Labyrinth

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Es gibt verschiedene Darstellungen, die aufgrund der Nicht-Deutbarkeit des Betrachters, als schön gepriesen werden. Dazu zählt das Labyrinth. Labyrinthe sind Darstellungen, wie ein Geschöpf sich auf sich selbst konzentriert, statt auf Gott und den Nächsten.

Der Mensch wurde von Gott in der Weise geschaffen, dass seine zwei Augen von ihm selbst wegschauen. Diese menschliche Konstitutionsweise zeigt das natürliche Hingeordnetsein auf den Nächsten. Für die Gewissenserforschung ist es jedoch notwendig, sich selbst geistig anzuschauen, um das Leben gottgefälliger einzurichten und zu ordnen. Ein Labyrinth hingegen, ist eine Darstellung, die den Betrachter zur Mitte des eigenen Ichs führt, wodurch keine Gewissenserforschung beabsichtigt wird, sondern eine Selbstherrlichkeit entfachet wird.

Das Labyrinth ist ein ausgereiftes Werk, das versinnbildet, wie der Mensch, die von Gott geschenkten Vermögen bespiegelt, um sich darin zu ergötzen. Die „Stärkung“, die .er darin erfährt, besteht in der Aufflammung des eigenen Stolzes, der Auflehnung gegen höher Gestellte und der Niedrigerachtung des Nächsten. Deshalb ist es leicht verständlich, dass solche Darstellungen sich in heidnischen Kulturen finden. Dass es in der Kirche solche Darstellungen gegeben hat, zeigt das Musterbeispiel von Chartres. In gotischen Kathedralen beabsichtigte man durch hohe Säulen das Himmelsgewölbe darzustellen und durch ein Bodenlabyrinth die Hölle, auf die es zu treten gelte. Jedoch verschwanden solche Darstellungen fast gänzlich.

Hildegard von Bingen schreibt in ihrem theologischen Werk „Sci vias“ (2. Vision des 1. Teils), dass der geistige Erzfeind Gottes durch die Selbstbetrachtung dem Stolz verfiel: „Doch Luzifer, der seines Stolzes wegen aus der himmlischen Herrlichkeit vertrieben wurde, stand zu Beginn seiner Erschaffung so prächtig und groß da, dass ihm nichts an Schönheit und Stärke abzugehen schien. Als er daher seine Schönheit betrachtete und seine große Kraft bei sich erwog, verfiel er dem Stolz. Dieser verhieß ihm die Ausführung seines eigenen Willens und die Vollendung all dessen, was er beginnen würde.“