St. Gallen-Gruppe: Unterschied zwischen den Versionen

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Die '''St. Gallen-Gruppe''' war ein Freundeskreis einiger [[Bischöfe]] bzw. [[Kardinäle]], die sich jährlich in St. Gallen mit dem Ziel trafen, eine "drastische [[Reform]] der [[Kirche]], die viel moderner und näher am Zeitgeist" ist, zu bewirken.<ref>[https://www.freiewelt.net/nachricht/papst-franziskus-als-radikaler-reformer-wunschkandidat-der-st-gallen-mafia-10073032/ Papst Franziskus als radikaler Reformer: Wunschkandidat der »St. Gallen Mafia«] www.freiewelt.net am 15. Dezember 2017</ref> Intern nannten die Geistlichen ihre Gruppe «Mafia».<ref> [https://www.20min.ch/schweiz/ostschweiz/story/St--Galler--Mafia--steuerte-die-Papst-Wahl-12971358 St. Galler «Mafia» steuerte die Papst-Wahl] www.20min.ch am 29. September 2015; [https://www.freiewelt.net/nachricht/papst-franziskus-als-radikaler-reformer-wunschkandidat-der-st-gallen-mafia-10073032/ Papst Franziskus als radikaler Reformer: Wunschkandidat der »St. Gallen Mafia«] www.freiewelt.net am 15. Dezember 2017</ref> Die Gruppe habe 2006 offiziell aufgehört zu existieren, aber offensichtlich fand eine Wiederbelebung statt.<ref>[https://www.freiewelt.net/nachricht/papst-franziskus-als-radikaler-reformer-wunschkandidat-der-st-gallen-mafia-10073032/ Papst Franziskus als radikaler Reformer: Wunschkandidat der »St. Gallen Mafia«] www.freiewelt.net am 15. Dezember 2017</ref>  
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Als '''St. Gallen-Gruppe''' wird ein Freundeskreis einiger [[Bischöfe]] bzw. [[Kardinäle]] bezeichnet, der sich jährlich in St. Gallen in der [[Schweiz]] traf. Sie dachten nach über eine "[[Reform]] der [[Kirche]], die viel moderner und näher am Zeitgeist" ist, und Wege zu ihrer Verwirklichung.<ref>[https://www.freiewelt.net/nachricht/papst-franziskus-als-radikaler-reformer-wunschkandidat-der-st-gallen-mafia-10073032/ Papst Franziskus als radikaler Reformer: Wunschkandidat der »St. Gallen Mafia«] www.freiewelt.net am 15. Dezember 2017</ref> Intern nannten die Geistlichen ihre Gruppe humorvoll «Mafia».<ref> [https://www.20min.ch/schweiz/ostschweiz/story/St--Galler--Mafia--steuerte-die-Papst-Wahl-12971358 St. Galler «Mafia» steuerte die Papst-Wahl] www.20min.ch am 29. September 2015; [https://www.freiewelt.net/nachricht/papst-franziskus-als-radikaler-reformer-wunschkandidat-der-st-gallen-mafia-10073032/ Papst Franziskus als radikaler Reformer: Wunschkandidat der »St. Gallen Mafia«] www.freiewelt.net am 15. Dezember 2017</ref> Die Gruppe habe 2006 offiziell aufgehört zu existieren,<ref>[https://www.freiewelt.net/nachricht/papst-franziskus-als-radikaler-reformer-wunschkandidat-der-st-gallen-mafia-10073032/ Papst Franziskus als radikaler Reformer: Wunschkandidat der »St. Gallen Mafia«] www.freiewelt.net am 15. Dezember 2017</ref>
  
 
==Ziele==
 
==Ziele==
  
Ziel des Zirkels war es, gleichgesinnte Kirchenvertreter auf der höchsten Ebene zu sammeln. Der Kreis lehnte die „Restauration“ ab, die [[Johannes Paul II.]] vorgeworfen wurde. Stattdessen sollte der angeblich abgebrochene Weg zu einem „neuen Frühling“ der [[Kirche]] vollendet werden, der – angestoßen von der Rheinischen Allianz – durch das [[Zweites Vatikanisches Konzil|Zweite Vatikanische Konzil]] begonnen worden war. Der seit über 200 Jahren geführte [[Kulturkampf]] gegen die Moderne solle beendet werden und sich die Kirche in Einklang mit der [[Aufklärung]] und der [[Französische Revolution|Französischen Revolution]] bringen.<ref>[https://katholisches.info/2018/02/12/fuenf-jahre-amtsverzicht-von-benedikt-xvi-und-viele-offene-fragen/ Fünf Jahre Amtsverzicht von Benedikt XVI. und viele offene Fragen] Katholisches.info am 12. Februar 2018</ref>
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Ziel des Zirkels war es nach dem [[Zweites Vatikanisches Konzil|Zweiten Vatikanischen Konzil]], den Ortskirchen mehr Gewicht zu verleihen. Dazu sollten sich gleichgesinnte Kirchenvertreter auf der höchsten Ebene sammeln.<ref>[https://tageswoche.ch/politik/die-tafelrunde-von-st-gallen-die-franziskus-zum-papst-machte/ Die Tafelrunde von St. Gallen, die Franziskus zum Papst machte] tageswoche.ch am 2. Oktober 2015</ref> Der Kreis lehnte die „Restauration“ ab, die [[Johannes Paul II.]] vorgeworfen wurde. Stattdessen sollte der angeblich abgebrochene Weg zu einem „neuen Frühling“ der [[Kirche]] vollendet werden, der – angestoßen von der "Rheinischen Allianz" ([[Walter Kasper]] in Rottenburg-Stuttgart, [[Karl Lehmann]] in Mainz, [[Oskar Saier]] in Freiburg, vorher schon [[Josef Frings]] in Köln mit seinem Konzilsberater Josef Ratzinger) – durch das [[Zweites Vatikanisches Konzil|Zweite Vatikanische Konzil]] begonnen worden war. Ein seit über 200 Jahren geführter "[[Kulturkampf]] gegen die Moderne" ([[Antimodernismus]]) sollte beendet werden.<ref>[https://katholisches.info/2018/02/12/fuenf-jahre-amtsverzicht-von-benedikt-xvi-und-viele-offene-fragen/ Fünf Jahre Amtsverzicht von Benedikt XVI. und viele offene Fragen] Katholisches.info am 12. Februar 2018</ref>
  
 
Als intellektuelle Leitfigur der Gruppe galt [[Carlo Martini]], vor allem durch seine Insistenz auf eine „Kultur der Zärtlichkeit“ und eine „Haltung gegenüber der [[Sexualität]], die frei von Vorurteilen“ sei. Diese dienten als Leitmotive, welche die Enzyklika [[Humanae vitae]] [[Paul VI.|Pauls VI]]. angreifen sollten. Die Linie der progressiven Revolution, die Martini verfolgte, ging auch aus Aussagen eines nur wenige Stunden nach seinem Tod von der Zeitung „Corriere della Sera“ veröffentlichten Interviews hervor: „Die Kirche muss ihre Fehler eingestehen und muss einen radikalen Weg des Wandels einschlagen, der beim [[Papst]] anfängt und bis zu den Bischöfen reicht.“<ref>[https://www.freiewelt.net/nachricht/papst-franziskus-als-radikaler-reformer-wunschkandidat-der-st-gallen-mafia-10073032/ Papst Franziskus als radikaler Reformer: Wunschkandidat der »St. Gallen Mafia«] www.freiewelt.net am 15. Dezember 2017</ref>  
 
Als intellektuelle Leitfigur der Gruppe galt [[Carlo Martini]], vor allem durch seine Insistenz auf eine „Kultur der Zärtlichkeit“ und eine „Haltung gegenüber der [[Sexualität]], die frei von Vorurteilen“ sei. Diese dienten als Leitmotive, welche die Enzyklika [[Humanae vitae]] [[Paul VI.|Pauls VI]]. angreifen sollten. Die Linie der progressiven Revolution, die Martini verfolgte, ging auch aus Aussagen eines nur wenige Stunden nach seinem Tod von der Zeitung „Corriere della Sera“ veröffentlichten Interviews hervor: „Die Kirche muss ihre Fehler eingestehen und muss einen radikalen Weg des Wandels einschlagen, der beim [[Papst]] anfängt und bis zu den Bischöfen reicht.“<ref>[https://www.freiewelt.net/nachricht/papst-franziskus-als-radikaler-reformer-wunschkandidat-der-st-gallen-mafia-10073032/ Papst Franziskus als radikaler Reformer: Wunschkandidat der »St. Gallen Mafia«] www.freiewelt.net am 15. Dezember 2017</ref>  
  
 
==Namensgebung, Gründung und Teilnehmer ==
 
==Namensgebung, Gründung und Teilnehmer ==
[[Kardinal]] [[Godfried Danneels]], der ehemalige [[Erzbischof]] von Brüssel-Mechelen, outet sich in einer französischen Biografie als Mitglied der sogenannten «St. Gallen-Gruppe». Diese hatte sich ab [[1997]], stets Anfang Januar in der [[Schweiz]], meist im bischöflichen Palais von St. Gallen zusammen - in aller Heimlichkeit - versammelt. Initianten waren der damalige St. Galler [[Bischof]] [[Ivo Fürer]] und der damalige [[Erzbischof]] von Mailand, [[Carlo Martini]], der als «Anti-Papst» galt und Förderer und Führer gewesen ist. Das erste Treffen war jedoch [[1996]] in [[Deutschland]]. Der damalige Bischof von Rottenburg-Stuttgart [[Walter Kasper]] war Gastgeber im ehemaligen Zisterzienserkloster Heiligkreuztal. Mit dabei war der Erzbischof von Mailand, Kardinal [[Carlo Maria Martini]], der niederländische Bischof von Helsinki [[Paul Verschuren]], Bischof [[Jean Vilnet]] aus Lille, Bischof [[Johann Weber]] aus Graz-Seckau und der damalige Vorsitzende der deutschen Bischofskonferenz Bischof [[Karl Lehmann]] aus Mainz. Die sieben Männer speisten gemeinsam, feierten zusammen die Messe und tauschten sich aus. Knapp zwei Tage verbrachten sie miteinander im Kloster. Es ging bei den Gesprächen, die vom Frühstück bis spät am Abend dauerten, unter anderem um das Übel des römischen Zentralismus, um die Aufwertung der Rolle der [[Bischofskonferenz]]en, um Sexualmoral, um die Qualität und die [[Berufung]] von [[Bischöfe]]n und um die [[Kollegialität]].<ref>[https://tageswoche.ch/politik/die-tafelrunde-von-st-gallen-die-franziskus-zum-papst-machte/ Die Tafelrunde von St. Gallen, die Franziskus zum Papst machte] tageswoche.ch am 2. Oktober 2015</ref>  
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[[Kardinal]] [[Godfried Danneels]], der ehemalige [[Erzbischof]] von Brüssel-Mechelen, bezeichnete sich in einer französischen Biografie als Mitglied der sogenannten «St. Gallen-Gruppe». Diese traf ab [[1997]] stets Anfang Januar in der [[Schweiz]], meist im bischöflichen Palais von St. Gallen zusammen. Initiatoren waren der damalige St. Galler [[Bischof]] [[Ivo Fürer]], Sekretär des Rates der [[CCEE|Europäischen Bischofskonferenzen]], der gegründet wurde, um den europäischen Ortskirchen mehr Gewicht zu verleihen, ebenso der damalige [[Erzbischof]] von Mailand, [[Carlo Martini]]. Das erste Treffen war jedoch [[1996]] in [[Deutschland]]. Der damalige Bischof von Rottenburg-Stuttgart [[Walter Kasper]] war Gastgeber im ehemaligen Zisterzienserkloster Heiligkreuztal. Mit dabei war der Erzbischof von Mailand, Kardinal [[Carlo Maria Martini]], der niederländische Bischof von Helsinki [[Paul Verschuren]], Bischof [[Jean Vilnet]] aus Lille, Bischof [[Johann Weber]] aus Graz-Seckau und der damalige Vorsitzende der deutschen Bischofskonferenz Bischof [[Karl Lehmann]] aus Mainz. Die sieben Männer feierten zusammen die heilige Messe und tauschten sich zwei Tage lang aus. Es ging bei den Gesprächen unter anderem um römischen Zentralismus, um die Aufwertung der Rolle der [[Bischofskonferenz]]en, um [[Sexualmoral]], um die Qualität und die [[Berufung]] von [[Bischöfe]]n und um die [[Kollegialität]].<ref>[https://tageswoche.ch/politik/die-tafelrunde-von-st-gallen-die-franziskus-zum-papst-machte/ Die Tafelrunde von St. Gallen, die Franziskus zum Papst machte] tageswoche.ch am 2. Oktober 2015</ref>  
  
Weitere Teilnehmer der Treffen waren der ehemalige Salzburger Erzbischof [[Alois Kothgasser]], Achille Silvestrini (Italien), der Lissaboner Patriarch José da Cruz Policarpo sowie der Ukrainer Lubomyr Husar und <ref>[https://tageswoche.ch/politik/die-tafelrunde-von-st-gallen-die-franziskus-zum-papst-machte/ Die Tafelrunde von St. Gallen, die Franziskus zum Papst machte] tageswoche.ch am 2. Oktober 2015</ref> der britische Kardinal [[Basil Hume]].<ref> [https://en.wikipedia.org/wiki/St._Gallen_Group Die "St. Gallen-Gruppe"] in der englischen [[Wikipedia]]</ref>Ihnen gehörte später auch [[Jorge Mario Bergoglio]] an. Ihre Treffen hätten sie jeweils als spirituellen Urlaub getarnt. Bisweilen sollen dem Zirkel 45 Geistliche angehört haben.<ref> [https://www.20min.ch/schweiz/ostschweiz/story/St--Galler--Mafia--steuerte-die-Papst-Wahl-12971358 St. Galler «Mafia» steuerte die Papst-Wahl] www.20min.ch am 29. September 2015; [https://www.freiewelt.net/nachricht/papst-franziskus-als-radikaler-reformer-wunschkandidat-der-st-gallen-mafia-10073032/ Papst Franziskus als radikaler Reformer: Wunschkandidat der »St. Gallen Mafia«] www.freiewelt.net am 15. Dezember 2017</ref>
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Weitere Teilnehmer der Treffen waren der ehemalige Salzburger Erzbischof [[Alois Kothgasser]], [[Achille Silvestrini]] (Italien), der Lissaboner Patriarch José da Cruz Policarpo sowie der Ukrainer Lubomyr Husar und <ref>[https://tageswoche.ch/politik/die-tafelrunde-von-st-gallen-die-franziskus-zum-papst-machte/ Die Tafelrunde von St. Gallen, die Franziskus zum Papst machte] tageswoche.ch am 2. Oktober 2015</ref> der britische Kardinal [[Basil Hume]].<ref> [https://en.wikipedia.org/wiki/St._Gallen_Group Die "St. Gallen-Gruppe"] in der englischen [[Wikipedia]]</ref> Ihnen gehörte später auch [[Jorge Mario Bergoglio]] an. Zeitweise sollen dem Zirkel 45 Geistliche angehört haben.<ref> [https://www.20min.ch/schweiz/ostschweiz/story/St--Galler--Mafia--steuerte-die-Papst-Wahl-12971358 St. Galler «Mafia» steuerte die Papst-Wahl] www.20min.ch am 29. September 2015; [https://www.freiewelt.net/nachricht/papst-franziskus-als-radikaler-reformer-wunschkandidat-der-st-gallen-mafia-10073032/ Papst Franziskus als radikaler Reformer: Wunschkandidat der »St. Gallen Mafia«] www.freiewelt.net am 15. Dezember 2017</ref>
  
Die Gruppe wollte schließlich [[Jorge Mario Bergoglio]] als Oberhaupt der [[Kirche]]. [[Paul Badde]] wusste aus verlässlichen Quellen, dass „drei Tage nach dem [[Begräbnis]] [[Johannes Paul II.|Johannes Pauls II.]] sich die Kardinäle [[Carlo Martini]], [[Karl Lehmann]] und [[Walter Kasper]] aus [[Deutschland]], [[Audrys Backis]] aus Litauen, Adrians van Luyn aus Holland, [[Godfried Danneels]] aus Brüssel und [[Cormac Murphy O’Connor]] aus London (sich) in der sogenannten Villa Nazareth in [[Rom]] trafen, […] um im Geheimen die Taktik zu besprechen, mit der man die Wahl [[Joseph Ratzinger]]s abwenden könne.“<ref>[https://www.freiewelt.net/nachricht/papst-franziskus-als-radikaler-reformer-wunschkandidat-der-st-gallen-mafia-10073032/ Papst Franziskus als radikaler Reformer: Wunschkandidat der »St. Gallen Mafia«] www.freiewelt.net am 15. Dezember 2017</ref>
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Die Gruppe soll schließlich - anders als vergleichbare Gruppen in Rom und anderen Teilen der Kirche - [[Jorge Mario Bergoglio]] als Oberhaupt der [[Kirche]] favorisiert haben. Der Journalist [[Paul Badde]] wusste aus so genannten "verlässlichen Quellen", dass „drei Tage nach dem [[Begräbnis]] [[Johannes Paul II.|Johannes Pauls II.]] sich die Kardinäle [[Carlo Martini]], [[Karl Lehmann]] und [[Walter Kasper]] aus [[Deutschland]], [[Audrys Backis]] aus Litauen, Adrians van Luyn aus Holland, [[Godfried Danneels]] aus Brüssel und [[Cormac Murphy O’Connor]] aus London in der sogenannten Villa Nazareth in [[Rom]] trafen, […] um im Geheimen die Taktik zu besprechen, mit der man die Wahl [[Joseph Ratzinger]]s abwenden könne.“<ref>[https://www.freiewelt.net/nachricht/papst-franziskus-als-radikaler-reformer-wunschkandidat-der-st-gallen-mafia-10073032/ Papst Franziskus als radikaler Reformer: Wunschkandidat der »St. Gallen Mafia«] www.freiewelt.net am 15. Dezember 2017</ref>
  
==Erfolge der liberalen Richtung==
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Dem gegenüber steht die Aussage von Kardinal Karl Lehmann, dass es programmatische Aktionen, konkrete Aktivitäten oder Seilschaften zur Unterstützung eines Kandidaten beim Konklave in St. Gallen nie gegeben habe und dass Gerüchte, die Gruppe habe gegen Joseph Ratzinger gearbeitet, ohne jede Grundlage seien. Bischof Ivo Fürer berichtete später, dass bei den Diskussionen über die Nachfolge Papst Johannes Pauls II. auch Namen genannt wurden, ohne dass sich die Teilnehmer auf einen Kandidaten festlegten.<ref>[https://tageswoche.ch/politik/die-tafelrunde-von-st-gallen-die-franziskus-zum-papst-machte/ Die Tafelrunde von St. Gallen, die Franziskus zum Papst machte] tageswoche.ch am 2. Oktober 2015.</ref>
  
===[[Konklave]]===
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Die Gruppe traf sich im Januar 2006 zum letzten Mal; sie bestand zu dem Zeitpunkt noch aus vier Mitgliedern. Im Oktober 2005 war Bischof Ivo Fürer altersbedingt als Diözesanbischof von St. Gallen zurückgetreten.<ref>[https://tageswoche.ch/politik/die-tafelrunde-von-st-gallen-die-franziskus-zum-papst-machte/ Die Tafelrunde von St. Gallen, die Franziskus zum Papst machte] tageswoche.ch am 2. Oktober 2015.</ref>
  
Die "St. Gallen-Gruppe" leistete in den Konklaven 2005 und 2013 Lobbyarbeit für [[Kardinal]] [[Jorge Mario Bergoglio]].<ref>[http://www.kath.net/news/65374 Medienbericht: Müller bestätigt, dass Papst Untersuchungen stoppte] [[Kath.net]] am 4. Oktober 2018</ref> Zusammen haben sie einen geheimen ‚Widerstand‘ gegen Kardinal [[Joseph Ratzinger]] organisiert, der zur damaligen Zeit als rechte Hand Papst [[Johannes Paul II.|Johannes Pauls II.]] wirkte“ (Interview Danneels). Nach der Rom-zentrierten Regierungsform und den klaren lehramtlichen Aussagen Johannes Pauls II., besonders in moralischen Fragen, wollte die Gruppe nunmehr einen Nachfolger vorbereiten, der die Kirche in eine progressive Richtung lenken würde.<ref>[https://www.freiewelt.net/nachricht/papst-franziskus-als-radikaler-reformer-wunschkandidat-der-st-gallen-mafia-10073032/ Papst Franziskus als radikaler Reformer: Wunschkandidat der »St. Gallen Mafia«] www.freiewelt.net am 15. Dezember 2017</ref>
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== Das Pontifikat von Papst Franziskus ==
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[[Datei:Papst Franziskus Havanna.JPG|miniatur|Hl. Messe mit Papst Franziskus in Havanna (Plaza de la Revolución) am 20. September 2015]]
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«Was [[Franziskus (Papst)|Franziskus]] heute umzusetzen versucht, entspricht in hohem Maße den Gedanken, die wir (die St. Gallen-Gruppe) damals hatten», so [[Kardinal]] [[Walter Kasper]] 2015.<ref>[https://tageswoche.ch/politik/die-tafelrunde-von-st-gallen-die-franziskus-zum-papst-machte/ Die Tafelrunde von St. Gallen, die Franziskus zum Papst machte] tageswoche.ch am 2. Oktober 2015</ref> Die Umsetzung nennt Kasper "einen neuen Stil" der "Prozesse anstossen" will.<ref>[[Walter Kardinal Kasper]] im Gespräch mit Raffaele Luise, Das Feuer des Evangeliums. Mein Weg mit [[Papst Franziskus]], Aus dem Italienischen übersetzt von Gabriele Stein, [[Patmos Verlag]] Ostfildern 2016 (232 S.ISBN 978-3-8436-0771-1; [https://books.google.de/books?id=6mZ4DwAAQBAJ&pg=PT49&lpg=PT49&dq=kasper+prozesse+anstoßen&source=bl&ots=vAmD0I6XIn&sig=VbTSTsANkF_y7ar9elR8DKM015U&hl=de&sa=X&ved=2ahUKEwislOOIzZffAhUEI1AKHeEjAakQ6AEwBnoECAEQAQ#v=onepage&q=kasper%20prozesse%20anstoßen&f=false Leseprobe]).</ref> Dies betreffe nach dem Apostolischen Schreiben [[Evangelii gaudium]] vom 24. November [[2013]] von [[Papst Franziskus]], sowohl die Neuausrichtung der Pastoral, als auch der Lehre: "Das [[Papsttum]] und die zentralen Strukturen der Universalkirche haben es nötig, dem Aufruf zu einer pastoralen Neuausrichtung zu folgen. Das [[Zweites Vatikanisches Konzil|Zweite Vatikanische Konzil]] sagte, dass in ähnlicher Weise wie die alten Patriarchatskirchen » die [[Bischofskonferenz]]en vielfältige und fruchtbare Hilfe leisten (können), um die kollegiale Gesinnung zu konkreter Verwirklichung zu führen «. Aber dieser Wunsch hat sich nicht völlig erfüllt, denn es ist noch nicht deutlich genug eine Satzung der Bischofskonferenzen formuliert worden, die sie als Subjekte mit konkreten Kompetenzbereichen versteht, auch einschließlich einer gewissen authentischen Lehrautorität. Eine übertriebene Zentralisierung kompliziert das Leben der Kirche und ihre missionarische Dynamik, anstatt ihr zu helfen." Wichtig jedoch sei, "Alleingänge zu vermeiden, sich immer auf die Brüder und Schwestern und besonders auf die Führung der [[Bischöfe]] zu verlassen, in einer weisen und realistischen pastoralen Unterscheidung." ([[Evangelii gaudium (Wortlaut)#EINE UNAUFSCHIEBBARE KIRCHLICHE ERNEUERUNG|Nr. 32+33]]).
  
Als 2005 Papst [[Johannes Paul II.]] starb, versuchte die «St. Galler Gruppe» ein erstes Mal, Bergoglio in Position zu bringen. Die Gruppe unterlag jedoch knapp: Papst wurde der Deutsche [[Joseph Ratzinger]], Benedikt XVI. Laut den Biografen von Kardinal [[Godfried Danneels]], hatte die St. Galler Gruppe fortan den Sturz Ratzingers zum Ziel.<ref> [https://www.20min.ch/schweiz/ostschweiz/story/St--Galler--Mafia--steuerte-die-Papst-Wahl-12971358 St. Galler «Mafia» steuerte die Papst-Wahl] www.20min.ch am 29. September 2015; [https://www.freiewelt.net/nachricht/papst-franziskus-als-radikaler-reformer-wunschkandidat-der-st-gallen-mafia-10073032/ Papst Franziskus als radikaler Reformer: Wunschkandidat der »St. Gallen Mafia«] www.freiewelt.net am 15. Dezember 2017</ref> Am 2. Juni 2012 anläßlich des [[Weltfamilientreffen]]s in Mailand, sagte [[Carlo Martini]] zu Papst [[Benedikt XVI.]], es sei Zeit, wegen seiner Unfähigkeit die [[Römische Kurie]] zu reformieren zurückzutreten. Er forderte: „Es ist wirklich Zeit, hier lässt sich nichts machen“.<ref>[https://katholisches.info/2015/07/17/als-kardinal-martini-zu-benedikt-xvi-sagte-du-musst-zuruecktreten/ Als Kardinal Martini zu Benedikt XVI. sagte: Du mußt zurücktreten] katholisches.info am 17. Juli 2015</ref> [[Benedikt XVI.]] trat jedoch aus Altersgründen und freier Wahl am 11. Februar 2013 zurück.<ref>[http://www.kath.net/news/40040 Papst Benedikt XVI. tritt am 28. Februar zurück!] [[Kath.net]] am 11. Februar 2013</ref> Sein Nachfolger [[Papst Franziskus]] setzt nun die Vorhaben der St. Gallen-Gruppe schrittweise in die Tat um, und zwar ohne Rücksicht auf das [[Lehramt]] der [[Kirche]] und obwohl Papst [[Benedikt XVI.]] noch lebt, so www.freiewelt.net am 15. Dezember 2017.<ref> [https://www.freiewelt.net/nachricht/papst-franziskus-als-radikaler-reformer-wunschkandidat-der-st-gallen-mafia-10073032/ Papst Franziskus als radikaler Reformer: Wunschkandidat der »St. Gallen Mafia«] www.freiewelt.net am 15. Dezember 2017</ref>
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== Ähnliche Gruppierungen ==
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Solche Kontakte von Kirchenführern sind in der Kirche nichts Ungewöhnliches. Vergleichbare Gruppierungen gab und gibt es auch an anderen Orten, vor allem in Rom.
  
=== [[Wiederverheiratet Geschiedene]] zur [[Eucharistische Kommunion|Eucharistischen Kommunion]]===
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Beispielsweise fanden vor Beginn des [[Zweites Vatikanisches Konzil|Zweiten Vatikanischen Konzils]] seit Ende 1961 mehrere Treffen von mitteleuropäischen Konzilsteilnehmern aus Frankreich, Belgien, den Niederlanden, Deutschland, Österreich, der Schweiz, Polen und Skandinavien im römischen [[Anima|Collegium Teutonicum Sanctae Mariae de Anima]] statt, die vom Kölner Erzbischof [[Josef Frings|Josef Kardinal Frings]] und dem Münchener Erzbischof [[Julius Döpfner|Julius Kardinal Döpfner]] initiiert worden waren. Die Treffen hatten das Ziel, sich gegen das Diktat der Römischen Kurie bei der Vorbereitung des Konzils und für eine andere Besetzung der konziliaren Arbeitsgruppen einzusetzen. Dabei wurden Kontakte mit anderen Gruppen angestrebt, die ebenfalls existierten. Nach Einschätzung von Kardinal Döpfner hieß der heilige Papst Johannes XXIII. es ausdrücklich gut, wenn die "reformfreudige" Gruppe der Konzilsteilnehmer aktiver würde.<ref>[[Christoph Münch]]: "Panzerkardinal" und Motor. In: [[Die Tagesporst]], 9. Februar 2023, S. 16.</ref>         
  
Die Bischöfe [[Walter Kasper#Wiederverheiratete Geschiedene|Walter Kasper]] und [[Karl Lehmann]] gaben 1993 einen Hirtenbrief zur „Pastoral mit Geschiedenen und Wiederverheirateten Geschiedenen“ heraus. Es solle nicht länger kategorisch ausgeschlossen sein, dass [[Wiederverheiratete Geschiedene]] "nach ernster [[Gewissen]]sprüfung" die heilige [[Eucharistie]] empfangen können. Dieser Hirtenbrief wurde von der [[Glaubenskongregation]] unter Kardinal [[Joseph Ratzinger]] mit Verweis auf die kirchliche Lehre in dieser Frage mit dem Schreiben [[Annus internationalis familiae]] 1994 zurückgewiesen. In zweier [[Bischofssynode]]n, sollte diese Entscheidung gekippt werden. Trotz der Nicht-Entscheidung der Väter der Bischofssynoden, gelang es [[Papst Franziskus]] eine Anmerkung in seinem [[Nachsynodales Apostolisches Schreiben|Nachsynodalen Apostolischen Schreiben]] [[Amoris laetitia]] anzubringen, das zu einem interpretatorischen Verwirrspiel führte, bei welchem er (am selben Tag!) die Interpretation der argentinischen Bischöfe ([[Diskussion um das päpstliche Schreiben "Amoris laetitia"#Papst Franziskus: Sakramentenempfang für wiederverheiratete Geschiedene in Einzelfällen möglich|vgl.]]) für die einzig richtige erklärte und diese in die [[Acta Apostolicae Sedis]] aufnahm. Der [[Sakrament]]enempfang für Katholiken die "in einer objektiven [[Todsünde|Situation der Sünde]]" leben sei in Einzelfällen möglich. Sie könnten bei bestehender sakramentaler [[Ehe]] in einer neuen Beziehung leben. [[Wiederverheiratete Geschiedene|Wiederverheirateten Geschiedenen]] sei zwar nach Möglichkeit eines Zusammenlebens in sexueller Enthaltsamkeit nahezulegen, dies stelle jedoch nicht immer eine praktikable Lösung dar. Eine Zulassung zu den Sakramenten könne keine allgemeine "Erlaubnis" oder eine zu liberale Praxis sein, sondern nur das Ergebnis eines Unterscheidungsprozesses im Einzelfall, der durch einen Geistlichen "persönlich und pastoral" begleitet wird. Eine Rolle spiele beispielsweise die Dauer [[Ehebruch|der neuen Bindung]], [[Ehebruch|wiederholtes Scheitern von Beziehungen]] oder die [[Gewissenserforschung|Bewertung der eigenen Lebenssituation]]. Wenn etwa die Schuld des Betreffenden eingeschränkt sei oder ein Schaden für die Kinder aus der neuen Beziehung drohe, eröffne "[[Amoris laetitia]]" die "Möglichkeit des Zugangs zu den Sakramenten der Versöhnung und der Eucharistie", interpretierten die argentinischen Bischöfe. Schließlich könne angeraten sein, dass der Zugang zu den Sakramenten "auf diskrete Weise" geschehe, vor allem wenn Konflikte zu erwarten seien. Auch ein Klima des Verstehens und der Offenheit dürfe keine "Verwirrung hinsichtlich der Lehre der Kirche über die unauflösliche Ehe" schaffen, so die argentinischen Bischöfe. Der Papst-Vertraute, [[Victor Manuel Fernandez]] [[SJ]], erklärte im August 2017, dass Papst Franziskus mit [[Amoris laetitia]] die „Disziplin“ der Kirche ändern will und auch geändert habe. Bisher war aus dem päpstlichen Umfeld gegenüber Kritikern mit Nachdruck behauptet worden, es ändere sich „nichts“.<ref>[https://katholisches.info/2017/08/24/papst-vertrauter-laesst-katze-aus-dem-sack-ja-franziskus-hat-mit-amoris-laetitia-die-disziplin-der-kirche-geaendert-und-zwar-irreversibel/ Papst-Vertrauter lässt Katze aus dem Sack: „Ja, Franziskus hat mit Amoris laetitia die Disziplin der Kirche geändert“, und zwar „irreversibel“] Katholisches.info am 24. August 2017</ref>
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'''Siehe auch:''' [[Joseph-Ratzinger-Schülerkreis]]
 
 
===Kurienreform===
 
Dass die [[Römische Kurie]] stets den Erfordernissen der Zeit angepasst werden muss, ist offensichtlich. Dass sie jedoch in dem Geiste der St. Gallen-Gruppe gestaltet sein soll, zeigt [[Carlo Martini]]s Rücktrittsforderung am 2. Juni 2012 an Papst [[Benedikt XVI.]].<ref>[https://katholisches.info/2015/07/17/als-kardinal-martini-zu-benedikt-xvi-sagte-du-musst-zuruecktreten/ Als Kardinal Martini zu Benedikt XVI. sagte: Du mußt zurücktreten] katholisches.info am 17. Juli 2015</ref> Ein Schritt bestand in der Auflösung des [[Päpstliches Institut Johannes Paul II. für Studien zu Ehe und Familie|Päpstlichen Institutes Johannes Pauls II. für Studien zu Ehe und Familie]], und der kirchenpoltischen Neugründung mit dem Namen [[Päpstliches Theologisches Institut Johannes Paul II. für Ehe- und Familienwissenschaften]] im Geiste des [[Nachsynodales Apostolisches Schreiben|Nachsyndodalen Apostolischen Schreibens]] [[Amoris laetitia]]. [[Papst Franziskus]] mache "kaum einen Hehl daraus, dass ihm die bisherige Ausrichtung des Instituts zu konservativ war", so [[Katholisch.de]]. Neue komplexe Herausforderungen für Eheleute und Familien verlangten "einen analytischen und breitgefächerten Ansatz, der es nicht erlaubt, sich auf eine Praxis der Seelsorge und der Mission zu beschränken, die Formen und Modelle der Vergangenheit wiederspiegelt", heißt es in dem Erlass mit dem Namen [[Summa familiae cura]]. Die Auflösung des alten Familien-Instituts kam nicht ohne Vorwarnung. Bereits im August 2016 hatte der Papst dessen Präsidenten ausgewechselt. Hinter dem neuen Erlass des Papstes steht offenbar die Erkenntnis, dass das päpstliche Schreiben "[[Amoris laetitia]]" allein nicht ausreicht, um seinen moraltheologischen Paradigmenwechsel in der katholischen Kirche zum Durchbruch zu verhelfen, so Thomas Jansen von [[Katholisch.de]].<ref>[https://www.katholisch.de/aktuelles/aktuelle-artikel/ein-thinktank-fur-amoris-laetitia Ein Thinktank für "Amoris laetitia"] [[Katholisch.de]] am 20. September 2017</ref>
 
 
 
Vom [[Kardinalsrat]] wurde Mitte Juni 2018 ein Dokument zur Kurienreform mit dem vorläufigen Titel "[[Praedicate evangelium]]" verabschiedet und zur Begutachtung durch [[Papst Franzisku]]s und zur weiteren Bearbeitung vorgelegt.<ref>[http://www.kath.net/news/64122 "K9"-Rat reicht Entwurf für neue Kurienordnung an Papst weiter] [[Kath.net]] am 14. Juni 2018</ref>
 
 
 
==Das große Problem des Pontifikates von Papst Franziskus==
 
 
 
[[Kardinal]] [[Gerhard Müller]] sieht das große Problem des Pontifikates von [[Papst Franziskus]], in den "sogenannten Freunden des Papstes" und sagt: "Und wir, seine wahren Freunde, werden von den Massenmedien Feinde des Papstes genannt, aber die Kategorie der Freundschaft oder Feindseligkeit ist in diesem Fall nicht nützlich. Es erfordert ein angemessenes Management der Fragen des [[Glaube]]ns, der Disziplin und der [[Moral]] und nicht dieses System der persönlichen Beziehungen. Jedes Mal, wenn eine Gruppe von Kardinälen beim Papst ist, geschieht alles, weil einige von ihnen persönlich den Papst fragen: Ich möchte den und den als [[Bischof]], und dies aus persönlichen Gründen, und nicht, weil er die geeignetste Person ist, und so wird die [[Bischofskongregation]] umgangen“.<ref>[http://www.kath.net/news/65397 Kardinal Müller: Papst soll Versöhnung mit Erzbischof Viganò suchen!] [[Kath.net]] am 5. Oktober 2018</ref> Das unterstreicht eine gewisse verheutigte Vetterleswirtschaft des Papstes bezüglich der Teilnehmer der St. Galler-Gruppe, welche in der Danneels-Biografie mit den Worten beschrieben ist: «Die Anerkennung beruht auf Gegenseitigkeit».<ref>[https://tageswoche.ch/politik/die-tafelrunde-von-st-gallen-die-franziskus-zum-papst-machte/ Die Tafelrunde von St. Gallen, die Franziskus zum Papst machte] tageswoche.ch am 2. Oktober 2015</ref>
 
  
 
==Literatur==
 
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==Weblinks==
 
==Weblinks==
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* [https://tageswoche.ch/politik/die-tafelrunde-von-st-gallen-die-franziskus-zum-papst-machte/index.html Die Tafelrunde von St. Gallen, die Franziskus zum Papst machte] www.tageswoche.ch am 2. Okrober 2015
 
* [https://www.katholisches.info/2017/05/geheimagenda-eines-pontifikats-der-traum-von-kardinal-martini-und-seiner-mafia-von-sankt-gallen/ Geheimagenda eines Pontifikats – Der „Traum“ von Kardinal Martini und der „Mafia“ von Sankt Gallen] www.katholisches.info am 31. Mai 2017 bzw. 7. Juni 2017
 
* [https://www.katholisches.info/2017/05/geheimagenda-eines-pontifikats-der-traum-von-kardinal-martini-und-seiner-mafia-von-sankt-gallen/ Geheimagenda eines Pontifikats – Der „Traum“ von Kardinal Martini und der „Mafia“ von Sankt Gallen] www.katholisches.info am 31. Mai 2017 bzw. 7. Juni 2017
  

Version vom 24. Juli 2023, 16:13 Uhr

Die Kardiänle Walter Kasper und Godfried Danneels

Als St. Gallen-Gruppe wird ein Freundeskreis einiger Bischöfe bzw. Kardinäle bezeichnet, der sich jährlich in St. Gallen in der Schweiz traf. Sie dachten nach über eine "Reform der Kirche, die viel moderner und näher am Zeitgeist" ist, und Wege zu ihrer Verwirklichung.<ref>Papst Franziskus als radikaler Reformer: Wunschkandidat der »St. Gallen Mafia« www.freiewelt.net am 15. Dezember 2017</ref> Intern nannten die Geistlichen ihre Gruppe humorvoll «Mafia».<ref> St. Galler «Mafia» steuerte die Papst-Wahl www.20min.ch am 29. September 2015; Papst Franziskus als radikaler Reformer: Wunschkandidat der »St. Gallen Mafia« www.freiewelt.net am 15. Dezember 2017</ref> Die Gruppe habe 2006 offiziell aufgehört zu existieren,<ref>Papst Franziskus als radikaler Reformer: Wunschkandidat der »St. Gallen Mafia« www.freiewelt.net am 15. Dezember 2017</ref>

Ziele

Ziel des Zirkels war es nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil, den Ortskirchen mehr Gewicht zu verleihen. Dazu sollten sich gleichgesinnte Kirchenvertreter auf der höchsten Ebene sammeln.<ref>Die Tafelrunde von St. Gallen, die Franziskus zum Papst machte tageswoche.ch am 2. Oktober 2015</ref> Der Kreis lehnte die „Restauration“ ab, die Johannes Paul II. vorgeworfen wurde. Stattdessen sollte der angeblich abgebrochene Weg zu einem „neuen Frühling“ der Kirche vollendet werden, der – angestoßen von der "Rheinischen Allianz" (Walter Kasper in Rottenburg-Stuttgart, Karl Lehmann in Mainz, Oskar Saier in Freiburg, vorher schon Josef Frings in Köln mit seinem Konzilsberater Josef Ratzinger) – durch das Zweite Vatikanische Konzil begonnen worden war. Ein seit über 200 Jahren geführter "Kulturkampf gegen die Moderne" (Antimodernismus) sollte beendet werden.<ref>Fünf Jahre Amtsverzicht von Benedikt XVI. und viele offene Fragen Katholisches.info am 12. Februar 2018</ref>

Als intellektuelle Leitfigur der Gruppe galt Carlo Martini, vor allem durch seine Insistenz auf eine „Kultur der Zärtlichkeit“ und eine „Haltung gegenüber der Sexualität, die frei von Vorurteilen“ sei. Diese dienten als Leitmotive, welche die Enzyklika Humanae vitae Pauls VI. angreifen sollten. Die Linie der progressiven Revolution, die Martini verfolgte, ging auch aus Aussagen eines nur wenige Stunden nach seinem Tod von der Zeitung „Corriere della Sera“ veröffentlichten Interviews hervor: „Die Kirche muss ihre Fehler eingestehen und muss einen radikalen Weg des Wandels einschlagen, der beim Papst anfängt und bis zu den Bischöfen reicht.“<ref>Papst Franziskus als radikaler Reformer: Wunschkandidat der »St. Gallen Mafia« www.freiewelt.net am 15. Dezember 2017</ref>

Namensgebung, Gründung und Teilnehmer

Kardinal Godfried Danneels, der ehemalige Erzbischof von Brüssel-Mechelen, bezeichnete sich in einer französischen Biografie als Mitglied der sogenannten «St. Gallen-Gruppe». Diese traf ab 1997 stets Anfang Januar in der Schweiz, meist im bischöflichen Palais von St. Gallen zusammen. Initiatoren waren der damalige St. Galler Bischof Ivo Fürer, Sekretär des Rates der Europäischen Bischofskonferenzen, der gegründet wurde, um den europäischen Ortskirchen mehr Gewicht zu verleihen, ebenso der damalige Erzbischof von Mailand, Carlo Martini. Das erste Treffen war jedoch 1996 in Deutschland. Der damalige Bischof von Rottenburg-Stuttgart Walter Kasper war Gastgeber im ehemaligen Zisterzienserkloster Heiligkreuztal. Mit dabei war der Erzbischof von Mailand, Kardinal Carlo Maria Martini, der niederländische Bischof von Helsinki Paul Verschuren, Bischof Jean Vilnet aus Lille, Bischof Johann Weber aus Graz-Seckau und der damalige Vorsitzende der deutschen Bischofskonferenz Bischof Karl Lehmann aus Mainz. Die sieben Männer feierten zusammen die heilige Messe und tauschten sich zwei Tage lang aus. Es ging bei den Gesprächen unter anderem um römischen Zentralismus, um die Aufwertung der Rolle der Bischofskonferenzen, um Sexualmoral, um die Qualität und die Berufung von Bischöfen und um die Kollegialität.<ref>Die Tafelrunde von St. Gallen, die Franziskus zum Papst machte tageswoche.ch am 2. Oktober 2015</ref>

Weitere Teilnehmer der Treffen waren der ehemalige Salzburger Erzbischof Alois Kothgasser, Achille Silvestrini (Italien), der Lissaboner Patriarch José da Cruz Policarpo sowie der Ukrainer Lubomyr Husar und <ref>Die Tafelrunde von St. Gallen, die Franziskus zum Papst machte tageswoche.ch am 2. Oktober 2015</ref> der britische Kardinal Basil Hume.<ref> Die "St. Gallen-Gruppe" in der englischen Wikipedia</ref> Ihnen gehörte später auch Jorge Mario Bergoglio an. Zeitweise sollen dem Zirkel 45 Geistliche angehört haben.<ref> St. Galler «Mafia» steuerte die Papst-Wahl www.20min.ch am 29. September 2015; Papst Franziskus als radikaler Reformer: Wunschkandidat der »St. Gallen Mafia« www.freiewelt.net am 15. Dezember 2017</ref>

Die Gruppe soll schließlich - anders als vergleichbare Gruppen in Rom und anderen Teilen der Kirche - Jorge Mario Bergoglio als Oberhaupt der Kirche favorisiert haben. Der Journalist Paul Badde wusste aus so genannten "verlässlichen Quellen", dass „drei Tage nach dem Begräbnis Johannes Pauls II. sich die Kardinäle Carlo Martini, Karl Lehmann und Walter Kasper aus Deutschland, Audrys Backis aus Litauen, Adrians van Luyn aus Holland, Godfried Danneels aus Brüssel und Cormac Murphy O’Connor aus London in der sogenannten Villa Nazareth in Rom trafen, […] um im Geheimen die Taktik zu besprechen, mit der man die Wahl Joseph Ratzingers abwenden könne.“<ref>Papst Franziskus als radikaler Reformer: Wunschkandidat der »St. Gallen Mafia« www.freiewelt.net am 15. Dezember 2017</ref>

Dem gegenüber steht die Aussage von Kardinal Karl Lehmann, dass es programmatische Aktionen, konkrete Aktivitäten oder Seilschaften zur Unterstützung eines Kandidaten beim Konklave in St. Gallen nie gegeben habe und dass Gerüchte, die Gruppe habe gegen Joseph Ratzinger gearbeitet, ohne jede Grundlage seien. Bischof Ivo Fürer berichtete später, dass bei den Diskussionen über die Nachfolge Papst Johannes Pauls II. auch Namen genannt wurden, ohne dass sich die Teilnehmer auf einen Kandidaten festlegten.<ref>Die Tafelrunde von St. Gallen, die Franziskus zum Papst machte tageswoche.ch am 2. Oktober 2015.</ref>

Die Gruppe traf sich im Januar 2006 zum letzten Mal; sie bestand zu dem Zeitpunkt noch aus vier Mitgliedern. Im Oktober 2005 war Bischof Ivo Fürer altersbedingt als Diözesanbischof von St. Gallen zurückgetreten.<ref>Die Tafelrunde von St. Gallen, die Franziskus zum Papst machte tageswoche.ch am 2. Oktober 2015.</ref>

Das Pontifikat von Papst Franziskus

Hl. Messe mit Papst Franziskus in Havanna (Plaza de la Revolución) am 20. September 2015

«Was Franziskus heute umzusetzen versucht, entspricht in hohem Maße den Gedanken, die wir (die St. Gallen-Gruppe) damals hatten», so Kardinal Walter Kasper 2015.<ref>Die Tafelrunde von St. Gallen, die Franziskus zum Papst machte tageswoche.ch am 2. Oktober 2015</ref> Die Umsetzung nennt Kasper "einen neuen Stil" der "Prozesse anstossen" will.<ref>Walter Kardinal Kasper im Gespräch mit Raffaele Luise, Das Feuer des Evangeliums. Mein Weg mit Papst Franziskus, Aus dem Italienischen übersetzt von Gabriele Stein, Patmos Verlag Ostfildern 2016 (232 S.ISBN 978-3-8436-0771-1; Leseprobe).</ref> Dies betreffe nach dem Apostolischen Schreiben Evangelii gaudium vom 24. November 2013 von Papst Franziskus, sowohl die Neuausrichtung der Pastoral, als auch der Lehre: "Das Papsttum und die zentralen Strukturen der Universalkirche haben es nötig, dem Aufruf zu einer pastoralen Neuausrichtung zu folgen. Das Zweite Vatikanische Konzil sagte, dass in ähnlicher Weise wie die alten Patriarchatskirchen » die Bischofskonferenzen vielfältige und fruchtbare Hilfe leisten (können), um die kollegiale Gesinnung zu konkreter Verwirklichung zu führen «. Aber dieser Wunsch hat sich nicht völlig erfüllt, denn es ist noch nicht deutlich genug eine Satzung der Bischofskonferenzen formuliert worden, die sie als Subjekte mit konkreten Kompetenzbereichen versteht, auch einschließlich einer gewissen authentischen Lehrautorität. Eine übertriebene Zentralisierung kompliziert das Leben der Kirche und ihre missionarische Dynamik, anstatt ihr zu helfen." Wichtig jedoch sei, "Alleingänge zu vermeiden, sich immer auf die Brüder und Schwestern und besonders auf die Führung der Bischöfe zu verlassen, in einer weisen und realistischen pastoralen Unterscheidung." (Nr. 32+33).

Ähnliche Gruppierungen

Solche Kontakte von Kirchenführern sind in der Kirche nichts Ungewöhnliches. Vergleichbare Gruppierungen gab und gibt es auch an anderen Orten, vor allem in Rom.

Beispielsweise fanden vor Beginn des Zweiten Vatikanischen Konzils seit Ende 1961 mehrere Treffen von mitteleuropäischen Konzilsteilnehmern aus Frankreich, Belgien, den Niederlanden, Deutschland, Österreich, der Schweiz, Polen und Skandinavien im römischen Collegium Teutonicum Sanctae Mariae de Anima statt, die vom Kölner Erzbischof Josef Kardinal Frings und dem Münchener Erzbischof Julius Kardinal Döpfner initiiert worden waren. Die Treffen hatten das Ziel, sich gegen das Diktat der Römischen Kurie bei der Vorbereitung des Konzils und für eine andere Besetzung der konziliaren Arbeitsgruppen einzusetzen. Dabei wurden Kontakte mit anderen Gruppen angestrebt, die ebenfalls existierten. Nach Einschätzung von Kardinal Döpfner hieß der heilige Papst Johannes XXIII. es ausdrücklich gut, wenn die "reformfreudige" Gruppe der Konzilsteilnehmer aktiver würde.<ref>Christoph Münch: "Panzerkardinal" und Motor. In: Die Tagesporst, 9. Februar 2023, S. 16.</ref>

Siehe auch: Joseph-Ratzinger-Schülerkreis

Literatur

  • Jürgen Mettepenningen / Karim Schelkens: Godfried Danneels Biographie (in Französisch). Antwerp, Belgium: Uitgeverij Polis 2015 (512 S.; ISBN 978-94-6310-023-6).
  • Marcantonio Colonna (Pseudonym des britischen Historikers und Malteserritters Henry Sire; aus dem Englischen übersetzt von Benjamin Janszen und Philipp Liehs): Der Diktatorpapst, Renovamen Verlag Bad Schmiedeberg 2018 (Paperback, 265 Seiten; ISBN 978-3-95621-134-8 Broschur).
  • Austen Ivereigh: The Great Reformer: Francis and the Making of a Radical Pope (in Englisch) Picador Verlag 2015 (480 Seiten; Tb; ISBN 978-1250074997).

Weblinks

Anmerkungen

<references />