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<center> [[Ansprache]] <br>
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#redirect[[Ansprachen Papst Pius' XII., welche in den AAS veröffentlicht sind#19. Juli 1953]]
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!bgcolor="silver"|'''C'est avec '''
 
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von [[Papst]] <br>
 
[[Pius XII.]] <br>
 
an folkloristische Gruppen aus verschiedenen Ländern<br>
 
'''über die soziale Bedeutung des [[Brauch]]tums  ''' <br>
 
[[19. Juli]] [[1953]]<br>
 
 
 
(Offizieller [[französisch]]er Text: [[AAS]] 45 [1953] 503-505)</center>
 
 
 
(Quelle: [[Arthur Fridolin Utz]] [[OP]], Joseph-Fulko Groner O.P, Hrsg.: Aufbau und Entfaltung des gesellschaftlichen Lebens, [[Soziale Summe Pius' XII.]] (1939-1958), Übersetzerkollegium: Herausgeber und Franz Schmal u. H. Schäufele, [[Paulus Verlag Freiburg/Schweiz]] 1954; [[Imprimatur]] Friburgi Helv., die 5. Maii 1954 N. Luyten O.P. [[Imprimatur]] Friburgi Helv., die 29. Junii 1954 R. Pittet, v.g.; Band I, S. 209-213; Nrn. 485-492)
 
 
 
{{Hinweis Lehramtstexte}}
 
 
 
==Begrüßung der verschiedenen Volkstumsgruppen ==
 
 
 
Mit ganz besonderem Interesse begrüßen Wir heute die Gruppen, die nach ihrer Teilnahme an den internationalen Festveranstaltungen für Folklore hierher gekommen sind, um Uns ihre ergebene Huldigung zu erweisen.
 
 
 
Internationale Kongresse religiösen, sozialen oder wissenschaftlichen Charakters kann man in dieser Stadt Rom nicht gerade selten erleben, und sonst begegnet man hier aus allen Teilen der Erde Pilgern, die je nach Zusammentreffen diese oder jene Seite ihres Herkunftslandes darbieten. Man hat jedoch weniger Gelegenheit, jener Art von Kundgebungen beizuwohnen, zu der Sie eingeladen sind. Weckt eine derartige Festveranstaltung - vor allem wo sie von den « Etats-Généraux du Folklore» organisiert wird - nicht den Gedanken an eine wirklich angenehme Begegnung zwischen den so verschiedenen Völkern und Stammesgruppen, die stolz sind auf ihre an geschichtlicher und kultureller Vergangenheit so reichen nationalen oder regionalen Überlieferungen? Man kann dann bewundern, was die Volkskunst an Ursprünglichstem und bisweilen an Tiefstem sowie an Meisterwerken der Feinheit und Anmut hervorgebracht hat zur Freude und zum Nutzen der Teilnehmer oder mehr noch jener, die ihren aktiven Beitrag dazu leisten.
 
 
 
So bringen Sie nach Rom einige der besten Traditionen des kulturellen Erbes von England, den Antillen, von Spanien, Frankreich, der Französischen Union und Italien. Wir beglückwünschen Sie dazu, weil Sie Uns so viele Völker vor Augen führen, die Uns teuer sind, und weil Sie sich keine Mühe gespart haben, Ihrem Vaterland alle Ehre zu erweisen.
 
 
 
==Die volkstumsfeindliche moderne Zivilisation ==
 
 
 
Kommt die Rede auf das Thema Brauchtum, so denken viele nur an ein gewisses Überleben alter Zeiten, das zwar schon ohne Zweifel würdig sei, bei außerordentlichen Anlässen in seiner Bedeutung unterstrichen zu werden, für das jedoch das Leben von heute kein großes Interesse besitze. Dass eine derartige Auffassung so weitgehend verbreitet ist, kennzeichnet nur eine der bedauerlichsten Folgeerscheinungen der Zivilisation unseres Jahrhunderts. Zu oft reißt die moderne Gesellschaft den Menschen aus seiner natürlichen Umgebung heraus, um ihn in die Stadt zu verpflanzen oder aus seiner Heimat zu vertreiben. Sie stellt ihn den ungeheuren Industrieunternehmungen oder dem Riesenbetrieb der Verwaltung zur Verfügung. Sie versetzt ihn in unorganische Menschenansammlungen, je nach der örtlichen Lage der Produktionsmittel. Selbst wenn sie die Familie nicht zerstückelt, nimmt sie sie aus dem Boden, in den die vorangegangenen Generationen sie hineingesenkt hatten.
 
 
 
==Folklore als Ausdruck inneren Reichtums ==
 
 
 
Zweifellos handelt es sich hier um eine Wirklichkeit, mit der sich die Gesellschaft, vorläufig wenigstens, abfinden muss. Wir haben jedoch schon zu Beginn dieses Jahres in Unserer Ansprache an die Schüler der Volksbildungsanstalten betont, dass der Beruf und seine Anforderungen nicht allein das Wesentliche der menschlichen Betätigung ausmachen. Über den Beruf hinaus gibt es andere Aufgaben, die Anforderungen an den persönlichen Reichtum von Geist und Herz stellen und die tiefsten Gefühle ansprechen, die mit den großen Ereignissen des Menschenlebens und auch mit jenen Freuden und Leiden verbunden sind, deren Wechsel den Episoden unserer täglichen Mühen ihren Rhythmus geben. Diese Gefühle drängen danach, sich nach außen kundzutun, sich der Gemeinschaft mitzuteilen. Doch die Zivilisation, die dem Menschen die Gesetze der Maschine auferlegt, droht auch den normalen Lauf seiner Freizeit zu vergewaltigen; sie schafft zu leicht das künstliche, egoistische, banale Vergnügen, das gebrauchsfertige Vergnügen, das keine Anstrengung, keinen Unternehmungsgeist erfordert, und bei dem sich der einzelne in sich selbst zurückzieht, anstatt sich der Gemeinschaft hinzugeben.
 
 
 
==Die soziale Bedeutung des Volkstums ==
 
 
 
Hier nun erhält die Folklore ihre wahre Bedeutung. In einer Gesellschaft, welche die gesundesten und fruchtbarsten Traditionen vergessen hat, bemüht sie sich, eine nicht von außen aufgedrängte, sondern aus der tiefsten Seele der Generationen entsprungene Kontinuität lebendig zu erhalten, in der die Generationen den Ausdruck ihrer eigenen Sehnsüchte, Überzeugungen, Wünsche und Trauer, die glorreichen Erinnerungen der Vergangenheit und die Zukunftshoffnungen wiedererkennen. Der innerliche Reichtum eines Volkes pflanzt sich ganz natürlich im Gesamt seiner Bräuche, in Erzählungen, Legenden, Spielen und Aufzügen fort, wo sich die Pracht der Kleider und die Originalität der Gruppen und Gestalten entfaltet. Die Seelen, die in dauernder Berührung mit den harten Forderungen des Lebens stehen, besitzen häufig instinktmäßig einen künstlerischen Sinn, der aus einfachem Material großartige Leistungen herauszuholen vermag. Bei diesen Volksfesten, wo das gediegene Brauchtum seinen gebührenden Platz einnimmt, freut sich ein jeder des gemeinsamen Erbes und bereichert sich dabei noch mehr, wenn er sich dazu versteht, seinen Teil beizutragen.
 
 
 
==Brauchtum und Religion ==
 
 
 
Wir dürfen aber nicht vergessen, dass in den christlichen oder ehemals christlichen Ländern der religiöse Glaube und das Volksleben eine Einheit bildeten, die man mit der Einheit von Leib und Seele vergleichen kann. Wo diese Einheit sich heute aufgelöst hat, wo der Glaube schwach geworden ist, können da die volkstümlichen Überlieferungen, die ihres Lebensprinzips beraubt sind, sich erhalten oder künstlich wiederbelebt werden? In den Gegenden, in denen diese Einheit noch besteht, ist das Brauchtum aber kein merkwürdiges Überbleibsel einer vergangenen Zeit, sondern eine Äußerung des Lebens von heute, das erkennt, was es der Vergangenheit schuldet, und es zu bewahren und der neuen Lage geschickt anzupassen versucht. Dank der Tätigkeit folkloristischer Gruppen werden kostbare Bräuche erhalten oder neu belebt. Und Wir können die nur loben, die sich mit Fachkenntnis und Hingabe bemühen, ihnen zu helfen, ihre Bemühungen zu leiten, ihren Unternehmungsgeist anzuspornen sowie alle, die einen unmittelbaren Beitrag dazu leisten. Möchten Sie doch die ganze Tragweite Ihrer sozialen Rolle erkennen: den von den so häufig falschen, mechanisierten Vergnügungen übersättigten Menschen den Geschmack an Entspannungen wiederzugeben, die reich an ursprünglichsten menschlichen Werten sind.
 
 
 
==Volksverbindende Kraft der Folklore ==
 
 
 
Ohne Zweifel erfordert dies ein wirkliches und andauerndes Bemühen. Doch ist dies nicht das Mittel, in die Fülle und den Reichtum Ihrer örtlichen oder nationalen Überlieferungen einzudringen? Sie helfen so dazu, den durch die geduldige Arbeit Ihrer Vorgänger angesammelten Schatz zum größten Nutzen Ihrer Zeitgenossen zu vermehren und zu verbreiten. Sie halten die Seele Ihres Volkes wach, indem Sie sie vor kultureller Trägheit bewahren, diesem Zerfallszeichen eines sozialen Organismus. Zugleich stärken Sie sich Ihre Fähigkeit, die Eigenformen anderer Kulturen zu schätzen, in ihnen den tiefen Sinn zu erahnen und ihren ursprünglichen Wert zu erkennen. Die gegenseitige Achtung, die aus einer solchen Haltung hervor wächst, wird sicherlich die Anstrengungen jener mächtig fördern, welche die Einheit der Völker durch wirtschaftliche, soziale und politische Verträge und Abmachungen sicherzustellen suchen.
 
 
 
Die göttliche Vorsehung walte schützend über Ihnen und Ihren Unternehmungen, über Ihren Familien und allen, die Ihnen teuer sind.
 
 
 
[[Kategorie:Lehramtstexte (Wortlaut)]]
 
[[Kategorie:Lehramtstexte (Pius XII.)]]
 

Aktuelle Version vom 21. Mai 2019, 20:15 Uhr