Kontemplation

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Kontemplation (von lat. contemplari „betrachten, anschauen“), im Deutschen auch Betrachtung, ist der spirituelle Gegenbegriff zur Aktion ("Tat").

Entstehung des Begriffs

Das Konzept eines auf Erkenntnis ausgerichteten Verhaltens, das später Kontemplation genannt wurde, und einer entsprechenden Haltung und Lebensweise stammt aus der griechischen Philosophie etwa seit dem 7. Jahrhundert v. Chr. Der griechische Fachausdruck war θεωρία (theoría) „die Anschauung, Überlegung, Einsicht, wissenschaftliche Betrachtung“, „die Betrachtung oder Wahrnehmung des Schönen als moralische Kategorie“. Vor- und außerphilosophisch meint der Begriff das Anschauen, insbesondere das Zuschauen bei Festspielen, und das damit verbundene Kennenlernen des Gesehenen. In der Philosophie erhielt theōría die spezielle Bedeutung des Erfassens grundlegender geistiger Inhalte.

Die heidnischen römischen "Auguren", Beamte, die mit der Wahrsagung beauftragt waren, ermittelten den Willen der Götter und sagten die Zukunft voraus, indem sie aus einer Beobachtunbgshpütte heraus in einem bestimmten vorher definierten Bereich des Himmels den Vogelflug beobachteten und deuteten. Sowohl der Beobachtungsraum als auch der beobachtete Bereich des Himmels wurden templum ("Bereich") genannt. Analog dazu wurde im Lauf der Zeit auf der Erde ein heiliger Bezirk, der nur der Gottheit geweiht war, templum genannt. Beim contemplativen Betrachten sah man auf die "himmlischen" und die "irdischen" Bereiche (Plural templa) zugleich.

Im Mittelalter wurde "Kontemplation" als Entlehnung aus dem Lateinischen in die spätmittelhochdeutsche Sprache übernommen. Es bezeichnet im Deutschen wie im Lateinischen die beschauliche, nicht mit praktischem Handeln verbundene Betrachtung religiöser Inhalte, insbesondere die Versenkung in die Werke Gottes und in die Gottheit selbst. (Wolfgang Pfeifer (Hrsg.): Etymologisches Wörterbuch des Deutschen, Band 1 (A–L), 2. Auflage, Berlin 1993, S. 711.)

Theologische Bedeutung

Die christlicher Bedeutung von Kontemplation war seit der Zeit der Kirchenväter die Gottesschau. Für Augustinus von Hippo war sie eine irdische Vorwegnahme der himmlischen visio beatifica ("selige Anschauung Gottes"), zumindest partiell. Kontemplation wurde als Weg gesehen, der Gottesschau im Jenseits als Ziel aller irdischen Tätigkeit näherzukommen.

Durch die gesamte Geschichte christlicher Mystik hindurch haben sich vielfältige Erscheinungsformen der Kontemplation entwickelt. Thomas von Aquin fasst die Kontemplation selbst als "höchste Tätigkeit" auf. Andere Mystikerinnen und Mystiker betonten die Liebesintensität des kontemplativen Menschen (z.B. Mechthild von Magdeburg). Vorstellungen vom Aufstieg zum Licht unterscheiden die via purgativa von der via illuminativa zur via unitiva (Reinigung, Erleuchtung, Einung). Johannes vom Kreuz erkannte in der dunklen Nacht des Glaubens die Kontemplation des Hl. Kreuzes. In moderner Zeit wurde das Ideal des in actione contemplativus (vgl. Ignatius von Loyola) beinahe vorherrschender Typus. Der Barock wandte sich verstärkt der meditatio mortis, der Betrachtung des Todes, zu. Zur Kontemplation im weiteren Sinne gehören auch Askese (Loslösung, "Gelassenheit") und geistliche Armut.

Kontemplative Orden

Als kontemplative Orden oder "beschauliche Orden" werden Ordensgemeinschaften genannt, die einem Leben in betrachtetender Anbetung Gottes (Vita contemplativa) den Vorrang vor einem tätigen Leben (Vita activa) geben. Völlige Untätigkeit ist in der christlichen Spiritualität jedoch nicht vorgesehen, so dass auch die am strengsten kontemplativen Mönche (etwa die Kartäuser und Trappisten) in ihren Klöstern Arbeitszeiten haben; das benediktinische Ordensideal kennt Ora et labora!, "Bete und arbeite!" Die Mitglieder der Gemeinschaften werden "Mönche" bzw. "Nonnen" genannt.

Demgegenüber sind "tätige, aktive Orden" solche, deren Arbeit sich auf Gebiete wie Krankenpflege, Lehre und Seelsorge erstreckt.

Anmerkungen

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