Firmissimam constantiam (Wortlaut)

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Enzyklika
Firmissimam constantiam

unseres Heiligen Vaters
Pius XI.
an die Erzbischöfe und Bischöfe und die anderen Oberhirten der Vereinigten Staaten von Mexiko,
die in Frieden und Gemeinschaft mit dem Apostolischen Stuhl leben
Die katholische Lehre als Schule der Elite im sozialen und politischen Leben
28. März 1937

(Offizieller französischer Text (AAS XXIX [1937] 189-199)

(Quelle: Die katholische Sozialdoktrin in ihrer geschichtlichen Entfaltung, Hsgr. Arthur Utz + Birgitta Gräfin von Galen, XV 41-91, Scientia humana Institut Aachen 1976, Imprimatur Friburgi Helv., die 2. decembris 1975 Th. Perroud, V.G. Die Anmerkungen wurden in den Text integriert. Die Nummerierung folgt der englischen Fassung

Allgemeiner Hinweis: Was bei der Lektüre von Wortlautartikeln der Lehramtstexte zu beachten ist


Ehrwürdige Brüder,
Gruß und Apostolischen Segen !

Einleitung

Die Lage des Katholischen Kirche in Mexiko

1 Die unerschütterliche Standhaftigkeit, mit der Ihr, Ehrwürdige Brüder, die Priester und die meisten Gläubigen Mexikos den katholischen Glauben bekennt, ist Uns bekannt und ein großer Trost für Unser Vaterherz; denn Ihr widersteht den feindlichen Angriffen derer, die die göttliche Religion Christi nicht kennen oder aufgrund von Verleumdungen vonseiten ihrer Feinde eine falsche Vorstellung von ihr haben und deshalb zu Unrecht meinen, sie könnten die zum Wohle des Volkes notwendigen sozialen Reformen nicht durchführen, ohne die Religion des weitaus größten Teils der Bürger zu bekämpfen. Denn die Feinde des Christentums haben, obwohl wenigzahlreich, tatsächlich viele Menschen für sich gewinnen können, die im Glauben erlahmt oder schwachen und verzagten Geistes sind, sodass sie zwar Gott im innersten Herzen verehren, jedoch aus Menschenfurcht oder aus Angst vor materiellem Schaden durch ihr Tun oder zumindest durch Nachlässigkeit nicht wenig dazu beitragen, das Christentum im Volke radikal auszurotten, das ihm bisher so großen und hohen Ruhm eingebracht hat.

2 Im Hinblick auf ihren beklagenswerten Glaubensabfall oder ihr Versagen, das Uns mit tiefem und heftigem Schmerz bewegt, erscheinen umso lobwürdiger und verdienstvoller die furchtlose Abwehr des Bösen, die christliche Lebenshaltung und das freimütige Bekenntnis des Glaubens zahlloser Gläubiger, denen Ihr, Ehrwürdige Brüder, noch durch das leuchtende Beispiel Eures Lebens voran leuchtet und die Ihr mit dem Eifer Eurer Hirtensorge leiteL All dies tröstet Unser trauerndes Herz und gibt Uns große Hoffnung für das künftige Wohl der Kirche Mexikos, die, durch heroische Tugenden gekräftigt und auf die Gebete und Leiden so vieler auserwählter Seelen gestützt, niemals untergehen kann, im Gegenteil mit Gottes Hilfe kräftiger und blühender wiederaufleben wird.

Gegenstand des Briefes

3 Um daher Euer Vertrauen in den göttlichen Beistand zu stärken und Euch neuen Mut zur leichteren Erfüllung Eurer christlichen Pflichten einzuflößen, schreiben Wir Euch diesen Brief, mit dem Wir Euch zugleich ermahnen wollen, dass unter den gegenwärtigen Umständen und Schwierigkeiten auch bei Euch zur Wiederbelebung der christlichen Sitten vor allem zunächst die Heiligkeit der Priester unabdingbar notwendig ist, dann aber auch eine derartige Ausbildung der Laien, dass diese fähig werden, der kirchlichen Hierarchie als Mitarbeiter im Apostolat zugeordnet zu werden. Eine so gestaltete Zusammenarbeit der Laien mit den Priestern ist gerade in Mexiko unbedingt erforderlich, einmal wegen der Ausdehnung des Landes, zum anderen wegen der bekannten besonderen Umstände.

I. DIE AUSBILDUNG DER PRIESTER

4 Unsere Gedanken richten sich daher zuerst an jene, die das Licht, das leuchten, das Salz, das bewahren, der Sauerteig, der die ganze Masse der Gläubigen durchdringen muss, sein sollen: an Eure Priester. Wir wissen zur Genüge, wie viele Sorgen und Mühen Ihr, Ehrwürdige Brüder, inmitten aller Arten von Schwierigkeiten darauf verwendet, Priesterberufe zu wecken und zu fördern, da Ihr Euch bewusst seid, dass es um eine Sache geht, die vor allem die Erhaltung und das Wachstum der Kirche in höchstem Maße betrifft. Da aber unter den gegenwärtigen Verhältnissen in Eurem Land die Seminarien nicht ungestört und angemessen leben und sich entfalten können, habt Ihr für Eure Kleriker ein gastliches und wohnliches Hospiz hier in der Ewigen Stadt im Collegio Pio Latino-Americano gefunden, das so viele um die Kirche verdiente Priester in der Tugend und in der Doktrin gebildet hat und noch bildet, dass es uns wegen dieses fruchtbaren Wirkens besonders teuer ist. Für nicht wenige andere Eurer Kleriker, die nicht nach Rom reisen können, habt Ihr Euch um Aufnahme in einem höchst angesehenen Nachbarland bemüht.

Ermahnung

5 Zu diesem Unternehmen, das sich bereits so gut entwickelt hat, beglückwünschen Wir Euch, Ehrwürdige Brüder, und alle, die so großmütige Gastfreundschaft oder in anderer Weise Unterstützung gewährt haben, versichern wir Unseres Wohlwollens und Unserer Dankbarkeit. Bei dieser Gelegenheit ermahnen Wir Euch erneut mit väterlicher Eindringlichkeit, nicht nur den jungen Klerikern, sondern allen Euren Priestern Unser Rundschreiben "Ad catholici sacerdotii" angemessen zur Kenntnis zu bringen und zu erläutern, jenes Rundschreiben, das Unsere Ansicht über diese unter allen wichtigen Dingen, die Wir darin behandelt haben, bei weitem wichtigste Angelegenheit wiedergibt.

II. DIE KATHOLISCHE DOKTRIN ALS SCHULE DER SOZIALEN UND POLITISCHEN AKTION

1. Die Notwendigkeit der Katholischen Aktion

6 Gebildet nach dem Herzen Christi, mögen die mexikanischen Priester erkennen, dass es in der gegenwärtigen Situation ihres Vaterlandes - auf die Wir bereits in Unserem Apostolischen Brief "Paterna sane sollicitudo" vom 2. Februar 1926 hingewiesen haben und die an die ersten Zeiten der Kirche erinnern, als die Apostel Laien um ihre Mitarbeit baten - äußerst schwer ist, die Seelen für Gott zu gewinnen ohne angemessene Unterstützung durch die Laien der Katholischen AktIon; diese Mitarbeit von Laien ist umso nützlicher, als unter ihnen durch Gottes Gnade nicht selten edelmütige Seelen geweckt werden, die, wenn heilige und geschulte Priester sie richtig verstehen und klug leiten, fähig und bereit sind, dem Klerus zu tatkräftigem und fruchtbarem Wirken beizustehen.

7 An die Priester Mexikos, die Christus und seiner Kirche zum Heil der Seelen ihr ganzes Leben geweiht haben, richten Wir Unsere erste dringende Ermahnung, sie mögen Unsere und Eure Bemühungen bereitwillig unterstützen und die Katholische Aktion mit allen Kräften fördern. Die Mittel und Wege, durch die die Laien Euer Apostolat unterstützen können, fehlen nicht, wenn die Priester sich bemühen, das christliche Volk gut auszubilden durch kluge Seelenführung und sorgfältigen Religionsunterricht, der sich nicht in leeren Worten erschöpft, sondern von der Heiligen Schrift und gediegener glühender Frömmigkeit genährt wird.

8 Tatsächlich sehen nämlich nicht alle die Notwendigkeit des Laienapostolats ein, obwohl Wir schon mit Unserem ersten Rundschreiben "Ubi arcano dei" ausdrücklich erklärt haben, dass die Katholische Aktion untrennbar zur Seelsorge und zum christlichen Leben gehört. Und da Wir Uns, wie gesagt, an Hirten wenden, die ihre verfolgte und zum Teil schon verstreute Herde wiedergewinnen müssen, mahnen Wir Euch inständig, die Arbeit der Laien einzusetzen, denen der hl. Petrus, gleichsam als lebendigen Steinen im Hause Gottes, eine geheimnisvolle Würde zuerkannte, durch die sie in gewisser Weise am heiligen und königlichen Priestertum teilhaben. (1 Per 2,9)

Jeder Christ nämlich, der seine Würde erkennt und seine Aufgaben als Sohn der Kirche und Glied des mystischen Leibes Jesu Christi bedenkt - "Zu vielen sind wir ein Leib in Christus, die Einzelnen sind untereinander Glieder" (Röm 12, 5) -, der kann in keiner Weise leugnen, dass: unter den Gliedern dieses Leibes ein lebendiger gegenseitiger Austausch und wechselseitige Teilhabe bestehen müssen. Deshalb muss jeder dazu beitragen, das Leben und die Entfaltung dieses Organismus zu fördern, "zur Auferbauung des Leibes Christi" und zur Ehre seines Hauptes (Vgl. Eph 4, 12-16).

2. Vor der Aktion eine gründliche innere Bildung

Aus diesen klaren und einfachen Prinzipien können sichere Normen und starke Antriebe abgeleitet werden, die in zahlreichen Gläubigen, die bis jetzt noch unentschlossen und zaghaft sind, die Frömmigkeit dahin auszuweiten vermögen, das Heil der Seelen zu fördern und das Reich Christi auszubreiten.

9 Im übrigen ist es nicht schwer einzusehen, dass ein so verstandenes Apostolat nicht einem natürlichen Tatendrang entspringt, sondern aus einer soliden Charakterbildung erwächst, von einer glühenden Liebe zu Christus und zu den durch sein kostbares Blut erlösten Seelen genährt und nach dem Vorbild des Meisters unter inständigem Beten zu Gott, Selbstverleugnung und Wohltätigkeit geübt wird. Dieser gesunde Eifer in der Nachahmung Christi entfaltet sich in verschiedenen Formen des Apostolats gemäß den jeweiligen Umständen, wo immer Seelen gefährdet und die Rechte des göttlichen Königs verletzt werden, sodass die Katholische Aktion zu allen Werken des Apostolats eingesetzt werden kann, die irgendwie mit der göttlichen Sendung der Kirche zusammenhängen, und ihren heilsamen Einfluß nicht nur in den Seelen der einzelnen Gläubigen, sondern auch im häuslichen Kreise, im Schulunterricht und selbst im öffentlichen Leben auszuüben vermag.

10 Die Größe der Aufgabe soll Euch allerdings nicht dazu verleiten, mehr die Zahl als die Qualität der Mitarbeiter zu mehren; denn wie der göttliche Meister nach langer Vorbereitungszeit nur einige wenige Jahre im Apostolat zubrachte und auch nur wenige erlesene Männer, die sein Reich auf dem Erdkreis festigen sollten, in den Kreis der Apostel aufnahm, so sollt auch Ihr, Ehrwürdige Brüder, vor allem dafür sorgen, dass die Leiter und die Vorkämpfer der Katholischen Aktion zutiefst nach übernatürlichen Prinzipien geformt sind, ohne Euch zu beunruhigen, wenn sie zu Anfang nur "eine kleine Herde" (Lk 12, 32) bilden.

11 Und da Wir wissen, dass Ihr dieser Maxime bereits gefolgt seid, so beglückwünschen Wir Euch in väterlicher Gesinnung dazu, dass Ihr geeignete Mitarbeiter klug gewählt und sorgfältig ausgebildet habt, die durch ihr Beispiel und ihr Wort tiefe Frömmigkeit und apostolischen Eifer in den Diözesen und Pfarreien zu erwecken imstande sind. Dieses Euer Wirken wird sich nicht mit lautem Getöse und Trompetengeschmetter vollziehen, sondern nach und nach in aller Stille zur gegebenen Zeit üppige und überreichliche Früchte bringen, ähnlich dem Samen, der im Verborgenen tiefe Wurzeln treibt und langsam wächst, bis er zu einem blühenden und weithin sichtbaren Baum geworden ist.

12 Die sittlich-religiöse Bildung und das innere Leben, das Ihr in Euren Mitarbeitern pflegen müsst, werden diese davon abhalten, in plötzlich auftretenden Gefahren vom rechten Wege abzuweichen. Wenn das höchste Ziel der Katholischen Aktion, das gemäß dem Gebot des Evangeliums: "Suchet zuerst das Reich Gottes" (Lk 12, 31) die Heiligung der Seelen ist, im Auge behalten wird, kann niemals die Gefahr entstehen, dass die Prinzipien nächst liegenden und zweitrangigen Zielen hintangestellt werden oder jemals vergessen wird, dass jenem höchsten Ziel alle sozialen und wirtschaftlichen und alle sonstigen karitativen Tätigkeiten in rechter Weise untergeordnet sein müssen.

Das lehrt uns Jesus Christus durch sein Beispiel; denn obwohl er die leiblichen Schwächen heilte und den natürlichen Bedürfnissen des Lebens Rechnung trug, als er die Freigebigkeit seines göttlichen Herzens mit den Worten offenbarte: "Mich erbarmt des Volkes... Wenn ich sie hungrig nach Hause entlasse, werden sie auf dem Weg zusammenbrechen" (Mk 8, 2-3), schaute er doch immer auf das höchste Ziel seiner Sendung, die Ehre seines Vaters und das ewige Heil der Seelen.

3. Das Interesse der Kirche an sozialen Fragen

13 Die Katholische Aktion soll natürlich auch die so genannten sozialen Werke nicht vernachlässigen, da sie ja die Prinzipien der Gerechtigkeit und der Liebe verwirklichen und, indem sie den leiblichen Nöten abhelfen und die Leiden der Armut erleichtern, oft Zugang zu den Seelen verschaffen. Dies haben Wir selbst wie auch Unser Vorgänger seligen Angedenkens Leo XIII. viele Male empfohlen. Wenn nun, die Katholische Aktion geeignete MItarbeIter für die Leitung der Sozialarbeit ausbilden muss, dIe Ihre Aufgaben gemäß den in den Enzykliken aufgestellten Normen und Vorschriften durchführen sollen, so soll sie selbst sich doch nicht auf technische, finanzielle und ökonomische Fragen, die ihre Ziele und ihre Kompetenz überschreiten, einlassen oder dafür Verantwortung übernehmen.

14 Den Vorwürfen, die der Kirche so oft gemacht werden, sie sei zu träge oder unfähig, die sozialen Fragen zu lösen, ist unablässig entgegenzuhalten, dass nur die Lehre und das Wirken der Kirche mit dem Beistand ihres göttlichen Stifters die schweren Übel, die das Menschengeschlecht peinigen, wirksam mildern können.

4. Richtlinien für die soziale Aktion

Eure Aufgabe wird es sein - womit Ihr übrigens offensichtlich schon begonnen habt -, aus diesen Erfolg versprechenden Prinzipien klare Handlungsnormen abzuleiten, um die schwierigen Fragen im sozialen Bereich, die auf Eurem Vaterland lasten, zu lösen, wie z.B. die Agrarfrage mit der Reduzierung der Latifundien oder die Notwendigkeit, die Lebensverhältnisse der Arbeiter und ihrer Familien zu heben und zu verbessern.

15 Wenn auch die ersten und grundlegenden Menschenrechte ihrem Wesen nach unantastbar sind und darum z,B. auch das Recht auf Eigentum unverletzlich ist, so ist es doch Eure Pflicht, darauf hinzuweisen, dass das öffentliche Wohl manchmal eine Beschränkung dieses Rechts erfordert und dass öfter als bisher ein Rekurs auf die Normen der sozialen Gerechtigkeit notwendig ist. Manchmal kann es auch die Pflicht gebieten, zum Schutz der Würde der menschlichen Person ungerechte und unwürdige Lebensbedingungen öffentlich zu brandmarken und zu verurteilen; aber man muss sich absolut davor hüten, in solchen Fällen, unter dem Vorwand, die Not des Volkes zu lindern, Gewaltanwendung gutzuheißen oder jene abrupten und stürmischen Umwälzungen der Lebensverhältnisse der Gesellschaft zu begünstigen, die schlimmere Folgen haben als die Übel, die sie beseitigen sollten.

16 Wenn Ihr mit Eurem Rat und Eurer Mitarbeit an die Lösung der sozialen Frage herangeht, müsst Ihr Euch notwendigerweise auch dem Los so vieler unglücklicher Arbeiter zuwenden, die nicht selten von Gott und seiner Kirche abfallen, weil sie unwiderstehlich angezogen werden durch verlockende Versprechungen von Vorteilen, die ihnen gleichsam als Prämie für ihren Abfall dargeboten werden.

Liebe zu den Arbeitern und Besitzlosen

Wenn Ihr die Arbeiter aufrichtig liebt - und Ihr solltet sie in besonderer Weise lieben, weil sie durch ihr arbeitsreiches Leben dem unablässig wirkenden göttlichen Meister so ähnlich sind -, dann leistet Ihr ihnen auch materiellen und geistlichen Beistand, indem Ihr einerseits darauf hinwirkt, dass sowohl die Tauschgerechtigkeit wie auch die soziale Gerechtigkeit gewahrt werden, um in jeder Hinsicht die Lebensverhältnisse der Besitzlosen zu erleichtern, andererseits ihnen die Stärkung und Tröstungen der Religion spendet, ohne die sie einem dumpfen und erniedrigenden Kult des Materiellen verfallen.

Hilfe für die Landarbeiter

[Fortsetzung folgt]