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La luce cosi |
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unseres Heiligen Vaters
Pius XII.
an Neuvermählte
Die Schönheit der ehelichen Treue
(Quelle: Ansprachen Pius XII. an Neuvermählte, Josef Habbel Verlag Regensburg 1950, S. 174-181, Übersetzt und eingeleitet von DDr. Friedrich Zimmermann. Imprimatur Regensburg, den 11. Juli 1949 J. Franz, Generalvikar; Download).
Allgemeiner Hinweis: Was bei der Lektüre von Wortlautartikeln der Lehramtstexte zu beachten ist |
Das Licht, das so klar in euren Augen strahlt, geliebte Neuvermählte, verrät allen Blicken die heilige Freude, von der euer Herz überfließt, die Freude, einander für immer geschenkt zu sein. Für Immer! Wir haben diesen Gedanken besonders betont, als Wir zu andern jungen Paaren, die vor euch bei Uns waren, von der Unauflöslichkeit der Ehe sprachen. Doch haben Wir den Gegenstand noch lange nicht erschöpft. Wir haben ihn nur an der Oberfläche gestreift. Wir möchten drum gründlicher und tiefer in ihn eindringen, indem Wir von jenem Edelstein sprechen, der die eheliche Treue ist. Heute werden Wir Uns darauf beschränken, vor euch seine Schönheit leuchten und seinen Zauber kosten zu lassen.
Als unauflöslicher Vertrag hat die Ehe die Kraft, für die Eheleute ein soziales und religiöses Verhältnis mit rechtlichem und dauerndem Charakter zu schaffen und sie darin zu binden, und sie unterscheidet sich dadurch von allen andern Verträgen, dass keine Macht der Welt - in dem Sinn und Umfang, wie Wir es neulich dargelegt haben - ihn aufzulösen vermag. Vergebens würde der eine Teil verlangen, sich davon zu lösen: mag der Vertrag auch verletzt, verleugnet, zerrissen werden, er verliert von seiner Verpflichtung nichts; er bindet weiter mit derselben Kraft wie an dem Tag, an dem der Wille der Eheschließenden ihn vor Gott besiegelte. Auch der leidende Teil ist nicht von dem Band frei, das ihn mit dem verbindet, der es verraten hat.
Trotzdem bedeutet die Treue etwas, das noch stärker und tiefer, aber auch zarter und unendlich inniger ist. Denn da der Ehevertrag die Eheleute zu einer sozialen und religiösen Lebensgemeinschaft zusammenschließt, muss er notwendig genau die Grenzen festlegen, innerhalb deren er verpflichtet, muss er auf die Möglichkeit eines äußeren Zusammenwirkens aufmerksam machen, auf die der eineTeil sich berufen kann, um den andern zur Erfüllung der frei übernommenen Pflichten zu veranlassen. Aber während diese rechtlichen Bestimmungen, die gleichsam der stoffliche Körper des Vertrages sind, ihm notwendig gleichsam ein kaltes, förmliches Gesicht geben, ist dieTreue seine Seele und sein Herz, seine klare Erprobung, sein offenkundiger Zeuge.
So anspruchsvoll die Treue ist, so verwandelt sie in Lieblichkeit um, was die rechtliche Bestimmtheit dem Vertrag Herbes und Strenges zu verleihen schien. Ja, sehr anspruchsvoll ist sie; denn sie erachtet für untreu und meineidig nicht nur den, der durch die Ehescheidung, die übrigens vergeblich und wirkungslos ist, die Unauflöslichkeit der Ehe angreift, sondern ebenso den, der sich erlaubt, zu gleicher Zeit ein anderes verbrecherisches Verhältnis anzufangen und zu unterhalten, auch wenn er das von ihm gegründete Heim äußerlich nicht zerstört und die Gemeinschaft des ehelichen Lebens fortsetzt; für untreu und meineidig erachtet sie den, der, auch ohne ein ständiges unerlaubtes Verhältnis zu unterhalten, auch nur ein Mal einem andern zuliebe oder zur eigenen selbstsüchtigen und sündhaften Befriedigung über einen Leib verfügt - um den Ausdruck des heiligen Paulus zu gebrauchen (1 Kor 7, 4) -, auf den nur der rechtmäßige Gatte oder die rechtmäßige Gattin ein Recht hat. Noch anspruchsvoller und empfindsamer als diese strenge natürliche Treue ist die wahre christliche Treue: sie herrscht und verlangt noch mehr, sie regiert und gebietet als liebevolle Herrin über den ganzen weiten Umkreis des Königreiches der Liebe.
Was ist denn in der Tat die Treue anders als die ehrfürchtige Achtung vor dem Geschenk, das jeder der Brautleute dem andern gemacht hat, dem Geschenk seiner selbst, seines Leibes, seines Geistes, seines Herzens für die ganze Lebenszeit, ohne andern Vorbehalt als die heiligen Rechte Gottes?
1. Die Frische der Jugendblüte, die holde Scham, die Frische und Anmut der Bewegungen, die innere Herzensgüte, all diese guten und feinen Züge, die den unaussprechlichen Reiz der unschuldigen und reinen Jugend bilden, haben das Herz des jungen Mannes gefesselt und haben mit dem Drang einer glühenden und keuschen Liebe es mit solcher Zuneigung zu ihr erfüllt, dass man umsonst in der ganzen Natur nach einem Bilde sucht, das vergleichsweise einen so bezaubernden Reiz ausdrücken könnte. Seinerseits hat das junge Mädchen die männliche Schönheit, den stolzen und ehrlichen Blick, die feste und entschlossene Haltung des Mannes liebgewonnen, auf dessen starken Arm seine zarte Hand auf dem rauhen Lebenswege an seiner Seite sich stützen wird.
In diesem strahlenden Frühling vermochte die Liebe ihre bezaubernde Macht auf die Augen auszuüben, den unbedeutendsten Handlungen einen funkelnden Glanz zu geben, die offensichtlichsten Unvollkommenheiten zu verhüllen oder zu verwandeln. Als das Eheversprechen in die Tat umgesetzt und vor Gott ausgetauscht wurde, da haben sich die Brautleute einander geschenkt in der natürlichen, aber geheiligten Freude über ihre Verbindung mit der edlen Erwartung einer reichen Fruchtbarkeit. Ist das vielleicht schon die Treue in ihrem ganzen Glanz? Nein; sie hat ihre Prüfungen noch nicht bestanden.
Aber die Jahre, die über die Schönheit und Träume der Jugend dahingehen, haben ihr etwas von ihrer Frische genommen, um ihr dafür eine ernstere und nachdenklichere Würde zu geben. Die Familie hat durch ihr Wachstum die Last schwerer gemacht, die auf den Schultern des Vaters ruht. Das Mutteramt mit seinen Sorgen, seinen Leiden und seinen Gefahren fordert und verlangt Mut: die Frau muss auf dem Ehrenfeld der ehelichen Pflicht nicht weniger heldenhaft sein und sich zeigen als der Mann auf dem Ehrenfeld der Bürgerpflicht, wo er dem Vaterland das Geschenk seines Lebens macht. Wenn Entfernung, Abwesenheit und erzwungene Trennungen, wovon Wir ebenfalls neulich sprachen, oder andere empfindliche Umstände eintreten, die zu einem enthaltsamen Leben nötigen, dann erfüllen die Eheleute in dem Gedanken, dass der Leib des einen ein Gut des andern ist, ohne Zögern die Pflicht mit ihren Forderungen und Folgen und halten mit großmütigem Herzen, ohne Nachgiebigkeit fest an der strengen Zucht, welche die Tugend von ihnen verlangt.
Wenn endlich mit dem Alter die Krankheiten, die Schwächen, die demütigenden und drückenden Verfallserscheinungen zunehmen mit dem ganzen Gefolge von Leiden, die ohne die Kraft und den Halt der Liebe den ohnehin so verführerischen Leib zum Ekel machen würden, dann tragen sie für ihn mit einem Lächeln auf den Lippen Sorge mit rührendster Liebe. Seht! Das ist die Treue zu dem gegenseitigen Geschenk der Körper.
2. Bei den ersten Zusammenkünften zur Zeit der Verlobung war oft alles entzückend: er zollte ihr mit nicht geringerer Aufrichtigkeit als harmloser Täuschung einen Tribut der Bewunderung, über den die, welche Zeuge davon waren, mit freundlicher Nachsicht lächelten. Achtet nicht so sehr auf die kleinen Zänkereien, die nach dem lateinischen Dichter vielmehr ein Zeichen der Liebe sind: "Non bene, si tollas proelia, datur amor" - "Nicht leicht wird Liebe gewährt, die nicht im Kampfe genährt". Es herrschte die völlige unumschränkte Gemeinsamkeit des Fühlens und Denkens in der materiellen und geistigen, natürlichen und übernatürlichen Ordnung, die vollkommene Harmonie der Charaktere. Die Mitteilsamkeit der Freude und der Liebe gab ihren Unterhaltungen einen Freimut, eine Lebendigkeit und Munterkeit, die den Geist glänzen und den Schatz ihrer Kenntnisse liebenswürdig leuchten ließen. Dieser Schatz war zwar mitunter recht arm, aber alles steuerte bei, ihn zur Geltung zu bringen. Das ist Reiz, das ist Begeisterung, aber das ist noch keine Treue.
Diese Zeit geht vorüber. Bald kommen die Unvollkommenheiten zum Vorschein, die Verschiedenheiten der Charaktere machen sich bald bemerkbar und wachsen, vielleicht wird auch die geistige Armut bald sehr offenkundig. Das künstliche Feuer ist erloschen, die Liebe, bisher blind, öffnet die Augen und sieht sich getäuscht. Dann beginnt für die echte und wahre Liebe die Prüfungszeit, und zu gleicher Zeit öffnet sich ihr Zauber. Sie ist nicht blind, denn sie bemerkt jede Unvollkommenheit, aber sie nimmt sie mit liebevoller Geduld, indem sie ihrer eignen Fehler gedenkt, noch hellsichtiger, wenn sie nach und nach unter der Hülle des Alltags die guten Eigenschaften eines verständigen Sinnes, gesunden Menschenverstandes und gediegener Frömmigkeit entdecken und wertschätzen lernt: reiche Schätze, dunkel verborgen, aber in guter Verbindung. Darauf bedacht, diese Gaben und Tugenden des Geistes in volles Licht und rechte Bewertung zu rücken, ist sie ebenso geschickt und wachsam, die Mängel und Schattenseiten des Denkens und Könnens, die Sonderbarkeiten und Ecken des Charakters vor fremden Augen zu verbergen. Für irrige und ungelegene Äußerungen weiß sie eine wohlwollende und günstige Deutung zu suchen und freut sich immer, wenn sie eine findet. Seht, so ist sie bereit zu sehen, was eint und verbindet, und nicht das, was trennt, jeden Irrtum zu berichtigen oder jede Voreingenommenheit zu zerstreuen, mit so vollendeter Anmut, dass sie niemals anstößt und beleidigt. Dabei macht sie kein Aufhebens von ihrer Überlegenheit, sondern ihr Feingefühl fragt und sucht vielmehr den Rat des andern Teiles, wobei sie durchblicken lässt, dass sie auch gern annimmt, wenn er etwas zu geben hat. Seht ihr nicht, wie auf diese Weise unter den Eheleuten eine geistige Einigung, eine theoretische und praktische Zusammenarbeit begründet wird, die sie zusammen aufsteigen lässt zu der Wahrheit, auf der die Einheit ruht, zur höchsten Wahrheit, zu Gott? Was ist das anders als die Treue zu dem beiderseitigen Geschenk ihres Geistes?
3. Die Herzen haben sich geschenkt für immer. Für das Herz, für das Herz vor allem war ausschlaggebend die Begeisterung, welche die jungen Brautleute zusammengeführt hat. Deshalb ist auch vor allem für das Herz die Enttäuschung so bitter; denn das Herz ist das empfindlichste, aber auch blindeste Element der Liebe. Und auch wenn die Liebe die ersten Prüfungen des ehelichen Lebens ohne Schaden übersteht, so kann doch die Empfindsamkeit jene Glut ihres Feuers und ihrer ausschließlichen und leicht täuschenden Vorherrschaft schmälern und auslöschen, ja löscht sie notwendig wirklich aus. Dann wird die Ausdauer und Beharrlichkeit in der Liebe, in der täglichen Verwirklichung des beiderseitigen Geschenkes und, wenn nötig, in der Bereitschaft und dem Hochgefühl des Verzeihens der Probierstein der Treue sein.
Wenn es von Anfang an echte Liebe war und nicht bloß selbstsüchtiger Trieb nach sinnlichen Genüssen, dann bleibt diese unveränderte Liebe des Herzens immer jung, wird sie nie besiegt von den Jahren, die dahineilen. Nichts ist so erbaulich und entzückend, nichts so rührend wie das Bild jener verehrungswürdigen Eheleute, deren goldene Hochzeitsfeier etwas Ruhigeres, aber auch etwas Innigeres, Wir möchten sagen, etwas Milderes hat als die Hochzeit ihrer Jugend. Fünfzig Jahre sind über ihre Liebe dahingegangen; durch Arbeiten, Lieben, Leiden und gemeinsames Beten haben sie gelernt, sich besser zu verstehen, in einander die echte Güte, die echte Schönheit, den wahren Pulsschlag eines treuen Herzens zu entdecken, mehr noch zu erraten, was dem andern Freude machen kann. Daher rührt jene köstliche Hilfsbereitschaft, rühren jene kleinen überraschenden Dienste, jene unzähligen kleinen Nichts, in denen leicht einer nur eine Kinderei sehen könnte, der dahinter nicht die hehre und schöne Würde einer unermesslichen Liebe zu sehen verstände. Das ist die Treue zu dem beiderseitigen Geschenk des Herzens. Glücklich seid ihr, ihr jungen Eheleute, wenn es euch vergönnt war oder noch ist, Ähnliches bei euren Großeltern zu sehen. Vielleicht habt ihr als Kinder mit ihnen fein und lieb gespasst; aber jetzt am Tage eurer eigenen Hochzeit haben eure Blicke voll Rührung auf jenen Erinnerungen geruht mit heiligem Neid, in der Hoffnung, selbst ein ähnliches Schauspiel euren Enkeln zu bieten. Wir beglückwünschen euch dazu und rufen auf euch von Gott herab die Gnade dieser langen, unvergänglichen und köstlichen Treue, während Wir mit aller Herzlichkeit euch Unsern väterlichen Apostolischen Segen erteilen.