Fanon

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Der Fanon (auch Fano, aus dem althochdt. Fano: Fahne, edles Gewand) ist ein päpstliches Kleidungsstück. Er besteht aus einem doppelten Humerale aus Seidenstoff, das Ähnlichkeit mit einem Schulterkragen aufweist.

Der Fanon drückt ein Hoheitszeichen aus, im konkreten Fall die Einheit der gesamten Kirche sowohl des Westens als auch des Ostens im Petrusamt und die Autorität des Papstes als Oberhaupt der universalen Kirche. Aus diesem Grund ist er allein dem Papst vorbehalten.

Sein Durchmesser beträgt ungefähr 92 cm, die Länge 50 cm. Die beiden Teile des Fanons waren mit weißen und goldenen, rot eingefassten Parallelstreifen versehen. Auf dem oberen Teil des Fanons war zumeist ein goldgesticktes Kreuz angebracht. Die zwei Teile des Gewandes lagen übereinander und waren in der Mitte, in der sich die Öffnung für den Kopf befand, aneinandergenäht. Unter dem heiligen Pius X. kam der Brauch auf, die beiden Stücke mit einem Knopf zu verbinden.

Den Fanon trug der Heilige Vater schon im 8. Jahrhundert, ohne dass es bereits ein päpstliches Sondergewand war. Er dürfte mit dem »anagolaium« (auch »anabolagium«) identisch sein, das schon in den ersten römischen Ordines erwähnt wird. Diese Form des Schultertuchs, das über der Albe getragen wurde, erscheint im IX. Ordo als Teil der bischöflichen Sakraltracht, zudem gehört es im von Duchesne herausgegebenen Ordo des 9. Jahrhunderts noch zur liturgischen Kleidung der römischen Diakone und Subdiakone. Wann sich daraus der päpstliche Fanon, der auch als "orale" bezeichnet wird, entwickelt hat, lässt sich nicht genau bestimmen - man darf jedoch annehmen, dass hierfür das 11. oder 12. Jahrhundert anzusetzen ist. Seit dem Pontifikat von Innozenz III. erscheint der Fanon dem Papst vorbehalten. Der Papst aus dem Grafengeschlecht der Segni gibt auch erstmals eine Deutung des nunmehrigen Pontifikalgewandes: "Romanus Pontifex post albam, et cingulum assumit orale, quod circa caput involvit, et replicat super humeros legalis Pontificis ordinem sequens, qui post lineam strictam et zonam induebatur ephod - Der römische Bischof legt nach der Albe und dem Zingulum das Orale an, welches er um den Kopf wickelt und auf die Schultern zurückschlägt; er folgt hierbei der Gepflogenheit des alttestamentlichen Hohenpriesters welcher über die Linnentunika und den Gürtel das Ephod anzog." Spätere liturgische Kommentatoren „gehen nur selten auf diese Interpretation ein (vereinzelt werden die drei Farben des Fanon den drei Erscheinungsbildern der Kirche zugeordnet: die goldene Farbe der ‚ecclesia triumphans’(triumphierende Kirche im Himmel), die weiße der ‚ecclesia militans’(streitende Kirche auf Erden) und die rote der ‚ecclesia patiens’ (leidende Kirche im Fegfeuer))“.

Bis in das 15. Jahrhundert hinein trug der Heilige Vater, wenn er sich des Fanons bediente, kein Schultertuch unter der Albe. Erst mit Beginn des 16. Jahrhunderts wurde der Papst bei der feierlichen Papstmesse sowohl mit dem Schultertuch als auch dem Fanon bekleidet - das Gewandstück war nun zu einer reinen Insignie geworden. Der Fanon wurde dem Heiligen Vater folgendermaßen angelegt: Nachdem man den Papst mit einem Schultertuch aus Leinen, Albe, Zingulum, Subcinctorium und Brustkreuz bekleidet hatte, erhielt er den Fanon. Dann zog man den zweiten Kragen des Kleidungsstückes über den Kopf des Papstes. Hatte man ihm dann Stola, Tunicella, Dalmatik und Kasel angelegt, so ließ man den oberen Teil des Fanons wieder herab und ordnete ihn über dem Messgewand.

Der Papst nahm den Fanon - abgesehen von ganz wenigen Ausnahmen - nur bei den feierlichen Papstmessen. Das »Caeremoniale« aus dem Pontifikat des seligen Urbans V. (Guillaurne de Grimoard, 1362-1370) berichtet, dass der Heilige Vater bei den Festmählern, die sich aus Anlass außergewöhnlicher Feierlichkeiten unmittelbar an den Gottesdienst anschlossen - so bei einer Krönung, den Jahrestagen der Krönung und der Agape nach dem Mandatum, der Fußwaschung des Gründonnerstags -, das Pallium ablegte, den oberen Teil des Fanons über den Kopf schlug, sich der Kasel entledigte, mit dem roten Papstumhang, dem Mantum, bekleidet wurde und man ihm dann auf den Fanon die Mitra setzte (»paratus usque ad dalmaticam inclusive habens mantum ruebeum ad scapulas, fanonen sive oralem in capite, et mitram aurifrisiatem super fanonem«).

In früheren Zeiten trug der Papst bei der feierlichen Pontifikalmesse über seinem weißen Talar und dem Rochett als liturgische Gewandung: Falda, Schultertuch, Albe, Zingulum, Subcinctorium, Brustkreuz, Stola, Fanon, Tunicella, Dalmatik, Kasel, Pallium, Manipel, Pontifikalring und Mitra, ferner Pontifikalstrümpfe und -schuhe. Einige dieser Kleidungsstücke und Insignien waren ausschließlich dem Heiligen Vater vorbehalten, so Falda, Subcinctorium und Fanon.

Die letzten Päpste trugen den Fanon

Papst Paul VI. hatte schon in den ersten Jahren seines Pontifikates darauf verzichtet, den Fanon bei Gottesdiensten zu benutzen. Danach sollte er nur noch ein einziges Mal getragen werden. Der selige Johannes Paul II. verwendete ihn am 22. November 1984 bei einer Messfeier in der Basilika S. Cecilia im römischen Stadtviertel Trastevere. Am 21. Oktober 2012 nahm Papst Benedikt XVI. sieben Selige in das Verzeichnis der Heiligen Kirche auf, und trug dabei den Fanon. Bei der Papstmesse in der Peterskirche am Heiligen Abend 2012 trug Papst Benedikt ein weiteres Mal den Fanon.<ref>Fanon bei der Christmette 2012</ref>

Quelle

Anmerkungen

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