Di tutti i tesori

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Ansprache
Di tutti i tesori

unseres Heiligen Vaters
Pius XII.
an Neuvermählte
Von der Übung der Tugenden

14. April 1943

(Quelle: Ansprachen Pius XII. an Neuvermählte, Josef Habbel Verlag Regensburg 1950, S. 218-224, Übersetzt und eingeleitet von DDr. Friedrich Zimmermann. Imprimatur Regensburg, den 11. Juli 1949 J. Franz, Generalvikar; Download).

Allgemeiner Hinweis: Was bei der Lektüre von Wortlautartikeln der Lehramtstexte zu beachten ist


Von allen Schätzen, die ihr zusammengebracht habt, geliebte Neuvermählte, um damit euer Familienleben zu bereichern und sie euren Kindern und den kommenden Geschlechtern zu vererben, gibt es keinen, der Heim und Familienleben so bereichert, fruchtbar macht und schmückt wie der Schatz der Tugenden; das sind die natürlichen guten Anlagen, die ihr von euren Eltern, von euren Vorfahren ererbt habt und die zu Tugenden werden durch die Wiederholung der guten Taten; das sind ferner die übernatürlichen Kräfte, die ihr im Quell der Taufe empfangen habt, wozu eure Eltern nach eurer Geburt euch gebracht haben.

Diese Tugenden, die man mit Blumen zu vergleichen pflegt - die Lilie der Reinheit, die Rose der Liebe, das Veilchen der Demut -, müssen im Heim und für das Heim gepflegt werden.

Doch da wird euch von Menschen gesagt, die mangelhaft unterrichtet oder oberflächlich oder einfach träge und nur darauf aus sind, sich nicht anstrengen zu müssen: Wozu sich so viel Mühe machen, die Tugenden zu pflegen? Als übernatürliche Gaben sind sie ein freies Geschenk Gottes, also braucht der Mensch sich nicht darum zu bemühen, und was kann ein solches Tun erreichen, da das Werk Gottes ist und wir keine Macht über es haben?

Das ist nicht richtig gedacht; ihr spürt es wohl selbst. Ihr werdet mit dem heiligen Paulus antworten: "Durch die Gnade des Herrn bin ich, was ich bin, und seine Gnade, die in mir ist, ist nicht unfruchtbar gewesen" (1 Kor 15, 10). Gewiss gießt Gott allein der Seele die wesentlich übernatürlichen Tugenden des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe ein; Er allein verbindet mit den natürlichen Kräften die Kraft Christi, der ihnen Sein göttliches Leben mitteilt und daraus ebenso viele übernatürliche Tugenden macht. Wem käme aber je der Gedanke, dass diese göttlichen Blumen vergleichbar seien den armseligen künstlichen Blumen von Papier oder Seide, die kein Leben, keinen Duft und kein Wachstum haben? Diese letzteren verwelken allerdings nicht; sie bleiben so, wie sie gemacht worden sind. Sie sterben nicht; um zu sterben, müssten sie vor allem Leben gehabt haben. Dagegen die natürlichen Blumen unserer Gärten sind ganz anders empfindlich: der Wind dörrt sie aus, der Frost tötet sie, sie sind ebenso empfindlich gegen den Überfluss wie gegen den Mangel an Sonne oder Regen. Der Gärtner muss sorgsam darauf aufpassen, sie zu schützen. Er muss sie pflegen. In ähnlicher Weise - die irdischen Dinge sind ja niemals ein vollkommenes Abbild der göttlichen - verlangen auch die übernatürlichen Blumen, womit der himmlische Vater die Wiege des neugeborenen Kindes schmückt, fleißige Sorgen, dass sie nicht sterben; sie verlangen noch mehr, dass sie leben, sich erschließen und Frucht bringen können. Aber sie haben vor den natürlichen Blumen der Gärten auf Erden das voraus: so sehr auch sie dem Tode ausgesetzt sind, so sind sie doch bestimmt, unsterblich zu leben, unbegrenzt an Schönheit zuzunehmen, ohne dass ihre Fruchtbarkeit sie in kläglicher Weise zum Verwelken bringt, und zu wachsen, bis dass es dem göttlichen Gärtner gefällt, sie zu sammeln, um mit ihnen den Garten des Paradieses auf ewig zu schmücken und zu durchduften. Wie muss man denn die Tugenden pflegen? Genau so wie die Blumen. Man muss sie schützen, diese Blumen, gegen die Ursachen des Todes, ihr Aufbrechen und ihre Entwicklung unterstützen; eine kluge und geschickte Pflege vermag sogar in sie die Eigenschaften und Schönheiten der andern übergehen zu lassen. So ist es auch mit der Pflege der übernatürlichen Blumen d. h. der Tugenden. War es nicht mal eure Sorge, ihr jungen Eheleute, vom Tage der Verlobung an bis zum Tage eurer Hochzeit, euren Bräuten Blumen zu schenken? Leuchtende oder bescheidene, gepflückt und in Vasen mit frischem Wasser gestellt, wo sie trotz allem wohl bald verwelkten; ihr brachtet ihnen dann andere, ganz frische. Morgen werdet ihr zu Hause, in einer Ecke des Gartens, sei es auch nur in dem bescheidenen Kästchen auf der Fensterbank, ein wenig Erde fertig machen, den Samen hineintun und ihn begießen; dann werdet ihr mit fast ängstlicher Neugier warten auf das Hervorkommen eines kleinen grünen Keimes, des Stengels, der Blätter, auch auf das Lächeln des ersten Knöspchens und endlich auf das Aufbrechen der Blume. Mit wie viel Sorge werdet ihr sie umhegen!

Ohne Zweifel versagt Gott keineswegs seine Gnade auch keinem Ungläubigen; Er kann als Herr und Verwalter seiner Gaben ihm für tugendhaftes Handeln sogar auch außerordentliche Gnaden geben. Aber nach dem ordentlichen Verlauf Seiner Vorsehung gelangt das wahre Tugendleben zur Blüte und vollen Reife, wenn mit der Taufe die Kräfte der Seele des Kindes eingegossen worden sind, wo sie sich dann wie in einem guten Erdreich nach und nach entwickeln, wenn sie sorgsam gepflegt werden.

Jener Gott, der die Erde erschaffen hat mit ihren Nährstoffen, die Sonne, welche den Pflanzen Licht und Wärme spendet, den Regen und den Tau, die sie erquicken, hat auch die menschliche Natur geschaffen, die Seele, die er mit dem im Mutterschoß gebildeten Körper vereinigt, und diese Natur ist ein Boden, der reich ist an guten Anlagen, und Neigungen. Er teilt derselben Natur das Licht der Vernunft mit, die Wärme und Kraft des Willens und des Gefühls, und in dieses Erdreich mit diesem Licht und dieser Wärme senkt er mit dem göttlichen Leben die übernatürlichen Kräfte ein wie verborgene Keime, und er wird die Sonne, den Regen und Tau Seiner Gnade senden, damit die Übung der Tugenden und damit die Tugenden selbst Fortschritte machen und sich entwickeln. Dazu ist es aber noch nötig, dass der Mensch mit den Gaben und dem Tun Gottes durch eigne Arbeit mitwirkt. Da ist vor allem, vom ersten Augenblick an, die Erziehung des Kindes durch Vater und Mutter, als gute Folge davon die persönliche Mitwirkung von Seiten des Kindes selbst, das nach und nach heranwächst und Mensch wird.

Wenn die Mitwirkung der Eltern mit der schöpferischen, Macht Gottes, um einem künftigen Himmelsbürger das Leben zu schenken, einer der wunderbarsten Pläne der Vorsehung und eine Ehre für die Menschheit ist, ist dann ihre Mitarbeit bei der Heranbildung eines Christen nicht noch wunderbarer? Diese Mitwirkung ist so wirklich und wirksam, dass ein katholischer Schriftsteller ein kostbares Buch über die Mütter von Heiligen hat schreiben können. Welche Eltern, die diesen Namen verdienen, würden Bedenken tragen, eine so große Ehre zu schätzen und ihrer sich würdig zu machen?

Aber auch ihr selbst oder vielmehr vor allem ihr selbst müsst die Tugenden pflegen. Eure Sendung, eure Würde verlangt es. Je vollkommener und heiliger die Seele der Eltern ist, desto gewissenhafter und fruchtbarer ist in jedem Falle die Erziehung, die sie ihren Kindern angedeihen lassen. Die Kinder sind "wie ein Baum, der an Wasserbächen gepflanzt ist, der seine Frucht bringt zu seiner Zeit und seine Blätter nicht dürr werden sieht" (Ps 1, 3). Aber welchen Einfluss, geliebte Eltern, wird auf sie eure Sitte und Lebensführung ausüben, die sie seit ihrer Geburt vor Augen haben werden? Vergesst nicht, dass das Beispiel auf jene kleinen Geschöpfe wirkt noch vor den Jahren, in denen sie den Unterricht werden begreifen, können, den sie von euren Lippen empfangen! Aber wenn man auch annimmt, dass Gott durch außerordentliche Gnaden den Mangel der Erziehung ersetzt, wie würden dann wahrhaft das häusliche Tugenden sein, die im Herzen der Kinder blühen, im Herzen von Vater oder Mutter dagegen abgestorben oder verdorrt wären?

Nun hat der Gärtner eine zweifache Aufgabe: er muss die Pflanze instand setzen, aus ihren äußeren Lebensbedingungen Nutzen zu ziehen und nicht dadurch zugrunde zu gehen; dann muss er das Erdreich bearbeiten und die Pflanze selbst, damit sie so wachsen, blühen und Frucht bringen kann.

Deshalb habt ihr die Pflicht, das Kind und euch selbst vor allem zu schützen, was euer rechtschaffenes, christliches Leben und das eurer Kinder in Gefahr bringen könnte; zu schützen vor allem, was euren oder ihren Glauben verdunkeln oder erschüttern, die Reinheit, den Adel oder die Frische eurer und ihrer Seelen trüben könnte. Wie sehr sind jene zu beklagen, die sich hierin ihrer Verantwortung gar nicht bewusst sind noch bedenken, wie sehr sie sich selbst und den unschuldigen Geschöpfen, denen sie auf Erden das Leben geschenkt haben, schaden, wenn sie die Gefahr verkennen, die kommt von so vielen Unvorsichtigkeiten in der Wahl der Bücher, Schauspiele, Beziehungen und Bräuche, wenn sie sich keine Rechenschaft darüber ablegen, dass eines Tages Phantasie und Sinnlichkeit im Herzen des heranwachsenden Kindes wieder lebendig werden lassen, was seine Augen von klein auf gesehen haben, ohne es zu begreifen! Bewahren genügt nicht; man muss mit Absicht zur Sonne, zum Lichte und zur Wärme der Lehre Christi gehen, den Tau und den Regen Seiner Gnade aufsuchen, um dadurch Leben, Fortschritt und Kraft zu erlangen.

Aber man muss noch mehr tun. Wenn auch die Ursünde nicht gewesen wäre, so hätte Gott doch dem Vater und der Mutter der Familie wie unsern Vorfahren geboten, die Erde zu bearbeiten, Blumen und Früchte zu pflegen, nur wäre die Arbeit dann für den Menschen eine Lust, keine Last gewesen (vgl. S. Th. i p. q. 102 a. 3). Aber die Sünde, die man so häufig aus dem Auge lässt, praktisch oder frech leugnet, hat die Arbeit hart gemacht: Natur und Erde wollen im Schweiße des Antlitzes bearbeitet werden: man muss beständig arbeiten, jäten, die schlimmen Neigungen und die schlechten Triebe ausrotten, die schädlichen Einflüsse bekämpfen; man muss reinigen, zurückschneiden, d. h. die Verirrungen auch der besten Neigungen in die rechte Bahn lenken, man muss gegebenenfalls die Trägheit, die Saumseligkeit in der Übung einiger Tugenden anspornen, den natürlichen Eifer, die Raschheit in der Ausübung anderer zügeln oder mäßigen, damit das gleichmäßige Wachstum aller gesichert wird.

Diese Arbeit muss man in jedem Augenblick des Lebens leisten; sie erstreckt sich auf die Verrichtung der anderen täglichen Aufgaben und gibt diesen den wahren Wert und zugleich ihre Schönheit, ihren Zauber und ihren Duft. Möge euer Heim dank eurer eifrigen Sorge allmählich jenem der Heiligen Familie von Nazareth ähnlich werden und möge es ein reizender Garten sein, wo der Meister gerne Lilien pflückt (vgl. Hld 6, 1) ! Auf ihn möge wie Tau Sein befruchtender Segen herabsteigen, als dessen Unterpfand Wir euch von ganzem Herzen Unseren väterlichen Apostolischen Segen erteilen.