Brief zu Grundproblemen des Erziehungswesens vom 27. Juli 1946

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Apostolischer Brief
Le sujet , qu´ont choisi les Semaines Sociales

an den Präsidenten der Sozialen Wochen von Kanada zur Eröffnung der dreiundzwanzigsten Sitzung
Grundprobleme des Erziehungswesens
27. Juli 1946
(Offizieller französischer Text: AAS XXXVIII [1946] 379-380)

(Quelle: Soziale Summe Pius' XII., Band I, S. 798-801; Nrn. 1584-1588)

Bedeutung der Erziehungsfragen heute

1584 Das Thema, das die Sozialen Wochen von Kanada für ihre dreiundzwanzigste Sitzung gewählt haben, konnte nicht verfehlen, Unsere väterliche Aufmerksamkeit zu fesseln, zumal Uns nichts so sehr am Herzen liegt als die Erziehung der Jugend. Sind Wir in der Tat nicht, wie die ersten Worte einer berühmten Enzyklika Unseres großen Vorgängers, Pius' XI., verkündeten, « der irdische Stellvertreter des göttlichen Lehrmeisters, der in seiner unendlichen Liebe ... zwar alle Menschen umfängt, aber doch für die Kinder eine besondere Vorliebe bekunden wollte?» Es geht hier um ein Problem, über das Wir unermüdlich nachdenken und das im Durcheinander der Nachkriegszeit überall von einer brennenden Aktualität ist. Denn um die Welt wieder in Ordnung zu bringen, um die Gesellschaft wieder aufzubauen, - muss man da nicht bei der jungen Generation beginnen, den Menschen von morgen? Man kann die Bedeutung dieses Problems also nicht übertreiben, und Wir wollen dem katholischen Kanada unsere Glückwünsche aussprechen, dem Land, wo Gott sei Dank die Kraftquellen der Religion und der Familie noch so mächtig sind, wo das Gebot des Schöpfers: « Crescite et multiplicamini ! » - « Wachset und mehret euch!» noch so einen breiten Widerhall findet, dass es ein schönes Beispiel gibt, indem es alle seine Besorgnisse und alle seine Bemühungen auf diese Hauptfrage der Jugend konzentriert, wie es in der Sozialen Woche von St. Hyazinth geschieht.

Staat und Erziehung

1585 Eine ganze Summe von Wahrheiten waren in dieser Hinsicht, vor allem in der jüngst vergangenen Zeit, Gegenstand der vertieften Lehrverkündigung des Heiligen Stuhles. Muss man die Jugenderziehungs-Charta ins Gedächtnis rufen, jene Enzyklika Divini illius magistri ? 1 Die dabei in Frage kommenden Lehren über die Kirche, die Familie und den Staat finden sich dort genau bestimmt. Will man eine Jugend, die eine bessere Zukunft der Gesellschaft herbeiführen soll, wirklich heranbilden, ist es unerlässlich, sich auf diesem Gebiet der unveräußerlichen und ursprünglichen Rechte der Kirche und der Familie zu erinnern. Der Staat spielt dabei gewiss seine bedeutsame Rolle, doch ist es nicht jene, die ihm die totalitäre Auffassung des alten und neuen Heidentums zuschreibt.

Daher die Notwendigkeit, überall gerechte Schulgesetze durchzubringen, die sowohl von der natürlichen Moral und von der elementarsten Gerechtigkeit wie auch von den Grundsätzen des Evangeliums und von der christlichen Ordnung gebieterisch verlangt werden.

Moderne Erziehungsfragen

1586 Probleme, die damit verquickt sind, nehmen in gleicher Weise Eure Aufmerksamkeit in Anspruch. In den harten Wirtschaftsverhältnissen der Gegenwart kennt die Jugend von heute Schwierigkeiten, bei deren Lösung ihr die Gesellschaft, will sie sie in ihrer normalen Entwicklung nicht gehemmt sehen, helfen muss sowohl im Bereich der Erziehung als auch im Bereich des Berufes und der Familie. Schließlich wollen im Licht der päpstlichen Lehrverkündigung noch moderne Erziehungsfragen studiert sein, die sich aus der Entwicklung der Lebensweisen und der Technik ergeben. Wir denken hier besonders an eine Organisation der Freizeit und an ein kluges Maß sportlicher Betätigung, die beide, richtig verstanden, einen wertvollen Beitrag bilden können und müssen bei der Bildung des ganzen Menschen und des vollkommenen Christen, der mit einer vom Glauben erleuchteten Vernunft denkt und handelt.

Wiederbelebung der christlichen Grundsätze

1587 Es erübrigt sich zu sagen, welch weitschichtige und bedeutsame Materie sich Euren Überlegungen und Euren Studien darbietet, eine Materie, die unglücklicherweise nur zu oft in einem verderblichen Geist und mit einer unheilvollen Verworrenheit behandelt wurde. Woran unsere Zeit in der Tat vor allem leidet, ist das Verblassen dieser Wahrheiten und dieser rettenden Grundsätze, von denen der Psalmist schon unter Tränen sang, sie gingen unter den Menschenkindern immer mehr zurück. Eure nächsten Sitzungen werden sie in ihrer Kraft, ihrem Licht und in ihrer Aktualität wieder aufleben lassen. Wir wollen Euch daher bei diesem Unternehmen gerne ermuntern und für sein volles Gelingen Unsere besten Wünsche hegen. Möge es für alle katholischen Kanadier ein Treffpunkt sein, wo ihre Aktionsmittel, ihre Programme und ihre Bemühungen aufeinander abgestimmt werden im Hinblick auf ein Erziehungswerk, das ihre Einmütigkeit umso wirkungsvoller machen wird.

Schluss

1588 In dieser Gesinnung und in dieser Absicht senden Wir dem eifrigen Oberhirten der Kirche von St. Hyazinth sowie seinen verehrten Mitbrüdern im kanadischen Episkopat, dem Präsidenten und den Kommissionsmitgliedern der Sozialen Wochen von Kanada wie auch den Organisatoren, Professoren und Hörern der dreiundzwanzigsten Sitzung als Unterpfand der auserlesensten himmlischen Gnadenerweise den Apostolischen Segen.

Vatikan am 27. Juli 1946
PIUS PP. XII.