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Version vom 22. März 2018, 18:04 Uhr

Ansprache
Nel vedere

von Papst
Pius XII.
An die Jungmänner der Katholischen Aktion Italiens anlässlich des 80jährigen Jubiläums der Jugendorganisation der Katholischen Aktion Italiens
Dreifache Aufgabe des katholischen Jungmannes im geistigen Ringen der heutigen Welt
12. September 1948

(Offizieller italienischer Text: AAS 40 [1948] 409-414)

(Quelle: Arthur Fridolin Utz OP, Joseph-Fulko Groner O.P, Hrsg.: Aufbau und Entfaltung des gesellschaftlichen Lebens, Soziale Summe Pius' XII. (1939-1958), Übersetzerkollegium: Herausgeber und Franz Schmal u. H. Schäufele, Paulus Verlag Freiburg/Schweiz 1954; Imprimatur Friburgi Helv., die 5. Maii 1954 N. Luyten O.P. Imprimatur Friburgi Helv., die 29. Junii 1954 R. Pittet, v.g.; Band I, S. 141-147; Nrn. 330-348)

Allgemeiner Hinweis: Was bei der Lektüre von Wortlautartikeln der Lehramtstexte zu beachten ist


Einleitung

Der Anblick Eurer gewaltigen Scharen, über die der Himmel sein strahlendes Lächeln ausgießt, erfüllt Uns, geliebte Söhne, mit größter Freude. Dieser Glanz strahlt aus Euren Augen wider, in denen das Feuer berechtigter Freude und jugendlicher Begeisterung glüht. War aber vielleicht die Kundgebung der Mädchenjugend, Eurer Schwestern, am vergangenen Sonntag, bei wolkenbedecktem Himmel und bei strömendem Regen, weniger schön und glanzvoll? Oberflächliche und kurzlebige Stimmungen weichen und vergehen, sobald sich die ersten Wolken zeigen. Die Scharen zerstreuen sich und lassen den Führer allein, wie schon der alte lateinische Dichter gesungen: « Tempora si fuerint nubila, solus eris » - « Wenn sich der Himmel mit Wolken bedeckt, bleibst du allein » (Ovid. Trist. I 9, 6). Aber jene braven Töchter haben ausgehalten, ohne zu bewegen oder unruhig zu werden. Manche von ihnen knieten sogar auf dem nassen Pflaster des Petersplatzes. Sie wollten das Wort des gemeinsamen Vaters anhören und ihm mit einer solchen spontanen Begeisterung antworten, dass sich Unsere Rede gegen Ende in ein vom Glauben getragenes Zwiegespräch verwandelte. Wir zweifeln keinen Augenblick daran, dass auch Ihr unter ähnlichen Verhältnissen das gleiche Schauspiel dargeboten hättet. Eure Schwestern haben wirklich durchgehalten und es gereicht ihnen zur Ehre, zur Freude und zum Segen.

Aus ganzem Herzen grüßen Wir Euch, liebe Jungmänner der Katholischen Aktion, anlässlich der achtzigsten Jahresfeier Eurer Vereinigung. Aus Euren Reihen, denen sich zahlreiche Vertreter vieler Länder angeschlossen haben, erhebt sich ein mächtiger Ruf. Er dringt hinaus in alle Welt, über Länder und Meere, Täler und Berge, gleich einem Schwur, der aufsteigt zum Himmel: Wir bekennen uns als katholische Jugend! Es ist die Äußerung eines machtvollen Willens und einer eisernen Entschlossenheit: Wir wollen unser Leben nach dem katholischen Glauben gestalten, wir wollen, dass unserer Heimat die christliche Zivilisation erhalten bleibe.

Ihr habt in den vergangenen Jahren schon wiederholt Beweise Eures Ernstes und der Festigkeit Eures Bekenntnisses und Eures Willens an den Tag gelegt. Wir sind Euch dafür dankbar. Ihr seid Unsere Freude und Unser Stolz. Wir können Euch nur in Euren frommen Vorsätzen bestärken, indem Wir Euch die goldenen Worte des Apostels Johannes ins Gedächtnis rufen: « Dies ist der Sieg, der die Welt überwindet, euer Glaube » ( 1 Joh. 5, 4).

Ein dreifacher Sieg ist notwendig

Dreifach soll dieser Sieg sein:

1. Er muss ein Sieg über die Gottlosigkeit sein und diese aus der Welt vertreiben.

In den religiösen Auseinandersetzungen unserer Zeit handelt es sich nicht mehr, wie in der Vergangenheit, um die eine oder andere Glaubenswahrheit, den einen oder anderen Artikel des katholischen Credos. Heute werden die funda-mentalen Grundlagen der Religion, die Kirche, das Gottmenschentum Christi, Gott selber angegriffen und geleugnet.

Es mag unverständlich und absurd erscheinen, dass es so ist. Hat es je eine Zeit gegeben, in der die Gegenwart Gottes sich der menschlichen Vernunft so eindringlich - man könnte fast sagen: so sichtbar - bezeugt hat wie in der Gegenwart? Die Naturwissenschaften machen erstaunliche Fortschritte und jede ihrer Entdeckungen nötigt dem Menschen den Ausruf ab: hier ist ein Schöpfer am Werk.

Die wachsende Kenntnis des periodischen Systems der chemischen Elemente, die Entdeckung der korpuskulären Strahlung der radioaktiven Elemente, unsere Kenntnisse über die kosmischen Strahlen und den Verlust der freien Energie des Atoms in der Elektronensphäre und im Kern, das alles und noch vieles andere beweist mit einer kaum Überbietbaren Klarheit die Veränderlichkeit des Kosmos, des Universums als solchen bis zu den subatomarischen Konstituentien des Atomkerns. Die Welt ist gezeichnet mit dem Zeichen der Veränderlichkeit, des Anfangs und des Endes der Zeit, und verkündet mit mächtiger und unüberhörbarer Stimme einen Schöpfer, der von der Welt selber vollkommen verschieden und seiner innersten Natur nach unveränderlich ist. Daher waren Wir nicht erstaunt zu lesen, dass kürzlich einer der führenden nichtkatholischen Wissenschaftler, Max Planck, kurz vor seinem Tode erklärt hat, dass die Welt der Physik ihn zur Anerkennung eines persönlichen Gottes geführt habe.

Und hat es je eine Zeit gegeben, da die katholische Kirche so sehr wie heute als « signum levatum in nationes» (Jes. 11, 12) erschienen ist? Wir sind heute Zeugen ungeheurer Umwälzungen, vielleicht folgenschwerer als der Untergang des alten Römischen Reiches. Die politischen Kräfte haben sich von Grund auf gewandelt, sowohl innerhalb der einzelnen Völker wie in ihren Beziehungen untereinander. Viele alte Dynastien sind eine nach der anderen verschwunden. Diktatoren, die von einer Weltherrschaft für ein Jahrtausend geträumt haben, sind gestürzt worden; ganze Kontinente befinden sich im Niedergang oder im Aufstieg. Die gesellschaftlichen Ordnungen machen tiefgehende Umwälzungen durch. Aber eine Institution bleibt unverändert, immer sich selber gleich und doch immer neu und der Wirklichkeit jeder Zeit angepasst: die Kirche Christi in der Kraft der Wahrheit und Gnade, deren Hüterin, Verkünderin und Ausspenderin sie ist, in der Unerschütterlichkeit des Glaubens und der Standhaftigkeit ihrer Kinder.

Katholische Jungmänner, Ihr wollt wirklich und im vollen Sinn des Wortes Katholiken sein. Der Irreligiosität und Ungläubigkeit, von der Ihr umgeben seid, stellt Ihr Euren festen lebendigen, tätigen Glauben entgegen. Fest und leuchtend kann Euer Glaube nur dann sein, wenn Ihr ihn kennt und zwar nicht nur oberflächlich und verworren, sondern klar und gründlich. Lebendig ist er, wenn Ihr nach seinen Vorschriften lebt und die Gebote Gottes beobachtet. Der junge Mann, der trotz aller Schwierigkeiten und Mühen die Festtage heiligt, der oft zum Tisch des Herrn geht, der aufrichtig und zuverlässig, hilfsbereit gegenüber den Bedürftigen ist, der das junge Mädchen und die Frau achtet und die Kraft besitzt, Augen und Herz vor alldem zu schließen, was in Büchern, Bildern Filmen unrein ist, der beweist wirklich, dass er einen lebendigen Glauben hat. Und beachtet wohl, dass der Glaube, wenn er nicht lebendig ist, auch nicht wirksam sein kann. Wenn sich andere oft die größte Mühe bei den Unternehmungen des Bösen geben, wie viel größer muss dann Euer Eifer für die Sache Gottes, Christi und der Kirche sein!

2. Euer Sieg muss ein Sieg über die Materie sein, um diese mit dem Geist zu versöhnen.

Man pflegt unsere Zeit das «Jahrhundert der Technik» zu nennen. Mit dem Fortschritt der Naturwissenschaften dräng die Technik, deren Wesen zur Anwendung und zur Benutzung der Naturkräfte bestimmt ist, in rascher und unwiderstehlicher Bewegung dazu, Raum und Zeit immer mehr zu überwinden und ihre Eroberungen in jeder Richtung immer mächtiger auszugestalten. Kein Wunder daher, dass sie nur zu oft das Auge besonders der Jugend blendet, einer Jugend, die ihrem Zauber ganz erliegt und so Gefahr läuft, Blick und Sinn für alles, was geistig, übersinnlich und innerlich, für alles, was religiös, übernatürlich und ewig ist, zu verlieren.

Und doch haben gerade die Menschen des Jahrhunderts der Technik die schützenden und ausgleichenden Kräfte der Religion mehr denn je nötig. Denkt an das Feuer. Gezähmt und gelenkt ist es eine Wohltat, eine unentbehrliche Hilfe für den Menschen. Ist es aber einmal seiner Herrschaft entronnen, so bringt es in zerstörerischer Feuersbrunst Vernichtung und Tod in Stadt und Land. Das gleiche gilt von der Technik. Von Natur ein Geschenk Gottes, wird die Übermächtige heutige Technik in den Händen von gewalttätigen Menschen, von Parteien, die mit der Brutalität der Gewalt herrschen, von allmächtigen Unterdrückerstaaten ein furchtbares Werkzeug von Ungerechtigkeit, Sklaverei, Grausamkeit und steigert in den modernen Kriegen die Schmerzen und Qualen der Völker bis ins Unerträgliche. Wird sie dagegen von einer menschlichen Gesellschaft, die Gott fürchtet, seine Gebote erfüllt und die geistigen, sittlichen und ewigen Werte unvergleichlich höher als die materiellen schätzt, gehalten und geleitet, so kann sie jene Wohltaten spenden, zu denen sie nach den Plänen des Schöpfers berufen ist.

Hört also, geliebte Söhne, den Ruf, der sich von allen Seiten zu den jungen Generationen erhebt: Ihr sollt in das Leben, in das Ihr eintretet, in den Staat, an dessen Gestaltung Ihr mitarbeiten sollt, eine solche Energie wahren religiösen Glaubens mitbringen, dass die von Gott, dem Schöpfer und Erlöser, gesetzte Ordnung der Werte, der zufolge die Materie nicht herrscht, sondern dient, gewissenhaft beobachtet und die Technik gemäß dem göttlichen Willen der Würde und Freiheit, dem Frieden und dem irdischen, vor allem aber dem ewigen Glück der Menschen untergeordnet werde.

3. Euer Sieg muss ein Sieg über das soziale Elend sein und dieses durch die Kraft der Gerechtigkeit und der Liebe Überwinden.

Die soziale Frage, geliebte Söhne, ist zweifellos auch eine wirtschaftliche Frage, aber doch weit mehr noch eine Frage, welche die geregelte Ordnung des menschlichen Zusammenlebens betrifft und im tiefsten Grunde eine sittliche und darum auch eine religiöse Frage. Als solche kann man sie folgendermaßen umreißen: Besitzen die Menschen - vom einzelnen über das Volk bis zur Gemeinschaft der Völker - die sittliche Kraft, solche öffentliche Verhältnisse zu schaffen, dass im sozialen Leben kein einzelner und kein Volk bloßes Objekt ist, das heißt ohne jedes Recht und der Ausbeutung durch andere ausgeliefert, sondern dass vielmehr alle auch Subjekt sind, das heißt rechtmäßig teilnehmen an der Gestaltung der sozialen Ordnung und dass alle entsprechend ihrem Handwerk oder ihrem Beruf ruhig und glücklich leben können mit hinreichenden Mitteln zum Unterhalt, wirksam geschützt gegen die Übergriffe einer egoistischen Wirtschaft, in einer nur vom Gemeinwohl begrenzten Freiheit und in einer menschlichen Würde, die jeder in den andern ebenso achtet wie bei sich selbst?

Wird die Menschheit imstande sein, die sittliche Kraft für die Verwirklichung einer solchen sozialen Ordnung aufzubringen? Eines ist sicher: diese Kraft kann nur aus einer Quelle geschöpft werden, aus dem katholischen Glauben, wenn er bis zu seinen letzten Folgerungen gelebt und von den übermenschlichen Strömen der Gnade gespeist wird, die der göttliche Erlöser mit dem Glauben selber der Menschheit spendet. Nur ein Geschlecht, das so glaubt, kann der Menschheitsfamilie den ersehnten Frieden schenken. Das sei Euer Stolz, katholische Jungmänner !

Schluss

Ihr habt nun, geliebte Söhne, drei große Aufgaben und Pflichten des Katholiken in der gegenwärtigen Zeit vor Augen.

Ihr werdet diese Pflichten, auch insofern sie das irdische Leben betreffen, nur dann erfüllen, wenn Ihr Menschen übernatürlichen Geistes seid, für die die Vereinigung mit Christus, die glorreiche Auferstehung und das ewige Leben mehr sind als alle menschlichen Dinge. Die katholische Welt trägt in sich eine unerschöpfliche Quelle von Wohlfahrt und Glück auch für das irdische Leben, gerade weil sie das Ewige schlechthin über das Zeitliche stellt. Wäre es nicht mehr so, dann wäre ihre Kraft erloschen.

Ihr werdet diese Pflichten nur erfüllen, wenn Ihr betet. In der Tat, nur wenn Ihr betet, seid Ihr imstande, im Glauben fest zu bleiben und gemäß dem Glauben in allen Lebenslagen zu handeln. Nur eine Schar von Betern kann in dem gegenwärtigen erbitterten Kampf zwischen Wahrheit und Irrtum, zwischen Gut und Böse, zwischen Gottesglaube und Gottesleugnung den Sieg erringen. Nur eine Schar von Betern kann den sozialen Frieden bringen.

Ihr werdet diese Pflichten nur mit einer großen Liebe erfüllen können. Macht Front gegen den Hass, den nationalen ebenso wie den Klassenhass. Der Hass kann nur zerstören. Die Liebe baut auf. An den Kräften der Geduld und der Liebe, die aus dem Glauben an Christus und der Liebe zu ihm entspringen, werden die Gottlosigkeit, der brutale Egoismus und der Klassenhass endlich zerschellen.

In unserer Zeit hat die Menschheit die Botschaft von der Umwertung aller Werte gehört. Diese Botschaft hat sich weitgehend im Bereiche der rein irdischen Werte bewahrheitet.

Aber auch nicht weiter. Gerade in diesen Jahren wirtschaftlicher und sozialer Umwälzungen haben die religiösen und ewigen Werte machtvoll ihre absolute Unzerstörbarkeit bewiesen: Gott und sein Naturgesetz; Christus und sein Reich der Wahrheit und Gnade; die sich stets gleichbleibende Familie, immerdar Rückgrad und Richtmaß jeder wirtschaftlichen und öffentlichen Ordnung; die beseligende und sichere Hoffnung auf das Jenseits, auf die Auferstehung und das ewige Leben.

Ihr kennt, geliebte Söhne, die geheimnisvollen Reiter, von denen die Apokalypse spricht. Der zweite, der dritte und der vierte sind der Krieg, der Hunger und der Tod. Wer ist der erste Reiter auf dem weißen Rosse? « Auf ihm saß einer, der einen Bogen führte und es wurde ihm ein Kranz gegeben und er zog als Sieger aus » (6, 2). Es ist Jesus Christus. Der Seher-Evangelist sah nicht nur die von Sünde, Krieg, Hunger und Tod geschaffenen Ruinen. Er sah an erster Stelle den Sieg Christi. Und in der Tat ist der Weg der Kirche durch die Jahrhunderte zwar wohl ein Kreuzweg. Aber er ist in jeder Zeit auch ein Triumphzug. Die Kirche Christi, die Menschen des Glaubens und der christlichen Liebe sind immer die, welche der Menschheit ohne Hoffnung das Licht, die Erlösung und den Frieden bringen: « Jesus Christus, gestern und heute, er auch in Ewigkeit » (Hebr. 13, 8).

Christus ist Euer Führer von Sieg zu Sieg. Folget ihm. Dass Ihr ihm immer treu bleibt, spenden Wir Euch, der ganzen katholischen Jugend Italiens und der Welt, aus ganzem Herzen Unseren väterlichen Apostolischen Segen.