Jakob Linden: Die Wahrheit der katholischen Religion

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Die Wahrheit der katholischen Religion

Grundlehren und Unterscheidungslehren
von Jakob Linden SJ 1912
Petrus Verlag 2005 (60 Seiten; Mit bischöflicher Approbation und Gutheißung der Ordensobern).

Argumente für die Wahrheit der katholischen Religion

Inhaltsverzeichnis

Einleitung

Die katholische Religion ist in gewissem Sinne so alt wie das Menschengeschlecht. Mit der Offenbarung, die Gott den ersten Menschen im Paradiese gab, und den übernatürlichen Gaben, die er ihnen mitteilte, nahm sie ihren Anfang. Als diese Gaben durch den Sündenfall verloren gegangen waren, verhieß Gott alsbald den Erlöser, der sie wiederbringen sollte. In der ganzen Zeit, die der Ankunft des Erlösers vorherging, war es die Hauptabsicht der göttlichen Vorsehung, die Menschheit auf dessen Ankunft vorzubereiten. Es sollte den Menschen recht zum Bewusstsein kommen, wie unglücklich sie sich durch die Sünde gemacht hatten, und dass niemand sie retten könne als Gott. Und so geschah es. Indem alle Völker, mit Ausnahme des israelitischen, ihre eigenen Wege gingen, um das Glück zu suchen, gerieten sie immer tiefer ins Elend. Mehr und mehr verloren sie die Erkenntnis des wahren Gottes und verfielen in den schmachvollsten Götzendienst und den törichtsten Aberglauben. Auf die Frage, wozu der Mensch eigentlich auf der Welt sei, wussten auch die Weisesten unter ihnen keine sichere Antwort. Ihr Gewissen sagte ihnen zwar noch einigermaßen, was gut und was böse sei, aber sie fühlten nicht die Kraft, der Stimme des Gewissens zu folgen. Durch fortwährende Kriege zerfleischten sich die Völker gegenseitig. Ein großer Teil der Menschen musste den andern als Sklaven dienen und sich behandeln lassen wie vernunftlose Tiere. Bei den meisten Völkern waren auch die Frauen verachtet und ihr Los nicht viel besser als das der Sklaven. Mitleid mit Armen und Notleidenden kannte man nicht. Tyrannisch herrschten die Mächtigen und unterdrückten die Schwachen. Diese grollten ihren Bedrückern und suchten sich, soweit sie konnten, an ihnen zu rächen. Niemand sah mehr einen Ausweg aus dem allgemeinen Elend, wenn nicht vom Himmel her ein Retter käme. Diesen Retter wollte Gott inmitten des israelitischen Volkes in die Welt eintreten lassen. Deshalb hatte er jenes Volk auserwählt und durch eine besondere Leitung für diesen Zweck vorbereitet. Er hatte dafür gesorgt, dass der wahre Glaube und die Hoffnung auf den Erlöser unter dem auserwählten Volke erhalten blieben. Auch hatte er durch Vorbilder und Weissagungen so viele Umstände aus dem Leben des kommenden Erlösers vorher verkündet, dass dieser bei seinem Erscheinen leicht erkannt werden konnte. Endlich kam der Verheißene. Es war der Gottmensch Jesus Christus. Da sich an ihm alles erfüllte, was über den Erlöser vorher verkündet war, so konnte man vernünftigerweise nicht daran zweifeln, dass er es wirklich war. Zudem bewies er, namentlich durch seine Wunder, dass er der eingeborene Sohn Gottes sei, Durch seine himmlische Lehre und das helleuchtende Beispiel seines heiligen Lebens zeigte er den rechten Weg, der zum zeitlichen und ewigen Glücke führt, Durch sein Leiden und Sterben tilgte er alle Sündenschuld und erwarb er den Menschen die nötige Gnadenhilfe, damit sie den Weg des Heiles zu gehen imstande wären. Um allen Völkern bis ans Ende der Welt seine Lehre verkünden und seine Gnaden austeilen zu lassen, stiftete er die allgemeine oder katholische Kirche und sandte er ihr den Heiligen Geist, der allzeit bei ihr bleiben sollte. Dieser stand der Kirche von Anfang an bis auf den heutigen Tag in so auffallender Weise bei, dass man sie dadurch allein schon als die göttliche Heilsanstalt erkennen kann. Mit einer geradezu wunderbaren Schnelligkeit breitete sie sich über die damals bekannten Länder aus, obschon ihre ersten Vertreter zwölf schlichte Männer waren, ohne menschliche Wissenschaft oder hervorragende Gaben der Natur. Ebenso wunderbar ist die Erhaltung der Kirche trotz der schwersten Kämpfe, die sie fast zu allen Zeiten zu bestehen hatte. Bald waren es feindlich gesinnte Kaiser und Könige, bald verschmitzte Irrlehrer, bald barbarische Völker, bald ungläubige Gelehrte, bald freche Volksverführer, die alles aufboten, um sie zu vernichten. Sie selbst aber hatte keine andern Verteidigungswaffen als ihre Wahrheit, ihre Geduld und ihr Gottvertrauen. Dennoch ging sie aus allen Kämpfen siegreich hervor, und heute ist sie die größte Religionsgesellschaft auf der ganzen Welt. Am wunderbarsten sind die Früchte, die sie allenthalben, wo sie Aufnahme fand, hervorbrachte. An die Stelle des heidnischen Aberglaubens und Götzendienstes trat die Erkenntnis und Verehrung des wahren Gottes. Wo vorher Stolz, Unzucht, Lieblosigkeit, Unmäßigkeit und andere Laster geherrscht hatten, pflanzte sie Demut, Keuschheit, christliche Nächstenliebe, Enthaltsamkeit und alle andern Tugenden. Sie schaffte die Sklaverei ab, stellte die Ehre des weiblichen Geschlechtes wieder her und schuf zahllose Anstalten für Kranke und Notleidende; die Reichen lehrte sie Wohltätigkeit, die Armen Genügsamkeit und Dankbarkeit, die Vorgesetzten Milde und liebevolle Rücksicht, die Untergebenen willigen Gehorsam. Auch Kunst und Wissenschaft blühten unter ihrer Pflege; kurz, alles, was zu zeitlichem und ewigem Glücke führt, wurde von ihr gefordert.

Um solches zu erreichen, musste die Kirche natürlich Selbstüberwindung von ihren Mitgliedern fordern. Dazu konnten sich aber nicht alle Menschen entschließen. Daher kam es, dass viele ihre Lehren und Vorschriften überhaupt nicht annahmen, andere sie nur unvollkommen befolgten, andere wieder von ihr abfielen. Die Abgefallenen wurden teils irrgläubig, teils völlig ungläubig. Sie waren jederzeit die schlimmsten Feinde der Katholischen Kirche und sind es heute mehr als je zuvor. Mit allen Mitteln suchen sie auch die treugebliebenen Katholiken und namentlich die katholische Jugend von unserm heiligen Glauben abtrünnig zu machen, Deshalb ist es für diese von der größten Wichtigkeit, sich zum Kampfe zu waffnen und jene Lehren gründlich kennen zu lernen, die von den Gegnern am meisten angegriffen werden. Die Ungläubigen richten ihre Angriffe hauptsächlich gegen die Grundlehren des Christentums, die Irrgläubigen gegen die Unterscheidungslehren, d.h, jene Lehren, durch die sich die Katholiken von den Protestanten unterscheiden. Das vorliegende Büchlein enthält darum zwei Teile: der erste Teil behandelt die Grundlehren unserer heiligen Religion, der andere die wichtigsten Unterscheidungslehren.

Erster Teil: Grundlehren der christlichen Religion

I. Es gibt einen allmächtigen Gott, der alle Dinge erschaffen hat

Dass es einen allmächtigen Gott gibt, muss jeder sehen, der sehen will; denn klar und deutlich zeigt dies

1. die ganze sichtbare Welt mit ihrer weisen Einrichtung, die unmöglich durch bloßen Zufall so geworden sein kann.

Denke dir nur jemand sage, ein Buch, z.B. die Schulbibel mit ihren schönen Erzählungen und hübschen Bildern, sei durch Zufall entstanden: der Wind habe eine Anzahl Papierblätter zusammengeweht, dann seien schwarze Stäbchen aus der Luft darauf niedergefallen, Vögel und Fliegen hätten zahllose Schmutzleckchen dazu gemacht, und so seien die verschiedenen Erzählungen mit all den gleichmäßig geformten Buchstaben und geraden Zeilen, mit den bedeutungsvollen Worten und sinnreichen Sätzen, desgleichen die Bilder mit den genau abgezirkelten Punkten und Strichlein ganz von selbst geworden; einen Verfasser, der das Buch mit Überlegung geschrieben, einen Drucker, der die Buchstaben mit Bedacht gesetzt, einen Maler, der die Bilder kunstvoll gezeichnet habe, gebe es nicht. Würde ein Mensch, der solches im Ernst behauptete, nicht von jedermann für irrsinnig gehalten werden?

Nun, auch die Natur um uns ist ein großes Buch mit wohlgeformter Schrift, interessanten Erzählungen und prächtigen Bildern. Jedes Blatt am Baume ist weit geschickter geformt als ein gedruckter Buchstabe, jedes Zweiglein hat Sinn und Bedeutung, jeder Baum und jeder Strauch birgt mehr Weisheit in sich als eine lange Erzählung; all die prangenden Blumen und herrlichen Tiergestalten sind ebenso viele lebendige Bilder. Dieses Buch der Natur erzählt uns von der Macht, Weisheit und Güte, die sich in ihm offenbart, so vieles und Interessantes, dass die Naturforscher nicht müde werden, darin zu studieren. Und das sollte durch blinden Zufall entstanden sein, wie die Gottesleugner behaupten? Wahrlich, nur "der Tor spricht in seinem Herzen: Es gibt keinen Gott." (Ps.13, 1).

2. Dass es einen Gott gibt, bezeugt uns auch die Stimme des Gewissens. Sie weist uns hin auf einen unsichtbaren Gesetzgeber, der allen Menschen sein heiliges Gesetz in die Seele geschrieben hat, der auch die verborgensten Handlungen und selbst unsere geheimsten Gedanken sieht und dereinst alles nach strengster Gerechtigkeit richten wird.

Schon gleich beim Erwachen der Vernunft weiß jedes Kind, dass man nicht stehlen, nicht lügen, einem Unschuldigen kein Leid zufügen darf usw. Obwohl es weder lesen noch schreiben gelernt hat, sieht das Kind doch schon solche nahe liegende Vorschriften des Sittengesetzes auf den geistigen Gesetzestafeln seines Innern. Weder es selbst noch ein anderer Mensch hat sie da hineingeschrieben. Sie können nur von dem kommen, der die menschliche Natur gebildet und alle Menschen gleicherweise für ein heiliges Leben bestimmt hat.

So oft der Mensch in die Gelegenheit kommt, etwas Gutes zu tun oder etwas Böses zu meiden, vernimmt er die Stimme des Gewissens, die ihn zum Guten antreibt und vor dem Bösen warnt, die ihm für alles Gute Lohn und für alles Böse Strafe in sichere Aussicht stellt, auch da, wo das Gute oder Böse ganz im verborgenen geschieht. Eben dadurch weist sie uns hin auf einen allwissenden und allgerechten Richter, dem jeder Mensch über sein Tun und Lassen dereinst wird Rechenschaft geben müssen.

Wären die Vorschriften des Sittengesetzes von einzelnen Menschen aufgestellt und den andern durch Unterricht oder Angewöhnung beigebracht worden, so müsste es damit sein wie mit andern Vorschriften und Gebräuchen: die sind in den verschiedenen Ländern ganz verschieden und wechseln mit der Zeit gar sehr. Das Sittengesetz aber, das wir in unserm Innern tragen, ist in allen Ländern und zu allen Zeiten dasselbe, wenigstens insoweit es nicht durch schlechtes Beispiel, verkehrte Gewohnheiten oder unrichtige Belehrungen verfälscht worden ist.

3. Besonders klar geht das Dasein Gottes hervor aus den Wundern, die er gewirkt hat und noch wirkt; denn bei jedem Wunder greift Gott gleichsam sichtbar in den Gang der Natur ein. Die Ungläubigen selbst leugnen es nicht: wenn es Wunder gibt, so muss es auch einen Gott geben. Eben deshalb wollen sie von Wundern nichts hören. Aber ob sie wollen oder nicht, es gibt Wunder, und zwar viele und ganz unzweifelhafte.

Die vielen Wunder des Evangeliums sind bekannt. Hier führen wir darum nur ein paar Wunder aus neuerer Zeit kurz an.

Ein Mann aus Westflandern Namens Peter de Rudder hatte ein gebrochenes Bein, das nach langer vergeblicher Behandlung von drei Ärzten als unheilbar erklärt worden war. An dem einen Bruchende hatte der Arzt (Doktor Affenaer) ein großes Stück Knochen abgesägt, so dass ein leerer Zwischenraum zwischen dem obern und untern Knochenende an der Bruchstelle vorhanden war. Aus der großen Wunde floß täglich eine Menge Eiter heraus. Bei der Reinigung der Wunde wurde das Bein immer so zurückgebogen, dass die beiden Knochenenden nach außen traten. So war es noch am 6. April 1875. Am folgenden Tage ließ sich der arme Mann nach Oostacker, einem Wallfahrtsorte in der Nähe von Gent, bringen. Dort betete er innig zur unbefleckten Gottesmutter um Heilung. Und siehe da, in einem Augenblicke waren die Beinknochen wieder zusammengewachsen, die Wunde geschlossen und das ganze Bein vollständig heil. Doktor Affenaer, der jetzt das Bein wieder genau untersuchte, erklärte offen: "Wenn man ein solches Wunder sieht, fühlt man sich aus einem Ungläubigen wieder gläubig werden." (Der ganze Hergang ist genauer erzählt in den Stimmen aus Maria Laach, Band 58, S. 113-128).

In dem Seligsprechungsprozess der seligen Maria Magdalena Postel wurde am 21. Juli 1907 von Papst Pius X., folgendes Wunder bestätigt. Zu Vicompte in Frankreich befand sich ein fünfjähriges Kind, das wegen Knochenerweichung von Geburt an jammervoll verkrüppelt war. Die Glieder waren so verbogen, dass man an dem Kinde kaum mehr eine menschliche Gestalt erkennen konnte. Am Schluss einer neuntägigen Andacht wurde es zum Grabe der seligen Maria Magdalena Postel gebracht und daselbst plötzlich und vollkommen geheilt. In einem Augenblicke waren alle Knochen fest und alle Glieder gerade geworden; und während es bis dahin auf dem Boden kriechen musste, konnte es jetzt auf einmal frei und richtig gehen.

Im Jahre 1891 geschahen zu Trier bei der Ausstellung des heiligen Rockes zahlreiche Wunder, die der hochwürdstigste Bischof Felix Korum in einer eigenen Schrift genauer beschrieben hat. Eines davon ist dieses: Peter Eul aus Büdenbach, ein Kind von anderthalb Jahren, war am linken Auge ganz blind, am rechten fast blind und am rechten Ärmchen lahm. Als das Kind den heiligen Rock anrührte, war es plötzlich von bei den Übeln geheilt, die Blindheit und die Lähmung waren völlig verschwunden.

Zu Lourdes (sprich: Lurd), dem berühmten Wallfahrtsort der unbefleckt empfangenen Gottesmutter, geschehen jedes Jahr verschiedene Wunder. Das folgende geschah daselbst am 13. September 1878. Eine Person Namens Joachima Dehant aus Gesves in Belgien hatte am rechten Bein eine breite Wunde, die vom Knie bis zum Knöchel reichte. An der äußern Seite des Beines war nicht bloß die Haut, sondern größtenteils auch das Fleisch durch Eiterung weggefressen. Noch am Tage der Heilung fielen mit dem faulenden Fleische selbst abgestorbene Knochenteile ab, und der Eiter floß in großer Menge heraus. Die Kranke stieg um 9 Uhr morgens mit Hilfe einer andern Person in einen der Wasserbehälter, die aus der Quelle von Lourdes gefüllt werden. Als sie wieder heraus stieg, war das Bein vollständig geheilt. An der Stelle der großen eiternden Wunde war neues Fleisch mit einer neuen Haut bedeckt. Zahlreiche Personen, darunter auch mehrere Ärzte, die das Bein kurz vor und gleich nach der Heilung sahen, haben dies bezeugt (siehe Baustert, Die großen Heilungen von Lourdes, Lingen an der Ems, R. van Acken. Daselbst werden noch viele ähnliche Wudner mit den Zeugnissen dafür berichtet,)

Manche Ungläubige sagen, wenn es einen Gott gäbe, dann könnte nicht soviel Elend in der Welt sein; ein allmächtiger und allgütiger Gott müsste das verhüten. Das ist aber ein großer Irrtum. Gott hat viele und gute Gründe, weshalb er die Leiden schickt oder zulässt.

a) Die Leiden, die Gott dem Sünder schickt, sollen diesen antreiben, seine Sünden zu bereuen und sich zu bessern. In der nämlichen Absicht lässt Gott die Leiden zu, die der Sünder selbst verschuldet, z.B. Krankheit infolge von Unmäßigkeit, Armut infolge von Verschwendung oder Trägheit.

b) Das mannigfache Elend dieses Lebens mahnt uns an die Vergänglichkeit aller irdischen Dinge und lenkt unser Streben auf den Himmel und die ewigen Güter.

c) Glück macht leicht übermütig und gottvergessen; Unglück dagegen macht demütig und erinnert uns an Gott, der oft allein noch helfen kann. Daher das Sprichwort: "Not lehrt beten."

d) Die Leiden bieten Gelegenheit, noch manche andere Tugenden zu üben: den christlichen Starkmut, die Geduld, das Gottvertrauen usw. Viele große Männer und namentlich die großen Heiligen sind besonders durch Leiden und Prüfungen das geworden, was sie waren.

e) Eben deshalb sind die Leiden auch eine reiche Quelle des Verdienstes für den Himmel. Und dies allein schon wäre Grund genug, dass der allgütige Gott uns mancherlei Leiden und Prüfungen schickte; denn "die Leiden dieser Zeit können nicht verglichen werden mit der zukünftigen Herrlichkeit, die (dafür) an uns offenbar werden wird." (Röm. 8, 18).

Wir können Gott nicht genug dafür danken, dass er sich uns so klar zu erkennen gegeben hat. Ohne diese Erkenntnis ständen wir im Leben da wie irrende Wanderer in einer pfadlosen Wüste: wir wüssten nicht, woher wir gekommen, noch wohin wir gehen sollten. In Not und Leiden fehlte uns jede sichere Hoffnung, jeder wahre Trost; und weil unser Herz unwiderstehlich nach Glück verlangt, so blieben wir notwendig höchst unglücklich, wenn wir Gott, die einzige Quelle alles wahren Glückes, nicht kennten.

II. Religion ist eine heilige Pflicht

Religion ist soviel wie Gottesverehrung. Gott ist unser Schöpfer und höchster Herr, unser gütigster Vater und größter Wohltäter. Deshalb ist es selbstverständlich, dass wir ihm die gebührende Ehre erweisen, also Religion haben müssen.

Gewisse Leute sagen wohl, man könne auch ohne Religion ein guter Mensch sein. Wir antworten:

1. Wer sich um seinen höchsten Herrn nicht kümmert, wer seinen gütigsten Vater nicht ehrt, wer sich seinem größten Wohltäter nicht dankbar erweist, der verletzt die heiligsten Pflichten und ist darum ein schlechter Mensch.

2. Wer seine Pflichten gegen Gott vernachlässigt, wird auch seine Pflichten gegen den Nebenmenschen nicht gewissenhaft erfüllen.

3. Ohne Gottesfurcht hat der Mensch gar nicht die Kraft, seine ungeordneten Neigungen dauernd zu beherrschen.

Zwar kommen auch bei denen, die Religion haben, Fehler vor, sogar schwere Fehler. Aber sie begehen diese nur, weil sie sich in den Versuchungen die Wahrheiten der Religion zu wenig zu Herzen nehmen. Je mehr einer von der Religion durchdrungen ist, desto weniger Fehler begeht er.

Wer keine Religion hat, gleicht dem vernunftlosen Tiere, dessen Streben nur auf die Güter der Erde gerichtet ist; wie dieses arbeitet und genießt er, ohne an den zu denken, von dem alles herkommt, und zu dessen Ehre alles gereichen soll.

Einzelne wollen aus Stolz von Religion nichts wissen; sie meinen, es sei gegen ihre Würde, einen Herrn über sich anzuerkennen. Sie bedenken nicht, wie sehr sie sich gerade durch ihre Selbstüberhebung verächtlich machen. Wahre Würde muss mit Bescheidenheit verbunden sein.

Jeder, der gut und vernünftig sein will, muss also Religion haben. Es ist aber nicht gleich, welche Religion man hat; man muss die wahre Religion haben, die Christus gelehrt und zu üben befohlen hat. Das wird sich aus dem folgenden noch klarer ergeben.

III. Die Evangelien verdienen, selbst rein natürlich betrachtet, vollen Glauben

Die wichtigsten Bücher, auf die sich die christliche Religion stützt, sind die vier Evangelien. Sie wie alle andern Bücher der Heiligen Schrift sind unter Eingebung des Heiligen Geistes geschrieben und enthalten darum nichts als das untrügliche Wort Gottes; das werden wir später beweisen. Aber wenn wir das auch nicht müssten, könnten wir dennoch fragen:

Wenn irgend ein Buch aus früherer Zeit vollen Glauben verdient, dann sicher die Evangelien. Warum das? Ein Buch verdient vollen Glauben, wenn es 1) sicher herkommt von einem Manne, der die Wahrheit genau kannte und getreu berichten wollte, und wenn es 2) stets unverfälscht geblieben ist. Beides ist aber bei unsern vier Evangelien so gewiss der Fall wie bei keinem andern Buch aus früherer Zeit.

1. a) Die Evangelienkommen sicher her von den bekannten vier Evangelisten Matthäus, Markus, Lukas und Johannes; denn die Kirche hat diese Bücher aus den Händen der Verfasser selbst empfangen und die genannten Männer stets als deren Verfasser bezeichnet. Sie war hierin ihrer Sache so gewiss, dass sie die Evangelien alsbald regelmäßig beim Gottesdienste als heilige Schriften vorlesen ließ.

b) Die Evangelisten kannten die Wahrheit dessen, was sie erzählen, genau. Matthäus und Johannes waren als Apostel bei fast all den Begebenheiten selbst zugegen gewesen. Markus war Schüler und beständiger Begleiter des hl. Petrus und schrieb das Evangelium so, wie Petrus es predigte, Lukas, der Begleiter des hI. Paulus, sagt von sich, er habe sich über alles sorgfältig erkundigt bei denen, die es selbst gesehen und gehört hätten (Luk. 1, 1-3).

c) Die Evangelisten wollten auch die Wahrheit getreu berichten; das sieht man schon an der schlichten und treuherzigen Art, wie sie alles erzählen. Auch die eigenen Fehler verschweigen sie nicht. Wären sie nicht streng bei der Wahrheit geblieben, so wären sie von den Juden öffentlich als Lügner überführt worden; denn was Jesus getan und gelehrt hatte, war im ganzen Judenlande bekannt. Kein Jude hat es aber gewagt, die Erzählungen der Evangelisten als unwahr hinzustellen.

Der hI. Irenäus, der einen Schüler des hI. Evangelisten Johannes zum Lehrer hatte, sagt: "So groß ist die Sicherheit der Evangelien, dass selbst die Irrgläubigen Zeugnis dafür ablegen, indem jeder von ihnen sich auf dieselben beruft, um seine eigene Lehre daraus zu beweisen." (Geg. die Häresien IIl. 1).

Schon in den allerersten Zeiten des Christentums sind zahlreiche Männer für den Glauben an das, was die Evangelien erzählen, in den Tod gegangen. Auch gab es unter den ersten Christen manche Gelehrte, die erst nach sorgfältiger Untersuchung das Evangelium annahmen, z.B. der hI. Dionysius Areopagita, Justinus, Aristides, Quadratus.

2. Die Evangelien sind auch immer unverfälscht geblieben; denn

a) als heilige Bücher, die von der größten Wichtigkeit sind für unser ewiges Heil, wurden sie von der Kirche stets aufs sorgfältigste vor Fälschung bewahrt;

b) weil sie regelmäßig beim Gottesdienste vorgelesen wurden, so hätte man sie gar nicht fälschen können, ohne dass es alsbald bemerkt und laut dagegen protestiert worden wäre;

c) weil sie überall verbreitet waren, so war eine Fälschung aller Exemplare gar nicht möglich;

d) wir haben noch über 1200 alte Handschriften, die, abgesehen von Kleinigkeiten, alle miteinander übereinstimmen.

Die Ungläubigen sagen, es gebe auch unechte Evangelien; darum könne man nicht wissen, ob nicht auch die unsrigen unecht seien. Wir antworten: Ja es gibt unechte Evangelien, die von Irrlehrern geschrieben sind; aber diese hat man gleich als unecht erkannt und zurückgewiesen. Von unsern Evangelien dagegen sagte schon Origenes, der größte Gelehrte der ersten christlichen Zeit, "in der gesamten Kirche, soweit der Himmel reicht, seien sie als unbestritten echt anerkannt".

Die Ungläubigen sagen ferner, in den Evangelien fänden sich Widersprüche. Antwort: Die Widersprüche sind nur scheinbar da; alle Stellen lassen sich so erklären, dass sie miteinander übereinstimmen.

Einige behaupten sogar, Christus habe gar nicht gelebt. Diese Behauptung ist so unsinnig, dass sie eine Widerlegung gar nicht verdient. Mit mehr Recht könnte jemand behaupten, Kaiser Napoleon habe niemals gelebt. Selbst wenn man den Evangelien und allen christlichen Schriftstellern den Glauben versagte und dazu sich einbildete, die ganze Kirche Christi sei eines Tages plötzlich vom Himmel gefallen, selbst dann müsste man zugeben, dass Christus gelebt hat. Schon der jüdische Talmud und die heidnischen Schriftsteller der damaligen Zeit bezeugen das unwiderleglich.

IV. Jesus Christus ist der wahre Sohn Gottes

Aus den Evangelien geht klar hervor, dass Jesus Christus der wahre Sohn Gottes ist, nicht bloß ein angenommenes Kind Gottes wie wir. Das hat er selbst von sich bezeugt, und zugleich hat er bewiesen, dass sein Zeugnis wahr ist.

1. Jesus nennt sich ausdrücklich den "eingeborenen Sohn Gottes" (Joh, 3, 16. 19) und sagt, dass er "vom Himmel herabgekommen" sei (Joh. 6, 38), dass er bei seinem himmlischen Vater "in der Herrlichkeit gewesen, ehe die Welt war" (Joh, 17, 5). Er sagt: "Ich und der Vater sind eins" (Joh. 10,30). "Alles, was der Vater tut, das tut in gleicher Weise auch der Sohn ... Wie der Vater die Toten auferweckt und lebendig macht, so macht auch der Sohn lebendig, welche er wilL Der Vater richtet niemand, sondern das ganze Gericht hat er dem Sohne übergeben, damit alle den Sohn ehren, wie sie den Vater ehren" (Joh. 5, 19-23).

Aus diesen und ähnlichen Worten Jesu sieht man klar, dass er sich für den wahren Sohn Gottes ausgibt und sich Gott dem Vater gleichstellt. Das warfen ihm auch die Juden vor, und sie wollten ihn deshalb töten. Jesus aber erwiderte nicht: "Ihr habt mich missverstanden", sondern bekräftigte seine Worte noch immer mehr. Auch als Petrus zu ihm sagte: "Du bist Christus, der Sohn des lebendigen Gottes" (Matth, 16, 16), und als Thomas zu ihm sprach: "Mein Herr und mein Gott!" bestätigte er ihre Worte. Als er vor Gericht vom Hohenpriester beim lebendigen Gott beschworen wurde, zu sagen, ob er wirklich der Sohn Gottes sei, da erklärte er feierlich: "Ja, ich bin es" und fügte bei, dass er "zur Rechten der Kraft Gottes sitzen und auf den Wolken des Himmels kommen werde" (Mark. 14, 62).

2. Das Zeugnis Jesu über seine Gottheit ist also ganz unzweifelhaft. Wodurch hat er nun bewiesen, dass sein Zeugnis wahr ist?

a) Das hat er schon bewiesen durch sein heiliges Leben; denn ein heiliger Mann gibt sich nicht fälschlich für Gott aus; Jesus aber war so heilig, dass er seinen Feinden zurufen durfte: "Wer von euch kann mich einer Sünde beschuldigen?" (Joh. 8,46).

b) Die Wahrheit seines Zeugnisses hat Jesus vor allem durch seine Wunder bewiesen. Wunder sind Werke, die nur durch göttliche Macht gewirkt werden können. Menschen können nur dann Wunder wirken, wenn Gott ihnen seine Macht dazu leiht. Das darf aber Gott nicht tun, wenn der Mensch diese Macht gebrauchen wollte, um eine falsche Lehre damit zu bekräftigen. Deshalb ist es absolut sicher: wenn jemand eine Lehre vorträgt und zum Beweise ihrer Wahrheit Wunder wirkt, dann ist diese Lehre wahr.

Nun hat Jesus zur Bekräftigung seiner Lehre zahlreiche Wunder gewirkt: Wasser verwandelte er in Wein; mit fünf Broten sättigte er 5000 Menschen; er gebot dem Sturme und den Wellen; durch ein bloßes Wort heilte er Krankheiten aller Art; er erweckte Tote zum Leben und ging selbst glorreich aus dem Grabe hervor. Die meisten dieser Wunder wirkte er so offen vor aller Welt, dass selbst seine Feinde sie nicht leugnen konnten. "Was sollen wir machen?" sagte der hohe Rat; "dieser Mensch tut viele Wunder. Wenn wir ihn so gehen lassen, werden alle an ihn glauben." (Joh. 11, 47. 48).

Jesus berief sich auch ausdrücklich auf diese Wunder, um damit seine Lehre zu bekräftigen. "Die Werke, die ich im Namen meines Vaters tue, diese geben Zeugnis von mir ... Wenn ihr mir (meinen Worten) nicht glauben wollt, so glaubet meinen Werken." (Joh. 10,25. 38). Die Wunder Jesu sind demnach ein ganz unanfechtbarer Beweis, dass seine Lehre wahr und dass er wirklich der eigentliche Sohn Gottes ist.

Was von den Wundern Jesu gesagt wurde, gilt auch von seinen Weissagungen: auch sie sind eine unanfechtbare Bestätigung seiner Lehre. Weissagungen sind eine besondere Art von Wundern, sie sind Wunder der göttlichen Allwissenheit. Auch solche Wunder hat Jesus gewirkt; er hat Dinge vorhergesagt, die nur Gott voraussehen konnte, z.B. den Verrat des Judas und die Verleugnung des Petrus, sein Leiden und Sterben, seine Auferstehung und Himmelfahrt, die Zerstörung Jerusalems, die allgemeine Verbreitung und ewige Dauer seiner Kirche.

V. Die Auferstehung Christi

Der klarste Beweis für die Gottheit Christi und die Wahrheit der christlichen Religion ist die Auferstehung Christi; denn wenn Christus wirklich von den Toten auferstanden ist, dann ist seine Lehre bekräftigt durch das größte Wunder, das man sich denken kann. Um nun die Auferstehung Christi zu beweisen, haben wir zwei Tatsachen zu zeigen: 1) dass er wahrhaft gestorben, und 2) dass er wahrhaft zum Leben zurückgekehrt ist.

1. Christus ist wahrhaft gestorben; denn

a) die schweren Leiden, die er erduldet hat, mussten den Tod herbeiführen.

b) die Soldaten, die den beiden Mitgekreuzigten nach römischer Gewohnheit die Gebeine zerschlugen, um sie rascher zu töten, taten dies bei Christus nicht, weil sie sahen, dass er schon tot war.

c) um ganz sicher zu gehen, gab einer der Soldaten ihm mit der Lanze den sogenannten Todesstoß, d.h. einen Stich ins Herz. Dies war nämlich bei den Römern die gewöhnliche Art, einen tödlich Verwundeten vollends zu töten.

d) der Hauptmann, der darüber zu wachen hatte, dass die Gekreuzigten nicht herab genommen wurden, bevor sie tot waren, bezeugte vor Pilatus, dass Christus wirklich gestorben sei.

e) das erkannten auch die Freunde Christi; sonst hätten sie ihn nicht einbalsamiert und ins Grab gelegt.

f) selbst der Hohe Rat, der durch die Kunde von der Auferstehung Christi in die äußerste Verlegenheit kam und sich durch die lächerlichsten Ausreden zu helfen suchte, wagte nicht, den wirklichen Tod Christi anzuzweifeln.

Der Tod Christi steht also vollkommen fest. Ebenso fest steht:

2. Christus ist wahrhaft zum Leben zurückgekehrt.

Das bezeugen einstimmig seine Jünger, die während vierzig Tagen ihn oft gesehen, mit ihm gesprochen, ihn betastet und mit ihm gegessen haben. Eine Täuschung war da nicht möglich; um so weniger, da die Jünger in dieser Sache anfangs recht schwergläubig waren.

Wie fest die Jünger aber nachher von der wirklichen Auferstehung ihrs Meisters überzeugt waren, sieht man daraus, dass sie für den Glauben an den Auferstandenen keine Opfer gescheut und selbst ihr Leben hingegeben haben.

Dass Christus auferstanden ist, bezeugt ferner das leere Grab. Weil Christus bestimmt vorausgesagt hatte, er werde am dritten Tage wieder auferstehen, ließen die Hohenpriester das Grab versiegeln und durch Soldaten bewachen. Ein heimliches Entwenden des Leichnams war also unmöglich, und doch wurde das Grab am dritten Tage leer gefunden. Die Soldaten wurden nicht bestraft, sondern erhielten Geld, damit sie sagen sollten, sie hätten geschlafen, und unterdessen hätten die Jünger den Leichnam gestohlen. Eine so lächerliche Ausrede haben selbst die Juden nicht geglaubt; denn, als bald darauf die Apostel öffentlich verkündeten, Christus sei auferstanden, hat niemand ihnen zugerufen: "Ihr habt den Leichnam gestohlen", sondern Tausende haben sich bekehrt.

Ein ganz unverwerflicher Zeuge der Auferstehung Christi ist auch der hI. Paulus. Von falschem Eifer getrieben, wütete er anfangs gegen die Christen wie kein anderer. Da erschien ihm Christus auf dem Wege nach Damaskus. Paulus, damals noch Saulus genannt, war von der Wahrheit dieser Erscheinung so fest überzeugt, dass er sofort der eifrigste Apostel wurde und für seine Überzeugung freudig Verfolgung und Tod erlitt.

VI. Christus hat eine Kirche gestiftet und die Apostel und deren Nachfolger als Vorsteher der Kirche bestellt

Als Christus sein öffentliches Leben begann, schlossen sich ihm viele Jünger an. Zwölf aus ihnen wählte er zu seinen Aposteln oder Gesandten. Diese mussten ihn ständig begleiten, damit sie Zeugen seien von allem, was er tat und lehrte. Daneben gab er ihnen noch besondere Unterweisungen. Wiederholt sprach er mit ihnen von der Kirche, die er stiften wolle. (Matth. 16, 18. 19; 18, 17. 18.). Die Kirche nannte er "sein Reich" (Joh. 18,36) und noch öfter "das Himmelreich", nämlich das Himmelreich auf Erden, das gleichsam der Vorhof ist für das Himmelreich da droben (Matth. 13, 18-52).

Zur Gründung und Ausbreitung dieses Reiches übertrug er den Aposteln seine eigene Gewalt, und er befahl ihnen, hinauszugehen in alle Welt, allen Völkern seine Lehre zu verkünden, die Glaubenden zu taufen und die Getauften auf dem Wege des Heiles zu leiten. Schon während seines öffentlichen Lebens, als er gerade von seiner Kirche sprach, hatte ER zu den Aposteln gesagt: "Alles, was ihr auf Erden binden werdet, wird auch im Himmel gebunden sein; und alles, was ihr auf Erden lösen werdet, wird auch im Himmel gelöst sein." (Matth. 18, 18.). Damit hatte er ihnen die volle Gewalt zur Leitung der Gläubigen verheißen. Beim letzten Abendmahl, wo er als der Hohepriester des Neuen Bundes selbst die erste hI. Messe feierte, gab er den Aposteln die Vollmacht, dasselbe zu tun, was er getan hatte, nämlich Brot und Wein in sein heiliges Fleisch und Blut zu verwandeln, es dem himmlischen Vater aufzuopfern und den Gläubigen darzureichen. Das war der Sinn der Worte: "Dies tut zu meinem Andenken." (Luk. 22, 19.) Am Abend des Auferstehungstages erschien er den versammelten Aposteln, grüßte sie und sprach "Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch", d.h. dieselbe Aufgabe und dieselbe Gewalt, die mir der Vater übertragen hat, übertrage ich euch. Darauf hauchte er sie an und sprach: "Empfanget den Heiligen Geist! Welchen ih die Sünden nachlassen werdet, denen sind sie nachgelassen; und welchen ihr sie behalten werdet, denen sind sie behalten." (Joh. 20,22.23.) Kurz vor seiner Himmelfahrt erschien er ihnen wiederum, und mit großer Feierlichkeit sprach er: "Mir ist alle Gewalt gegeben im Himmel und auf Erden. Gehet also hin und lehret alle Völker und tauft sie im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heilige Geistes, und lehret sie alles halten, was ich euch geboten habe." (Matth. 28, 19. 20.)

Damit die Apostel imstande wären, diesen schwierige Auftrag auszuführen, versprach Christus, dass er selbst bei ihnen sein werde bis ans Ende der Welt (Matth. 28, 20 auch verhieß er ihnen den immerwährenden Beistand des Heiligen Geistes: "Ich will den Vater bitten, und er wird euch einen andern Tröster geben damit er in Ewigkeit bei euch bleibe, den Geist der Wahrheit." (Joh. 14, 16. 17.)

Diese Verheißung galt auch für die Nachfolger der Apostel. Die Apostel selbst konnten ja unmöglich zu alle Völkern hinziehen, noch bis ans Ende der Welt leben.

Nachdem der Heilige Geist am Pfingstfeste über die Apostel herabgekommen war und sie mit himmlische Kraft ausgerüstet hatte, fingen sie zunächst in Jerusalem und Palästina an zu predigen und zu taufen. Die, welch glaubten und sich taufen ließen, vereinigten sie um sie und so bildeten sie an den verschiedenen Orten christlich Gemeinden. Bald zogen sie auch hinaus in die heidnische Länder und machten es da ebenso. Auf diese Weise entstanden immer mehr Christengemeinden, deren Vorsteher die Apostel waren. Weil die Apostel aber nicht persönlich alle diese Gemeinden leiten konnten, so wählten sie geeignete Männer aus, die an ihrer Stelle das Vorsteheramt ausüben sollten. Diese weihten sie zu Bischöfen, und ihnen teilten sie dieselbe Gewalt mit, die sie von Christi empfangen hatten. Auch gaben sie ihnen den Auftrag, wo es nötig werde, wieder andere zu weihen und anzustellen.

Alle Gemeinden bekannten denselben Glauben, befolgten dieselben Vorschriften, nahmen teil an denselben Sakramenten und bildeten so eine große religiöse Gemeinschaft, deren gemeinsames Oberhaupt der hI. Petrus war. (VgI. S. 39 f) Diese ganze Gemeinschaft nannte man die Katholische Kirche.

VII. Christus hat seiner Kirche die Gabe der Unfehlbarkeit zugesichert

Wenn wir von der Unfehlbarkeit der Kirche sprechen, so wollen wir sagen: Die Kirche wird durch einen besondern Beistand des Heiligen Geistes in der Glaubens- und Sittenlehre vor Irrtum bewahrt. Diesen Beistand hat Christus ihr verheißen. Wie das?

1. Kurz vor seiner Himmelfahrt sprach Christus zu den Aposteln: "Gehet hin in die ganze Welt und predigt das Evangelium allen Geschöpfen. Wer glaubt und sich taufen lässt, der wird selig werden; wer aber nicht glaubt, der wird verdammt werden." (Mark. 16, 15. 16.) Das Evangelium, das die Apostel predigen sollten, ist jene Lehre, die Christus selbst gepredigt hatte, d.h. die christliche Glaubens- und Sittenlehre. Diese also müssen alle Völker unter Strafe der ewigen Verdammnis glauben. Nun kann aber Christus unmöglich die Menschen unter Strafe der ewigen Verdammnis verpflichten wollen, eine falsche oder zweifelhafte Lehre zu glauben. Also musste er dafür sorgen, dass die Apostel und ihre Nachfolger in der Verkündigung seiner Lehre unfehlbar waren.

2. Christus hat, wie wir schon gehört haben, den Aposteln und ihren Nachfolgern zu diesem Zwecke ausdrücklich den Heiligen Geist als Lehrer der Wahrheit verheißen: "Ich will den Vater bitten, und er wird euch einen andern Tröster geben, damit er in Ewigkeit bei euch bleibe, den Geist der Wahrheit ... Wenn aber jener Geist der Wahrheit kommt, so wird er euch alle Wahrheit lehren." (Joh. 14, 16. 17; 16, 13.)

Deshalb nennt der hI. Paulus die Kirche auch "eine Säule und Grundfeste der Wahrheit". (1. Tim. 3, 15).

Nicht jeder einzelne Bischof ist unfehlbar, sondern nur die Gesamtheit der Bischöfe mit dem Papst an ihrer Spitze. Der Papst dagegen ist auch allein unfehlbar, wenn er als oberster Lehrer der ganzen Kirche spricht. (VgI. S. 43 f)

Gegen die Unfehlbarkeit wendet man ein, der Papst und die Bischöfe seien Menschen; alle Menschen aber könnten irren. Wir antworten: Freilich können alle Menschen an sich irren; aber Gott kann auch Menschen vor Irrtum bewahren, wann und wie er will, und was er versprochen hat, das tut er.

VIII. Die ganze Heilige Schrift ist unter Eingebung des Heiligen Geistes geschrieben

1. Die Katholische Kirche hat von Anfang an gelehrt, alle Bücher der Heiligen Schrift seien göttliche Bücher; ihr eigentlicher Verfasser sei der Heilige Geist; dieser habe den Männern, von denen sie geschrieben sind, alles eingegeben, was sie schreiben sollten. Alle ihre Aussprüche seien darum als göttliche Aussprüche zu betrachten.

Der hI. Papst Klemens, ein Schüler des Apostelfürsten Petrus, nennt die Heilige Schrift "die wahren Aussprüche des Heiligen Geistes". (Brief 1, Nr. 45). Der hI. Bischof Irenäus († 202) nennt sie gleichfalls "das Wort des Heiligen Geistes". (Geg. die Häresien II. 28.) Der hI. Märtyrer Justinus († 166) vergleicht die Verfasser der Heiligen Schrift mit Musikinstrumenten, auf denen der Heilige Geist gespielt habe. (Ermahnung an die Griechen, Nr. 8). Papst Gregor der Große sagt, der Heilige Geist habe die Heilige Schrift "diktiert" und somit "selbst verfasst (Erkl. des Buches Job, Vorrede, Kap. I, Nr. 2) Das I. Vatikanische Konzil erklärte feierlich, dass sämtliche Bücher der Heiligen Schrift mit allen ihren Teilen "unter Eingebung des Heiligen Geistes geschrieben sind und Gott zum Verfasser haben". (Sitz. 3, Kap. 2)

2. Woher weiß die Kirche das nun? Von Christus und den Aposteln. Die Bücher des Alten Testaments, die von den Juden stets als untrügliches Wort Gottes verehrt worden waren, hat Christus selbst als solches anerkannt und sich auf sie berufen. Die Bücher des Neuen Testamentes wurden der Kirche durch die Apostel als heilige Schriften übergeben.

Die Ungläubigen bringen gegen die Heilige Schrift allerlei Einwände vor, um zu beweisen, dass sie nicht das Wort Gottes sein könne. Sie sagen, die Heilige Schrift widerspreche sich selbst und widerspreche den Lehren der Wissenschaft. Um zu zeigen, dass das nicht wahr ist, wollen wir einige Haupteinwände der Ungläubigen hören:

a) Die Heilige Schrift lehrt, Gott sei ein Geist und kein Mensch habe ihn jemals mit leiblichen Augen gesehen. Gleichwohl erzählt dieselbe Heilige Schrift, Gott sei dem Abraham, Isaak und Jakob, dem Moses und andern Propheten erschienen. Das, sagt man, sei ein offenbarer Widerspruch.

Wir antworten: Die Heilig Schrift sagt nicht, Gott sei in seinem geistigen Wesen den Patriarchen und Propheten erschienen; er erschien ihnen in einer sinnbildlichen, körperlichen Gestalt, ähnlich wie die Engel, die einen Scheinleib annehmen, wenn sie den Menschen erscheinen. Dabei bleibt es vollkommen wahr, dass kein Mensch das geistige Wesen Gottes jemals mit leiblichen Augen gesehen hat. Von einem Widerspruch kann da keine Rede sein. Ebenso wenig widerspricht sich die Heilige Schrift, wenn sie Gott einen Geist nennt und doch von Gottes Augen, Ohren, Händen und Füßen redet. Alles das ist sinnbildlich zu verstehen. Es gehört großer Unverstand dazu, in solchen Redeweisen einen Widerspruch zu finden.

b) Im 1. Buche der Könige (15, 29) steht, Gott sei nicht wie ein Mensch, dass er Reue empfinden sollte. Und doch heißt es in der Erzählung von der Sündflut (1. Mos. 6, 5.6): "Als Gott sah, dass die Bosheit der Menschen groß war auf Erden ... "reute es ihn, dass er den Menschen geschaffen hatte." Ist das nicht ein offenbarer Widerspruch? fragen die Gegner.

Nein, sagen wir; denn die Reue Gottes, von der die Heilige Schrift an der letztern Stelle redet, ist ebenso wohl bildlich zu verstehen wie die Augen, Ohren und Hände Gottes. Die Heilige Schrift will hier nur sagen, wegen der großen Bosheit der Menschen habe Gott beschlossen, sie alle zu vertilgen, gleich als ob es ihn gereut hätte, die Menschen erschaffen zu haben.

Ganz ähnlich ist es zu verstehen, wenn es von Gott heißt, er zürne, oder wenn in der Geschichte vom Turmbau zu Babel gesagt wird, Gott sei herabgestiegen, um die Stadt und den Turm zu sehen. (1. Mos. 11, 5.) Alles das sind bildliche Ausdrücke, deren die Heilige Schrift sich bedient, damit wir Menschen die geistigen Eigenschaften und Tätigkeiten Gottes leichter begreifen.

c) Vor dem Auszug aus Ägypten befahl Gott den Israeliten, sie sollten sich von den Ägyptern silberne und goldene Gefäße und Kleider geben lassen und diese dann mitnehmen. Hier, sagen die Ungläubigen, habe Gott den Israeliten befohlen, andern unrecht zu tun; Gott sei also nicht heilig.

Wir antworten: Gott, der alles erschaffen hat, ist auch der höchste Herr und Eigentümer von allem. Deshalb ist es kein Unrecht, wenn er dem einen etwas nimmt und es dem andern gibt. Es lagen auch gute Gründe vor, die genannten Dinge den Ägyptern zu nehmen und sie den Israeliten zu geben; denn die Israeliten hatten den Ägyptern viele und schwere Arbeit leisten müssen und keinen Lohn dafür erhalten; zudem mussten die Israeliten bei ihrem Auszug aus Ägypten alle ihre liegenden Güter zurücklassen.

d) Im 2. Buche Moses (7, 3) sagt Gott selbst von sich, er werde das Herz Pharaos verhärten, dass er die Israeliten nicht ziehen lasse. Hier sehen wir klar, sagen die Ungläubigen, dass Gott auch Böses tut.

Wir erwidern: Durch diese und ähnliche Ausdrücke, die noch öfters in der Heiligen Schrift vorkommen, soll nur gesagt sein, dass Gott das Böse absichtlich zulasse, weil er es zum Guten wenden will. Wer die Heilige Schrift richtig verstehen will, muss ihre Sprechweise genau kennen.

e) Auch Christus widerspreche sich, behaupten die Ungläubigen: einmal nenne er die Hölle ein Feuer, ein anderes Mal sage er, dass in der Hölle Finsternis und Zähneklappern (also große Kälte) sei (Matth. 8, 12.)

Die Antwort ist leicht: Zunächst spricht Christus gar nicht von Zähneklappern, sondern von Zähneknirschen, und dieses kommt nicht von Kälte, sondern vom Schmerz. Das Wort "Finsternis" aber wird in der Heiligen Schrift gewöhnlich im bildlichen Sinne gebraucht für "Elend". Übrigens kann Gott auch ein Feuer erschaffen, das große Hitze erzeugt, ohne zu leuchten.

f) Die sechs Schöpfungstage, sagen manche, stehen im Widerspruch mit der Naturwissenschaft. Diese lehrt, dass bis zur Erschaffung des Menschen viele tausend Jahre verflossen sein müssen.

Antwort: Die sechs Schöpfungstage, von denen die HI. Schrift redet, sind nicht Menschentage von je 24 Stunden, sondern Gottestage, die Tausende von Jahren umfassen können. Das kann man schon daraus entnehmen, dass der Sabattag, an dem Gott ruhte, von der Erschaffung des Menschen bis jetzt gedauert hat und noch fortdauert. Die Gottestage aber schildert die Heilige Schrift unter dem Bilde von Menschentagen. Gott wollte nämlich, dass die Menschen nach seinem Beispiele sechs Tage arbeiten und am siebten ruhen sollten. (2. Mos. 20, 11.) Damit nun die Menschen dies leichter verständen, ließ er die Gotteswoche mit ihren langen Gottestagen schildern unter dem Bilde einer Menschenwoche mit ihren gewöhnlichen Menschentagen.

g) Was die verschiedenen Arten von Pflanzen und Tieren betrifft, die Gott erschuf, so sagt die Heilige Schrift nicht bestimmt, ob Gott alle Arten zugleich erschaffen habe, oder ob er anfangs bloß wenige Arten erschaffen und diese so eingerichtet habe, dass die übrigen Arten sich allmählich daraus entwickelten. Das mögen die Naturforscher ausmachen; für die Religion hat es keine Bedeutung.

h) Manchen bereitet es eine besondere Schwierigkeit, woher Kain seine Frau genommen habe. Nun, die Stammeltern hatten nicht bloß Söhne, sondern auch Töchter, wenngleich die Heilige Schrift uns deren Namen nicht mitteilt. Kain nahm also eine seiner Schwestern zur Frau. Dies erlaubte Gott damals, weil noch keine anderen Frauen da waren.

- Dass Kain nach der Ermordung Abels in ein anderes Land ging, steht zwar in der Heiligen Schrift; aber es steht nicht da, dass er erst hier eine Frau genommen habe, wie Ungläubige behaupten. Um diese Zeit war Adam schon gegen 130 Jahre alt (1. Mos. 5,3) und Kain, der nicht lange nach der Erschaffung Adams geboren wurde, sicher über 100 Jahre und darum längst vorher verheiratet.

i) Auch die Sündflut, wie sie die Heilige Schrift darstellt, gibt den Ungläubigen Anlass zu Einwänden. Sie sagen, es sei unmöglich, dass das Wasser die ganze Erde bedeckt habe. Aber so braucht man die Heilige Schrift auch gar nicht zu verstehen. Der Ausdruck, dessen die Heilige Schrift sich bedient, kann ebenso wohl heißen "das ganze Land" (nämlich wo Noe und die andern Menschen lebten). Welches der wirkliche Sinn ist, darüber hat die Kirche nichts entschieden.

Wie mit den vorhin besprochenen, so ist es auch mit allen andern Stellen der Heiligen Schrift, aus denen die Ungläubigen ihre Einwände gegen den Glauben hernehmen. Man muss sie nur richtig verstehen, dann stimmt alles gut zusammen.

IX. Es gibt ein anderes Leben, das ewig dauert

Der Unglaube sagt: "Mit dem Tode ist alles aus; tot ist tot; ein anderes Leben gibt es nicht." Wir antworten: Das sind leere Worte; das Gegenteil ist wahr und leicht zu beweisen.

1. Christus, der Sohn Gottes, lehrt ausdrücklich, dass nach diesem Leben ein anderes Leben folgt, in dem den Guten ein ewiger Lohn und den Bösen eine ewige Strafe zuteil wird. "Diese (die Bösen) werden eingehen in die ewige Pein, die Gerechten aber in das ewige Leben." (Matth. 25, 46.)

2. Was Christus an dieser und vielen andern Stellen ausdrücklich sagt, das lehrt schon die Vernunft auf mehrfache Weise.

a) Die Gerechtigkeit fordert, dass alles Gute belohnt und alles Böse bestraft werde. Hier auf Erden geschieht das nicht. Das Leben frommer und heiliger Menschen ist oft eine Kette von Mühen und Leiden. (Denke an die schweren Verfolgungen eines hI. Athanasius, an die schmerzlichen Krankheiten einer hI. Lidwina, an das opfervolle Leben so mancher Barmherzigen Schwester!) Die Bösen dagegen bringen nicht selten ihre Tage hin in Saus und Braus, in Ehre und Reichtum (z.B. ein Kaiser Nero, ein König Heinrich VIII. von England, so mancher reiche und vornehme Lebemensch in unsern Tagen). Es muss also noch ein anderes Leben geben, wo jedem vergolten wird nach seinen Werken. Das ist so sicher, als es sicher ist, dass es einen gerechten Gott gibt.

b) Die göttliche Weisheit fordert, dass es in der andern Welt einen ewigen Lohn und eine ewige Strafe gebe; denn als weiser Gesetzgeber musste Gott für die treue Beobachtung seiner Gebote einen solchen Lohn und für deren gewissenlose Übertretung eine solche Strafe festsetzen, dass der ernstliche Gedanke daran uns Kraft genug gibt, auch die schwersten Versuchungen zu überwinden. Der Gedanke an einen vorübergebenden Lobn oder eine vorübergehende Strafe vermag das aber nicht. Jeder weiß ja aus eigener Erfahrung, dass z.B. die Erinnerung an das Fegfeuer ihn bei heftigen Versuchungen nicht hinreichend stärken würde, um standzuhalten. Dagegen hat der Hinblick auf die ewigen Freuden des Himmels und die ewigen Strafen der Hölle zahllosen Märtyrern Kraft genug gegeben, um selbst in den grausamsten Qualen Gott treu zu bleiben.

c) Jeder Mensch fühlt in seinem Herzen das natürliche Verlangen, glücklich zu werden, und zwar vollkommen glücklich zu werden. Es wäre nun offenbar gegen die Güte Gottes, ein solches Verlangen in unser Herz hineinzulegen, wenn es nirgends befriedigt werden könnte. Auf Erden aber ist diese Befriedigung unmöglich; die vielfachen Widerwärtigkeiten dieses Lebens und vor allem der unvermeidliche Tod stehen einem vollkommenen Glück entgegen. Es muss deshalb noch ein anderes Leben geben, wo ein ungetrübtes und ewig dauerndes Glück möglich ist.

Die Ungläubigen wenden ein: "Es ist noch niemand von drüben wiedergekommen." Wir antworten: "Schon manche sind wiedergekommen: Christus ist wiedergekommen, Lazarus ist wiedergekommen, der Jüngling von Naim ist wiedergekommen und noch verschiedene andere sind wiedergekommen." Auf die Fürbitte des hI. Franz von Sales z.B. ist ein Toter, dessen Leib schon in Verwesung überging, zum Leben zurückgekehrt. Die Beweise dafür finden sich in den Akten seiner Heiligsprechung.

Die Ungläubigen sagen ferner, der Mensch stamme vom Tiere ab; denn er sei den Tieren ähnlich; er werde deshalb auch ein Ende nehmen wie das Tier. Aber das ist eine ganz törichte Behauptung. Erstens ist der Mensch nur dem Leibe nach dem Tiere ähnlich; seine Seele dagegen ist von der Seele des Tieres himmelweit verschieden. Die Seele des Menschen ist ein Geist, der Vernunft und freien Willen besitzt; die Tierseele ist kein Geist, sie kann weder vernünftig denken noch frei wollen. Die Tiere haben keine Sprache, treiben keine Wissenschaft, machen auch in der Kunstfertigkeit, die ihnen angeboren ist, aus sich selbst keine Fortschritte. Ein Tier kann man zwar durch Gewöhnung abrichten, aber man kann es nicht durch Erklärung von Wahrheiten unterrichten. Die Tiere wissen nichts von Religion, von Tugend und Laster, von Ehre und Unehre. Will man sie dazu bringen, dass sie einen Fehler ablegen, so wendet man sich nicht an ihr Gewissen, sondern an ihr Gefühl; denn jedermann weiß, dass sie kein Gewissen haben und sich bloß vom Gefühl leiten lassen. Beim Tiere ist die Seele für den Leib da und nimmt auch darum auch mit dem Leibe ein Ende; beim Menschen dagegen ist der Leib für die Seele da, und weil die Seele ein unsterblicher Geist ist, so wird auch der Leib im anderen Leben teilnehmen an der Unsterblichkeit der Seele. Also wegen der gänzlichen Verschiedenheit der Menschenseele von der Tierseele ist es einfach unmöglich, dass der Mensch vom Tiere abstamme.

Aber selbst wenn man bloß den Leib des Menschen mit dem der Tiere vergleicht, so findet sich nach dem Urteil der Gelehrten, welche die Sache genau untersucht haben, noch immer ein so großer Unterschied zwischen den Menschen und allen lebenden und ausgestorbenen Tierarten, dass man vernünftigerweise nicht sagen kann, der Mensch stamme vom Tiere ab. Der eigentliche Grund, weshalb die Ungläubigen von einer solchen Abstammung des Menschen reden, ist dieser: wenn der Mensch nicht vom Tiere abstammt, dann muss er von Gott erschaffen sein; davon aber wollen die Ungläubigen um keinen Preis etwas wissen; sie wollen lieber an jede noch so törichte Meinung glauben als an die Wahrheit, dass es einen Gott gibt.

X. Die christliche Religion ist auch für dieses Leben eine Quelle wahren Glückes

Das irdische Paradies, das durch die Sünde verloren ging, hat uns Christus in weiser Absicht nicht wiedergeben wollen; denn ein ungetrübtes Glück macht die Menschen leichtsinnig und übermütig. Dennoch hat er uns durch seine Lehre den Weg auch zu wahrem irdischem Glück gezeigt, und je mehr ein Volk diesen Weg geht, desto glücklicher ist es. Schon ein wenig Nachdenken genügt, um das einzusehen.

Denke dir ein Land, wo das gesamte Leben nach den Vorschriften des Christentums eingerichtet ist: in festem Glauben, freudiger Hoffnung und inniger Liebe beeifern sich alle, den Willen Gottes, ihres himmlischen Vaters, zu erfüllen. Untereinander lieben sie sich wie gute Brüder und Schwestern; weit entfernt, einander wehe zu tun, ist jeder darauf bedacht, den andern Freude zu bereiten. Die Vorgesetzten behandeln ihre Untergebenen mit Milde und Freundlichkeit. Bereitwillig erzeigen die Untergebenen ihren Vorgesetzten Ehrfurcht und Gehorsam. Leben, Ehre und Eigentum des Nächsten werden niemals angetastet. Einem jeden kann man aufs Wort glauben, ohne Besorgnis getäuscht zu werden. Unmäßigkeit, Unkeuschheit und andere Laster sind unbekannt. Mit Fleiß und Ausdauer besorgt jeder seine Arbeit, körperliche oder geistige. Daher blühen nicht nur Handel und Gewerbe, sondern auch Wissenschaften und Künste. An geselliger Unterhaltung und frohen Festen fehlt es auch nicht, aber alles geht dabei ordentlich und ehrbar zu. Stets strahlt auf den Gesichtern der Friede und die Freude eines gutes Gewissens. Wäre ein Land, wo solche Zustände herrschten, nicht ein wahrhaft glückliches? Die Quelle dieses Glückes aber wäre die christliche Religion, deren Lehren und Vorschriften man nur treu und allgemein zu befolgen braucht, um solche Zustände herbeizuführen. Die christliche Religion zeigt aber nicht bloß den rechten Weg zum Glück, sie gibt auch allen, die guten Willens sind, die Kraft, diesen Weg zu gehen. Die Quellen der Kraft sind die vielen und reichen Gnadenmittel der Katholischen Kirche, insbesondere die heiligen Sakramente.

Zwar fordert das Christentum auch Selbstüberwindung. Aber worin besteht diese Selbstüberwindung? Darin, dass der höhere Teil im Menschen, nämlich die Vernunft und der freie Wille, den niedern Teil, die blinden und entehrenden Leidenschaften, im Zaume hält. Diese Leidenschaften sind gleichsam gefärbte Gläser, durch die das Auge der Vernunft alles im falschen Lichte schaut. Sie sind Ketten, durch die der freie und auf das Gute gerichtete Wille gebunden und wie mit Gewalt zum Bösen hingezogen wird. Ist es dann nicht höchstverständig, wenn die Vernunft ihr Auge frei zu machen sucht von diesen gefärbten Gläsern, damit sie die Dinge erkennt, wie sie sind? Verlangt nicht die Würde des freien Willens, dass er seine Fesseln breche, damit er sich ungehindert dem Guten zuwenden könne? Kampf kostet es zwar. Aber es ist ein ruhm- und segensvoller Kampf, ein Kampf, bei dem sich der wahre Heldensinn zeigt, und der den beglückendsten Frieden im Gefolge hat.

Die Gegner werfen der christlichen Religion vor, sie hemme den Fortschritt. Denn sie sei eine Feindin von Erwerb, von Kunst und Wissenschaft. Wir antworten: Das gerade Gegenteil ist wahr, denn

a) "Sechs Tage sollst du arbeiten und alle deine Geschäfte verrichten", sagt die Heilige Schrift. "Am siebten aber ist der Ruhetag des Herrn" (2. Mos. 20, 9.10.) Da ist wohl genug Zeit und Gelegenheit zum Erwerb gegeben. Christus tadelt den faulen Knecht, der sein Talent vergraben und nichts dazu erworben hat. Wenn er sagt: "Sorget nicht ängstlich für den morgigen Tag!" (Matth. 6, 34), so warnt er nur vor der übermäßigen Sorge, die über dem Zeitlichen das Ewige vergisst. Wenn er den Reichen ein "Wehe!" zuruft, so gilt das bloß jenen Reichen, die ihr Herz an den Reichtum hängen. Die Katholische Kirche zählt manche Reiche und Vornehme, selbst Könige und Kaiser unter ihren Heiligen.

b) Durch nichts ist die Kunst mehr gefordert worden als durch die christliche Religion. Ein Beweis dafür sind die vielen herrlichen Kirchen und Dome, die zahlreichen Meisterwerke religiöser Malerei, Bildhauerei, Dichtung und Musik. Viele christliche Gotteshäuser sind wahre Sammelpunkte der verschiedensten Künste.

c) Viele Hochschulen der Wissenschaft (Universitäten) sind von den Päpsten und andern katholischen Kirchenfürsten gestiftet. Eine besondere Pflege fanden die Wissenschaften zu allen Zeiten in den katholischen Orden. Vieie katholische Heilige waren große Gelehrte. Sogar eine große Anzahl von Erfindungen, auf die unsere Zeit so stolz ist, wurden von katholischen Priestern und Ordensleuten gemacht. (Die Brillen hat der Dominikanerpater Alexander von Svina erfunden; das Vergrößerungsglas, das Fernglas und den Brennspiegel der Franziskaner Roger Baco, das Schießpulver der Franziskaner Berthold Schwarz, das erste Luftschiff der Jesuit Franz Lana (1670), das Fahrrad der französische Priester Pianton usw.)

Zweiter Teil: Die wichtigsten Unterscheidungslehren d.h. Lehren, durch welche sich die Katholiken und Protestanten voneinander unterscheiden

Unter den "Protestanten" versteht man die Anhänger Luthers, Zwinglis, Kalvins und der andern Irrlehrer des 16. Jahrhunderts. Sie selbst nennen sich am liebsten "Evangelische", weil sie vorgeben, sie hätten ihre Lehren aus dem Evangelium geschöpft. Sie bilden keine gemeinsame Kirche wie die Katholiken, sondern sind in mehr als 250 Sekten gespalten und spalten sich noch immer mehr. Auch haben sie von Anfang an beständig an ihrem Glauben geändert, weil keiner von ihnen seiner Sache sicher war. Daher gibt es äußerst wenige Lehren, in denen alle Protestanten einig sind. Ein gelehrter Protestant (Harms Klaus) sagt selbst, man könne diese Lehren alle zusammen auf einen Fingernagel schreiben. Was im folgenden als "protestantische Lehren" bezeichnet wird, sind solche Punkte, in denen wenigstens die meisten Protestanten übereinstimmen.

I. Die Heilige Schrift und die Überlieferung

1. Was der Christ glauben muss

Katholische Lehre: Der Christ muss alles glauben, was Gott geoffenbart hat, mag es in der Heiligen Schrift stehen oder bloß durch die mündliche Überlieferung auf uns gekommen sein.

Unter der mündlichen Überlieferung versteht man jene geoffenbarten Lehren, welche die Apostel nur mündlich gepredigt, aber nicht aufgeschrieben haben. Diese Lehren sind von der unfehlbaren Kirche stets rein und unverfälscht bewahrt worden. Darum sind auch sie das untrügliche Wort Gottes, und sie müssen ebenso wohl geglaubt werden wie die Heilige Schrift.

Protestantische Lehre: Um selig zu werden, braucht nur das zu glauben, was in der Heiligen Schrift steht.

Dagegen merke:

1) Wer auch nur eine Lehre nicht glauben will, die sicher von Gott geoffenbart ist, beleidigt Gott schwer und kann darum nicht selig werden. Es gibt aber manches, was nicht in der Heiligen Schrift steht und doch sicher von Gott geoffenbart ist, z.B. dass jeder Mensch gültig taufen kann.

2) Christus verlangt ausdrücklich, dass man auch das mündlich verkündigte Evangelium glaube; denn er sprach zu seinen Aposteln: "Predigt das Evangelium allen Geschöpfen ... Wer nicht glaubt, wird verdammt werden." (Mark. 16,16.)

3) Nach der Meinung der Protestanten hätte Christus gewollt, dass seine Lehre allein durch die Heilige Schrift erhalten und verbreitet wurde. Aber warum sprach er denn nicht zu den Aposteln: "Schreibt das Evangelium allen Völkern?" Warum schrieb er selbst seine Lehre nicht auf? Warum schrieben nicht alle Apostel, sondern nur einzelne? Warum erst spät und bloß gelegentlich? Warum hat die göttliche Vorsehung die Buchdruckerkunst erst um das Jahr 1450 nach Christus erfinden lassen? Vorher war es den meisten Menschen gar nicht möglich, sich eine Bibel anzuschaffen, da eine mit der Hand geschriebene Bibel viel zu teuer war.

4) Ohne die mündliche Überlieferung wüssten wir nicht einmal sicher, welche Bücher zur Heiligen Schrift gehören.

2. Welche Bücher zur Heiligen Schrift gehören

Katholische Lehre: Zur Heiligen Schrift gehören alle jene Bücher, die der kath. Kirche von den Aposteln als göttliche Schriften übergeben worden sind.

Protestantische Lehre: Nicht alle Bücher, die die katholische Kirche als göttliche Schriften betrachtet, gehören zur Heiligen Schrift. Einige davon sind unechte (apokryphe) Schriften.

Dagegen merke:

1) Welche Bücher die katholische Kirche von den Aposteln als echte göttliche Schriften empfangen hat, muss sie selbst besser wissen als die Protestanten, die erst 15 Jahrhundert später aufgetreten sind.

2) Luther wollte einige Bücher der Heiligen Schrift deshalb nicht gelten lassen, weil sie seinen neuen Lehren allzu deutlich widersprachen. So nannte er z.B. den Brief des hl. Apostels Jakobus eine "Strohepistel", weil darin ausdrücklich steht, dass der Glaube ohne gute Werke tot und nutzlos sei.

3. Wer die Heilige Schrift mit Sicherheit auslegen kann

Katholische Lehre: Die Heilige Schrift enthält manche dunkle Stellen, die ungelehrte Menschen leicht zu ihrem eigenen Verderben missverstehen. Nur die vom Heiligen Geiste geleitete Kirche kann diese mit voller Sicherheit auslegen.

Von den Briefen des hl. Paulus schreibt der Apostel Petrus selbst, dass "darin manches schwer verständlich ist, was ungelehrte und leichtfertige Menschen ebenso wie die übrigen Schriften zu ihrem Verderben missdeuten". (2. Petr. 3, 16.)

Protestantische Lehre: Jeder Christ kann sich selbst die Heilige Schrift auslegen. Wer immer sie mit Ernst und mit Gebet um Erleuchtung liest, wird daraus klar den Heilsweg erkennen.

Dagegen merke:

1) Luther hat die Heilige Schrift gelesen und darin gefunden, dass die guten Werke zum Heile nicht notwendig seien. Heutzutage finden die meisten Protestanten, dass die guten Werke doch zum Heile notwendig sind. Wer von ihnen hat nun "den Heilsweg klar erkannt"?

2) Alle heiligen Väter haben "mit Ernst und mit Gebet um Erleuchtung" die Heilige Schrift gelesen und einen ganz anderen Heilsweg daraus erkannt als die Protestanten. Wer hat nun recht?

3) Die Protestanten meinen, jedem, der recht in der Bibel forsche, gebe der Heilige Geist den wahren Sinn ein. Aber wie kommt es dann, dass sie in der Auslegung der allerwichtigsten Stellen, z.B. über die Gottheit Christi und das heiligste Altarssakrament, sich einander so sehr widersprechen? Gibt denn der Heilige Geist dem einen dies und dem anderen das Gegenteil?

Anmerkung 1. Die Protestanten behaupten, die Katholische Kirche verbiete den Gläubigen das Lesen der Bibel. Das ist gar nicht wahr: Die Katholische Kirche erlaubt jedem Gläubigen, die Bibel zu lesen. Sie fordert nur ein Zweifaches:

Sie verlangt erstens, dass die Ungelehrten, die die Bibel nicht in der lateinischen oder griechischen oder hebräischen Sprache lesen können, sich einer Übersetzung bedienen, die von ihr - der Kirche - geprüft und richtig befunden worden ist; denn die Protestanten verbreiten allerlei falsche Bibelübersetzungen, wodurch ungelehrte Katholiken in Irrtum geführt werden könnten.

Sie verlangt zweitens, dass man eine Übersetzung nehme, worin die schwierigen Stellen richtig erklärt sind; sonst könnten ja manche durch Missverständnis sich großen Schaden zuziehen.

Anmerkung 2:. Die Protestanten behaupten ferner, "Luther habe die Bibel unter der Bank hervorgezogen." Sie wollen damit sagen, vor Luther sei die Bibel dem Volke nur wenig bekannt gewesen, und die Katholische Kirche habe nichts für deren Verbreitung getan. Das Gegenteil ist wahr. Schon im Mittelalter und besonders nach Erfindung der Buchdruckerkunst war kein Buch beim katholischen Volke so bekannt und verbreitet wie die Bibel. Deutsche Ausgaben allein gab es vor Luther schon wenigstens 17. - Luthers Bibelübersetzung war voller Fehler; selbst ein gelehrter Protestant (Bunsen) sagt, gegen 3000 Stellen seien darin unrichtig übersetzt. Um seine eigenen Meinungen möglichst leicht aus der Bibel beweisen zu können, hatte Luther diese Meinungen bei der Übersetzung in die Bibel hineinzubringen gesucht.

II. Die Kirche und ihre Einrichtung

1. Was die von Christus gestiftete Kirche ist

Katholische Lehre: Die Kirche ist die sichtbare Gemeinschaft aller Getauften, die den wahren Glauben haben und vereinigt sind unter einem gemeinsamen Oberhaupte, dem Papst.

Protestantische Lehre: Die Kirche ist die unsichtbare Gemeinschaft aller Getauften, die im Herzen den rechten Glauben haben.

Dagegen merke:

1) Christus vergleicht seine Kirche mit einer Stadt, die auf dem Berge liegt und daher leicht gesehen werden kann. (Matth. 5, 14.) - Wenn die Kirche nicht sichtbar wäre, wie könnte man dann die Mahnung Christi befolgen: "Hat dein Bruder wider dich gesündigt; ... so sage es der Kirche; wenn er aber die Kirche nicht hört, so sei er dir wie ein Heide und öffentlicher Sünder" (Matth. 18, 15. 17)? Zu einer unsichtbaren Kirche kann man nicht hingehen, um ihr etwas zu sagen; sie kann man auch nicht hören.

Der hl. Paulus ermahnt die Bischöfe, "acht zu haben auf ihre ganze Herde". (Apg. 20,28.) Wie könnten die Bischöfe das, wenn die Herde unsichtbar wäre? Derselbe Apostel fordert die Gläubigen auf, den Vorstehern der Kirche untertänig zu sein. (Hebr. 13, 17.) Was sollte das heißen, wenn die Gläubigen ihre Vorsteher nicht erkennen könnten?

2) Weil Christus zu Pilatus gesagt hat: "Mein Reich ist nicht von dieser Welt" (Joh. 18, 36), so ziehen..die Protestanten daraus den Schluss: Also ist das Reich Christi (die Kirche) unsichtbar. Das ist aber ein ganz falscher Schluss. Christus wollte dem Pilatus sagen: "Ich bin zwar ein König; aber darum brauchst du doch für die weltliche Herrschaft, die du verwaltest, nicht zu fürchten; denn mein Reich ist kein Reich von weltlicher Art, mit Soldaten und Kriegswaffen, sondern ein geistliches Reich, worin die himmlische Wahrheit gepredigt wird." Die Predigt der himmlischen Wahrheit ist aber sichtbar. Also ist auch das Reich Christi, die Kirche, sichtbar, wiewohl sie kein weltliches Reich ist.

2. Wen Christus zum sichtbaren Oberhaupte seiner Kirche gemacht hat

Katholische Lehre: Christus hat den hl. Petrus zum sichtbare Oberhaupte seiner Kirche gemacht; der rechtmäßige Nachfolger des hl. Petrus ist der Papst.

Protestantische Lehre: Christus hat seiner Kirche gar kein sichtbares Oberhaupt gegeben, und Petrus hat keinerlei Vorrecht vor den anderen Aposteln empfangen.

Dagegen merke:

1) Christus hat zu Petrus gesprochen: "Du bist Petrus (der Fels), und auf diesen Felsen will ich meine Kirche bauen Dir will ich die Schlüssel des Himmelreiches geben " (Matth. 16, 18. 19.) "Weide meine Lämmer, weide meine Schafe!" d.h. leite meine ganze Herde (die ganze Kirche). (Joh. 21, 15-17.) So hai Christus zu keinem anderen Apostel gesprochen. Dem hl. Petrus allein gab er ferner den Auftrag, seine Brüder im Glauben zu stärken. (Luk. 22, 32).

2) Der hl. Petrus hat nach der Himmelfahrt Christ: das Amt eines Oberhauptes auch wirklich ausgeübt; er leitete die Wahl des Apostels Matthias; am Pfingstfeste trat er im Namen aller Apostel vor dem versammelten Volke auf, ebenso vor dem hohen Rate; auf dem Apostelkonzil zu Jerusalem führte er den Vorsitz. (Apg. 1, 15; 2, 14 4, 8; 15, 7.) Auch die Nachfolger des hl. Petrus, die römischen Päpste, übten dieses Amt von Anfang an aus. Als noch zu Lebzeiten des hl. Apostels Johannes in der Kirche zu Korinth Streitigkeiten entstanden, war es nicht dieser Apostel im nahen Ephesus, sondern Papst Klemens im fernen Rom, der als Oberhaupt der Kirche eingriff und die Korinther zur demütigen Unterwerfung unter ihre rechtmäßigen kirchlichen Vorgesetzten aufforderte. Auf den allgemeinen Konzilien führten stets die Päpste oder deren Stellvertreter den Vorsitz.

3) Der hl. Petrus und seine Nachfolger wurden auch immer als Oberhaupt der Kirche anerkannt. Wenn die Evangelisten die Apostel aufzählen, nennen sie Petrus immer an erster Stelle, der Evangelist Matthäus (10, 2) nennt ihn ausdrücklich "den ersten". Der hl. Bischof Ignatius von Antiochien, der ein Schüler des Apostels Johannes war, nennt die römische Kirche "die Vorsteherin des Liebesbundes", d.h. der ganzen Katholischen Kirche. Der hl. Irenäus († 202) sagt, "mit der römischen Kirche müsse wegen ihres besondern Vorranges jede andere Kirche übereinstimmen". Auf dem Konzil von Ephesus (431) nannte man den hl. Petrus "den Fürsten und das Haupt der Apostel, die Säule des Glaubens und den Grundstein der katholischen Kirche", und man fügt bei, dass "Petrus in seinem Nachfolger immerdar fortlebe und entscheide".

4) Christus selbst ist zwar das unsichtbare Oberhaupt cler Kirche; weil die Kirche aber ein sichtbares Reich ist, so muss sie auch ein sichtbares Oberhaupt haben. Die weltlichen Reiche haben ja auch alle ein sichtbares Oberhaupt, obgleich Gott der unsichtbare König der ganzen Welt ist.

Anmerkung 1. Die Protestanten berufen sich gern darauf, dass der Apostel Paulus dem hl. Petrus in einer Sache öffentlich widerstanden habe; sie meinen, Paulus habe Petrus nicht als Oberhaupt anerkannt. Das folgt aber nicht daraus; denn Paulus hat dem Petrus nicht den Gehorsam verweigert; er hat ihm bloß gesagt, sein Verhalten in einer bestimmten Sache sei nicht klug. Einem Vorgesetzten, der nicht stolz ist, darf auch ein Untergebener so etwas sagen, besonders wenn beide in einem so nahen Verhältnis zueinander stehen wie der hl. Petrus und der hl. Paulus.

Anmerkung 2. Es gibt auch Protestanten, die behaupten, es sei nicht sicher, ob der hl. Petrus in Rom gewesen sei. In Wirklichkeit ist das aber so sicher, wie nur eine Tatsache aus früherer Zeit sicher sein kann; denn das ganze christliche Altertum bezeugt einstimmig, dass der hl. Petrus erster Bischof von Rom war und dort des Märtyrertodes gestorben ist. Von Anfang an hat man dort sein Gral gezeigt und in Ehren gehalten. Auch viele protestantisch Gelehrte geben es zu. Einer von ihnen (Baratier) sagt, es se eine Schande, daran zu zweifeln.

Anmerkung 3. Zuweilen liest man in protestantischen Schriften, es habe auch schlechte Päpste gegeben; darum könne das Papsttum nicht von Christus herkommen. Darauf antworten wir zunächst: Unter den Hohenpriestern des Alten Bundes hat es einen Annas und Kaiphas und andere schlechte Männer gegeben, und doch kam das Amt de Hohenpriesters von Gott her; unter den Aposteln hatte sogar einen Judas gegeben, und doch kam das Apostelamt von Christus her. Wir antworten ferner: Auf keinem Königsthrone der Welt haben auch nur halb so viele tugendhafte und heilige Männer gesessen wie auf dem päpstlichen Thron. Wenn sich unter den mehr als 250 Päpsten, die bis jetzt regiert haben, einige finden, deren Leben tadelhaft war, so fällt die Hauptschuld davon auf weltliche Fürsten und Herren, die ihre Macht dazu missbrauchten, Männer von ihrer Partei auf den päpstlichen Thron zu bringen, und nicht danach fragten, ob sie auch dieser Stellung würdig seien. Gott hat das zugelassen, um desto klarer zu zeigen, dass er selbst es ist, der durch die Päpste die Kirche regiert denn auch von diesen tadelhaften Päpsten hat keiner eine falsche Glaubenslehre vorgetragen oder ein schlechtes Kirchengesetz erlassen.

3. Von wem die Bischöfe ihre Gewalt haben

Katholische Lehre: Die Bischöfe als Vorsteher der Kirche haben ihre Gewalt von Gott.

Protestantische Lehre: Die Vorsteher der Kirche haben ihn Gewalt von der Gemeinde, die sie gewählt hat.

Dagegen merke: Christus sagte ausdrücklich zu der Aposteln: "Alles, was ihr auf Erden binden werdet, wird auch im Himmel gebunden sein; und alles, was ihr auf Erden lösen werdet, wird auch im Himmel gelöst sein." (Matth. 18,18.) "Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch." (Joh. 20, 21.) Das gilt auch von den rechtmäßigen Nachfolgern der Apostel, den katholischen Bischöfen. Darum mahnt der hl. Paulus die Bischöfe: "Habet acht auf euch und auf die ganze Herde, in der euch der Heilige Geist zu Bischöfen gesetzt hat, die Kirche Gottes zu regieren." (Apg. 20, 28.)

4. Ob auch die Priester eine besondere Gewalt haben

Katholische Lehre: Auch die Priester empfangen durch die Priesterweihe eine besondere Gewalt, die die andern Gläubigen (die Laien) nicht haben.

Protestantische Lehre: Jeder Christ ist ein Priester, und alle Gläubigen haben an sich gleiche Gewalt.

Dagegen merke:

1) Jeder Christ kann wohl in einem uneigentlichen Sinne Priester genannt werden gemäß dem Ausspruch des hl. Petrus: "Ihr seid ein königliches Priestertum." (1. Petr. 2, 9.) Damit will aber der hl. Apostel ebenso wenig sagen, alle Christen seien eigentliche Priester, als er sagen will, alle seien eigentliche Könige. Darum nennt er sie kurz vorher (Vers 5) ausdrücklich "eine heilige Priesterschaft, um geistige (uneigentliche) Opfer darzubringen", nämlich Opfer der Abtötung und Selbstverleugnung, das Opfer eines zerknirschten Herzens (Ps. 50, 19), das Opfer eines frommen Gebetes (Ps. 140,2).

2) Die Protestanten haben ganz recht, wenn sie glauben, dass ihre Geistlichen keine besondere Gewalt besitzen. Wer sollte ihnen diese auch gegeben haben? Anders aber ist es mit den katholischen Geistlichen. Diese haben ihre Gewalt von den Bischöfen bekommen, die Bischöfe von den Aposteln und die Apostel von Christus.

Anmerkung. Die katholische Kirche fordert von den Priestern, dass sie ehelos bleiben; nicht als ob der Ehestand nicht gut und heilig wäre, sondern damit die Priester sich ganz und ungeteilt dem Dienste Gottes und der Sorge für das Heil der Seelen widmen können. So schreibt der hl. Paulus an die Korinther (1. Br. 7, 32.33): "Wer keine Frau hat, ist um das besorgt, was des Herrn ist, wie er Gott gefallen möge. Wer aber eine Frau hat, ist um das besorgt was der Welt ist, und wie er der Frau gefallen möge und er ist geteilt. " Darum ist auch der Apostel Paulus selbst unverheiratet geblieben, und diejenigen Apostel, die zur Zeit ihrer Berufung verheiratet waren, haben dem Willen des Heilandes gemäß ihre Frauen verlassen. Die Protestanten widersprechen somit der Heiligen Schrift, wenn sie die Ehelosigkeit der katholischen Priester tadeln; und wenn sie sagen, erst Papst Gregor VII. habe diese im 11. Jahrhundert eingeführt, so ist das eine Unwahrheit; denn schon in den allerersten Zeiten des Christentums blieben die Priester fast alle aus freien Stücken unverheiratet, und bereits im Jahre 306 schrieb in Spanien das Konzil von Elvira der. Priestern die Ehelosigkeit vor.

5. Ob der Papst in der Glaubens- und Sittenlehre unfehlbar ist

Katholische Lehre: Wenn der Papst über Glaubens oder Sittenlehren eine Entscheidung gibt und der ganzen Kirche befiehlt, diese anzunehmen, so wird er durch einen besondern göttlichen Beistand vor Irrtum bewahrt.

Protestantische Lehre: Kein Mensch ist unfehlbar; alle können irren und sündigen, auch der Papst.

Dagegen merke:

1) Die Katholische Kirche lehrt nicht dass der Papst nicht sündigen könne, sie lehrt auch nicht, dass der Papst in keiner Sache irren könne; nicht einmal lehrt sie, dass er in Glaubenssachen keinerlei irrige Meinung haben könne, sondern nur, dass er durch Gottes Beistand vor Irrtum bewahrt bleibe, wenn er über Glaubens- oder Sittenlehren eine Entscheidung trifft und der ganzen Kirche befiehlt, dies anzunehmen.

2) Eine solche Unfehlbarkeit hat Christus selbst dem hl. Petrus verheißen mit den Worten: "Ich habe für dich gebetet, dass dein Glaube nicht wanke; du aber stärke deine Brüder!" (Luk. 22, 32) Diese Verheißung gilt auch für die Nachfolger des hl. Petrus; denn Petrus selbst hatte kaum nötig, seine Brüder, die Apostel, im Glauben zu stärken, weil alle einzelnen Apostel unfehlbar waren; wohl aber mussten die Nachfolger des hl. Petrus ihre Brüder, die Bischöfe, im Glauben stärken; denn die Bischöfe ohne den Papst sind nicht unfehlbar.

3) Mit den Worten: "Weide meine Lämmer, weide meine Schafe!" (Joh. 21, 15-17) hat Christus dem hl. Petrus und seinen Nachfolgern das oberste Hirtenamt über alle Gläubigen übertragen. Wer aber als oberster Hirt die Gläubigen recht leiten soll, muss ihnen vor allem die rechte Lehre verkünden, er darf also in der Verkündigung der Lehre Christi nicht irren können.

4) Von jeher hat man auch in der Katholischen Kirche die Lehrentscheidungen des Papstes für unfehlbar gehalten. Immer galt der Grundsatz: "Sobald Rom gesprochen hat, ist die Sache entschieden." Wie wir bereits gehört haben, sagt schon der hl. Irenäus († 202), mit der Kirche von Rom müssten wegen ihres besondern Vorranges alle anderen Kirchen übereinstimmen. - Als im Jahre 821 zu Konstantinopel der Streit über die Verehrung der Bilder Christi und der Heiligen von neuem ausgebrochen war, verlangten die rechtgläubigen Bischöfe, die dorthin zusammengekommen waren, man solle eine Gesandtschaft nach Rom schicken und von dort die unfehlbare Glaubensentscheidung holen; so sei es von Anfang an bei Glaubensstreitigkeiten Brauch gewesen.

5) Wir haben früher bewiesen, dass Christus in seiner Kirche ein unfehlbares Lehramt eingesetzt hat. Dieses hat aber auf dem Vatikanischen Konzil (1870) feierlich erklärt, auch der Papst allein sei in der Glaubens- und Sittenlehre unfehlbar.

6) Wenn kein Mensch unfehlbar wäre, wie die Protestanten sagen, dann wären auch die Apostel nicht unfehlbar gewesen. Der hl. Paulus aber war von seiner Unfehlbarkeit so fest überzeugt, dass er an die Galater (I, 8. 9) schrieb: "Wenn selbst ein Engel vom Himmel euch ein anderes Evangelium verkündete, als ich euch verkündigt habe, so sei er verflucht."

Anmerkung: Die Andersgläubigen behaupten, die Päpste Liberius und Vigilius hätten falsche Lehren vorgetragen, Honorius sei sogar von späteren Päpsten als Ketzer verurteilt worden. Das ist aber durchaus nicht wahr. Jene Beschuldigungen beruhen zum Teil auf gefälschten Schriftstücken, zum Teil auf Missverständnissen.

6. Was es heißt: "Außer der Kirche kein Heil"

Katholische Lehre: Wer durch eigene schwere Schuld nicht zur Katholischen Kirche gehört, kann nicht selig werden. Wer ohne seine Schuld nicht katholisch ist, dabei aber aufrichtig die Wahrheit sucht und nach bestem Wissen Gottes Gebote hält, gehört zwar nicht äußerlich, wohl aber innerlich zur Katholischen Kirche und kann darum selig werden.

Protestantische Lehre: Selig werden kann man nur, wenn man einer christlichen Religionsgesellschaft angehört.

Dagegen merke:

1) Es kann nur eine christliche Religionsgesellschaft die wahre Kirche Christi sein, denn Christus hat nur einen Glauben gelehrt und nur ein Oberhaupt für alle Gläubigen eingesetzt. Wer selig werden will, muss dieser einen wahren Kirche Christi angehören, und das ist die Katholische.

2) Kein Mensch wird ohne seine eigene Schuld von Gott verdammt. Darum können auch die selig werden, die ohne ihre eigene Schuld nicht in die wahre Kirche eintreten. Wer nach bestem Wissen den Willen Gottes tut, den liebt Gott, und den macht er durch die Heiligmachende Gnade zu seinem Kinde. Dadurch gehört er der Seele nach der wahren Kirche an und kann deshalb selig werden.

Anmerkung 1. Wenngleich jene, die ohne ihre Schuld nicht katholisch sind, selig werden können, so entbehren sie doch vieler großer Vorteile, die wir Katholiken genießen. Die Protestanten z.B. haben in vielen Punkten nicht die wahre Lehre Christi, in vielen anderen Punkten sind sie unsicher, weil sie kein unfehlbares Lehramt besitzen. Außer der Taufe haben sie kein einziges wahres Sakrament; denn ihr Abendmahl ist nicht der wahre Leib Christi. Sie entbehren des heiligen Messopfers, dieser Hauptquelle der Gnaden, ferner der Ablässe, des Gebetes für die Verstorbenen, der kirchlichen Weihungen und Segnungen usw. Darum ist das Glück, katholisch zu sein, eine Gnade, für die wir Gott nie genug danken können. Sie kann uns freilich nur dann selig machen, wenn wir auch leben, wie es die katholische Kirche vorschreibt; andernfalls wären wir schuldbarer als die Irr- und Ungläubigen.

Anmerkung 2. Die Protestanten machen der Katholischen Kirche auch den Vorwurf, dass sie zur Zeit des Mittelalters jene, die vom katholischen Glauben abfielen, grausam verfolgt habe. Von dem, was man hierüber erzählt, ist sehr vieles unwahr; was aber wahr daran ist, das hatte seinen Grund in den damaligen Zeitverhältnissen. Damals hing nämlich die ganze öffentliche Ordnung mit den Lehren des katholischen Glaubens aufs engste zusammen. Wer diese Lehren angriff, brachte nicht nur die Kirche, sondern auch den Staat in Gefahr. Gewöhnlich predigten die Abgefallenen auch geradezu die Auflehnung gegen die geistliche und die weltliche Obrigkeit. Staat und Kirche mussten sich deshalb gemeinsam gegen diese Feinde wehren. Der Staat hielt es für nötig, auf das Verbrechen der Ketzerei die Todesstrafe zu setzen. Ob jemand der Ketzerei schuldig sei, darüber musste das kirchliche Gericht urteilen. Wurde jemand schuldig befunden, so forderte man ihn auf, der Ketzerei abzuschwören. Blieb er hartnäckig, so überließ die Kirche ihn dem weltlichen Gerichte, das dann die vom Gesetz bestimmte Strafe an ihm vollzog. Wenn dabei die Richter zuweilen hart und selbst ungerecht verfuhren, so hat die Kirche das nie gebilligt. Die Protestanten aber haben um so weniger Recht, die Katholische Kirche der Härte und Ungerechtigkeit gegen Andersgläubige zu beschuldigen, weil sie in den Ländern, wo sie die Übermacht besaßen, ihrerseits die Katholiken oft aufs ungerechteste verfolgt haben. In England wurden viele Katholiken bloß deshalb, weil sie bei ihrer Religion bleiben wollten, hingerichtet. In Irland, Schottland, Schweden und andern Ländern suchte man durch Einziehung des Vermögens und sonstige Gewalttätigkeiten die katholische Religion auszurotten.

III. Die guten Werke

1. Ob die guten Werke notwendig seien

Katholische Lehre: Der Glaube allein macht den Menschen nicht gerecht und selig, man muss auch die Werke verrichten, die der Glaube vorschreibt, d.h. die Gebote halten.

Luther lehrte, der Glaube allein mache den Menschen gerecht und selig, und keine Sünde könne den Menschen verdammen als nur der Unglaube. Christus, sagte er, habe die Gebote Gottes für uns gehalten; darum brauchten wir sie nicht zu halten. Dies ist natürlich eine ganz unchristliche Lehre; denn Christus selbst hat gesagt: "Willst du zum Leben eingehen, so halte die Gebote." (Matth. 19,17.) Das sehen auch die meisten Protestanten jetzt ein. Luther zulieb sagen sie zwar noch immer, "der Glaube allein mache gerecht und selig"; sie meinen aber den lebendigen Glauben, der mit der Beobachtung der Gebote verbunden ist. So ist es dann das nämliche, was auch wir lehren. In Bezug auf die Verdienstlichkeit der guten Werke stimmen sie aber nicht mit uns überein.

2. Was wir durch die guten Werke verdienen, die wir im Stand der Gnade verrichten

Katholische Lehre: Durch die guten Werke, die wir im Stande der Gnade verrichten, verdienen wir uns einen himmlischen Lohn.

Durch die Heiligmachende Gnade sind wir mit Christus verbunden wie die Rebe mit dem Weinstock. Wie nun die Rebe durch die Kraft des Weinstocks süße Trauben erzeugt, so können wir durch die Kraft Christi die Frucht verdienstlicher Werke hervorbringen. "Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viele Frucht", sagt Christus (Joh. 15, 5.)

Protestantische Lehre: Durch gute Werke kann man sich keinen Lohn im Himmel verdienen. Wer viele gute Werke getan hat, wird im Himmel keine größere Seligkeit empfangen als derjenige, der nur wenige gute Werke getan hat.

Dagegen merke: Christus spricht zu seinen Jüngern: "Selig seid ihr, wenn euch die Menschen schmähen und verfolgen und alles Böse mit Unwahrheit wider euch reden um meinetwillen! Freuet euch dann und frohlocket, denn euer Lohn ist groß im Himmel", d.h. wenn ihr um meinetwillen Verfolgungen geduldig ertraget, verdient ihr euch einen großen Lohn im Himmel (Matth. 5, 11.12.) "Und wer einem aus diesen Geringsten auch nur einen Becher kalten Wassers reicht, weil er mein Jünger ist, wahrlich, ich sage euch, der wird seines Lohnes nicht verlustig gehen." (Matth. 9, 42.) In Bezug auf die Größe des Lohnes aber, den wir für unsere guten Werke zu erwarten haben, sagt der hl. Paulus: "Wer spärlich säet, der wird auch spärlich ernten; wer aber reichlich säet, der wird auch reichlich ernten" (2. Kor. 9, 6), d.h. wer nur wenige gute Werke verrichtet, wird einen geringeren Lohn erhalten, wer aber mehr gute Werke verrichtet, wird einen größeren Lohn empfangen. "Jeder wird seinen Lohn empfangen je nach seiner Arbeit." (1. Kor. 3, 8.)

Anmerkung. Die Protestanten tadeln besonders das Fasten, das Wallfahrten und ähnliche fromme Gebräuche. "Das Fasten", so heißt es in einem protestantischen Katechismus, "ist eine alttestamentliche Einrichtung." Aber hat nicht Christus auch gefastet? Habe nicht ebenfalls die ersten Christen gefastet? (Vgl. Apg. 13, 2.3; 14, 22.) - "Wallfahrten", heißt es weiter, "sollen nicht sein; Gott hört uns überall, wenn wir gut beten." Dass Gott uns überall hört, wenn wir gut beten, wissen wir Katholiken auch. Dass man aber an den Wallfahrtsorten gewöhnlich besser beten kann und darum eher Erhörung findet, das beweist die tägliche Erfahrung. Ist der Heiland nicht selbst nach Jerusalem gewallfahrtet? Auch die ersten Christen sind fleißig gewallfahrtet nach den heiligen Orten und nach den Gräbern der Martyrer.

IV. Die Verehrung und Anrufung der Heiliger

1. Was von der Verehrung und Anrufung der Heiligen zu halten ist

Katholische Lehre: Es ist gut und nützlich, die Heiligen zu verehren und anzurufen.

Die Protestanten behaupten immer und immer wieder, wir Katholiken beteten die Heiligen an. Das ist eine arge Verleumdung. Jedes katholische Kind weiß es, und in jedem katholischen Katechismus steht es geschrieben: "Gott allein beten wir an, die Heiligen verehren wir nur als seine getreuen Diener und Freunde."

Protestantische Lehre: Es ist verkehrt und nutzlos, die Heiligen zu verehren und anzurufen.

Dagegen merke:

1) Jedermann findet es recht, wer man Männer ehrt, die sich ausgezeichnet haben durch Kriegstaten, Kunst oder Wissenschaft. Wie soll es nun unrecht sein, diejenigen zu ehren, die sich hervorgetan haben durch Tugend und Heiligkeit?

2) In den Heiligen ehren wir Gott selbst, der sie durch seine Gnade zu so großer Heiligkeit geführt hat. Wie könnte das verkehrt und Gott missfällig sein?

3) Die Heilige Schrift fordert zur Verehrung der Heiligen auf: "Lasset uns preisen die ruhmvollen Männer (Abraham, Moses,Josue, David) ... Die Gemeinde soll ihr Lob verkünden." (Sir. 44,1. 15.)

4) Von den ältesten Zeiten an hat man in der christlichen Kirche die Heiligen verehrt und um ihre Fürbitte angerufen. Vielfache Zeugnisse aus den ersten christlich Jahrhunderten sind ein unwiderleglicher Beweis dafür.

5) Die Protestanten sagen: "Die Heiligen können unsere Gebete nicht hören, weil sie nicht allgegenwärtig sind." Das ist törichtes Gerde. Die Heiligen sind bei Gott, und für Gott ist es nicht schwer, sie unsere Gebete erkennen zu lassen. Auch die Engel sind nicht allgegenwärtig; und doch sagt der Heiland, dass die Engel im Himmel sich freuen über die Sünder, die Buße tun (Luk. 15, 10.) Wie können sie sich aber darüber freuen, wenn sie nichts davon wüssten?

6) Dass es nützlich und Gott wohlgefällig ist, die Heiligen um ihre Fürbitte anzurufen, geht auch daraus hervor: Noch fortwährend wirkt Gott unleugbare Wunder auf die Anrufung der Heiligen hin. Selbst Luther schrieb noch im zweiten Jahre nach seinem Abfalle: "Von der lieben Heiligen Fürbitte sage ich und halte fest mit der ganzen Christenheit, dass man die Heiligen ehren und anrufen solle; denn wer mag das bestreiten, dass noch heutigentags ersichtlich bei der lieben Heiligen Körper und Gräber Gott durch seiner Heiligen Namen Wunder tut?"

2. Ob man auch die Bilder und Reliquien der Heiligen verehren soll

Katholische Lehre: Auch die Bilder und Reliquien der Heiligen soll man in Ehren halten.

Protestantische Lehre: Bildern und Reliquien soll man keine religiöse Verehrung erweisen.

Die Protestanten sagen, Bilder zu verehren sei in der Heiligen Schrift verboten. Aber dieses Verbot galt nur den Juden, weil sie sehr zum Götzendienste geneigt waren. Daher haben schon die ersten Christen Bilder vom Heiland und den Heiligen angefertigt und sie verehrt.

Ferner sagen die Protestanten, wir erwiesen den Bildern göttliche Ehre, weil wir vor ihnen das Haupt entblößen und auch wohl niederknien. Aber erweist denn auch ein Knecht seinem Herrn göttliche Ehre, wenn er den Hut vor ihm abnimmt oder ihn kniefällig um etwas bittet?

Auch die Reliquien der Heiligen verehren wir mit Recht; denn Gott selbst ehrt sie durch zahlreiche Wunder, die er mittels derselben wirkt. Dies bezeugt schon die Heilige Schrift: "Da einige einen Mann begruben und die (moabitischen) Räuber sahen, warfen sie den Leichnam in das Grab des Eliseus. Als dieser die Gebeine des Eliseus berührte, ward der Mann wieder lebendig und stellte sich auf seine Füße." (4 Kön. 13, 21.) "Die Schweißtücher und Gürtel (des hl. Paulus) legte man auf die Kranken und die Krankheiten wichen von ihnen, und die bösen Geiste fuhren aus." (Apg. 19, 12.)

Dass die Protestanten von der Verehrung der Heilige nichts wissen wollen, ist leicht begreiflich: Sie selbst habe keine Heiligen, nicht einmal einen einzigen. Die viele katholischen Heiligen aber sind ein hellstrahlendes Zeugnis dafür, dass die Katholische Kirche die wahre ist.

V. Der Ablass und das Fegfeuer

1. Ob nach Vergebung der Sündenschuld noch zeitliche Sündenstrafen abzubüßen bleiben

Katholische Lehre: Nach Vergebung der Sündenschuld ble ben oft noch zeitliche Sündenstrafen übrig, die wir hier al Erden oder im Fegfeuer abbüßen müssen.

Christus hat zwar für alle Sünden überflüssig genuggetan; dennoch verlangt er in seiner Weisheit, dass auch wir für unsere Sünden in Vereinigung mit ihm einige Genugtuung leisten, gleichwie er auch für uns gebetet hat und dennoch will, dass auch wir beten. Darum schreibt der hl. Paulus: "Ich ersetze an meinem Fleische, was noch mangelt an den Leiden Christi." (Kol. 1,24.)

Protestantische Lehre: Weil Christus durch sein Leiden und Sterben für alle Schuld und Strafe genuggetan hat, so bleibt für uns nichts mehr zu büssen übrig.

Dagegen merke:

1) Diese Lehre widerspricht schnurstracks dem eben angeführten Ausspruch des hl. Paulus.

2) Auch David erhielt Verzeihung seiner Sünden um des vorhergesehenen Leidens Christi willen; dennoch musste er auch selbst büßen; denn so sprach Gott durch den Propheten Nathan zu ihm: "Der Herr hat deine Sünde von dir genommen, doch wird wegen dieser Schuld dein Sohn des Todes sterben." (2. Kön. 12, 13. 14.)

3) Wenn wir wegen des Leidens Christi von jeder Sündenstrafe frei wären, so würde das Leiden Christi für viele ein Anlass sein, desto ungescheuter zu sündigen. Deshalb konnte der allweise Gott das nicht wollen.

2. Ob die Kirche Ablass erteilen kann

Katholische Lehre: Die Vorsteher der Kirche, Papst und Bischöfe, können die zeitlichen Strafen, die nach Vergebung der Sünde noch übrig bleiben, aus wichtigen Gründen nachlassen.

Die Gewalt dazu gibt ihnen das Wort Christi: "Alles, was ihr auf Erden lösen werdet, wird auch im Himmel gelöst sein." (Matth. 18, 18.)

Protestantische Lehre: Die Lehre vom Ablass ist verderblich; denn sie hält die Menschen ab von wahrer Reue und Busse.

Dagegen merke: Wahre Reue und Buße ist nach der Lehre der Katholischen Kirche immer die notwendigste Vorbedingung, um einen Ablass gewinnen zu können. Darum spornt gerade der Wunsch, einen Ablass zu gewinnen, zu wahrer Reue und Buße an.

Anmerkung: Vielfach behaupten die Protestanten, die Katholische Kirche lasse begangene oder gar zukünftige Sünden durch den Ablass nach, und sie verkaufe den Ablass für Geld. Das ist aber eine gräuliche Entstellung der Wahrheit. Bei Ablassverkündigungen wurde zwar in früherer Zeit zuweilen der Ausdruck gebraucht "Ablass der Sünden". Jeder Katholik wusste aber, wie das zu verstehen sei, nämlich dass die Sünden durch das Sakrament der Buße und die noch übrig bleibenden Sündenstrafen durch den Ablass nachgelassen würden. Hier und da wurde auch für die Gewinnung eines Ablasses ein Almosen zu einer guten Zweck vorgeschrieben. Aber das nennt man doch nicht "den Ablass für Geld verkaufen". Einst riet der Prophet Daniel dem König Nabuchodonosor, er solle den Armen Almosen geben, damit Gott ihm die Sünden verzeihe. Hat Daniel damit etwa gesagt, der König solle sich die Verzeihung der Sünden für Geld kaufen?

3. Ob es ein Fegfeuer gibt

Katholische Lehre: Es gibt ein Fegfeuer, und jeder, der in der Gnade Gottes stirbt, aber noch lässliche Sünden oder zeitliche Sündenstrafen auf sich hat, kommt in dieses Feuer.

Protestantische Lehre: Jeder, der in der Gnade Gottes stirbt, kommt gleich in den Himmel; ein Fegfeuer gibt es nicht.

Dagegen merke

1) Weil gewöhnlich nach Vergebung der Sünden noch zeitliche Strafen abzubüßen bleiben, darum muss es im andern Leben noch einen Ort der Buße, d.h. ein Fegfeuer geben.

2) Die Heilige Schrift sagt: "Es ist ein heiliger und heilsamer Gedanke, für die Verstorbenen zu beten, damit sie von ihren Sünden erlöst werden." (2. Mach. 12, 46.) Es gibt also Verstorbene, die von ihren Sünden durch unser Gebet erlöst werden können. Wo sollten sie sein, wenn es kein Fegfeuer gäbe? In den Himmel kann ja nichts Unreines eingehen (Offb. 21, 27), und aus der Hölle gibt es keine Erlösung mehr. - Von denen, welche beim besonderen Gericht noch kleinere Mängel an sich haben, sagt der hl. Paulus, sie würden "zwar selig werden, jedoch so wie durch Feuer", also durch Leiden (1. Kor. 3, 15.) - Auch hat die Kirche seit den Zeiten der Apostel an das Fegfeuer geglaubt und für die Verstorbenen gebetet.

VI. Die Sakramente

1. Wie viele Sakramente es gibt

Katholische Lehre: Es gibt sieben Sakramente oder äußere Zeichen, wodurch uns innere Gnade erteilt wird.

Protestantische Lehre: Es gibt nur zwei Sakramente, nämlich die Taufe und das Abendmahl.

Dagegen merke: Die Firmung, die Buße, die Heilige Ölung, die Priesterweihe und die Ehe sind ebenfalls wahre, von Christus eingesetzte Sakramente; denn so hat es die Kirche, die "eine Säule und Grundfeste der Wahrheit ist" (1 Tim. 3, 15), von Anfang an gelehrt. Auch die Heilige Schrift deutet es klar genug an. So erzählt z.B. die Apostelgeschichte (8,14-17), dass Petrus und Johannes den Gläubigen in Samaria die Firmung gespendet haben. "Sie legten ihnen die Hände auf, und sie empfingen den Heiligen Geist." Darum sagt der hl. Augustin († 430) von der Firmung, "sie sei nicht weniger heilig als die Taufe". - Dass durch die Buße Sünden vergeben und somit Gnaden erteilt werden, sagt die Heilige Schrift ausdrücklich: "Welchen ihr die Sünden nachlassen werdet, denen sind sie nachgelassen; und welchen ihr sie behalten werdet, denen sind sie behalten." (Joh. 20, 22-23.) Diese Nachlassung aber geschah stets durch ein äußeres Zeichen, nämlich eine reumütige Beichte und die priesterliche Lossprechung. Ohne die Beichte könnte ja der Priester nicht wissen, ob er die Sünden nachlassen oder sie behalten soll. Darum sagt der hl. Cyprian († 258): "Jeder bekenne seine Sünden, solange er noch auf Erden ist, solange sein Bekenntnis noch zugelassen werden kann, solange der Herr noch die Genugtuung und die durch den Priester erteilte Sündenvergebung annimmt." Und der hl. Basilius († 379) sagt: "Die Sünden müssen denjenigen gebeichtet werden, denen die Spendung der göttlichen Geheimnisse anvertraut ist." - Von der Heiligen Ölung sagt der Apostel Jakobus, dass durch die Salbung mit dem heiligen Öl den Kranken die Sünden vergeben werden (Jak. 5, 15.) sie ist also ein äußeres Zeichen, wodurch innere Gnade erteilt wird, mithin ein wahres Sakrament. Dasselbe gilt von der Priesterweihe. In Bezug auf sie schreibt der hl. Paulus an seinen Schüler Timotheus, den er geweiht und in Ephesus als Bischof zurückgelassen hatte: "Ich ermahne dich, dass du die Gnadengabe wieder erweckst, die in dir ist durch die Auflegung meiner Hände." (2. Tim. 1,6.) Der hl. Augustin stellt die Priesterweihe neben die Taufe und sagt: "Beide sind Sakramente, was niemand bezweifelt." - Die christliche Ehe ist nach der Lehre des hl. Paulus ein Abbild der gnadenvollen Verbindung Christi mit seiner Braut, der heiligen Kirche (Eph. 5, 22-32.) Das wäre sie aber nicht, wenn durch das äußere Zeichen der Eheschließung nicht innere Gnade mitgeteilt würde.

2. Was das heiligste Altarssakrament ist

Katholische Lehre: Das heiligste Altarssakrament ist der Wahre Leib und das wahre Blut unsers Herrn Jesu Christi unter den Gestalten von Brot und Wein.

Protestantische Lehre: Das heilige Abendmahl ist bloß Brot und Wein; aber wenn man es genießt, so sagen die einen, dann empfängt man zugleich den Leib und das Blut Christi. Die andern sagen: Nein, man empfängt nur die Kraft des Leibes und Blutes Christi. Wieder andere sagen: Das ist auch nicht richtig; Brot und Wein erinnern nur an den Leib und das Blut Christi, sie sind nur ein Bild derselben.

Dagegen merke:

1) Als Christus das heiligste Sakrament verhieß, sprach er: "Das Brot, das ich geben werde, ist mein Fleisch für das Leben der Welt" (Joh. 6, 52), und als er es später den Aposteln reichte, sagte er klar und bestimmt: "Das ist mein Leib - das ist mein BIut ." Er sagte nicht wie Luther: Das ist Brot und Wein, aber mein Leib und Blut kommt nachher, wenn ihr es genießt dazu. Er sagte auch nicht wie Kalvin: Das ist Brot und Wein, aber die Kraft meines Leibes und Blutes ist damit verbunden. Auch nicht wie Zwingli: Das ist ein Bild meines Leibes und Blutes. Darum glauben wir einfach, was der Heiland gesagt hat, und nicht, was Luther, Kalvin oder Zwingli behauptet haben.

2) Wie wir, so hat die ganze Kirche von Anfang an geglaubt und bekannt, dass das heiligste Altarssakrament der wahre Leib und das wahre Blut Jesu Christi ist. Der Apostelschüler Ignatius, Bischof von Antiochien, nennt es "das Fleisch unseres Erlösers, das für unsere Sünden gelitten hat", der hl. Justinus (t 166) "das Fleisch und Blut des menschgewordenen Jesus". Der hl. Cyrillus, Bischof vonJerusalem († 386), bemerkt: "Da Jesus selbst vom Brote sagt: ,Das ist mein Leib', wer dürfte daran zweifeln? Da er ausdrücklich erklärt: ,Das ist mein Blut', wer möchte Bedenken tragen und meinen, es sei nicht sein Blut? Er hat ehemals Wasser in Wein verwandelt, und wir sollten ihm nicht glauben, dass er Wein in sein Blut verwandle?" Der hl. Augustin sagt: "Christus hat uns sein eigenes Fleisch zur Speise gegeben. Niemand isst dieses Fleisch, ohne es zuvor angebetet zu haben ... Man sündigt, wenn man es nicht anbetet. "

3) Die Protestanten haben insofern recht: ihr Abendmahl ist nur Brot und Wein. Denn ihre Prediger haben keine Gewalt, Brot und Wein in den Leib und das Blut Christi zu verwandeln.

3. Ob es genügt, die heilige Kommunion unter einer Gestalt zu empfangen

Katholische Lehre: Es genügt, die heilige Kommunion unter einer Gestalt zu empfangen; denn in der heiligen Hostie ist der lebendige Heiland zugegen, also auch sein Blut.

Christus hat das heiligste Sakrament unter zwei Gestalten eingesetzt, weil die getrennten Gestalten beim heiligen Messopfer notwendig sind, um die Trennung des Leibes und Blutes Christi am Kreuze darzustellen. Das Wort, das Christus beim Darreichen des Kelches Sprache: "Trinket alle daraus", galt nur den Aposteln und ihren Nachfolgern im Priesteramte.

Protestantische Lehre: Den Gläubigen muss man auch den Kelch reichen.

Dagegen merke:

1) Christus hat es zwar nicht verboten, auch den Gläubigen den Kelch zu reichen, er hat es aber auch nicht befohlen. Im Gegenteil, er hat auch denen das ewige Leben verheißen, die ihn bloß unter der Brotsgestalt empfangen: "Wer dieses Brot isst, wird ewig leben." (Joh. 6, 59.)

2) Wenn man alle aus dem Kelche trinken ließe, so könnte das heilige Blut leicht verschüttet werden; das will die Kirche verhüten. Manche empfinden auch einen natürlichen Widerwillen dagegen, mit andern aus demselben Kelche zu trinken. Wollte man sie dazu nötigen, so würden sie nur selten zum Tische des Herrn hinzutreten. In Wirklichkeit weigern sich auch viele Protestanten, aus dem Kelche zu trinken. Sie fürchten, es könnte jemand, der an einer ansteckenden Krankheit leidet, daraus getrunken haben.

4. Ob Christus das heilige Messopfer eingesetzt hat

Katholische Lehre: Christus hat das heilige Messopfer beim letzten Abendmahl eingesetzt; denn das letzte Abendmahl war zugleich ein Opfer, das wir dem Befehl des Heilandes gemäß in der Heiligen Messe erneuern.

In der Heiligen Messe tut der Priester genau dasselbe, was Christus beim letzten Abendmahl getan und zu tun befohlen hat. Nur die Gebete und Zeremonien hat die Kirche zur größeren Feierlichkeit hinzugefügt.

Protestantische Lehre: Im Neuen Bunde gibt es kein anderes Opfer als das Opfer Christi am Kreuze.

Dagegen merke:

1) Im Neuen Bunde gibt es außer dem blutigen Kreuzesopfer auf Golgotha auch ein unbIutiges Speiseopfer, das an allen Orten dargebracht wird. Denn so hat es Gott selbst durch den Propheten Malachias (1, 11) aufs klarste vorhergesagt: "(Nach Abschaffung der jüdischen Opfer, d.h. im Neuen Bunde) wird meinem Namen an allen Orten geopfert und ein reines Speiseopfer dargebracht werden." Ein solches Speiseopfer ist aber nur das heilige Messopfer.

2) Das heilige Messopfer ist auch in der Kirche von Anfang an dargebracht worden. Schon der hl. Paulus schreibt: "Wir haben einen Opferaltar, von dem diejenigen nicht essen dürfen, die dem Zelte dienen" (d.h.: die Juden). (Hebr. 13, 10.) Hier redet der Apostel offenbar von einem Altar, auf dem ein Speiseopfer dargebracht wird. Ein solches war das Kreuzesopfer nicht. Der hl. Irenäus († 202) sagt: "Jesus lehrte ein neues Opfer, das die Kirche von den Aposteln empfangen hat und auf der ganzen Welt darbringt."

3) Das widerspricht gar nicht jenem andern Ausspruch des hl. Paulus: "Mit einem einzigen Opfer hat Christus die, welche geheiligt werden, zur Vollendung gebracht" (Hebr. 10, 11); denn das heilige Messopfer ist im Grunde ein und dasselbe Opfer wie das Kreuzesopfer; es ist dessen unblutige Erneuerung (Vergegenwärtigsetzung). Auch vermehrt es nicht die Verdienste desselben, sondern wendet sie uns nur zu.

Anhang: Von den gemischten Ehen

Katholiken und Protestanten sind darin einig, dass die gemischten Ehen ein großes Übel sind, und dass man nicht genug davor warnen kann. Die Katholische Kirche hat namentlich vier Gründe, weshalb sie die Ehen mit Andersgläubigen missbilligt und streng verbietet:

1) Es ist unmöglich, dass dabei die Eheleute wahrhaft glücklich miteinander werden; denn gerade das, was ihre Herzen aufs innigste vereinigen sollte, die Religion, entzweit sie. Was dem einen Teil als göttliche Wahrheit gilt, das betrachtet der andere als verderblichen Irrtum; unsern heiligsten Gottesdienst, das heilige Messopfer, nennen die Protestanten schändlichen Götzendienst. Der katholische Teil weiß, dass der protestantische nicht auf dem rechten Wege zum Himmel ist und darum in der größten Gefahr schwebt, ewig verloren zu gehen. Welch ein trauriger Gedanke!

2) Nur gar zu leicht verliert der katholische Teil seinen Glauben oder wird wenigstens lau darin. Wegen der protestantischen Umgebung, Bekanntschaft oder Verwandtschaft scheut er sich, das Kreuzzeichen zu machen, Weihwasser zu nehmen, den Rosenkranz zu beten, die Heiligen zu verehren usw., kurz, er meidet alles, wodurch sich ein guter Katholik von den Protestanten unterscheidet. Bei Gesprächen über Religion lässt er gern den Grundsatz gelten, "die andern Religionen seien auch gut", und damit hat er schon seinen Glauben verleugnet.

3) In einer gemischten Ehe ist es gewöhnlich schwer, ja oft unmöglich, die Kinder echt katholisch zu erziehen. Nicht selten wird geradezu protestantische Kindererziehung verabredet, oder das Versprechen, die Kinder katholisch werden zu lassen, wird vorsätzlich nicht gehalten.

Aber selbst da, wo man die katholische Erziehung will, hat sie große Schwierigkeiten. Wort und Beispiel des protestantischen Vaters oder der protestantischen Mutter muss die Kinder in ihrem katholischen Glauben zweifelhaft und gegen die Übungen der katholischen Religion gleichgültig machen.

4) Weil die Protestanten meinen, man könne die geschlossene Ehe wieder auflösen, so kommt es bei gemischten Ehen sehr häufig vor, dass der protestantische Teil sich vom katholischen trennt und eine andere Ehe eingeht. Dadurch gerät dann der katholische Teil in die allertraurigste Lage.

Die katholische Kirche hat also gewiss Ursache genug, die gemischten Ehen streng zu verbieten. Wenn sie von diesem Verbote zuweilen dispensiert, so tut sie es gleichsam mit weinenden Augen, und meistens nur, um größeres Unheil zu verhüten. Ihren Segen aber pflegt sie zu solchen Ehen nicht zu geben. Auch erteilt sie keine Dispens, wenn nicht zuvor die katholische Erziehung aller Kinder sichergestellt ist. Die Eheschließung darf nur vor dem katholischen Geistlichen erfolgen. Wer sich protestantisch trauen lässt oder zugibt, dass die Kinder protestantisch werden, verfällt dem Kirchenbanne.

Wie die Ehen, so sind natürlich auch die Bekanntschaften (Liebschaften), die zum Zwecke der Ehe mit Andersgläubigen angeknüpft werden, verboten. Nur unter gewissen Umständen, die aber verhältnismäßig selten vorliegen, können sie erlaubt sein. Deshalb soll niemand eine solche Bekanntschaft mit einem Andersgläubigen anknüpfen, ohne vorher dem Beichtvater die Sache vorgelegt und dessen Urteil gehört zu haben.

Literatur

  • Jakob Linden SJ: Die Wahrheit der katholischen Religion. Grundlehren für die Jugend, Bonifacius-Druckerei Paderborn 1912/1913 (1./2. Auflage); 5. Auflage 1924; 6. Auflage 1927; 8. Auflage 1932; 9. Auflage 1936; Petrus Verlag 2005 (60 Seiten); Sarto Verlag Stuttgart 2009 (112 Seiten, ISBN 978-3-932691-66-9 geh).