Tiara
Tiara ist Oberbegriff für die spezielle Mitra des Papstes gewesen, noch bevor sich diese Bezeichnung für die dreifache Krone des Papst-Monarchen im Kirchenstaat durchsetzte. Das Wort Tiara erscheint vergleichsweise spät, um 1099 bei Papst Paschalis II. Es bezeichnet eigentlich die hohepriesterliche Kopfbedeckung, so wie Hieronymus in der Vulgata sie bei Aaron benannt hat.
Die Herkunft der Tiara als Gegenstand ist nicht eindeutig geklärt, wird aber aus dem persischen Reich, mit Zwischenstationen über die byzantinische Hofhaltung, hergeleitet. Aus der so gen. phrygischen Mütze könnten sich sowohl die bischöfliche Mitra als auch das Kamelaucum der Orthodoxie (ital.: Camauro) entwickelt haben.
Regelmäßig als Papstkrone, auch als Frigium, Regnum, Corona oder Triregnum bezeichnet, ist die Tiara seit Bonifaz VIII. anzutreffen, auf dessen Fresko sie abgebildet ist, das ihn bei der Eröffnung des ersten Heiligen Jahres 1300 zeigt. Die noch unsichere Erscheinungsform nimmt, zur weiteren Abgrenzung von weltlichen Kronen, schließlich die Form der dreifach Krone an, die sowohl die drei Seinsweisen der Kirche, leidend, streitend und triumphierend, als auch die geistliche Oberhoheit des Papsttums über die Fürstentümer und Staaten zum Ausdruck bringen soll.
Ohne liturgische Bedeutung blieb die Symbolik der Papstkrone seit dem Verlust des Kirchenstaates 1870 unsicher. Die Päpste Leo XIII. und Benedikt XV. ließen sich ohne großen Aufwand in der Sixtinischen Kapelle krönen, während die Nachfolger wieder öffentlich zugängliche Papstkrönung durchführten. Zuletzt vollzog diese Papst Paul VI. 1963, der im Folgejahr jedoch, unter dem Eindruck des II. Vatikanum seine modern gestaltete Tiara niederlegte (heute im Heiligtum der Immakulata zu Washington (USA) aufbewahrt). Die Nachfolger haben sich nicht mehr krönen lassen. Papst Benedikt XVI. entfernte die Tiara überdies aus dem persönlichen Papstwappern, so dass sie heute nur noch den Hl. Stuhl in der Nachfolge Petri symbolisiert. Das historisch gewachsene Symbol der Tiara unterstützt dabei die biblisch fundiertemn Schlüssel Petri zu einem Gesamtsymbol des Anspruchs des Apostelfürsten. Jährlich am 29. Juni wird die Statue des Hl. Petrus in der Petersbasilka weiterhin mit einer ihr vorbehaltenen Tiara gekrönt.
Die vatikanischen Museen verfügen über eine eher übersichtliche Sammlung von Tiaren seit 1800, da die älteren bereits an Napoleon ausgeliefert werden mussten. Dieser gönnte Papst Pius VII. zur Kaiserkrönung in Paris eine aus Bruchstücken der alten Kronen gefertigte neue, die dem Vernehmen nach aber absichtlich zu eng gefertigt war, so dass der Papst sie nicht einmal tragen konnte. Neue Tiaren wurden für Papst Gregor XVI., Papst Pius IX. und Papst Leo XIII. angefertigt, später insbesondere für Pius XI.