Fundamentalismus: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Fundamentalismus''' bezeichnet die gewalttätige Durchsetzung von grundlegenden Auffassungen im politischen oder religiösen Bereich.
  
Als '''Fundamentalismus''' wird im Allgemeinen das kompromisslose Festhalten an politischen oder religiösen Grundsätzen bezeichnet.
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Das Leben der seligen [[Mutter Teresa]] kann gleichsam als "Gegenmittel" gegen religiösen Fundamentalismus gelten. <ref>  http://www.kath.net/detail.php?id=6029 Bischöfe: Mutter Teresa ist 'Mittel' gegen religiösen Fundamentalismus </ref>
  
Der Begriff Fundamentalismus geht ursprünglich auf den Titel einer Schriftenreihe zurück, die 1910-1915 von protestantischen Christen in den USA herausgegeben wurde (''The Fundamentals A Testimony to the Truth''). Die darin vertretenen Grundwahrheiten (engl. ''fundamentals'') wurden schon zuvor von konservativen Predigern auf Kirchenkonferenzen vorgebracht in Abgrenzung gegenüber der "modernen" Theologie, so z.B. 1985 auf der Niagara Bible Conference.  
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==Fehlende Definition, wage Vorstellung==
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Die ungenaue [[Definition]], des Begriffes "Fundamentalismus", begründet den wagen Gebrauch dieses Wortes am Beginn des 21. Jahrhunderts. Er wird als Niederschlagskeule, Menschen mit unliebsamen Auffassungen mundtot zu machen, verwendet. <ref> http://www.kath.net/detail.php?id=2812 Ratzinger: "Die 'Keule des Fundamentalismus' stehe jederzeit bereit, um diejenigen mundtot zu machen, die dem [[Papst]] die [[Treue]] hielten"</ref>
  
Als Grundwahrheiten werden genannt:
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[[Robert Spaemann]] erklärt die "Niederschlagskeule" mit den Worten: Der [[Nihilismus]] "nennt sich heute selbst "[[Liberalismus]]" und hat für alles, was sich ihm nicht fügt, die Einschüchtervokabel "Fundamentalismus" bereit. Ein Fundamentalist ist in diesem Sinne jeder, dem es mit irgend etwas ernst ist, das für ihn nicht zur Disposition steht.<ref> http://www.kath-info.de/kultur.html Die europäische Kultur und der banale Nihilismus oder: Die Einheit von Mythos, Kult und Ethos - Von Prof. Dr. [[Robert Spaemann]] </ref>
#Glaubwürdigkeit und Irrtumsfreiheit der [[Heilige Schrift|Heiligen Schrift]]
 
#Jungfraugeburt des göttlichen Christus (Jes 7:14)
 
#Der stellvertretende Tod Jesus Christi am Kreuz für unsere Sünden (Hebr 9)
 
#Die physische Auferstehung Christi aus dem Felsengrab (Mt 28)
 
#Die Authentizität der Wunder Christi (oder alternativ: Christi Wiederkunft - prä-millenaristisch verstanden)
 
  
Heute wird der Begriff Fundamentalismus für Geisteshaltungen und Strömungen in allen Weltreligionen und auch in säkularen Ideologien und Bewegungen verwendet.
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==Religiöser Fundamentalismus==
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Religiöser Fundamentalismus besteht, wenn die grundlegende und unaufgebbare Auffassung sich (meist) auf [[Offenbarung]] gründet und diese durch seelische oder physische Gewalt erzwungen wird. Die Antwort darauf ist die sogenannte [[Religionsfreiheit]], welche das [[II. Vatikanum|Zweite Vatikanische Konzil]] von allen Staaten in [[Dignitatis humanae]] Nr. 13 fordert:
  
==Zitate==
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:... "Religionsfreiheit nicht nur mit Worten proklamiert oder durch Gesetze festgelegt, sondern auch ernstlich in die Praxis übergeführt ist und in Geltung steht, ... Zugleich haben die Christen wie die übrigen [[Mensch]]en das bürgerliche Recht, daß sie nach ihrem Gewissen leben dürfen und darin nicht gehindert werden. So steht also die Freiheit der Kirche im Einklang mit jener religiösen Freiheit, die für alle Menschen und Gemeinschaften als ein Recht anzuerkennen und in der juristischen Ordnung zu verankern ist."
*"Solche Versuche, die Bibel wortwörtlich zu nehmen, als würde sie hier auch chronologische und naturwissenschaftliche Aussagen machen - ich bin Vertretern dieser Überzeugung begegnet, die sich ehrlich und aufrichtig bemühen, sogar wissenschaftliche Argumente dafür zu finden -, nennt man "Fundamentalismus"." - ''[[Christoph Schönborn]]''
 
*"Die Kirche verschließt auch nicht die Augen vor der Gefahr des Fanatismus oder Fundamentalismus derer, die glauben, im Namen einer angeblich wissenschaftlichen oder religiösen Ideologie den anderen Menschen ihre Auffassung von dem, was wahr und gut ist, aufzwingen zu können. Die christliche Wahrheit ist nicht von dieser Art." - ''[[Centesimus annus]] 46''
 
  
== Literatur ==
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==Islamischer Fundamentalismus==
*[[Päpstliche Bibelkommission]]: [[Die Interpretation der Bibel in der Kirche]], Libreria Editrice Vaticana, Vatikanstadt 1993. Kapitel I, Abschnitt F ''Der fundamentalistische Umgang mit der Heiligen Schrift''
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Islamischer Fundamentalismus erscheint am Beginn des [[21. Jahrhundert]]s, bei welchem Attentäter unschuldige Menschen durch Bomben ermorden und sich oft selbst mit in den Tod reissen, um sich das Paradies zu sichern.
*Quartalsschrift [[Dei Verbum (Zeitschrift)|Dei Verbum]] der [[Katholische Bibelföderation|Katholischen Bibelföderation]], Nr. 70/71 (2004), Fundamentalismus. [http://www.c-b-f.org/start.php?CONTID=09_01_02_01_00&LANG=de Inhaltsverzeichnis]
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Mark A. Gabriel unterscheidet sehr klar verschiedene Muslime. Die säkularen, die traditionellen und die fundamentalistischen. Die säkularen sind jene, die für sich nur die angenehmen Aspekte des Islam akzeptieren und den Djihad ablehnen. Sie bilden seiner Einschätzung nach die Mehrheit. Die traditionellen Muslime deuten den Djihad als geistliche Auseinandersetzung oder lehnen ihn aus pragmatischen Gründen ab. Die fundamentalistischen sind jene, die den Koran in seiner Ganzheit ernstnehmen. "Wir nennen sie zwar Radikale, aber sie sind es, die den wahren Islam praktizieren" (S. 61)  <ref> http://www.kath-info.de/islam.html Mark A. Gabriel Islam und Terrorismus. Was der Koran wirklich über Christentum, Gewalt und die Ziele des Djihad lehrt, 2. Auflage 2005, 270 Seiten</ref> Ein friedliches Zusammenleben der Menschen auf diesem Erdball, wäre somit nur mit den traditionelle denkenden Muslimen denkbar, wie es an verschiedenen Orten in den letzten Jahrhunderten geschehen ist. 
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Der ägyptische Jesuit Samir Khalil Samir, der Leiter und Gründer des CEDRAC (Arabisch-christliches Dokumentations- und Forschungszentrum) ist, sieht die Wurzeln des Terrorismus in der traditionellen Ausbildung der Imame. In den Madaris (Ausbildungsstätten) werde hauptsächlich Fundamentalismus gelehrt. Denn als Mufti (islamischer Rechtsgelehrter) kann sich inzwischen jeder ausgeben, der nur ein bisschen den Koran studiert und auswendig gelernt hat. Um 1985 hatte noch jedes Land höchstens einen Mufti, der im ganzen Land anerkannt wurde. „Heute behaupten alle Imame Muftis zu sein, und jeder hat seine eigenen Anhänger“. Es fehle "die Verbindung zwischen ihrer Wissenschaft und der Religion“.
  
 
==Weblinks==
 
==Weblinks==
*[http://www.kath.ch/aktuell_thema.php?thid=448 Medienartikel zum Thema auf kath.ch]
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*[http://www.oecumene.radiovaticana.org/ted/Articolo.asp?c=451016  Ansprache Benedikt´s XVI. zum Angelus-Gebet am Neujahrstag 2011]
  
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[[Kategorie:Gesellschaft]]
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[[Kategorie:Religionen]]
  
[[Kategorie:Kirche]]
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== Fussnoten ==
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<references />

Version vom 3. Januar 2011, 10:55 Uhr

Fundamentalismus bezeichnet die gewalttätige Durchsetzung von grundlegenden Auffassungen im politischen oder religiösen Bereich.

Das Leben der seligen Mutter Teresa kann gleichsam als "Gegenmittel" gegen religiösen Fundamentalismus gelten. <ref> http://www.kath.net/detail.php?id=6029 Bischöfe: Mutter Teresa ist 'Mittel' gegen religiösen Fundamentalismus </ref>

Fehlende Definition, wage Vorstellung

Die ungenaue Definition, des Begriffes "Fundamentalismus", begründet den wagen Gebrauch dieses Wortes am Beginn des 21. Jahrhunderts. Er wird als Niederschlagskeule, Menschen mit unliebsamen Auffassungen mundtot zu machen, verwendet. <ref> http://www.kath.net/detail.php?id=2812 Ratzinger: "Die 'Keule des Fundamentalismus' stehe jederzeit bereit, um diejenigen mundtot zu machen, die dem Papst die Treue hielten"</ref>

Robert Spaemann erklärt die "Niederschlagskeule" mit den Worten: Der Nihilismus "nennt sich heute selbst "Liberalismus" und hat für alles, was sich ihm nicht fügt, die Einschüchtervokabel "Fundamentalismus" bereit. Ein Fundamentalist ist in diesem Sinne jeder, dem es mit irgend etwas ernst ist, das für ihn nicht zur Disposition steht.<ref> http://www.kath-info.de/kultur.html Die europäische Kultur und der banale Nihilismus oder: Die Einheit von Mythos, Kult und Ethos - Von Prof. Dr. Robert Spaemann </ref>

Religiöser Fundamentalismus

Religiöser Fundamentalismus besteht, wenn die grundlegende und unaufgebbare Auffassung sich (meist) auf Offenbarung gründet und diese durch seelische oder physische Gewalt erzwungen wird. Die Antwort darauf ist die sogenannte Religionsfreiheit, welche das Zweite Vatikanische Konzil von allen Staaten in Dignitatis humanae Nr. 13 fordert:

... "Religionsfreiheit nicht nur mit Worten proklamiert oder durch Gesetze festgelegt, sondern auch ernstlich in die Praxis übergeführt ist und in Geltung steht, ... Zugleich haben die Christen wie die übrigen Menschen das bürgerliche Recht, daß sie nach ihrem Gewissen leben dürfen und darin nicht gehindert werden. So steht also die Freiheit der Kirche im Einklang mit jener religiösen Freiheit, die für alle Menschen und Gemeinschaften als ein Recht anzuerkennen und in der juristischen Ordnung zu verankern ist."

Islamischer Fundamentalismus

Islamischer Fundamentalismus erscheint am Beginn des 21. Jahrhunderts, bei welchem Attentäter unschuldige Menschen durch Bomben ermorden und sich oft selbst mit in den Tod reissen, um sich das Paradies zu sichern.

Mark A. Gabriel unterscheidet sehr klar verschiedene Muslime. Die säkularen, die traditionellen und die fundamentalistischen. Die säkularen sind jene, die für sich nur die angenehmen Aspekte des Islam akzeptieren und den Djihad ablehnen. Sie bilden seiner Einschätzung nach die Mehrheit. Die traditionellen Muslime deuten den Djihad als geistliche Auseinandersetzung oder lehnen ihn aus pragmatischen Gründen ab. Die fundamentalistischen sind jene, die den Koran in seiner Ganzheit ernstnehmen. "Wir nennen sie zwar Radikale, aber sie sind es, die den wahren Islam praktizieren" (S. 61) <ref> http://www.kath-info.de/islam.html Mark A. Gabriel Islam und Terrorismus. Was der Koran wirklich über Christentum, Gewalt und die Ziele des Djihad lehrt, 2. Auflage 2005, 270 Seiten</ref> Ein friedliches Zusammenleben der Menschen auf diesem Erdball, wäre somit nur mit den traditionelle denkenden Muslimen denkbar, wie es an verschiedenen Orten in den letzten Jahrhunderten geschehen ist.

Der ägyptische Jesuit Samir Khalil Samir, der Leiter und Gründer des CEDRAC (Arabisch-christliches Dokumentations- und Forschungszentrum) ist, sieht die Wurzeln des Terrorismus in der traditionellen Ausbildung der Imame. In den Madaris (Ausbildungsstätten) werde hauptsächlich Fundamentalismus gelehrt. Denn als Mufti (islamischer Rechtsgelehrter) kann sich inzwischen jeder ausgeben, der nur ein bisschen den Koran studiert und auswendig gelernt hat. Um 1985 hatte noch jedes Land höchstens einen Mufti, der im ganzen Land anerkannt wurde. „Heute behaupten alle Imame Muftis zu sein, und jeder hat seine eigenen Anhänger“. Es fehle "die Verbindung zwischen ihrer Wissenschaft und der Religion“.

Weblinks

Fussnoten

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