Quamquam pluries: Unterschied zwischen den Versionen

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(Quelle: Leo XIII., Lumen de coelo I, - Bezeugt in seinen [[Allocutio]]nen, [[Enzyklika|Rundschreiben]], [[Apostolische Konstitution|Constitutionen]], [[Apostolischer Brief|öffentlichen Briefen]] und Akten, Buch und [[Verlag]] Rudolf Brzezowsky & Söhne Wien 1895, S. 129-135, in Fraktur abgedruckt)
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(Quelle: Leo XIII., Lumen de coelo IV, - Bezeugt in seinen [[Allocutio]]nen, [[Enzyklika|Rundschreiben]], [[Apostolische Konstitution|Constitutionen]], [[Apostolischer Brief|öffentlichen Briefen]] und Akten, Buch und [[Verlag]] Rudolf Brzezowsky & Söhne Wien 1895, S. 129-135, in Fraktur abgedruckt)
  
 
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Version vom 21. Juni 2019, 10:08 Uhr

Enzyklika
Quamquam pluries

von Papst
Leo XIII.
an alle Ehrwürdigen Brüder, die Patriarchen, Primaten, Erzbischöfe, Bischöfe und an deren Ordinarien
über die Anrufung des heiligen Josef und der seligsten Jungfrau im Rosenkranzmonat
anlässlich der gegenwärtigen Bedrängnis

15. August 1889

(Offizieller lateinischer Text: ASS XXII [1889-1890] 66-69)

(Quelle: Leo XIII., Lumen de coelo IV, - Bezeugt in seinen Allocutionen, Rundschreiben, Constitutionen, öffentlichen Briefen und Akten, Buch und Verlag Rudolf Brzezowsky & Söhne Wien 1895, S. 129-135, in Fraktur abgedruckt)

Allgemeiner Hinweis: Was bei der Lektüre von Wortlautartikeln der Lehramtstexte zu beachten ist


Ehrwürdige Brüder,
Gruß und Apostolischen Segen !

Obgleich Wir schon mehrmals besondere Gebete auf dem ganzen Erdkreis behufs angelegentlicherer Empfehlung der katholischen Sache in den göttlichen Schutz angeordnet haben, so möge es doch niemanden Wunder nehmen, wenn Wir eben diese Pflicht neuerdings den Gemütern einzuschärfen für gut finden. Denn die Kirche pflegt immer in ihren Bedrängnissen, besonders wenn "die Mächte der Finsternis" alles und jedes zum Verderben des christlichen Namens wagen zu können scheinen, Gott, ihren Urheber und Richter mit größerem Eifer und größerer Beharrlichkeit anzuflehen und auch die Heiligen des Himmels anzurufen, namentlich aber die erhabene jungfräuliche Gottesmutter, in deren Fürsprache sie ihre mächtigste Stütze erblickt. Die Früchte solch' frommer Gebete und der auf die göttliche Güte gesetzten Hoffnung zeigen sich stets früher oder später. Ihr kennt nun, ehrwürdige Brüder, unsere Zeit, sie ist für das Christentum nicht minder unheilvoll als die schlimmsten vergangenen Zeiten. Wir sehen bei vielen den Urgrund aller christlichen Tugenden, den Glauben untergehen, die Liebe erkalten, die Jugend in verderbten Sitten und Grundsäzten heranwachsen. Wir sehen, dass die Kirche Jesu Christi allseits mit List und Gewalt bekämpft, ein heftiger Kampf gegen das Papsttum geführt und sogar die Grundlagen der Religion mit täglich wachsendem Übermut erschüttert werden. Wie weit es in der jüngsten Zeit gekommen und wohin man noch ferner strebt, ist zu bekannt, als dass es noch weiter nötig wäre, ausgesprochen zu werden.

Da in dieser schwierigen und trübseligen Lage das übel mächtiger ist als menschliche Heilmittel, so lässt sich nur mehr von der göttlichen Kraft Abhilfe erwarten.

Darum haben Wir es für angemessen erachtet, die Frömmigkeit des christlichen Volkes zu eifrigerer und beharrlicherer Anrufung des allmächtigen Gottes zu ermuntern. Wir erinnern demgemäß auf das eindringlichste, dass der herannahende Monat Oktober, den Wir schon früher zur besonderen Verehrung der seligsten Jungfrau vom Rosenkranz bestimmt haben, auch in diesem Jahr ganz und voll mit möglichster Frömmigkeit und zahlreicher Teilnahme gefeiert werde.

Wir wissen, dass Wir beider mütterlichen Güte Mariens stets Zuflucht finden und sind überzeugt, dass Wir nicht fruchtlos unsere Hoffnung auf sie gesetzt. Wenn dieselbe so oft in schwerer Zeit der Christenheit helfend beigestanden, warum soll man daran zweifeln, sie werde nochmals ihre Macht und Huld zeigen, wenn in Demut und Beharrlichkeit gemeinsame Bitten an sie gerichtet werden? Ja Wir glauben, dass sie sich um so wunderbarer erweisen wird, je länger sie sich anflehen lässt.

Wir hegen jedoch noch eine andere Absicht, welche Ihr ehrwürdige Brüder, mit gewohntem Eifer fördern werdet. Auf dass nämlich Gott umso geneigter werde zur Erhörung unserer Gebete und in Folge der Bitten mehrerer Fürsprecher seiner Kirche schneller und wirksamer zu Hilfe komme, halten Wir es für sehr ersprießlich, dass das christliche Volk zugleich mit der allerkeuschesten Jungfrau und Gottesmutter auch ihren Bräutigam, den heiligen Josef, mit besonderen Eifer und Vertrauen anrufe und Wir haben sichere Gründe, dass dies der seligsten Jungfrau selbst ganz lieb und erwünscht sein werde. Wir kennen in diesem Punkte, über den Wir jetzt zum ersten Mal uns öffentlich aussprechen, nicht nur in die fromme Bereitwilligkeit des christlichen Volkes, sondern auch deren fast spontanen Fortschritt. Sehen Wir doch, wie die Verehrung des heiligen Joseph, welche die römischen Päpste schon in früheren Zeiten zu vermehren und verbreiten gestrebt, allenthalben unzweifelhaften Aufschwung nimmt, besonders seitdem Unser Vorgänger seligen Andenkens, Pius IX., auf die Bitten sehr vieler Bischöfe den hochheiligen Patriarchen zum Patron der Katholischen Kirche erklärt hat. Da es aber von hoher Wichtigkeit ist, dass seine Verehrung im Gesamtleben der Katholiken tiefe Wurzeln schlage, so wollen Wir, dass das christliche Volk vor allem durch Unsere Stimme und Autorität hierzu bewogen werde.

Die besonderen Gründe, warum ausdrücklich der heilige Josef als Patron der Katholischen Kirche angerufen wird ud warum hinwieder die Kirche auf seinen Schutz und Schirm so viel hält, liegen darin, dass er der Gemahl Mariens und der Pflegevater Jesu Christi gewesen. Daher stammt all seine Würde, Gnadenfülle, Heiligkeit und Herrlichkeit. Allerdings steht die Würde der Mutter Gottes so hoch, dass es nichts Größeres geben kann. Da aber Josef mit der seligsten Jungfrau durch das eheliche Band verbunden war, so ist kein Zweifel, dass er an jene erhabenste Würde, vermöge welcher die Gottesmutter alle übrigen Geschöpfe weitaus überragt, so nahe heranreicht, wie niemand anderer. Denn die Ehe ist von allen die innigste Gemeinschaft und Vereinigung und fordert ihrer Natur nach wechselseitige Gütergemeinschaft. Wenn demnach Gott der seligsten Jungfrau Josef zum Bräutigam gegeben hat, so gab er ihr hiermit nicht nur einen Lebensgefährten, einen Zeugen ihrer Jungfräulichkeit un Hüter ihrer Ehre, sondern auch eben vermöge des Ehebundes einen Teilnehmer an ihrer erhabenen Würde. Gleichemaßen ragt er dadurch an Hoheit und Würde über alle Menschen empor, dass er durch den göttlichen Ratschluss der Schützer des Sohnes Gottes gewesen und von den Menschen für dessen Vater gehalten worden. Daraus ergab sich, dass das Wort Gottes Josef demütig untertan und gehorsam war und ihm alle Ehrfurcht erwies, die Kinder ihren Eltern schulden. Aus dieser doppelten Würde flossen weiter die Pflichten, welche die Natur den Hausvätern vorschreibt, so dass Josef der rechtmäßige und natürliche Hüter, Wächter und Beschützer des göttlichen Hauses war, dem er vorstand. Diese Pflichten und Ämter übte er auch während der Dauer seines sterblichen Lebens aus. Er war bedacht, seine Gattin und das göttliche Kind mit aller Liebe und Beharrlichkeit zu schützen, pflegte den Lebensunterhalt beider durch seine Arbeit zu erwerben, rettete sie in eine sichere Zufluchtsstätte vor der durch Herodes Neid bereiteten Lebensgefahr und ward im Ungemach der Reise und in der Bitterkeit der Verbannung der beständige Begleiter, Helfer und Tröster von Jesus und Maria. Nun aber umfasste das göttliche Haus, welches Josef mit väterlicher Gewalt leitete, die Anfänge der entstehenden Kirche. Sowie die heiligste Jungfrau Jesu Christi Gebärerin, so ist sie auch die Mutter aller Christen, die sie auf dem Kalvarienberg mitten unter den größten Qualen des Erlösers geboren. So ist auch Jesus Christus gleichsam der Erstgeborene der Christen, welche durch die Annahme an Kindesstatt und durch die Erlösung seine Brüder sind.

Das ist der Grund, warum der heilige Patriarch die Menge der Christen, aus denen die Kirche besteht, in besonderer Weise als seine Schutzbefohlenen ansieht, denn sie ist ja jene über alle Länder zerstreue - unzählbare Familie, über welche er als Gemahl Mariens und Vater Jesu Christi eine Art väterlicher Gewalt übt. Es ist also durchaus angemessen und des heiligen Josef würdig, dass er, sowie er einst für alle Bedürfnisse der Familie zu nazareth auf´s gewissenhafteste sorgte, so auch jetzt die Kirche Christi mit himmlischem Schutze schirme und verteidige.

Ihr wisst wohl, ehrwürdige Brüder, dass das Gesagte in der selbst von der heiligen Liturgie bestätigten Meinung vieler Kirchenväter Bekräftigung finde, dass nämlich Josef des Patriarchen Jakob Sohn, unseres Josef Person und Ämter vorgebildet und durch seinen Ruhmesglanz die Größe des künftigen Hüters der Heiligen Familie angedeutet habe. Außer den bedeutungsvollen gemeinsamen Namen gibt es bekanntlich zwischen beiden noch andere einleuchtende Ähnlichkeiten: zunächst, dass er die besondere Gunst und Gnade seines Herrn erlangt; denn als er von demselben seinem ganzen Hauswesen vorgesetzt worden, erwuchsen um Josef´s Willen dem königlichen Hause Glück und Überfluss. Noch wichtiger ist, dass er auf des Königs Befehl die höchste Macht über das ganze Reich übte und zur Zeit des Misswachses die Ägypter und ihre Nachbarn mit so weiser Vorsicht versorgte, dass ihm der König den Titel "Heiland der Welt" verlieh. So sehen wir in dem Patriarchen des Alten Testamentes tatsächlich ein Vorbild des heiligen Josef. Sowie der eine für das Hauswesen seines Herrn Glück bringend und heilsam war und bald in wunderbarer Weise dem ganzen Reich nützte, so ist anzunehmen, dass der zweite zur Bewachung des christlichen Namens bestimmt, die Kirche beschütze und verteidige, die da wahrhaft das Haus des Herrn und das Reich Gottes auf Erden ist. Alle wessen Standes sie seien, haben Gründe, sich dem Schutze des heiligen Josef zu empfehlen. Die Hausväter haben an Josef das erhabenste Muster väterlicher Wachsamkeit und Fürsorge - die Gatten das vollkommene Vorbild ehelicher Liebe, Einigkeit und Treue - die Jungfrauen ein Beispiel und einen Beschützer der jungfräulichen Reinheit. Verarmte Adelige mögen aus Josef´s Beispiel auch im Unglück die Würde zu bewahren lernen, die Reichen aber mögen verstehen, welche Güter vorzugsweise mit allen Kräften anzustreben seien. Die Vermögenslosen aber, die Handwerker und alle Dürftigen haben ein besonderes Anrecht auf Josef´s Schutz und Nachahmung. Denn er, obschon von königlichem Geblüte, Gemahl der größten und heiligsten aller Frauen und Pflegevater des Sohnes Gottes, bringt sein Leben in Arbeit zu und verschafft durch seiner Hände Arbeit den Seinigen alles Nötige. Der Beruf der Niedrigen ist also, wenn recht betrachtet, keineswegs verächtlich. Er ist nicht nur nicht unehrenhaft, sondern jegliches Handwerk kann durch Tugend geadelt werden. Josef, zufrieden mit dem Wenigen, was sein war, ertrug seine beschränkte Lage mit Gleichmut und Hochsinn, nach dem Beispiel seines Sohnes, der Knechtsgestalt angenommen, trotzdem er der Herr von Allem war und freiwillig die äußerste Not und Dürftigkeit auf sich nahm. Durch solche Erwägungen sollen diejenigen Mut fassen, die da darben und durch ihrer Hände Arbeit das Leben fristen. Sie können, wenn dies ohne Verletzung der Gerechtigkeit möglich, aus ihrer Armut zu besserer Lebenslage gelangen, allein durch Gottes Vorsehung festgesetzte Ordnung umzustürzen gestatten Vernunft und Gerechtigkeit nicht. Ja, zu Gewalt und Aufruhr schreiten, ist ein törichtes Beginnen und bewirkt meist auch größere Übel, als die zu beseitigenden sind. Die Dürftigen mögen also nicht den Versprechungen aufrührerischer Leute vertrauen, sondern dem Beispiel und dem Schutz des heiligen Josef, wie auch der mütterlichen Liebe der Kirche, die um ihre Lage stets mehr und mehr besorgt ist.

Indem Wir aso, ehrwürdige Brüder, sehr viel von Euerer Autorität und bischöflicher Sorgfalt versprechen und zuversichtlich erwarten, dass die Guten und Frommen aus freien Stücken mehr und größeres tun werden, als Wir anordnen, verordnen Wir, dass den ganzen Monat Oktober hindurch beim Beten des Rosenkranzes, worüber Wir früher Vorschriften erlassen haben, das Gebet zu heiligen Josef beigefügt werde, dessen Formel Euch zugleich mit diesem Schreiben zugehen wird. Dies soll hinfort jedes Jahr geschehen. Denen aber, welche das oben genannte Gebet andächtig beten, verleihen Wir für jedes Mal sieben Jahre und ebenso viel Quadragenen Ablass.

Sehr heilsam und löblich ist es auch, wie an manchen Orten eingeführt, den Monat März zu Ehren des heiligen Patriarchen durch tägliche Übungen der Frömmigkeit zu heiligen. Wo dies nicht geschehen kann, möge wenigstens in der Hauptkirche jeder Stadt vor seinem Fest ein Triduum gehalten werden. Wo das Fest des heiligen Josef kein gebotener Feiertag ist, ermahnen Wir alle, dennoch diesen Tag so zu begehen, als ob er ein Feiertag wäre.

Inzwischen erteilen Wir Euch, ehrwürdige Brüder und Eurem Klerus und Volk als Unterpfand der himmlischen Güter und als Zeichen Unseres Wohlwollens liebevoll im Herrn des Apostolischen Segen.

Gebet zum heiligen Josef

Zu Dir, o heiliger Josef, flehen wir in unserer Not. Nachdem wir Deine heiligste Braut um Hilfe angestrebt haben, bitten wir auch voll Vertrauen um Deinen Schutz. Um der Liebe willen, welche Dich mit der unbefleckten Jungfrau und Gottesgebärerin verband und um der väterlichen Liebe willen, mit der Du das Jesuskind umarmt hast, bitten wir Dich flehentlich, Du wollest das Erbe, welches Jesus Christus mit seinem Blute erkauft hat, gnädig ansehen und unserer Not mit Deiner macht zu Hilfe kommen. O fürsorglicher Beschützer der Heiligen Familie, wache über die auserwählte Nachkommenschaft Jesu Christi. Halte fern von uns, o geliebter Vater, jede Ansteckung des Irrtums und der Verderbnis. Stehe und vom Himmel aus gnädig bei, o unser starker Beschützer im Kampf mit den Mächten der Finsternis und wie Du ehedem das Jesuskind aus der höchsten Lebensgefahr errettet hast, so verteidige jetzt die heilige Kirche Gottes gegen alle Nachstellungen der Feinde und nimm uns alle unter Deinen beständigen Schutz, damit wir nach Deinem Beispiel und mit Deiner Hilfe heilig leben, selig sterben und im Himmel die ewige Seligkeit erlangen mögen. Amen.

Gegeben zu Rom bei heiligen Petrus am 15. August 1889,

im zwölften Jahr Unseres Pontifikates

Leo XIII.

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