Gaben des Heiligen Geistes

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Die sieben Gaben
des Heiligen Geistes
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Die sieben Gaben des Heiligen Geistes sind besondere Gnadengaben, die der Heilige Geist bei der Rechtfertigung in der Seele wirkt. Sie sind begründet in Jes 11,2:
Der Geist des Herrn lässt sich nieder auf ihm: der Geist der Weisheit und der Einsicht, der Geist des Rates und der Stärke, der Geist der Erkenntnis und der Gottesfurcht.

Der Prophet Jesaja erwähnt sechs Geistesgaben: die Weisheit und fünf weitere Gaben, welche die einzelnen Befähigungen aufzählen, welche die Weisheit mitteilt. Dass aus der Sechszahl beim Propheten Jesaja die Siebenzahl in der Liturgie geworden ist, hängt mit der Septuaginta-Übersetzung zusammen: die Übersetzer wollten die religiöse Haltung, welche im hebräischen Wort yir'áh (Angst, Schauern) liegt durch zwei verschiedene Wörter veranschaulichen: Furcht und Frömmigkeit.

Die Gaben im Einzelnen

Diese sieben Gaben gehören in der Römisch-Katholische Kirche zu den Formeln der katholischen Lehre und sind kurzgefasst folgende:

  • Die Gabe des Verstandes (oder Erkenntnis) gibt Licht, göttliche Dinge zu erforschen und zu verstehen trotz der Schwerfälligkeit und Trägheit unseres Verstandes. Sie ist ein besonderes Licht zu tiefer Durchdringung der Gegenstände, die sich dem Verstande darbieten. Diese Gabe gehöret zur Tugend des Glaubens.
  • Die Gabe der Weisheit verleiht der Seele einen gewissen Geschmack, durch den sie Göttliches und Menschliches ohne Täuschung unterscheidet und jedem seinen Wert beilegt, im Gegensatz zu dem Geschmack, der von der menschlichen Torheit und Unwissenheit stammt. Sie bewirkt, dass wir in allem nach dem Vollkommensten streben. Diese Gabe gehört zur Tugend der Liebe.
  • Die Gabe des Verstandes braucht die Gabe der Stärke, damit sie entschlossen alles ausführt, was der Verstand als das Vollkommenste erkannt hat. Die Schwierigkeiten oder Hindernisse werden durch die Stärke überwunden, indem die Seele sich lieber jeder Anstrengung und Mühe unterzieht, als dass sie sich des wahren und höchsten Gutes berauben ließe. Sie verbannt die ungeregelte Furcht und stärkt die Schwäche. Sie gehört zur gleichnamigen Tugend (des Starkmutes),
  • Die Gabe des Rates leitet auf dem rechten Weg und hält die menschliche Voreiligkeit zurück. Sie ist gegen die Unklugheit gerichtet und gehört zur Tugend der Klugheit. Sie wählt die angemessensten Mittel zum Guten.
  • Die Gabe der Wissenschaft erteilt dem Menschen das nötige Licht, um ein Gut von dem andern zu unterscheiden; sie lehrt das, was gewisser und sicherer ist, erwählen. Sie dringt in das Dunkelste ein und macht vollkommene Lehrmeister. Sie richtet sich gegen die Unwissenheit. Diese Gabe gehört zur Tugend des Glaubens.
  • Die Gabe der Frömmigkeit macht das Herz milde und sanft, benimmt ihm die Härte und schützt es vor Gottvergessenheit und Gefühllosigkeit. Sie macht die Seele mit sanfter Gewalt zu allem geneigt, was zum Dienste Gottes und zum geistlichen Wohle des Nächsten gehört, und zwar so, dass man es aus einem heiligen, vollkommenen und tugendhaften Beweggrunde tut. Sie gehört zur Tugend der Gottesverehrung
  • Die Gabe der Furcht des Herrn bewahrt und besiegelt sämtliche Gaben. Sie bewegt das Herz, alles zu fliehen, was unvollkommen und vermessen ist und mit der Tugend nicht übereinstimmt. Sie ist der Seele eine Art Schutzmauer. Die wahre, heilige Furcht hindert die Seele nicht, die Wohltaten des Allerhöchsten sehr wohl zu kennen. Im Gegenteil, sie führt sie dahin, Gott aus allen Kräften dafür zu danken und sich selbst auf liebliche Weise bis in den Staub zu verdemütigen im Gegensatz zur Hoffart. Sie bezieht sich auf die Demut

Robert Bellarmin erklärt die Gaben des Heiligen Geistes

Die Gaben des Heiligen Geistes nützen zu einem vollkommenen christlichen Leben zu gelangen. Denn sie sind wie eine Leiter, die uns vom Zustand des Sünders über verschiedene Stufen bis zum Gipfel der Heiligkeit führt. Ihr müsst jedoch wissen, dass der Prophet diese Stufen von oben nach unten aufzählte, denn er sah sie wie eine Leiter, die vom Himmel ausgeht. Wir dagegen nehmen sie in umgekehrter Reihenfolge, um aufzusteigen und von der Erde zum Himmel zu gelangen. So ist die erste Stufe die Gottesfurcht, die den Sünder erschreckt, wenn er bedenkt, dass er den allmächtigen Gott zum Feind hat. Die zweite Stufe ist die Frömmigkeit, denn wer die Strafen fürchtet, die Gott dem Sünder androht, beginnt fromm zu werden und wünscht, Gott zu gehorchen und ihm zu dienen und in allem seinen heiligen Willen zu tun. Die dritte Stufe ist die Wissenschaft, denn wer den Willen Gottes tun will, bittet Gott, dass er ihn seine heiligen Gebote lehrt. Dann lässt ihn Gott alles für ihn Notwendige wissen, teils durch Predigten, teils durch Bücher und teils durch innere Eingebungen. Die vierte Stufe ist die Stärke, denn derjenige, der in allem Gott dienen will, stößt auf viele Schwierigkeiten und Versuchungen der Welt, des Fleisches und des Teufels. Deshalb gibt ihm Gott dann die Gabe der Stärke, damit er alle Schwierigkeiten überwindet. Die fünfte Stufe ist der Rat, weil der Teufel, wenn er nicht mit Gewalt zu siegen vermag, es mit List versucht und sich bemüht, den Gerechten zu Fall zu bringen, indem er ihm etwas Gutes vorspiegelt. Doch Gott lässt ihn nicht im Stich und gibt ihm die Gabe des Rates, damit er auf die Täuschungen des Feindes nicht hereinfällt. Die sechste Stufe ist die Gabe der Erkenntnis, denn wenn sich jemand im tätigen Leben schon gut geübt hat und viele Siege über den Teufel davongetragen hat, dann lenkt und erhebt Gott ihn zum Leben der Beschauung und lässt ihn mit der Gabe der Erkenntnis die göttlichen Geheimnisse verstehen und durchdringen. Die siebte Stufe ist die Gabe der Weisheit, worin die Vollendung der Vollkommenheit besteht. Denn weise ist der, der die Erstursache kennt und ihr entsprechend all seine Taten ordnet. Das gelingt nur dem, der zur Gabe der Erkenntnis die vollkommene Liebe hinzufügt. Mit dem Verstand nämlich erkennt er die Erstursache und durch die Liebe richtet er alles auf sie als das letzte Ziel hin aus. Weil aber die Weisheit mit dem Verstand das Gefühl verbindet, heißt sie Weisheit (lat. "sapientia" von "sapere" = schmecken, verkosten), d. h. köstliche Erkenntnis, wie uns der heilige Bernhard lehrt.<ref>Robert Bellarmin: Großer Katechismus#Kapitel XIII: Die sieben Gaben des Heiligen Geistes .</ref>

Die Gaben des Heiligen Geistes nach Bonaventura

Die Gabe: Objekt im Vater unser: erleichtert die Übung: entgegengesetzt: wirkt zusammen mit: vollendet sich
Furcht geheiligt werde Dein Name der irasziblen Fähigkeit im Glück Hochmut Mäßigkeit Armut im Geist
Frömmigkeit zu uns komme Dein Reich des liebenden Begehrungsvermögens gegen Mitmenschen Neid Gerechtigkeit Güte und Milde
Wissenschaft Dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden des Vernunftvermögens in der Erfüllung des Guten Zorn Klugheit Gabe der Tränen
Stärke gib uns heute unser tägliches Brot der irasziblen Fähigkeit in Schwierigkeiten Trägheit Starkmut Hunger und Durst nach der Gerechtigkeit
Rat vergib uns unsere Schulden, wie auch wir vergeben unsern Schuldnern des Vernunftvermögens in der Auswahl des Guten Habsucht Hoffnung Barmherzigkeit
Verstand führe uns nicht in Versuchung des Vernunftvermögens in der Betrachtung des Wahren Unmäßigkeit Glaube Herzensreinheit
Weisheit erlöse uns von dem Übel des liebenden Strebevermögens zu Gott hin Unkeuschheit Liebe Friede

Die Gaben des Heiligen Geistes nach Thomas von Aquin

Vernunft/Wille Zweck Gabe Tugend
Die vom Glauben erleuchte Vernunft zum Eindringen in die Wahrheit Gabe der Weisheit Glaube
Die vom Glauben erleuchte Vernunft zum Beurteilen des Göttlichen: Gabe der Wissenschaft Liebe
Die vom Glauben erleuchte Vernunft zum Beurteilen des Geschaffenen: Gabe des Rates Hoffnung
den Willen und sinnenhaften Teil zum Beurteilen unserer Handlungen: Gabe der Weisheit Religion
Gerechtigkeit
den Willen und sinnenhaften Teil für die Gottesverehrung Gabe der Frömmigkeit Klugheit
den Willen und sinnenhaften Teil gegen die Furcht vor Gefahr: Gabe der Stärke Starkmut
den Willen und sinnenhaften Teil gegen ungeordnete Begierden: Gabe der Furcht Mäßigkeit

Literatur

Johannes Bonaventura: Breviloquium#5. Kapitel: Die Verzweigung der Gnade in die Gaben (des Heiligen Geistes); Petrus Canisius: Catechismus maior#Von den Gaben und Früchten des Heiligen Geistes.

Weblinks

Anmerkungen

<references />