Der ideale Film

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Ansprache
Der ideale Film

von Papst
Pius XII.
an den Internationalen Kongress der Filmproduktionsgesellschaft "Titanus" in Rom
21. Oktober und 29. Oktober 1955

(Offizieller lateinischer Text: AAS 47 [1955] 501-516+775-780; 816-828)

(Quelle: Herder-Korrespondenz, Zehnter Jahrgang 1955/56;
I. Teil: Erstes Heft Oktober 1955, am 21. Juni 1955, S. 25-29 - Zusammenfassung und Wortlaut;
II. Teil: Drittes Heft Dezember 1955, am 29. Oktober 1955, S. 130-136 - Wortlaut)

Allgemeiner Hinweis: Was bei der Lektüre von Wortlautartikeln der Lehramtstexte zu beachten ist


Der Heilige Vater empfing am 21. Juni (I. Teil) 1955 die Vertreter der italienischen Filmindustrie in einer großen Audienz in St. Peter und richtete an sie eine grundlegende Ansprache über die Bedeutung des Films in der modernen Welt und die Forderungen, die man an einen idealen Film stellen müsste. Er setzte am 29. Oktober (II. Teil) 1955 vor Vertretern der italienischen Filmindustrie seine am 21. Juni begonnenen Darlegungen über den Film fort.

I. Teil

In Rom fand im Juni der Internationale Kongress der Filmproduktionsgesellschaft "Titanus" statt. Der Heilige Vater empfing am 21. Juni die Vertreter der italienischen Filmindustrie in einer großen Audienz in St. Peter und richtete an sie eine grundlegende Ansprache über die Bedeutung des Films in der modernen Welt und die Forderungen, die man an einen idealen Film stellen müsste.

Wie immer bei derartigen Themen gab der Papst zunächst einen kurzen Überblick über die Geschichte und die gegenwärtige Situation des Gegenstandes. Er wies auf die "ausgedehnte und dynamische Tätigkeit" hin, die zur Herstellung eines Films in Bewegung gesetzt werden muss: Schriftsteller, Spielleiter, Schauspieler, Musiker, Produzenten, Facharbeiter, Techniker usw., Industrieanlagen, Kapitalien und dergleichen mehr.

"Es kann nun nicht ausbleiben", so sagte der Heilige Vater, "dass diese Filmwelt um sich herum einen ungewöhnlich umfassenden und tiefgehenden Einfluss auf das Denken, die Sitten und das Leben der Länder ausübt, in denen sie ihre Macht entfaltet, vor allem beim einfachen Volk, für das das Kino häufig die einzige Zerstreuung nach der Arbeit bildet, und auf die Jugend, die im Kino ein rasches und unterhaltsames Mittel sieht, um den natürlichen Durst nach dem Wissen und den Erfahrungen zu stillen, die ihnen ihr Alter verheißt."

"Die außerordentliche Macht des Kinos in der modernen Gesellschaft" - so heißt es weiter - "wird durch das wachsende Bedürfnis, das diese nach ihm hat und das, in Zahlen ausgedrückt, tatsächlich ein neues und erstaunliches Phänomen darstellt, bewiesen. In der umfangreichen Dokumentation, die Uns liebenswürdigerweise zugänglich gemacht worden ist, wird unter anderem berichtet, dass die Zahl der Kinobesucher im Jahre 1954 in allen Ländern der Welt zusammengenommen 12 Milliarden betrug, wovon 2,5 Milliarden allein auf die Vereinigten Staaten von Amerika, 1 Milliarde 300 Millionen auf England kommen, während Italien mit 800 Milionen an dritter Stelle steht."

Was den Gegenstand des Films betrifft, so sagte der Papst: "Von der anfänglichen naiven visuellen Erzählung eines gewöhnlichen Ereignisses ist man heute so weit gekommen"dass man den Ablauf des menschlichen Lebens in seinen vielfältigen Verwicklungen auf die Leinwand bringt und dabei Ideale, Verfehlungen, Hoffnungen, Mittelmäßigkeiten oder Hochherzigkeiten einer oder mehrerer Personen sorgfältig analysiert."

Die große Wirkung des Films hängt aber mit den Gesetzen der Psychologie zusammen, die an sich schon die Einprägsamkeit des Films erklären, zudem aber auch noch von den Schöpfern des Films bewusst eingesetzt werden, um die Wirkung zu steigern. Dadurch hat der Film die Macht, den Zuschauer "ebenso ins Reich des Lichts, des Edlen und Schönen wie in die Sphäre der Finsternis und Erniedrigung" zu versetzen.

"Da man sich der eindringlichen Macht des Films bewusst wurde, und in Anbetracht seines großen Einflusses auf die breiten Volksschichten und selbst auf Sitte und Moral hat das Filmschaffen die Aufmerksamkeit sowohl der zuständigen bürgerlichen und kirchlichen Autoritäten wie die der Allgemeinheit und derer, die über ein unbefangenes Urteil rund einen angeborenen Sinn für Verantwortlichkeit verfügen, auf sich gezogen. Und in der Tat, wie sollte man auch ein an sich edles Mittel, das jedoch die Macht hat, die Herzen ebenso zu erheben wie herabzuziehen, einfach sich selbst überlassen oder nur vom wirtschaftlichen Vorteil abhängig machen, ein Mittel, das so geeignet ist, Gutes zu vermitteln, aber auch Böses zu verbreiten?

Die Wachsamkeit und das Eingreifen der öffentlichen Stellen, die durch das Recht, das gemeinsame bürgerliche und sittliche Erbe zu schützen, durchaus gerechtfertigt sind, manifestieren sich in verschiedenen Formen: durch die bürgerliche und kirchliche Filmzensur und, wenn nötig, ein Filmverbot; durch die Listen der Filme, die von geeigneten Prüfungskommissionen veröffentlicht werden, die sie nach Verdienst qualifizieren und die dem Publikum zur Kenntnisnahme und Richtschnur vorgelegt werden. Es ist wohl wahr, dass der Geist unserer Zeit, der unduldsamer als gerechtfertigt gegenüber dem Eingriff öffentlicher Stellen ist, einen Selbstschutz vorziehen würde, der unmittelbar von der Kollektivität ausginge. Gewiss wäre es wünschenswert, dass ein einstimmiger Zusammenschluss der Guten gegen den korrumpierenden Film zustande käme, wo immer er sich zeigt, um ihn mit den Rechten und sittlichen Mitteln, die ihnen zur Verfügung stehen, zu bekämpfen; doch eine solche Aktion allein würde noch nicht genügen ...

Wenn also das bürgerliche und sittliche Erbe des Volkes und der Familien mit sicherer Wirkung geschützt werden soll, so ist es nur recht und billig, dass die öffentliche Autorität pflichtgemäß eingreift, um die schädlichsten Einflüsse zu verhindern oder einzudämmen.

Und nun erlauben Sie, dass Wir an Sie, die Sie so voller guten Willens sind, ein, Wir möchten sagen, vertrauliches und väterliches Wort richten. Wäre es nicht gut, wenn die ehrliche Bewertung und die Zurückweisung dessen, was unwürdig oder dekadent ist, schon am Anfang und ganz besonders in Ihren Händen läge? ... Kein vernünftiger Geist könnte Ihren gewissenhaften und wohl überlegten Urteilsspruch in einer Materie, die Ihren eigensten Beruf betrifft, einfach übergehen oder belächeln. Machen Sie also weit gehenden Gebrauch von jener Kompetenz und Autorität, die Ihnen Ihr Wissen, Ihre Erfahrung, die Würde Ihrer Arbeit verschaffen. Ersetzen Sie unbedeutende oder schädliche Schauspiele durch gute, edle, schöne Visionen, die zweifellos reizvoll sein können, auch ohne schwül zu werden, ja die selbst den Gipfel der Kunst erreichen können. Sie werden die Zustimmung und den Applaus all derer auf Ihrer Seite haben, die einen gesunden Geist und rechtes Wollen besitzen, und vor allem werden Sie die Zustimmung Ihres eigenen persönlichen Gewissens haben." Der Heilige Vater ging dann dazu über, im zweiten Teil seiner Ansprache das Bild des idealen Films zu umreißen.

Der ideale Film

(Wortlaut)

Wir haben bisher diesen ersten Teil Unserer Darlegung dem Film gewidmet, so wie er tatsächlich heute ist; nun möchten Wir in einem zweiten Teil Unsere Gedanken über den Film aussprechen, wie er sein sollte, das heißt, Wir möchten zu Ihnen über den idealen Film sprechen.

Doch zunächst einmal: Kann man von einem idealen Film überhaupt reden? Man nennt gewöhnlich das ideal, dem nichts fehlt an dem, was ihm eigen ist, das dies vielmehr in vollkommenem Maße besitzt. Gibt es in diesem Sinn einen schlechthin idealen Film? Einige pflegen die Möglichkeit der Existenzdes absolut Idealen zu bestreiten; mit anderen Worten, sie behaupten die Relativität eines Ideals, sie behaupten also, dass das Ideale immer nur etwas Gewisses für irgend jemanden oder für eine ganz bestimmte Sache anzeigt. Das Auseinandergehen der Ansichten beruht zum großen Teil auf den verschiedenen Kriterien, die bei der Unterscheidung der wesentlichen von den nebensächlichen Elementen angewandt werden. In der Tat entbehrt das Ideale trotz der behaupteten ReIativität niemals eines absoluten Kerns, der in jedem einzelnen Fall zur Wirkung kommt, trotz der Vielfalt und Mannigfaltigkeit der sekundären Elemente, die sich aus deren Beziehung zu einem bestimmten Fall ergeben. Wenn Wir dies voraussetzen, glauben Wir den idealen Film unter drei Gesichtspunkten betrachten zu müssen:

1. in bezug auf das Subjekt, das heißt, auf die Zuschauer, für die der Film bestimmt ist;

2. in bezug auf das Objekt, das heißt, auf den Gehalt des Films selber;

3. in bezug auf die Gemeinschaft, auf die, wie Wir schon sagten, der Film einen ganz besonderen Einfluss ausübt. Da Wir uns über dieses wichtige Argument ausführlicher verbreiten möchten, wenden Wir Uns heute darauf beschränken, den ersten dieser Gesichtspunkte zu behandeln, und den Zweiten und dritten für eine andere Audienz aufsparen, wenn Uns die Gelegenheit dazu geschenkt wird.

Der ideale Film in seiner Beziehung zum Zuschauer

a) Das erste Merkmal, das in dieser Hinsicht den idealen Film auszeichnen muss, ist die Hochachtung vor dem Menschen. Es existiert in der Tat kein Motiv, das ihn der allgemeinen Norm entziehen könnte, nach der jeder, der mit Menschen umgeht, Hochachtung vor dem Menschen haben muss.

So sehr auch die Unterschiede nach Alter, Verhältnissen und Geschlecht eine verschiedene Haltung und Anpassung nahelegen, so handelt es sich doch immer um den Menschen mit der Würde und Hoheit, die der Schöpfer ihm geschenkt hat, aIs er ihn nach seinem Ebenbild und Gleichnis bildete (Gen. 1,26). Der Mensch ist geistige und unsterbliche Seele; er ist der Mikrokosmos mit seiner Vielfalt und Vielgestaltigkeit, mit der wunderbaren Zusammenordnung aller seiner Teile. Er ist Denken und Wollen mit der Fülle und Weite seines Tätigkeitsbereiches; er ist Gefühlsleben mit seinen Aufschwüngen und seinen Tiefen; er ist die Welt der Sinne mit ihrem vielfältigen Vermögen, Auffassen und Fühlen; er ist der bis in seine letzten Fibern nach einer noch nicht vollständig erforschten Zweckmäßigkeit gebildete Leib. Der Mensch ist als Herr in diesem Mikrokosmos eingesetzt; er muss sich frei nach den Gesetzen des Wahren, des Guten und des Schönen selber führen, wie es ihm die Natur, das Zusammenleben mit anderen seinesgleichen und die göttliche Offenbarung kundtun.

Da das Filmschauspiel, wie Wir bereits bemerkt haben, die Macht hat, das Herz des Zuschauers zum Guten oder zum Bösen zu leiten, werden Wir nur den Film ideal nennen, der nicht nur das, was Wir oben beschrieben haben, nicht beleidigt, sondern es mit Ehrfurcht behandelt. Ja nicht einmal das genügt! Wir müssen sagen: der den Menschen zum Bewusstsein seiner Würde stärkt und erhebt; der ihn den hohen Rang, in den er vom Schöpfer durch seine Natur eingesetzt worden ist, besser kennen lehrt; der ihm die Möglichkeit aufzeigt, in sich die Gaben der Energie und Tugend, über die er verfügt, zur Entfaltung zu bringen; der in ihm die Überzeugung stärkt, dass er die Hindernisse überwinden und falsche Entschlüsse vermeiden kann, dass er sich immer vom Fall wieder aufrichten und auf den rechten Weg zurückkehren kann; kurz: dass er vom Guten zum Besseren durch den Gebrauch seiner Freiheit und seiner Fähigkeiten fortschreiten kann.

Der ideale Film - besser verstandene Wirklichkeit, Hilfe und Trost

b) Ein solcher Film hätte bereits in Wahrheit die Grundfunktion des idealen Films; doch man kann ihm noch mehr zubilligen, wenn er nämlich mit der Hochachtung vor dem Menschen noch ein liebevolles Verständnis verbindet. Erinnern Sie sich an das ergreifende Wort des Herrn: ,Es erbarmt mich dieses Volkes' (Mark. 8, 2).

Das menschliche Leben hienieden hat seine Höhen und seine Abgründe, seine Aufstiege und seine Niedergänge, es bewegt sich zwischen Tugenden und Lastern, zwischen Konflikten, Verwicklungen und Waffenstillständen, es kennt Siege und Niederlagen. All das erfährt jeder auf seine Weise, entsprechend seinen äußeren und inneren Verhältnissen und gemäß .den verschiedenen Altersstufen, die ihn wie ein Strom von Gebirgslandschaften zu waldigen Hügeln und zu von der Sonne verbrannten Ebenen führen.

So sind die Bedingungen der Bewegung und des Kampfes anders beim Kind, dessen Geist soeben erwacht; anders beim Knaben um ersten vollen Besitz und Gebrauch der Vernunft; anders beim Jüngling in den Jahren der Entwicklung, wenn große Stürme mit wunderbaren Aufklärungen abwechseln; anders beim reifen Mann, der oft völlig vom Kampf um das Leben mit seinen unvermeidlichen Stößen absorbiert ist; anders heim Greis, der sich rückwärts wendet, um auf die Vergangenheit mit Wehmut, Sehnsucht und Reue zurückzublicken, und der sich Fragen stellt und Ereignisse betrachtet, wie es nur der kann, der weit gefahren ist.

Der ideale Film muss dem Zuschauer zeigen, dass er alle diese Dinge weiß, versteht und richtig wertet; aber er muss es dem Kinde zeigen, wie es für das Kind passt, dem jungen Menschen in einer diesem verständlichen Sprache, dem reifen Mann, wie es ihm zukommt, das heißt, er muss jeweils die eigentümliche Art, zu erkennen und die Dinge zu betrachten, übernehmen.

Aber das Verständnis für die Menschen im allgemeinen genügt nicht, wenn der Film sich an einen bestimmten Beruf oder bestimmte Verhältnisse wendet; dann braucht er außerdem noch das besondere Verständnis der eigentümlichen Charaktere der verschiedenen sozialen Zustände. Der Film muss dem, der ihn sieht und hört, das Gefühl der Wirklichkeit vermitteln, doch einer Wirklichkeit, die mit den Augen dessen gesehen wird, der sie besser versteht, und mit dem Willen dessen behandelt wird, der sich gleichsam brüderlich neben den Zuschauer stellt, um ihm gegebenenfalls zu helfen und ihn zu trösten.

Bei einer solchen Haltung wird die Wirklichkeit durch den Film aus künstlerischer Schau wiedergegeben, denn es ist die Eigenschaft des Künstlers, das Wirkliche nicht mechanisch wiederzugeben und sich nicht einfach den technischen Möglichkeiten der Werkzeuge zu unterwerfen, sondern sich ihrer zu bedienen, um das Material zu veredeln und zu beherrschen, ohne es doch zu verändern oder der Wirklichkeit zu entziehen. Ein erhabenes Beispiel davon sehen Wir in den wunderbaren Gleichnissen der Heiligen Schrift, deren Gegenstand aus dem täglichen Leben und den Berufen ihrer Zuhörer genommen ist, mit einer Wir möchten fast sagen, fotografischen Treue, die aber doch derart beherrscht und gesteigert ist, dass Wirklichkeit und Ideal in einer vollkommenen Kunstform verschmolzen erscheinen.

Der ideale Film bietet vollkommene Befriedigung

c) Zu der Hochachtung und dem Verständnis muss noch die Erfüllung der Versprechen und die Befriedigung der Wünsche hinzukommen, die vielleicht von Anfang an angeboten und angeregt worden sind; ja im allgemeinen sind die Millionen von Menschen, die zum Film kommen, von der ungewissen Hoffnung erfüllt, dort eine Stillung ihrer geheimsten unklaren Sehnsucht und innersten Erwartungen zu finden: in der Öde ihres Lebens flüchten sie ins Kino wie zu einem Zauberer, der alles durch die Berührung seines Zauberstabs verwandeln kann.

Der ideale Film muss daher der Erwartung entgegegnkommen und nicht irgendeine beliebige, sondern eine vollkommene Befriedigung bieten; und zwar nicht jeder beliebigen Hoffnungen, auch der falschen und unvernünftigen (die unerlaubten und unsittlichen kommen hier überhaupt nicht in Betracht), sondern derer, die der Zuschauer mit gutem Recht hegt.

In der einen oder anderen Form sind die Erwartungen bald die einer Beruhigung, bald die einer Belehrung oder einer Freude, eines Trostes oder einer Rührung; manche sind tiefer, andere oberflächlicher. Der Film antwortet bald auf die eine, bald auf die andere Forderung, oder er beantwortet auch mehrere zugleich.

Ihrem Urteil als dem von Spezialisten überlassen Wir alles, was die technische und ästhetische Seite betrifft; Wir möchten dagegen das psychische und personale Element betrachten, um auch da die Bestätigung zu finden, dass trotz der Relativität immer jener Kern des Absoluten bleibt, der die Normen hervorbringt, nach denen den Forderungen des Zuschauers die Antwort zu gewähren oder zu verweigern ist.

Um sich über diese Frage ein Urteil zu bilden, braucht man nicht zu den filmwissenschaftlichen oder psychologischen Gedanken zurückzukehren, mit denen Wir Uns schon beschäftigt haben; es genügt, sich auch hierbei von der gesunden Vernunft leiten zu lassen. Der normale Mensch besitzt in der Tat eine sozusagen unbelehrte Psychologie, die aus seiner Natur selber hervorgeht, die ihn instand setzt, sich in den gewöhnlichen Umständen des täglichen Lebens richtig zu führen, wenn er nur seinem gesunden Denkvermögen, seinem Sinn für das Wirkliche und dem Rat seiner Erfahrungen folgt; vor allem wenn nur das affektive Element in ihm geordnet und geregelt ist: denn was den Menschen letztlich bestimmt, zu urteilen und zu handeln, das ist seine gegenwärtige affektive Disposition.

Auf Grund dieser einfachen Psychologie ist es klar, dass, wer ins Kino geht, um einen ernsten und lehrreichen Film zu sehen, auch das Recht auf die versprochene Belehrung hat; wer zu einer geschichtlichen Darstellung geht, möchte das Ereignis dargestellt finden, auch wenn die technischen und künstlerischen Erfordernisse es verwandeln und seine Form steigern; und wem die Anschauung eines Romans oder einer Novelle versprochen ist, darf nicht enttäuscht nach Hause gehen, weil ihm die Entwicklung des Gegenstandes nicht geboten wurde.

Doch es gibt auch viele, die im Gegenteil, von der Einförmigkeit ihres Lebens ermüdet und von seinen Kämpfen erschöpft, im Film in erster Linie Entspannung, Vergessen und Erleichterung suchen; vielleicht auch die Flucht in eine illusorische Welt. Sind diese Forderungen berechtigt? Darf der ideale Film sich solchen Erwartungen anpassen und sie zu befriedigen suchen?

Der moderne Mensch - so behauptet man - fühlt am Abend seines gehetzten und einförmigen Tagewerkes das Bedürfnis, die Verhältnisse von Personen und Orten zu wechseln; darum wünscht er Vorstellungen, die mit der Vielfalt ihrer untereinander kaum durch einen leichten Leitfaden verbundenen Bilder seinen Geist beruhigen, auch wenn sie an der Oberfläche bleiben und nicht in die Tiefe vorstoßen, wenn sie nur seine nervöse Erschöpfung überwinden und die Langeweile vertreiben.

Das mag so sein, und zwar häufig. In diesem Fall muss der Film suchen, diesem Zustand in idealer Weise entgegenzukommen, und nur vermeiden, dabei ins Gewöhnliche oder in unwürdige Sensationen zu verfallen.

Es soll nicht geleugnet werden, dass auch oberflächliche Vorstellungen hohe künstlerische Form erreichen können und selbst ideal genannt werden dürfen, denn der Mensch ist auch Oberfläche und nicht nur Tiefe: töricht ist jedoch der, der nur Oberfläche ist und nicht dazu vorstößt, Gedanken und Gefühle zu vertiefen.

Zweifellos ist es dem idealen Film erlaubt, den müden und gelangweilten Geist auf die Schwelle einer Phantasiewelt zu führen, damit er eine kurze Entspannung von der erdrückenden Wirklichkeit genießt; er muss sich aber bemühen, das Phantastische nicht in Formen zu kleiden, die unerfahrene und schwache Geister als Wirklichkeit aufnehmen könnten. In der Tat muss der Film, der von der Wirklichkeit in die Phantasiewelt führt, dann auch wieder aus der Phantasiewelt zurück in die Wirklichkeit führen: irgendwie mit der gleichen Sanftheit, wie es die Natur im Schlaf tut. Auch sie entzieht den müden Menschen der Wirklichkeit und taucht ihn für kurze Zeit in die Phantasiewelt der Träume; aber nach dem Schlaf gibt sie ihn befreit und gleichsam erneuert der wachen Wirklichkeit zurück, der gewohnten Wirklichkeit, in der er lebt und die er, wenn auch mit Mühe und Kampf, unaufhörlich beherrschen muss. Darin soll der Film der Natur folgen: dann wird er einen Großteil seiner Mission getan haben.

Der ideale Film im Dienst des Menschen

d) Aber der ideale Film hat, wenn man ihn in bezug auf den Zuschauer betrachtet, schließlich noch eine hohe positive Mission zu erfüllen.

Zu seiner Bewertung genügen nicht Hochachtung und Verständnis für den Zuschauer sowie das Eingehen auf seine gerechtfertigten Erwartungen und Wünsche. Er muss auch den Forderungen des Sollens entsprechen, das der Natur der menschlichen Person und insbesondere des Geistes innewohnt. Der Mensch hat von dem Augenblick an, wo in ihm die Vernunft erwacht, bis diese wieder erlöscht, eine Menge einzelner Aufgaben zu erfüllen, deren erste und die Grundlage aller anderen darin liegt, in richtiger Weise über sich selbst zu verfügen, das heißt, gemäß dem aufrechten Denken und Fühlen, gemäß der Einsicht und dem Gewissen. Die notwendige Richtschnur hierzu findet der Mensch in der Betrachtung seiner Natur, in der Belehrung durch andere, im Wort Gottes an die Menschen. Sollte man ihn von dieser Richtschnur ablösen, so würde das bedeuten, ihn unfähig zu machen, seine wesentlichste Aufgabe auszuführen. Ganz ähnlich, wie es bedeuten würde, ihn zu lähmen, wenn man die Muskeln und Sehnen durchschnitte, die die Glieder und Teile seines Körpers zusammenhalten. Ein idealer Film hat nun gerade eben diese hohe Aufgabe, die großen Einflussmöglichkeiten, die Wir dem Filmschaffen vorhin zuerkannt haben, in den Dienst des Menschen zu stellen und ihm so zu helfen, sich selbst auf dem Pfad des Rechten und des Guten zu erhalten und zu verwirklichen.

Es lässt sich nicht leugnen, dass der Regisseur dazu hervorragender künstlerischer Gaben bedarf, da jedermann weiß, dass es gewiss nicht schwer ist, Unterhaltungsfilme herzustellen, die den niederen Instinkten und Leidenschaften entgegenkommen, die den Menschen herabziehen, indem sie ihn den Mahnungen seines vernünftigen Denkens und besseren Wollens entziehen. Die Versuchung des leichten Wegs ist groß, zumal sich der leichtfertige Film sehr dazu eignet, Saal und Kassen zu füllen, frenetischen Beifall hervorzurufen und in gewissen Zeitungen nur zu milde und wohlwollende Besprechungen zu finden; aber alles das hat nichts mit der Erfüllung einer idealen Pflicht zu tun. Es ist in Wahrheit Dekadenz und Erniedrigung; es ist vor allem Verzicht auf das Hohe und Ideale. Der ideale Film bemüht sich dagegen, eben dies mit aller Kraft zu erreichen; dabei weigert er sich, skrupellosen Geschäftemachern zu dienen. Er gibt sich nicht mit leerem Moralisieren ab, sondern gleicht dessen Fehlen reichlich durch positives Wirken aus, das je nach den Umständen belehrt, erheitert, harmlose und edle Freude und Vergnügen verbreitet und jede Neigung zu Langeweile ausschließt; er ist zugleich leicht und tief, phantasiereich und realistisch. Mit einem Wort, er versteht es, ohne Pausen und ohne Rückstöße in die reinen Höhen der Kunst und des Entzückens zu erheben, so dass der Zuschauer am Ende den Saal heiterer, freier und innerlich besser verlässt, als er ihn betreten hatte: wenn er in diesem Augenblick dem Hersteller oder dem Schriftsteller oder dem Regisseur begegnete, würde er wohl nicht verfehlen, sie freundschaftlich in ein Gefühl von Bewunderung und Duldbarkeit einzuschließen, wie auch Wir ihnen im Namen all dieser besser gewordenen Seelen väterlich danken würden.

Wir haben Ihnen, meine Herren, ein Ideal gezeigt, ohne die Schwierigkeiten der Verwirklichung zu verheimlichen; aber Wir drücken zu gleicher Zeit Unser Vertrauen in Ihre hervorragende Kompetenz und Ihren guten Willen aus. Einen idealen Film herzustellen ist ein Privileg nicht gewöhnlicher Künstler; gewiss ist es das hohe Ziel, auf das letzten Endes Ihr Können und Ihr Beruf Sie hindrängen. Gebe Gott, dass Ihnen alle die helfen mögen, .die dazu imstande sind!

Auf dass diese Unsere Wünsche sich in diesem wichtigen Bereich des Lebens, der den Bereichen des Geistes so nahesteht, erfüllen mögen, rufen Wir auf Sie, Ihre Familien, auf die Künstler und führenden Leute der Filmwelt das Wohlwollen Gottes herab, als dessen Vermittler auf Sie alle Unser väterlicher Apostolischer Segen herabkomme.

II. Teil

Der ideale Film, ein wirksames Mittel der Veredlung, Erziehung und Vervollkommnung

Zum zweiten Mal heißen Wir Sie, geehrte Herren vom Film, herzlich willkommen. Wir möchten nicht nur Unsere Wertschätzung für Ihre Personen und Ihren Beruf bekräftigen, sondern auch die wachsame Sorge der Kirche um ein so wirksames Mittel zur Verbreitung von Gedanken und Sitten, wie der Film es ist, und die Absicht der Kirche, ihn zu einem Instrument der Verherrlichung Gottes und der menschlichen Vervollkommnung zu machen.

Wenn Wir bei dieser neuen Begegnung mit den Repräsentanten der Filmwelt auf jenen Gegenstand zurückkommen, haben Wir vor, Unsere früheren Erwägungen zu ergänzen. Denn Wir sind von der Wichtigkeit des Gegenstandes überzeugt und haben die Gründe dafür schon ausführlich aufgewiesen. Angesichts der schweren Probleme, die die Gegenwart in Angst versetzen und die sicherlich Unsere dringendste Sorge beanspruchen, könnte das Filmproblem manchem als zweitrangig erscheinen, so dass es gar nicht die besondere Aufmerksamkeit verdient, die Wir ihm widmen. Gewiss scheint der Film, der seiner Natur nach Kunst und Zerstreuung ist, sozusagen an den Rand des Lebens zu gehören, selbstverständlich geregelt durch die allgemeinen Gesetze des normalen menschlichen Handeins. Trotzdem ist er in Wirklichkeit für die gegenwärtige Generation zu einem geistigen und sittlichen Problem von unermesslicher Tragweite geworden und kann von denen, die die Sorge für das Edle im Menschen und für seine Zukunft im Herzen tragen, nicht außer acht gelassen werden. Ganz besonders die Kirche und ihre Hirten dürfen ihn nicht vernachlässigen; denn ihrer Wachsamkeit soll keine Frage entgehen, zumal dann nicht, wenn sie sich mit unabsehbaren Folgen auf zahllose Seelen auswirkt. Das gilt aber auch für die ehrenhaften und auf das Gemeinwohl bedachten Menschen, die mit gutem Grund davon überzeugt sind, dass jedes menschliche Problem, ob groß oder klein, in einer mehr oder weniger starken Trübung des Geistes wurzelt und in seiner Aufhellung die richtige Lösung findet.

Vielleicht wird es unserm Zeitalter einmal zur Unehre gereichen, dass viele, besonders wenn sie charakterlich schwach gebildet sind, sich verleiten lassen, ihre private und öffentliche Lebensführung von den künstlerischen Fiktionen und den leeren Schattenbildern der Leinwand bestimmen zu lassen. Deswegen verliert aber diese Tatsache nichts von ihrer Bedeutung und verdient eine so ernste Erwägung, wie sie ihren Auswirkungen entspricht. Wenn die Zukunft einen geistigen und bürgerlichen Niedergang brächte und die undisziplinierte Freiheit des Films daran mitschuldig wäre, welchen Vorwurf würde man gegen die Weitsicht der Menschen von heute erheben, weil sie nicht fähig waren, ein Werkzeug zu handhaben, das so geeignet war zur Erziehung und Veredlung der Charaktere, das sich aber durch ihre Nachlässigkeit in ein Mittel zur Förderung des Bösen verwandelte.

Unser Zutrauen zum Film als einem wirksamen und aufbauenden Mittel zur Veredlung und Vervollkommnung veranlasst Uns zu der Mahnung an seine Künstler und Produzenten, dass sie alle Anstrengung darauf verwenden mögen, ihn nicht nur vor dem künstlerischen Niedergang zu retten, sondern ihn vor allem vor der Mitschuld an der Verderbnis der Sitten zu bewahren. Deshalb zeigen Wir ihnen das helle Land des idealen Films.

Wir haben schon seine Wesensmerkmale dargestellt, aber nur im Hinblick auf den ersten Gesichtspunkt für seine Beurteilung, das heißt in Beziehung auf das Subjekt, also den Menschen, dem der ideale Film vorgeführt wird. Jetzt wollen Wir den zweiten Punkt darlegen, also:

2. Der ideale Film unter dem Gesichtspunkt seines Objektes, seines Inhaltes.

Der Film in Hinsicht auf seinen Gegenstand oder Inhalt

Um sich bei der inhaltlichen Betrachtung des idealen Films nicht in unangebrachte Forderungen zu verlieren, sondern die wesentlichen Elemente zu erfassen, muss man, wie schon gesagt, den absoluten Kern im Auge behalten, der in der Relativität des Ideals enthalten ist, das besondere Wesen des Films, seine eigentümliche Vollkommenheit, seinen Eigenwert. Deshalb ist es angebracht, den Begriff des Ideals in Erinnerung zu rufen: es darf ihm nichts von dem fehlen, was es besitzen muss. Im Gegenteil, es besitzt alles dieses in vollkommenem Maße.

Da der Film den Menschen angeht, wird er inhaltlich ideal sein, wenn er sich vollkommen und harmonisch den ursprünglichen und wesentlichen Bedürfnissen des Menschen anpasst. Es sind im Grunde drei: die Wahrheit, die Güte und die Schönheit. In ihnen scheint, gebrochen durch das Prisma der Erkenntnis, das grenzenlose Reich des Seins auf, das sich jenseits des Menschen ausdehnt und an dem sie ihm fortschreitend Anteil gewähren, am Sein selbst. Wer sich daran begibt, den Menschen durch Kunst oder Kultur in dieses Reich einzuführen, merkt in jedem Falle schließlich, dass er dessen unlöschbaren Durst nur wenig gestillt hat. Doch immerhin bleibt ihm das Verdienst, dass er verstanden hat, zu seinem Nutzen wenigstens ein Bächlein abzuleiten aus der ursprünglichen Fülle des Wahren, Guten und Schönen. Im Rahmen des Möglichen und frei von Trübungen hat er, mit anderen Worten, die Relativität des Ideals mit seinem absoluten Begriff in Einklang gebracht. Kann nun aber der Film geeignet sein, diese Dreiheit in den Geist des Zuschauers zu tragen? Kann er in den Grenzen seiner Eigenart ein wirklich gangbarer und vollkommener Weg dazu sein? Die Antwort muss bejahend ausfallen, wenn sie sich auch nicht immer bewahrheitet, nicht einmal im Falle eines Films, der als gut bewertet werden kann, der aber, wenn ihm eines der notwendigen Elemente fehlt oder die Harmonie zwischen ihnen, noch diesseits der Grenze des Idealen bleibt.

Es ist klar, dass der Inhalt oder vielmehr die Wahl des Themas, das so treu wie möglich den Wert und die Schönheit des Wirklichen widerspiegeln soll, bei der Schaffung des idealen Films von grundlegender Bedeutung ist. Aber ebenso erkennen die Fachleute an, dass nicht jede Wahl möglich ist, da sich ihr nicht selten praktische Hindernisse entgegenstellen, die den Künstlern auf der Schwelle zum Ideal Halt gebieten, so etwa die innere Unmöglichkeit, gewisse Wahrheiten, Werte und Schönheiten sichtbar zu machen. Der Film kann nicht beanspruchen, noch darf er es wagen, Gegenstände aufzugreifen, die sich der Macht des Objektiven entziehen, die sich nicht in Bildern wiedergeben lassen und sich jeder darstellenden Deutung widersetzen, sei es aus technischen und künstlerischen Gründen oder aus anderen Rücksichten, zum Beispiel aus sozialem und natürlichem Taktgefühl, aus Ehrfurcht und Pietät oder auch aus Klugheit und aus Gründen der Sicherheit von Menschenleben. Trotz dieser teils inneren, teils praktischen Beschränkungen bleibt ein weites und reiches, verheißungsvolles und reizvolles Feld von Themen übrig, welches der drei Elemente im einzelnen Film auch jeweils vorherrschen mag.

Der Lehrfilm

Im einzelnen nennen Wir zuerst den Film, der sich die Belehrung zum Ziel setzt. Seine eigentliche Anziehungskraft besteht in derWahrheit, durch die er die Erkenntnis des Zuschauers bereichert. Zweifellos ist es auf diesem Gebiete möglich, ein Ideal zu erreichen. Seine Grundzüge können etwa so zusammengefasst werden: das, was er an Erkenntnissen, an Veranschaulichung und Vertiefung bietet, muss richtig, klar verständlich, didaktisch vollkommen und von künstlerischem Geschmack sein.

Reine Lehrfilme sind verhältnismäßig selten. Meist vereinfachen sie ihren Gegenstand, statt ihn zu vertiefen, und beschränken sich, vielleicht aus Rücksicht auf die ungleichmäßige Aufnahmefähigkeit des Publikums, auf die Wiedergabe der Hauptgedanken.

Wenn man aber den Kulturdurst in Rechnung stellt, den das Publikum zeigt und zu seinem Bedauern oft nicht stillen kann, dann ist diese Art von Filmen, eine ideale Perfektion vorausgesetzt, guter Aufnahme sicher. Ihre Entwicklung und Verbreitung würde den kulturellen Fortschritt vorteilhaft beeinflussen.

Die Bestätigung dafür liefern die öfters hergestellten und recht erfolgreichen Filme auf naturwissenschaftlicher Grundlage, von denen einige das Prädikat eines idealen Films verdienen. Die Natur, so wie sie sich dem Blick des aufmerksamen Beobachters darbietet, offenbart ja unerschöpfliche Reichtümer des Guten und Schönen, in denen sich in durchsichtiger Wahrheit die unendliche Fülle der Vollkommenheit und Schönheit ihres Schöpfers widerspiegelt.

Der Film kann mit vollen Händen aus ihrem dreifachen Reichtum schöpfen und dank seinen technischen Mitteln die sinnreichen Wege der Schöpfung durcheilen, die uns die physikalischen und biologischen Wissenschaften erschlossen haben, seien es die unermesslichen Bereiche der Himmel, seien es die innersten Winkel des Mikrokosmos.

Nicht ohne Schauer der Bewunderung betrachtet man Filme, die in unbekannte und zuweilen unvermutete Welten führen, Welten, die kein anderes Mittel besser als der Film so lebendig darstellen könnte. Zuweilen bezaubert und überwältigt uns die Majestät der Bergriesen, dann wieder die unwiderstehliche Gewalt der Stürme auf dem Ozean, die Einsamkeit der Eisfelder in den Polargebieten, die Unendlichkeit der Urwälder, die Traurigkeit der sandigen Wüsten, die Lieblichkeit der Blumen, der durchsichtige Schimmer der Fluten, das Niederbrechen der Wasserfälle, der Glanz der Nordlichter. Alle diese Bilder können, wenn sie treulich wiedergegeben sind und durch maßvolle Erläuterungen in Wort und Musik noch eindrucksvoller werden, wie die Bilder einer Reise sich dem Geiste einprägen. Noch größeres Staunen und Reichwerden an Erkenntnis schenkt uns die Entwicklung des Lebens im Film, auch in den nicht so seltenen Filmen, die die Geheimnisse des animalischen Lebensbereichs enthüllen und von sachkundigen Autoren und Herstellern durch tage- oder monatelange ermüdende Belauschung und Beobachtung zustande gebracht worden sind, unter den unbequemsten Begleitumständen in Wäldern und ungastlichen Wüsten, auf Flüssen und in Meerestiefen. Welches Zeugnis von Reichtum und von der Vielfalt der Natur gewinnt man aus solchen Filmen! Nicht weniger als andere sind sie geeignet, den Geist zu beruhigen, zu erfrischen und zu befreien!

Ebenso reizvoll und belehrend können andere Filme den Menschen selbst darstellen. Sein organischer Aufbau, der Ablauf der Funktionen, die therapeutischen und chirurgischen Maßnahmen zu seiner Gesundung sind Gegenstand hohen Interesses.

Wenn man dann zu den Werken des Menschen übergeht, fehlt es wieder nicht an Gegenständen für eine künstlerische Darstellung und weiträumige kulturelle Bildung. Den Namen " Kulturfilm " tragen ja vor allem jene Filme, die die verschiedenen Rassen, die Sitten, das volkstümliche Kulturgut, die Lebensformen und mehr im einzelnen die Arbeitsweisen, die landwirtschaftlichen Systeme, die HandeIswege zu Lande, zu Wasser und in der Luft, die Verkehrsmittel, die Wohnungs- und Siedlungsweisen in den verschiedenen Zeitaltern darstellen, so wie das Objektiv sie festgehalten hat in allen Phasen ihrer Entwicklung, angefangen von der primitiven Hütte aus Laubwerk bis zu den vornehmen Wohnungen, architektonischen Denkmälern und kühnen Wolkenkratzer der modernen Städte.

Diese Hinweise genügen, um zu zeigen, dass der Lehrfilm seinem Inhalt nach dem Zuschauer mit Leichtigkeit alles das bieten kann, was er von einem idealen Film dieser Art erwartet, wenn er nur mit dem richtigen Maß an wissenschaftlichen Tatsachen versehen, unter neuen Gesichtspunkten dargeboten und von einem reinen Hauch von Kunst belebt ist, so dass der Eindruck einer streng schulmäßigen Belehrung fern gehalten wird.

Der Spielfilm

Sehr viel schwieriger stellt sich die Aufgabe im Spielfilm, der sich das Ziel setzt, das Leben und Verhalten der Menschen, ihre Leidenschaften, Bestrebungen und Kämpfe darzustellen und zu deuten.

Bei dieser Art von Gegenständen ist der ideale Film nicht alltäglich; und doch sind solche Filme der Zahl nach bei weitem überwiegend. Das beweist, dass diese Art von Filmen vom Publikum am meisten verlangt und geschätzt wird, es zeigt zugleich aber auch die ernsten Schwierigkeiten, die in idealer Weise zu verwirklichen.

Als Wir die Bedeutung des Filmwesens unter dem Gesichtspunkt des Zuschauers betrachteten, haben Wir schon auseinandergesetzt, worin der Reiz des Spielfilms besteht, welche Einflüsse er auf den Geist ausübt und welchen seelischen Reaktionen er Raum gibt. Dieselben Überlegungen kehren auch bei Unserer gegenwärtigen Untersuchung wieder, nun aber in Hinsicht auf ihre Ursachen, unter denen sicherlich der Inhalt oder der Gegenstand, den man gewählt hat, die wichtigste ist.

Bei der Wahl des Themas beginnen nun aber die Schwierigkeiten für den gewissenhaften Autor oder Hersteller, der sich den idealen Spielfilm zum Ziel gesetzt hat. Andere kommen hinzu bei der Zusammenstellung und Abgrenzung des Stoffes, besonders hinsichtlich der Spannungsmomente. Weitere Schwierigkeiten, die nicht immer überwindbar sind, bietet die Verfügbarkeit von Schauspielern, die geeignet wären, das gewählte Thema in menschlicher und ästhetisch vollkommener Weise darzustellen.

Zwei besondere Fragen verdienen jedoch eine sorgfältigere Erwägung.

Der religiöse Film

Die erste lautet: Ist es gestattet, religiöse Gegenstände zum Stoff eines Spielfilms zu machen?

Darauf ist zu antworten: es ist nicht einzusehen, warum solche Gegenstände allgemein und grundsätzlich ausgeschlossen sein sollten, um so mehr, als die Erfahrung auf diesem Gebiet einige gute Ergebnisse in Filmen streng religiösen Inhaltes gezeitigt hat.

Aber auch wenn das Religiöse nicht eigentlich das Thema bildet, sollte der ideale Spielfilm das religiöse Element nicht gänzlich unbeachtet lassen. Es ist tatsächlich festgestellt worden, dass auch sittlich einwandfreie Filme seelischen Schaden anrichten können, wenn sie dem Zuschauer eine Welt darbieten, in der weder Gott erwähnt wird noch die Menschen, die an ihn glauben und ihn verehren; eine Welt, in der die Menschen leben und sterben, wie wenn Gott nicht existierte. Es kann in einem Film manchmal ein kurzer Augenblick genügen, ein Wort über Gott, ein Gedanke an ihn, ein Hauch von Vertrauen zu ihm, ein Ruf nach göttlicher Hilfe. Die große Mehrheit des Volkes glaubt an Gott, und in ihrem Leben spielt das religiöse Empfinden eine beachtliche Rolle. Nichts ist deshalb natürlicher und angemessener, als dass man dem im Film gebührend Rechnung trägt.

Andererseits muss man anerkennen, dass nicht jedes religiöse Geschehen oder Phänomen auf die Leinwand übertragbar ist, sei es wegen der inneren Unmöglichkeit szenischer Darstellung, sei es, dass das religiöse Empfinden und die Ehrfurcht das verbieten. Außerdem bereitet der religiöse Gegenstand den Autoren und Schauspielern oft besondere Schwierigkeiten, deren hauptsächlichste vielleicht darin besteht, jede Spur des Gekünstelten und Gemachten, jeden Eindruck des mechanisch Gelernten zu vermeiden; denn die wahre Religiosität ist ja an und für sich der äußeren Schaustellung abhold und lässt sich nicht leicht "aufsagen".

Auch wenn die religiöse Deutung in rechter Absicht geschieht, trägt sie selten das Gepräge eines wirklichen Erlebens, das dem Zuschauer mitteilbar wäre.

Eine andere Frage, auf die man schwerlich eine entschiedene Antwort geben kann, ist die Frage, ob die vergleichende Beschreibung verschiedener religiöser Bekenntnisse ein geeigneter und angemessener Gegenstand für einen Spielfilm sei. Es fehlt nicht an Beispielen solcher Filme, die das Ziel verfolgen, die verschiedenen Formen von Religiosität darzustellen, die man entweder aus wirklichen Vorgängen entnahm oder auch aus Szenen, die zu diesem Zweck gestellt wurden.

In jedem Falle, ob es sich nun um Lehrfilme handelt oder ob man dem Zuschauer die Dramatik des Gegensatzes zwischen zwei Leben vorführen will, die religiös in verschiedener Richtung verlaufen, bedarf es eines sehr großen, feinen und tiefen religiösen Empfindens und menschlichen Taktgefühls, um nicht anzugreifen und zu entweihen, was den Menschen heilig ist, auch wenn es sich um objektiv irrige Gedanken und Gefühle handelt. Dieselben Vorsichtsmaßnahmen und notwendigen Einschränkungen sind geboten bei geschichtlichen Filmen, die von Menschen und Ereignissen handeln, die im Mittelpunkt noch nicht ganz überwundener religiöser Gegensätze standen. Hier ist das erste Erfordernis die Wahrheit. Aber man muss es verstehen, sie mit der Liebe zu verbinden, damit eines dem andern nicht schade.

Die Darstellung des Bösen im Film

Die zweite Frage bezüglich des Inhaltes des idealen Spielfilms betrifft die Darstellung des Bösen. Ist es gestattet. das Böse und das Ärgernis zum Thema zu wählen, die unzweifelhaft eine sehr bedeutende Rolle im Leben des Menschen spielen, und unter welchen Vorsichtsmaßnahmen muss man sie behandeln? Sicherlich würde man das Leben nicht verstehen können, wenigstens nicht in seinen großen und schweren Konflikten, wenn man die Augen schlösse vor den Verschuldungen, in denen häufig die Ursache liegt. Stolz, maßloser Ehrgeiz, Machtgier, Habsucht, Treulosigkeit, Unrecht, Zügellosigkeit kennzeichnen das Antlitz und die Handlungsweise vieler Menschen und durchweben in bitterer Weise die Geschichte. Aber es ist etwas anderes, ob man das Böse kennt und von der Philosophie und der Religion die Erklärung und die Heilmittel dafür verlangt oder ob man es zum Gegenstand des Schauspiels und der Erholung macht. Aber die künstlerische Darstellung des Bösen, die Beschreibung seiner Wirksamkeit und seiner Entwicklung, seiner offenen und verschlungenen Wege und der Konflikte, die es erzeugt oder die ihm Auftrieb geben, hat für viele einen fast unwiderstehlichen Reiz. Man möchte sagen, viele würden für ihre Erzählung und Darstellung keine künstlerische Eingebung und kein dramatisches Spannungsmoment entdecken, wenn sie das nicht dem Reich des Bösen entnehmen könnten, sei es auch nur als Hintergrund für das Gute, als Schatten, von dem sich das Licht um so reiner abhebt. Dieser seelischen Haltung vieler Künstler entspricht analog die der Zuschauer, von der Wir schon gesprochen haben. Kann nun ein idealer Film einen solchen Gegenstand zu seinem Inhalt machen? Die größten Dichter und Schriftsteller aller Zeiten und Völker haben sich mit dieser schwierigen und grausamen Materie beschäftigt, und sie werden es auch in Zukunft tun.

Eine verneinende Antwort auf die Frage ist naturgemäß zu geben, wenn die Verirrung und das Böse um ihrer selbst willen dargestellt werden, wenn das Böse durch die Darstellung wenigstens tatsächlich gebilligt zu werden scheint, wenn es in erregender, hinterhältiger, verführerischer Weise beschrieben wird, wenn es denen gezeigt wird, die es nicht meistern und die ihm nicht widerstehen können. Aber wenn keiner dieser ausschließenden Gründe vorliegt, wenn der Konflikt mit dem Bösen und auch dessen zeitweiliger Sieg in seiner Beziehung auf das Ganze zum tieferen Verständnis des Lebens führt und zur rechten Lebensführung, zur Selbstkontrolle, zur Klärung und zur Festigung im Urteilen und im Handeln, dann kann man eine solche Materie wählen und als Teilinhalt in die Gesamthandlung des Films verweben. Man hat an ihn den gleichen Maßstab zu legen wie an alle vergleichbaren Kunstarten: die Novelle, das Drama, die Tragödie und jedes andere literarische Werk.

Auch die heiligen Bücher des Alten und des Neuen Testamentes bieten als getreuer Spiegel des wirklichen Lebens auf ihren Seiten Erzählungen vom Bösen, von seiner Auswirkung und seinem Einfluss auf das Leben des einzelnen, der Stämme und der Völker. Auch sie geben den Blick frei in die innerste, oft so aufgewühlte Welt jener Menschen. Sie erzählen von ihren Fehltritten, ihrem Wiederaufstehen oder ihrem Ende. Obwohl die Erzählung im strengen Sinne geschichtlich ist, hat sie doch oft die Gangart der stärksten Dramen und die dunklen Farben der Tragödie. Der Leser wird betroffen von der einzigartigen Kunst und Lebendigkeit der Beschreibungen, die auch unter rein psychologischem Gesichtspunkt unvergleichliche Meisterwerke sind. Es genügt an die Namen Judas, Kaiphas, Pilatus, Petrus und Saulus zu erinnern. Oder im Zeitalter der Patriarchen: die Geschichte Jakobs, die Schicksale Josephs im Hause Putiphars in Ägypten. In den Büchern der Könige die Erwählung, Verwerfung und das tragische Ende des Königs Saul oder der Fall und die Reue Davids, die Auflehnung und der Tod von Absalom und unzählige andere Ereignisse.

Da werden das Böse und die Schuld nicht täuschend verschleiert, sondern so erzählt, wie sie sich in Wirklichkeit ereignet haben. Und doch liegt auch über jenem Teil der schuldbedeckten Welt ein Hauch von Ehrbarkeit und Reinheit, ausgebreitet von jemand, der bei aller geschichtlichen Treue die Verirrungen nicht verherrlicht und nicht rechtfertigt, sondern offensichtlich dazu mahnt, sie zu verurteilen. So dargestellt, reizt die nackte Wahrheit nicht zu ungeordneten Regungen und Leidenschaften, jedenfalls nicht gereifte Menschen. Im Gegenteil, der ernste Leser wird nachdenklicher und klarsichtiger. Er denkt über sich selbst nach und sagt sich: "Nimm dich in acht, dass nicht auch du in Versuchung geführt wirst" (vgl. Gal. 6, 1). "Wenn du stehst, sieh zu, dass du nicht fällst" (vgl. 1 Kor. 10, 12). Derartige Schlussfolgerungen legen sich nicht nur nahe aus der Heiligen Schrift; sie gehören auch zum Erbe der antiken Weisheit und sind die Frucht bitterer Erfahrung.

Geben Wir also zu, dass auch der ideale Film das Böse darstellen kann, die Schuld und den Fall. Aber er möge es darstellen in ernster Absicht und in geziemenden Formen, so dass die Anschauung davon die Erkenntnis des Lebens und der Menschen vertiefen und die Seele bessern und erheben helfe.

Der ideale Film soll sich also fernhalten von jeder Art der Verteidigung oder gar der Verherrlichung des Bösen und er soll sein Urteil darüber im ganzen Gang der Darstellung zum Ausdruck bringen, nicht nur am Ende. Dann käme es oft zu spät, weil der Zuschauer der Verführung zum Bösen schon erlegen ist.

Das sind die Erwägungen, die Wir Ihnen zum Inhalt des idealen Films vorlegen wollten. Nun noch ein Wort über die Beziehungen des idealen Films zur Gemeinschaft.

Der Film und die Gemeinschaft

Als Wir zu Anfang Unserer Ausführungen bemerkten, der Film habe im Zeitraum kurzer Jahre unserm Zeitalter sozusagen sein Gepräge gegeben, haben Wir damit gesagt, dass er eine Beziehung zum Gemeinschaftsleben hat. Aus seinem weiten Einfluss auf dieses und das Gemeinwohl leiteten Wir den durchschlagenden Beweis für seine Bedeutsamkeit her und für die Pflicht der Gemeinschaft, das Recht der Überwachung seiner sittlichen Eigenschaften auszuüben.

Jetzt ist es an der Zeit, seine Beziehungen zur Gemeinschaft selbst zu betrachten, also das, was er an Positivem oder, wie man sagt, an Konstruktivem zu bieten hat oder haben kann. Es entspricht Unserer Absicht, keine fruchtlosen Anklagen zu erheben, sondern den Film anzuregen, dass er sich als ein immer mehr geeignetes Mittel zur Förderung des Gemeinwohls erweise. Was kann ein idealer Film der Familie, dem Staat und der Kirche Wertvolles, ja Wertvollstes bieten?

Film und Familie

Die Familie! In der Einteilung Unserer Gedanken geben Wir der Familie den Vorrang, schon deshalb, weil sie ja häufig gerufen wird, an den Filmvorstellungen teilzunehmen und weil sie aus ihnen nicht immer ohne Schmälerungen ihrer hohen und heiligen Würde hervorgeht.

Die Familie war, ist und wird bleiben die Quelle und das Strombett des Menschengeschlechtes und des Menschen. Das Meisterwerk der höchsten Weisheit und Güte des Schöpfers, hat sie von ihm ihre Verfassung, ihre Vorrechte und Pflichten, die ihr den Weg zu ihren hohen Zielen ebnen. Gegründet auf die Liebe und durch die Liebe, kann und muss die Familie für ihre Angehörigen, Gatten, Eltern und Kinder die kleine Welt sein, die Zuflucht, die Oase, das irdische Paradies, soweit das hinieden möglich ist. Und so wird es wirklich sein, wenn man sie so lässt, wie der Schöpfer sie gewollt und wie der Erlöser sie bestätigt und geheiligt hat.

Doch viel mehr als früher haben die heutige Verwirrung der Geister und die häufigen Ärgernisse viele Menschen verleitet, die unermesslichen Werte der Familie zu unterschätzen. Deshalb wird ihr Lob leicht mit einem Lächeln aufgenommen, das von Skepsis und Ironie angehaucht ist.

Es wäre nützlich, zu untersuchen, inwieweit einige Filme dazu beigetragen haben, eine solche Geisteshaltung zu verbreiten, oder ob sie sich ihr einfach sklavisch anpassen, um ihre Wunschvorstellungen wenigstens dichterisch zu befriedigen. Es ist sicherlich bedauerlich, dass manche Filme sich dem skeptischen Spott über die Überlieferung der Familie, der Hervorhebung ihrer tatsächlichen Verirrungen und vor allem der wohlgezielten und frivolen Herabsetzung der Würde von Gatten und Eltern anpassen.

Aber was würde dem Menschen an menschlichen Werten auf Erden noch bleiben, wenn die Familie, wie der Schöpfer sie geordnet hat, zerstört würde? Es ist demnach eine hohe und heikle Aufgabe, die menschliche Achtung und das Vertrauen ihr gegenüber wiederherzustellen.

Der Film, der Tag für Tag diesem Gegenstand so großes und wirkungsvolles Interesse entgegenbringt, müsste es zu seiner eigensten Aufgabe machen und sie auch erfüllen, den naturgerechten und menschlich edlen Begriff der Familie herauszustellen und zu verbreiten. Er müsste das Glück der Gatten, Eltern und Kinder beschreiben und die Werte, die in der Vereinigung durch das Band der Zuneigung liegen, in Ruhe und Kampf, in Freude und Opfer.

All das kann man ohne viele Worte erreichen, wenn man geeignete Bilder zeigt und anziehende Schicksale: einen Mann von festem Charakter, der das tut, was seine Pflicht ist, der etwas wagt und kämpft, der es auch versteht, etwas zu ertragen und zu warten, männlich und fest zu handeln und gleichzeitig unerschütterliche Treue zu halten und zu beweisen, lautere Gattenliebe, beständige Vatersorge; eine Frau im edelsten und würdigsten Sinn dieses Wortes, untadelige Gattin und Mutter, aufgeschlossen, voll Geschick in der Familie und außerhalb und gleichzeitig voll Hingabe an das Heim und seine Intimität, weil sie dort ihr ganzes Glück zu finden weiß; dann wieder Kinder voll Ehrfurcht gegen die Eltern, begeistert für ihre Ideale, erfüllt von ernstem Streben nach dem Besten, immer frisch und jugendlich, aber doch auch dienstbereit, edelmütig und tapfer.

Ein Spielfilm, der all das in interessantem und lebendigem Ablauf und in vollendeter künstlerischer Form darstellt, was von den Sachverständigen nichts Unmögliches verlangt, ein solcher Film würde in Hinsicht auf das Gemeinwohl im vollen und wirklichen Sinne des Wortes ideal sein.

Film und Staat

Nun betrachten Wir kurz den idealen Film in seinen Beziehungen zum Staat. Es ist gut, sich über den Sinn dieser Ausdrucksweise zu verständigen und festzustellen, dass es sich hier darum handelt, zu bestimmen, wie ein Film, der sich mehr oder weniger ausdrücklich mit politisch bedeutsamen Gegenständen abgibt, auf das Wohl der politischen Gemeinschaft von Einfluss sein kann.

Wir sehen deshalb bei Unseren Erwägungen ab von den so genannten politischen Filmen, Filmen einer Partei, einer Klasse und dergleichen, die mit einer propagandistischen oder kämpferischen Absicht im Dienste einer bestimmten Politik, einer Partei, einer Klasse oder eines Systems stehen. Auf dem Grunde aller dieser Dinge existiert die natürliche Einrichtung des Staates, der begrifflich zu unterscheiden ist von den verschiedenen Formen, die ihn in seiner konkreten Entwicklung zum Ausdruck bringen, Formen, die kommen und gehen, die sich ändern, die sich im Lauf der Geschichte in ihren Grundzügen wiederholen, wenn auch gemäß den veränderten Verhältnissen modifiziert und ihnen angepasst. Dagegen ist der Staat etwas Bleibendes und in seinem wesentlichen und natürlichen Kern Notwendiges. Er bleibt bestehen, ungeachtet der Wechselfälle seiner konkreten und veränderlichen Formen. Auf diesen Kern, der in sich ein Wert ist und die Quelle von Werten für jedes Mitglied der Gemeinschaft, richtet sich jetzt Unsere Aufmerksamkeit.

Der Staat ist nicht weniger natürlichen Ursprungs als die Familie. Das heißt, er ist im Kern eine vom Schöpfer gewollte und gegebene Einrichtung. Dasselbe gilt von seinen wesentlichen Bestandteilen, wie der Staatsgewalt und der Autorität, die aus der Natur und aus Gott hervorgehen. Denn von Natur und somit von ihrem Schöpfer wird der Mensch dazu gedrängt, sich gesellschaftlich zusammenzuschließen, durch den Austausch von Dienstleistungen und Gütern auf gegenseitige Integration hinzuwirken, sich organisch zu einem Körper zusammenzufügen, gemäß den verschiedenen Veranlagungen und Tätigkeiten der einzelnen, und auf das gemeinsame Ziel hinzuarbeiten, das in der Schaffung und Erhaltung des wahren Allgemeinwohls durch das Zusammenwirken der einzelnen Tätigkeiten besteht.

Deshalb müssen die Menschen den Staat anerkennen, hinnehmen und respektieren, ebenso die Autorität des Staates und sein Recht, das irdische Gemeinwohl als seinen besonderen Zweck bestimmend zu verwirklichen. Da nun auch auf diesem Gebiet die Verirrung der Geister häufig gefühlsbetonte Bindungen oder Widerstände erzeugt, ist es immer zweckmäßig, die Gemüter dahin zu bringen, dass sie die wahren Grundlagen des Gemeinschaftslebens wieder festigen.

Auch dazu kann der Film einen großen Dienst leisten, wenn das auch nicht seine erste und wichtigste Aufgabe ist. Immerhin, bei der ihm eigenen Wirkmächtigkeit kann seine Tätigkeit günstigen Einfluss gegenüber zersetzenden Strömungen ausüben, auf das Gute aufmerksam machen, das außer Brauch gekommen ist, und falsche Wertungen berichtigen. Das kann geschehen, wenn in einem Spielfilm Einrichtungen oder Tätigkeiten des Staates berührt werden müssen, wie etwa Maßnahmen der Gesetzgebung, der Verwaltung, der Justiz, die dann in positivem Sinne dargestellt werden, so wie die Natur sie vorgezeichnet hat und gemäß ihren Normen.

Wenn sie die künstlerischen Hilfsmittel anwenden, um die ja Autoren und Produzenten von Ruf nicht verlegen sind, werden sie ohne theoretische Belehrungen in leichter Form den Zuschauern zeigen und zu Bewusstsein bringen können, was allen dient, was ihnen wirklich Schutz und Hilfe bringt in der staatlichen Gemeinschaft, also die Gründe für das Tun und Lassen der obrigkeitlichen Gewalten. Haben Wir vielleicht noch nicht genug darauf hingewiesen, wie tief die Wirkung des gut aufgemachten Filmes ist und wie er die Gemüter dahin lenkt, wohin er will? Eine Ausrichtung, wie sie hier beschrieben wurde, würde die Geister beruhigen und aufklären, würde die egoistischen und gemeinschaftsschädlichen Gefühle zähmen, würde ein tiefer begründetes Bewusstsein der Zusammenarbeit verbreiten und etwas mehr Weite des Denkens, so dass man im Interesse des öffentlichen Wohles über unvermeidliche Irrtümer hinwegkäme, die leider manchmal unwiderruflich sind.

So kann der Film, ohne seinen eigenen Charakter zu verlieren oder dadurch Schaden zu leiden, das Seinige zum Wohl der Gemeinschaft beitragen, den Sinn für die Treue zum Staat festigen und seinem Fortschritt dienen. Ein derartiger Film würde sich sehr stark abheben von den politischen Filmen einer Partei, Klasse oder auch eines bestimmten Landes. Er würde einfach der Film aller sein, weil er einen Dienst am Wesenskern jedes Staates leisten würde.

Unsere Darstellung des idealen Films in seiner Beziehung zur Gemeinschaft würde aber nicht vollständig genannt werden können, wenn Wir nicht noch ein Wort über seine Beziehung zur Kirche hinzufügten.

Film und Kirche

Die Kirche ist im Unterschied von der Familie und vom Staat nicht natürlichen Ursprungs. Sie beruht auf der positiven Gründung durch den Erlöser, der in ihr seine Wahrheit und seine Gnade hinterlassen hat, damit sie den Menschen Licht und Kraft vermittle auf dem irdischen Weg zum himmlischen Vaterland.

Eine so geartete erhabene Wirklichkeit, die eine ganze geistige und übernatürliche Welt in sich schließt, entzieht sich als ganze der künstlerischen Darstellung, weil sie die Möglichkeiten der menschlichen Ausdrucksmittel übersteigt. Aber eine Kenntnis ihrer Wesenszüge dürfte genügen, um ihr die Achtung und Verehrung zu sichern, deren sie würdig ist. Wenn der Film, wie es nicht selten geschieht, sich mit Begebenheiten beschäftigen muss, in denen die Kirche zu einem Gegenstand von größerer oder geringerer Bedeutung und Ausführlichkeit der Darstellung wird, dann muss er das tun in wahrheitsgemäßer Kenntnis, mit religiösem Takt, in Einfachheit und Würde. Im übrigen haben Wir ja Unsere Ansicht schon dargelegt, als Wir von der Wahl religiöser Themen sprachen. Fügen Wir nur noch einen Hinweis hinzu: Wenn ein Film, besonders ein Spielfilm, dem Ideal treu bleiben will, muss er, was die Kirche Christi betrifft, über die künstlerische Vollkommenheit hinaus so konzipiert und ausgeführt sein, dass er im Zuschauer Verständnis, Achtung und Verehrung gegen die Kirche auslöst und bei ihren Kindern Freude, Liebe und gewissermaßen einen heiligen Stolz darüber, dass sie ihr angehören.

Es ist nicht ausgeschlossen, dass geschichtliche Gründe, Erfordernisse der Handlung oder auch nur der nüchterne Realismus es notwendig machen, Mängel und Fehler kirchlicher Personen darzustellen, in ihrem Charakter und vielleicht auch in der Ausübung ihres Amtes. In diesem Falle aber soll dem Zuschauer der Unterschied zwischen der Institution und der Person, zwischen der Person und dem Amt klarwerden. Für den Katholiken insbesondere wird unter religiösem Gesichtspunkt der Film ideal sein, in dem die Kirche von der Glorie der "Heiligen Mutter Kirche" überschienen ist: die Heilige und die Mutter, auf die er sein Vertrauen setzt, der er anhängt, in der er lebt, von der seine Seele und sein innerstes Wesen die menschliche Vollkommenheit und den Reichtum der Ewigkeit empfangen.

Das ist es, geehrte Herren, was Wir Ihnen zum Thema Film sagen wollten, dem Sie Ihre Tätigkeit widmen, die Begabungen ihres Geistes und ihre tägliche Arbeit. Wir möchten Unsere Betrachtungen über die Bedeutung des Films und über sein Ideal damit schließen, dass Wir Ihnen eine Empfindung anvertrauen, die Uns zuinnerst bewegt. Während Wir sprachen, standen vor Unserm geistigen Auge die unermesslichen Scharen der Männer, der Frauen, der Jugend, der Kinder, vor denen Tag für Tag der Film abrollt mit seiner gewaltigen Sprache. Wir vernahmen mit väterlicher Zuneigung und Sorge ihre Wünsche und Erwartungen. Die Mehrzahl von ihnen ist im Grunde ihres Herzens gesund und gut. Sie verlangen vom Film nichts anderes als einen Widerschein des Wahren, Guten und Schönen, mit einem Wort, einen Strahl von Gott. Hören auch Sie auf ihre Stimme und entsprechen Sie ihrer tiefen Erwartung, auf dass das Abbild Gottes, das ihren Seelen eingeprägt ist, immer hell und rein leuchte in den Gedanken, Gefühlen und Handlungsweisen, die ihnen von Ihrer Kunst eingegeben werden.

Mit diesem Wunsch, der auch ein neues Unterpfand sein möchte für die Hochachtung und das Interesse, das Wir Ihrem Wirken entgegenbringen, rufen Wir auf Sie die Gnade des Himmels herab und erteilen Ihnen als Zeichen dafür von Herzen Unsern väterlichen Apostolischen Segen.

Siehe auch: Liste von Lehramtstexten, Medien

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