Anglikaner
Die Anglikanische Kirche, oder auch die Kirche von England genannt, ist durch König Heinrich VIII. 1534 aus der katholischen Kirche herausgelöst und der Suprematie der Krone unterworfen worden. In den Folgejahrzehnten wurde die so gen. Anglikanische Kirche mehr und mehr, wenn auch strukturell der "alten Kirche" ähnlich (Bischöfe, Priester), durch eine zunehmend protestantische Theologie geprägt, insbesondere im 17. Jahrhundert. Verschiedene Rückkehrbewegungen blieben durch die Jahrhunderte erfolglos. Die Toleranz für dissenter (1689) galt nicht für Katholiken. Seit den 1820-er Jahren konnte der Katholizismus in England wieder allmählich Raum gewinnen, dominant blieb jedoch (bis heute) die Staatskirche. Unter Kardinal Désiré Mercier von Mecheln begannen in den 1920-er Jahren erste Kontaktnahmen, die Gespräche von Mecheln, insbesondere mit dem Lord Halifax, der intensiv den Lebensweg von John Henry Newman studiert hatte.
Die Apostolische Sukzession in den Anglikanischen Gemeinschaften ist nach der offiziellen Erklärung "Apostolicae curae" Leos XIII. vom 13. September 1896 unterbrochen. Die anglikanischen Priester und Bischöfe sind nicht mehr gültig geweiht, da über hundert Jahre die gültige Form der Priester- und Bischofsweihe nicht angewendet worden ist und es an der erforderlichen Weiheabsicht gefehlt hat.
Die Anglikaner heute haben ca. 70 Mio. Anhänger weltweit in 450 Diözesen (28 Kirchenprovinzen); sie billigen dem Erzbischof von Canterbury einen Ehrenprimat zu. Große Hoffnungen auf eine rasche Aussöhnung, die z.B. Papst Paul VI. in der Folge des II. Vatikanums hatte, wurden brüsk enttäuscht durch die anglikanischen Entscheidungen zugunsten der Frauenordination und (am 7. Juli 2008) auch der Zulassung von Frauen zum Bischofsamt[1]. Kritiker mutmaßen, dass die Kirche von England längst nicht mehr "Herr im Haus" ist. Die Fremdbestimmung durch parlamentarische Gesetzgebung (!) und staatsnahe Verwaltung erzwingt einen vorauseilenden Gehorsam gegenüber dem allgemeinen Sozialkonsens (auch in Fragen der Ehemoral). Spätestens das 20. Jahrhundert hat also aus katholischer Sicht bewiesen, was schon Newman erkannte, dass nämlich die von den Anglikanern behauptete via media (zwischen Rom und der Reformation) real nicht funktioniert. (Das Gegenteil behaupten in England z.B. immer noch besonders gern, aus durchsichtigen Motiven, "christlich" orientierte Freimaurer.) Die Krise der "anglikanischen Gemeinschaft" (ca. 64.000 Gemeinden in 164 Ländern weltweit) erfasst auch die Weltregionen, die aufgrund ihrer Verwurzelung im ehem. British Empire über anglikanische Kirchenstrukturen verfügen (z.B. USA oder Afrika). Während Königin Elisabeth II ihre Funktion als Defensor fidei noch einigermaßen korrekt ausfüllt (Oberhaupt der Kirche), hat Thronfolger Charles bereits öffentlich gefragt, ob nicht eine multireligiöse Krönungszeremonie unter Verzicht auf explizit christliche Bekenntnisse möglich sei. Die eigentliche Konsequenz, die Suprematie durch autonom königlichen Akt an den Papst zurückzuerstatten, wird aber noch nicht formuliert.