Athanasius Schneider: Corpus Christi

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CORPUS CHRISTI

Gedanken über die heilige Kommunion und die Erneuerung der Kirche
Athanasius Schneider
Dominus-Verlag Augsburg 2014 (93 Seiten, 1. Auflage, ISBN 978-3-940879-33-2);
Zur Veröffentlichung genehmigt für Kathpedia von Bischof Athanasius Schneider am 2. Mai 2024.

Dem eucharistischen Jesus, dem Ärmsten und Schutzlosesten
Papst Franziskus spendet die Sakramentale Kommunion, erste Umschlagseite des Buches

Statt eines Vorworts

"Bei der Austeilung der Kommunion soll die Gewohnheit beibehalten werden, die Partikel des konsekrierten Brotes auf die Zunge des Empfängers zu legen, weil dies dem liturgischen Brauch mehrerer Jahrhunderte entspricht" (Gottesdienstkongregation, De SS. Eucharistia, 1973). "Diese herkömmliche Praxis gewährleistet auch zuverlässiger die erforderliche Ehrfurcht und die geziemende Würde bei der Spendung der heiligen Kommunion; sie hält die Gefahr der Verunehrung der eucharistischen Gestalten fern [ ... ], sie fördert die Sorgfalt, mit der die Kirche stets die Fragmente des konsekrierten Brotes zu achten empfiehlt" (Gottesdienstkongregation, Memoriale Domini, 1969).

"Es gibt Orte, an denen der Kult der eucharistischen Anbetung fast völlig aufgegeben wurde. In dem einen oder anderen Bereich der Kirche kommen Missbräuche hinzu, die zur Schmälerung des rechten Glaubens und der katholischen Lehre über dieses wunderbare Sakrament beitragen. Bisweilen wird ein stark verkürzendes Verständnis des eucharistischen Mysteriums sichtbar. Es wird seines Opfercharakters beraubt und in einer Weise vollzogen, als ob es den Sinn und den Wert einer brüderlichen Mahlgemeinschaft nicht übersteigen würde. [ ... ] Wie sollte man nicht über all dies tiefen Schmerz empfinden? Die Eucharistie ist ein zu großes Gut, um Zweideutigkeiten und Verkürzungen zu dulden." (Johannes Paul II., Ecclesia De Eucharistia, 2003, Nr. 10)

O mein Gott, flöße meiner Seele ein so lebendiges Bewusstsein von Deiner erhabenen Größe und von meiner äußersten Geringheit ein, dass ich niemals die unschätzbare und unaussprechliche Gabe vergesse, die Du den Menschen geschenkt hast, als Du sprachst: "Empfanget und esset, das ist Mein Leib!". Amen.

I. Peter, ein eucharistisches Kind in Zeiten der Verfolgung

Peter Schmidtlein wurde am 16. April 1967 in der Nähe von Karaganda geboren. Seine deutschstämmigen Eltern, Peter und Serafina Schmidtlein, hatten eine große Familie mit acht Kindern. Sie gehörten zu den Russlanddeutschen, die unter Stalin nach Kasachstan deportiert worden waren. In Karaganda lebte damals der Diener Gottes und Untergrundbischof Alexander Chira. Er starb 1983 im Ruf der Heiligkeit an den Folgen seiner langen, schweren Haft. Er taufte den kleinen Peter und war auch sein Pate. Ein anderes Kind der Familie wurde vom seligen Alexij Zaritsky getauft, einem Priester und Märtyrer in Karaganda, der 1963 gestorben war und 2001 seliggesprochen wurde. Ab dem vierten Lebensjahr erhielt der kleine Peter Katechismusunterricht von der Dienerin Gottes Gertrude Detzel, Laienapostelin und unermüdliche Katechetin während der Verfolgungszeiten in Karaganda. Sie war eine echte Glaubensbekennerin. Wegen ihres mutigen Untergrundapostolates wurde sie mehrmals inhaftiert. Aber selbst im Gefängnis fuhr sie fort, Christus und den katholischen Glauben zu verkünden. Gertrude Detzel starb 1971 in Karaganda eines seligen Todes. Als der kleine Peter an ihrem offenen Sarg betete, war er sehr beeindruckt von dem Rosenkranz in ihren Händen. Auf dem Heimweg sagte er zu seiner Mutter: "Mama, wenn ich sterbe, dann leg mir doch auch den Rosenkranz auf meine Hände, genau wie bei Tante Gertrude."

Kurz nach Gertrudes Tod wurde der kleine Peter krank. Die Ärzte diagnostizierten einen bösartigen Gehirntumor. Sie wollten ihn aber wegen zu geringer Aussicht auf Heilung nicht operieren. Zu dieser Krankheit trat in der Folge noch eine Lähmung des Bewegungsapparates hinzu, so dass Peter bettlägerig wurde. Er hatte ständig heftige Kopfschmerzen. Die Ärzte weigerten sich, das Kind im Hospital zu behalten, weil Patienten wie er unter unerträglichen Kopfschmerzen leiden. So wurde der kleine Peter daheim inmitten seiner großen Familie gepflegt. An dem Tag, als der Bub nach Hause gebracht wurde, begann er sogleich, mit Tränen in den Augen, um die Heilige Kommunion zu bitten. Am folgenden Tag kam unerwartet ein litauischer Untergrundpriester an, Pater Antonius Šeškevicius S.J., der 1961 in Kirgistan den späteren Bischof Athanasius Schneider taufte. Der Priester wurde über die kritische Situation des Kindes informiert und erfuhr, wie sehr der kleine Peter nach der Heiligen Kommunion verlangte. Pater Antonius nahm das Kind beiseite und stellte ihm einige Fragen über die Heilige Kommunion. Nach diesem Gespräch war der Priester überzeugt, dass das Kind über ausreichendes Wissen über den Glauben, namentlich über die Heilige Kommunion verfügte. So spendete er ihm die Erstkommunion; das war am 16. Dezember 1971. Peter war viereinhalb Jahre alt. Pater Antonius erlaubte ihm, täglich die Heilige Kommunion zu empfangen.

Bischof Alexander Chira richtete in einem Raum des Hauses Schmidtlein eine Kapelle mit dem Allerheiligsten ein und gestattete, dass der Vater der Familie, Peter Schmidtlein, regelmäßig seiner großen Familie die Heilige Kommunion austeilte. Fast jeden Morgen versammelte sich die Familie hinter verschlossenen Türen zum Gebet vor dem Allerheiligsten. Und nach dem Gebet knieten alle Familienmitglieder nieder. Mit großer Ehrfurcht nahm Peter das Ciborium und teilte mit einem Löffel vorsichtig seiner knienden Familie die Heilige Kommunion aus. Weder Peter noch ein anderes Familienmitglied wagte es jemals, das Allerheiligste Sakrament mit den Fingern zu berühren. Auch der kleine Peter empfing bei dieser fast täglichen Heiligen Kommunion aus den Händen seines Vaters das Heiligste Sakrament. Dies war die größte Freude des kleinen Kindes. Und täglich sehnte er den Augenblick der Heiligen Kommunion herbei.

Von Zeit zu Zeit kam Bischof Alexander heimlich, um die Heilige Messe zu feiern und Hostien zu konsekrieren. Als er einmal kam, erfuhr er, dass der kleine Peter schon am Vortag die Kommunion empfangen hatte. Der Bischof war erstaunt, dass ein so kleines Kind schon die Kommunion empfing und untersagte es zunächst, weil er dachte, dass ein vierjähriges Kind nicht gut genug darauf vorbereitet wäre. Bei der Abreise des Bischofs nach einigen Tagen versammelte sich die Familie vor dem Heiligsten Sakrament, um die Heilige Kommunion zu empfangen. Der kleine Peter bat seine Mutter, ihn zur Kapelle mitzunehmen, damit er die Heilige Kommunion empfangen könne. Aber seine Mutter sagte zu ihm, er dürfe nicht mehr kommunizieren, weil Bischof Alexander ihn für zu jung hielt. Das Kind begann sofort zu weinen, verweigerte das Frühstück mit der Begründung, er müsse zuerst die Heilige Kommunion empfangen. Der kleine Peter frühstückte nämlich nie, bevor er die Heilige Kommunion empfangen hatte. Das Kind war untröstlich, weil es nicht mehr Jesus in der Heiligen Kommunion empfangen konnte. Die Großmutter Elisabeth Schmidtlein hatte so großes Mitleid mit ihrem Enkel, dass sie sogleich etwa 20 km zurücklegte, um Bischof Alexander zu treffen. Ausführlich erklärte sie die geistliche Situation, in der sich der kleine Peter befand. Der Bischof lauschte aufmerksam auf den Bericht der Großmutter Elisabeth und sagte dann: "Wenn ein Kind die Bedeutung des Sakramentes so tief versteht und nach dem Leib Christi hungert, muss man ihm die Heilige Kommunion geben. Bei nächster Gelegenheit werde ich selbst kommen und dem Kind die Heilige Kommunion spenden." Als die Großmutter nach Haus zurückkehrte und die gute Nachricht des Bischofs überbrachte, war Peter so voller Freude, als wäre es sein persönlicher Festtag.

Einige Monate später, im Februar 1972, wurde der kleine Peter blind. Emma Bellmann, eine Freundin der Familie, die gerade zu Besuch war, bemerkte dies zuerst. Emma ging zu dem Schlafzimmer, in dem Peter lag. Sie zog den Stuhl an sein Bett, nahm einen roten Apfel aus ihrer Tasche und sagte: "Ich habe dir einen schönen, köstlichen Apfel mitgebracht." Das Kind lächelte, dankte und streckte die Hand nach dem Apfel aus. Aber es gelang ihm nicht, den Apfel zu berühren. Da wurde Emma klar: Der Junge kann nicht sehen. Still legte sie den Apfel in die Hand des Kindes, schüttelte ihm das Kopfkissen auf und ging mit Tränen in den Augen hinaus. Alle Familienmitglieder waren schockiert. Niemand konnte sich vorstellen, dass der kleine Peter erblindet war, denn er hatte sich nie beklagt, und alle, die in sein Zimmer kamen, erkannte er an ihrer Stimme. Mutter Schmidtlein fragte das Kind: "Warum hast du uns nicht gesagt, dass du blind bist?" Peter atmete tief ein und sagte: "Einfach, um euch keinen Kummer zu machen."

Im Haus der Familie Schmidtlein hatten Kinder heimlich Erstkommunionunterricht erhalten. Der kleine Peter wollte immer daran teilnehmen. Er war der Jüngste von allen, denn die anderen Kinder waren sieben Jahre und älter. Wenn die Katechistin Fragen stellte und die Kinder zögerten oder nicht antworten konnten, hob Peter die Hand und bat: "Bitte, frag doch mich!" Peters Antworten waren immer ganz präzise und stimmig. Wenn Peters ständige Kopfschmerzen für Augenblicke etwas nachließen, begann er zu scherzen, lustige Geschichten zu erzählen und andere zum Lachen zu bringen. Jeden Morgen und Abend nahm er an den Gebeten der Familie teil. Er bat darum, dass man seine beiden Lieblingslieder sang. Das erste war ein Lied zu Ehren der Gottesmutter, das deutsche Marienlied "Es blüht der Blumen eine". Das andere war zu Ehren des eucharistischen Herrn, das Kirchenlied "Beim letzten Abendmahle". Der kleine Peter liebte besonders die letzten Worte des Liedes: (gab, Heil uns zu erwerben,) "sich selbst zum Opfer hin". Oft bat er darum, dass man dieses Lied zur Eucharistie sang, besonders die genannten letzten Worte "sich selbst zum Opfer hin". In der Nachfolge des Herrn nahm der Bub seine Schmerzen an. Er klagte nie über seine Schmerzen und Leiden. Er weinte nur leise, wenn die Kopfschmerzen zu heftig wurden, und bat um Medikamente.

Der kleine Peter sprach oft über Gott und erinnerte andere Kinder an Gottes Gegenwart. Im Haus der Familie Schmidtlein gab es eine große Standuhr. Wenn die Uhr die nächste Stunde schlug, fragte Peter reihum jene, die an seinem Bett standen: "Was muss man sagen, wenn die Uhr schlägt?" Und wenn die älteren Geschwister die richtige Antwort nicht wussten, sprach er ganz glücklich: "Liebster Jesu, bleib bei mir, diese Stunde weih' ich Dir!"

Am 5. Februar 1973 starb der kleine Peter, noch nicht sechs Jahre alt. Während seiner Krankheit sprach seine Großmutter Elisabeth mit ihm oft über den Tod und was den Menschen danach erwartet. Einmal fragte sie ihn: "Peter, aber du selbst, was wünschst du dir? Möchtest du geheilt werden oder möchtest du zum Himmel gehen und die Gottesmutter sehen, die Engel und Tante Gertrude, die dich über die Heilige Kommunion unterwiesen hat?" Der Junge dachte eine Weile nach; dann sagte er lächelnd folgende Worte: "Nein, ich möchte zum Himmel gehen und die Gottesmutter und Tante Gertrude sehen." Als die älteren Schwestern dieses Gespräch hörten, machten sie der Großmutter Vorwürfe und sagten: "Großmutter, es ist doch viel besser, wenn Peter nicht stirbt, sondern bei uns lebt." Großmutter Elisabeth erwiderte: "Man darf dem Herrn keine Bedingungen stellen. Wir müssen darum beten, dass nicht unser Wille geschieht, sondern Gottes Wille!"

Zweieinhalb Jahre lebte das Kind Peter vom eucharistischen Herrn. Er empfing ihn fast täglich aus der Hand seines Vaters. Im Leben dieses kleinen Kindes verwirklichte und offenbarte sich in wunderbarer Weise die göttliche Wahrheit, die die Heilige Schrift mit folgenden Worten zum Ausdruck bringt: "Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, bleibt in mir und ich bleibe in ihm. Wie mich der lebendige Vater gesandt hat und wie ich durch den Vater lebe, so wird jeder, wer mich isst, durch mich leben" (Joh 6,56-57); und "Das Schwache in der Welt hat Gott erwählt, um das Starke zuschanden zu machen" (1 Kor 1, 27). Der kleine Peter und seine Familie hegten eine tiefe Liebe und zugleich auch eine tiefe äußere Ehrfurcht zum Eucharistischen Leib des Herrn. Niemand wagte den allerheiligsten Leib Christi mit den Händen oder Fingern zu berühren. Sie knieten alle nieder, wenn der Familienvater die Heilige Kommunion mit dem Löffel austeilte. Das kleine Kind frühstückte nie, bevor es nicht die Heilige Kommunion empfangen hatte. Oft sprach es beim Schlag der Stunde ein kleines Gebet der geistigen Kommunion: "Liebster Jesus, bleib bei mir!" Ein so tiefer Glaube an die Eucharistie wurde auch durch ein ehrfürchtiges äußeres Verhalten genährt. Die Heilige Kommunion war das Herz dieser Hauskirche und ließ sie erblühen mitten in der Dunkelheit der Verfolgung. Einige Jahre nach dem Tod des kleinen Peter starb auch der Vater, das Haupt dieser großen Familie. Das eucharistische Leben des kleinen Peter und der ganzen Familie trug viele Früchte. Von den übrigen sechs lebenden Kindern weihten alle, bis auf eines, ihr Leben Gott. Der älteste Bruder Josef wurde Priester in der Gesellschaft Jesu und übt nun seinen Dienst in Kasachstan aus. Vier Schwestern (Valentina, Rosa, Anna und Maria) wurden Ordensfrauen in der Kongregation der "Dienerinnen Jesu in der Eucharistie". Zuletzt trat auch noch die Mutter Serafina in die Kongregation ihrer Töchter ein und legte ihre Ordensgelübde ab. Die Mutter des kleinen Peter, Schwester Serafina, lebt noch immer im Kloster ihrer Kongregation in Karaganda. Der Leichnam des kleinen Peter ist auf einem Friedhof bei Karaganda bestattet wie das Weizenkorn, das in die Erde fiel und starb, aber reiche Frucht trug (vgl. Joh 12,24).

Zweifellos ist der kleine Peter eines der zahlreichen heiligen Kinder, deren Erscheinen der heilige Papst Pius X. ankündigte, als er die Türen des Tabernakels weit öffnete, damit auch die Kleinen und Unschuldigen mit dem Heiligen Leib Christi genährt werden können. Der reine Glaube und die bewegende äußere Ehrfurcht dieser eucharistischen Kinder sind und bleiben ein stilles, aber starkes Beispiel für alle Katholiken, besonders für die Erwachsenen und jene, die sich selbst als "erwachsen und mündig" betrachten. Das Beispiel der Kinder kann die Erwachsenen anregen, ihren Glauben an die Fülle der eucharistischen Wahrheit zu erneuern und auch ihr äußeres Verhalten der Größe und Majestät des Leibes Christi anzupassen, den zu empfangen sie das Privileg haben, d.h. niederzuknien, ihren Mund zu öffnen und sich mit dem Leib Christi ernähren zu lassen wie Kinder.

Nur ein tiefer, voller katholischer Glaube an die Eucharistie und eine entsprechende äußere Ehrfurcht und Andacht wird das Leben der Kirche wirksam erneuern. Das ist durch das Beispiel so vieler verborgener Hauskirchen und so vieler verborgener Blüten heiliger Kinder offenbar geworden in den Zeiten der Kirchenverfolgung. Möge der Herr uns gewähren, dass auch in unseren Tagen, auch in Ländern, in denen die Kirche, zumindest äußerlich, nicht verfolgt wird, immer mehr eucharistische Familie entstehen wie die Schmidtleins und besonders Eucharistische Kinder wie der kleine Peter. Mit den Kleinen, die die Reinheit des Glaubens und die Gottesfurcht, das Geschenk des Heiligen Geistes, bewahren in der Ehrfurcht vor dem Eucharistischen Leib Christi, wird der Heilige Geist seine Kirche in unsren Tagen langsam aber unaufhaltsam erneuern. Möge das Eucharistische Kind Peter unser Fürsprecher sein.

II. Die Heilige Messe - unser göttlicher Schatz

Das heiligste, größte, wunderbarste und göttlichste Werk der ganzen Schöpfung ist das Heilige Messopfer. Die Heilige Messe ist ihrem Wesen nach dasselbe wie das Heilige Opfer von Golgotha. Wir sind zugegen bei dem Werk, das Christus am Kreuz vollbrachte, und wir sind zugleich anwesend bei dem Werk, das Christus, der Ewige Hohepriester, jetzt und auf ewig im Himmel in Gegenwart der Heiligsten Dreifaltigkeit vollzieht: das Opfer des ewigen und immerwährenden Bundes, welches das Opfer der höchsten Verherrlichung und Anbetung des Dreieinen Gottes ist. Deshalb ist es auch das einzig wirksame Opfer der Erlösung des Menschengeschlechtes und der Heiligung der ganzen Schöpfung. Darin besteht das Wesen der Heiligen Messe. Jedes Mal, wenn wir daran teilnehmen, nehmen wir geistigerweise, aber wirklich zugleich am Opfer auf Golgotha und an der Anbetung Christi durch den Himmel teil. Wenn wir eine Kirche betreten, um an der Heiligen Messe teilzunehmen, stehen wir auf Golgotha und auch in Gegenwart des geöffneten Himmels. Daher ist die Heilige Messe der größte Schatz der Kirche und jedes Katholiken. Für ihren größten Schatz opfern die Menschen alles, was sie besitzen, ja sogar alles, was sie sind, um diesen Schatz zu verteidigen und an ihm teilzuhaben.

Der selige Kardinal John Henry Newman schrieb: "Für mich ist nichts so trostreich, so durchdringend, so erregend, so überwältigend wie die Messe, die bei uns gefeiert wird. Ich könnte immer an der Messe teilnehmen, ohne zu ermüden. Das ist nicht ein rein formaler Ablauf von Worten - es ist eine große Handlung, die größte Handlung, die es auf Erden geben kann. Es ist nicht nur eine Anrufung, sondern, wenn ich so sagen darf, das Herbeirufen des Ewigen. Vor dem, was hier auf dem Altar in Fleisch und Blut gegenwärtig wird, verneigen sich die Engel, und es lässt die Teufel erzittern. Dies ist das erschütternde Ereignis, welches das Ziel und die Ausdeutung eines jeden Teils der Messfeier bildet .... Bei dieser Feier sind kleine Kinder zugegen und alte Männer, arme Arbeiter und Seminaristen, Priester, die sich auf die Messe vorbereiten, Priester, die ihre Danksagung halten, unschuldige Mädchen sind hier und reumütige Sünder. Aber aus diesen so unterschiedlichen Geistern erhebt sich ein einziger eucharistischer Lobgesang, und die erhabene Handlung ist ihr Maß und Ziel." (John Henry Cardinal Newman, Loss and Gain. The story of a convert, London 1906, S. 327-329, Worte von Mr. Willis in Kardinal Newmans erstem Roman).

All die vergangenen Generationen der Katholiken haben bewegende Zeugnisse ihrer Einstellung und ihres Verhaltens gegenüber diesem größten Glaubensgeheimnis hinterlassen. Wir finden ein solches Beispiel in der Geschichte der irischen Katholiken aus der Zeit, als die Messe in Irland verboten war. Pater Augustin OFMCap schrieb: "Die Feinde unseres Glaubens sahen nun, dass die bedrängten Katholiken in elenden Hütten zusammenströmten, wie sie zuvor in den Kirchen zusammengeströmt waren; und sie verneigten sich so tief vor dem groben Altar, wie sie es früher vor dem künstlerisch wertvollen Altar gemacht hatten. Es war also nicht etwas nur Menschliches, sondern etwas wirklich Göttliches, das ihre Augen fesselte und ihre Seelen ergriff. Es war die wirkliche Gegenwart Christi im Eucharistischen Opfer, das die irische Bevölkerung anzog und sie dazu brachte, die Reichtümer ihres Herzens auszugießen in einer elenden Hütte, die zu besuchen Christus sich herabließ für eine flüchtige Stunde oder noch weniger." (Ireland's Loyalty to the Mass, Edinburgh 1933, S. 166).

Das Vorbild der Liebe, Verehrung und Anbetung der Katholiken gegenüber der Messe in Verfolgungszeiten ist eine machtvolle Lektion, die unsere Seelen aufrütteln und sie mit einem neuen Feuer der Liebe und Verehrung zur Eucharistie entzünden soll. Eines der bewegendsten und ruhmreichsten Beispiele aus der Geschichte sind Irlands Treue zur Messe in der Zeit der Verfolgung und die sogenannten "verborgenen Heiligen der Messe", die das Buch von Pater Augustin OFMCap folgendermaßen beschreibt: "Nach einer Rundreise durch Irland veröffentlichte der berühmte Graf Montalembert 1829 in Paris einige sehr interessante Briefe, in denen er beschrieb, was er in diesem Land gesehen und empfunden hatte. ,Ich werde nie die erste Messe vergessen', sagt er, ,an der ich in einer Kapelle auf dem Land teilnahm. Ich ritt bis zum Fuß eines Hügels, dessen unterer Teil dicht mit Eichen und Tannen bewachsen war, und stieg vom Pferd, um den Hügel zu ersteigen. Ich hatte gerade einige Schritte des Weges zurückgelegt, als meine Aufmerksamkeit von der Gestalt eines Mannes angezogen wurde, der unter den Tannen kniete. Nach und nach wurden auch andere Personen in der gleichen Haltung sichtbar. Und je höher ich stieg, desto größer wurde die Zahl dieser knienden Bauern. Schließlich, als ich die Spitze des Hügels erreicht hatte, erblickte ich ein kreuzförmiges Gebäude, mehr schlecht als recht aus Steinen errichtet, ohne Mörtel, mit Stroh gedeckt. Darum herum kniete eine Menge robuster, kräftiger Männer, alle barhäuptig, obwohl es in Strömen regnete und der Boden unter ihnen völlig aufgeweicht und sumpfig war. Überall herrschte tiefe Stille. Es war die katholische Kapelle von Blarney (in Waterloo), und der Priester las gerade die Messe. Ich erreichte die Tür im Augenblick der Erhebung der Hostie, und da lag diese fromme Versammlung mit dem Gesicht zur Erde auf dem Boden ausgestreckt. Ich versuchte unter das Dach der von Anbetern völlig überfüllten Kapelle zu gelangen. Es gab keine Sitze, keinen Schmuck, der Boden war nicht einmal gepflastert, sondern aus Erde, feucht und steinig, das Dach war verfallen, und statt Wachskerzen brannten Talglichter auf dem Altar. Als das Heilige Opfer beendet war, stieg der Priester auf sein Pferd und ritt davon. Dann erhoben sich die Gottesdienstbesucher von den Knien und gingen langsam heimwärts. Viele verharrten noch länger Zeit im Gebet, im Morast kniend, in diesem stillen Raum, den die armen, gläubigen Menschen in der Zeit vergangen er Verfolgung gewählt hatten.'" (Ireland's loyalty to the Mass, op. cit., S. 194-197).

Wenn wir anerkennen und wirklich glauben, was das Wesen jeder Heiligen Messe ist, dann ist jedes Detail des Ritus wichtig, jedes Wort, jede Geste ist tief bedeutsam und geistlich. Sogar von dem Augenblick an, da wir die Kirche betreten, um an der Heiligen Messe teilzunehmen, müssen wir versuchen, unseren Geist und unser Herz nach Golgotha und zur himmlischen Liturgie zu erheben. Der selige Kardinal Newman schrieb: "Allein die Katholische Kirche ist schön. Sie könnten sehen, was ich meine, wenn Sie eine Kathedrale im Ausland besuchten oder auch eine der katholischen Kirchen unserer Großstädte. Der Zelebrant, Diakon und Subdiakon, die Akolythen mit ihren Leuchtern, der Weihrauch, der gregorianische Gesang - alles verbindet sich zu einem Ziel, einem religiösen Akt. Man spürt, es ist wirklich Gottesverehrung; allen Sinnen, Augen, Ohren, Geruchssinn, wird kundgemacht, dass es hier um Gottesverehrung geht. Die Laien im Kirchenschiff, die ihren Rosenkranz beten oder ihr Gebet verrichten, der Chor, der das Kyrie singt, und der Priester und seine Assistenz, die sich tief verneigen und einander das Confiteor zusprechen. Das ist Gottesverehrung, und es geht weit über den Verstand hinaus. " (Worte von Mr. White in dem Roman "Loss and Gain" op. cit., S. 44).

Die höchste Wirklichkeit der Heiligen Messe ist Christus selbst, wahrhaft gegenwärtig in seinem geopferten und verherrlichten Leib in der kleinen konsekrierten Hostie. Jeder Gläubige muss, wenn er sich dem göttlichen Leib Christi im Augenblick der Heiligen Kommunion nähert, Ihm gegenüber nicht nur die innere Reinheit der Seele bezeigen, sondern auch die äußere Anbetung des Leibes und Ihn begrüßen, indem er niederkniet und in einer Haltung der Demut und geistlicher Kindschaft den Mund öffnet und zulässt, dass er gleichsam von Christus "genährt" wird durch die Hand des Priesters, der in der Heiligen Messe in persona Christi handelt. Wahre Größe zeigt sich darin, dass sie sich klein macht, sich niederbeugt. Ein Beispiel solcher Demut gegenüber dem Eucharistischen Herrn in der Heiligen Kommunion können wir bei König Heinrich VII. von England sehen, das der heilige Kardinal John Fisher in der Grabrede für den König bezeugte: "Er empfing das Altarssakrament mit so großer Ehrerbietung, dass alle Anwesenden darüber erstaunt waren. Denn sofort bei seinem Eintreten in die Kapelle, in der das Sakrament aufbewahrt wurde, nahm er seine Kopfbedeckung ab, kniete sich hin und kroch andächtig auf den Knien voran, bis er zu dem Platz gelangte, an dem er das Sakrament empfing. Zwei Tage vor seinem Tod war der König so schwach, dass er es nicht noch einmal empfangen konnte. Dennoch wünschte er, die Monstranz zu sehen, in der es aufbewahrt wurde. Sein guter Beichtvater war so gütig und brachte es zu ihm, wie es angemessen war. Der König küsste es mit solcher Ehrerbietung, schlug sich immer wieder an die Brust, mit so lebhaftem, lebendigem Ausdruck, mit einem so sehnsuchtsvollen Herzen machte er dort seine demütige Verneigung und küsste nicht die Stelle selbst, an der sich der heilige Leib unseres Herrn befand, sondern den untersten Teil, den Fuß der Monstranz, so dass alle, die um ihn herum standen, sich kaum der Tränen und des Weinens erwehren konnten" (M. Macklem, The Life of John Fisher, Ottawa 1968, S. 20-21).

Möge das Beispiel der Liebe und Verehrung der Eucharistie der unzählbar großen Schar unserer Brüder und Schwestern, die uns in den vergangenen Jahrtausenden im Zeichen des Glaubens vorangegangen sind, unseren Glauben an das unsagbare Geheimnis der Heiligen Messe vertiefen und unsere Liebe und Verehrung des Eucharistischen Herrn im Augenblick der Heiligen Kommunion wachsen lassen. Der heilige Peter Julian Eymard sagte einmal: "Hat Jesus nicht ein Anrecht auf noch größere Verehrung in seinem Sakrament, da er doch darin seine Opfer vervielfacht und sich selbst immer mehr erniedrigt? Ihm gebühren die feierliche Verehrung, die Herrlichkeit, der Reichtum und die Schönheit des Kultes! Gott legte den mosaischen Kult bis ins kleinste Detail fest, obgleich er doch nur ein Symbol war. In den Jahrhunderten des Glaubens war man überzeugt, niemals genug tun zu können, um den Glanz der Eucharistischen Verehrung zu vergrößern. Diese Wunder waren das Werk des Glaubens. Die Anbetung und Verehrung Jesu Christi sind das Maß des Glaubens eines Volkes. Lasst uns darum Jesus in der Eucharistie Ehre zollen. Er ist ihrer würdig, Er hat ein Anrecht darauf .... O Herr, bleibe bei uns! Wir wollen Deine getreuen Anbeter sein. Wir wollen lieber Vertreibung, Mangel und Tod erleiden, als Deiner beraubt zu werden." (The Real Presence. Eucharistic Meditations, New York 1938, S. 144.147).

"Die Katholiken haben reichlich Grund zu erröten wegen ihres Mangels an Respekt in Gegenwart unseres Herrn. Betritt eine Synagoge; wenn du anfängst zu reden oder dich nicht angemessen verhältst, wirst du aus der Synagoge hinausgewiesen. Bevor du eine Moschee betrittst, wird von dir verlangt, dass du die Schuhe ausziehst. Die Ehrfurcht der Juden und der Moslems übertrifft bei weitem die Ehrfurcht der Katholiken. Warum tun wir unserem Herrn Dinge an, die uns selbst zutiefst beleidigen würden, wenn man sie uns antäte? Warum sind wir weniger empfindsam, wenn es um die Ehre des eucharistischen Herrn geht, als wenn es um unsere eigene kleine Ehre geht? Lasst uns also dem Herrn aus unserem Gefühl der Ehrerbietung einen Akt der Anbetung darbringen, sobald wir in seine Gegenwart kommen. Ja, unsere größten Sünden gegen den Glauben kommen vom Mangel an Ehrfurcht vor Jesus in der Eucharistie." (Op. cit., S. 161-162).

Lasst uns den Eucharistischen Herrn mit Liebe empfangen, in der Reinheit des Herzens, lasst uns mit einer Geste der Anbetung niederknien. Lasst uns den Eucharistischen Herrn empfangen mit einer Geste der Demut und des Kleinseins, indem wir unseren Mund öffnen und den Allerheiligsten, den König des Weltalls, in der kleinen heiligen Hostie empfangen. O Herr, wenn wir Dich in der Eucharistie empfangen, dann haben wir alles, und es fehlt uns nichts!

III. Die heilige Kommunion - verborgene Majestät der göttlichen Liebe

1.

Die Kirche auf ihrer Pilgerschaft zum Himmlischen Jerusalem wächst und wird auferbaut durch das Wirken des Heiligen Geistes, besonders durch die Gottesfurcht (vgl. Apg 9,13), durch die übernatürlichen Akte des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe sowie durch konkrete Akte der Anbetung des Mensch gewordenen Gottes in seinen sichtbaren Erscheinungsformen, vor allem in seiner Gegenwart unter dem Schleier des Altarssakraments. Seit Beginn ihres Weges durch die Geschichte erlebte die Kirche ihre fruchtbarsten Augenblicke und Zeiten, wenn sie der allerheiligsten Eucharistie tiefe Verehrung und Anbetung zollte. Das waren Augenblicke echter Auswirkungen von Pfingsten.

2.

Die heilige Liturgie der Kirche und speziell die Liturgie des Eucharistischen Opfers bilden die Fortsetzung des Gebetes, das Christus, der Hohepriester, auf Erden in tiefer Verehrung Gott darbrachte und nun im Himmel weiterhin darbringt, so wie er es auf Erden tat (vgl. Hebr 5,7). Die Gebete und Gebärden, in Ehrfurcht und Andacht, sprich: in heiliger Gottesfurcht vollzogen, zeichnen sich durch einen wahrhaft pfingstlichen Charakter aus. Solche pfingstlichen, das meint: vom Heiligen Geist erfüllten Augenblicke sollen besonders auch die zentralen Momente der Heiligen Messe sein, nämlich der Augenblick der Wandlung und der Augenblick der Heiligen Kommunion. Die echte Gottesverehrung der Kirche muss sich am Vorbild des Gebetes Christi und am Beispiel der Liturgie der ersten Christen ausrichten. Eine solche Liturgie ist Gott gefällig, wie es uns der Hebräerbrief lehrt: "Wir wollen Gott so dienen, wie es ihm gefällt, in ehrfürchtiger Scheu; denn unser Gott ist ein verzehrendes Feuer" (Hebr 12,28-29). Dieses verzehrende Feuer ist der Heilige Geist. Deshalb gilt: je mehr das Gebet, der Stil, die Riten und Gesten der Heiligen Messe von Ehrfurcht und Gottesfurcht geprägt sind, umso pfingstlicher ist die Liturgie, d.h. umso mehr ist sie erfüllt von den Früchten des Heiligen Geistes.

3.

Echte Erneuerung und Reform des kirchlichen Lebens muss bei der Erneuerung der Liturgie beginnen, d.h. bei der Vertiefung der Andacht und Gottesfurcht in den liturgischen Riten. Eine solche Erneuerung der heiligen Liturgie ist der wichtigste Ausdruck des sogenannten "aggiornamento", das der selige Papst Johannes XXIII. so sehr ersehnte. Der heilige Josefmaria Escrivá erläuterte das Wort "aggiornamento" sehr treffend so: "Aggiornamento bedeutet vor allem Treue. Einfühlsame, verlässliche und beständige Treue ist die beste Verteidigung gegen geistige Kälte, gegen Dürre des Herzens und geistige Erstarrung. Es wäre zumindest oberflächlich, zu meinen, das aggiornamento bestünde an erster Stelle in Veränderung oder Abwechslung" (Conversiones con Mons. Escrivá de Balaguer, ed. José Luis Illanes, Madrid 2012, S.152-153). Daher widmete das Zweite Vatikanische Konzil sein erstes Dokument der heiligen Liturgie. Unter den Grundsätzen der Liturgiereform kann man die folgenden drei hervorheben:

1. Die Riten sollen klarer ihre Orientierung auf Gott, auf den Himmel, auf die Kontemplation zum Ausdruck bringen (Sacrosanctum Concilium, 2 und 8).

2. Die Sakralität (Heiligkeit) der Texte und Riten soll noch klarer hervortreten (Sacrosanctum Concilium, 21).

3. Es sollen keine Neuerungen eingeführt werden, die nicht organisch mit den vorhandenen Formen verbunden sind, es sei denn, sie bringen einen echten geistlichen Nutzen (Sacrosanctum Concilium, 23).

Geistlichen Nutzen gibt es nach der Heiligen Schrift und den ersten Christen in der Liturgie nur dann, wenn eine stärkere Wirkung der Gegenwart des Heiligen Geistes zu verspüren ist; der Heilige Geist ist Gott und verzehrendes Feuer und gießt heilige Liebe ein, die als solche auch immer Gottesfurcht in sich birgt (vgl. Hebr 12,28).

4.

Wenn in den heiligsten, zentralen Augenblicken der Heiligen Messe weniger Andacht und Gottesfurcht zum Ausdruck kommen, dann finden sich dort zweifellos weniger Früchte des Heiligen Geistes, dann ist dort weniger pfingstlicher Geist und weniger echtes "aggiornamento" wirksam, dann gibt es dort weniger geistlichen Fortschritt, sondern im Gegenteil einen Rückschritt im christlichen Glauben und in der Frömmigkeit. Die Art und Weise des Kommunionempfangs der Gläubigen verrät, ob die Heilige Kommunion für sie nicht nur die heiligste Wirklichkeit darstellt, sondern die am meisten geliebte und heiligste Person. Der Empfang des Leibes Christi in der kleinen Hostie erfordert darum tiefen Glauben und Reinheit des Herzens und zugleich auch unmissverständliche Gesten der Anbetung. Das war das unveränderliche Kennzeichen der Katholiken durch alle Jahrhunderte, von den ersten Christen an über die Christen in der Zeit der Kirchenväter bis hin zu den Zeiten unserer Großeltern und Eltern. Selbst in den ersten Jahrhunderten, als mancherorts die heilige Kommunion vom Priester in die rechte Hand gelegt wurde oder auf ein Stück weißen Stoff, das die rechte Hand der Frauen bedeckte, so berührten die Gläubigen das konsekrierte Brot in der Heiligen Messe dennoch nicht mit ihren Fingern. Der Heilige Geist lenkte die Kirche und belehrte sie noch tiefer über die Weise, wie man mit der heiligen Menschheit Christi bei der Heiligen Kommunion umgehen soll. Die römische Kirche des sechsten Jahrhunderts teilte die heilige Hostie direkt in den Mund aus, wie es ein Werk Gregors des Großen bezeugt (vgl. Dia., 3). Im Mittelalter begannen dann die Gläubigen, den Leib Christi kniend zu empfangen, mit einem äußerlich klarer erkennbaren Ausdruck der Anbetung (vgl. St. Columban, Regula coenobialis, 9). Das war ein weiterer wichtiger Moment eines "aggiornamento", ein pfingstlicher Augenblick.

5.

In unserer Zeit - schon seit 40 Jahren - trägt der mystische Leib Christi eine tiefe Wunde. Diese tiefe Wunde ist die moderne Praxis der Handkommunion, eine Praxis, die sich wesentlich von einem ähnlichen Ritus der ersten Jahrhunderte unterscheidet, wie oben bereits angedeutet. Diese moderne Praxis ist die tiefste Wunde am mystischen Leib Christi, weil sie sich in folgenden beklagenswerten Ausdrucksformen zeigt:

1. In einem erstaunlichen Minimalismus bei den Gesten der Anbetung und Ehrfurcht. Im Allgemeinen fehlt in der modernen Praxis der Kommunion fast jegliches Zeichen der Anbetung.

2. In einer Gebärde, die man von der normalen Nahrungsaufnahme kennt: Man nimmt mit eigener Hand die Heilige Hostie aus der linken Innenhand und legt sie sich selbst in den Mund. Die Gewohnheit solcher Gesten verursacht bei einer nicht geringen Zahl der Gläubigen, speziell bei Kindern und Jugendlichen, die Vorstellung, dass unter der Heiligen Hostie nicht die göttliche Person Jesu Christi gegenwärtig ist, sondern dass sie eher ein religiöses Symbol darstellt; denn sie können die Heilige Hostie äußerlich wie gewöhnliche Nahrung behandeln: sie mit den eigenen Händen berühren und mit den Fingern in den Mund schieben.

3. In dem Verlust zahlreicher kleiner Partikel der Heiligen Hostie: Kleine Fragmente fallen beim Austeilen, also auf dem Weg zwischen dem Kommunionspender und dem Kommunikanten häufIg herunter, weil keine Kommunionpatene benutzt wird. Oft bleiben auch Partikel der Heiligen Hostie in der Handfläche oder an den beiden Fingern der Kommunizierenden hängen und fallen zu Boden. Diese zahlreichen Partikel liegen dann oft am Boden und werden von den Füßen der Menschen zertreten, weil sie diese Fragmente gar nicht wahrnehmen.

4. Durch vermehrten Raub Heiliger Hostien, weil die Handkommunion diesen Diebstahl tatsächlich sehr erleichtert.

Es gibt nichts in der Kirche und auf der Erde, das so heilig ist, so göttlich, so lebendig und persönlich wie die Heilige Kommunion, denn es ist der Eucharistische Herr selbst. Und diese vier genannten beklagenswerten Dinge werden Ihm angetan! Die moderne Praxis der Handkommunion hat es nie zuvor in dieser konkreten äußeren Form gegeben. Es ist nicht zu begreifen, dass viele Menschen in der Kirche diese Wunde nicht wahrhaben wollen, dieses Faktum als sekundär betrachten, ja sich gar darüber wundern, dass man das Thema überhaupt anspricht. Und, was noch unverständlicher ist: Viele Menschen in der Kirche verteidigen und verbreiten weiterhin diese Kommunionpraxis.

6.

Der heilige John Fisher, Kardinal und Märtyrer, stellte schon 1526 die folgende Wahrheit fest: "In der Tat, wenn jemand aufmerksam die Perioden geistlicher Blüte in der Kirche betrachtet und die Zeiten des Niedergangs wie auch die verschiedenen Reformen, die oft aufeinander folgten, muss er bemerken, dass die Ursache des Niedergangs in der Kirche fast immer die Vernachlässigung und der Missbrauch dieses allerheiligsten Altarssakramentes ist. Auf der anderen Seite wird er feststellen, dass den Zeiten echter Reform und Blüte des kirchlichen Lebens immer eine innige Verehrung des heiligsten Sakramentes vorangeht" (Holböck, F., Das Allerheiligste und die Heiligen, Stein am Rhein 1986, S. 195). Die Absicht des seligen Johannes' XXIII. bei der feierlichen Eröffnung des Zweiten Vatikanischen Konzils bestand darin, eine echte Reform und eine Blütezeit des geistlichen Lebens der Kirche zu fördern. Das meinte Vertiefung des Glaubenswissens, wachsende Treue gegen die Glaubenswahrheiten, wachsamere Verteidigung des Glaubensgutes (vgl. Eröffnungsansprache beim Zweiten Vatikanischen Konzil, 11. Oktober 1962). Dieser heilige Papst schrieb 1962: "Der Beweggrund, das Konzil einzuberufen, war folgender: dass die Heilige Kirche mit neuer, jugendlicher Kraft erblühe" (Brief an die deutschen Bischöfe, 11. Januar 1962). Eine Zeit neuer geistlicher Blüte der Kirche braucht notwendig einen tieferen Glauben und reichere und gläubigere Ausdrucksformen bei der Verehrung der Heiligen Eucharistie. Wenn der Glaube an die Eucharistie schwindet und die eucharistischen Riten, vor allem bei der Heiligen Kommunion, weniger Zeichen der Anbetung zeigen, dann ist das sicher kein Zeichen von Blüte des kirchlichen Lebens; die Erwartungen des seligen Johannes XXIII. wurden somit in gewisser Weise enttäuscht. 1961 schrieb dieser Papst in sein geistliches Tagebuch die folgenden Worte: "Mit Sorgfalt und glühendem Gebet die Gottesverehrung unter den Gläubigen zu fördern, die Übungen der Frömmigkeit und den rechten Empfang der Sakramente. Das wird den göttlichen Segen auf die Menschen herabziehen. Das sind meine Gedanken und meine Hirtensorge, und so muss es sein, heute und immer" (Giovanni XXIII, 11 giornale del!'anima, Cinisello Balsamo 2000, 3. Aufl., Nr. 961).

7.

Es war stets Glaube und Praxis der Kirche, dass Christus, wirklich gegenwärtig unter der Gestalt des Brotes, ausschließlich göttliche Anbetung gebührt, die innerlich wie äußerlich ihren Ausdruck findet. Ein solcher Akt der Anbetung wird in der Heiligen Schrift mit dem griechischen Wort "proskynesis" bezeichnet. Unser Herr Jesus Christus wies die Versuchungen des Teufels zurück und verkündete die erste Pflicht aller Kreatur: "Du sollst Gott allein anbeten" (Mt 4,10). Der Evangelist verwendet an dieser Stelle das Wort "proskynesis". In der Bibel wurde der Akt der Anbetung Gottes äußerlich in folgender Weise vollzogen: Man kniete nieder und beugte den Kopf bis zur Erde oder man warf sich ganz zu Boden. Einen solchen Akt der Anbetung machten Jesus selbst wie auch seine heilige Mutter, die selige Jungfrau Maria und der heilige Josef, wenn sie jedes Jahr den Tempel in Jerusalem aufsuchten. In dieser Weise der "proskynesis" wurde auch der Leib Christi, der menschgewordene Gott, verehrt: zuerst von den drei Weisen (Mt 2,11). Aber auch die zahlreichen Menschen, die Jesus heilte, vollzogen diesen äußeren Akt der Anbetung (vgl. Mt 8,2; 9,18; 15,25); die Frauen, die am Ostermorgen den auferstandenen Herrn sahen, fielen in Gegenwart seines verherrlichten Leibes nieder und beteten ihn an (Mt 28,9); als die Apostel den Leib Christi zum Himmel auffahren sahen, fielen sie nieder und beteten ihn an (Mt 28,17; Lk 24,52); auch die Engel und die erlösten und verherrlichten Heiligen im Himmlischen Jerusalem werfen sich in Anbetung nieder vor der verherrlichten Menschheit Christi, symbolisch im "Lamm" dargestellt (Offb 4,10). In den vergangenen Jahrhunderten wuchs die Kirche immer tiefer in die Erkenntnis der Wahrheit über das Geheimnis der Eucharistie hinein. Dadurch fand sie im Umgang mit dem eucharistischen Leib Christi immer vollkommenere Formen der Verehrung, besonders wenn der Priester oder die Gläubigen sich vor allem im Augenblick der Kommunion dem eucharistischen Leib Christi näherten. Um die Wahrheit auszudrücken, dass die Heilige Kommunion keine gewöhnliche Speise, sondern wirklich das Allerheiligste ist, die Heiligkeit in Person, legte der Priester zumindest ab dem achten Jahrhundert sowohl in der westlichen als auch in der östlichen Kirche die heilige Hostie den Gläubigen direkt in den Mund. Diese Geste bringt symbolisch zum Ausdruck, dass Christus selbst in der Person des Priesters die Gläubigen nährt. Darüber hinaus versinnbildlicht diese Geste den Geist der Demut und der geistlichen Kindheit, den Jesus selbst von allen verlangt, die in das Reich Gottes gelangen wollen (Mt 18,3). Bei der Heiligen Kommunion ist die heilige Hostie das wirkliche Reich Gottes, weil Christus darin zugegen ist, in dessen Leib die ganze Fülle der Gottheit wohnt (vgl. Kol 2,9). Daher besteht die angemessenste äußere Haltung darin, das Reich Gottes wie ein Kind zu empfangen, indem man sich selbst klein macht, niederkniet, den Mund öffnet und sich wie ein Kind nähren lässt. Zweifellos wurde der Ritus des Empfangs des göttlichen Leibes Christi bei der Heiligen Kommunion im Knien und auf die Zunge über mehrere Jahrhunderte hin unter Eingebung des Heiligen Geistes entwickelt, des Geistes der Heiligkeit und Frömmigkeit. Die Abschaffung ausdrücklicher Gesten der Anbetung bei der Heiligen Kommunion, also die Abschaffung des Kniens und der biblischen begründeten Geste, den Leib Christi wie ein Kind direkt auf die Zunge zu empfangen, wird den eucharistischen Glauben und die Verehrung sicher nicht zu größerer Blüte bringen. Die folgenden Worte des Ökumenischen Konzils von Trient bleiben immer gültig und sind gerade in unseren Tagen sehr zeitgemäß: "Folglich gibt es keinen Raum für einen Zweifel daran, dass alle Christgläubigen diesem heiligsten Sakrament bei der Verehrung, gemäß dem in der Katholischen Kirche stets gepflegten Brauch, den Kult der Gottesverehrung erweisen sollen, der dem wahren Gott geschuldet ist. Auch darf man dieses Sakrament deshalb nicht weniger anbeten, weil Christus, der Herr, es eingesetzt hat, damit es empfangen wird. Denn wir glauben, dass in ihm derselbe Gott gegenwärtig ist, von dem der Ewige Vater sagt, als er ihn in die Welt sandte: "Alle Engel Gottes sollen sich vor ihm niederwerfen" (Hebr 1,6) (13. Session, Kapitel 5). Weiter erklärt das Konzil feierlich: "Wenn jemand sagt, dass im heiligen Sakrament der Eucharistie Christus, der Eingeborene Sohn Gottes, nicht angebetet werden muss mit jenem Kult, der dem wahren Gott geschuldet ist, und dies auch nach außen hin kundtut und damit zeigt, dass Christus in diesem Sakrament nicht in besonders feierlicher Weise zu verehren ist, ... der sei im Bann" (Session 13, Kanon 6).

8.

Die Kirche lehrt uns: Je mehr die Gläubigen im Glauben an die göttliche Wirklichkeit der Heiligen Kommunion wachsen, desto mehr müssen sie der geweihten Hostie in Anbetung und Heiligkeit begegnen. Heiligkeit meint die innere Reinheit der Seele, das Freisein von Todsünden oder, positiv ausgedrückt, den Stand der heiligmachenden Gnade. Dies ist ein göttliches Gesetz, das schon unser Herr Jesus Christus verkündet und die Überlieferung der Apostel unterstrichen hat, besonders der heilige Apostel Paulus. Unser Herr sagt: "Gebt das Heilige nicht den Hunden, werft eure Perlen nicht den Schweinen vor" (Mt 7,6). Und der heilige Paulus mahnt: "Wer also unwürdig von dem Brot isst und aus dem Kelch des Herrn trinkt, macht sich schuldig am Leib und am Blut des Herrn. Jeder soll sich selbst prüfen; erst dann soll er von dem Brot essen und aus dem Kelch trinken" (1 Kor 11,27-28). Die Kirche hat dieses göttliche Gebot immer mit großer Sorgfalt beobachtet, und auch in unserer Zeit sollte es mit größerer Sorgfalt beachtet werden. So spricht dasselbe Ökumenische Konzil von Trient: "Wenn es generell ungeziemend ist, sich einer dieser heiligen Handlungen anders zu nähern als in einem Geist der Gottesfurcht, so wird der Christ mit Sicherheit umso eifriger darauf achten, dass er es nicht ohne große Ehrfurcht und Heiligkeit empfangt, je mehr er die Heiligkeit und Göttlichkeit dieses himmlischen Sakramentes versteht, vor allem wenn wir diese furchterregenden Worte des Apostels lesen: ,Wer also unwürdig dieses Brot isst und aus diesem Kelch trinkt, der isst und trinkt sich das Gericht, weil er den Leib des Herrn nicht unterscheidet.' Deshalb soll jeder, der kommunizieren will, sich die Vorschrift in Erinnerung rufen: ,Jeder soll sich selbst prüfen.' Nun erklärt der kirchliche Brauch eine solche Prüfung für notwendig, damit niemand, der sich einer Todsünde bewusst ist, so innig er sie auch bereut, nicht ohne vorherige sakramentale Beichte die Heilige Eucharistie empfangen darf. Das heilige Konzil hat erlassen, dass diese Regel unverändert von allen Christen zu beobachten ist" (Session 13, Kap. 7). Bei der Eröffnung des Zweiten Vatikanischen Konzils sagte der selige Papst Johannes XXIII., dass die Dokumente und Verlautbarungen der vorherigen Ökumenischen Konzilien, nämlich des Ersten Vatikanischen und des Trienter Konzils, als ein heiliger Schatz zu betrachten ist (Eröffnungsansprache, 11. Oktober 1962).

9.

Die Praxis der unwürdigen Kommunion stellt in unseren Tagen die tiefste Wunde am mystischen Leib Christi dar. Die unwürdig empfangene Kommunion rührt in erster Linie von der inneren Unwürdigkeit her: vom Empfang der Heiligen Kommunion im Stand einer vorhandenen Todsünde; im Stand gewohnheitsmäßiger Todsünden; vom Empfang der Heiligen Kommunion ohne den vollen katholischen Glauben an die wirkliche Gegenwart (Realpräsenz) und die Wesensverwandlung (Transsubstantiation); vom Zustand mangelnder Reue über lässliche Sünden. Der unwürdige Kommunionempfang wird auch bestimmt von äußeren unwürdigen Haltungen: von sakrilegischem Diebstahl der heiligen Hostie, vom Empfang der heiligen Hostie ohne das kleinste äußere Zeichen der Anbetung; vom Empfang der heiligen Hostie ohne auf das Herunterfallen oder den Verlust kleiner Partikel zu achten; von der Hast beim Austeilen der Heiligen Kommunion, die den Anschein erweckt, als teile man in einer Schule oder Cafeteria Kekse aus. Wenn der Glaube an die Realpräsenz Christi im konsekrierten Brot fehlt, wie bei den Kalvinisten oder ähnlichen protestantischen Gemeinschaften, dann ist es nicht verwunderlich, dass die äußere Haltung beim Umgang mit der heiligen Hostie nur minimale sakrale Gesten oder überhaupt keine klaren sakralen Gesten aufweist. Wenn der Glaube an die wirkliche Gegenwart Christi sich zumindest noch bei der Austeilung der Heiligen Kommunion zeigt, wie es bei Martin Luther und bei traditionellen Lutheranern der Fall war, dann müssen dort ausdrücklichere Gesten der Verehrung vorhanden sein. Es gibt eine bewegende Szene aus dem Leben Martin Luthers aus dem Jahre 1542, die seine Verehrung und Andacht zur Heiligen Kommunion verdeutlichen. Wir zitieren aus einem alten deutschen Geschichtstext: "Da hat ein Weibsbild wollen zum abendmal des HERRN gehen / Vnd inn dem sie nu hat wollen inn den Stuel vorm Altar niderknien vnd trincken / tritt sie vnsanffte / vnd stösst hart mit jrem munde an den Kelch des HERRN / daher etwas daraus vom Blut Christi auff jre gefütterte Leibjacke / Mantel / vnd auff die lene des Stuels darinnen sie kniete / vergossen ist worden / Da nun solche der Ehr. [= Ehrwürdige] D. Lutherus / so gegen vber in einem Stel gestanden / gesehen hat / ist er bald / gleich wie der Ehr. D. Pomeranus [= Johannes Bugenhagen] gethan hat / zum Altar gelaufen / vnd haben sampt dem Diacon [= dem amtierenden Pfarrer] solchs verschuttet Blut Christi / mit aller reverentz / von des Weibes mantel etc. so rein als sie gekündten / helffen ab vnd auff lecken / Es ist auch solcher vnrath genanttem D. Martino also sehr zu hertzen gegangen / das er auch daruber geseuffzet vnd gesprochen hat / Ah hilff Gott / Es seind ihm auch seine augen vol wassers gestanden" (Stahl, R., Martin Luther für uns heute. Erlangen 2008, S. 28) Welch ein bewegendes Beispiel! Wie viele Priester und Gläubige würden heute, wenn einige Partikel der heiligen Hostie herunterfallen, so gut sie können, alles reinigen, seufzen und weinen? Ich habe einmal mit einem norwegischen lutherischen Bischof gesprochen und ihn gefragt, auf welche Weise die Lutheraner in Norwegen die Heilige Kommunion empfangen. Er antwortete mir: "Vor zehn, fünfzehn Jahren empfingen die Leute die Kommunion kniend und in den Mund. Aber heute empfangen sie sie stehend und auf die Hand." Ich fragte, welchen Grund diese Veränderung hätte. Und er antwortete mir: "Wir haben das verändert durch den Einfluss unserer katholischen Brüder." Bei einem interreligiösen Treffen in Kasachstan, an dem ich teilnahm, sprachen wir über die heiligsten Wirklichkeiten jeder Religion. Ein Imam sagte, für die Muslime sei das Allerheiligste das Buch des Korans in arabischer Schrift, und er unterstrich dies, indem er sagte: Es wäre ein Akt der Gotteslästerung, wenn jemand wagte, den arabischen Koran mit ungewaschenen Händen zu berühren. Als ich diese Äußerung hörte, hatte ich spontan die Handkommunion vor Augen, die fast ohne jegliches eindeutig sakrale Zeichen und gewiss ohne vorherige Händewaschung empfangen wird. Dieser Vorgang ist in der großen Mehrheit der katholischen Kirchen weltweit die Regel. Ich stellte mir die folgende denkbare Situation vor: Wenn dieser fromme Imam eines Tages zufällig eine katholische Kirche beträte, in der die Heilige Kommunion unmittelbar in die Hände der Gläubigen ausgeteilt wird, die sich in einer schnell voranschreitenden Schlange nähern, würde er fragen: "Dieses kleine weiße Brot, was ist das?" Der Katholik würde antworten: "Das ist Christus." Der Muslim sagt: "Das ist doch sicher nur ein Zeichen oder Symbol für Christus." Und der Katholik würde ihm erwidern: "Nein, das ist nicht ein Symbol oder ein sakraler Gegenstand. Darin ist Christus wirklich gegenwärtig." Der Muslim wird fortfahren: "Christus ist darin doch wohl nur geistig oder symbolisch gegenwärtig." Der Katholik wird antworten: "Nein, Christus ist wirklich und wahrhaftig gegenwärtig in der Substanz seines Leibes, seines Blutes, mit seiner Seele und mit seiner ganzen Gottheit." Dann wird der Muslim fragen: "Dann ist also nach eurem Glauben dieses kleine Stück Brot für euch euer Gott und euer Allerheiligstes?" "Ja", wird der Katholik bestätigen, "dieses kleine Brot ist wirklich unser lebendiger Gott in Person mit seinem menschlichen Leib und Blut, und nicht ein heiliger Gegenstand wie euer Koran." Dann wird der Muslim sagen: "Wenn ihr euren Gott, euer Allerheiligstes, auf so banale Weise behandelt, dann glaubt ihr nicht daran. Ich kann einfach nicht glauben, dass Ihr wirklich von dem überzeugt seid, was Sie mir da versichert haben."

10.

Die Katholiken glauben an mehr als Martin Luther und auch an mehr als traditionelle Lutheraner. Sie glauben nicht nur an die Realpräsenz, sondern auch an die Wesensverwandlung (Transsubstantiation) von Brot und Wein in den Leib und das Blut Christi. Die heilige Hostie ist für sie folglich nicht ein heiliger Gegenstand, auch nicht der heiligste Gegenstand, sondern der lebendige Christus selbst mit seiner heiligen Menschheit und seiner unendlichen göttlichen Majestät. Wir müssen der Heilige Kommunion sicher mehr Ehrerbietung erweisen als Martin Luther dem Abendmahl. Wir müssen mehr Ehrfurcht und Andacht haben als die Muslime gegenüber dem Koran. Es ist von allerhöchster pastoraler Dringlichkeit, dass die Katholiken auf der ganzen Welt wieder beginnen, dem eucharistischen Leib Christi bei der Heiligen Kommunion innerlich und äußerlich so zu begegnen, wie es unzweideutig und ausschließlich nur Gott zukommt. Der Katholik muss die Eucharistie, das Allerheiligste, so behandeln, wie die Muttergottes, die Apostel, unsere Väter und Großväter, die Christen aller Jahrhunderte sie behandelt haben, nämlich gemäß dem Grundsatz: "Wage es, Christus soviel Ehrerbietung zu zollen, wie du es vermagst." (In der Formulierung des heiligen Thomas von Aquin: quantum potes, tantum aude [was du kannst, das sollst du wagen]; Sequenz Lauda Sion). Wenn wir die konsekrierte Hostie im Augenblick der Heiligen Kommunion empfangen, ist nicht ein Mindestmaß, sondern ein Höchstmaß innerer und äußerer Andacht und Anbetung gefordert. Die Kleinheit der heiligen Hostie rechtfertigt nicht, den Herrn im Augenblick der Heiligen Kommunion mit minimalen Zeichen der Anbetung zu behandeln. Am kleinsten, zerbrechlichsten, am wenigsten verteidigt in der Kirche unserer Zeit ist der Herr unter den eucharistischen Gestalten im Augenblick der Kommunionausteilung. Auch wenn alle möglichen pastoralen Gründe dafür sprechen sollten, die Praxis der Handkommunion im Stehen fortzusetzen, wie beispielsweise die Entscheidungsrechte der Gläubigen, so verletzen diese Rechte doch das Recht Christi, des Allerheiligsten, des Königs der Könige: nämlich sein Recht, soviel göttliche Ehre wie möglich sogar in der kleinen Hostie zu empfangen. In diesem Fall ist dies das Recht des Schwächsten in der Kirche. Alle denkbaren Gründe für die Fortsetzung der Handkommunion im Stehen verlieren ihr Gewicht angesichts des Ernstes der offenkundigen Situation des Minimalismus der Anbetung und Heiligkeit, angesichts des fahrlässigen Umgangs mit den eucharistischen Partikeln und ihres großen Verlustes und angesichts des zunehmenden Hostiendiebstahls. Mögliche Gründe für die Fortsetzung der Handkommunion im Stehen verlieren vor allem ihr Gewicht angesichts des Schwundes, der Veränderung und sogar des Verlustes des vollen katholischen Glaubens an das Dogma der Realpräsenz und der Wesensverwandlung (Transsubstantiation). Die moderne Praxis der Handkommunion, die es in dieser äußeren Form in der Katholischen Kirche niemals zuvor gab, schwächt unleugbar stufenweise die Fülle des katholischen eucharistischen Glaubens. Tatsächlich erklärte schon 1970 die Erzdiözese Wien/Österreich zugunsten der modernen Praxis der Handkommunion: "Die Hostie mit der eigenen Hand zu ergreifen wie das natürliche Brot, wird darum von vielen als die diesem Zeichen entsprechende einfache und natürliche Geste empfunden." (Amtsblatt, April 1970). Dieses naturalistische Verständnis über die heilige Kommunion hat sicherlich in den vergangenen 40 Jahren zugenommen, namentlich bei Kindern und Jugendlichen, die das Allerheiligste oft auf so natürliche Weise nehmen wie einen Keks. Die Fortführung dieser modernen Kommunionpraxis erweist sich immer mehr als nicht-pastoral. Denn wenn sie die Fülle des Glaubens aushöhlt, die Verehrung, die Zeichen der Anbetung schwächt, wenn sie die göttlichen Rechte des eucharistischen Herrn verletzt, dann ist eine solche Praxis in höchstem Maß unpastoral.

11.

Große Zeiten blühenden kirchlichen Lebens waren immer Zeiten der Buße und der innigen Verehrung des allerheiligsten Sakramentes, der Heiligen Eucharistie. Wegen der Praxis der Handkommunion besteht heutzutage ein objektiver Zustand minimalistischer eucharistischer Verehrung, und, noch schlimmer, es herrscht ein schockierender, weit verbreiteter Verlust eucharistischer Fragmente, die unbemerkt von den Füßen der Leute in unseren Kirchen zertreten werden; dazu ist es erschreckend einfach geworden, heilige Hostien zu entwenden und zu stehlen. Diese objektive Sachlage verlangt eine zumindest schrittweise Zurücknahme der Handkommunion. Mehr noch, sie erfordert Sühne und Wiedergutmachung gegenüber dem eucharistischen Herrn, der schon zu sehr beleidigt wird im Sakrament seiner Liebe. Eine solche Forderung nach eucharistischer Sühne sprach der Engel aus, der 1916 den drei Hirtenkindern in Fatima erschien. Schwester Lucia berichtete das folgende Ereignis: "Sobald wir ankamen, beteten wir das Gebet des Engels, kniend, das Gesicht am Boden. Wir erhoben uns, um zu sehen, was geschehen würde, und wir sahen den Engel, der einen Kelch in seiner Linken trug. Blutstropfen fielen in den Kelch aus einer Hostie, die über ihm schwebte. Der Engel ließ den Kelch und die Hostie in der Luft schweben, warf sich neben uns nieder und betete dreimal das folgende Gebet: ,Heiligste Dreifaltigkeit, Vater, Sohn und Heiliger Geist ... " Danach stand er auf und nahm wieder den Kelch und die Hostie in die Hand. Er gab mir die Hostie und den Inhalt des Kelches Jacinta und Francisco zu trinken, indem er sprach: ,Empfanget den Leib und trinket das Blut Jesu Christi, der so furchtbar beleidigt wird durch undankbare Menschen. Leistet Sühne für ihre Verbrechen und tröstet euren Gott.' Er warf sich wieder zu Boden und wiederholte mit uns noch dreimal dieses Gebet" (Andrew Apostoli, Fatima vor todqy. The Urgent Manan Message of Hope, San Francisco 2010, S. 34-35).

12.

Es wäre pastoral dringlich und eine geistlich fruchtbare Maßnahme, wenn die Kirche in allen Diözesen der Welt jährlich einen "Tag der Sühne für die Verunehrungen der heiligsten Eucharistie" einsetzen würde. Das könnte zum Beispiel der Oktavtag des Fronleichnamsfestes sein. Der Heilige Geist wird der Kirche unserer Tage besondere Gnaden der Erneuerung schenken, wenn der eucharistische Leib Christi mit allen göttlichen Ehren angebetet wird, wenn er geliebt und sorgsam behandelt und wirklich als Allerheiligstes verteidigt wird. Der heilige Thomas von Aquin sagt in dem Hymnus Sacris sollemniis: "O Herr, besuche uns in dem Maß, wie wir Dich in diesem Sakrament verehren" (sic nos Tu visita, sicut Te colimus). Und wir können ohne Zweifel sagen: O Herr, du wirst deine Kirche besuchen in dem Maß, wie die moderne Praxis der Handkommunion zurückgeht, und in dem Maß, wie wir Dir Akte der Liebe und Wiedergutmachung weihen. Wenn die Gläubigen in der Kirchen der katholischen Welt den eucharistischen Herrn mit reinem Herzen und in der biblischen Geste der Anbetung ("proskynesis) empfangen werden, indem sie niederknien und in der Haltung eines Kindes den Mund öffnen, um sich von Christus selbst nähren zu lassen, dann wird ohne Zweifel ein echtes "aggiornamento", eine echte Erneuerung der Kirche, langsam anbrechen, was der selige Johannes XXIII. und der selige Johannes Paul II. so sehr ersehnten. Letzterer hinterließ uns als geistliches Testament folgende Worte aus seiner letzten Enzyklika: "Es besteht keine Gefahr, in der Sorge um dieses Geheimnis zu übertreiben, weil in diesem Sakrament das ganze Mysterium unseres Heiles zusammengefasst ist (Hl. Thomas von Aquin, Summa Theologiae, III, q. 83, a. 4c.)" (Ecclesia de Eucharistia, 61).

IV. Theologische und liturgische Gründe für den Empfang der Heiligen Kommunion auf die Zunge und im Knien

.

Die heilige Hostie ist das Heiligste und Größte auf dieser Erde, weil es hier um den Herrn selbst geht. Folglich sollte auch äußerlich eine Weise des Empfangs der Heiligen Kommunion vorgesehen sein, die die größtmögliche Sicherheit garantiert, dass auch nicht das kleinste Teilchen der heiligen Hostie verloren geht oder dass Hostien gestohlen werden können. Auch soll der Kommunionritus möglichst offensichtlich Heiligkeit und Erhabenheit zum Ausdruck bringen, d.h. er soll sich klarer von profaner Nahrungsaufnahme unterscheiden. Diesen Forderungen entsprach unleugbar der Ritus, die Kommunion im Knien zu empfangen und zu erlauben, dass der Priester einem die heilige Hostie auf die Zunge legt. Im Gegensatz dazu gleicht die moderne Weise des Empfangs der heiligen Hostie in die offene Hand, wonach man die Hostie dann selbst mit den Fingern zum Munde führt, mehr der profanen Nahrungsaufnahme (und das unterscheidet sie wesentlich vom entsprechenden Ritus der frühen Kirche). Dies ähnelt eher dem, was man oft bei Empfangen an kalten Buffets beobachten kann oder bei der Verteilung von Süßigkeiten im Kindergarten.

2.

Die innere Haltung allein reicht nicht hin für die Gottesverehrung; denn Gott ist Mensch geworden, er wurde sichtbar. Ausschließlich oder vorrangig innerliche Anbetung bei der Kommunion, die den äußeren Aspekt ausschließt, entspricht nicht der Menschwerdung Gottes. Eine solche Verehrung der Eucharistie ist gleichsam platonisch, sie ist protestantisch und letztlich gnostisch. Der Mensch ist wesentlich auch sichtbar und leiblich. Also muss die Verehrung des eucharistischen Leibes Christi notwendigerweise auch äußerlich und leiblich sein. Eine solche Anbetung entspricht der Würde des Menschen, auch wenn das Wichtigste oder die Seele dieser Verehrung die innere Seite bleibt. Beide Aspekte sind jedoch von einander untrennbar.

3.

Der ganze menschliche Leib und jeder seiner Teile ist Tempel des Heiligen Geistes. Daher ist es falsch, die Hand gegen die Zunge auszuspielen. Man sollte nicht sagen: "Die Hand ist würdiger als die Zunge", oder das Gegenteil.

4.

Sündigen tut nicht die Hand oder die Zunge, sondern die Person. Die Sünde beginnt in den Gedanken und hängt vom Willen ab. Darum ist es falsch zu sagen: "Man sündigt mehr mit der Zunge als mit der Hand." Die Zunge bleibt unschuldig, denn es ist ja die Person, die sündigt, und zwar mit ihren Fähigkeiten des Verstandes und des Willens.

5.

Die Symbolik des Mundes drückt in überzeugenderer Weise den geistlichen und religiösen Gehalt aus: den Kuss als Bild des inneren, vergeistigten Liebesaktes (vgl. Hld; Ps 84,11: "Gerechtigkeit und Friede küssen sich), vor allem aber den liturgischen Kuss oder den "heiligen Bruderkuss" (vgl. 1 Kor 16,20 etc.). Das lateinische Wort für Anbetung "adoratio" leitet sich her von "os ad os" (von Mund zu Mund). Das Wort geht vom Mund aus. Dies ist ein Bild für das Hervorgehen des EWIGEN WORTES aus GOTT. Jesus haucht mit seinem Mund den Heiligen Geist aus (vgl. Joh 20,27).

6.

Die Worte "nehmt und esst" (griechisch "labete) in Mt 26, 26 müssten korrekt übersetzt werden: "empfangt und esst". Diese Worte richteten sich unmittelbar an die Apostel, die Priester des Neuen Bundes, nicht aber an alle Gläubigen. Sonst wären konsequenterweise die Worte "Tut dies zu meinem Gedächtnis" (Lk 22,19) auch an alle Gläubigen gerichtet, die dadurch am Weihepriesteramt teilhätten. Überdies bedeutet das griechische Wort "lambanein" nicht, etwas mit der Hand zu ergreifen, sondern den Akt des Empfangens. Dieses Wort "lambanein" findet sich z. B. in folgenden Wendungen: "den Geist der Wahrheit empfangen" (Joh 14,17), "Empfangt den Heiligen Geist" (Joh 20,22) etc. Beim Empfang der Heiligen Kommunion geht es nicht darum, "etwas mit der Hand zu nehmen oder zu berühren"; vielmehr geht es um ein zutiefst geistliches Ereignis: "ein Empfangen-Dürfen", das Sakrament der Eucharistie "zu empfangen" mit dem Herzen, mit der Seele, aber offensichtlich auch leiblich, und zwar in angemessener Weise: direkt in den Mund und im Knien.

7.

Der auferstandene Herr gestattete nicht, dass alle unterschiedslos seinen verherrlichten Leib berührten ("Halte mich nicht fest", "Rühre mich nicht an", Joh 20,17). Dagegen erlaubte er dem Apostel Thomas, also einem Priester des Neuen Bundes, seinen verherrlichten Leib - man könnte auch sagen: seinen Eucharistischen Leib - zu berühren (vgl. Joh 20, 27) .

8.

Bei der Praxis der Mundkommunion, die mehr als ein Jahrtausend lang üblich war (schon zu Zeiten Papst Gregors des Großen) und heute bei den katholischen Kirchen des Ostens und bei allen orthodoxen und altorientalischen Kirchen bezeugt ist, in denen die Heilige Kommunion in den Mund gelegt wird, oft sogar mit einem Löffel, sind keinerlei Fälle von Ansteckungskrankheiten bekannt. Vom hygienischen Standpunkt betrachtet gibt es auf der Hand (vor allem wenn sie ungewaschen ist) tatsächlich eine enorme Menge von Bakterien.

9.

Wenn man heute eine sehr wichtige oder verehrungswürdige Personen empfangt, werden alle Details bis ins Kleinste vorbereitet, und niemand würde sagen: "Man kann eine solche Person (z. B. einen König oder Präsidenten) auch mit ungewaschenen Händen begrüßen oder ohne deutliche Zeichen von Respekt." Ist nicht Unser Herr, unter der Gestalt der kleinen Hostie, wichtiger als ein Präsident oder ein König? Müssten beim Empfang des Herrn in der Brotsgestalt nicht detailliertere, genauere Maßnahmen vorgesehen sein als für den Empfang und den Umgang mit einem König oder Präsidenten?

10.

Bei der Handkommunion legt der Gläubige sich selbst die heilige Hostie auf die Zunge, letztlich haben wir somit auch hier eine Mundkommunion. Der Unterschied bei der Mundkommunion besteht darin, dass es der Priester ist, der in diesem heiligen Augenblick Christus repräsentiert und die heilige Hostie auf die Zunge des Gläubigen legt. Bei der Handkommunion dagegen ist es der Gläubige selbst, der die heilige Hostie auf die eigene Zunge legt.

11.

Wenn man sich selbst die Hostie auf die Zunge legt, wird dadurch sicherlich weniger der Aspekt des Empfangens ausgedrückt, als wenn man zulässt, dass einem die Hostie von einer anderen Person auf die Zunge gelegt wird. Diese letztere Geste vermittelt sehr eindrucksvoll die Haltung, Kind zu sein vor der Größe Gottes, der in der heiligen Hostie zugegen ist. Die Gebärde bringt auch die Wahrheit zum Ausdruck: "Wenn ihr nicht werdet wie die Kinder ... " (Mt 18,3), ja man könnte sogar sagen: "Wenn ihr nicht wie Säuglinge werdet", denn die Heilige Schrift sagt: "Verlangt, gleichsam als neugeborene Kinder, nach der unverfälschten, geistigen Milch, damit ihr erfahrt, wie Gott gut ist" (1 Petr 2,2-3). Letztlich ist Christus selbst diese "geistliche Milch", besonders Christus in der eucharistischen Speise. Den Säuglingen wird die Nahrung ausschließlich in den Mund gegeben, sie werden gefüttert; die Erwachsenen dagegen führen sich selbst mit der Hand die Nahrung zum Mund. Die folgenden Worte können auch auf die Heilige Kommunion übertragen werden: "Wie ein gestilltes Kind an der Brust der Mutter ist meine Seele still in mir" (Ps 131,2). In der Tat, Jesus hat nicht gesagt: "Wenn ihr nicht werdet wie die Erwachsenen ... ", sondern das Gegenteil.

12.

Wenn es um das Allerheiligste geht, um den Herrn selbst, muss der folgende Grundsatz gelten: "Was immer dir möglich ist, musst du zu tun wagen" (Thomas von Aquin: quantum potes, tantum aude; Sequenz Lauda Sion). Hier hat das Maximum zu gelten, nicht das Minimum innerer und zugleich äußerer Verehrung. Die kleine Gestalt der heiligen Hostie rechtfertigt nicht einen Minimalismus im Ausdruck der Anbetung und Heiligkeit.

== V. Pastorale Gründe für die generelle Rückkehr

zur Mundkommunion im Knien ==
1.

Der gängige Ritus der Handkommunion wurde nie zuvor in der katholischen Kirche praktiziert, denn die sog. Handkommunion der Alten Kirche unterschied sich wesentlich vom heute üblichen Brauch, den die Kalvinisten eingeführt haben und nicht einmal die Lutheraner, denn viele Lutheraner haben bis in unsere Tage den traditionellen Ritus der Mundkommunion und des Kniens beibehalten.

2.

Der Ritus der ersten Jahrhunderte vollzog sich folgendermaßen: Das konsekrierte Brot wurde in die Innenfläche der rechten Hand gelegt, dann verneigte sich der Gläubige tief (wie heute der Gestus der "metanoia" im byzantinischen Ritus) und nahm die Kommunion direkt mit dem Mund auf, ohne die heilige Hostie mit dem Fingern zu berühren. Es war also in gewisser Weise auch eine Mundkommunion, weil sich der Gläubige nicht selbst die Kommunion mit den Fingern in den Mund legte. Zudem konnte der Gläubige mit der Zunge die Partikel aus seiner Hand aufnehmen, die eventuell vom konsekrierten Brot abgebrochen waren, so dass kein Fragment verloren ging. Die Frauen empfingen das konsekrierte Brot auf einem Stück weißen Stoff, dem "Dominicale".

3.

Im heute üblichen Ritus, der fälschlich als Ritus der frühen Kirche bezeichnet wird, empfangt der Gläubige die Hostie nicht auf der rechten, sondern auf der linken Hand und nimmt dann die Hostie in die Finger und legt sie sich selbst in den Mund. Diese Weise haben die Kalvinisten schon im 17. Jh. entwickelt. Vom Standpunkt der Gebärde aus betrachtet, ist solch ein Ritus eher wie eine Selbst-Kommunion und gleicht eher der normalen Nahrungsaufnahme.

4.

Papst Paul VI. räumte die Möglichkeit eines Indults der Handkommunion ein (vgl. Instruktion "Memoriale Domini" vom 29. Mai 1969), verlangte aber, dass der traditionelle Ritus in der ganzen Kirche beibehalten werde. "Diese (d.h. die traditionelle) Weise der Austeilung der heiligen Kommunion muss im Blick auf den gegenwärtigen Stand der Kirche im Ganzen gesehen beibehalten werden." Noch mehr: im gleichen Dokument ermahnt der Heilige Stuhl die Bischöfe, Priester und Gläubigen mit Nachdruck, sorgsam die derzeit geltenden Gesetze zu beachten und bestätigt wiederum die Vorschrift, die heilige Kommunion in der traditionellen Weise zu empfangen (vgl. ebd.). Bereits während des Zweiten Vatikanischen Konzils legte der Diener Gottes Papst Paul VI. in seiner Enzyklika "Mysterium fIdei" aus dem Jahre 1965 fest, der Ritus der heiligen Kommunion solle nicht verändert werden mit dem Hinweis auf einen Brauch in der frühen Kirche: "Man darf weiter nicht außer acht lassen, dass die Gläubigen früher in Zeiten der Verfolgung oder wenn sie aus Liebe zum monastischen Leben in der Einsamkeit lebten, sich auch täglich mit der heiligen Eucharistie stärkten und - wenn kein Priester oder Diakon zugegen war - sich selbst die heilige Kommunion reichten. Dies führen Wir aber nicht an, um etwas an dem später durch Kirchengesetze vorgeschriebenen und auch heute geltenden Brauch zu ändern, wie die Eucharistie aufbewahrt und die heilige Kommunion empfangen wird; vielmehr sagen Wir es, um des Glaubens der Kirche froh zu werden, der stets ein und derselbe bleibt" (Nr. 62-63).

Einige Jahre zuvor warnte in demselben Sinn der Diener Gottes Pius XII. vor der Veränderung der üblichen ehrfürchtigen eucharistischen Riten und Gebräuche. "Wie kein vernünftiger Katholik die geltenden Gesetze ablehnen kann, um zu den aus den ältesten Quellen des kanonischen Rechtes geschöpften Bestimmungen zurückzugreifen, so ist gleichermaßen, wenn es sich um die heilige Liturgie handelt, offensichtlich von keinem weisen und gesunden Eifer getrieben, wer zu den alten Riten und Bräuchen zurückkehren und die neuen ablehnen wollte, die doch unter dem Walten der göttlichen Vorsehung mit Rücksicht auf die veränderten Verhältnisse eingeführt worden sind. Diese Denk- und Handlungsweise lässt übertriebene und ungesunde Altertumssucht wiederaufleben" (Enzyklika "Mediator Dei", Nr. 63-64).

5.

Die Gründe Pauls VI. zugunsten des traditionellen Kommunionritus haben heute noch Gültigkeit, ja mehr als je zuvor:

1. Die Wahrheit der Realpräsenz Christi im Mysterium der Eucharistie wurde von der Kirche immer tiefer ergründet (vgl. ebd.).

2. Die Dringlichkeit stärkerer äußerer Ehrerbietung (vgl. ebd.).

3. Das Gespür der Demut gegenüber diesem Sakrament von Seiten des Empfangenden (vgl. ebd.).

4. Es handelt sich um eine viele Jahrhunderte alte Tradition (vgl. ebd.). .

5. Der überlieferte Ritus garantiert auf wirksamere Weise die Feierlichkeit und Würde des Augenblicks der Kommunionspendung (vgl. ebd.).

6. Er schützt auf wirksamere Weise vor der Gefahr der Profanierung der heiligen Gestalten (vgl. ebd.).

7. Die traditionelle Form bürgt besser für die Sorge der Kirche, keine Partikel des konsekrierten Brotes verlorengehen zu lassen (vgl. ebd.).

6.

Die Befürchtungen Papst Pauls VI. haben sich unbestreitbar voll bewahrheitet, wenn man die Auswirkungen der Handkommunion in den vergangenen 40 Jahren zugrunde legt, wie sie im Dokument "Memoriale Domini" von 1969 aufgezählt sind:

1. Die Minderung der Ehrfurcht gegen das Allerheiligste Altarssakrament (vgl. ebd.).

2. Die Profanierung dieses Sakraments (vgl. ebd.).

3. Veränderungen der wahren Lehre und des eucharistischen Glaubens (vgl. ebd.).

7.

Die Bedingungen, unter denen Papst Paul VI. die Möglichkeiten eines solchen Indults gewährte, wurden generell nicht beachtet oder erfüllt. Heute hat sich die geforderte Beachtung dieser Bedingungen sogar noch verschlechtert. Paul VI. forderte, dass jegliche Gefahr vermieden werden solle (vgl. ebd.), und zwar:

1. Die Gefahr mangelnder Ehrfurcht,

2. Andeutungen falscher Auffassungen über die Heilige Eucharistie,

3. andere unangemessene Dinge.

8.

Außerdem erwartete Papst Paul VI., dass der neue Kommunionritus einen Zuwachs an Glauben und Frömmigkeit bei den Gläubigen hervorbringen würde (vgl. ebd.). Diese Erwartung wird jedoch heute vereitelt durch die von der Handkommunion geschaffenen Fakten.

9.

Angesichts der wirklichen Gefahren und unter Berücksichtigung des negativen Urteils der Mehrheit des katholischen Episkopates, der 1968 zu diesem Thema konsultiert wurde, sagt die Instruktion "Memoriale Domini", dass Papst Paul VI. nicht der Ansicht ist, der traditionelle Ritus der Kommunionspendung an die Gläubigen solle verändert werden (vgl. ebd.).

10.

Die gegenwärtig praktizierte Form der Handkommunion kann sich nicht auf das liturgische Erbe der Katholischen Kirche berufen (da sie von den Calvinisten erfunden wurde und sich wesentlich von dem Ritus der Kirche der ersten Jahrhunderte unterscheidet); sie hat Schaden verursacht und verursacht weiterhin Schaden in wirklich alarmierendem Ausmaß, nämlich Schaden in Bezug auf den rechten eucharistischen Glauben, die Ehrfurcht und die Achtsamkeit gegenüber den eucharistischen Fragmenten.

11.

Die Eucharistie ist Höhepunkt und Quelle des Lebens der Kirche insgesamt (II. Vaticanum), die Kirche lebt von der Eucharistie (Enzyklika "Ecclesia de Eucharistia", Testament des seligen Johannes Pauls II.), die Eucharistie ist folglich das wahre Herz der Kirche. Die wirkliche Krise der Kirche unserer Zeit offenbart sich in der Art und Weise, wie diese Quelle und dieses Herz konkret behandelt werden. Es ist offensichtlich, das wegen des Kommunionempfangs im Stehen und in die Hand das Allerheiligste schlechthin mit einem wirklichen Minimalismus an äußerer Ehrfurcht und Andacht behandelt wird, zudem ist das konsekrierte Brot, der kostbarste Schatz der Kirche, mit erstaunlicher Gleichgültigkeit einem enormen Verlust an eucharistischen Partikeln ausgesetzt und einem zunehmenden Diebstahl zu gotteslästerlichen Zwecken. Diese Fakten kann niemand guten Glaubens bestreiten.

12.

Die eigentliche Krise der Kirche heute ist genau genommen eine eucharistische Krise, noch konkreter eine Krise, die entscheidend durch die Handkommunion verursacht wird, eine Krise, die Paul VI. voraussagte und die sich jetzt durch die Tatsachen erweist. Eine echte Reform der Kirche und eine wirkliche Neuevangelisierung werden weniger wirksam bleiben, wenn das Hauptübel nicht geheilt wird, nämlich die eucharistische Krise ganz allgemein und konkret die durch den Ritus der Handkommunion verursachte Krise. Eine Krankheit wird wirksamer geheilt, wenn man nicht nur die Symptome behandelt, sondern in der Heilbehandlung auch die konkrete Ursache angeht. Sicherlich wird ganz allgemein und theoretisch schon über die Notwendigkeit größerer Ehrfurcht und Sorgfalt im Umgang mit dem eucharistischen Brot gesprochen. Aber solange die konkrete Ursache der Ehrfurchtslosigkeit und der üblich gewordenen Achtlosigkeit, nämlich die Handkommunion, bleibt, werden das Reden, die notwendigen Programme einer Reform oder einer Neuevangelisierung keine große Wirkung zeitigen für den Glauben und für die eucharistische Frömmigkeit, die doch das Herz des Lebens der Kirche ist.

13.

Am kleinsten, zerbrechlichsten, schutzlosesten in unserer Kirche heute ist der Herr unter den eucharistischen Gestalten im Augenblick der Kommunionspendung. Wäre es nicht die logischste Forderung des Glaubens und der Liebe zum eucharistischen Herrn wie auch die notwendigste pastorale Maßnahme, dafür zu sorgen, dass die Kommunionspendung auf eine möglichst sakrale und sichere Weise geschieht, um den eucharistischen Herrn zu verteidigen, der so schutzbedürftig und zugleich so heilig ist? Eine solche sakralere und sicherere Weise ist der Ritus des Kommunionempfangs im Knien und auf der Zunge, der über tausend Jahre lang überreiche Früchte gebracht hat; darauf weisen Papst Paul VI. und auch seine Nachfolger hin, besonders Papst Benedikt XVI.

14.

Man kann natürlich pastorale Gründe für die Fortsetzung der Handkommunionpraxis ins Feld führen, wie beispielsweise das Entscheidungsrecht der Gläubigen. Jedoch verletzt ein solches Recht - wenn man die allgemeinen Verhältnisse der Praxis berücksichtigt -, das dem eucharistischen Jesus in der kleinen konsekrierten Hostie gebührt, nämlich das Recht auf die größtmögliche Ehrfurcht. In dieser Hinsicht geht es um das Recht des Verletzbarsten in der Kirche. Alle Gründe zugunsten der Fortsetzung der Handkommunion verlieren ihre Bedeutung angesichts des Ernstes der Situation, nämlich des Minimalismus der Anbetung und Ehrfurcht, der offensichtlichen Gefahr achtlosen Umgangs mit den eucharistischen Partikeln und ihres großen Verlustes und angesichts des zunehmenden Diebstahls von heiligen Hostien. Die Fortführung der Nutzung des Indults zur Handkommunion offenbart sich also mehr und mehr als unpastoral, weil sie dem Glauben und der Frömmigkeit der Gläubigen schadet ebenso wie den Rechten des eucharistischen Herrn selbst.

15.

Große Heilige, die die Kirche reformiert haben, und echt apostolische Seelen der Kirchengeschichte sagten: Der geistliche Fortschritt einer Epoche der Kirchengeschichte bemisst sich am Glauben, an der Andacht, Verehrung und Frömmigkeit gegenüber dem Altarssakrament. Diese Wahrheit hat der heilige Thomas von Aquin im Hymnus "Sacris solemniis" knapp und klar so zusammengefasst: "Sic nos Tu visita, sicut Te colimus: Herr, besuche uns so, wie wir dich verehren!" Dies bleibt auch in unseren Tagen gültig: Der Herr will auch heute seine Kirche besuchen und mit besonderen Gnaden echter Erneuerung beschenken, die der selige Johannes XXIII. und die Konzilsväter des Zweiten Vaticanum so sehr ersehnten, aber nach dem Maß, wie Er geliebt und sichtbar verehrt wird, gerade auch im Augenblick der Kommunionspendung.

VI. Die Stimme des Lehramtes

1. Die Wesensverwandlung (Transsubstantiation)

Die Lehre des Dieners Gottes, Papst Pauls VI., während des Zweiten Vatikanischen Konzils in seiner Enzyklika "Mysterium fidei": "Damit aber niemand diese Weise der Gegenwart, die über die Naturgesetze hinausgeht und das größte aller Wunder in seiner Art bewirkt, falsch verstehe, sollten wir mit aufnahmebereitem Geist der Stimme der lehrenden und betenden Kirche folgen. Nun versichert uns diese Stimme - Echo der Stimme Christi -, dass Christus in diesem Sakrament nicht anders gegenwärtig wird als durch die Wandlung der ganzen Substanz des Brotes in seinen Leib und der ganzen Substanz des Weines in sein Blut, eine ganz wunderbare und einzigartige Wandlung, die die katholische Kirche passend und im eigentlichen Sinn Wesensverwandlung nennt. Nach der Wesensverwandlung erhalten die Gestalten des Brotes und Weines ohne Zweifel eine neue Bedeutung und einen neuen Zweck, da sie von da an nicht mehr gewöhnliches Brot und gewöhnlicher Trank sind, sondern Zeichen einer heiligen Sache und Zeichen geistiger Speise; aber sie erhalten deshalb eine neue Bedeutung und einen neuen Zweck, weil sie eine neue ,Wirklichkeit' enthalten, die wir mit Recht ontologisch nennen. Denn unter den vorhin genannten Gestalten ist nicht mehr das, was vorher war, sondern etwas ganz Anderes; und zwar nicht nur in der Glaubensmeinung der Kirche, sondern in der Sache selbst, da nach der Wandlung der Substanz oder des Wesens des Brotes und Weines in den Leib und das Blut Christi von Brot und Wein nichts bleiben als die Gestalten, unter denen der ganze und unversehrte Christus in seiner physischen Wirklichkeit auch körperlich gegenwärtig ist, wenn auch nicht auf die Weise, in der Körper sich an ihrem Ort befinden" (Nr. 57). Paul VI. zitiert dann noch den Eid des Häretikers Berengar, den der heilige Gregor VII. diesem abverlangte: ,Ich glaube von Herzen und bekenne mit dem Mund, dass das Brot und der Wein, die auf den Altar gelegt werden, durch das Geheimnis des heiligen Gebetes und die Worte unseres Erlösers wesentlich gewandelt werden in das wahre und eigene und lebenspendende Fleisch und Blut Jesu Christi, unseres Herrn, und dass es nach der Wandlung der wahre Leib Christi ist, der aus der Jungfrau geboren wurde, der für das Heil der Welt geopfert am Kreuze hing und der zur Rechten des Vaters sitzt, sowie das wahre Blut Christi, das aus seiner Seite vergossen wurde, nicht nur durch das Zeichen und die Kraft des Sakramentes, sondern in der eigenen Natur und in seiner wirklichen Substanz" (Nr. 53).

2. Die dem Sakrament der Eucharistie geschuldete, Gott vorbehaltene Verehrung (latria)

Der Diener Gottes Papst Paul VI. schreibt in seiner Enzyklika "Mysterium fidei": "Im übrigen hat die Katholische Kirche den Glauben an die Gegenwart des Leibes und Blutes Christi in der Eucharistie nicht nur in der Lehre, sondern auch im Leben festgehalten, da sie dieses so große Sakrament zu allen Zeiten mit dem latreutischen Kult, der nur Gott gebührt, verehrt hat. Davon sagt der heilige Augustinus: ,In seinem Fleisch ist der Herr auf Erden gewandelt, und dieses Fleisch hat er uns zur Speise, zum Heil gegeben; niemand aber isst dieses Fleisch, bevor er es nicht angebetet hat ... und wir sündigen keineswegs, wenn wir es anbeten, sondern wir sündigen, wenn wir es nicht anbeten' (Ps 98, 9). Die Katholische Kirche hat diesen Kult der Anbetung, der dem Sakrament der Eucharistie gebührt, nicht nur innerhalb der Messfeier, sondern auch außerhalb erwiesen und erweist ihn auch heute noch, indem sie die konsekrierten Hostien mit größter Sorgfalt aufbewahrt, sie den Gläubigen zur feierlichen Verehrung darbietet und sie in Prozessionen unter freudiger Anteilnahme des Volkes umherträgt" (Nt. 56-57).

3. Der eucharistische Christus der wahre Mittelpunkt der Kirche

Aus der Enzyklika des Dieners Gottes Pauls VI.: "Die heilige Eucharistie wird in Kirchen und Oratorien aufbewahrt als geistlicher Mittelpunkt einer Ordensgemeinschaft oder Pfarrgemeinde, ja der gesamten Kirche und der ganzen Menschheit, da sie unter dem Schleier der Gestalten Christus, das unsichtbare Haupt der Kirche, den Erlöser der Welt, den Mittelpunkt aller Herzen enthält, ,durch den alles ist und durch den wir sind' (1 Kor 8,6). Deshalb drängt auch der Kult der heiligen Eucharistie nachdrücklich zur ,sozialen' Liebe (Hl. Augustinus, De Gen. ad litt., XI, 15. 20), aufgrund derer wir das Gemeinwohl dem Privatwohl vorziehen, die Sache der Gemeinschaft, der Pfarrei, der Gesamtkirche zu der unsrigen machen und die Liebe auf die ganze Welt ausdehnen, weil wir wissen, dass es überall Glieder Christi gibt" (Nr. 69-70).

"Dieses Verlangen, für die Einheit der Kirche zu beten und sich für sie zu weihen, sollen vor allem die Ordensleute - Männer und Frauen - als ihre Aufgabe ansehen, die in besonderer Weise zur Anbetung des allerheiligsten Sakramentes beauftragt sind und durch ihre Gelübde gleichsam seine Krone hier auf Erden werden. Das Streben nach der Einheit aller Christen, das der Kirche von alters her sehr am Herzen gelegen hat und auch liegt, wollen Wir von Neuem mit den Worten ausdrücken, mit denen seinerzeit das Konzil von Trient das Dekret über die heilige Eucharistie schloss: ,Väterlich ermahnt, bittet und beschwört bei der ,barmherzigen Liebe unseres Gottes' die heilige Synode alle und jeden einzelnen, die sich Christen nennen, endlich in diesem Zeichen der Einheit, in diesem Band der Liebe, in diesem Symbol der Eintracht zusammenzufinden und eins zu werden; sie mögen an die so große Majestät und die so einzigartige Liebe unseres Herrn Jesus Christus denken, der sein Leben als Preis für unser Heil und ,sein Fleisch' uns ,zur Speise' gegeben hat; sie mögen diese heiligen Geheimnisse seines Leibes und Blutes mit solcher festen Unerschütterlichkeit des Glaubens, mit solcher Andacht, Frömmigkeit und Hingebung glauben und verehren, dass sie jenes ,übernatürliche' Brot häufig empfangen können; es sei ihnen wirklich Leben der Seele und ständige Gesundheit des Geistes, ,durch dessen Kraft gestärkt' sie vom Weg dieser mühseligen Pilgerschaft zur himmlischen Heimat gelangen können, wo sie das ,Brot der Engel', das sie jetzt unter heiliger Verhüllung essen, unverschleiert genießen werden'" (Dekret De SS. Euch., Kap. 8 / Nr. 72-73).

"Die Gläubigen mögen so oft wie möglich, am besten täglich, tätig am Messopfer teilnehmen, mit reinem und frommem Herzen sich durch die heilige Kommunion stärken und Christus, dem Herrn, auch gebührend für ein so großes Geschenk danken. Sie mögen an folgende Worte denken: ,Der Wunsch Jesu Christi und der Kirche, dass alle Gläubigen täglich zum heiligen Mahl hinzutreten, hat vor allem den Sinn, dass sie - durch das Sakrament mit Gott verbunden - daraus Kraft schöpfen, die Leidenschaften zu beherrschen, die täglichen lässlichen Sünden zu tilgen und sich vor dem Fall in schwere Sünden, dem die menschliche Schwachheit immer ausgesetzt ist, zu bewahren.' Außerdem sollen sie es nicht unterlassen, das allerheiligste Sakrament, das an einem bevorzugten Ort und mit größter Ehrfurcht den liturgischen Gesetzen entsprechend in den Kirchen aufzubewahren ist, tagsüber zu besuchen; eine solche Besuchung ist ein Beweis der Dankbarkeit und ein Zeichen der Liebe und der schuldigen Verehrung gegenüber Christus, dem Herrn, der hierin gegenwärtig ist.

Es liegt auf der Hand, dass die heilige Eucharistie dem christlichen Volk eine unschätzbare Würde verleiht. Denn nicht nur dann, wenn das Opfer dargebracht und das Sakrament vollzogen wird, sondern auch nach der Darbringung des Opfers und nach dem Vollzug des Sakramentes, bei der Aufbewahrung der heiligen Eucharistie in den Kirchen oder in den Oratorien, ist Christus der wahre Immanuel, d.h. der ,Gott mit uns'. Tag und Nacht weilt er in unserer Mitte und wohnt in uns voll der Gnade und Wahrheit. Er formt unser sittliches Verhalten, er nährt die Tugenden, tröstet die Trauernden, stärkt die Schwachen und lädt alle, die zu ihm kommen, zu seiner Nachfolge ein, damit sie an seinem Beispiel lernen, sanftmütig und demütig von Herzen zu sein und nicht sich, sondern Gott zu suchen. Jeder, der eine besondere Andacht zur heiligen Eucharistie hat und sich bemüht, die unendliche Liebe Christi zu uns vorbehaltlos und großmütig zu erwidern, erfährt daher und erfasst zutiefst mit großer innerer Freude und Frucht, welch hohen Wert ein Leben hat, das mit Christus in Gott verborgen ist und was es bedeutet, mit Christus Zwiesprache zu pflegen: hier auf Erden das Beglückendste und auf dem Weg zur Heiligkeit das Wirksamste" (Nr. 67-68).

Der Diener Gottes Papst Pius XII. lehrt in seiner Enzyklika "Mediator Dei": "Gebe Gott, dass alle willig und gern diesen dringlichen Einladungen der Kirche nachkommen! Gebe Gott, dass die Gläubigen, wenn sie es können, sogar täglich am göttlichen Opfer nicht nur in geistiger Weise teilnehmen, sondern auch durch die Anteilnahme am hochheiligen Sakrament, indem sie den Leib Jesu Christi empfangen, der für alle dem ewigen Vater dargebracht wurde! Erweckt, ehrwürdige Brüder, in den Seelen derer, die eurer Hirtensorge anvertraut sind, einen sehnlichen, gleichsam unersättlichen Hunger nach Jesus Christus! Dank eurer Unterweisung mögen die Altäre dicht umdrängt sein von Kindern und jungen Menschen, die sich selbst, ihre Unschuld und ihre jugendliche Begeisterung dem göttlichen Erlöser darbieten! In Scharen mögen hinzutreten die Eheleute, damit sie am heiligen Tisch Kraft holen, um die ihnen anvertraute Nachkommenschaft in den Gesinnungen und in der Liebe Jesu Christi heranzubilden. Es sollen die Arbeiter dorthin gerufen werden, um jene Speise zu empfangen, die, weil stark und unversieglich, ihre Kräfte erneuern und für ihre Arbeiten den immerwährenden Lohn im Himmel vorbereiten möge. Ruft, mit einem Wort, alle Menschen jeden Standes und drängt sie, herbeizukommen, denn dies ist das Brot des Lebens, dessen alle bedürfen. Die Kirche Jesu Christi besitzt nur dieses eine Brot, um damit das Sehnen und Wünschen unserer Herzen zu stillen, sie aufs engste mit Jesus Christus zu verbinden, damit sie schließlich ein Leib werden und damit untereinander, Brüdern gleich, alle jene vereint seien, die an der gleichen Tafel sich einfinden, um im Brechen des einen Brotes das Heilmittel zur Unsterblichkeit zu empfangen" (Nr. 119-120).

4. Die Früchte der Heiligen Kommunion

Der Diener Gottes Papst Pius XII. lehrt in seiner Enzyklika "Mediator Dei": "Ist die heilige, von besonderen Normen der Liturgie geregelte Handlung beendet, so entbindet dies den nicht von der Danksagung, der die himmlische Speise genossen hat; es ist im Gegenteil sehr angebracht, dass er sich nach Genuss des eucharistischen Mahles und nach Abschluss der öffentlichen Zeremonien sammle und, innig dem göttlichen Meister verbunden, mit ihm, soweit die Umstände es gestatten, traute und heilsame Zwiesprache halte. Es entfernen sich also jene vom geraden Pfade der Wahrheit, die mehr auf das Wort als auf den Sinn achten und behaupten, man brauche nach Vollendung des heiligen Opfers keine derartige Danksagung anzusetzen, nicht bloß weil das Opfer des Altares selbst an sich schon Danksagung sei, sondern auch weil dies Sache der privaten und persönlichen Frömmigkeit jedes einzelnen, nicht aber des Wohles der Gemeinschaft sei.

Ganz im Gegenteil verlangt gerade die Natur des Sakramentes, dass sein Empfang reiche Früchte christlicher Heiligkeit zeitige. Wohl löste sich die öffentliche Zusammenkunft der Gemeinschaft auf, aber jeder einzelne, eng mit Christus verbunden, soll das Loblied in seinem Herzen nicht unterlassen, ,allzeit Gott dem Vater für alles dankend im Namen unseres Herrn Jesus Christus' (vgl. Eph 5, 20). Auch die heilige Liturgie des eucharistischen Opfers fordert uns dazu auf, wenn sie uns mit den Worten beten lässt: "Gib, wir bitten dich darum, dass wir immer in Danksagung verharren ... und von deinem Lobe niemals ablassen." Wenn wir daher zu jeder Zeit Gott Dank sagen müssen und niemals von seinem Lobe ablassen dürfen, wer möchte da die Kirche zu tadeln oder zu missbilligen wagen, wenn sie ihren Priestern und den Gläubigen rät, nach der heiligen Kommunion wenigstens eine Weile mit dem göttlichen Erlöser Zwiesprache zu halten, und wenn sie in die liturgischen Bücher geeignete, mit Ablässen versehene Gebete aufgenommen hat, damit so die Diener des Altares sich auf die heilige Messe und Kommunion entsprechend vorbereiten und nach der Feier der heiligen Geheimnisse Gott ihren Dank bekunden? Weit entfernt davon, die innersten Gesinnungen der einzelnen Christen zu unterdrücken, regt und spornt die heilige Liturgie diese vielmehr an, dass sie sich Jesus Christus angleichen und durch ihn zum himmlischen Vater hingeführt werden. Deshalb fordert sie, dass jeder, der am Altar das Allerheiligste empfangen hat, Gott auch den gebührenden Dank darbringe. Es gefällt dem göttlichen Erlöser, unsere Bitten anzuhören, eine innige Zwiesprache mit uns zu pflegen und uns in seinem flammenden Herzen Zuflucht zu bieten.

Ja, solch persönliche Akte jedes einzelnen sind sogar unbedingt notwendig, damit wir alle in reicherem Maße die himmlischen, in der heiligen Eucharistie verborgenen Schätze empfangen und, je nach Möglichkeit, an andere weiterleiten, auf dass Christus der Herr in allen Seelen zur Fülle seiner Kraft gelange.

Warum, ehrwürdige Brüder, sollten wir also nicht jenen Lob spenden, die nach Genuss des eucharistischen Mahles und auch nachdem die öffentliche Versammlung der Gläubigen aufgelöst ist, noch mit dem göttlichen Erlöser in tiefster Verbundenheit verweilen, nicht bloß um sich trostreich mit ihm zu besprechen, sondern auch um ihm Dank zu sagen, den gebührenden Lobpreis darzubringen und besonders, um die Kraft zu erbitten, alles aus der eigenen Seele zu entfernen, was die Wirksamkeit des Sakramentes vermindern könnte, und um ihrerseits alles zu tun, was das tiefinnere Wirken Jesu Christi zu begünstigen imstande ist? Wir ermahnen sie, das mit besonderer Sorgfalt zu tun, indem sie sowohl die gefassten Vorsätze ausführen und die christlichen Tugenden üben, als auch auf ihre Verhältnisse anwenden, was sie von seiner himmlischen Freigebigkeit bekommen haben. Ganz im Sinne der Vorschriften und im Geist der Liturgie spricht der Verfasser des goldenen Büchleins ,Von der Nachfolge Christi', wenn er dem, der die heilige Kommunion empfangen hat, empfiehlt: ,Bleibe still für dich und genieße deinen Gott; denn du besitzest den, welchen dir die ganze Welt nicht nehmen kann' (Buch IV, Kap. 12)." (Nr. 123-126).

VII. Gebete

1. Geistliche Kommunion

Zu deinen Füßen, o mein Jesus, werfe ich mich nieder und bringe Dir die Reue meines zerknirschten Herzens dar, das sich mit seinem Nichts in Deiner heiligen Gegenwart verdemütigt. Ich bete Dich an im Sakrament Deiner Liebe, der unfassbaren Eucharistie. Ich sehne mich danach, Dich in der armen Wohnstatt meines Herzens zu empfangen. Während ich das Glück der sakramentalen Kommunion erwarte, möchte ich Dich im Geist besitzen. Komm zu mir, o mein Jesus, da ich zu Dir komme! Die Liebe umfange mein ganzes Sein im Leben und im Tod. Ich glaube an Dich, ich hoffe auf Dich, ich liebe Dich. Amen.

(Cardinal Merry del Val: Adoration. Eucharistic Texts and Prqyers throughout Church History, compiled by Daniel P. Guernsey, San Francisco 1999, p. 141).

2. Bitten an Jesus in der Eucharistie

Lebendiges Brot, das vom Himmel gekommen ist, bewahre und vermehre unseren Glauben, unsere Ehrfurcht und Andacht zu diesem wunderbaren Sakrament. Führe uns durch eine aufrichtige Beichte unserer Sünden zu einem fruchtbaren Empfang der Heiligen Eucharistie. Befreie uns von allem Irrglauben, aller Niedertracht und Blindheit des Herzens.

Gib uns Anteil an den kostbaren himmlischen Früchten dieses heiligen Sakramentes.

Hilf uns, mit lebendigem Glauben Dich in der heiligen Hostie mit dem Lieblingsjünger zu bekennen: Es ist der Herr.

Lass uns Dich lieben im Heiligsten Sakrament mit unserem ganzen Herzen, unserer ganzen Seele, mit unserem ganzen Gemüt und all unserer Kraft.

Lehre uns die Gott wohlgefällige Weise, Dich in diesem göttlichen Sakrament zu empfangen und zu begrüßen. Segne uns, die wir Deine Gegenwart unter den eucharistischen Gestalten nicht sehen und doch glauben.

Stärke und verteidige uns in der Stunde unseres Todes durch diese himmlische Wegzehrung.

Lasset uns beten.
Wir kommen zu Dir, Herr Jesus, unser eucharistischer Gott, wir kommen zu Dir und bitten mit dem Apostel: "Stärke unseren Glauben." Gib uns einen starken, lebendigen Glauben an das Geheimnis Deiner wirklichen Gegenwart in unserer Mitte. Gib uns den wunderbaren Glauben des Hauptmanns, der Dir ein so großes Lob entlockte. Gib uns den Glauben des geliebten Jüngers, der Dich in der Dunkelheit erkennen und ausrufen konnte: "Es ist der Herr." Gib uns den Glauben der heiligen Martha, die bekannte: "Du bist der Sohn Gottes!" Gib uns den Glauben der Magdalena, die Dir zu Füßen fiel und rief: "Rabbuni, Meister!" Gib uns den Glauben aller Deiner Heiligen, für die das Heiligste Sakrament der Beginn des Himmels auf Erden war. In jeder Kommunion vermehre unseren Glauben, denn mit dem Glauben strömen Liebe, Demut, Ehrfurcht und alles Gute in unsere Seele. O eucharistischer Herr, vermehre unseren Glauben. Amen.

3. Sühnegebete zu Jesus in der Eucharistie

O mein Gott!
Ich glaube an Dich,
ich bete Dich an,
ich hoffe auf dich,
ich liebe Dich!
Ich bitte Dich um Verzeihung für jene,
die nicht an Dich glauben,
Dich nicht anbeten,
nicht hoffen und Dich nicht lieben.
O Heiligste Dreifaltigkeit,
Vater, Sohn und Heiliger Geist!
Ich bete Dich in tiefster Ehrfurcht an.
Ich opfere Dir auf den kostbaren Leib und das Blut, die Seele und die Gottheit unseres Herrn Jesus Christus, gegenwärtig in allen Tabernakeln der Welt, zur Sühne für alle Lästerungen, Entweihungen und Gleichgültigkeiten, durch die er selbst beleidigt wird. Durch die unendlichen Verdienste seines Heiligsten Herzens und des Unbefleckten Herzens Mariens erflehe ich von Dir die Bekehrung der armen Sünder. Amen. (Gebete des Engels in Fatima)

Heilige Hostie, für die Rettung der Sünder geopfert,
erbarme dich unser.
Heilige Hostie, von gleichgültigen Christen verschmäht.
Heilige Hostie, Zeichen des Widerspruchs.
Heilige Hostie, von Gotteslästerern beleidigt.
Heilige Hostie, Brot der Engel, das den Tieren gegeben wird.
Heilige Hostie, in den Staub geworfen und von den Füßen zertreten.
Heilige Hostie, von treulosen Priestern entehrt.
Heilige Hostie, von deiner Kirche vergessen und im Stich gelassen.
Für die empörende Missachtung dieses wunderbaren Sakramentes,
nimm unsere Sühne an.
Für die übermäßigen Entehrungen deines wunderbaren Sakramentes.
Für alle unwürdigen Kommunionen.
Für die Ehrfurchtslosigkeit gottloser Christen.
Für die Profanierung Deiner Altäre.
Für die entehrten Ziborien, die mit Gewalt geraubt werden.
Für die fortwährenden Lästerungen durch gottlose Menschen.
Für die Verstocktheit und den Verrat der Irrgläubigen.
Für das unwürdige Geschwätz in Deinen heiligen Tempeln.
Vermehre in allen Christen die Ehrfurcht, die diesem anbetungswürdigen Geheimnis gebührt,
wir bitten Dich, erhöre uns.
Offenbare das Sakrament Deiner Liebe allen Irrgläubigen.
Gewähre uns die Gnade, Sühne zu leisten für ihren Hass durch eine glühende Liebe zu Dir.
Nimm unsere demütige Wiedergutmachung gnädig an.
Reines Brot, heiliges Brot, unbeflecktes Brot, höre unser Gebet.

Lasset uns beten.
Herr Jesus Christus, Du würdigst Dich, in Deinem wunderbaren Sakrament bei uns zu bleiben bis zum Ende der Welt, um Deinem Vater durch das Gedächtnis Deines Leidens ewige Ehre zu erweisen und uns das Brot des ewigen Lebens zu schenken. Gewähre uns die Gnade, mit einem Herzen voll Betrübnis die Beleidigungen zu beklagen, die Du in diesem anbetungswürdigen Geheimnis erlitten hast, zu trauern über die zahllosen Sakrilegien, die von den Gottlosen, den Häretikern und schlechten Katholiken begangen werden.

Entflamme uns mit brennendem Eifer, damit wir all diese Beleidigungen sühnen, denen Du Dich in deiner unendlichen Barmherzigkeit lieber ausgesetzt hast, als uns Deiner Gegenwart auf unseren Altären zu berauben, der Du mit dem Vater und dem Heiligen Geist lebst und herrschst, Gott von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.
(A Prayerbook of Favorite Litanies, hg. Herbert Albert Rockford, Tan Books 1985, S. 50-52).

Schluss: Die bevorzugende Liebe zum Ärmsten und Wehrlosesten

1.

Der eucharistische Jesus, d.h. Jesus Christus, wirklich, persönlich und wesenhaft gegenwärtig unter den eucharistischen Gestalten mit seinem Leib, seinem Blut, seiner Seele und seiner Gottheit, ist in der Tat der Ärmste, Schwächste und Wehrloseste auf dieser Welt. Gibt es eine größere Armut als die Armut der eucharistischen Gestalten? Eine göttliche Person wählte aus freien Stücken, nicht nur die Armut der menschlichen Natur anzunehmen und seine Göttlichkeit zu verbergen, mehr noch: Sie beschloss, die Sichtbarkeit ihrer menschlichen Natur zu verbergen und sie zu vergegenwärtigen unter den sichtbaren, materiellen Gestalten von Brot und Wein. In der heiligen Hostie offenbarte und verwirklichte Jesus auf unüberbietbarer Weise diese Wahrheit: "Er, der reich war, wurde euretwegen arm" (2 Kor 8,9). In der eucharistischen Gegenwart entäußert sich Jesus nicht nur seines göttlichen Reichtums, sondern auch seiner göttlichen und menschlichen Macht. Denn was ist zerbrechlicher und schwächer als die kleine heilige Hostie? Und nicht nur die heilige Hostie als ganze, jede ihrer kleinen Partikel ist der ganze eucharistische Jesus! Welche Armut und Schwäche! In diesem eucharistischen Zustand der Armut und Schwachheit wurde Jesus zum Schutzlosesten in der Welt. In seiner eucharistischen Gestalt verwirklichte und enthüllte Gottes Sohn seine tiefste Selbstentäußerung (vgl. Phil 2, 7).

2.

In der Kirche unserer Tage zeigt sich fast weltweit eine liturgische Praxis des Umgangs mit dem eucharistischen Leib Christi, die von einem merkwürdigen Minimalismus im äußeren Kult der Anbetung, einer erschreckenden Nachlässigkeit im Umgang mit den kleinen Partikeln der konsekrierten Hostien und einer besorgniserregenden Gleichgültigkeit gegenüber der Schutzlosigkeit der heiligen Hostie bei der Kommunionspendung zeugt und auch in zunehmendem Diebstahl konsekrierter Hostien Ausdruck findet. Es hat sich die Praxis verbreitet, die Heilige Kommunion stehend in die Hand zu empfangen, ohne klare Gebärde der Anbetung. Ganz allgemein verursachte diese Praxis einen beklagenswerten Zustand im Verhalten gegenüber dem eucharistischen Jesus. Dies ist wirklich eine der tiefsten Wunden des mystischen Leibes Christi in unserer Zeit. In dieser Hinsicht ist tatsächlich das Recht des Ärmsten, Schwächsten und Wehrlosesten in unserer Kirche in Vergessenheit geraten.

3.

Diese Vernachlässigung der Rechte des eucharistischen Jesus wird nicht selten ausgeblendet durch die besondere Aufmerksamkeit für die Rechte jener, die in unserer Gesellschaft materiell arm sind. Der Schutz der Rechte der Armen ist zweifellos von vorrangiger Bedeutung. Allerdings würde dieser Schutz noch glaubwürdiger und in Gottes Augen verdienstvoller, wenn er einherginge mit einer mutigen und liebenden Verteidigung des eucharistischen Herrn, denn Er ist in unseren Tagen im Augenblick der Kommunionspendung wirklich der ganz Arme, der Schwächste, der Wehrloseste.

4.

Man könnte vielleicht den Eindruck gewinnen, wenn doch Jesus, ewiger Gott und wahrer Mensch, sich in der heiligen Hostie selbst klein und schwach gemacht hat, sei es gerechtfertigt, mit zwanglosen und nachlässigen Gesten mit Ihm umzugehen. Der Glaube aber lehrt uns etwas anderes:

Je kleiner, schwächer und wehrloser jemand ist, eine umso liebevollere und ehrfurchtsvollere Behandlung verdient er. In den zweitausend Jahren des Christentums haben uns die Gottesmutter Maria, die Apostel und alle Heiligen gelehrt, welcher Anspruch sich aus dieser Wahrheit ergibt. Und der heilige Franz von Assisi, der Patron der Armen schlechthin, pflegte eine so feinfühlige Verehrung des menschgewordenen Gottes, dass er selbst die Seiten des Evangelienbuches mit äußerster Sorgfalt verehrte und sagte: "Ich ermahne und ermutige alle meine Brüder im Namen Christi: Wo auch immer sie die geschriebenen Worte (der Heiligen Schrift) finden mögen, sollen sie sie so sehr verehren, wie sie nur eben können; und wenn die geschriebenen Seiten ungebührlich herumliegen, dann sollen die Brüder sie, soweit es von ihnen abhängt, aufsammeln und an einen gebührenden Ort bringen. So sollen sie den Herrn ehren in seinen Worten, die er gesprochen hat. Viele Dinge sind nämlich tatsächlich durch das Wort Gottes geheiligt, und in der Kraft der Worte Christi wird ja auch das Sakrament des Altares verwirklicht." (Brief an den Orden, Kap. IV.)

5.

Die sakramentale Gegenwart Christi unter den eucharistischen Gestalten ist ungleich erhabener als seine Gegenwart im Heiligen Buch, deshalb müssen sich auch die Ehrbezeigungen gegenüber dem Leib Christi noch mehr auszeichnen als gegenüber dem Buch der Bücher. Der heilige Franziskus hinterließ uns eine bewegende Ermahnung: "Deshalb beschwöre ich euch, meine Brüder, mit aller Liebe, derer ich fähig bin, und indem ich euch die Füße küsse, dass ihr, soviel ihr nur könnt, alle Hochachtung und alle Ehre dem allerheiligsten Leib und Blut Unseres Herrn Jesus Christus erweist, in dem alle Dinge im Himmel und auf Erden mit dem allmächtigen Gott zum Frieden und zur Versöhnung geführt wurden" (Brief an den Orden, Kap. 1). "Ich bitte euch mehr, als ich es um meiner selbst willen täte, demütig, aber inständig die Hirten der Kirche anzuflehen, mehr als alles in der Welt den heiligsten Leib und das heiligste Blut Unseres Herrn Jesu Christi zu verehren, seinen Namen und die Worte, mit denen sein Leib konsekriert wird. Sie sollen Ihn mit Ehrfurcht und Achtsamkeit den anderen austeilen. Und wenn der Priester Ihn auf dem Altar konsekriert, soll das Volk auf die Knie fallen und dem wahren, lebendigen Gott Lobpreis, Ehre und Verherrlichung erweisen" (Briefe an alle Oberen des Ordens).

6.

Mögen diese flammenden Worte des heiligen "Poverello" auch in der Kirche unserer Tage Widerhall finden als demütige Bitte an die Hirten der Kirche und auch an den Obersten Hirten der Kirche, damit sie auf konkrete und wirksame Weise dafür Sorge tragen, dass dem eucharistischen Leib Christi die höchste Ehre und die größte Sorgfalt bei der Spendung der Heiligen Kommunion erwiesen wird, dass der Verlust auch der kleinsten eucharistischen Partikel und der Kommuniondiebstahl soweit wie möglich verhindert werden und dass der Herr in der Heiligen Hostie auch äußerlich sichtbar angebetet wird durch die angemessenste und ausdrucksvollste Geste, das Niederknien. Die flehende Stimme des heiligen Franziskus findet in unserer Zeit Widerhall in vielen schlichten Gläubigen, die trauern und leiden über den Ritus der Handkommunion im Stehen, der banal und alltäglich wirkt und zudem das Heilige gefährdet und ihm so wenig entspricht. Unglücklicherweise haben die Stimmen dieser kleinen Freunde der Eucharistie keine Plattform, um sich Gehör zu verschaffen; denn die Stimme des kirchlichen Establishments ist stärker und erstickt die Stimme der Kleinen in der Kirche. Dieses kleine Büchlein eines Bischofs verfolgt die Absicht, jenen zahlreichen stillen kleinen Menschen in der Kirche eine Stimme zu verleihen, die Jenen verteidigen wollen, der in unseren Tagen der Ärmste, Schwächste und Wehrloseste ist, den eucharistischen Jesus.

7.

Möge Gott der Kirche von heute gewähren, dass sie auf die Stimmen des heiligen Franziskus und der kleinen Freunde des eucharistischen Jesus hört und liturgische Normen erlässt, die die Praxis der Handkommunion begrenzt und schrittweise zurücknimmt. So könnten in einer wachsenden Anzahl von Kirchen der katholischen Welt die Gläubigen den eucharistischen Jesus kniend, in einer Haltung der Anbetung empfangen, und es würde ihnen ermöglicht, wie Kinder den Mund zu öffnen und sich nähren zu lassen. Auf diese Weise würde zugleich so weit wie möglich vermieden, dass Partikel der Eucharistie verloren gehen oder Hostien gestohlen werden. Eine solche konkrete Maßnahme der Kirche wäre eine der wichtigsten Taten der Kirche und zugleich einer der konkretesten Akte der Sühne der Kirche, gemäß den Worten, die Christus an den hl. Franz von Assisi richtete: "Franziskus, geh und stelle mein Haus wieder her!" (Hl. Bonaventura, Das Leben des hl. Franziskus/Legenda minor, 5).

8.

Mit der Wiederbelebung einer Kommunionpraxis, die sicherer und andächtiger ist und mehr der Anbetung entspricht, also die Jahrtausende alte Praxis des Kommunionempfangs im Knien und auf die Zunge, ginge zweifellos ein neuer Stern der Evangelisierung auf, ein neuer eucharistischer Stern, ähnlich dem Stern, der die drei Weisen auf ihrem Weg leitete, so dass sie wirklich den Leib des menschgewordenen Gottes fanden und ihn anbeteten, indem sie sich vor Ihm auf die Knie warfen (proskynesis).

9.

Ein Erlass wirksamer Normen zur Beschränkung der Handkommunion und damit zur allgemeinen Wiederherstellung des Kommunionempfangs im Knien und auf die Zunge, ein solcher eucharistischer Stern würde vermutlich die modernen Schriftgelehrten und nicht wenige Mitglieder des Klerus unserer Tage erschrecken, ähnlich wie damals die Schriftgelehrten und Priester in Jerusalem erschraken, als der Stern von Betlehem erschien.

10.

Eines der wichtigsten Anliegen, die den Hirten der Kirche am Herzen liegen sollten, ist die Sorge, dass der eucharistische Christus auf sichtbare Weise geliebt und verehrt wird. Nichts und niemand im Universum, selbst nicht der bedürftigste Mensch, verdienen mehr Behutsamkeit und Ehrfurcht als der eucharistische Christus. Das ist auch die Lehre, die der heilige Franz von Assisi mit folgenden Worten dem gesamten Franziskanerorden vorlegte: "Es wäre ein großes Elend und ein schlimmes Übel, wenn ihr, da ihr Ihn so nahe bei euch habt, euch mehr um irgend etwas anderes im gesamten Universum kümmern würdet! Die Menschheit und das gesamte Universum sollten erzittern, die Himmel sollten jubeln, wenn auf dem Altar, in den Händen des Priesters Christus, der Sohn des lebendigen Gottes, zugegen ist. O bewundernswerte Größe, o unfassbare Herablassung, o erhabene Demut, o demütige Erhabenheit, dass der Herr des Alls, Gott und Sohn Gottes, sich so sehr erniedrigt, dass er sich unter der kleinen Gestalt des Brotes verbirgt um unseres Heiles willen! Brüder, betrachtet die Demut Gottes, und öffnet euer Herz in seiner Gegenwart, verdemütigt auch ihr euch, damit er euch erhöhen kann" (An das Generalkapitel, Kap. 2).

11.

Was würde der hl. Franz von Assisi in unserer Zeit sagen, wenn er sähe, dass die Gläubigen im Augenblick des Empfangs des Leibes Christi nicht auch in ihrem leiblichen Ausdruck eine Haltung von Ergriffenheit, Ehrfurcht und Demut zeigen, sondern ihn im Stehen empfangen, direkt in die Hand, und ihn mit den Fingern berühren, wie wenn sie normale Nahrung zu sich nähmen, ohne irgend eine offenkundige und überzeugende Geste der Demut und Ehrfurcht? Vermutlich würde sich der heilige Poverello an die Menge der Gläubigen, die die Heilige Kommunion eilig im Stehen in die Hand empfangen, mit folgenden Worten wenden: "Öffnet eure Herzen in Gegenwart des Leibes Christi, verdemütigt euch in Gegenwart des Leibes Christi, damit Er euch erhöhen kann" (vgl. Brief an das Generalkapitel, Kap. 2). Sicherlich würde der hl. Franz diese Worte vor allem an die Hirten der Kirche richten. Durch die Zulassung des Kommunionempfangs im Stehen und in die Hand und durch die praktische Abschaffung der Mundkommunion im Knien in den meisten Kirchen der katholischen Welt haben sie via facti den Leib Christi einem wirklichen Minimalismus der Verehrung und erkennbaren Heiligkeit ausgesetzt.

12.

Es besteht tatsächlich ein dringendes Bedürfnis nach einem neuen eucharistischen Stern, denn der eucharistische Leib Christi ist das Schwächste und Wehrloseste im Leben der Kirche. Die mutige Verteidigung dieses göttlichen Armen" würde sicherlich nicht das Lob und den Beifall der Welt erringen, aber ohne Zweifel den Beifall der Heiligen, speziell des heiligen Poverello, und den reichen Segen Gottes herabziehen. In der Tat, die Wiederherstellung der sichtbaren Verehrung des eucharistischen Leibes Christi wäre eines der wirksamsten Mittel der Erneuerung seines mystischen Leibes. Möge Gott gewähren, dass Herz und Geist der Hirten der Kirche unserer Zeit von diesen Worten des hL Franz von Assisi durchdrungen werden: "Ich beschwöre euch alle, Brüder, mit aller Liebe, derer ich fähig bin, und indem ich eure Füße küsse: Erweist, so gut ihr könnt, alle Ehre und Verherrlichung dem allerheiligsten Leib Unseres Herrn Jesus Christus!" In der Tat, nichts und niemand ist größer als die heilige Hostie, selbst ihr kleinster Partikel, denn der Leib Christi ist der Herr selbst: "Corpus Christi enim Dominus est !"