer Verfügungsmasse“ werden, „die man situationskonform jeweils neu kneten und gestalten“ könne. Manche der bisherigen Aussagen aus dem Reformdialog seien nicht mit dem Evangelium vereinbar, und Versuche, das Bischofsamt als „Grundpfeiler der alten Kirche“ zu verändern, seien gefährlich: Wenn Bischöfe sich in einem Akt der Selbstverpflichtung Entscheidungen der Synode oder eines Synodalrats unterordneten, käme das einem kollektiven Rücktritt der Bischöfe gleich.<ref>Kardinal Kasper bekräftigt Kritik am Synodalen Weg, katholisch.de, 22. Juni 2022 [12].</ref> Im Interview mit der Zeitschrift Communio sagte er im Oktober 2022, die katholische Kirche könne nur Zukunft haben, wenn sie „in schöpferischer Treue und in synodaler Weggemeinschaft, im gemeinsamen Hören auf Gottes Wort und im Hören aufeinander“ auf dem vom Zweiten Vatikanischen Konzil eingeschlagenen Weg weitergehe; dies sei dem Synodalen Weg jedoch misslungen. Kasper hoffe stattdessen auf den von Papst Franziskus angestoßenen weltweiten synodalen Prozess.<ref>Kardinal Kasper sieht Synodalen Weg nicht in der Tradition des Konzils,katholisch.de, 11. Oktober 2022 </ref> In einem offenen Brief weist die Initiative Konzil von unten im Bistum Rottenburg-Stuttgart<ref>[https://www.konzil-von-unten.de/ Konzil von unten.</ref> die „pauschal abwertenden Äusserungen“ von Kasper zurück, die fragt, „wie es sein kann, dass Sie sich angesichts der beeindruckenden theologischen Sorgfalt, mit der sämtliche Beschlüsse vorbereitet wurden […, ein solches Urteil erlauben und damit der Mehrheit der deutschen Bischöfe einen Bruch mit der Tradition der katholischen Kirche unterstellen können“.<ref>Konzil von unten: Offener Brief an Kardinal Walter Kasper, 1. Oktober 2022.</ref><ref>[https://www.katholisch.de/artikel/41600-reforminitiative-kritisiert-kasper-fuer-aeusserungen-zum-synodalen-weg Reforminitiative kritisiert Kasper für Äußerungen zum Synodalen Weg.</ref>

Stellungnahmen der Kirchenleitung

Papst Franziskus äußerte sich in einem Gespräch mit den Redakteuren der in verschiedenen Sprachen erscheinenden Kulturzeitschriften der Jesuiten, das La Civiltà Cattolica am 18. Juni 2022 veröffentlichte, kritisch zum Synodalen Weg:<ref>Antonio Spadaro: Papa Francesco in conversazione con i direttori delle riviste culturali europee dei gesuiti. In: La Civiltà Cattolica, Jg. 2022, Nr. 4128, S. 521–529 (online).</ref>

"Dem Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Msgr. Bätzing, sagte ich: ‚Es gibt eine sehr gute evangelische Kirche in Deutschland. Wir brauchen nicht zwei davon.‘ Das Problem entsteht, wenn der synodale Weg von intellektuellen, theologischen Eliten ausgeht und stark von äußeren Druckausübungen beeinflusst wird."

Am 21. Juli 2022 veröffentlichte das Presseamt des Heiligen Stuhls eine nicht namentlich unterzeichnete Erklärung, in der es hieß: „Der ‚Synodale Weg‘ in Deutschland ist nicht befugt, die Bischöfe und die Gläubigen zur Annahme neuer Formen der Leitung und neuer Ausrichtungen der Lehre und der Moral zu verpflichten. Es wäre nicht zulässig, in den Diözesen vor einer auf Ebene der Universalkirche abgestimmten Übereinkunft neue amtliche Strukturen oder Lehren einzuführen, welche eine Verletzung der kirchlichen Gemeinschaft und eine Bedrohung der Einheit der Kirche darstellen würden.“ Es sei allerdings wünschenswert, dass „die Vorschläge des Weges der Teilkirchen in Deutschland in den synodalen Prozess, auf dem die Universalkirche unterwegs ist, einfließen mögen, um zur gegenseitigen Bereicherung beizutragen und ein Zeugnis der Einheit zu geben“.<ref>Hinweis zum Synodalen Weg. Vatikan ruft Kirche in Deutschland zu Einheit mit Weltkirche auf, domradio.de, 21. Juli 2022.</ref> Die Präsidenten des Synodalen Weges, Irme Stetter-Karp und Bischof Georg Bätzing, reagierten umgehend „irritiert“ auf das Schreiben und erklärten: „Wir werden nicht müde zu betonen, dass die Kirche in Deutschland keinen ‚deutschen Sonderweg‘ gehen wird. Dennoch sehen wir es als unsere Pflicht an, klar zu benennen, wo aus unserer Sicht Änderungen notwendig sind. Dabei spüren wir bereits jetzt, dass die von uns benannten Probleme und Fragen weltweit ähnlich sind.“ Mit Verwunderung nähmen sie zur Kenntnis, dass die Art der heutigen Kommunikation seitens des Heiligen Stuhls von keinem guten Stil innerhalb der Kirche zeuge, wenn nicht namentlich gezeichnete Erklärungen veröffentlicht würden. Die Leitung des Synodalen Wegs habe sich von Anfang an um direkte Wege der Kommunikation mit den römischen Stellen bemüht, doch sei das Präsidium bisher nicht zu einem Gespräch eingeladen worden.<ref>Präsidenten des Synodalen Wegs kritisieren Vatikan-Erklärung,katholisch.de, 21. Juli 2022.</ref> In einem Pressegespräch stellte Papst Franziskus am 30. Juli 2022 klar, dass der Text vom Staatssekretariat des Heiligen Stuhls verfasst worden sei. Dies nicht mitzuteilen, sei ein Kommunikationsfehler gewesen, der aus Versehen und nicht aus böser Absicht geschehen sei.<ref>Vatikan-Erklärung zum Synodalen Weg: Papst nennt Absender. Franziskus gibt Kommunikationsfehler bei Veröffentlichung zu, katholisch.de, 30. Juli 2022.</ref> Seine eigene Botschaft zum „sogenannten Synodalen Weg“ habe er in seinem Brief „an das pilgernde Volk Gottes in Deutschland“ vom 29. Juni 2019 zum Ausdruck gebracht und dabei alles, was er habe sagen wollen, mitgeteilt.<ref>Der Brief im Wortlaut, abgerufen am 30. Dezember 2022.</ref>

Papst Franziskus kommentierte den Reformweg im November 2022 ablehnend mit „Deutschland hat bereits eine große evangelische Kirche, ich möchte keine weitere.“<ref>Papst Franziskus nach Bahrain-Reise: „Deutsche, sucht eure Quelle!“, Vatican News, 6. November 2022.</ref> Beim turnusmäßigen Ad-limina-Besuch der deutschen Bischöfe im Vatikan im selben Monat erklärten die Kurienkardinäle Luis Ladaria, Präfekt des Dikasteriums für die Glaubenslehre, und Marc Ouellet, Präfekt des Dikasteriums für die Bischöfe, konkret ihre Zweifel an den Reformbemühungen der katholischen Kirche in Deutschland.<ref>Vatikan veröffentlicht Bedenken gegen synodalen Weg deutscher Kardinäle, Der Spiegel , 24. November 2022 [13].</ref><ref>Frank Hornig: Die deutschen Bischöfe und der Papst streiten über die Sexualmoral der Kirche, Der Spiegel, 17. November 2022 [14].</ref> Ladaria kritisierte dabei das Kirchenbild der Texte, die beim Synodalen Weg beraten werden, da darin die Kirche auf eine bloße Machtinstitution reduziert oder sie von vornherein als „eine strukturell Missbrauch hervorbringende Organisation“ betrachtet werde, die „so schnell wie möglich unter die Kontrolle von Oberaufsehern gebracht werden“ müsse. Ouellet unterstellte, dass die Missbrauchsfälle „ausgenutzt wurden, um andere Ideen durchzusetzen, die nicht unmittelbar damit zusammenhängen“. Der stellvertretende Präsident des Synodalen Weges, Thomas Söding, wies die Kritik zurück. Er wies darauf hin, dass es sich bei den Taten um viel zu viele Einzelfälle handele, als dass man nicht auch die Systemfrage stellen müsse; der Synodale Weg verstehe sich als eine Möglichkeit von vielen, Fragen etwa zur katholischen Sexualmoral oder der Verteilung von Macht in der Kirche neu zu erörtern; die Kirche in Deutschland lasse sich auf einen weltweiten Dialog ein, „in dem sie nicht Recht haben, sondern mit allen der Gerechtigkeit Gottes dienen will“.<ref>Theologe Söding weist Kritik aus Vatikan am Synodalen Weg zurück]], katholisch.de, 27. November 2022 [15].</ref>

In einem Schreiben an Papst Franziskus |vom 6. November 2023 brachten die Professorinnen Katharina Westerhorstmann, Marianne Schlosser und Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz sowie die Journalistin Dorothea Schmidt angesichts des deutschen Reformkurses ihre Sorge um die Einheit mit Rom zum Ausdruck. Die vier Frauen waren von der Deutschen Bischofskonferenz als Delegierte beim Synodalen Weg berufen worden, hatten ihr Mandat jedoch im Februar 2023 niedergelegt. Die Antwort des Papstes erfolgte in einem auf Deutsch verfassten Brief Brief am 10. November 2023. Er teile die "Sorge über die inzwischen zahlreichen konkreten Schritte, mit denen sich große Teile dieser Ortskirche immer weiter vom gemeinsamen Weg der Weltkirche zu entfernen drohen. Dazu gehört zweifelsohne auch die von Ihnen angesprochene Konstituierung des Synodalen Ausschusses, der die Einführung eines Beratungs- und Entscheidungsgremiums vorbereiten soll, das in der im entsprechenden Beschlusstext umrissenen Form mit der sakramentalen Struktur der katholischen Kirche nicht in Einklang zu bringen ist."<ref>Papst Franziskus äußert Sorge über Kirche in Deutschland Katholisch.de am 21. November 2023</ref>

Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin schrieb am 23. Oktober 2023 an alle deutschen Diözesanbischöfe bzw. an die Generalsekretärin der deutschen Bischöfe, Beate Gilles, dass die den Männern vorbehaltene Priesterweihe und die Lehre der Kirche zur Homosexualität nicht verhandelbar seien.

Papst Franziskus begegnete deutschen Mitgliedern der Gesellschaft Katholischer Publizistinnen und Publizisten am 4. Januar 2024: In seiner Ansprache ging er auf das Reformprojekt "Synodaler Weg" der Katholischen Kirche in Deutschland ein. Bereits 2019 habe er sich dazu in einem Brief geäußert. Dessen Inhalt sollte stärker wahrgenommen, bedacht und umgesetzt werden, mahnte er. Um nicht auf Abwege zu geraten, müsse eine konkrete und beständige Angleichung an das Evangelium betrieben werden - und nicht an andere Leitbilder der Welt. Franziskus forderte in diesem Zusammenhang eine "Fügsamkeit gegenüber dem Heiligen Geist - und nicht gegenüber dem Zeitgeist". Zudem dürfe die universale, katholische Dimension nicht aus dem Blick geraten, "damit man das Glaubensleben nicht als etwas begreift, das sich bloß auf den eigenen kulturellen und nationalen Bereich bezieht".<ref>Papst trifft deutsche Journalisten: Erneute Kritik am "Synodalen Weg" Kath.net am 5. Januar 2024</ref>

Am 16. Februar 2024 schrieb Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin sowie die Kardinäle Víctor Manuel Fernández vom Dikasterium für die Glaubenslehre und Robert Francis Prevost OSA vom Dikasterium für die Bischöfe einen Brief an die Deutsche Bischofskonferenz, der von Papst Franziskus „approbiert“ worden ist. Dem Brief zufolge stünde eine Verabschiedung der Satzung für den Synodalen Ausschuss, wie sie bei der DBK-Vollversammlung in dieser Woche hätte vorgenommen werden sollen, „im Widerspruch zu der im besonderen Auftrag des Heiligen Vaters ergangenen Weisung des Heiligen Stuhls“.

Alternativer Synodaler Weg

Im September 2021, im Vorfeld der Zweiten Synodalvollversammlung, veröffentlichte der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer gemeinsam mit einer Gruppe von Mitgliedern der Synodalversammlung eine Internetseite mit Alternativtexten, Kommentaren und vatikanischen Stellungnahmen zu den Themen und Foren des Synodalen Weges mit dem Titel „Synodale Beiträge“<ref>www.synodale-beitraege.de, abgerufen am 5. September 2021.</ref>. Die Mitarbeiter an der Seite kritisieren die Diskussionskultur in den Synodalforen und wollen einen Beitrag dazu leisten, dass der Synodale Weg in Einheit mit der Gesamtkirche zu einem guten Ziel kommen kann.<ref>Kritik an Reformprozess: Bischof startet Homepage, Süddeutsche Zeitung.</ref><ref>[https://www.domradio.de/themen/reformen/2021-09-03/kritik-am-synodalen-weg-bischof-voderholzer-sucht-alternativen Bischof Voderholzer sucht Alternativen, domradio.de.</ref><ref>[https://www.domradio.de/themen/reformen/2021-09-03/argumente-oeffentlich-diskutieren-voderholzer-erlaeutert-alternative-homepage Voderholzer erläutert alternative Homepage, domradio.de.</ref>

Offene Briefe von Bischöfen

  • Ähnlich wie die Polnische argumentierte die Nordische Bischofskonferenz in einem Schreiben an die deutschen Bischöfe vom 10. März 2022, mit dem sie ihre Besorgnis über Richtung, Methodik und Inhalt des Synodalen Wegs zum Ausdruck brachte. Bei der Suche nach Antworten auf Fragen zur Lebensform der Priester, zur Stellung der Frau und in Sachen Sexualität müsse vor jenen Themen Halt gemacht werden, „die unveränderliche Teile der Lehre der Kirche beinhalten“. Die Kirche dürfe nicht durch Prozessdenken und strukturellen Umbau zu einem Projekt oder Objekt menschlichen Handelns gemacht werden.<ref>Felix Neumann: Nach Kritik am Synodalen Weg: Bätzing antwortet nordischen Bischöfen, katholisch.de, 5. April 2022.</ref>
    Am 28. März 2022 antwortete Bischof Georg Bätzing, der Synodale Weg handle „in guter kirchlicher Tradition und in enger Anbindung an die Aussagen des Zweiten Vatikanischen Konzils“ und sei auf der „synodalen Suche nach lebensspendendem Potenzial im Leben und Wirken der Kirche heute“, ohne dabei das durch die Kirche vermittelte Depositum fidei anzuzweifeln; nach den Zeichen der Zeit zu fragen habe nichts damit zu tun, dem Zeitgeist nachzugehen. Ein einfaches „Weiter so“ würde die Kirche zerstören.
  • 70 Bischöfe, überwiegend aus den USA und aus afrikanischen Ländern, unterschrieben einen am 11. April 2022 veröffentlichten „brüderlichen Brief an unsere Mitbrüder im Bischofsamt in Deutschland“ zur „Situation in Deutschland“.<ref>Francis Arinze u. a. Eine Antwort auf die Situation in Deutschland: Ein brüderlicher Brief an unsere Mitbrüder im Bischofsamt in Deutschland, 11. April 2022, wiedergegeben auf nzz.ch</ref> Erstunterzeichner waren die Kardinäle Francis Arinze, Raymond Leo Burke, Wilfrid Fox Napier und George Pell, unter den Unterzeichnern finden sich die Wortführer der Traditionalisten in der Bischofskonferenz der Vereinigten Staaten.<ref>Tag des Herrn, 24. April 2022, S. 2; genannt werden die Bischöfe Joseph Fred Naumann, Samuel Aquila, Thomas Paprocki, Salvador Cordileone, Charles Chaput und Joseph Strickland</ref> In dem Brief wird von „wachsende[r] Sorge über den Charakter des gesamten Synodalen Weges und den Inhalt der synodalen Dokumente“ gesprochen; der Synodale Weg habe bereits Verwirrung gestiftet, und es drohe unweigerlich ein „Schisma im Leben der Kirche“. In sieben Punkten kritisieren die Unterzeichner Arbeitsweise und Beschlussvorlagen des Synodalen Wegs; er untergrabe die kirchliche Autorität und ihre Glaubwürdigkeit der kirchlichen Leitung einschließlich der des Papstes, die christliche Anthropologie und Sexualmoral sowie das Vertrauen in die Heilige Schrift. Die Texte des Synodalen Wegs seien „größtenteils nicht vom Wort Gottes und der Tradition“ geprägt, sondern „von soziologischen Analysen und zeitgenössischen politischen Ideologien, einschließlich der Genderideologie“ auf der Grundlage eines falschen Freiheitsverständnisses. Auf den Anlass des Synodalen Wegs, Konsequenzen aus der Aufdeckung von sexuellem und geistlichem Missbrauch in der Kirche zu ziehen und dessen systemischen Ursachen zu begegnen, gingen die Bischöfe nicht ein.<ref>Felix Neumann: Offener Brief: Über 70 Bischöfe fürchten Schisma durch Synodalen Weg, katholisch.de, 12. April 2022.</ref>
    Bischof Georg Bätzing wies am 14. April 2022 in seinem Antwortschreiben<ref>Georg Bätzing Antwortbrief auf das Schreiben von Erzbischof Samuel J. Aquila (Denver, Colorado – USA) zum Synodalen Weg, dbk.de, 16. April 2022.</ref> an den Absender des Briefes, Erzbischof Samuel Joseph Aquila (Erzbistum Denver, USA), die Kritik deutlich zurück; der Brief enthalte unbelegte Unterstellungen und missachte das Grundanliegen des deutschen Reformprozesses. Bei der Aufarbeitung sexuellen Missbrauchs müsse offen über Macht und Machtmissbrauch in der Kirche gesprochen werden, denn „euphemistische Verbrämungen“, wie sie in dem Schreiben versucht würden, könnten nicht weiterhelfen. Im Synodalen Weg versuche man, sich „den systemischen Ursachen des Missbrauchs und seiner Vertuschung“ zu stellen und so „eine glaubwürdige Verkündigung der Frohen Botschaft“ neu zu ermöglichen; dieser wichtige Zusammenhang werde leider in dem Schreiben überhaupt nicht erwähnt.<ref>Bischof Bätzing schreibt dem Erzbischof von Denver, dbk.de, 16. April 2022.
    Moritz Findeisen: Bätzing an Brief-Unterzeichner: Verbrämung des Missbrauchs hilft nicht, katholisch.de, 16. April 2022.</ref>
    Magnus Striet, Fundamentaltheologe in Freiburg, warf den Autoren vor, sich nicht damit beschäftigt zu haben, „was seit dem 18. Jahrhundert unter dem Begriff ‚Autonomie‘ verhandelt“ werde. Die Unterzeichneten beanspruchten ein „Wahrheitsentscheidungsmonopol, darüber […], was […] eine authentische von einer nicht-authentischen Freiheit“ unterscheide. Sie leisteten mit ihrem Schreiben „den Offenbarungseid, dass sie die hochkomplexe, von Umbrüchen und Transformationen des überkommenen Glaubens gekennzeichnete Geschichte des Christentums, das es immer nur im Plural gegeben hat, nicht kennen beziehungsweise sich durch die von ihnen konstruierte Singularkonstruktion nur jeder Diskussion entziehen wollen.“ Darum nehme er „die ‚Antwort‘ der Kardinäle und Bischöfe [intellektuell] nicht allzu ernst.“<ref>Magnus Striet: Striet: Nehme Brief zum Synodalen Weg intellektuell nicht allzu ernst, katholisch.de, 25. April 2022.</ref>
In einem Interview mit dem Domradio, dem Radiosender des Erzbistums Köln, analysierte der britische Vatikanexperte Christopher Lamb den Brief und wies darauf hin, dass die katholische Kirche in Deutschland fundamentale Fragen stelle, die nicht länger ignoriert werden könnten: die grundsätzlichen Fragen der Machtverteilung in der Kirche, Fragen von Sexualität, Missbrauch, der Rolle der Frauen seien Fragen, die auch im weltweiten von Papst Franziskus ausgerufenen Synodalprozess unausweichlich seien. Dies führe bei einigen Bischöfen zu Nervosität und zu Angst. Dieser Brief zeige, wie auch die Briefe der Polnischen und Nordischen Bischofskonferenzen, eine Verunsicherung, dass Deutschland hier eventuell etwas losgetreten habe, das nicht mehr eingefangen werden könne. Die wirkliche Gefahr eines Schismas komme nicht aus Deutschland, sondern aus den Ecken der Kirche, die sich weigern, sich auf Reformen einzulassen. Die vielen großen Herausforderungen und Kontroversen in der Kirche könne man nicht ignorieren. „Einfach den Mund halten ist gefährlicher, als zu diskutieren.“<ref>Renardo Schlegelmilch: Britischer Vatikanexperte ordnet Kritik am Synodalen Weg ein: „Einige Kardinäle sind nervös“, domradio.de, 13. April 2022.</ref>

Der Generalsekretär der Bischofssynode, Kardinal Mario Grech, kritisierte in einem vom Verlag Herder im August 2022 veröffentlichten Interview die Kritik anderer Bischöfe am Synodalen Weg der Deutschen in Form offener Briefe als „öffentliche Denunziation“, die nicht helfe, sondern zusätzlich polarisiere. Grech sagte, die Kommunikation zu dem Reformprojekt hätte vielleicht besser sein können, aber er vertraue den deutschen Bischöfen, „dass sie wissen, was sie tun“.<ref>[url=https://www.vaticannews.va/de/vatikan/news/2022-08/kardinal-grech-vertrauen-deutsche-kirche-herder-interview-synode.html Kardinal Grech: „Vertraue in die deutsche Kirche“], Vatican News, 29. August 2022.</ref>

  • Der Präsident der Polnischen Bischofskonferenz, Gądecki sagte 15. November 2023: „Fast alle der dort aufgeführten Forderungen (der Dokumente des synodalen Weges) geben mir Anlass zu ernsthaften Bedenken. Ich glaube, dass sich die Kirche in Deutschland in der größten Krise seit der Reformation befindet.“ Im Gegenzug lese ich den Versand der oben genannten Dokumente als einen Versuch, die deutschen Probleme in der Kirche zu verbreiten. Die Dokumente stützen sich in hohem Maße auf die protestantische Theologie und die Sprache der modernen Politik.“ Er sagt weiter: „Daraus ergibt sich die Überzeugung, dass sich die Kirche der Welt anpassen sollte, indem sie ein demokratisches System und die Standards einer liberalen Bürokratie übernimmt. Wir haben in Deutschland grundsätzlich eine Kirche mit einer ausgebauten Bürokratie. Daraus ergibt sich der Wunsch, die Macht der Bischöfe einzuschränken und die Absicht, parallel zur hierarchischen eine weltliche Machtstruktur aufzubauen und eine weltliche Aufsicht über die Bischöfe einzuführen.“ Gądecki führte später im Interview aus, dass „Deutschland stark auf die Einführung des Diakonats für Frauen“ dränge, „allerdings berufen sie sich nicht auf theologische Argumente, sondern auf das Verbot von Geschlechterdiskriminierung und Frauenförderung. Diese Argumentation legt nahe, dass es hier nicht um den Diakonat geht, sondern um die Stellung der Frau in der Kirche. Folglich wäre die Einführung des Frauendiakonats keine Lösung des Problems, sondern würde den Streit um die Priesterweihe von Frauen nur weiter anheizen.“ Der Erzbischof verwies außerdem auf einen Satz von Papst Franziskus. Der Papst sagte, dass eine Frau „keinen Anspruch auf das Petrusprinzip, sondern auf das Marienprinzip hat, was wichtiger ist“. Gądecki betonte: „Die Tatsache, dass eine Frau keinen Zugang zum Weiheamt hat, ist also keine Benachteiligung, denn ihr Platz ist viel wichtiger. In unserer Katechese machen wir einen Fehler bei der Erklärung dieser Dinge und kehren am Ende zu einem Verwaltungskriterium zurück, das auf lange Sicht nicht funktioniert.“
„Das zweite Thema“ aus Deutschland sei „die Frage des Priesterzölibats. In dem Bericht heißt es, dass zu diesem Thema ‚unterschiedliche Einschätzungen‘ geäußert worden seien. Was das Zölibat betrifft, müssen wir uns darüber im Klaren sein, dass diejenigen, die von der ‚Freiwilligkeit‘ des Zölibats sprechen, in Wirklichkeit seine Abschaffung befürworten.“ Gądecki betonte, dass der Zölibat „eines der bedeutendsten Zeichen dafür“ sei, „dass man wirklich an die Realität und Wahrheit Gottes glaubt. Es ist der wahre Schatz unserer Kirche. Vielleicht nannten die alten christlichen Schriftsteller deshalb der Zölibat ‚weißes Märtyrertum‘. Der Zölibat ist – wie das Martyrium – ein eindrückliches Zeichen des Glaubens an den absoluten Vorrang Gottes im Leben. Das Leben eines Zölibats ist ein klares Zeichen dafür, dass Gott die kostbare Perle ist – der Eine, der Allereinzige. Der Einzige, ohne den es unmöglich ist zu leben. Die wahre und ultimative Behinderung im Leben ist nicht das Zölibat, sondern die Gottlosigkeit, ein Leben ohne Gott, A-Theismus. Gott ist alles, was wir brauchen. Der radikale Verzicht auf die schönste Form der menschlichen Liebe – Ehe und Familie – ist das Zeichen dafür, dass Gott für uns alle eine absolute Notwendigkeit ist, um unser menschliches Schicksal zu erfüllen. Wer soll diese Wahrheit zeigen, wenn nicht die Pfarrer der Gemeinde? Die Tatsache, dass einige Priester in den letzten Jahren ein Skandal waren, macht es für manche Menschen schwieriger, die Größe und den Sinn eines zölibatären Lebens zu verstehen. Dies ist jedoch kein ausreichender Grund für die Kirche, den Priesterzölibat aufzugeben.“ Denn weiterhin „gehen junge Menschen auf der ganzen Welt diese Verpflichtung großzügig ein. Tausende Priester sehen Christus selbst, den Hohepriester, der keine Familie gründete, als Vorbild für ihren Dienst an anderen.“<ref>„Am Synodeneröffnungstag erhielten wir … alle per E-Mail die Unterlagen des deutsch-Synodalen Weges“ Kath.net am 15. November 2023</ref>

Ähnliche Diskussionsprozesse und Beschlüsse in anderen europäischen Ländern

In der Vorbereitung der Weltsynode erfolgten 2022 ähnliche Voten zur Zulassung der Frauenordination, zur Zulassung verheirateter Priester und zur Reform der Sexualethik im Weltkatechismus 2022 in den Niederlanden,<ref>Kirche in den Niederlanden legt Bericht zu Reformforderungen vor, katholisch.de, 4. Juni 2022.</ref> in Belgien, in Luxemburg,<ref>Katholisch.de: Luxemburger Katholiken für Änderungen bei Sexualmoral und Zölibat, 26. Juli 2022.</ref> in Frankreich, in Italien,<ref>Italiens Katholiken wollen Reformen und hörende Kirche, 18. August 2022.</ref> in der Schweiz<ref>Schweizer Schlussbericht zum synodalen Prozess: Wunsch nach Reformen, 16. August 2022.</ref> und im Erzbistum Barcelona.<ref>Vorlage:Internetquelle</ref>

Dialog der Römischen Kurie und der Deutschen Bischofskonferenz

Beim Ad-limina-Besuch der deutschen Bischöfe im November 2022 begann ein Dialog zwischen Vertretern der Römischen Kurie und der Deutschen Bischofskonferenz über den synodalen Weg. Es folgte ein erster Austausch am 26. Juli 2023. Am 22. März 2024 folgte ein eintägiges Treffen im Vatikan, um den begonnenen Dialog fortzusetzen. Es wurde ein regelmäßiger Austausch zwischen den Vertretern der Deutschen Bischofskonferenz und dem Heiligen Stuhl über die weitere Arbeit des Synodalen Weges und des Synodalen Ausschusses vereinbart. Die deutschen Bischöfe haben zugesagt, dass diese Arbeit dazu dient, konkrete Formen der Synodalität in der Kirche in Deutschland zu entwickeln, die in Übereinstimmung mit der Ekklesiologie des Zweiten Vatikanischen Konzils, den Vorgaben des Kirchenrechts und den Ergebnissen der Weltsynode stehen und anschließend dem Heiligen Stuhl zur Approbation vorgelegt werden. Beide Seiten haben sich für ein nächstes Treffen vor der Sommerpause 2024 vereinbart.<ref> Statement und Teilnehmer Kath.net am 22. März 2024</ref>

Literatur

  • Bernhard Sven Anuth, Georg Bier, Karsten Kreutzer (Hrsg.): Der Synodale Weg. Eine Zwischenbilanz. Herder, München 2021, ISBN 978-3-451-39112-5.
  • Michaela Labudda, Marcus Leitschuh: Synodaler Weg – letzte Chance? Standpunkte zur Zukunft der katholischen Kirche. Bonifatius Verlag, Paderborn 2020, ISBN 978-3-89710-873-8.
  • Anne Kathrin Preckel: Der Synodale Weg. Fragen und Antworten. Katholisches Bibelwerk, Stuttgart 2020, ISBN 978-3-460-25606-4.
  • Frank Ronge (Hrsg.): Weltkirche im Aufbruch. Synodale Wege.Herder, Freiburg 2022, ISBN=978-3-451-27416-9

Weblinks

Anmerkungen

<references />

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