Freimaurer: Unterschied zwischen den Versionen

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Der Bund der '''Freimaurer''' (engl. ''freemason'', urspr. ''freestone mason'' = Kunsthandwerker, der feinste Steinmetzarbeiten ausführt) ist eine geschlossene Männergesellschaft und hat seinen Ursprung in den mittelalterlichen Bauhütten (engl. ''lodge''; frz. ''loge''). Die Angehörigen der Bauhütten bildeten im [[Mittelalter]] Bruderschaften von Maurern bzw. Handwerkern und Künstlern die an Kirchenbauten beteiligt waren und frei vom Zunftzwang, von Ort zu Ort ziehen konnten. Entsprechend der Tradition im Bauhandwerk wurde man mit fortschreitender Unterweisung Lehrling, Geselle und Meister. Dieser Tradition sind die heutigen Initiationsgrade Lehrling, Geselle und Meister sowie die Symbole Winkel, Zirkel, Schurz, Setzhammer, Stein und Senkblei entnommen.  
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Der Bund der '''Freimaurer''' (engl. ''freemason'', urspr. ''freestone mason'' = Kunsthandwerker, der feinste Steinmetzarbeiten ausführt) ist eine geschlossene Männergesellschaft. Ihrem Selbstverständnis nach hat die Freimaurerei ihren Ursprung in den mittelalterlichen Bauhütten (engl. ''lodge''; frz. ''loge''). Die Angehörigen der Bauhütten bildeten im [[Mittelalter]] Bruderschaften von Maurern bzw. Handwerkern und Künstlern, die an Kirchenbauten beteiligt waren und, frei vom Zunftzwang, von Ort zu Ort ziehen konnten. Entsprechend der Tradition im Bauhandwerk wurde man mit fortschreitender Unterweisung Lehrling, Geselle und Meister. Dieser Tradition sind auch die heutigen Initiationsgrade der Freimaurer (Lehrling, Geselle und Meister) sowie ihre Symbole entnommen (Winkel, Zirkel, Schurz, Setzhammer, Stein und Senkblei).  
  
An der Wende zur Neuzeit ([[Reformation]]) lösten Bruderschaften sich auf oder wandelten sich in gesellschaftliche Zirkel, die jetzt auch Mitglieder anderer Berufe wie Adelige, Ärzte, Offiziere und Schriftsteller aufnahmen (Angenommene Freimaurer) und Humanität wie eine allgemeine Menschheitsreligion zu ihren Hauptzielen erklärten. Zur Zeit der [[Aufklärung]] drangen Anschauungen des [[Rationalismus]] und [[Deismus]] in die Freimaurerlogen ein, wenig später aber auch alchemistische, rosenkreuzerische ([[Rosenkreuzer]]) und christlich-mystische Elemente, die das Programm bis heute bestimmen. Als eine Art Credo gilt, dass Gott der Baumeister der Welt ist. Die Menschenrechte (u.a. Glaubens-, Gewissens- und Denkfreiheit) sowie Toleranz und Versöhnlichkeit zählen zu den höchsten Prinzipien, mit denen „der Tempel der Menschheit“ erbaut werden soll.  
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An der Wende zur Neuzeit ([[Reformation]]) lösten die Bruderschaften sich auf oder wandelten sich in gesellschaftliche Zirkel um, die jetzt auch Mitglieder anderer Berufe wie Beamte, Ärzte, Offiziere und Schriftsteller aufnahmen (Angenommene Freimaurer) und Humanität wie eine allgemeine Menschheitsreligion zu ihren Hauptzielen erklärten. Zur Zeit der [[Aufklärung]] drangen Anschauungen des [[Rationalismus]] und [[Deismus]] in die Freimaurerlogen ein, wenig später aber auch alchemistische, rosenkreuzerische ([[Rosenkreuzer]]) und christlich-mystische Elemente, die das Programm bis heute bestimmen. Als eine Art Prinzip gilt, dass Gott der ''Baumeister der Welt'' ist, ohne das eine persönliche religiöse Praxis verlangt wird. Das die Bruderschaften verbindende ''Freimaurergeheimnis'' ist ein überliefertes Ritual, in das die "Lehrlinge" schrittweise eingeführt werden. Die Teilnahme an diesem Ritual ist die eigentlich verbindende Praxis, so dass vom Standpunkt der Bruderschaft die Freimaurer ''draußen'' durchaus entgegengesetzte weltanschauliche oder religiöse Positionen vertreten können. Daher tritt die Freimaurerei nicht öffentlich als Gruppe in der Gesellschaft in Erscheinung und vetritt auch kein eigenes ''Programm''. Der allgemeine Humanitäts- und Toleranzgedanke wird mit der Verbundenheit der Brüder selbst identifiziert, stellt also keine "Konfession" dar. Die in diesem Sinne interpretierte Menschenrechtsidee (u.a. Glaubens-, Gewissens- und Denkfreiheit, verstanden als Dogma von der Unmöglichkeit einer wahren Religion) sowie Toleranz und Versöhnlichkeit zählen zu den höchsten Prinzipien, mit denen ''durch die Ausbreitung der Freimaurerei'' „der Tempel der Menschheit“ erbaut werden soll. Ein praktizierender Freimaurer ist außerstande, den Anspruch der katholischen Kirche, verbindliche Aussagen zur Glaubens- und Sittenlehre zu treffen, mit seiner Zugehörigkeit zur Bruderschaft zu vereinbaren, da die dortigen Pflichten stets Vorrang vor der persönlichen Religiösität genießen müssen.Eine derart auf private Haltungen reduzierte Religiosität, gleich welcher Konfession, ist dem Freimaurer aber zugebilligt.
  
1717 entstand in London aus vier Logen die „Groß-Loge von London und Westminster“ als erste weltanschaulich neutrale Großloge mit einem Großmeister an der Spitze. Das 1723 von dem Prediger der schottischen Presbyterianer James Anderson verfasste „Book of Constitutions“ stellt heute die Grundlage und das geistige Band der Freimaurer dar. In einem Kapitel, das mit „Die Alten Pflichten“ übersetzt wird, ist es den Logenbrüdern ausdrücklich verboten, über das Leben in den Logen zu berichten:  
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Im Jahr 1717 entstand in London aus vier Logen die „Groß-Loge von London und Westminster“ als erste weltanschaulich neutrale Großloge mit einem Großmeister an der Spitze. Das 1723 von dem Prediger der schottischen Presbyterianer James Anderson verfasste „Book of Constitutions“ stellt heute die Grundlage und das geistige Band der Freimaurer dar. In einem Kapitel, das mit „Die Alten Pflichten“ übersetzt wird, ist es den Logenbrüdern ausdrücklich verboten, über das Leben in den Logen zu berichten:  
  
 
„Ihr sollt in Reden und Betragen vorsichtig sein, dass auch der scharf sinnigste Fremde nicht zu entdecken vermöge, was nicht geeignet ist, ihm eröffnet zu werden. Zuweilen müsst Ihr auch ein Gespräch ablenken und es klüglich zur Ehre der Ehrwürdigen Bruderschaft leiten.“  
 
„Ihr sollt in Reden und Betragen vorsichtig sein, dass auch der scharf sinnigste Fremde nicht zu entdecken vermöge, was nicht geeignet ist, ihm eröffnet zu werden. Zuweilen müsst Ihr auch ein Gespräch ablenken und es klüglich zur Ehre der Ehrwürdigen Bruderschaft leiten.“  
  
  
Während die angelsächsischen Freimaurer, die mit der anglikanischen Staatskirche und dem Königshaus in enger Verbindung standen, den christlichen Glauben nicht ablehnten, erwiesen sich die französischen, italienischen und lateinamerikanischen Freimaurer als weithin antichristlich. Aus diesem Grund ist die Mitgliedschaft bei den Freimaurern für Katholiken nicht erlaubt.  
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Während die angelsächsischen Freimaurer, die mit der anglikanischen Staatskirche und dem Königshaus in enger Verbindung standen, den christlichen Glauben nicht ablehnten, erwiesen sich die französischen, italienischen und lateinamerikanischen Freimaurer als weithin antichristlich. Auch aus diesem Grund ist die Mitgliedschaft bei den Freimaurern für Katholiken nicht erlaubt. Soweit die Freimaurerei in manchen Strömungen nur eine negative Religionsfreiheit propagiert (konfessionelle Neutralität des öffentlichen Lebens), ohne der Religion einen öffentlichen Geltungsanspruch zuzubilligen, besteht eine Näghe zum politischen Liberalismus. Jedoch ist die Freimaurerei keineswegs mit liberalen politischen Überzeugungen identisch. Manche Strömungen vertreten durchaus auch autoritäre Staatsideen.
  
 
== Weblinks ==
 
== Weblinks ==

Version vom 11. Juni 2007, 18:06 Uhr

Der Bund der Freimaurer (engl. freemason, urspr. freestone mason = Kunsthandwerker, der feinste Steinmetzarbeiten ausführt) ist eine geschlossene Männergesellschaft. Ihrem Selbstverständnis nach hat die Freimaurerei ihren Ursprung in den mittelalterlichen Bauhütten (engl. lodge; frz. loge). Die Angehörigen der Bauhütten bildeten im Mittelalter Bruderschaften von Maurern bzw. Handwerkern und Künstlern, die an Kirchenbauten beteiligt waren und, frei vom Zunftzwang, von Ort zu Ort ziehen konnten. Entsprechend der Tradition im Bauhandwerk wurde man mit fortschreitender Unterweisung Lehrling, Geselle und Meister. Dieser Tradition sind auch die heutigen Initiationsgrade der Freimaurer (Lehrling, Geselle und Meister) sowie ihre Symbole entnommen (Winkel, Zirkel, Schurz, Setzhammer, Stein und Senkblei).

An der Wende zur Neuzeit (Reformation) lösten die Bruderschaften sich auf oder wandelten sich in gesellschaftliche Zirkel um, die jetzt auch Mitglieder anderer Berufe wie Beamte, Ärzte, Offiziere und Schriftsteller aufnahmen (Angenommene Freimaurer) und Humanität wie eine allgemeine Menschheitsreligion zu ihren Hauptzielen erklärten. Zur Zeit der Aufklärung drangen Anschauungen des Rationalismus und Deismus in die Freimaurerlogen ein, wenig später aber auch alchemistische, rosenkreuzerische (Rosenkreuzer) und christlich-mystische Elemente, die das Programm bis heute bestimmen. Als eine Art Prinzip gilt, dass Gott der Baumeister der Welt ist, ohne das eine persönliche religiöse Praxis verlangt wird. Das die Bruderschaften verbindende Freimaurergeheimnis ist ein überliefertes Ritual, in das die "Lehrlinge" schrittweise eingeführt werden. Die Teilnahme an diesem Ritual ist die eigentlich verbindende Praxis, so dass vom Standpunkt der Bruderschaft die Freimaurer draußen durchaus entgegengesetzte weltanschauliche oder religiöse Positionen vertreten können. Daher tritt die Freimaurerei nicht öffentlich als Gruppe in der Gesellschaft in Erscheinung und vetritt auch kein eigenes Programm. Der allgemeine Humanitäts- und Toleranzgedanke wird mit der Verbundenheit der Brüder selbst identifiziert, stellt also keine "Konfession" dar. Die in diesem Sinne interpretierte Menschenrechtsidee (u.a. Glaubens-, Gewissens- und Denkfreiheit, verstanden als Dogma von der Unmöglichkeit einer wahren Religion) sowie Toleranz und Versöhnlichkeit zählen zu den höchsten Prinzipien, mit denen durch die Ausbreitung der Freimaurerei „der Tempel der Menschheit“ erbaut werden soll. Ein praktizierender Freimaurer ist außerstande, den Anspruch der katholischen Kirche, verbindliche Aussagen zur Glaubens- und Sittenlehre zu treffen, mit seiner Zugehörigkeit zur Bruderschaft zu vereinbaren, da die dortigen Pflichten stets Vorrang vor der persönlichen Religiösität genießen müssen.Eine derart auf private Haltungen reduzierte Religiosität, gleich welcher Konfession, ist dem Freimaurer aber zugebilligt.

Im Jahr 1717 entstand in London aus vier Logen die „Groß-Loge von London und Westminster“ als erste weltanschaulich neutrale Großloge mit einem Großmeister an der Spitze. Das 1723 von dem Prediger der schottischen Presbyterianer James Anderson verfasste „Book of Constitutions“ stellt heute die Grundlage und das geistige Band der Freimaurer dar. In einem Kapitel, das mit „Die Alten Pflichten“ übersetzt wird, ist es den Logenbrüdern ausdrücklich verboten, über das Leben in den Logen zu berichten:

„Ihr sollt in Reden und Betragen vorsichtig sein, dass auch der scharf sinnigste Fremde nicht zu entdecken vermöge, was nicht geeignet ist, ihm eröffnet zu werden. Zuweilen müsst Ihr auch ein Gespräch ablenken und es klüglich zur Ehre der Ehrwürdigen Bruderschaft leiten.“


Während die angelsächsischen Freimaurer, die mit der anglikanischen Staatskirche und dem Königshaus in enger Verbindung standen, den christlichen Glauben nicht ablehnten, erwiesen sich die französischen, italienischen und lateinamerikanischen Freimaurer als weithin antichristlich. Auch aus diesem Grund ist die Mitgliedschaft bei den Freimaurern für Katholiken nicht erlaubt. Soweit die Freimaurerei in manchen Strömungen nur eine negative Religionsfreiheit propagiert (konfessionelle Neutralität des öffentlichen Lebens), ohne der Religion einen öffentlichen Geltungsanspruch zuzubilligen, besteht eine Näghe zum politischen Liberalismus. Jedoch ist die Freimaurerei keineswegs mit liberalen politischen Überzeugungen identisch. Manche Strömungen vertreten durchaus auch autoritäre Staatsideen.

Weblinks


Siehe auch: Humanum genus, Die ständige Anweisung der Alta Vendita