Seele: Unterschied zwischen den Versionen
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− | [[Joseph Ratzinger]], ''Eschatologie - Tod und ewiges Leben'' (Bd. IX. der Katholischen Dogmatik von [[Johann Auer]], 1. Aufl. Regensburg 1977), Neuausgabe in Vorbereitung | + | *Michael M. Weber, Psychotechniken - die neuen Verführer, Christiana Verlag 2000 (3. AuflageISBN 3-7171-1038-1). |
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Version vom 20. November 2007, 23:19 Uhr
Nach dem christlichen Menschenbild ist jeder Mensch eine Einheit aus Leib und Seele. Im Tod trennt sich die Seele vom Leib und kommt danach vor ein persönliches Gericht vor Gott, in dem sich entscheidet, ob sie im Fegefeuer der Reinigung bedarf, sofort in die Herrlichkeit des Himmels eingehen darf oder aber die Strafe der Hölle erleidet.
Diese überlieferte Lehre der Kirche, die seit 1336 mit der Bulle Benedictus Deus des Papstes Benedikt XII. verbindlich definiert ist, wurde von der modernen Theologie heftig bekämpft. Man meinte, diese Lehre mit einem naiven Platonismus identifizieren und angesichts der heutigen Entwicklung in Philosophie und Wissenschaft überwinden zu müssen.
Andere Theologen haben aber im 19. und 20. Jahrhundert gezeigt, dass die Lehre von der Einheit der menschlichen Persönlichkeit, einer Einheit aus Leib und Seele, eine explizit christliche Innovation darstellt, die sowohl den platonischen Dualismus als auch einen allzu schlichten Artistotelismus zugunsten eines höheren Begriffs wesentlich ergänzt. Unübertroffen ist die im Thomismus zum Ausdruck gekommene Formulierung anima forma corporis, die Seele ist die Form des Körpers. Obwohl diese Einsicht, ins Alltagsverständnis übersetzt, angesichts der Verweslichkeit jedes entseelten Körpers, geradezu offenkundig nachvollziehbar ist, wird sie immer wieder als unbegründete Spekulation zurückgewiesen. Man hat das neue Modell einer "Auferstehung im Tode" (des ganzen Menschen) zu forcieren versucht, deren mangelhafte Glaubwürdigkeit jedoch nur abgefangen werden kann, wenn derjenige, der diese Überzeugung vertritt, implizit voraussetzt, was er zugleich deklaratorisch von sich weist. Denn dass der soeben beerdigte Leichnam nicht im gleichen Moment "ganzheitlich" bereits auferstanden sein kann, ist eine so selbstverständliche Tatsache wie Sonnenaufgang und Sonnenuntergang. So bekennen gerade jene, die von einer unsterblichen Seele nichts wissen wollen, mit dieser Position einen verhaltenen Spiritualismus, der den ganzen Menschen in widerchristlicher Weise auf "etwas" reduziert, das nicht im Grab liegt, sondern "augenblicklich" irgendwie fortlebt. Mithin zielt gerade die Distanzierung vom Begriff der Seele auf eine Leugnung der Auferstehung des Fleisches, die auch das verbindliche Credo des Gottesvolkes von 1968 lehrt.
Dass diese seelenlosen Ansichten ein starkes Übergewicht in der gegenwärtigen Theologie nördlich der Alpen gewinnen konnten, beruht möglicherweise auf einem (nicht hinreichend überlegten) Übertritt zu einem Erkenntnismodell, das sich nicht mehr an die Lehre Christi in der Kirche, wie sie die im Licht der Tradition gelesene Heilige Schrift verkündet, gebunden weiß. Im Altertum wurde die Überzeugung von einer inneren Erkenntniskraft dessen, der zu immer tieferer Kenntnis der göttlichen Geheimnisse aufsteigt, als Gnosis bezeichnet. Die Gnosis stellte die größte Versuchung in den ersten Tagen des Christentums da. In neuen Ausdrucksformen, gespeist durch philosophische Erkenntnislehren verschiedenster Herkunft, die sich vom Wort Gottes lossagen, ist die Überzeugung von der Erlösung durch persönliche Erkenntnis (notfalls von Nichts = Nihilismus), wie wohl zu allen Zeiten, der stärkste antichristliche Irrtum.
Das kirchliche Bekenntnis hingegen, im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes, wie es bereits in den ältesten Taufformeln zum Ausdruck kommt, stellt uns das unerforschliche Dogma der in Christus geoffenbarten Trinität als des innersten Wesens Gottes vor Augen. Der Glaube an dieses uns Menschen geschenkte Mysterium begründet die katholische Abwehr jedweder Anfechtung durch Selbsterlösungslehren aller Art. Also kommt auch die wahre Erkenntnis der Seele aus der Liebe, die das Wesen Gottes ist. Eher bin ich nicht als dass Gott nicht ist.
Die unsterbliche Seele wünscht die Taufe. Unmittelbar von Gott geschaffen, strebt jede Seele dem Heil entgegen, sogar unter den Bedingungen von Ursünde und Erbsünde. Daher konnte Gott schon vor der Erlösungstat Christi zu den Menschen sprechen, durch das Gesetz (des Alten Bundes) und die Propheten. Die Seele, das Herz jedes Menschen, sucht die Begegnung mit Gott, in Jesus Christus. Durch die Taufe erlöst und in der Gemeinschaft mit Christus neu geschaffen, ergänzt die Gnade Gottes an ihr, was der Gott zugewandten Seele am Heil fehlt, um die ewige Herrlichkeit zu erlangen.
Bestimmte Strömungen der neuesten Philosophie, von denen u.a. Jean Guitton berichtet, stehen dem christlichen Begriff von der unsterblichen Seele wieder offen gegenüber. Das Verhalten der Menschen, betrachtet man es nur unvoreingenommen genug, zielt seit jeher auf das ewige Leben. Was wir darüber nicht wissen, dass hat uns Christus durch die Kirche in hinreichender Gewissheit mitgegeben.
Literatur:
- Joseph Ratzinger, Eschatologie - Tod und ewiges Leben (Bd. IX. der Katholischen Dogmatik von Johann Auer, 1. Aufl. Regensburg 1977), Neuausgabe in Vorbereitung.
- Michael M. Weber, Psychotechniken - die neuen Verführer, Christiana Verlag 2000 (3. AuflageISBN 3-7171-1038-1).