Priesterausbildung

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Thomas von Aquin, der Meister der katholischen Priesterausbildung

Die Priesterausbildung ist die theoretische und praktische Unterrichtung im Priesterseminar und der Universität (bzw. Hochschule), um Männer für die sakramentale Weihe zum Seelsorger vorzubereiten.

Die Priesterausbildung fußt auf der Ausbildung der philosophischen und theologischen Tradition und den neuen Herausforderungen der Gegenwart. Beim Zweiten Vatikanischen Konzils wurde ein Dekret mit dem Namen Optatam totius über die Ausbildung der Priester vom 28. Oktober 1965 gegeben, das durch Papst Paul VI. angenommen wurde. Die Homiletik, die ebenfalls zur Priesterausbildung gehört, entfallt bei Laientheologen.

Zwei notwendige Dinge bei der Ausbildung des Klerus

Zwei Dinge sind besonders notwendig bei der Ausbildung des Klerus: die Lehre für die Ausbildung des Geistes und die Tugend für die Vervollkommnung der Seele. Zu den Humaniora, in denen die Jugend gewöhnlich ausgebildet wird, müssen die theologischen und kirchenrechtlichen Fächer hinzukommen, und es muss darauf geachtet werden, dass die Doktrin in diesen Fächern gesund, absolut einwandfrei und in diesen Zeiten ganz besonders in voller Übereinstimmung mit den Lehren der Kirche, ausgezeichnet durch: Gründlichkeit und Vielseitigkeit sei, damit [der Priester] fähig sei, zu ermahnen und mit Widersprechenden zu diskutieren. <ref>22. August 1886 Enzyklika Quod multum an die Bischöfe Ungarns. Die Religion als Vorraussetzung der Rettung der Sitten, Nr. 10.</ref>

Geschichte

Der Hauptgegenstand des Ersten Vatikanischen Konzils, war die Abwehr der das Christentum ablehnenden philosophischen Systeme der Neuzeit. Da dieses Konzil nicht vollendet werden konnte, gab Leo XIII. am Beginn seines Pontifikates die Enzyklika Aeterni patris (4. August 1879) heraus, indem er die Ursache der Übel der Zeit in der falschen Philospphie brandmarkt und die scholastische Philosophie, welche ein Zusammentragen der verstreuten Lehre der (katholischen) Väter sei, anordnet. Er erwähnt darin, dass die Päpste den heiligen Thomas von Aquin gelobt und Konzilien ihn geehrt haben. Er ordnet dieses Lehrsystem in den Priesterausbildungsstätten an.

Papst Pius XI. forderte in der Enzyklika Studiorum ducem vom 29. Juni 1923 die Professoren auf, sie mögen die Studenten der der systematischen Philosophie und Theologie sowie die Ausbildung der Priesteramtskandidaten in diesem Sinne, nach der Lehre und den Prinzipien des engelhaften Lehrers durchführen und diese Prinzipien heilig halten (vgl. auch CIC 1917 can. 1366 § 2).

Das Drängen eines Nuntius, zur scholastischen Ausbildung der Kleriker

Sehr distanziert war Eugenio Pacellis Verhältnis zur Katholisch-Theologischen Fakultät an der staatlichen Universität in Tübingen. »In Anbetracht der allzu bekannten Unzulänglichkeiten in der Ausbildung der jungen Kleriker an der besagten theologischen Fakultät, beharrte ich besonders auf der Notwendigkeit, dass im Lehrplan, gemäß den Anweisungen des Heiligen Stuhls, der scholastischen Philosophie und Theologie nach der Methode und der Lehre des Doctor Angelicus, der gebührliche Platz eingeräumt werde«, berichtete er 1928 über seinen Aufenthalt in Schwaben nach Rom (Sonntagsblatt Nr. 44; 2. November 2008).

Die Scholastik, Grundlage klaren Denkens und zur Widerlegung der Grundirrtümer aller Zeiten

In der Enzyklika Ad catholici sacerdotii über die Heiligkeit des Priesterlebens vom 20. Dezember 1935, schreibt Pius XI. (Nr. 68):

Damit die künftigen Priester jenes zeitgemäße Wissen besitzen, ist es von höchster Bedeutung, dass sie nach einer gründlichen Ausbildung in den klassischen Studien auch gut in der scholastischen Philosophie „nach Art, Lehre und Grundsätzen des "Doctor angelicus" (Cod. Iur. Can. can. 1366, § 2) unterrichtet und geübt werden. Diese Philosophia perennis, wie sie Unser großer Vorgänger Leo XIII. genannt hat, ist ihnen nicht nur für die Vertiefung des Dogmas nötig, sondern bewahrt sie auch wirksam gegen alle Arten moderner Irrtümer: sie befähigt ihren Geist, das Wahre vom Falschen genau zu unterscheiden, und verleiht ihnen in den verschiedensten Fragen oder späteren Studien eine Klarheit des Denkens, die dem anderer, die diese philosophische Schulung nicht erhalten haben, weit überlegen ist, auch wenn diese mit einem ausgedehnteren Einzelwissen ausgerüstet sind.

Pius XII. sagt in der Ansprache Sollemnis conventus an die Kleriker von Rom vom 24. Juni 1939 in Nr. 4: Ferner ist die wohlweisliche Vorschrift (vgl. CIC 1917 can. 1366 § 2) genau zu befolgen, die besagt: «Die Professoren der Philosophie und der Theologie sollen bei ihren Forschungen und Vorlesungen die Methode, die Lehre und die Grundsätze des heiligen Thomas befolgen und sich gewissenhaft daran halten». Darin besteht ja das Merkmal der Philosophie des Aquinaten, dass sie die menschlichen Vernunftwahrheiten ins hellste Licht rückt und deren harmonische Beziehungen mit Geschick aufzeigt, dass sie ferner im höchsten Maße geeignet ist zur Darlegung und Verteidigung der Glaubensdogmen und schließlich eine wirksame Waffe bietet zur Widerlegung der Grundirrtümer aller Zeiten und zu ihrer erfolgreichen Überwindung. Und in Nr. 6 sagt er: Werden alle diese Normen befolgt, wie Wir es erwarten, so sind davon große Vorteile für die Wissenschaft zu erhoffen. Denn durch die Empfehlung der Lehre des heiligen Thomas wird der edle Wettstreit in der Erforschung und Verbreitung der Wahrheit in keiner Weise unterdrückt, sondern vielmehr angespornt und in sichere Bahnen geleitet. In Nr. 7 deutet er auf den bleibenden Wert des Lehrsystems: "Damit aber eure Ausbildung, liebe junge Theologen, reiche Früchte zeitige, ist es sehr wichtig, dass die wissenschaftlichen Kenntnisse, die ihr euch während der Studienzeit aneignet, euch nicht nur zum Erfolg im Examen dienen; sie sollen überdies eurem Geist ein bestimmtes Gepräge geben, das so tief haftet, dass es für immer unveräußerlich bleibt. Dann werdet ihr gegebenenfalls eurem Wissensvorrat das nötige Rüstzeug entnehmen können, um in Wort und Schrift die katholische Wahrheit zu vertreten und die Menschen zu Christus zu führen.

Die Scholastische Philosophie und Theologie, um den Geist des Glaubens zu erhalten

In der Enzyklika Menti nostrae schreibt Pius XII. in Nr. 89: "Das Studium dieser Fächer ist von höchster Bedeutung und von höchstem Nutzen sowohl für den Geist des Priesters selbst, als auch für das Volk. In der Tat behaupten die Meister des geistigen Lebens, dass das Studium der heiligen Wissenschaften, sofern sie in rechter Weise gelehrt werden, eine äußerst wirksame Hilfe ist, um den Geist des Glaubens zu erhalten und zu nähren, um die Leidenschaften zu zügeln und die Seele zur Gottvereinigung zu führen. Es möge hinzugefügt werden, dass der Priester, der "das Salz der Erde" und "das Licht der Welt" ist,(Mt 5,13f) sich für die Verteidigung des Glaubens aufopfern soll durch die Predigt des Evangeliums und Widerlegung der Irrlehren, die heutzutage mit allen Mitteln im Volk verbreitet werden. Aber solche Irrtümer können nicht wirksam bekämpft werden, wenn man die unerschütterlichen Grundsätze der katholischen Philosophie und Theologie nicht gründlich kennt."

Gefahr des Subjektivismus und Konformismus

Papst Paul VI. schreibt in seiner Antrittsenzyklika Ecclesiam suam (Nr. 28), dass das Denken des heutigen Menschen sich gerne zu sich selbst kehrt und genießt dann Sicherheit und Fülle, wenn es sich im eigenen Bewusstsein erhellt. Diese Denkungsart sei freilich nicht ohne schwere Gefahren. Philosophische Richtungen mit großem Namen, hätten diese Form geistiger Tätigkeit des Menschen erforscht und als endgültige und höchste gepriesen, ja sogar als Maß und Quelle der Wirklichkeit, indem sie das Denken zu abstrusen, desolaten, paradoxen und völlig irreführenden falschen Folgerungen trieben. Aber das widerspreche nicht der Tatsache, dass die Hinführung zu der im Bewusstsein sich widerspiegelnden Wahrheit an sich sehr schätzenswert und heute praktisch allgemein verbreitet ist, als zutreffender Ausdruck der modernen Kultur. Auch hindere es nicht, dass - wenn recht im Einklang mit der Formung des Denkens, um die Wahrheit dort zu entdecken, wo sie eins ist mit der Wirklichkeit des objektiven Seins - die Anwendung der bewussten Selbstreflexion dem Denkenden immer besser die Tatsache von der Existenz des eigenen Seins, von der eigenen geistigen Würde, von der eigenen Fähigkeit, zu erkennen und zu handeln, offenbart. Und in Nr. 48 heisst es: Die Verlockung des profanen Lebens ist heute sehr groß. Der Konformismus scheint vielen unvermeidlich und klug. Wer nicht fest verwurzelt ist im Glauben und in der Einhaltung der kirchlichen Gesetze, glaubt leicht, der Augenblick sei gekommen, sich der profanen Lebensauffassung anzupassen. Dieses Phänomen der Angleichung zeigt sich sowohl auf philosophischem Gebiet (wie viel vermag die Mode auch im Reiche des Geistes, das autonom und frei sein und einzig darauf bedacht sein sollte, der Wahrheit und der Autorität bewährter Meister zu folgen!) wie auf praktischem Gebiet, wo es immer ungewisser und schwieriger wird, die feste Linie sittlicher Rechtschaffenheit und rechren praktischen Verhaltens aufzuzeigen.

Das II. Vatikanisches Konzil: die Scholastik, stets gültiges philosophische Erbe

Das Zweite Vatikanische Konzil ist das Erste Konzil, das ein Lehrsystem anordnet, wenn es im Dokument über die Priesterausbildung „Optatam totius“, Nr. 15 heißt: "Die philosophischen Disziplinen sollen so dargeboten werden, dass die Alumnen vor allem zu einem gründlichen und zusammenhängenden Wissen über Mensch, Welt und Gott hingeführt werden. Sie sollen sich dabei auf das stets gültige philosophische Erbe (patrimonio philosophico valido) stützen (Vgl. Pius XII., Enz. Humani generis, 31 12. Aug. 1950: AAS 42 (1950) 571-575.). Weiter heißt in Nr. 16: "sodann sollen sie lernen, mit dem heiligen Thomas als Meister (Doctor communis), die Heilsgeheimnisse in ihrer Ganzheit spekulativ tiefer zu durchdringen und ihren Zusammenhang zu verstehen, um sie, soweit möglich, zu erhellen."

"(Die Professoren) ... sollen mit Ehrerbietung die Stimme der Kirchenlehrer hören, unter denen der göttliche Aquinate einen hervorragenden Platz innehat; die Geisteskraft des engelgleichen Lehrers ist nämlich so gewaltig, seine Liebe zur Wahrheit so aufrichtig und seine Weisheit bei den zu erforschenden, zu erklärenden und durch das Band der Einheit am passendsten zusammenzufassenden höchsten Wahrheiten so groß, daß seine Lehre das wirksamste Mittel ist nicht nur für die sicher zu erstellenden Glaubensfundamente, sondern auch für den nützlichen und sicheren Empfang der Früchte eines gesunden Fortschritts." (so Papst Paul VI. in der Ansprache an der Päpstlichen Universität Gregoriana, 12. März 1964: AAS 56 (1964) 365: siehe Optatam totius, Anmerkung 36).

Die Grundordnung für die Ausbildung der Priester, fordert in Nr. 71, dass besonderer Wert auf die systematische Philosophie mit all ihren Teilbreichen man lege, die zum Erwerb einer gründlichen und zusammenhängenden Erkenntnis des Menschen, der Welt und Gottes hinführt. Diese philosophische Ausbildung muß sich auf das stets gültige philosophische Erbe stützen, dessen Gewährsleute die bedeutendsten christlichen Philosophen sind; diese haben fundamentale philosophische Prinzipien überliefert, die von bleibender Gültigkeit sind und gleichsam in der Natur selbst gründen. Auf diesem sicheren Fundament sollen auch die philosophischen Forschungen der neueren Zeit zur Geltung kommen, besonders diejenigen, die im eigenen Land von großer Bedeutung sind. Ebenso soll der Fortschritt der neueren Wissenschaften berücksichtigt werden, so dass die Alumnen die Eigenart der heutigen Zeit richtig erfassen und dadurch zum Gespräch mit den Menschen in geeigneter Weise vorbereitet werden.

Das II. Vatikanische Konzil geht in Optatam totius vom propädeutischen Charakter der Philosophie für die Theologie aus. Es ermahnt aber bezeichnenderweise, "bei der Neugestaltung der kirchlichen Studien ... vor allem darauf zu achten, dass die philosophischen und die theologischen Disziplinen besser aufeinander abgestimmt werden". Den Studenten soll geholfen werden, "die Verbindung zu sehen, die zwischen den philosophischen Gedankengängen und den Heilsgeheimnissen besteht, die die Theologie im höheren Licht des Glaubens betrachtet".

Erfordernis einer tiefgreifenden Ausbildung im scholastischen Denken heute

Die gesellschaftlichen Sitten der Menschheit unterliegen einem so raschen Wandel, dass während der priesterlichen Ausbildung nicht vorhersehbar ist, welche neuen Schwierigkeiten sich in der Seelsorge ergeben und welche theologischen Diskussionsthemen daraus entstehen werden. Auch dürfen nicht übersehen werden, jene Probleme der Tagespolemik, die durch Zeitungen, Tagungen und Massenmedien weiteste Verbreitung finden und die Schwierigkeiten aufwerfen, die von den Priestern gelöst werden müssen, weil sie in ihrer Tätigkeit täglich darauf stoßen. Deshalb ist es eine Notwendigkeit, im scholastischen (d.h. in der Zusammenfassung der Kirchenväter) Denken einen Stamm gelegt bekommen haben, der der schnellen Entwicklung (wie Blätter eines Baumes) ein sicheres Fundament zur Erhaltung des Depositum fidei bietet. Dieser Grundstock wird ebenfalls bewirken, die Volkfrömmigkeit und die Besonderen Gaben des Heiligen Geistes im rechten Licht zur öffentlichen Offenbarung zu sehen und diese nach Gottes Absichten beurteilen zu können.

Am Anfang des Studienganges eine Einführung in das Christusmysterium

Das spezifisch neue der Priesterausbildung nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil beschreibt das Dekret Optatam totius in Nr. 14: „Bei der Neugestaltung der kirchlichen Studien ist vor allem darauf zu achten, dass die philosophischen und die theologischen Disziplinen besser aufeinander abgestimmt werden; sie sollen harmonisch darauf hinstreben, den Alumnen immer tiefer das Mysterium Christi zu erschließen, das die ganze Geschichte der Menschheit durchzieht, sich ständig der Kirche mitteilt und im priesterlichen Dienst in besonderer Weise wirksam wird (Vgl. II. Vat. Konzil, Dogm. Konst. über die Kirche Lumen Gentium, Nr. 7 u. 28: AAS 57 [1965] 9-11.33f). Damit diese Sicht den Seminaristen schon vom Anfang ihrer Ausbildung an vertraut werde, sollen die kirchlichen Studien mit einem ausreichend langen Einführungskurs beginnen. In dieser Einführung soll das Heilsmysterium so dargelegt werden, dass die Alumnen den Sinn, den Aufbau und das pastorale Ziel der kirchlichen Studien klar sehen; dass ihnen zugleich geholfen werde, ihr ganzes persönliches Leben auf den Glauben zu gründen und mit ihm zu durchdringen; dass sie endlich in der persönlichen und frohen Hingabe an ihren Beruf gefestigt werden.“ Nach Maßgabe der Grundordnung für die Ausbildung der Priester hat am Anfang des Studienganges eine Einführung in das Christusmysterium und die Heilsgeschichte zu stehen, "damit die Alumnen den Sinn, den Aufbau und das apostolische Ziel der kirchlichen Studien zu erkennen vermögen, zugleich aber auch eine Hilfe erhalten, ihren Glauben zu fundieren und ihre Berufung zum Priestertum tiefer zu erfassen".

Die theologischen Fächer

"Die theologischen Fächer sollen im Licht des Glaubens unter Führung des kirchlichen Lehramtes<ref>Vgl. Pius XII., Enz. Humani generis, 12. Aug. 1950: AAS 42 (1950) 567-569; ders., Ansprache Si diligis, 31. Mai 1954: AAS 46 (1954) 314f.; Paul VI., Ansprache an der Päpstlichen Universität Gregoriana, 12. März 1964: AAS 56 (1964) 364f.; II. Vat. Konzil, Dogm. Konst. über die Kirche Lumen gentium, Nr. 25: AAS 57 (1965) 29-31.</ref> so gelehrt werden, dass die jungen Theologen die katholische Lehre sorgfältig aus der göttlichen Offenbarung schöpfen, tief in sie eindringen, sie für ihr geistliches Leben fruchtbar machen<ref>Vgl. Bonaventura, Itinerarium mentis in Deum, Prol., Nr. 4: "(Niemand) möge glauben, ihm genüge die Lesung ohne Salbung, die Spekulation ohne Hingabe, die Forschung ohne Verehrung, die Umsicht ohne Begeisterung, der Fleiß ohne Frömmigkeit, die Wissenschaft ohne Liebe, der Verstand ohne Demut, das Studium ohne die göttliche Gnade, die Beobachtungsgabe ohne die göttlich inspirierte Weisheit" (Bonaventura, Opera Omnia V (Quaracchi 1891) 296).</ref> und sie in ihrem künftigen priesterlichen Dienst verkünden, darlegen und verteidigen können.

Mit besonderer Sorgfalt sollen sie im Studium der Heiligen Schrift, die die Seele der ganzen Theologie sein muss<ref>Vgl. Leo XIII., Enz. Providentissimus deus, 18. Nov. 1893: AAS 26 (1893-94) 283.</ref>, gefördert werden. Nach einer entsprechenden Einführung sollen sie in der exegetischen Methode gründlich geschult werden; mit den Hauptthemen der göttlichen Offenbarung sollen sie vertraut werden und für ihre tägliche Schriftlesung und Schriftbetrachtung Anregung und Nahrung erhalten<ref>Vgl. Päpstliche Bibelkommission, Instructio de Sacra Scriptura recte docenda, 13. Mai 1950: AAS 42 (1950) 502.</ref>.

Die dogmatische Theologie soll so angeordnet werden, dass zuerst die biblischen Themen selbst vorgelegt werden; dann erschließe man den Alumnen, was die Väter der östlichen und westlichen Kirche zur treuen Überlieferung und zur Entfaltung der einzelnen Offenbarungswahrheiten beigetragen haben, ebenso die weitere Dogmengeschichte, unter Berücksichtigung ihrer Beziehungen zur allgemeinen Kirchengeschichte<ref>Vgl. Pius XII., Enz. Humani generis, 12. Aug. 1950: AAS 42 (1950) 568f.: " ... aus dem Studium der heiligen Quellen strömen der theologischen Wissenschaft stets jugendliche Kräfte zu; eine Spekulation hingegen, welche die weitere Erforschung des Glaubensgutes vernachlässigt, bleibt erfahrungsgemäß unfruchtbar"</ref>; sodann sollen sie lernen, mit dem heiligen Thomas als Meister, die Heilsgeheimnisse in ihrer Ganzheit spekulativ tiefer zu durchdringen und ihren Zusammenhang zu verstehen, um sie, soweit möglich, zu erhellen<ref>Vgl. Pius XII., Ansprache an die Alumnen der Seminare, 24. Juni 1939: AAS 31 (1939) 247: "Der Eifer ... bei der Suche und Verbreitung der Wahrheit wird durch die Empfehlung der Lehre des heiligen Thomas nicht beeinträchtigt, sondern vielmehr angespornt und sicher geleitet." Paul VI., Ansprache an der Päpstlichen Universität Gregoriana, 12. März 1964: AAS 56 (1964) 365: "(Die Professoren) ... sollen mit Ehrerbietung die Stimme der Kirchenlehrer hören, unter denen der göttliche Aquinate einen hervorragenden Platz innehat; die Geisteskraft des engelgleichen Lehrers ist nämlich so gewaltig, seine Liebe zur Wahrheit so aufrichtig und seine Weisheit bei den zu erforschenden, zu erklärenden und durch das Band der Einheit am passendsten zusammenzufassenden höchsten Wahrheiten so groß, dass seine Lehre das wirksamste Mittel ist nicht nur für die sicher zu erstellenden Glaubensfundamente, sondern auch für den nützlichen und sicheren Empfang der Früchte eines gesunden Fortschritts." Vgl. auch die Ansprache vor dem Sechsten Internationalen Thomistischen Kongreß, 10. Sept. 1965: AAS 57 (1965) 788-792.</ref>. Sie sollen geschult werden, diese selben Heilsgeheimnisse stets in den liturgischen Handlungen<ref>Vgl. II. Vat. Konzil, Konst. über die heilige Liturgie Sacrosanctum concilium, Nr. 7 u. 16: AAS 56 (1964) 100f. 104f.</ref> und im gesamten Leben der Kirche gegenwärtig und wirksam zu sehen, und lernen, die Lösung der menschlichen Probleme im Lichte der Offenbarung zu suchen, ihre ewige Wahrheit auf die wandelbare Welt menschlicher Dinge anzuwenden und sie in angepaßter Weise den Menschen unserer Zeit mitzuteilen<ref>Vgl. Paul VI., Enz. Ecclesiam suam, 6. Aug. 1964: AAS 56 (1964) 640f.</ref>.

Ebenso sollen die übrigen theologischen Disziplinen aus einem lebendigeren Kontakt mit dem Geheimnis Christi und der Heilsgeschichte neu gefaßt werden. Besondere Sorge verwende man auf die Vervollkommnung der Moraltheologie, die, reicher genährt aus der Lehre der Schrift, in wissenschaftlicher Darlegung die Erhabenheit der Berufung der Gläubigen in Christus und ihre Verpflichtung, in der Liebe Frucht zu tragen für das Leben der Welt, erhellen soll.

Ebenso lenke man bei der Behandlung des kanonischen Rechtes und bei der Darlegung der Kirchengeschichte den Blick auf das Mysterium der Kirche im Sinne der Dogmatischen Konstitution "Über die Kirche", die von der Heiligen Synode erlassen wurde. Die heilige Liturgie, die als erste und notwendige Quelle des wahrhaft christlichen Geistes zu betrachten ist, soll entsprechend den Artikeln 15 und 16 der Konstitution "Über die heilige Liturgie" gelehrt werden"<ref> II. Vat. Konzil, Konst. über die heilige Liturgie Sacrosanctum concilium, Nr. 10.14.15.16; S. Congr. Rit., Instructio ad exsecutionem Constitutionis de Sacra Liturgia recte ordinandam, 26. Sept. 1964, Nr. 11 u. 12: AAS 56 (1964) 879f.</ref>. Zweites Vatikanisches Konzil, Dekret Optatam totius vom 28. Oktober 1965 Nr. 16)

Aufgrund der einhellig anerkannten und bestätigten Notwendigkeit eines besonderen Zeitabschnitts, der darauf abzielt, die Lücken spiritueller, kultureller und menschlicher Art zu schließen, die häufig in den jungen Leuten beim Eintritt ins große Seminar vorhanden sind, wurde von der Kongregation für das katholische Bildungswesen ein Informationsdokument (Der propädeutische Abschnitt) herausgegeben. Außerdem wurden Leitlinien für die Anwendung der Psychologie bei der Aufnahme und Ausbildung von Priesteramtskandidaten erstellt.

Geistliche Ausbildung und Liturgie

In der Ausbildung wird besonders auf Liturgie, das geistliche Leben der Alumnen und Maria in der intellektuellen und geistlichen Ausbildung in päpstlichen Schreiben hingewiesen.

Pater Andreas Hönisch schrieb in einem seiner letzten Aufsätze über die Ausbildung der Priester in der Liturgie: “Die meisten Priesteramtskandidaten der letzten 35 Jahre sind ohne jede Kenntnis der Jahrhunderte lang gültigen und verbindlichen Form der Meßliturgie erzogen worden. Dies ist eine Katastrophe, nicht etwa, weil der Novus Ordo schlecht wäre, sondern vielmehr weil die historischen Wurzeln zerschnitten wurden. Der Novus Orde, total abgeschnitten vom Vetus Ordo, hängt in der Luft. Die lebendige, sich weiter entwickelnde Tradition der Kirche wurde wie ein Seil gekappt. Oft hatte man sich dann noch über den Vetus Ordo lustig gemacht.”

Erforderliche Inhalte der neuen Ausbildung

Wichtige Inhalte der Ausbildung sind der Einbezug der Medien, die soziale Ausbildung, Kirchenväter, das Kunsterbe und die Ausbildung der Priesteramtskandidaten im Hinblick auf die Probleme von Ehe und Familie, die Ökumene, Dialog mit den Nichtglaubenden.

Gemischte Ausbildung

Im Kirchenrecht von 1983 can. 250 heißt es, dass die philosophischen und theologischen Studien im Seminar gemäß der Ordnung für die Priesterausbildung nacheinander oder miteinander verbunden erfolgen können. Im Rechtsbuch von 1917 war vorgeschrieben, dass die philosophische Ausbildung der theologischen vorausgehen musste.

Päpstliche Schreiben und der Bischofskonferenzen

Pius IX.

Leo XIII.

Pius X.

Benedikt XV.

  • Codex Iuris Canonici 15. September 1917, can. 1366 § 2: Die Professoren der Philosophie und der Theologie sollen bei ihren Forschungen und Vorlesungen die Methode, die Lehre und die Grundsätze des heiligen Thomas befolgen und sich gewissenhaft daran halten».

Pius XI.

Pius XII.

Paul VI.

Johannes Paul II.

can 245 § 2. Die Alumnen sind so zu bilden, dass sie, von der LIEBE zur KIRCHE CHRISTI erfüllt, dem Papst als Nachfolger Petri in demütiger und kindlicher LIEBE ergeben sind und dem eigenen Bischof als dessen treue Mitarbeiter anhangen und gemeinsam mit den Mitbrüdern ihren Dienst
Can. 250 – Die philosophischen und theologischen Studien im Seminar können gemäß der Ordnung für die Priesterausbildung nacheinander oder miteinander verbunden erfolgen; die Studien haben insgesamt wenigstens sechs Jahre zu dauern, und zwar so, dass die Zeit für die philosophischen Studien volle zwei Jahre, für die theologischen Studien volle vier Jahre umfaßt.
Can. 251 – Die philosophische Ausbildung, die sich auf das immer gültige philosophiscbe Erbe stützen muß auch Rücksicht auf die philosophische Forschung der fortschreitenden Zeit nehmen muss, ist so zu vermitteln, dass sie die menschliche Bildung der Alumnen vervollkommnet, ihren Verstand schärft und sie für die theologischen Studien fähiger macht.
Can. 252 § 1. Die theologische Ausbildung ist im Lichte des Glaubens unter der Führung des Lehramtes so zu erteilen, dass die Alumnen die ganze katholische auf göttlicher Offenbarung beruhende Lehre kennen lernen, sie zur Nahrung des eigenen geistlichen Lebens machen und bei der Ausübung ihres Dienstes in rechter Weise verkündigen und schützen können.
§ 2. In der Heiligen Schrift sind die Alumnen mit besonderer Sorgfalt zu unterrichten, so dass sie einen Überblick über die ganze Heilige Schrift erlangen.
§ 3. Es sind Vorlesungen in dogmatischer Theologie zu halten, die sich immer auf das geschriebene Wort GOTTES zusammen mit der heiligen Tradition stützen; mit deren Hilfe sollen die Alumnen die Heilsgeheimnisse, vor allem unter Anleitung des heilige Thomas als Lehrer, tiefer zu durchdringen lernen; ebenso muss es gemäß den Vorschriften der Ordnung für die Priesterausbildung Vorlesungen geben in Moraltheologie, Pastoraltheologie, Kirchenrecht, Liturgiewissenschaft, Kirchengeschichte und in Hilfs- und Spezialwissenschaften.

Benedikt XVI.

Literatur

Siehe auch: Thomismus, Priesterseminar, Priester, Zölibat.

Weblinks

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Anmerkungen

<references />