Die Parusie in den Briefen des Heiligen Paulus

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Schreiben

Päpstliche Bibelkommission
von Papst
Benedikt XV.
Die zweite Ankunft Christi in den Briefen des Heiligen Paulus
18. Juni 1915
(Offizieller lateinischer Text: AAS 7 [1915] 357-358; Enchiridion Biblicum Nr. 414–416)

(Quelle: Denzinger-Hünermann)
Allgemeiner Hinweis: Was bei der Lektüre von Wortlautartikeln der Lehramtstexte zu beachten ist


DH 3628: Frage 1: Ist es einem katholischen Exegeten erlaubt, um die Schwierigkeiten zu lösen, die in den Briefen des heiligen Paulus und anderer Apostel vorkommen, wenn von der sogenannten »Parusie« bzw. von der zweiten Ankunft unseres Herrn Jesus Christus die Rede ist, zu behaupten, auch wenn die Apostel unter der Inspiration des Heiligen Geistes keinen Irrtum lehrten, drückten sie nichtsdestoweniger eigene menschliche Auffassungen aus, denen ein Irrtum oder eine Täuschung zugrunde liegen könne?

Antwort: Nein.

DH 3629: Frage 2: Muss man, wenn man sich den unverfälschten Begriff des Apostelamtes und die unzweifelhafte Treue des heiligen Paulus gegenüber der Lehre des Meisters vor Augen hält; ebenso die katholische Lehre von der Inspiration und der Irrtumslosigkeit der heiligen Schriften, nach der all das, was der heilige Schriftsteller behauptet, verkündet und mitteilt, als vom Heiligen Geist behauptet, verkündet und mitgeteilt festgehalten werden muss; wenn man auch die in sich betrachteten Texte der Briefe des Apostels erwägt, die mit der Redeweise des Herrn selbst vorzüglich übereinstimmen, bejahen, dass der Apostel Paulus in seinen Schriften überhaupt nichts gesagt hat, was nicht vollkommen im Einklang mit jener Unwissenheit über die Zeit der Parusie stünde, von der Christus selbst verkündet hat, dass sie den Menschen eigne?

Antwort: Ja.

Frage 3: Darf man, wenn man die griechische Ausdrucksweise »ἡμεῖϚ οἱ ζῶντεϚ οἱ περιλειπόμενοι« (= wir, die Lebenden, die Übrigbleibenden) berücksichtigt; wenn man auch die Auslegung der Väter, zumal des heiligen Johannes Chrysostomus erwägt, der sowohl in seiner Muttersprache als auch in den Paulinischen Briefen äußerst bewandert war, die traditionelle Auslegung in den katholischen Schulen (die selbst von den Neuerern des 16. Jahrhunderts beibehalten wurde) als ziemlich weit hergeholt und einer festen Grundlage entbehrend verwerfen, die die Worte des heiligen Paulus im 4. Kapitel des 1. Briefes an die Thessalonicher, V. 15–17, erklärt, ohne dass sie in irgendeiner Weise die Behauptung einer so nahen Parusie in sich schließt, dass der Apostel sich selbst und seine Leser zu jenen Gläubigen zählt, die Christus noch lebend entgegengehen werden?

Antwort: Nein.