Martyrologium: Unterschied zwischen den Versionen

Aus kathPedia
Zur Navigation springenZur Suche springen
K (Textersetzung - „[[Bild:“ durch „[[Datei:“)
 
(5 dazwischenliegende Versionen von einem anderen Benutzer werden nicht angezeigt)
Zeile 1: Zeile 1:
{{Überarbeiten}}
+
'''[[Datei:Meister Pedro.jpg||thumb|right|Die Seelen der [[Märtyrer]]. Illustration in Beatus-Apokalypsen von Meister Pedro (8. Jhd.)]] '''
''[[Datei:Meister Pedro.jpg||thumb|right|Die Seelen der [[Märtyrer]]. Illustration in Beatus-Apokalypsen von Meister Pedro (8. Jhd.)]] '''
 
  
Ein christliches  '''Martyrologium''' ist ein Verzeichnis der Menschen, welche für ihren Glauben an [[Christus]] das Leben hingegeben haben. Vor dem [[II. Vatikanum|Zweiten Vatikanischen Konzil]] wurde der [[Allgemeiner Römischer Kalender]] so benannt.
+
Ein '''Martyrologium''' (auch Martyrerverzeichnis, lat. ''Calendarium sanctorum'') ist ein Verzeichnis von Menschen, welche wegen ihres Glaubens einen gewaltsamen Tod erlitten haben, und anderen Heiligen. Es enthält den Tag ihres Todes, meist mit Angabe ihrer Lebensumstände und der Art ihres Martyriums.  
  
[[Papst]] [[Sixtus V.]] ließ [[1586]] durch [[Cesare Baronius]] ein ''Martyrologium universale'', die [[Märtyrer]] und [[Heilige]]n aller Länder und Zeiten umfassend, anfertigen; jüngste Ausgaben gab es in den Jahren: 1922, 1948, 1956. Papst [[Benedikt IV.]] schrieb vier Bücher, in denen er die Kriterien der Aufnahme in dieses Verzeichnis, nennt.
+
== Geschichtliche Entwicklung ==
 +
Spätestens seit dem 4. Jahrhundert gab es für einzelne Ortskirchen Kalendarien mit den Festen der dort verehrten Märtyrer. Aus der Zusammenstellung solcher Märtyrerverzeichnisse entstanden Martyrologien, die die Märtyrer und Heiligen der gesamten Kirche mitsamt dem Ort ihres Grabes oder ihrer Verehrung aufführten.
 +
 
 +
Im frühen 5. Jahrhundert entstand das ''Martyrologium Syriacum''. Dieses war eine Vorlage für das bald darauf entstandene erste lateinische ''Martyrologium Hieronymianum'', das (wahrscheinlich fälschlicherweise) dem Kirchenvater [[Hieronymus (Kirchenvater)|Hieronymus]] zugeschrieben wurde. Dieses wurde in den folgenden Jahrhunderten mehrfach erweitert.
 +
 
 +
Seit den Zeiten [[Karl der Große|Karls des Großen]] entstanden dann eine Reihe von Martyrologien, in denen die einzelnen Einträge mit Einzelheiten aus der [[Vita]] der Heiligen angereichert wurden. Es gab auch Martyrologien von Heiligen bestimmter Gegenden oder [[Ordensgemeinschaft]]en. Besonders geschätzt war das um 804 verfasste ''Martyrologium Gellonense''; weite Verbreitung fanden auch die Martyrologien [[Usuard|Usuards]] und [[Beda Venerabilis|Bedas des Ehrwürdigen]]. Weitere Martyrologien verfassten im 9. Jahrhundert etwa [[Rabanus Maurus]] (um 845), [[Ado von Vienne]] (''Martyrologium Adonis'') (ab 855) und [[Notker Balbulus]]. Seit dem 13.  Jahrhundert sind auch volkssprachliche Fassungen in Gebrauch. Aus gereimten Martyrologien entwickelte sich im ausgehenden Hochmittelalter der sogenannte ''Cisiojanus'', ein Merkgedicht, das bei der Datierung der beweglichen [[Kirchenjahr|Feiertage]] der römisch-katholischen Kirche hilft. Eine Sammlung von Martyrologien wurde von August Potthast in der „Bibliotheca historica medii aevi“ (Berlin 1862) veröffentlicht.<ref>[[August Potthast]]: ''Bibliotheca historica medii aevi'', Berlin 1862, S. 436–438. [https://books.google.de/books?id=-MVBAAAAcAAJ&hl=de&pg=PA436#v=onepage&q&f=false Google books]</ref>
 +
 
 +
[[Papst]] [[Sixtus V.]] ließ [[1586]] durch [[Cesare Baronius]] ein ''Martyrologium universale'', die [[Märtyrer]] und [[Heilige]]n aller Länder und Zeiten umfassend, anfertigen; jüngste Ausgaben dieses [[Martyrologium Romanum]] gab es in den Jahren 1922, 1948 und 1956. Es wurde nach der Kalenderreform des [[Zweites Vatikanisches Konzil|Zweiten Vatikanischen Konzils]] 1970 abgelöst durch das ''Calendarium Romanum Generale'' ([[Allgemeiner Römischer Kalender]]).  
 +
 
 +
== Liturgischer Ort ==
 +
Vor der Neuordnung des [[Stundengebet]]s durch das [[Zweites Vatikanisches Konzil|Zweite Vatikanische Konzil]] wurde das Martyrologium – außerhalb der [[Triduum Sacrum|österlichen Dreitagefeier]] – täglich am Ende der [[Prim (Liturgie)|Prim]] vorgetragen. Nach dem Namen des in der jeweiligen Kirche gefeierten [[Fest (Liturgie)|Festes]] und gegebenenfalls beginnender Festzeiten wurde der Tag nach dem [[Römischer Kalender|römischen Kalender]] datiert und die [[Mondphase]] verkündet. Die darauf folgende Aufzählung der Heiligen wurde stets beschlossen durch die Worte: „… und anderswo viel andere heilige Martyrer, Bekenner und heilige Jungfrauen mehr.“<ref>''Martyrologium Romanum'', übersetzt und hrsg. von Conrad Vetter, Dillingen 1599, unpaginierte Vorbemerkungen, s.&nbsp;t. Gemeine Regeln zum Martyrologio gehörig</ref>
 +
 
 +
Das Martyrologium Romanum sieht vor, dass das Lob der Heiligen jeweils für den folgenden Tag gelesen werden soll; dies kann am besten im Rahmen des [[Stundengebet]]s geschehen, aber auch außerhalb.<ref>Praenotanda, 35–36.</ref> Im Stundengebet kann es nach dem Schlussgebet der [[Laudes]] gelesen werden, aber auch nach dem Schlussgebet einer der [[Kleine Hore|kleinen Horen]].<ref>Ordo lectionis Martyrologii intra Liturgiam horarum, 1 und 5.</ref>
  
 
==Kriterien für ein Martyrium nach katholischem Verständnis ==
 
==Kriterien für ein Martyrium nach katholischem Verständnis ==
 
Der Märtyrer ist ein Mensch, der eines gewaltsamen Todes stirbt, der ein Zeugnis für Christus gegeben hat und der den Tod bereitwillig auf sich genommen hat. Die drei Kriterien sind im Neuen Testament grundgelegt, sind in der alten Kirche durch Augustinus verfeinert und durch [[Thomas von Aquin]] systematisch entfaltet worden. Und von Papst [[Benedikt XIV.]] wurden sie im 18. Jahrhundert endgültig festgelegt. Papst [[Paul VI.]] hat diese drei Kriterien in einigen Punkten in engen Grenzen erweitert.  
 
Der Märtyrer ist ein Mensch, der eines gewaltsamen Todes stirbt, der ein Zeugnis für Christus gegeben hat und der den Tod bereitwillig auf sich genommen hat. Die drei Kriterien sind im Neuen Testament grundgelegt, sind in der alten Kirche durch Augustinus verfeinert und durch [[Thomas von Aquin]] systematisch entfaltet worden. Und von Papst [[Benedikt XIV.]] wurden sie im 18. Jahrhundert endgültig festgelegt. Papst [[Paul VI.]] hat diese drei Kriterien in einigen Punkten in engen Grenzen erweitert.  
  
 +
== Regionale Martyrologien ==
 
Im Jahr 1994 rief [[Papst]] [[Johannes Paul II.]] in seinem [[Apostolisches Schreiben|Apostolischen Schreiben]] [[Tertio millennio adveniente]] alle [[Bischofskonferenz]]en, und Kongregationen dazu auf, bis zum Jahr 2000 ein Martyrologium vorzulegen.  
 
Im Jahr 1994 rief [[Papst]] [[Johannes Paul II.]] in seinem [[Apostolisches Schreiben|Apostolischen Schreiben]] [[Tertio millennio adveniente]] alle [[Bischofskonferenz]]en, und Kongregationen dazu auf, bis zum Jahr 2000 ein Martyrologium vorzulegen.  
  
 
Bis zum Jahre 2010 hatten 105 Bischofskonferenzen ein Martyrologium erstellt.
 
Bis zum Jahre 2010 hatten 105 Bischofskonferenzen ein Martyrologium erstellt.
  
==Verzeichnisse nach Ländern==
+
* [[Martyrologium Romanum]] (bis 1970)
* [[Martyrologium Germanicum|Deutsches Martyrologium]]
+
* [[Allgemeiner Römischer Kalender]] (ab 1970)
* [[Martyrologium Romanum]]
+
 
 +
===Verzeichnisse nach Ländern===
 +
* [[Deutsches Martyrologium des 20. Jahrhunderts]]
 
* [[Österreichisches Martyrologium]]
 
* [[Österreichisches Martyrologium]]
 
* [[Polnisches Martyrologium]]
 
* [[Polnisches Martyrologium]]
Zeile 26: Zeile 40:
 
Kein Martyrologium haben  z.B. [[Frankreich]] und die [[Schweiz]].
 
Kein Martyrologium haben  z.B. [[Frankreich]] und die [[Schweiz]].
  
==Weitere Verzeichnisse==
+
===Martyrologien von Orden und Diözesen===
 
* [[Martyrologium Franciscanum]]
 
* [[Martyrologium Franciscanum]]
 
* [[Kölner Martyrologium]]
 
* [[Kölner Martyrologium]]
Zeile 33: Zeile 47:
  
 
* [[Deutsches Evangelisches Martyrologium]]
 
* [[Deutsches Evangelisches Martyrologium]]
 
== Liturgischer Ort ==
 
Bis 1970 wurde am Ende der [[Prim]] des kirchlichen [[Stundengebet]]es der auf den Kalendertag entfallende Teil des Martyrologiums vorgetragen. Seit der Neuordnung des Stundengebets im Zuge der [[Liturgiereform]] des [[Zweites Vatikanisches Konzil|Zweiten Vatikanischen Konzils]], bei der die Prim weggefallen ist, geschieht dies in einigen Ordensgemeinschaften am Ende der [[Laudes]].
 
  
 
[[Kategorie:Martyrologium |!]]
 
[[Kategorie:Martyrologium |!]]

Aktuelle Version vom 29. Januar 2024, 15:21 Uhr

Die Seelen der Märtyrer. Illustration in Beatus-Apokalypsen von Meister Pedro (8. Jhd.)

Ein Martyrologium (auch Martyrerverzeichnis, lat. Calendarium sanctorum) ist ein Verzeichnis von Menschen, welche wegen ihres Glaubens einen gewaltsamen Tod erlitten haben, und anderen Heiligen. Es enthält den Tag ihres Todes, meist mit Angabe ihrer Lebensumstände und der Art ihres Martyriums.

Geschichtliche Entwicklung

Spätestens seit dem 4. Jahrhundert gab es für einzelne Ortskirchen Kalendarien mit den Festen der dort verehrten Märtyrer. Aus der Zusammenstellung solcher Märtyrerverzeichnisse entstanden Martyrologien, die die Märtyrer und Heiligen der gesamten Kirche mitsamt dem Ort ihres Grabes oder ihrer Verehrung aufführten.

Im frühen 5. Jahrhundert entstand das Martyrologium Syriacum. Dieses war eine Vorlage für das bald darauf entstandene erste lateinische Martyrologium Hieronymianum, das (wahrscheinlich fälschlicherweise) dem Kirchenvater Hieronymus zugeschrieben wurde. Dieses wurde in den folgenden Jahrhunderten mehrfach erweitert.

Seit den Zeiten Karls des Großen entstanden dann eine Reihe von Martyrologien, in denen die einzelnen Einträge mit Einzelheiten aus der Vita der Heiligen angereichert wurden. Es gab auch Martyrologien von Heiligen bestimmter Gegenden oder Ordensgemeinschaften. Besonders geschätzt war das um 804 verfasste Martyrologium Gellonense; weite Verbreitung fanden auch die Martyrologien Usuards und Bedas des Ehrwürdigen. Weitere Martyrologien verfassten im 9. Jahrhundert etwa Rabanus Maurus (um 845), Ado von Vienne (Martyrologium Adonis) (ab 855) und Notker Balbulus. Seit dem 13. Jahrhundert sind auch volkssprachliche Fassungen in Gebrauch. Aus gereimten Martyrologien entwickelte sich im ausgehenden Hochmittelalter der sogenannte Cisiojanus, ein Merkgedicht, das bei der Datierung der beweglichen Feiertage der römisch-katholischen Kirche hilft. Eine Sammlung von Martyrologien wurde von August Potthast in der „Bibliotheca historica medii aevi“ (Berlin 1862) veröffentlicht.<ref>August Potthast: Bibliotheca historica medii aevi, Berlin 1862, S. 436–438. Google books</ref>

Papst Sixtus V. ließ 1586 durch Cesare Baronius ein Martyrologium universale, die Märtyrer und Heiligen aller Länder und Zeiten umfassend, anfertigen; jüngste Ausgaben dieses Martyrologium Romanum gab es in den Jahren 1922, 1948 und 1956. Es wurde nach der Kalenderreform des Zweiten Vatikanischen Konzils 1970 abgelöst durch das Calendarium Romanum Generale (Allgemeiner Römischer Kalender).

Liturgischer Ort

Vor der Neuordnung des Stundengebets durch das Zweite Vatikanische Konzil wurde das Martyrologium – außerhalb der österlichen Dreitagefeier – täglich am Ende der Prim vorgetragen. Nach dem Namen des in der jeweiligen Kirche gefeierten Festes und gegebenenfalls beginnender Festzeiten wurde der Tag nach dem römischen Kalender datiert und die Mondphase verkündet. Die darauf folgende Aufzählung der Heiligen wurde stets beschlossen durch die Worte: „… und anderswo viel andere heilige Martyrer, Bekenner und heilige Jungfrauen mehr.“<ref>Martyrologium Romanum, übersetzt und hrsg. von Conrad Vetter, Dillingen 1599, unpaginierte Vorbemerkungen, s. t. Gemeine Regeln zum Martyrologio gehörig</ref>

Das Martyrologium Romanum sieht vor, dass das Lob der Heiligen jeweils für den folgenden Tag gelesen werden soll; dies kann am besten im Rahmen des Stundengebets geschehen, aber auch außerhalb.<ref>Praenotanda, 35–36.</ref> Im Stundengebet kann es nach dem Schlussgebet der Laudes gelesen werden, aber auch nach dem Schlussgebet einer der kleinen Horen.<ref>Ordo lectionis Martyrologii intra Liturgiam horarum, 1 und 5.</ref>

Kriterien für ein Martyrium nach katholischem Verständnis

Der Märtyrer ist ein Mensch, der eines gewaltsamen Todes stirbt, der ein Zeugnis für Christus gegeben hat und der den Tod bereitwillig auf sich genommen hat. Die drei Kriterien sind im Neuen Testament grundgelegt, sind in der alten Kirche durch Augustinus verfeinert und durch Thomas von Aquin systematisch entfaltet worden. Und von Papst Benedikt XIV. wurden sie im 18. Jahrhundert endgültig festgelegt. Papst Paul VI. hat diese drei Kriterien in einigen Punkten in engen Grenzen erweitert.

Regionale Martyrologien

Im Jahr 1994 rief Papst Johannes Paul II. in seinem Apostolischen Schreiben Tertio millennio adveniente alle Bischofskonferenzen, und Kongregationen dazu auf, bis zum Jahr 2000 ein Martyrologium vorzulegen.

Bis zum Jahre 2010 hatten 105 Bischofskonferenzen ein Martyrologium erstellt.

Verzeichnisse nach Ländern

Kein Martyrologium haben z.B. Frankreich und die Schweiz.

Martyrologien von Orden und Diözesen