Werenfried van Straaten
Werenfried van Straaten (*17. Januar 1913 n Mijdrecht bei Amsterdam - Niederlande + 31. Januar 2003)
Eigentlich hatte er so wie sein Vater Lehrer werden sollen, und so begann er 1932 an der Universität von Utrecht Altphilologie zu studieren. 1934 trat er in die flämische Prämonstratenserabtei Tongerlo (Belgien) ein.
Nach einer Tuberkuloseerkrankung stellte ein Arzt fest, dass der junge Ordensbruder den täglichen Anforderungen des Seelsorgedienstes, der Heidenmission oder des Predigens nicht mehr gewachsen sei, und so überlegte man in der Abtei, ob man ihn nicht aus dem Orden entlassen solle. Doch trotz der Diagnose durfte Werenfried van Straaten im Kloster bleiben und wurde zum Sekretär des Abtes. In dieser Funktion war er verantwortlich für die Redaktion der klostereigenen Zeitschrift "Toren" (Turm).
1947 schrieb Werenfried in der Weihnachts-Ausgabe der Zeitschrift einen Artikel mit dem Titel "Frieden auf Erden?/Kein Platz in der Herberge". Der 34-Jährige bat darin um Hilfe für die vierzehn Millionen aus dem Osten vertriebenen Deutschen, von denen sechs Millionen Katholiken waren. Die ausgelöste Hilfswelle der Flamen begründete das Hilfswerk "Ostpriesterhilfe", nun Kirche in Not genannt.
Das erste, was Pater Werenfried von den belgischen Bauern erbettelte, war Speck, da er damit zumindest den größten Hunger der Vertriebenen lindern konnte. Außerdem hatte er schnell erkannt, dass Bauern eher Lebensmittel als Geld im Hause hatten und auch bereit waren, davon etwas abzugeben. Es wurde soviel Speck gesammelt, dass Pater Werenfried bald seinen liebevollen Spitznamen "Speckpater" erhielt.
Seit 1948 arbeitete Pater Werenfried mit Prälat Kindermann, dem Leiter des "Vaterhauses für die Vertriebenen" und des Priesterseminars in Königstein im Taunus (Deutschland) in der Nähe von Frankfurt am Main zusammen. Von Königstein aus betrieb der Pater die Motorisierung der vielen "Rucksackpriester", die in der Vertriebenenseelsorge tätig waren. Bereits 1950 konnten von Königstein aus die ersten Kapellenwagen zu den versprengt lebenden vertriebenen Katholiken in die Diaspora fahren.
Zu seinen vielfältigen und immensen Aufgaben lud sich Pater Werenfried ab 1952 auch die Hilfsaktion für die verfolgte Kirche hinter dem Eisernen Vorhang auf. Im gleichen Jahr begann Pater Werenfried seine ersten Predigtaktionen mit einer Reise durch Deutschland, Österreich und die Schweiz. Im folgenden Jahr gründete der umtriebige Geistliche den "Internationalen Bauorden". In diesem Orden versammelten sich junge Leute, die Häuser für Arme und Kirchen für Gott bauten.
Zu diesem Zeitpunkt arbeitete die "Ostpriesterhilfe" bereits seit sechs Jahren in Deutschland und Österreich. Aus dem kränkelnden Priesteramtskandidaten von 1934 war ein glänzender Organisator, ein mitreißender Prediger und ein weithin bekannter Volksmissionar geworden. Er hielt bis zu 90 Predigten in einem Monat und erkannte das Betteln als sein eigentliches Charisma. Mit seinem durchlöcherten und inzwischen schon legendären "Millionenhut" stand er nach der Heiligen Messe an Kirchentüren oder nach Vorträgen an den Ausgängen der Säle und sammelte für sein Werk.
Erstmals 1953 erschien die von ihm geschriebene und herausgegebene Zweimonatsschrift "Echo der Liebe", die heute in sieben Sprachen veröffentlicht und in einer Auflage von rund 700.000 Exemplaren gedruckt und vertrieben wird.
1956 reiste Pater Werenfried während des ungarischen Aufstands nach Budapest und traf dort den gerade aus dem Gefängnis entlassenen Kardinal Mindszenty. Die Hilfe für Ungarn lief an.
Drei Jahre später bereiste Pater Werenfried die Flüchtlingsgebiete in Asien und traf Mutter Teresa im "Haus der Sterbenden" in Kalkutta.
1960 erscheint das erste Buch von Pater Werenfried: "Sie nennen mich Speckpater".
Im Jahre 1962 nahm Pater Werenfried als Berater am Zweiten Vatikanischen Konzil in Rom teil. Er traf dort sechzig Bischöfe aus Ländern hinter dem "Eisernen Vorhang", die das Hilfswerk bereits direkt oder indirekt unterstützten.
Während des Simba-Aufstands im Jahr 1965 bereiste Pater Werenfried den Kongo, wo er im folgenden Jahr zusammen mit einer belgischen Ordensschwester, Mutter Hadewych, die Schwesterngemeinschaft "Töchter der Auferstehung" gründete, die auch ungebildeten Afrikanerinnen den Zugang zu einem Orden ermöglichen sollte.
Im Jahre 1969 veröffentlichte Pater Werenfried sein Buch "Wo Gott weint".
Von Papst Paul VI. 1964 zum "Generalmoderator" des Werkes ernannt, trat Werenfried van Straaten 1981 im Alter von 68 Jahren als solcher zurück. Er schrieb aber weiterhin sein "Echo der Liebe", predigte und blieb als kirchlicher Assistent und Gründer des Werkes mit besonderen Mitbestimmungsrechten auf Lebenszeit ausgestattet. 1981 erhielt Pater Werenfried das große Bundesverdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland. Auch die Niederlande und Österreich ehren ihn mit hohen Auszeichnungen.
Nach dem Zusammenbruch der kommunistischen Regime im Osten Europas ergaben sich für Pater Werenfried neue Dimensionen seiner Versöhnungsaufgabe. Für ihn begann ein neuer Abschnitt in der Beziehung zwischen der westlichen lateinischen Kirche und der östlichen orthodoxen Schwesterkirche. Und so rief er schon 1992 zur Versöhnung der gespaltenen Christenheit auf, und forderte von den Katholiken Hilfe für die orthodoxe Schwesterkirche. So wie er nach dem Krieg zur Liebe zu den "Feinden von gestern" aufgerufen hatte, so predigte er jetzt die Bemühung um die Überwindung der seit 1054 bestehenden Kirchenspaltung zwischen Ost und West.
Am 17. Januar 2003 feierte Pater Werenfried mit über siebenhundert Gästen aus aller Welt seinen 90. Geburtstag mit einer von Bischof Kamphaus zelebrierten Messe im Limburger Dom. Am 31. Januar starb Pater Werenfried in seinem Wohnort Bad Soden (Ts.).