Wahrheit

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Wahrheit im umfassendsten Sinne besagt die Übereinstimmung von Wirklichkeit und Erkennen, von Sein und Denken.

Sie kann von Wahrheit der Dinge (ontologisch - des Seins), als auch von der logischen Wahrheit (des Erkennens) verstanden werden, je nachdem man die Übereinstimmung von den Dingen oder vom Denken her betrachtet.

Wenn die Aussage Gott existiert einen richtigen Gegenstand bezeichnet, dann ist sie wahr. Wenn Gott existiert, sind entgegengesetzte Aussagen nicht wahr; die Wirklichkeit kann durch entgegengesetztes Denken auch nicht "abgeschafft" werden. Daher sagt man, dass dem Wahren, Guten, Schönen, echte Daseinsqualität zukommt. (So ist die Wirklichkeit.) Das Unwahre ist nur als Mangel an Wahrheit zu erfassen. Wer sagt Es gibt keine Wahrheit beansprucht "Wahrheit" für diesen Satz; oder trifft (meistens) keine ernstgemeinte Aussage.

Da hier nicht die gesamte Philosophiegeschichte der Wahrheit abgehandelt werden kann, exemplarisch nur:

Thomas von Aquin

Innerhalb der mittelalterlichen Philosophie ist Thomas von Aquin derjenige gewesen, der die Korrespondenz- oder Adäquationstheorie der Wahrheit besonders klar vertreten hat. In den Quaestiones disputatae de veritate findet sich die klassischen Formulierung der so gen. (und wohl unübertroffenen) Korrespondenztheorie der Wahrheit als „adaequatio rei et intellectus (Übereinstimmung der Sache mit dem Verstand)“.

Vgl. Thomas von Aquin: Quaestiones disputatae de veritate q.1.a.1.

„Respondeo dicendum quod veritas consistit in adaequatione intellectus et rei [....]. Quando igitur res sunt mensura et regula intellectus, veritas consistit in hoc, quod intellectus adaequatur rei, ut in nobis accidit, ex eo enim quod res est vel non est, opinio nostra et oratio vera vel falsa est. Sed quando intellectus est regula vel mensura rerum, veritas consistit in hoc, quod res adaequantur intellectui, sicut dicitur artifex facere verum opus, quando concordat arti.“

(Thomas von Aquin: Summa theologiae I, q.21 a.2.)

„Ich antworte, es sei zu sagen, dass die Wahrheit in der Übereinstimmung von Verstand und Sache besteht […]. Wenn daher die Sachen Maß und Richtschnur des Verstandes sind, besteht Wahrheit darin, dass sich der Verstand der Sache angleicht, wie das bei uns der Fall ist; aufgrund dessen nämlich, dass die Sache ist oder nicht ist, wird unsere Meinung und unsere Rede wahr oder falsch. Wenn aber der Verstand Richtschnur und Maß der Dinge ist, besteht die Wahrheit darin, dass die Dinge sich dem Verstand angleichen; so sagt man, der Künstler verfertige ein wahres Kunstwerk, wenn es der Kunstauffassung entspricht.“

Diese Wahrheitsdefinition hat drei Aspekte (Vgl. z. B. De veritate I, 1.):

  • von der Übereinstimmung mit dem objektiven Dingen aus (ontologische Wahrheit);
  • von der Seite des erkennenden Subjekts aus, dessen Wissen mit dem objektiv Seienden übereinstimmt (logische Wahrheit) – ausgedrückt in der Formel „adaequatio intellectus ad rem“
  • von der Seite des erkannten Objekts aus, dessen Sein mit dem Wissen des erkennenden Subjekts übereinstimmt (ontische Wahrheit) – ausgedrückt in der Formel „adaequatio rei ad intellectum“.

Dieser Wahrheitsbegriff wurde – von einigen Ausnahmen abgesehen – bis ins 19. Jahrhundert hinein nahezu fraglos vorausgesetzt. So erklärt z. B. auch Kant in der Kritik der reinen Vernunft: „Die Namenerklärung der Wahrheit, dass sie nämlich die Übereinstimmung der Erkenntnis mit ihrem Gegenstande sei, wird hier geschenkt, und vorausgesetzt“ (A 58, B 82).

Sofern man verlangen kann, dass Philosophie sich dem Volk verständlich machen muss, wird dieser Begriff auch kaum je überboten werden.

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Wahrhaftigkeit

Die der Wahrheit korrespondierende Tugend (moralischer Aspekt) ist die Wahrhaftigkeit. Sie ist gleichermaßen in der Gerechtigkeit wie der Tapferkeit verwurzelt, aber auch durch Klugheit und bisweilen Maß bestimmt und meidet die Lüge.

Literatur