Christenverfolgung

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Christenverfolgung ist die Herabsetzung, Diskriminierung, Unterdrückung und Ermordung von Christen durch Nicht-Christen aufgrund ihrer Religion. Sie trat in allen Phasen der Geschichte des Christentums in unterschiedlicher Intensität auf, bis zum heutigen Tag.

Ein Gebetstag für verfolgte und bedrängte Christen wird am 10. November begangen.

Geschichte der Christenverfolgung

Schon in der Zeit des römischen Reiches gab es mehrere Wellen von blutigen Verfolgungen, vor allem unter den Kaisern Nero und Diokletian, und es war bis zum Toleranzedikt von Nikomedia für Christen nicht möglich, ihre Religion öffentlich zu praktizieren.

Durch die Christianisierung des römischen Reiches unter Kaiser Konstantin stoppten die organisierten Christenverfolgungen im Kernland und erst das Auftreten des Islam im 7./8. Jahrhundert führte zu einem erneuten Anstieg der Christenverfolgungen.

Im weiteren Verlauf des Mittelalters war die Christenverfolgung ein Phänomen an den Randgebieten des Abendlandes. Die innerchristlichen Ketzerverfolgungen zählen nicht zu den Christenverfolgungen.

In der frühen Neuzeit kam es vor allem in Ostasien zu Verfolgungen von Missionaren und Neubekehrten durch Japaner und Chinesen. Ab dem Ende des 17. Jahrhunderts gab es zudem zunehmende Verfolgungen in Europa seitens säkular werdender Staaten, die in den Verfolgungen des Jesuitenordens ihren Ausgang nahmen und in den großen Exekutionen der französische Revolution gipfelten.

Im 20. Jahrhundert ermordeten kommunistische Staaten im großen Ausmaß katholische und orthodoxe Christen, ein säkularistisches Regime in Mexiko vertrieb die Kirche und ermordete zahlreiche Priester, im nationalsozialistischen Deutschland wurden zahlreiche Priester und Laien umgebracht. Hunderttausende von Juden wurden von Christen wegen ihrer Religion und Zugehörigkeit zum jüdischen Volk ermordet.

Verfolgung von Gläubigen heute

Christenverfolgung gibt es auch im 21. Jahrhundert immer noch. Christen sind die derzeit am meisten verfolgte Gruppierung.<ref>Frances D'Emillo. Pope calls Christians the most persecuted. Associated Press vom 16. Dezember 2010.</ref> 100.000 Christen werden jährlich aufgrund ihres Glaubens getötet.<ref>Vatican to UN: 100 thousand Christians killed for the faith each year. News.va vom 28. Mai 2013.</ref> Derzeit leiden ca. 200 Millionen Christen unter Verfolgung und Unterdrückung, meist in islamischen Staaten, aber auch in China oder Nordkorea.<ref>Over 200 Million Christians Face Persecution, and North Korea Ranked as Most Oppressive for 15th Year, Christianity Daily vom 11. Januar 2017.</ref> Von 1980 bis zum Jahr 2015 wurden über tausend katholische Missionare getötet.<ref>Darin sind allerdings auch die Opfer des Genozids in Ruanda (1994) enthalten, bei dem 248 kirchliche Mitarbeiter ums Leben kamen. Vgl. Seit 1980 wurden über tausend katholische Missionare getötet, Kath.net am 25. März 2015</ref>

Im Gegensatz zu Gruppierungen wie Kirche in Not und der freikirchlichen Gruppierung Open doors nennt der "3. Ökumenischer Bericht zur Religionsfreiheit weltweit 2023", den die Deutsche Bischofskonferenz und die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) am 5. Juli 2023 gemeinsam vorlegten, keine Zahlen zu weltweit verfolgten oder bedrängten Christen, da sowohl die quantitative Anzahl als auch die Definition der Begriffe methodisch anfechtbar seien. Der Theologe Heiner Bielefeldt, der maßgeblich an der Erarbeitung des Berichts mitarbeitete, wies darauf hin, dass den Nennungen von Zahlen von anderer Seite keine klaren Kriterien für den Verfolgungsbegriff zugrunde lägen, so dass dieser Begriff sehr weitläufig interpretiert werden könne; Bielefeldt sprach von "Zahlenfetischismus" ohne klare Datengrundlage. In dem Bericht selber wird beispielsweise hinterfragt, "wieso jemand in seiner Religionsfreiheit dadurch irgendwie beeinträchtigt werden sollte, dass Lesben und Schwule ihre Beziehungen in der Gesellschaft angst- und diskriminierungsfrei leben können". Ultrakonservative oder rechtspopulistische Akteure behaupteten, so Bielefeldt, der Islam sei weltweit die größte Bedrohung von Christen, und förderten so die Islamophobie in der deutschen Gesellschaft. Bischof Bertram Meier, Vorsitzender der Kommission Weltkirche der Deutschen Bischofskonferenz, warnte daher davor, den Aspekt der Christenverfolgung "den Extremgruppen zu überlassen".<ref>Johannes Senk: "Zahlenfetischiusmus" In: Tag des Herrn. Katholische Wochenzeitung für das Erzbistum Berlin, 23. Juli 2023, S. 2.; katholisch.de: Kirchen legen Bericht zur Religionsfreiheit vor: Situation bedrängend, 5. Juli 2023 [1].</ref>

Literatur

  • Thomas Bauer: Kreuzweg unseres Herrn Jesus Christus für die verfolgten Christen Wagner Verlag Gelnhausen 2015 (25 S.; ISBN 978-3-95630-371-5).
  • Reinhard Backes: Sie werden euch hassen. Christenverfolgung heute, Sankt Ulrich Verlag Augsburg 2005 (256 Seiten; 1. Auflage; ISBN 3936484589).
  • Helmut Moll (Hrsg.) im Auftrag der Deutschen Bischofskonferenz: Zeugen für Christus. Das deutsche Martyrologium des 20. Jahrhunderts 2 Bände, Schöningh Verlag Paderborn 2015 (6., erweiterte und neu strukturierte Auflage; ISBN 978-3-506-78080-5).
  • Christen in großer Bedrängnis: Diskriminierung und Unterdrückung - Dokumentation, Kirche in Not/Ostpriesterhilfe Deutschland e.V. München (Regelmäßige Herausgabe des Buches, ca. 180-260 Seiten; kart., das die weltweite Christenverfolgung dokumentiert, 2018).

Weblinks

Allgemeine Informationen

Organisationen, die sich für verfolge Christen einsetzen

Medienberichte

Anmerkungen

<references />