Redemptionis anno: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Redemptionis anno''' sind die [[Incipit|Anfangsworte]] des [[Apostolisches Schreiben|Apostolischen Schreibens]] des [[Papst]]es [[Johannes Paul II.]] vom [[20. April]] [[1984]] über Jersualem, heiliges Erbe aller Gläubigen, zum Abschluß des [[Heiliges Jahr|Heiligen Jahres]] [[1983]].
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an die [[Bischöfe]] der [[Katholische Kirche|katholischen Kirche]], die [[Priester]], [[Ordensleute]] und alle Gläubigen<br> 
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''' über die Stadt [[Jerusalem]], heiliges Erbe aller Glaubenden, ersehnter Kreuzpunkt des Friedens für alle Völker des Nahen Ostens zum Abschluss des [[Heiliges Jahr|Heiligen Jahres]] [[1983]]''' <br>
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[[20. April]] [[1984]]<br>
  
'''Siehe auch: ''' [[Liste von Lehramtstexten]]
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(Offizieller [[latein]]ischer Text: [[AAS]] 76 [1984] 625-629)<br>
  
== Weblinks ==
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(Quelle: [[Der Apostolische Stuhl]] 1984, S. 1173-1177; siehe auch: [http://w2.vatican.va/content/john-paul-ii/it/apost_letters/1984/documents/hf_jp-ii_apl_20041984_redemptionis-anno.html Die italienische Fassung auf der Vatikanseite]; [http://www.biblebelievers.org.au/redempti.htm Der englische Text bei www.biblebelievers.org])</center>
* [http://www.vatican.va/holy_father/john_paul_ii/apost_letters/documents/hf_jp-ii_apl_20041984_redemptionis-anno_it.html Die italienische Fassung auf der Vatikanseite]
 
*[http://www.biblebelievers.org.au/redempti.htm Der englische Text bei www.biblebelievers.org]
 
  
[[Kategorie:Lehramtstexte]]
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{{Hinweis Lehramtstexte}}
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Während sich das Jubiläumsjahr der Erlösung dem Ende zuneigt, gehen meine Gedanken zu jenem auserwählten Land am Schnittpunkt von Europa, Asien und Afrika, wo sich die Erlösung des Menschengeschlechts "ein für allemal" vollzogen hat (vgl. Röm 6,10; Hebr 7, 27; 9,12; 10,10). Es ist das Land, das wir heilig nennen, weil es die irdische Heimat Christi war, das er durchzog und dabei "das Evangelium vom Reich verkündete und im Volk alle Krankheiten und Leiden heilte" (Mt 4,23).
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Besonders in diesem Jahr hätte ich gewünscht, die tiefe Ergriffenheit und unermessliche Freude erleben zu dürfen, die mein Vorgänger Paul VI. verspürte, als er im Jahr 1964 ins Heilige Land und nach Jerusalem reiste. Wenn es mir auch nicht möglich war, physisch anwesend zu sein, fühle ich mich dennoch geistig als Pilger in dem Land, wo sich unsere Versöhnung mit Gott vollzogen hat, um den Friedensfürst um das kostbare Geschenk der Erlösung und des Friedens zu bitten, den das Herz der Menschen, die Familien, die Völker und besonders die Völker, die jene Region bewohnen, so sehr ersehnen.
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Ich denke insbesondere an die Stadt Jerusalem, wo Jesus dadurch, dass er sein Leben hingab, "die beiden Teile (Juden und Heiden) vereinigte und durch sein Sterben die trennende Wand der Feindschaft niederriss“ (Eph 2,14).
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Jerusalem war, noch ehe es zur Stadt Jesu, des Erlösers, wurde, der geschichtliche Ort der biblischen Offenbarung Gottes, die Stätte, an der mehr als an jedem anderen Ort sich der Dialog zwischen Gott und den Menschen vollzogen hat, gleichsam der Ort der Begegnung zwischen Erde und Himmel.
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Die Christen blicken auf diese Stadt mit frommer und eifersüchtiger Zuneigung, weil dort wiederholt das Wort Christi widerhallte, weil dort die großen Ereignisse der Erlösung, also das Leiden, der Tod und die Auferstehung des Herrn, geschehen sind. In Jerusalem ist die erste christliche Gemeinde entstanden, und dort hat sich durch die Jahrhunderte, wenn auch unter Schwierigkeiten, eine dauernde kirchliche Präsenz erhalten.
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Für die Juden ist Jerusalem Gegenstand lebendiger Liebe und ewiger Mahnung, reich an zahllosen Spuren und Erinnerungen seit der Zeit Davids, der sie zur Hauptstadt gewählt, und der Zeit Salomons, der dort den Tempel errichtet hat. Seit damals blicken sie, kann man sagen, jeden Tag auf Jerusalem und bezeichnen es als Symbol der Nation, ihrer Existenz und Freiheit.
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Auch die Muslime nennen Jerusalem "die Heilige", mit einer tiefen Anhänglichkeit, die auf die Anfänge des Islams zurückgeht und von bevorzugten Wallfahrtsstätten und einer mehr als tausendjährigen, ununterbrochenen Präsenz verursacht ist.
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Außer so seltenen und hervorragenden Zeugnissen beherbergt Jerusalem lebendige Gemeinden von Gläubigen, deren Anwesenheit Unterpfand und Quelle der Hoffnung für die Völker und Menschen ist, die in allen Teilen der Welt auf die Heilige Stadt als ihr geistiges Erbe und ein Zeichen des Friedens und der Harmonie blicken.
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Ja, denn in seiner Eigenschaft als Heimat des Herzens aller geistlichen Nachkommen Abrahams, die es als unermeßlich teuer empfinden, und in den Augen des Glaubens - als Begegnungspunkt zwischen der unendlichen Transzendenz Gottes und der Wirklichkeit des geschaffenen Seins erhebt sich Jerusalem zum Symbol der Begegnung, der Einheit und des Friedens für die ganze Menschheitsfamilie.
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Die Heilige Stadt birgt deshalb eine tiefe Aufforderung zum Frieden, die sich an die ganze Menschheit und besonders an die Verehrer des einzigen großen Gottes, des barmherzigen Vaters der Völker, richtet. Aber leider muss man feststellen, dass Jerusalem Anlass zu fortdauernder Rivalität, zu Gewalt und Ausschließlichkeitsansprüchen ist.
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Diese Situation und diese Erwägungen lassen uns die Worte des Propheten auf die Lippen kommen: "Um Zions willen kann ich nicht schweigen, um Jerusalems willen nicht still sein, bis das Recht in ihm aufstrahlt wie ein helles Licht, und sein Glück aufleuchtet wie eine brennende Fackel" (Jes 62,1).
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Ich denke an den Tag und sehne ihn herbei, an dem wir alle wirklich in der Weise "Schüler Gottes sein werden" (Joh 6,45), dass wir seine Botschaft der Versöhnung und des Friedens hören. Ich denke an den Tag, an dem Juden, Christen und Muslime in Jerusalem miteinander den Friedensgruß austauschen können, den Jesus nach seiner Auferstehung von den Toten an die Jünger gerichtet hat: "Friede sei mit euch!" (loh 20,19).
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Die römischen Päpste haben, vor allem in diesem Jahrhundert, stets mit banger Sorge die schmerzlichen Geschehnisse verfolgt, in die Jerusalem jahrzehntelang verwickelt war, und haben den Entscheidungen der internationalen Institutionen, die sich für die Heilige Stadt einsetzen, wachsame Aufmerksamkeit geschenkt.
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Der Hl. Stuhl hat bei unzähligen Anlässen zum besonnenen Überlegen aufgefordert und gemahnt, eine angemessene Lösung für das komplexe und heikle Problem zu finden. Er hat das getan in seiner großen Sorge um den Frieden zwischen den Völkern wie auch aus geistlichen, geschichtlichen und kulturellen Motiven von eminent religiösem Charakter heraus. Die ganze Menschheit und vor allem die Völker und Nationen, die in Jerusalem ihre Glaubensbrüder haben, Christen, Juden und Muslime, haben Grund, sich betroffen zu fühlen und alles nur Mögliche zu tun, um den heiligen, einzigartigen und unvergleichlichen Charakter der Stadt zu bewahren. Nicht nur die Denkmäler oder die heiligen Stätten, sondern das ganze historische Jerusalem und die Existenz der religiösen Gemeinschaften, ihre Situation, ihre Zukunft müssen Gegenstand des Interesses und der Sorge aller sein.
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Es ist tatsächlich geboten, mit gutem Willen und Weitblick einen konkreten und gerechten Modus zu finden, durch den die verschiedenen Interessen und Hoffnungen in eine harmonische und stabile Form gebracht und in entsprechend wirksamer Weise von einem international garantierten Statut geschützt werden, so dass die eine oder andere Seite es nicht mißachten kann.
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Gegenüber den christlichen Gemeinden, gegenüber denen, die den Glauben an den einen Gott bekennen und sich für die Verteidigung der menschlichen Grundwerte einsetzen, fühle ich die dringende Pflicht zu wiederholen, dass die Jerusalemfrage für den gerechten Frieden im Nahen Osten von grundlegender Bedeutung ist. Es ist meine Überzeugung, dass die religiöse Identität der Stadt und insbesondere die gemeinsame monotheistische Glaubensüberlieferung den Weg ebnen können, um die Eintracht zwischen allen jenen zu fördern, die in verschiedener Weise die Heilige Stadt als ihre Stadt ansehen.
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Ich bin überzeugt, dass die mangelnde Suche nach einer geeigneten Lösung der Jerusalemfrage ebenso wie die resignierende Verschleppung des Problems die erwünschte friedliche und gerechte Beilegung der ganzen Nahostkrise nur noch weiter gefährden.
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Natürlich muss in diesem Zusammenhang erwähnt werden, dass in der Region seit Jahrzehnten zwei Völker, das israelische und das palästinensische, in einem Gegensatz zueinander stehen, der unlösbar scheint.
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Die Kirche, die auf Christus, den Erlöser, blickt und im Antlitz jedes Menschen sein Abbild erkennt, erfleht Frieden und Versöhnung für die Völker des Landes, das einst sein Land gewesen ist.
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Für das jüdische Volk, das im Staat Israel lebt und in jenem Land so kostbare Zeugnisse seiner Geschichte und seines Glaubens bewahrt, müssen wir um die gewünschte Sicherheit und die gerechte Ruhe bitten, die das Vorrecht jedes Volkes und die Voraussetzung für Leben und Fortschritt jeder Gesellschaft sind.
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Das palästinensische Volk, dessen geschichtliche Wurzeln in jenem Land liegen und das seit Jahrzehnten verstreut lebt, hat aus gerechtem Grund das natürliche Recht, wieder eine Heimat zu finden, um in Frieden und Ruhe mit den anderen Völkern der Region leben zu können.
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Alle Völker des Nahen Ostens, jedes mit einem eigenen Erbe an geistlichen Werten, werden die tragischen Ereignisse, in die sie verstrickt sind - ich denke an den so schwergeprüften Libanon -, nicht überwinden können, wenn sie nicht imstande sind, den wahren Sinn ihrer Geschichte wieder zu entdecken, der sie durch den Glauben an den einen Gott zu einem friedlichen Zusammenleben der Verständigung und gegenseitigen Zusammenarbeit aufruft.
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Ich möchte daher die Aufmerksamkeit aller Ppolitiker, die für das Schicksal der Völker verantwortlich sind, aller, die an der Spitze der internationalen Institutionen stehen, auf das Schicksal der Stadt Jerusalem und der in ihr lebenden Gemeinschaften lenken. Denn es entgeht in der Tat niemandem, dass die verschiedenen Ausdrucksformen von Glaube und Kultur, die in der Heiligen Stadt vorhanden sind, ein Faktor der Eintracht und des Friedens sein können und sollen.
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An diesem Karfreitag, an dem wir feierlich des Leidens und des Todes des Erlösers gedenken, möchte ich euch alle, liebe Brüder im Bischofsamt, und alle Priester, Ordensleute und Gläubige der ganzen Welt auffordern, in die besonderen Gebetsmeinungen die Bitte um eine gerechte Lösung des Jerusalem- und Heilig-Land-Problems und um die Rückkehr des Friedens im Nahen Osten einzuschließen.
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Im Heiligen Jahr, das nun zu Ende geht und das wir in Rom wie in sämtlichen Diözesen der Universalkirche mit großer geistlicher Freude gefeiert haben, war Jerusalem das ideale Ziel, der natürliche Ort, dem sich unsere Gedanken der Liebe und Dankbarkeit für das große Geschenk der Erlösung zuwandten, die in der Heiligen Stadt vom Menschensohn für die ganze Menschheit bewirkt wurde.
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Und da die Frucht der Erlösung die Versöhnung des Menschen mit Gott und jedes Menschen mit seinen Brüdern ist, müssen wir darum bitten, dass auch in Jerusalem, dem Heiligen Land Jesu, jene, die an Gott glauben, nach so schmerzlichen Spaltungen und Uneinigkeiten die Versöhnung und den Frieden wiederfinden.
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Dieser von Jesus Christus im Namen des Vaters im Himmel verkündete Friede macht so Jerusalem zum lebendigen Zeichen des großen Ideals der Einheit, der Brüderlichkeit und des Zusammenfindens der Völker, gemäß den großartigen Worten des Buches Jesaja: "Viele Nationen machen sich auf den Weg und sagen: Kommt, wir ziehen hinauf zum Berg des Herrn und zum Haus des Gottes Jakobs. Er soll uns seine Wege zeigen, auf seinen Pfaden wollen wir gehen" (les 2,3).
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Zum Schluß erteilen wir von Herzen unseren Apostolischen Segen.
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<center>Rom, St. Peter, 20. April 1984, im 6. Jahr unseres Pontifikats. <br>
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[[Papst]] [[Johannes Paul II.]]</center>
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[[Kategorie:Lehramtstexte (Wortlaut)]]

Aktuelle Version vom 6. Mai 2016, 08:53 Uhr

Apostolisches Schreiben
Redemptionis anno

Kongregation für den Gottesdienst
unseres Heiligen Vaters
Johannes Paul II.
an die Bischöfe der katholischen Kirche, die Priester, Ordensleute und alle Gläubigen
über die Stadt Jerusalem, heiliges Erbe aller Glaubenden, ersehnter Kreuzpunkt des Friedens für alle Völker des Nahen Ostens zum Abschluss des Heiligen Jahres 1983
20. April 1984

(Offizieller lateinischer Text: AAS 76 [1984] 625-629)

(Quelle: Der Apostolische Stuhl 1984, S. 1173-1177; siehe auch: Die italienische Fassung auf der Vatikanseite; Der englische Text bei www.biblebelievers.org)
Allgemeiner Hinweis: Was bei der Lektüre von Wortlautartikeln der Lehramtstexte zu beachten ist


Während sich das Jubiläumsjahr der Erlösung dem Ende zuneigt, gehen meine Gedanken zu jenem auserwählten Land am Schnittpunkt von Europa, Asien und Afrika, wo sich die Erlösung des Menschengeschlechts "ein für allemal" vollzogen hat (vgl. Röm 6,10; Hebr 7, 27; 9,12; 10,10). Es ist das Land, das wir heilig nennen, weil es die irdische Heimat Christi war, das er durchzog und dabei "das Evangelium vom Reich verkündete und im Volk alle Krankheiten und Leiden heilte" (Mt 4,23).

Besonders in diesem Jahr hätte ich gewünscht, die tiefe Ergriffenheit und unermessliche Freude erleben zu dürfen, die mein Vorgänger Paul VI. verspürte, als er im Jahr 1964 ins Heilige Land und nach Jerusalem reiste. Wenn es mir auch nicht möglich war, physisch anwesend zu sein, fühle ich mich dennoch geistig als Pilger in dem Land, wo sich unsere Versöhnung mit Gott vollzogen hat, um den Friedensfürst um das kostbare Geschenk der Erlösung und des Friedens zu bitten, den das Herz der Menschen, die Familien, die Völker und besonders die Völker, die jene Region bewohnen, so sehr ersehnen.

Ich denke insbesondere an die Stadt Jerusalem, wo Jesus dadurch, dass er sein Leben hingab, "die beiden Teile (Juden und Heiden) vereinigte und durch sein Sterben die trennende Wand der Feindschaft niederriss“ (Eph 2,14).

Jerusalem war, noch ehe es zur Stadt Jesu, des Erlösers, wurde, der geschichtliche Ort der biblischen Offenbarung Gottes, die Stätte, an der mehr als an jedem anderen Ort sich der Dialog zwischen Gott und den Menschen vollzogen hat, gleichsam der Ort der Begegnung zwischen Erde und Himmel.

Die Christen blicken auf diese Stadt mit frommer und eifersüchtiger Zuneigung, weil dort wiederholt das Wort Christi widerhallte, weil dort die großen Ereignisse der Erlösung, also das Leiden, der Tod und die Auferstehung des Herrn, geschehen sind. In Jerusalem ist die erste christliche Gemeinde entstanden, und dort hat sich durch die Jahrhunderte, wenn auch unter Schwierigkeiten, eine dauernde kirchliche Präsenz erhalten.

Für die Juden ist Jerusalem Gegenstand lebendiger Liebe und ewiger Mahnung, reich an zahllosen Spuren und Erinnerungen seit der Zeit Davids, der sie zur Hauptstadt gewählt, und der Zeit Salomons, der dort den Tempel errichtet hat. Seit damals blicken sie, kann man sagen, jeden Tag auf Jerusalem und bezeichnen es als Symbol der Nation, ihrer Existenz und Freiheit.

Auch die Muslime nennen Jerusalem "die Heilige", mit einer tiefen Anhänglichkeit, die auf die Anfänge des Islams zurückgeht und von bevorzugten Wallfahrtsstätten und einer mehr als tausendjährigen, ununterbrochenen Präsenz verursacht ist.

Außer so seltenen und hervorragenden Zeugnissen beherbergt Jerusalem lebendige Gemeinden von Gläubigen, deren Anwesenheit Unterpfand und Quelle der Hoffnung für die Völker und Menschen ist, die in allen Teilen der Welt auf die Heilige Stadt als ihr geistiges Erbe und ein Zeichen des Friedens und der Harmonie blicken.

Ja, denn in seiner Eigenschaft als Heimat des Herzens aller geistlichen Nachkommen Abrahams, die es als unermeßlich teuer empfinden, und in den Augen des Glaubens - als Begegnungspunkt zwischen der unendlichen Transzendenz Gottes und der Wirklichkeit des geschaffenen Seins erhebt sich Jerusalem zum Symbol der Begegnung, der Einheit und des Friedens für die ganze Menschheitsfamilie.

Die Heilige Stadt birgt deshalb eine tiefe Aufforderung zum Frieden, die sich an die ganze Menschheit und besonders an die Verehrer des einzigen großen Gottes, des barmherzigen Vaters der Völker, richtet. Aber leider muss man feststellen, dass Jerusalem Anlass zu fortdauernder Rivalität, zu Gewalt und Ausschließlichkeitsansprüchen ist.

Diese Situation und diese Erwägungen lassen uns die Worte des Propheten auf die Lippen kommen: "Um Zions willen kann ich nicht schweigen, um Jerusalems willen nicht still sein, bis das Recht in ihm aufstrahlt wie ein helles Licht, und sein Glück aufleuchtet wie eine brennende Fackel" (Jes 62,1).

Ich denke an den Tag und sehne ihn herbei, an dem wir alle wirklich in der Weise "Schüler Gottes sein werden" (Joh 6,45), dass wir seine Botschaft der Versöhnung und des Friedens hören. Ich denke an den Tag, an dem Juden, Christen und Muslime in Jerusalem miteinander den Friedensgruß austauschen können, den Jesus nach seiner Auferstehung von den Toten an die Jünger gerichtet hat: "Friede sei mit euch!" (loh 20,19).

Die römischen Päpste haben, vor allem in diesem Jahrhundert, stets mit banger Sorge die schmerzlichen Geschehnisse verfolgt, in die Jerusalem jahrzehntelang verwickelt war, und haben den Entscheidungen der internationalen Institutionen, die sich für die Heilige Stadt einsetzen, wachsame Aufmerksamkeit geschenkt.

Der Hl. Stuhl hat bei unzähligen Anlässen zum besonnenen Überlegen aufgefordert und gemahnt, eine angemessene Lösung für das komplexe und heikle Problem zu finden. Er hat das getan in seiner großen Sorge um den Frieden zwischen den Völkern wie auch aus geistlichen, geschichtlichen und kulturellen Motiven von eminent religiösem Charakter heraus. Die ganze Menschheit und vor allem die Völker und Nationen, die in Jerusalem ihre Glaubensbrüder haben, Christen, Juden und Muslime, haben Grund, sich betroffen zu fühlen und alles nur Mögliche zu tun, um den heiligen, einzigartigen und unvergleichlichen Charakter der Stadt zu bewahren. Nicht nur die Denkmäler oder die heiligen Stätten, sondern das ganze historische Jerusalem und die Existenz der religiösen Gemeinschaften, ihre Situation, ihre Zukunft müssen Gegenstand des Interesses und der Sorge aller sein.

Es ist tatsächlich geboten, mit gutem Willen und Weitblick einen konkreten und gerechten Modus zu finden, durch den die verschiedenen Interessen und Hoffnungen in eine harmonische und stabile Form gebracht und in entsprechend wirksamer Weise von einem international garantierten Statut geschützt werden, so dass die eine oder andere Seite es nicht mißachten kann.

Gegenüber den christlichen Gemeinden, gegenüber denen, die den Glauben an den einen Gott bekennen und sich für die Verteidigung der menschlichen Grundwerte einsetzen, fühle ich die dringende Pflicht zu wiederholen, dass die Jerusalemfrage für den gerechten Frieden im Nahen Osten von grundlegender Bedeutung ist. Es ist meine Überzeugung, dass die religiöse Identität der Stadt und insbesondere die gemeinsame monotheistische Glaubensüberlieferung den Weg ebnen können, um die Eintracht zwischen allen jenen zu fördern, die in verschiedener Weise die Heilige Stadt als ihre Stadt ansehen.

Ich bin überzeugt, dass die mangelnde Suche nach einer geeigneten Lösung der Jerusalemfrage ebenso wie die resignierende Verschleppung des Problems die erwünschte friedliche und gerechte Beilegung der ganzen Nahostkrise nur noch weiter gefährden.

Natürlich muss in diesem Zusammenhang erwähnt werden, dass in der Region seit Jahrzehnten zwei Völker, das israelische und das palästinensische, in einem Gegensatz zueinander stehen, der unlösbar scheint.

Die Kirche, die auf Christus, den Erlöser, blickt und im Antlitz jedes Menschen sein Abbild erkennt, erfleht Frieden und Versöhnung für die Völker des Landes, das einst sein Land gewesen ist.

Für das jüdische Volk, das im Staat Israel lebt und in jenem Land so kostbare Zeugnisse seiner Geschichte und seines Glaubens bewahrt, müssen wir um die gewünschte Sicherheit und die gerechte Ruhe bitten, die das Vorrecht jedes Volkes und die Voraussetzung für Leben und Fortschritt jeder Gesellschaft sind.

Das palästinensische Volk, dessen geschichtliche Wurzeln in jenem Land liegen und das seit Jahrzehnten verstreut lebt, hat aus gerechtem Grund das natürliche Recht, wieder eine Heimat zu finden, um in Frieden und Ruhe mit den anderen Völkern der Region leben zu können.

Alle Völker des Nahen Ostens, jedes mit einem eigenen Erbe an geistlichen Werten, werden die tragischen Ereignisse, in die sie verstrickt sind - ich denke an den so schwergeprüften Libanon -, nicht überwinden können, wenn sie nicht imstande sind, den wahren Sinn ihrer Geschichte wieder zu entdecken, der sie durch den Glauben an den einen Gott zu einem friedlichen Zusammenleben der Verständigung und gegenseitigen Zusammenarbeit aufruft.

Ich möchte daher die Aufmerksamkeit aller Ppolitiker, die für das Schicksal der Völker verantwortlich sind, aller, die an der Spitze der internationalen Institutionen stehen, auf das Schicksal der Stadt Jerusalem und der in ihr lebenden Gemeinschaften lenken. Denn es entgeht in der Tat niemandem, dass die verschiedenen Ausdrucksformen von Glaube und Kultur, die in der Heiligen Stadt vorhanden sind, ein Faktor der Eintracht und des Friedens sein können und sollen.

An diesem Karfreitag, an dem wir feierlich des Leidens und des Todes des Erlösers gedenken, möchte ich euch alle, liebe Brüder im Bischofsamt, und alle Priester, Ordensleute und Gläubige der ganzen Welt auffordern, in die besonderen Gebetsmeinungen die Bitte um eine gerechte Lösung des Jerusalem- und Heilig-Land-Problems und um die Rückkehr des Friedens im Nahen Osten einzuschließen.

Im Heiligen Jahr, das nun zu Ende geht und das wir in Rom wie in sämtlichen Diözesen der Universalkirche mit großer geistlicher Freude gefeiert haben, war Jerusalem das ideale Ziel, der natürliche Ort, dem sich unsere Gedanken der Liebe und Dankbarkeit für das große Geschenk der Erlösung zuwandten, die in der Heiligen Stadt vom Menschensohn für die ganze Menschheit bewirkt wurde.

Und da die Frucht der Erlösung die Versöhnung des Menschen mit Gott und jedes Menschen mit seinen Brüdern ist, müssen wir darum bitten, dass auch in Jerusalem, dem Heiligen Land Jesu, jene, die an Gott glauben, nach so schmerzlichen Spaltungen und Uneinigkeiten die Versöhnung und den Frieden wiederfinden.

Dieser von Jesus Christus im Namen des Vaters im Himmel verkündete Friede macht so Jerusalem zum lebendigen Zeichen des großen Ideals der Einheit, der Brüderlichkeit und des Zusammenfindens der Völker, gemäß den großartigen Worten des Buches Jesaja: "Viele Nationen machen sich auf den Weg und sagen: Kommt, wir ziehen hinauf zum Berg des Herrn und zum Haus des Gottes Jakobs. Er soll uns seine Wege zeigen, auf seinen Pfaden wollen wir gehen" (les 2,3).

Zum Schluß erteilen wir von Herzen unseren Apostolischen Segen.

Rom, St. Peter, 20. April 1984, im 6. Jahr unseres Pontifikats.
Papst Johannes Paul II.