Ansprache von Papst Franziskus am 4. Februar 2019 in Abu Dhabi

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Ansprache

von Papst
Franziskus
beim Interreligiöses Treffen in Anwesenheit der Vertreter des öffentlichen Lebens und des Diplomatischen Korps im »Founder’s Memorial« in Abu Dhabi
Gott ist bei jedem Menschen, der Frieden sucht

4. Februar 2019

Hintergrund: Am Nachmittag des 4. Januar traf Papst Franziskus in der Scheich-Zayed-Moschee mit dem »Muslim Council of Elders« zusammen. Das private Gespräch im Innenhof erfolgte unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Thema der 30-minütigen Begegnung war die Stärkung des Friedens. Der Leiter des Rates islamischer Ältester und Gelehrter, Großimam Ahmad Mohammad al-Tayyeb, empfing Franziskus vor der Moschee, die eine der größten der Welt ist. Am Bau der riesigen, schneeweißen Moschee waren auch Arbeiter aus Europa, Asien und Afrika beteiligt. vgl. Gemeinsame Erklärung vom 4. Februar 2019 in Abu Dhabi

(Quelle: Osservatore Romano 15. Februar 2019, S. 6+7)
Allgemeiner Hinweis: Was bei der Lektüre von Wortlautartikeln der Lehramtstexte zu beachten ist


Einleitend

Al Salamò Alaikum! Der Friede sei mit euch!

Ich danke Seiner Hoheit Scheich Muhammad bin Raschid Al Maktoum und dem Großimam von Al-Azhar Dr. Ahmad Al-Tayyib von Herzen für ihre Worte. Ich bin dem Ältestenrat dankbar für das Treffen, das wir gerade in der Scheich-Zayid-Moschee hatten.

Herzlich begrüße ich auch den Herrn Abdel Fattah al-Sisi, den Präsidenten der Arabischen Republik Ägypten, des Landes, in dem Al-Azhar ihren Sitz hat. Gerne begrüße ich die Vertreter des zivilen und religiösen Lebens und das Diplomatische Korps. Gestatten Sie mir auch einen aufrichtigen Dank für den freundlichen Empfang, der mir und unserer Delegation allenthalben zuteilwurde.

Ich möchte auch allen danken, die zur Ermöglichung dieser Reise beigetragen haben und die mit Engagement, Enthusiasmus und Professionalität für dieses Ereignis gearbeitet haben: den Organisatoren, den Mitgliedern des Protokolls, den Sicherheitsleuten und all denen, die auf verschiedene Weise »hinter den Kulissen« ihren Beitrag geleistet haben. Ein besonderer Dank gilt dem ehemaligen Berater des Großimams, Herrn Muhammad Abdel Salam.

Von Ihrem Heimatland aus wende ich mich an alle Länder dieser Halbinsel, an die ich in Freundschaft und Wertschätzung meinen herzlichsten Gruß richten möchte.

Mit dankbarem Herzen gegenüber dem Herrn habe ich die Gelegenheit genutzt, zum achthundertsten Jahrestag des Treffens zwischen dem heiligen Franz von Assisi und Sultan al-Malik al-Kamil als nach Frieden dürstender Glaubender hierher zu kommen, als Bruder, der zusammen mit seinen Brüdern den Frieden sucht. Den Frieden wollen, den Frieden fördern, Werkzeuge des Friedens sein: dafür sind wir hier.

Das Logo dieser Reise zeigt eine Taube mit einem Olivenzweig. Es ist ein Bild, das an die Geschichte der Sündflut erinnert, die in verschiedenen religiösen Traditionen vorkommt. Nach dem biblischen Bericht bittet Gott Noah, mit seiner Familie in die Arche zu gehen, um die Menschheit vor der Zerstörung zu bewahren. Auch heute müssen wir im Namen Gottes, um den Frieden zu sichern, gemeinsam als eine einzige Familie in eine Arche eintreten, die die stürmischen Meere der Welt befahren kann: die Arche der Brüderlichkeit.

Ausgangspunkt ist dabei die Erkenntnis, dass Gott der Ursprung der einen Menschheitsfamilie ist. Er, der Schöpfer von allem und allen, will, dass wir als Brüder und Schwestern leben und das gemeinsame Haus der Schöpfung bewohnen, das er uns geschenkt hat. Hier, an den Wurzeln des uns gemeinsamen Menschseins, liegt die Brüderlichkeit begründet als Berufung, »die in dem Schöpfungsplan Gottes enthalten ist«.<ref>Benedikt XVI., Ansprache an die neuen Botschafter beim Heiligen Stuhl, 16. Dezember 2010.</ref> Sie sagt uns, dass wir alle die gleiche Würde haben und dass niemand der Herr oder Sklave anderer sein kann.

Man kann den Schöpfer nicht ehren, ohne die Heiligkeit jedes Menschen und jedes menschlichen Lebens zu bewahren: Jeder Einzelne ist in den Augen Gottes gleichermaßen kostbar. Denn er blickt auf die Menschheitsfamilie, ohne jemanden zu bevorzugen oder auszuschließen, sein gütiger Blick schließt alle ein. Deshalb bedeutet die Anerkennung der gleichen Rechte für alle Menschen, den Namen Gottes auf Erden zu verherrlichen. Im Namen Gottes des Schöpfers sind daher alle Formen der Gewalt unweigerlich zu verurteilen, denn es ist eine schwere Entweihung des Namens Gottes, ihn zur Rechtfertigung von Hass und Gewalt gegen den Bruder zu missbrauchen. Es gibt keine Gewalt, die religiös gerechtfertigt werden kann.

Ein Feind der Brüderlichkeit ist der Individualismus, der sich in dem Wunsch ausdrückt, sich selbst und die eigenen Leute über andere zu stellen. Dies ist eine Gefahr, die alle Aspekte des Lebens bedroht, auch den höchsten, dem Menschen angeborenen Vorzug, nämlich seine Offenheit auf das Transzendente hin und die Religiosität. Wahre Religiosität besteht darin, Gott von ganzem Herzen zu lieben und den Nächsten wie sich selbst. Religiöses Verhalten muss daher ständig von der immer wiederkehrenden Versuchung gereinigt werden, andere für Feinde und Gegner zu halten. Jedes Glaubensbekenntnis ist aufgerufen, die Kluft zwischen Freund und Feind zu überwinden, um die Perspektive des Himmels einzunehmen, welche alle Menschen ohne Bevorzugung und Diskriminierung umfasst.

Deshalb möchte ich meine Anerkennung für das Engagement dieses Landes zum Ausdruck bringen, die freie Ausübung der Religion zu tolerieren und zu garantieren sowie Extremismus und Hass zu bekämpfen. Auf diese Weise fördert man die grundlegende Freiheit, den eigenen Glauben zu bekennen, die eine unerlässliche Voraussetzung für die Verwirklichung des Menschen darstellt, man stellt damit aber zugleich sicher, dass die Religion nicht missbraucht wird und in Gefahr steht, Gewalt und Terrorismus zuzulassen und damit sich selbst zu verleugnen.

Die Brüderlichkeit drückt sicherlich »auch die Vielfalt und den Unterschied aus, der unter den Geschwistern besteht, obwohl sie durch die Geburt verbunden sind und die gleiche Natur und die gleiche Würde besitzen«.<ref>Botschaft zur Feier des Weltfriedenstages, 1. Januar 2015, 2.</ref> Religiöse Pluralität ist ein Ausdruck davon. In diesem Zusammenhang ist die richtige Haltung weder erzwungene Einheitlichkeit noch konzilianter Synkretismus: Als Gläubige sollen wir uns für die gleiche Würde aller engagieren, im Namen des Barmherzigen, der uns geschaffen hat und in dessen Namen ein Miteinander von Gegensätzen und eine Brüderlichkeit bei aller Verschiedenheit gesucht werden muss. Ich möchte hier die Überzeugung der katholischen Kirche bekräftigen: »Wir können aber Gott, den Vater aller, nicht anrufen, wenn wir irgendwelchen Menschen, die ja nach dem Ebenbild Gottes geschaffen sind, die brüderliche Haltung verweigern.«<ref>Erklärung Nostra aetate über das Verhältnis der Kirche zu den nichtchristlichen Religionen, 5.</ref>

Allerdings stellen sich verschiedene Fragen: Wie können wir uns gegenseitig in der einen Menschheitsfamilie beschützen? Wie können wir eine nicht-theoretische Brüderlichkeit fördern, damit sie zu echter brüderlicher Zuneigung wird? Wie kann man erreichen, dass die Einbeziehung des anderen Vorrang vor einer Ausgrenzung im Namen der eigenen Zugehörigkeit hat? Wie also können die Religionen Kanäle der Brüderlichkeit sein statt Barrieren der Trennung?

Die Menschheitsfamilie und der Mut zur Andersheit

Wenn wir an die Existenz der Menschheitsfamilie glauben, folgt daraus, dass sie als solche bewahrt werden muss. Wie in jeder Familie geschieht dies vor allem durch einen täglichen und wirklichen Dialog. Dies setzt die eigene Identität voraus, die man nicht aufgeben muss, um dem anderen zu gefallen. Aber gleichzeitig erfordert es den Mut zur Andersheit,<ref>Vgl.: Ansprache an die Teilnehmer an der Internationalen Friedenskonferenz, Al-Azhar Conference Centre, Kairo, 28. April 2017.</ref> was die volle Anerkennung des anderen und seiner Freiheit miteinschließt, und das daraus folgende Bemühen, mich so einzusetzen, dass seine Grundrechte immer und überall und von allen anerkannt werden. Denn ohne Freiheit ist man nicht mehr Kind der Menschheitsfamilie, sondern Sklave. Unter den Freiheiten möchte ich die Religionsfreiheit hervorheben. Sie beschränkt sich nicht nur auf die freie Ausübung der Religion, sondern sieht im anderen wirklich einen Bruder und eine Schwester, einen Sohn und eine Tochter derselben Menschheit, denen Gott Freiheit gewährt und die daher keine menschliche Institution zwingen kann, auch nicht in seinem Namen.

Der Dialog und das Gebet

Der Mut zur Andersheit ist die Seele des Dialogs, der auf der Lauterkeit der Absichten beruht. In der Tat wird Dialog durch die Verstellung beeinträchtigt, die Distanz und Misstrauen wachsen lässt: Man kann nicht Brüderlichkeit verkünden und dann entgegengesetzt handeln. Ein moderner Schriftsteller schrieb: »Wer sich selbst belügt und der eigenen Lüge traut, kommt soweit, dass er gar keine Wahrheit mehr erkennt, weder in sich selbst noch in seiner Umgebung, und er gelangt schließlich dazu, weder sich selbst noch andere mehr zu achten.« <ref>F. M. Dostojewski, Die Brüder Karamasov, II, 2.</ref>

Bei alledem ist das Gebet unerlässlich: Während es den Mut der Andersheit gegenüber Gott verkörpert, reinigt es bei aufrichtiger Absicht das Herz von seiner Selbstbezogenheit. Das Gebet, das mit dem Herzen verrichtet wird, begründet die Brüderlichkeit immer wieder von neuem. Man kann also sagen, »was die Zukunft des interreligiösen Dialogs betrifft, so ist das Erste, was wir tun müssen: beten. Und füreinander beten: Wir sind Brüder! Ohne den Herrn ist nichts möglich; mit ihm wird alles möglich! Möge unser Gebet – jeder seiner eigenen Tradition gemäß –, möge es dem Willen Gottes vollkommen treu sein, der wünscht, dass alle Menschen einander als Brüder erkennen und als solche leben und in der Eintracht der Vielfalt die große Menschheitsfamilie bilden«.<ref>Interreligiöse Generalaudienz, 28. Oktober 2015.</ref>

Es gibt keine Alternative: Entweder wir bauen die Zukunft gemeinsam oder es gibt keine Zukunft. Vor allem die Religionen können nicht auf die dringende Aufgabe verzichten, Brücken zwischen Völkern und Kulturen zu bauen. Die Zeit ist gekommen, dass die Religionen sich aktiver, mutig, kühn und aufrichtig, dafür einsetzen, der Menschheitsfamilie zu helfen, ihre Fähigkeit zur Versöhnung, ihre Vision der Hoffnung und konkrete Wege zum Frieden weiterzuentwickeln.

Bildung und Gerechtigkeit

So kommen wir wieder auf das Bild der Friedenstaube zurück. Auch der Frieden braucht für seinen Aufstieg Flügel, die ihn tragen. Die Flügel der Bildung und der Gerechtigkeit.

Das lateinische Wort für Bildung, »educatio«, bedeutet so viel wie »herausziehen«, »extrahieren« – das heißt, die wertvollen Ressourcen der Seele ans Licht zu bringen. Es ist erfreulich zu sehen, dass in diesem Land nicht nur in die Gewinnung von Erdressourcen investiert wird, sondern auch in die Ressourcen des Herzens, in die Bildung junger Menschen. Es ist ein Engagement, das, wie ich hoffe, fortgesetzt wird und auch anderswo Verbreitung findet. Auch Bildung geschieht in Beziehungen, in Gegenseitigkeit. Zu der berühmten alten Maxime »Erkenne dich selbst« müssen wir noch hinzufügen »Erkenne deinen Bruder«: seine Geschichte, seine Kultur und seinen Glauben, denn es gibt keine wahre Selbsterkenntnis ohne den anderen. Als Menschen, und noch mehr als Brüder und Schwestern, wollen wir uns gegenseitig daran erinnern, dass nichts, was menschlich ist, uns fremd bleiben kann.<ref>Vgl. Terenz, Heautontimorumenos I, 1, 25.</ref> Für die Zukunft ist es wichtig, offene Identitäten zu bilden, die in der Lage sind, die Versuchung zu überwinden, sich auf sich selbst zurückzuziehen und zu erstarren.

In die Kultur zu investieren fördert einen Rückgang des Hasses und ein Wachstum der Zivilisation und des Wohlstands. Bildung und Gewalt verhalten sich umgekehrt proportional. Katholische Einrichtungen – die auch in diesem Land und in der Region sehr geschätzt werden – fördern eine solche Erziehung zum Frieden und zum gegenseitiges Kennenlernen, um Gewalt zu verhindern.

Junge Menschen, die oft von negativen Botschaften und Fake News umgeben sind, müssen lernen, den Verführungen von Materialismus, Hass und Vorurteilen nicht nachzugeben; sie müssen lernen, auf Ungerechtigkeit und auch auf die schmerzhaften Erfahrungen der Vergangenheit zu reagieren sowie die Rechte anderer mit der gleichen Kraft zu verteidigen wie ihre eigenen. Sie werden uns eines Tages beurteilen: gut, wenn wir ihnen solide Grundlagen gegeben haben, um neuen kulturellen Austausch zu schaffen; schlecht, wenn wir ihnen nur Trugbilder und die desolate Aussicht auf unheilvolle Auseinandersetzungen einer Unkultur hinterlassen haben.

Gerechtigkeit ist der zweite Flügel des Friedens, der oft nicht durch einzelne Ereignisse beeinträchtigt wird, sondern langsam vom Krebs der Ungerechtigkeit zerfressen wird. Man kann daher nicht an Gott glauben, ohne zu versuchen, gerecht mit allen nach der goldenen Regel zusammenzuleben: »Alles, was ihr wollt, dass euch die Menschen tun, das tut auch ihnen! Darin besteht das Gesetz und die Propheten« (Mt 7,12).

Frieden und Gerechtigkeit sind nicht voneinander zu trennen! Der Prophet Jesaja sagt: »Das Werk der Gerechtigkeit wird Friede sein« (32,17). Der Frieden stirbt, wenn er sich von der Gerechtigkeit löst, aber die Gerechtigkeit erweist sich als falsch, wenn sie nicht universell ist. Eine Gerechtigkeit, die nur für Familienmitglieder, Landsleute und Gläubige desselben Glaubens gilt, ist eine hinkende Gerechtigkeit, sie ist verschleierte Ungerechtigkeit!

Die Religionen haben auch die Aufgabe, daran zu erinnern, dass die Profitgier das Herz träge macht und dass die Gesetze des gegenwärtigen Marktes, die alles und zwar sofort fordern, nicht förderlich sind für die Begegnung, den Dialog, die Familie – wesentliche Dimensionen des Lebens, die Zeit und Geduld brauchen. Mögen die Religionen den Geringsten eine Stimme verleihen – denn sie sind keine Statistik, sondern Brüder und Schwestern – und mögen sie an der Seite der Armen stehen; sie seien Wächter der Brüderlichkeit in der Nacht des Konflikts, sie seien wachsame Mahner, damit die Menschheit ihre Augen nicht vor den Ungerechtigkeiten verschließt und sich nie mit den allzu vielen Dramen der Welt abfindet.

Die Wüste, die blüht

Nachdem ich von der Brüderlichkeit als einer Arche des Friedens gesprochen habe, möchte ich mich nun von einem zweiten Bild inspirieren lassen, dem der Wüste, die uns umgibt.

Wo wir uns hier befinden, hat man die Wüste innerhalb weniger Jahre mit Weitsicht und Weisheit in einen blühenden und gastfreundlichen Ort verwandelt; die Wüste ist von einem undurchdringlichen und unzugänglichen Hindernis zu einem Ort der Begegnung zwischen Kulturen und Religionen geworden. Hier ist die Wüste aufgeblüht, nicht nur für ein paar Tage im Jahr, sondern auf viele Jahre hin. Dieses Land, wo Sand und Wolkenkratzer aufeinander treffen, ist weiterhin ein wichtiger Knotenpunkt zwischen West und Ost, Nord und Süd des Planeten, ein Ort der Entwicklung, wo einst unwirtliche Lebensräume nun den Menschen ganz unterschiedlicher Nationen Arbeitsplätze bescheren.

Doch auch die Entwicklung hat ihre Gegner. Und wie der Individualismus der Feind der Brüderlichkeit war, möchte ich die Gleichgültigkeit als Hindernis für die Entwicklung hervorheben, die blühende Landschaften letztlich in Wüsten verwandelt. Tatsächlich bringt eine rein utilitaristische Entwicklung keinen echten und dauerhaften Fortschritt. Nur eine ganzheitliche und kohärente Entwicklung kann eine menschenwürdige Zukunft ermöglichen. Die Gleichgültigkeit hindert uns daran, die menschliche Gemeinschaft über ihr Gewinnpotential und den Bruder über seine geleistete Arbeit hinaus zu sehen. In der Tat blickt Gleichgültigkeit nicht in die Zukunft; sie achtet nicht auf die Zukunft der Schöpfung, sie kümmert sich nicht um die Würde des Fremden und die Zukunft der Kinder.

In diesem Zusammenhang freue ich mich, dass im vergangenen November hier in Abu Dhabi das erste Forum der interreligiösen Allianz für sicherere Gemeinschaften über die Würde der Kinder im digitalen Zeitalter stattgefunden hat. Bei dieser Veranstaltung wurde die Botschaft eines Internationalen Kongresses zu dem gleichen Thema wiederaufgenommen, der ein Jahr zuvor in Rom stattgefunden hatte und zu dem ich all meine Unterstützung und Ermutigung gegeben hatte. Deshalb danke ich allen maßgeblichen Verantwortlichen, die sich in diesem Bereich engagieren, und ich verspreche die Unterstützung, die Solidarität und Teilnahme meinerseits sowie der katholischen Kirche in dieser sehr wichtigen Sache des Jugendschutzes in all seinen Formen.

Hier in der Wüste hat sich ein fruchtbarer Weg der Entwicklung aufgetan, der ausgehend von den hier entstandenen Arbeitsplätzen vielen Menschen verschiedener Völker, Kulturen und Glaubensüberzeugungen Hoffnung gibt. Unter ihnen haben auch viele Christen, die seit Jahrhunderten in der Region präsent sind, hier gute Möglichkeiten gesehen und einen wesentlichen Beitrag zum Wachstum und Wohlstand des Landes geleistet. Über ihre beruflichen Fähigkeiten hinaus bringen sie ihren aufrichtigen Glauben mit ein. Der Respekt und die Toleranz, der sie begegnen, sowie die notwendigen Gottesdienstorte, an denen sie beten, erlauben ihnen jene geistliche Reife, die dann der gesamten Gesellschaft zugutekommt. Ich ermutige dazu, diesen Weg fortzusetzen, damit diejenigen, die hier leben oder auch nur für kurze Zeit hier sind, nicht nur das Bild der großen, in der Wüste errichteten Bauwerke bewahren können, sondern auch das Bild einer Nation, die alle einbezieht und annimmt.

Mit diesem Geist hoffe ich nicht nur hier, sondern in der ganzen geliebten und sensiblen Region des Nahen Ostens auf konkrete Begegnungsmöglichkeiten: Gesellschaften, in denen Menschen unterschiedlicher Religionen das gleiche Heimatrecht genießen und in denen nur der Gewalt in all ihren Formen dieses Recht abgesprochen wird.

Ein brüderliches Zusammenleben, das auf Bildung und Gerechtigkeit beruht; eine menschliche Entwicklung, die auf einer bereitwilligen Inklusion und auf gleichen Rechten aller beruht: Das sind Samen des Friedens, die aufkeimen zu lassen die Religionen aufgerufen sind. Wie vielleicht nie zuvor haben sie in dieser heiklen geschichtlichen Situation eine Aufgabe, die nicht mehr aufgeschoben werden kann: einen aktiven Beitrag zur Entmilitarisierung des menschlichen Herzens zu leisten. Das Wettrüsten, die Ausweitung der eigenen Einflussbereiche und eine aggressive Politik zum Nachteil anderer werden nie Stabilität bringen. Krieg schafft nichts als Elend, Waffen nichts als Tod!

Die Brüderlichkeit aller Menschen verlangt von uns als Vertretern der Religionen die Verpflichtung, jegliche Form der Billigung des Wortes Krieg zurückzuweisen. Überlassen wir es seiner erbärmlichen Grobheit. Wir haben seine katastrophalen Folgen vor unseren Augen. Ich denke dabei insbesondere an Jemen, Syrien, Irak und Libyen. Lasst uns gemeinsam, liebe Brüder und Schwestern in der einen von Gott gewollten Menschheitsfamilie, gegen die Logik bewaffneter Macht eintreten, gegen die Monetarisierung von Beziehungen, die Aufrüstung der Grenzen, die Errichtung von Mauern, die Knebelung der Armen; all dem setzen wir die sanfte Kraft des Gebets und ein tägliches Bemühen im Dialog entgegen. Unser heutiges Zusammensein sei eine Botschaft des Vertrauens, eine Ermutigung für alle Menschen guten Willens, damit sie sich nicht mit der Flut an Gewalt und der Austrocknung des Altruismus abfinden. Gott ist bei jedem Menschen, der den Frieden sucht. Und vom Himmel aus segnet er jeden Schritt, der hier auf Erden auf diesem Weg gegangen wird.

Anmerkungen

<references />