Maria Advocata: Unterschied zwischen den Versionen
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− | * Hans Belting: Bild und Kult - Eine Geschichte des Bildes vor dem Zeitalter der Kunst. 2. Auflage, München 1991 | + | *Hans Belting: ''Bild und Kult - Eine Geschichte des Bildes vor dem Zeitalter der Kunst''. 2. Auflage, München 1991 |
− | * Raimondo Spiazzi (Hg.): La Chiesa e il Monastero di San Sisto all´Appia - Raccolta di Studi Storici. Bologna 1992 (mit 12 Entwurfszeichnungen von 1570 für Fresken mit der Geschichte der Ikone im Auftrag des damaligen Titelkardinals Filippo Buoncompagni) | + | *Raimondo Spiazzi (Hg.): ''La Chiesa e il Monastero di San Sisto all´Appia - Raccolta di Studi Storici''. Bologna 1992 (mit 12 Entwurfszeichnungen von 1570 für Fresken mit der Geschichte der Ikone; im Auftrag des damaligen Titelkardinals Filippo Buoncompagni) |
− | * Paul Badde: Roms geheimer Schatz. In: "Vatican" Heft 5, Dezember 2007, S. 6 ff. | + | *Paul Badde: ''Roms geheimer Schatz.'' In: "Vatican" Heft 5, Dezember 2007, S. 6 ff. |
+ | * [[Michael Hesemann]]: '[['Maria von Nazareth]]. Geschichte, Archäologie, Legenden''. Kapitel I Advocata Nostra. S. 14-26. Augsburg 2011 | ||
== Weblinks == | == Weblinks == | ||
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*[http://www.kath.net/detail.php?id=15628 KATH.NET - Paul Badde "entdeckt" die Maria Advocata] | *[http://www.kath.net/detail.php?id=15628 KATH.NET - Paul Badde "entdeckt" die Maria Advocata] | ||
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Aktuelle Version vom 14. September 2024, 17:04 Uhr
Die Ikone Maria Advocata, auch bekannt als Madonna di San Sisto, gilt als das älteste gemalte Marienbildnis in Rom und befindet sich im dortigen Kloster der Dominikanerinnen S. Maria del Rosario auf dem Monte Mario. Das Fest der Maria Advocata wird am 27. Juni gefeiert.
Inhaltsverzeichnis
Beschreibung der Ikone
Die Ikone in der Größe von 70,2 x 40,5 cm, deren Entstehungszeit nicht genau bestimmt werden kann und deren Maler unbekannt ist, wurde in enkaustischer Technik auf Holz gemalt; bei dieser aus Ägypten stammenden und auch in der griechischen Antike angewandten Malweise werden in Wachs und Mastix gebundene Farbpigmente heiß auf den Malgrund aufgetragen; diese aufwendige Technik und die geheimgehaltene Mixtur gerieten bereits im 6. Jahrhundert in Vergessenheit, weil man einfachere Malweisen bevorzugte. Die bei der Ikone angewandte Maltechnik lässt demnach, neben anderen Indikatoren, Rückschlüsse auf ihr Alter zu. Die Kunsthistoriker vermuten den Künstler im syrisch-palestinensischen Raum und halten aus unterschiedlichen Gründen eine Entstehung im 6. Jahrhundert für wahrscheinlich. Das Holz ist so zerfressen, dass dessen Altersbestimmung bisher nicht gewagt wurde. Weil eine Kupferplatte die Ikone zusammenhält, sind auch Röntgenaufnahmen ausgeschlossen.
Vor einem Goldgrund ist Maria (ohne Kind) in Halbfigur dargestellt, wie sie den Betrachter mit betrübten Augen anblickt und gleichzeitig mit erhobenen Händen die ihr anvertrauten Bitten an einen Ansprechpartner außerhalb des Bildes weiterleitet. Gut sichtbar sind auf der stark beschädigten Ikone immer noch das ausdrucksvolle Gesicht der Madonna, umhüllt von dem Maphorion mit dem eingestickten "Gottesmutter-Stern" an Stirn und Schulter. Diese spica (lat. Kornähre) galt als Zeichen der Jungfrau Maria, hergeleitet von dem hellsten Stern gleichen Namens im Sternbild der Jungfrau. Hinter dem Haupt scheint der Goldnimbus auf, der durch leichtes Punzieren zum übrigen Goldgrund abgegrenzt ist; auch die bittend erhobene linke Hand scheint besser erhalten geblieben zu sein als die restliche Bildfläche. Weniger gut zu erkennen sind die rechte Hand sowie der alte Schmuck an Kleid und Handgelenken.
Der dargestellte Bildtypus der Madonna als Fürbitterin mit erhobenen Händen, die sich gleichsam aus dem Bild heraus an einen Partner außerhalb des Bildes wendet, geht wahrscheinlich zurück auf eine frühe Ikone in Konstantinopel; dort befand sich vor dem byzantinischen Bildersturm außerdem eine Ikone von Christus, "der Antwort gibt" (Antiphonites).
Eine Besonderheit dieser Marien-Ikone sind die vor der Restaurierung von 1960 noch vorhandenen, in Goldblech gefassten Hände der Madonna und das Goldblattkreuz an ihrer Schulter. Das verschaffte der Ikone wohl den Beinamen "Fürbitterin mit den goldenen Händen". Das Motiv, die fürbittenden Hände durch Gold besonders hervorzuheben, findet sich in Rom nur noch bei der aus dem Jahr 609 stammenden Ikone "Gottesmutter mit Kind" im Pantheon (S. Maria ad Martyres).
Legenden - Geschichten - Tatsachen
Nach einer alten Überlieferung soll ein Pilger die Marien-Ikone aus Jerusalem oder Konstantinopel nach Rom gebracht haben. Dort sei sie von Tempulo, einem von drei aus Konstantinopel stammenden, im römischen Exil lebenden Brüdern, erworben und in dem benachbarten kleinen Oratorium S. Agata in Turri an der Via Appia aufgestellt worden. Diese kleine Kirche war gegen Ende des 6. Jahrhunderts von der griechischen Gemeinde errichtet und der hl. Agatha geweiht worden. Nach dem Tod von Tempulo muss sich dort eine klösterliche Gemeinschaft gebildet haben; denn 806 wird berichtet, dass das Monasterium Tempuli von Sarazenen zerstört worden war. Wiederaufbau von Kirche und Kloster wurden von Papst Sergius III. (904-911) unterstützt; damals wurde die Kirche der Gottesmutter Maria geweiht und erhielt den Namen S. Maria in Tempuli. Die Legende von Tempulo und seinen Brüdern enthält vielleicht ein Körnchen Wahrheit insofern, als die Maria Advocata unter den fünf frühen Marien-Ikonen Roms möglicherweise die einzige ist, die "ein frühes Importbild aus dem Osten" verkörpert (Hans Belting). Seit dem 10. Jahrhundert hat bei den volkstümlischen Augustprozessionen in der Nacht vor Mariä Himmelfahrt die alte Ikone der Maria Advocata eine Hauptrolle unter den römischen Marienbildern gespielt. Es kam dabei zu Begegnungen der mitgeführten Advocata mit einer alten Christus-Ikone (an den die Fürbitterin sich wendet), wobei man beide Ikonen sich voreinander verneigen ließ.
Eine weitere Legende aus der Zeit um 1100 berichtet davon, dass Papst Sergius III. um 905 die berühmte Ikone aus der damaligen Kirche S. Maria in Tempuli in die Papstkapelle Sancta Sanctorum im Lateran hatte überführen wollen, dass dieser Plan aber durch ein wunderbares Eingreifen Gottes zunichte gemacht worden sei; daraufhin habe der Papst den Nonnen des Klosters ein zu dauerhaftem Besitz berechtigendes Diplom ausgestellt. In einem Pilgerführer von 1375 wird über die Ereignisse des Jahres 905 erneut berichtet: "In S. Sisto bei den Mönchen und Nonnen des Predigerordens ... befindet sich das von Lukas gemalte Bild der seligen Jungfrau, das einmal ein Papst mit Gewalt an sich brachte und nach Sancta Sanctorum überführte mit der Begründung, die Mutter müsse mit dem Sohn zusammensein, dessen Ikone sich dort befindet."
Am 28.2.1221 wurde die Marien-Ikone von Domingo de Guzmàn, dem Ordensgründer Dominikus, in das von ihm gegründete nahe gelegene neue Frauenkloster S. Sisto (gegenüber den Caracallathermen) übertragen, wo das berühmte Bild wahrscheinlich in einer Wandädikula mit Baldachin in der Apsis zur Verehrung aufgestellt war. Am 8.2.1575 zogen die Dominikanerinnen - und mit ihnen die Marien-Ikone - um in den neuen Konvent SS. Domenico e Sisto an der Piazza Magnanapoli (heute Angelicum). Der Altar mit der Ikone befand sich in der Trennwand zwischen dem äußeren, öffentlich zugänglichen Teil der Kirche und dem Chorraum der Schwestern; er war also von beiden Seiten sichtbar, aber zum äußeren Kichenteil hin durch ein Gitter geschützt. Das Marienbild war drehbar und konnte auch in dem öffentlichen Teil der Kirche gezeigt werden.
1931 sind die Dominikanerinnen erneut umgezogen in das Monastero di S. Maria del Rosario, wo die Marien-Ikone heute in dem zur Klausur gehörenden Teil der Kirche aufbewahrt und verehrt wird. Von dem allgemein zugänglichen Teil der Kiche aus kann man durch ein Eisengitter zunächst nur die mit Votivgaben geschmückte Kopie der Ikone auf der Rückseite des Origninals sehen. Nach Anmeldung besteht aber die Möglichkeit, auch das Original vor oder nach der täglichen Messfeier zu betrachten und davor zu beten; die Ikone wird dann dem Betrachter zugedreht.
Die älteste aller Marien-Ikonen soll - nach einer frommen, bis ins 7. Jahrhundert zurückreichenden Tradition - von dem Evangelisten Lukas eigenhändig gemalt worden sein. Die Maria Advocata wurde um das Jahr 1100 zu einem "Lukasbild" erklärt und galt bereits zu dieser Zeit als die älteste Marien-Ikone Roms.
Die ältesten Marien-Ikonen Roms und alte Repliken der Maria Advocata
In den seit der ersten Hälfte des 5. Jahrhunderts bestehenden frühchristlichen Marienkirchen Roms gab es bereits um das Jahr 600 einige gemalte Marienbilder (die frühen Mosaiken bleiben hier unberücksichtigt). Dazu gehörten S. Maria Maggiore, S. Maria in Trastevere und das kleine Oratorium S. Agata in Turri (wegen der dort aufbewahrten berühmten Marien-Ikone), seit 609 dann auch S. Maria ad Martyres (Pantheon) und die Papstkapelle Sancta Sanctorum, schließlich seit dem 7. Jahrhundert S. Maria Antiqua am Forum Romanum.
Die Ikone Maria Advocata von S. Sisto wurde in der Zeit nach 1100 verschiedene Male für Klöster in Rom und Umgegend kopiert. Man glaubte, dass die Wirkkraft des Originals auf die Repliken überging. Von diesen Repliken sind insbesondere diejenigen in folgenden Kirchen erhalten geblieben: S. Maria in Aracoeli (8./9.Jh.); S. Alessio auf dem Aventin; S. Maria in Campo Marzio und S. Gregorio Nazianzeno (ca. 1170); Dom von Vetralla/Latium (ca. 1120); S. Maria in Via Lata (12. Jh.); SS. Domenico e Sisto; Cappella Paolina im Vatikan (16. Jh.).
Kontakt
Monastero di S. Maria del Rosario, Via Cadlolo Alberto 51 / Via trionfale 177, 00136 Roma, Tel.: 0039 06 – 35 42 09 40.
Messzeiten des Klosters
Täglich 7.30 Uhr, sonntags 11.00 Uhr.
Literatur
- Theodor Klauser: Rom und der Kult der Gottesmutter Maria. In: Jahrbuch für Antike und Christentum 15, 1972, 120 ff.
- Hans Belting: Bild und Kult - Eine Geschichte des Bildes vor dem Zeitalter der Kunst. 2. Auflage, München 1991
- Raimondo Spiazzi (Hg.): La Chiesa e il Monastero di San Sisto all´Appia - Raccolta di Studi Storici. Bologna 1992 (mit 12 Entwurfszeichnungen von 1570 für Fresken mit der Geschichte der Ikone; im Auftrag des damaligen Titelkardinals Filippo Buoncompagni)
- Paul Badde: Roms geheimer Schatz. In: "Vatican" Heft 5, Dezember 2007, S. 6 ff.
- Michael Hesemann: ''Maria von Nazareth. Geschichte, Archäologie, Legenden. Kapitel I Advocata Nostra. S. 14-26. Augsburg 2011