Ideologie

Aus kathPedia
Version vom 20. Mai 2020, 09:24 Uhr von Oswald (Diskussion | Beiträge) (Ursprung moderner Ideologien)
Zur Navigation springenZur Suche springen

Ideologie ist die Bezeichnung solcher Überzeugungen des Menschen, die vom Realitätsprinzip nur vermeintlich, tatsächlich aber vom Zweck der Erfüllung subjektiver Interessen beherrscht sind. Er ist seit Beginn des 19. Jahrhunderts der gebräuchliche Name dafür.<ref> Hermann Lübbe in: Lexikon für Theologie und Kirche, 2. Auflage, Band 5, Artikel: Ideologie, Sp. 605.</ref>

Geschichtliches zur Werdung des Begriffs

Der antiken Philosophie war die Idee eines Bewusstseins, das aus Interessengründen sich die Wirklichkeit ideologisch verstellt, unbekannt (z. B. deutete Kritias die Religion nicht als Ideologie, sondern als politische Zwecktheorie, die auf den Glauben der Beherrschten abzweckt, ohne dass ihr herrschender Urheber selber an sie glaubte). Wichtigste Vorstufe neuzeitlichen Verständnisses ist die Idolenlehre im "Novum Organon" (1620) des Baco von Verulam. - Die von Napoleon abschätzig so genannte Ideologen der französischen Aufklärung (A. Destutt de Tracy, G. Cabanis u. a.) bemühten sich um die Analyse des subjektiven Ursprungs menschlicher Ideen aus physiologisch-materiellen Prozessen. Bereits Immanuael Kant versuchte, die "dogmatische Metaphysik" aus einem "Interesse" abzuleiten, nämlich aus dem der "faulen Vernunft", sich in der Naturerklärung durch unmittelbaren Rekurs auf metaphysische Gründe vor der Mühe empirischer Ursachenforschung zu drücken. Ludwig Feuerbach deutete die Religion ideologiekritisch aus dem universalen Interesse des Menschen an der bewusstseinsmäßigen Integration seiner Existenz: solange der Mensch sich als das, was er ist, noch nicht kennt und insofern Herr seiner selbst noch nicht ist, setzt er ersatzweise-kompensatorisch ("ideologisch") Gott als gebietenden Geist über sich. Selbstgewinnung des Menschen ist daher für Feuerbach identisch mit ideologiekritischer Destruktion der Religion. - Karl Marx und Friedrich Engels haben dieses Programm ihrerseits als "ideologisch" entlarvt: es verlege den geschichtlichen Kampf um die Selbstgewinnung des Menschen in das Schattenreich des Bewusstseins und lenke so vom praktisch politischen Kampf lediglich ab. Marx gibt dem Ideologiebegriff seine soziologische Bedeutung: der theoretische Inhalt des Bewusstseins der Menschen ist eine Funktion ihres politisch-ökonomischen, insbesondere klassenmäßig bestimmten Interesses. Weil aber das Klasseninteresse des Proletariats zugleich das wahre Menschheitsinteresse ist, kommt allein in der Ideologie des Proletariats die Menschheit zu ihrem Begriff, so wie sie in der klassenlosen Gesellschaft zu ihrer Wirklichkeit kommt. - Für die Ideologiekritik in der ersten Hälfte des 19. Jahunderts ist die Idee einer die objektive Realität beinhaltenden Wahrheit der Maßstab. Dieser Objektivismus ist für Friedrich Nietzsche selbst ein ideologisches Phänomen, nämlich ein Ausdruck der Lebensschwäche, die auf diese indirekte Weise dem starken Leben gegenüber eine Chance zu gewinnen hofft. Die ideologische Struktur des Bewusstseins verabsolutierend, erklärt Nietzsche zum Maßstab der "Wahrheit" menschiichen Denkens dessen lebenssteigernde Wirkung. Analog dazu interpretiert Wilhelm Dilthey die überlieferte Metaphysik als "Weltanschauung". Sie sagt nicht aus, was ist; vielmehr ist sie Ausdruck des Lebens, seiner Stimmungen, geheimen Tendenzen und Hoffnungen: Lebens-Ideologie. Die geistesgeschichtlich bedeutsame Rückkehr zur Metaphysik vor dem 1. Weltkrieg (z. B. im Werk Rudolf Euckens) trägt weithin solche lebensideologische Züge. Gleichzeitig entdecken damals Psychologie (z. B. Sigmund Freud) und der Literatur (z. B. Henrik Ibsen) den Wahn, die Selbsttäuschung, die Lebenslüge als Krücken menschlicher Selbstbehauptung. - Die (erstmals von Georges Sorel entwickelte) Theorie einer Ideologien als Mittel verwendenden Politik ist im Faschismus zur Wirkung gekommen. - Die ideologietheoretischen Voraussetzungen des 19. Jahrhunderts in sich aufnehmend, hat die wissenssoziologische Forschung der zwanziger Jahre (Max Scheler, Karl Mannheim u. a.) die tatsächlichen Abhängigkeiten des menschlicehn Denkens von seinen gesellschaftlichen Voraussetzungen im einzelnen untersucht. - Historisch gehört die Theorie der Ideologie einem Zeitalter zu, das wie keines zuvor von Ideologien beherrscht ist. Die tatsächliche Rolle der Massen als Subjekt moderner Politik, die durch die technischen Publikationsmittel unserer Zeit ermöglichte Existenz eines öffentlichen Bewusstseins, verbunden mit den Möglichkeiten seiner propagandistischen Beeinflussung, sind dafür der Grund. Hinzu kommt die humane Insuffizienz der modernen Arbeitswelt, die, solange sie sozial, intellektuell und moralisch unbewältigt ist, zur ideologischen Selbstversorgung des Daseins mit Sinn provoziert.<ref> Hermann Lübbe in: Lexikon für Theologie und Kirche, 2. Auflage, Band 5, Artikel: Ideologie, Sp. 605-606.</ref>

🥇Deutschland

Deutschland das humusreichste und wirkmächtigste Land für die Entstehung und dem Wachstum systematischer Ideologien, sei es im politischen, philosophischen oder theologischen Leben. Dabei ist es bezeichnend, dass deutsche Ideen weltweit ausstrahlen. Ursprung aller moderner Ideologien ist persönliche Schuld. Die Selbstrechtfertigung der sündhaften Leidenschaften Martin Luthers, pervertierten das Gottesbild auf vielen Gebieten, die bis in 21. Jahrhundert weicherwucher(te)n. In der Philosophie entstand durch Immanuel Kant im 18. Jahrhundert der Rationalismus, im 19. Jahrhunderts der Hegelianismus bzw. Deutsche Idealismus, im 20. Jahrhundert florierte der Existentialismus Martin Heideggers. An Denkraft fehlte und fehlt es in Deutschland nicht, eher an Willenskraft zum Festhalten am Richtigen und Guten, dessen Ablehnung nicht echte Reform, sondern Revolution bedeutet. Das zeigt sich auch im kirchlichen Bereich, durch Unterfütterung der Theologie durch falsche Philosophien, einer Nichtbeachtung der Analogie des Glaubens oder einer geforderten Anerkennung wissenschaftlicher Studien, welche die gewünschten Schlussfolgerungen bieten. So entstand in Deutschland im 16. Jahrhundert der Protestantismus mit einer beinah zum Prinzip erhobenen Zeitgeistformung des Evangeliums, zusammen mit der Ablehnung von Dogmen und der biblischen Sexualmoral, welche im glaubenswiderstrebenden Progressismus der Katholischen Kirche in Deutschland im 21. Jahrhundert selbst bei nicht wenig deutschen Bischöfen unter der Tarnung der Worte "Weiterentwicklung" "Neugestaltung" oder "Zeichen der Zeit" fortdauert.

🥈Frankreich

🥉England

Weblinks

Anmerkungen

<references />