Naturrecht

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Naturrecht im objektiven Sinne, ist die Summe von Rechtsnormen, die durch die Natur selbst, nicht erst durch positive Verfügung für die gesamte Menschheit verpflichtend sind. Das Zivilrecht unterscheidet ein dreifaches Naturrecht: a) den Naturtrieb, der dem Menschen mit dem Tier gemein ist, b) das aus der Vernunft fließende Recht und c) das bei allen Völkern vorfindliche Recht.<ref> Michael Buchberger (Hrsg.): Kirchliches Handlexikon, Herdersche Verlagsbuchhandlung Berlin u.a.; Band II: 1912, Artikel: Naturrecht, Sp. 1086 (mit Imprimatur).</ref> Es bedeutet die Summe derjenigen sittlichen Normen des Natürlichen Sittengesetzes, die das Verhältnis der Menschen untereinander regeln.<ref>Bernhard Brinkmann: Katholisches Handlexikon, Butzon & Bercker Verlag Kevelaer 1960, S. 182, Naturrecht (2. Auflage; Imprimatur N. 4-18/60 Monasterii, die 2. Februarii 1960, Böggering Vicarius Eppi Generalis).</ref>

Die positiven Gesetze des Staates und das natürliche Sittengesetz

"Jedes von Menschen erlassene Gesetz hat den Charakter eines Gesetzes, insoweit es mit dem natürlichen Sittengesetz, das von der rechten Vernunft erkannt wird, übereinstimmt und insbesondere die unveräußerlichen Rechte jeder Person achtet."<ref>Vgl. Hl. Thomas von Aquin, Summa theologiae, I-II, q. 95, a. 2: in: Kongregation für die Glaubenslehre: Erwägungen zu den Entwürfen einer rechtlichen Anerkennung der Lebensgemeinschaften homosexueller Personen vom 3. Juni 2003.</ref> „Jedes von Menschen gemachte Gesetz ist insofern rechtskräftig, als es aus dem Naturgesetz hervorgeht. Umgekehrt ist, was dem Naturgesetz widerspricht, kein Gesetz, sondern eine Verdrehung des Gesetzes“.<ref>Thomas von Aquin lehnt die Vorstellung, das Sittengesetz und das bürgerliche Gesetz dürften sich widersprechen, ab, und die Grundlage seiner Argumentation ist einleuchtend: Sie unterscheiden sich zwar, aber sie widersprechen sich nicht; sie unterscheiden sich zwar, aber sie lösen sich nicht gegenseitig auf; zwischen ihnen gibt es weder Zweideutigkeit noch Widerspruch: Thomas von Aquin, Summa theologiae, I-II, q. 95, a. 2 in: Päpstlicher Rat für die Familie: Ehe, Familie und faktische Lebensgemeinschaften vom 21. November 2000 Nr. 17</ref> Wenn Gesetze der Menschen gegen das ewige Gesetz Gottes verstoßen, ist die Verweigerung des Gehorsams verpflichtend.<ref>Leo XIII.: Enzyklika Sapientiae christianae über die wichtigsten Pflichten christlichen Staatsbürger, Nr. 10.</ref>

Die gesetzgeberische Gewalt des Staates ist mit politischer Verantwortung verbunden; den Politikern kommt es daher zu, (nicht auf der Ebene der Prinzipien, sondern auch auf der Ebene ihrer Anwendung) darüber zu wachen, dass es zwischen dem Sittengesetz und dem bürgerlichen Gesetz zu keiner Diskrepanz kommt - was ernste Folgen in Gegenwart und Zukunft hätte - und dass der erzieherische und kulturelle Wert der Rechtsordnung gewahrt bleibt.<ref>Schlusserklärung des 2. Kongresses der europäischen Politiker und Gesetzgeber über die Menschenrechte und die Familie, in L’Osservatore Romano, 26.2.1999: „Als Politiker und Gesetzgeber, die der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte von 1948 treu verbunden bleiben wollen, verpflichten wir uns, die Rechte der in der Ehe zwischen einem Mann und einer Frau begründeten Familie zu verteidigen und zu fördern. Und zwar auf allen Ebenen: auf lokaler, nationaler und internationaler Ebene. Nur so können wir uns sowohl auf nationaler als auch auf internationaler Ebene wirklich in den Dienst des am Gemeinwohls stellen“: Päpstlicher Rat für die Familie: Ehe, Familie und faktische Lebensgemeinschaften vom 21. November 2000 Nr. 17.</ref>

Literatur

  • Herbert Pribyl und Christian Machek (Hrsg.): Das Naturrecht: Quellen und Bedeutung für die Gegenwart / [Symposium zum Thema "Das Naturrecht und sein Beitrag zur Neuevangelisierung" im Schottenstift Wien]. Im Auftr. der Johannes-Messner-Gesellschaft, Be&Be Verlag Heiligenkreuz 2015 (248 Seiten; ISBN 978-3-902694-84-3 kart.).
  • Joseph Ratzinger, Naturrecht, Evangelium und Ideologie in der katholischen Soziallehre. Katholische Erwägungen zum Thema, in: Christlicher Glaube und Ideologie (Hg. K. v.Bismarck-W. Dirks), Stuttgart-Berlin 1964, S. 24-30.
  • Johannes Messner: Das Naturrecht. Handbuch der Gesellschaftsethik, Staatsethik und Wirtschaftsethik, Tyrolia Verlag Innsbruck 1960 (1206 S., 4., unveränderte Aufl.), 1966 (1372 Seiten, 5., neubearb. u. erw. Aufl.,), 1966 (1372 Seiten, 6. Aufl. 1966).
  • Albert Auer: Der Mensch hat Recht. Naturrecht auf dem Hintergrund des Heute. Styria Verlag Graz-Wien-Köln 1956 (400 Seiten, Mit kirchlicher Druckerlaubnis des erzbischöflichen Ordinariates zu Salzburg am 10. Februar 1954, Zahl 307/1954).
  • Gallus M. Manser: Angewandtes Naturrecht, Reprograph. Nachdr. der 1. Aufl. Freiburg in der Schweiz 1947, Ed. Scholasticae Heusenstamm 2011 (171 S., ISBN 978-3-86838-514-4 kart.)
  • Johann Peter Steffes: Das Naturrecht in metaphysischer und religiöser Weltsicht, Verlag Haas und Grabherr Augsburg 1932 (47 Seiten).
  • Gallus M. Manser: Das Naturrecht in thomistischer Beleuchtung, Ed. Scholasticae Heusenstamm 2011 (149 S., ISBN 978-3-86838-505-2 kart. ).
  • Joseph Mausbach: Naturrecht und Völkerrecht, Freiburg 1918 (136 Seiten).

Weblinks

Anmerkungen

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