Keuschheit

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Version vom 28. November 2007, 16:38 Uhr von Weissmann (Diskussion | Beiträge) (+ Abschnitt "Keuschheit in der Ehe")
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Jeder Christ ist entsprechend seines jeweiligen Lebensstandes zur Keuschheit aufgerufen. Egal ob verheiratet, Single, im Ordenstand oder als Kleriker, jeder Getaufte ist verpflichtet zu keuschem Leben gemäß seines Standes. Keuschheit wird auch als Heilige Reinheit bezeichnet. Unter Keuschheit bezeichnet man das erlernen der freiwillige Selbstbeherrschung oder auch Enthaltsamkeit im sexuellen Bereich, welche eine Erziehung zur menschlichen Freiheit ist.

Die Sexualität des Menschen ist bereits vor dem Sündenfall vorhanden gewesen und wurde als „Sehr gut!“ bezeichnet. („Und Gott sah alles, was er gemacht hatte, und siehe, es war sehr gut.“ Gen. 1,31)

Keuschheit als Faktor der Heiligkeit

Keuschheit ist eine positive Bejahung eines reinen Lebens. „Selig die reinen Herzens sind, sie werden Gott schauen“. Heilige Reinheit, keusches Leben ist eine Gnade, die man von Gott erbitten muss. Es gibt die Gewohnheit, aktiv für Enthaltsamkeit zu beten, indem man z. B. Abends vor dem ins Bett gehen drei Ave Maria für Reinheit und Keuschheit betet.

Keuschheit in den Zehn Geboten

Die Keuschheit leitet sich aus dem 6. und 9. Gebot ab.

6. Gebot: "Du sollst nicht die Ehe brechen“ (Ex 20,14; Dtn 5,18)

9. Gebot:"[...] Du sollst nicht nach der Frau deines Nächsten verlangen" "[...] Wer eine Frau auch nur lüstern ansieht, hat in seinem Herzen schon Ehebruch mit ihr begangen" (Mt 5,27-28)

Verstöße gegen die Keuschheit

  1. Unkeuschheit (ungeordneter Genuß oder ungeordnetes Verlangen nach geschlechtlicher Lust)
  2. Masturbation (sexueller Kurzschluß)
  3. Unzucht (Wilde Ehe, Seitensprünge, usw.)
  4. Pornographie
  5. Prostitution
  6. Vergewaltigung
  7. Homosexualität

Keuschheit in der Ehe

Die Bereitschaft des Brautpaares zur sogenannten "ehelichen Keuschheit" wird im Rahmen der Trauungszeremonie bekundet.

Während der Trauung fragt der Zelebrant das Brautpaar nach der Bereitschaft zur christlichen Ehe. Er wendet sich zunächst an den Bräutigam, dann an die Braut. Die letzte Frage stellt er an den Mann und Frau gemeinsam:

Zelebrant: Sind Sie beide bereit, die Kinder anzunehmen, die Gott Ihnen schenken will, und sie im Geist Christi und seiner Kirche zu erziehen?

Braut und Bräutigam: Ja.

Zelebrant: Sind Sie beide bereit, als christliche Eheleute Mitverantwortung in der Kirche und in der Welt zu übernehmen?

Braut und Bräutigam: Ja.

(Segnung der Ringe)

Keuschheit am Beispiel des Hl. Josemaria Escrivá

Josemaría Escrivá de Balaguer schreibt in „Freunde Gottes – denn sie werden Gott schauen, Nr. 181“: „Seht, wer von lüsterner Sinnlichkeit angefault ist, kann im geistlichen Leben nicht vorwärts kommen. Unfähig zu jedem guten Werk, ist er wie ein Krüppel, der nicht vom Boden aufstehen kann. Habt ihr nicht schon einmal Kranke mit progressivem Knochenschwund gesehen, die ganz hilflos geworden sind? Manchmal bewegen sie nicht einmal mehr den Kopf. Das gleiche widerfährt im Übernatürlichen denen, die, die Demut verachtend, sich aus Feigheit der Unzucht ergeben haben. Sie sehen nichts, sie hören nichts, sie verstehen nichts. Sie sind gelähmt und wie von Sinnen. Hier muss sich jeder von uns an den Herrn und an die Mutter Gottes wenden mit der Bitte, sie mögen uns die Demut schenken und die nötige Entschlossenheit, fromm zum göttlichen Heilmittel der Beichte Zuflucht zu nehmen. Lasst nicht zu, dass sich in eurem Herzen ein Eiterherd bildet, mag er noch so klein sein. Sprecht euch aus. Fließendes Wasser ist sauber; wenn es aber steht, wird es zur abstoßenden, schlammigen Pfütze und zu einem Tummelplatz für Ungeziefer.

Dass Keuschheit möglich ist und zu einem Quell der Freude wird, wisst ihr genauso gut wie ich; und ebenso ist euch bekannt, dass sie dann und wann ein wenig Kampf verlangt. Hören wir erneut den heiligen Paulus: Dem inneren Menschen nach habe ich zwar Freude am Gesetz Gottes, aber ich nehme in meinen Gliedern ein anderes Gesetz wahr, das im Streite liegt mit dem Gesetze meines Geistes. Es macht mich zum Gefangenen unter dem Gesetz der Sünde, das in meinen Gliedern herrscht. Ich unglückseliger Mensch! Wer erlöst mich von diesem todbringenden Leibe? (Röm 7,22-24) Schrei noch lauter, wenn dir danach zumute ist, aber übertreiben wir auch nicht: Sufficit tibi gratia mea (2 Kor 12,9), meine Gnade genügt dir, antwortet uns der Herr.“

Berufen zur Keuschheit

Im Katechismus der Katholischen Kirche heißt es in Nr. 2337: „Keuschheit bedeutet die geglückte Integration der Geschlechtlichkeit in die Person und folglich die innere Einheit des Menschen in seinem leiblichen und geistigen Sein. Die Geschlechtlichkeit, in der sich zeigt, dass der Mensch auch der körperlichen und biologischen Welt angehört, wird persönlich und wahrhaft menschlich, wenn sie in die Beziehung von Person zu Person, in die vollständige und zeitliche unbegrenzte wechselseitige Hingabe von Mann und Frau eingegliedert ist.“

Die Tugend der Keuschheit wahrt somit zugleich die Unversehrtheit der Person und die Ganzheit der Hingabe.

Vorbild für gelebte Keuschheit ist auch der Hl. Josef: „Lehre uns den rechten Umgang mit Gott“


Sexualität als Sprache

Die sexuelle Vereinigung von Mann und Frau ist ein besonders intensiver Ausdruck der gegenseitigen Liebe. Der Leib hat seine eigene Sprache, die nicht verfälscht werden darf. Wenn sich Mann und Frau einander sexuell hingeben, dann bedeutet dies in der Sprache des Leibes: Ich gehöre Dir an für immer und ganz; ich binde mich in Liebe und Treue an Dich!

Das aber heißt: Das Ja-Wort der Trauung ist Voraussetzung für die Aufrichtigkeit der sexuellen Hingabe. Wer das Ja-Wort nicht geben kann / will und trotzdem die sexuelle Gemeinschaft sucht, belügt sich selbst und seine(n) Partner(in), indem er/sie mit dem Leib etwas zum Ausdruck bringt, was er/sie mit dem Herzen (noch) gar nicht meint.

Was ist erlaubter Sex im christlichen Sinn?

+ Sex als volle Selbsthingabe an den anderen -- JA!

+ Sex als Liebesbegegnung, in der ich als ersten den anderen in den Mittelpunkt stelle und nicht meine Befriedigung -- JA!

+ Sex, in dem ich mir nicht nehme, was ich brauche/will, und den anderen als Mittel dazu gebrauche, sondern in dem ich mich 1. selbst voll hingebe für den anderen und 2. die volle Hingabe des anderen als unermessliches Geschenk empfange -- JA!

+ Sex, in dem ich nicht nur die momentane oder auf eine gewisse Zeit angelegte Freude im Auge habe, sondern unser Glück für ein ganzes Leben -- JA!

+ Sex als Vollzug eines Bundes, den ich mit dem anderen eingehe-- JA!

+ Sex als Ausdruck meiner Bereitschaft, mein Leben dem anderen zu schenken, ganz -- JA!

+ Sex als Mitwirkung an Gottes wunderbarer Schöpfung mit völliger Offenheit für das Wunder des Lebens -- JA!

+ Sex ohne Angst davor, dass etwas "schiefgehen" könnte, davor, dass der "Partner" mich wahrscheinlich allein mit einem Kind dastehen lassen würde, mich vielleicht sogar in eine Situation bringen würde, in der die Tötung des in mir lebenden Kindes als eine "einfache" Lösung erscheinen würde -- Sex ohne diese Furcht: JA!

+ Sex als Abbild der Liebeshingabe Jesu an seine Kirche (vgl. Paulus!), geheiligt durch Seine Gnade und Sein Sakrament -- JA!

Keuschheit bei den evangelischen Räten

In der Tradition der Kirche kann man spezielle Gelübde ablegen. Eins davon sind die evangelischen Räte, bei dem man sich zu Armut, Keuschheit in Ehelosigkeit und Gehorsam verpflichtet.

Zitate

  • "In der Nachfolge Christi, der das Vorbild der Keuschheit ist, sind alle berufen, ihrem jeweiligen Lebensstand entsprechend ein keusches Leben zu führen: die einen in der Jungfräulichkeit oder in der gottgeweihten Ehelosigkeit, die eine hervorragende Weise ist, sich leichter mit ungeteiltem Herzen Gott hinzugeben; die anderen, die verheiratet sind, in dem sie die eheliche Keuschheit leben; und die Unverheirateten, indem sie enthaltsam leben." (aus Kompendium des Katechismus der Katholischen Kirche)

Literatur

Westerhorstmann, Katharina: Über die Tugend der Keuschheit. Anmerkungen zu einem brisanten Thema, in: Brixner Theologisches Forum -Beiheft- 117 (2006), 58-75

Weblinks

Initiative Wahre Liebe wartet
Gottes Plan der Liebe für Mann und Frau - das Ethos der Geschlechtlichkeit - Vortrag Kaplan Dr. Spindelböck