Diakonisse

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Diakonisse (weibliche Form von altgriechisch διάκονος diákonos ‚Diener, Knecht‘: spätgriechisch διακονίσσα diakoníssa; kirchenlateinisch diaconissa ‚[Kirchen-]Dienerin‘) war von der Zeit des Urchristentums bis ins Mittelalter eine Witwe oder Jungfrau, die mit gewissen Hilfeleistungen bezüglich der Frauen im Kirchendienst und in der Seelsorge betraut war, wie z. B. der Aushilfe bei der Taufe von Frauen, der Bewachung der Kirchentüren, durch die die Frauen eintraten, seelsorglichen oder caritativen Hausbesuchen bei Frauen, Unterricht der Frauen zur Vorbereitung auf die Taufe und ähnlichem. Diakonissen empfingen eine Weihe, die genau wie die Abtsweihe kein Sakrament war, sondern ein Sakramentale. In der Spätantike konnte mit diaconissa auch die Frau eines Diakons gemeint sein.<ref>Konzil von Tours (567), can. 20 Diaconus cum sua diaconissa, zitiert nach: J.F. Niermeyer & C. van de Kieft: Mediae Latinitatis Lexicon Minus, Bd. 1 A - L, Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 2. Aufl., Leiden 2002, S. 432.</ref>

Im Westen verlor sich das Institut der Diakonissen schon im frühen Mittelalter, wenn sich auch Formulare für deren Weihe vereinzelt noch in Pontifikalien der zweiten Hälfte desselben finden.<ref>Joseph Braun: Handlexikon der katholischen Dogmatik, Herder & Co., Freiburg im Breisgau 1926, Diakonissen: S. 53 (Imprimatur Friburgi, die 17. Iulii 1926 Dr. Sester, Vic. Gen.)</ref>

Papst Paul VI. knüpfte an die Tradition an, indem er 1970 die Jungfrauenweihe wiederbelebte. Die Empfängerinnen der Weihe werden "geweihte Jungfrau" genannt. Der Begriff "Diakonisse" wird im katholischen Sprachgebrauch heute nur in historisch-beschreibender Bedeutung benutzt.

Neuzeitliche Wiederbelebungen: Diakonissen, geweihte Jungfrau

Eine Diakonisse im aktuellen deutschen Sprachgebrauch<ref>Duden, Die deutsche Rechtschreibung; Lexikon für Theologie und Kirche, 3. Aufl., Bd. 3</ref> ist eine Frau, die in einer evangelischen, verbindlichen Lebens-, Glaubens- und Dienstgemeinschaft (Schwesterngemeinschaft) lebt und in der Diakonie tätig ist. Diakonissen leben in der Regel in einem Diakonissenhaus oder einer Diakonissenanstalt.

Die Diakonissen-Gemeinschaften entstanden im 19. Jahrhundert. Ihnen entspricht im katholischen Bereich die Gründung zahlreicher Kongregationen von Ordensschwestern zur selben Zeit, die sich der Krankenpflege und anderen sozialen und erzieherischen Aufgaben widmeten.<ref>Benedikt XVI.: Enzyklika Deus caritas est (25. Dezember 2005), Nr. 27.</ref> Das Institut der geweihten Jungfrau nimmt in der Katholischen Kirche ebenfalls den urchristlichen Gedanken der Berufung zu einem geweihten Leben einer Frau als Diakonisse auf.

siehe: evangelische Diakonissen

Lehramtliche Stellungnahme

Die Studie der Internationalen Theologenkommission des Vatikans hat im Jahre 2003 festgestellt:

"Was die Ordination von Frauen zum Diakonat betrifft, sei angemerkt, dass sich aus dem bisher Dargelegten zwei wichtige Hinweise ergeben: Die Diakonissen, die in der Überlieferung der frühen Kirche erwähnt werden, sind - entsprechend dem, was der Ritus der Einsetzung und die ausgeübten Funktionen nahelegen - nicht schlicht und einfach mit den Diakonen gleich zu setzen. [...]"

Literatur

  • Leo Scheffczyk (Hsgr.): Diakonat und Diakonissen, EOS Verlag St. Ottilien 2002 (376 Seiten; ISBN 3-8306-7119-9).
  • Gerta Scharffenorth, Schwestern. Leben und Arbeit Evangelischer Schwestern in: Kennzeichen, Band 10; Burckhardthaus, Offenbach am Main 1984; ISBN 3-7664-0111-4.

Anmerkungen

<references/>