Diskussion:Neue liturgische Bewegung: Unterschied zwischen den Versionen

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:::Wenn sich ein Liturgiewissenschaftler nur auf das Babyalter der Kirche bezieht und die ganze Entwicklung (aufkommen des [[Tabernakel]]s; die Regel der [[Ostung]] von Kirchen [Ausnahmen bestätigen die Regel]), die es durch den [[Heiligen Geist]] gegeben hat, ignoriert, ist das nicht gerade überzeugend. --[[Benutzer:Oswald|Oswald]] ([[Benutzer Diskussion:Oswald|Diskussion]]) 19:01, 27. Mär. 2017 (CEST)
 
:::Wenn sich ein Liturgiewissenschaftler nur auf das Babyalter der Kirche bezieht und die ganze Entwicklung (aufkommen des [[Tabernakel]]s; die Regel der [[Ostung]] von Kirchen [Ausnahmen bestätigen die Regel]), die es durch den [[Heiligen Geist]] gegeben hat, ignoriert, ist das nicht gerade überzeugend. --[[Benutzer:Oswald|Oswald]] ([[Benutzer Diskussion:Oswald|Diskussion]]) 19:01, 27. Mär. 2017 (CEST)
 
::::Manchmal frage ich mich, ob Jesus das letzte Abendmahl mit dem Rücken zu den Jüngern gefeiert hat. :) :( --[[Benutzer:Asteriscus|Asteriscus]] ([[Benutzer Diskussion:Asteriscus|Diskussion]]) 19:10, 27. Mär. 2017 (CEST)
 
::::Manchmal frage ich mich, ob Jesus das letzte Abendmahl mit dem Rücken zu den Jüngern gefeiert hat. :) :( --[[Benutzer:Asteriscus|Asteriscus]] ([[Benutzer Diskussion:Asteriscus|Diskussion]]) 19:10, 27. Mär. 2017 (CEST)
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:::::Der archäologische und historische Befund ist hier ziemlich eindeutig: Da der antike Tempel für den christlichen Kult als Bauform völlig ungeeignet war, übernahm man die profane Bauform der Basilika für die Errichtung der ersten christlichen Kirchen. Die Römische Basilika war eine an öffentlichen Plätzen gelegene und öffentlich zugängliche große Halle, die einerseits als Markthalle diente, andererseits auch als Versammlungsort für öffentliche Amtshandlungen oder Gerichte.
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:::::Aus diesem Grund hatte die Römische Basilika eine Apsis: Sie war dem Beamten bzw. Richter und seinen Gehilfen vorbehalten und enthielt an der Rückwand einen thronartigen Amts- oder Richterstuhl. Der Beamte oder Richter ist somit eindeutig dem Volk gegenüber und hierarchisch höhergestellt.
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:::::Kaiser Konstantin hat die Bischöfen den Staatsbeamten hierarchisch gleichgestellt, die kirchliche Hierarchie hat somit unter Konstantin nach dem Vorbild des römischen Amtswesens seine endgültige Form angenommen. Konsequenterweise war somit in der christlich-konstantinischen Basilika die Rückwand der Apsis der hierarchisch richtige Ort für den Sitz des Bischofs. Das ist somit eine eindeutiges hierarchisches Gegenüber zum Volk.
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:::::Die Apsis selbst hatte fast immer einen halbkreisförmigen Grundriss, der Altarraum befand sich VOR der Apsis, entweder im Zentrum des direkt vor der Apsis liegenden Querhauses (z.B. in Alt-St. Peter oder in St. Paul vor den Mauern), oder, bei Basiliken ohne Querhaus (z.B. Santa Maria Maggiore), im vorderen Teil des Mittelschiffes, mit einer Schranke getrennt vom öffentlichen Bereich der Kirche. An der Schranke befanden sich zu beiden Seiten ein Lesepult (die Schranke hat sich später im Mittelalter zum Lettner weiterentwickelt, die Lesepulte sind die Vorläufer der Kanzel entwickelt). Der Altar befand sich freistehend in der Mitte des Altarraums.
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:::::Wie wir heute aus zahlreichen Ausgrabungen wissen, hatten die meisten der ganz frühen Basiliken hatten eine Eingangsostung (was eigentlich wesentlich logischer ist: wenn man Christus aus dem Osten erwartet, ist es nur Konsequent, wenn der Eingang im Osten liegt). Diese Ausrichtung hat sich auch bei den römischen Hauptbasiliken bis heute erhalten. Das Volk versammelte sich Großteiles in den Seitenschiffen (ohne Sitzbänke), auch seitlich des Altares (darum das "circumstantes" im römischen Kanon), im Hauptschiff wurde viel Platz für die Prozessionen gebraucht.
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:::::Das Volk wandte sich gemeinsam mit dem Zelebranten in die jeweils vorgesehene Himmelsrichtung: Beim Hochgebet nach Osten, bei den diversen Gebeten und Lesungen auch in andere Richtungen.
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:::::Die Apsisostung hat sich nach Konstantin durchgesetzt, aber auch hier befand sich der Altar im Querhaus oder im Mittelschiff, und das Volk stand daher auch beidseits des Altars.
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:::::Der Priester betete somit weder "zum Volk hin", noch "mit dem Rücken zum Volk", sondern gemeinsam mit dem um Ihn herumstehenden Volk in eine gemeinsame Richtung. Wenn der Priester oder Bischof jedoch seinen Thron in der Apsis einnahm, war er tatsächlich dem Volk gegenüber.
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:::::Erst im Mittelalter ist der Haupt-Altar aus dem Bereich der Vierung immer mehr Richtung Osten in die immer länger werdende Apsis hineingewandert, zudem wurde die Trennung zwischen Klerus und Volk immer größer, der oft über 5m hohe Lettner versperrte jegliche Sicht auf den Altarraum. Allerdings gab es in den Basiliken des Mittelalters mehrere Altäre, u.a. auch den Kreuzaltar, der vor dem Lettner stand, also in vielen Fällen im Bereich der Vierung.
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:::::Tiefgreifende Reformen brachte hier das Konzil von Trient: Mit dem Ziel, das Volk wieder an der Liturgie teilhaben zu lassen, wurden die Lettner abgeschafft (was übrigens einen immensen Verlust an wertvollen Kunstschätzen bedeutete, der Lettner war meist der am reichsten ausgestattete Teil der Kirche), gleichzeitig rückte der Hauptaltar endgültig an die Apsiswand und der Tabernakel wurde zentral auf dem Hauptaltar aufgestellt.
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:::::Die Anordnung des Tabernakels zentral auf dem Hauptaltar hatte zur Folge, dass ab nun die Himmelsrichtung völlig an Bedeutung verlor: man betete zu Christus hin, der nun im Tabernakel verortet war. (Das kann man leicht anhand eines beliebigen Stadtplans überprüfen: alle mittelalterlichen Kirchen werden darauf geostet sein bzw. zum Sonnenaufgang des Festtags des Kirchenpatrons, von den Renaissance- und Barockkirchen wird fast keine geostet sein, erst im 19. Jh. kommt die Ostung wieder mehr in Mode).
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:::::Ähnlich wie beim tridentinischen Konzil wollte man bei der liturgischen Reform nach dem 2. vatikanischen Konzil zum Teil ursprünglicheres wiederherstellen, und hat dabei eben auch neues geschaffen, wie z.B. die Idee der Feier "versus populo", die es in dieser Form davor nicht gab, die allerdings auf die frühere Anordnung des Altares mitten in der Kirche und die ursprüngliche Eingangsostung zurückgreift.
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--[[Benutzer:Wolfgang e.|Wolfgang e.]] ([[Benutzer Diskussion:Wolfgang e.|Diskussion]]) 12:08, 28. Mär. 2017 (CEST)

Version vom 28. März 2017, 10:08 Uhr

Sachlich falsch, Siehe Prof. Albert Gerhards, Prof. Benedikt Kranemann: Einführung in die Liturgiewissenschaft, S. 84. Der Teil bedarf einer drindenden Übderarbeitung, da er sonst gelöscht wird. --Asteriscus (Diskussion) 11:26, 27. Mär. 2017 (CEST)

Bitte um genaue Erklärung von Kranemann und auf wen oder was er sich stützt! Die Geschichte der Zelebrationsrichtung wäre zu vervollständigen oder zu berichtigen. --Oswald (Diskussion) 13:34, 27. Mär. 2017 (CEST)
Hallo Oswald,
in den ersten Jahrhunderten bildete die römische Basilika das Vorbild für den christlichen Kirchenbau. Im Apsisscheitel standen die Kathedra des Bischofs und die halbrunde Priesterbank. Dadurch wurde ein hierarchisches Gegenüber von Priesterschaft und Volk ausgedrückt. Der Altar stand frei in der Apsis und konnte umschritten werden. In den ältesten Kirchen in Rom lag die Apsis mit dem Altar im Westen; so feierte der Priester oder Bischof die Messe gleichzeitig mit Blick nach Osten und zur Gemeinde - versus populum. Oscar Mothes, Die Basilikenform bei den Christen der ersten Jahrhunderte, Leipzig 1865, S. 54 siehe hier und Gerhards/Kranemann aaO, beziehen sich zudem auf die Praxis im Kölner Dom im 17. Jh! Eigentlich ein Standartwerk, das es zu haben lohnt.
Freundliche Grüße--Asteriscus (Diskussion) 16:10, 27. Mär. 2017 (CEST)
Danke. Ich werde versuchen, das bald im Abschnitt Geschichte beim Artikel Zelebrationsrichtung einfließen zu lassen.
Dennoch ist dürftig, denn es musste ja eine Entwicklung stattfinden. Die Absicht "versus populum" zu zelebrieren gab es nie, auch wenn es faktisch so war, denn es war immer nach Osten. Das ist, was man am sichersten festhalten kann. Der Satz: "Dadurch wurde ein hierarchisches Gegenüber von Priesterschaft und Volk ausgedrückt" ist wohl eine subjektive Schlussfolgerung, ebenso der Satz: "Der Altar stand frei in der Apsis und konnte umschritten werden." Er kollidiert mit dem Satz von Jürgen Kaiser: "Die vom 4.-6. Jahrhundert immer mehr favorisierte Apsis-Ostung rückte den Altar als Ort der Theophanie ins Zentrum (ebd.)" ist wohl falsch. Der Satz: "Die Gläubigen mussten sich zum Gebet jedoch wenden" (Jürgen Krüger in: Lexikon für Theologie und Kirche, 3. Auflage, Band 7, Ostung, Sp. 1212.) scheint wieder logisch. Da fragt man sich, wer was phantasiert. Sind Schlussfolgerungen von 1865 eigentlich relevant?
Wenn sich ein Liturgiewissenschaftler nur auf das Babyalter der Kirche bezieht und die ganze Entwicklung (aufkommen des Tabernakels; die Regel der Ostung von Kirchen [Ausnahmen bestätigen die Regel]), die es durch den Heiligen Geist gegeben hat, ignoriert, ist das nicht gerade überzeugend. --Oswald (Diskussion) 19:01, 27. Mär. 2017 (CEST)
Manchmal frage ich mich, ob Jesus das letzte Abendmahl mit dem Rücken zu den Jüngern gefeiert hat. :) :( --Asteriscus (Diskussion) 19:10, 27. Mär. 2017 (CEST)
Der archäologische und historische Befund ist hier ziemlich eindeutig: Da der antike Tempel für den christlichen Kult als Bauform völlig ungeeignet war, übernahm man die profane Bauform der Basilika für die Errichtung der ersten christlichen Kirchen. Die Römische Basilika war eine an öffentlichen Plätzen gelegene und öffentlich zugängliche große Halle, die einerseits als Markthalle diente, andererseits auch als Versammlungsort für öffentliche Amtshandlungen oder Gerichte.
Aus diesem Grund hatte die Römische Basilika eine Apsis: Sie war dem Beamten bzw. Richter und seinen Gehilfen vorbehalten und enthielt an der Rückwand einen thronartigen Amts- oder Richterstuhl. Der Beamte oder Richter ist somit eindeutig dem Volk gegenüber und hierarchisch höhergestellt.
Kaiser Konstantin hat die Bischöfen den Staatsbeamten hierarchisch gleichgestellt, die kirchliche Hierarchie hat somit unter Konstantin nach dem Vorbild des römischen Amtswesens seine endgültige Form angenommen. Konsequenterweise war somit in der christlich-konstantinischen Basilika die Rückwand der Apsis der hierarchisch richtige Ort für den Sitz des Bischofs. Das ist somit eine eindeutiges hierarchisches Gegenüber zum Volk.
Die Apsis selbst hatte fast immer einen halbkreisförmigen Grundriss, der Altarraum befand sich VOR der Apsis, entweder im Zentrum des direkt vor der Apsis liegenden Querhauses (z.B. in Alt-St. Peter oder in St. Paul vor den Mauern), oder, bei Basiliken ohne Querhaus (z.B. Santa Maria Maggiore), im vorderen Teil des Mittelschiffes, mit einer Schranke getrennt vom öffentlichen Bereich der Kirche. An der Schranke befanden sich zu beiden Seiten ein Lesepult (die Schranke hat sich später im Mittelalter zum Lettner weiterentwickelt, die Lesepulte sind die Vorläufer der Kanzel entwickelt). Der Altar befand sich freistehend in der Mitte des Altarraums.
Wie wir heute aus zahlreichen Ausgrabungen wissen, hatten die meisten der ganz frühen Basiliken hatten eine Eingangsostung (was eigentlich wesentlich logischer ist: wenn man Christus aus dem Osten erwartet, ist es nur Konsequent, wenn der Eingang im Osten liegt). Diese Ausrichtung hat sich auch bei den römischen Hauptbasiliken bis heute erhalten. Das Volk versammelte sich Großteiles in den Seitenschiffen (ohne Sitzbänke), auch seitlich des Altares (darum das "circumstantes" im römischen Kanon), im Hauptschiff wurde viel Platz für die Prozessionen gebraucht.
Das Volk wandte sich gemeinsam mit dem Zelebranten in die jeweils vorgesehene Himmelsrichtung: Beim Hochgebet nach Osten, bei den diversen Gebeten und Lesungen auch in andere Richtungen.
Die Apsisostung hat sich nach Konstantin durchgesetzt, aber auch hier befand sich der Altar im Querhaus oder im Mittelschiff, und das Volk stand daher auch beidseits des Altars.
Der Priester betete somit weder "zum Volk hin", noch "mit dem Rücken zum Volk", sondern gemeinsam mit dem um Ihn herumstehenden Volk in eine gemeinsame Richtung. Wenn der Priester oder Bischof jedoch seinen Thron in der Apsis einnahm, war er tatsächlich dem Volk gegenüber.
Erst im Mittelalter ist der Haupt-Altar aus dem Bereich der Vierung immer mehr Richtung Osten in die immer länger werdende Apsis hineingewandert, zudem wurde die Trennung zwischen Klerus und Volk immer größer, der oft über 5m hohe Lettner versperrte jegliche Sicht auf den Altarraum. Allerdings gab es in den Basiliken des Mittelalters mehrere Altäre, u.a. auch den Kreuzaltar, der vor dem Lettner stand, also in vielen Fällen im Bereich der Vierung.
Tiefgreifende Reformen brachte hier das Konzil von Trient: Mit dem Ziel, das Volk wieder an der Liturgie teilhaben zu lassen, wurden die Lettner abgeschafft (was übrigens einen immensen Verlust an wertvollen Kunstschätzen bedeutete, der Lettner war meist der am reichsten ausgestattete Teil der Kirche), gleichzeitig rückte der Hauptaltar endgültig an die Apsiswand und der Tabernakel wurde zentral auf dem Hauptaltar aufgestellt.
Die Anordnung des Tabernakels zentral auf dem Hauptaltar hatte zur Folge, dass ab nun die Himmelsrichtung völlig an Bedeutung verlor: man betete zu Christus hin, der nun im Tabernakel verortet war. (Das kann man leicht anhand eines beliebigen Stadtplans überprüfen: alle mittelalterlichen Kirchen werden darauf geostet sein bzw. zum Sonnenaufgang des Festtags des Kirchenpatrons, von den Renaissance- und Barockkirchen wird fast keine geostet sein, erst im 19. Jh. kommt die Ostung wieder mehr in Mode).
Ähnlich wie beim tridentinischen Konzil wollte man bei der liturgischen Reform nach dem 2. vatikanischen Konzil zum Teil ursprünglicheres wiederherstellen, und hat dabei eben auch neues geschaffen, wie z.B. die Idee der Feier "versus populo", die es in dieser Form davor nicht gab, die allerdings auf die frühere Anordnung des Altares mitten in der Kirche und die ursprüngliche Eingangsostung zurückgreift.

--Wolfgang e. (Diskussion) 12:08, 28. Mär. 2017 (CEST)