Catechesi tradendae (Wortlaut)

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Nachsynodales Apostolisches Schreiben
Catechesi tradendae

von Papst
Johannes Paul II.
über die Katechese in unserer Zeit
unter besonderer Berücksichtigung der Kinder- und Jugendkatechese
16. Oktober 1979
Die IV. Ordentliche Generalversammlung der Weltbischofssynode in Rom fand am 30. September - 29. Oktober 1977 statt
(Offizieller lateinischer Text: AAS 71 [1979] 1277-1340)

(Quelle: Die deutsche Fassung auf der Vatikanseite; auch in: VAS Nr. 12; Arbeitshilfen Nr. 66)
Allgemeiner Hinweis: Was bei der Lektüre von Wortlautartikeln der Lehramtstexte zu beachten ist


Inhaltsverzeichnis

Einleitung

Der letzte Auftrag Christi

1 Die Katechese wurde von der Kirche immer als eine ihrer wichtigsten Aufgaben betrachtet; denn bevor der auferstandene Christus zu seinem Vater zurückkehrte, gab er den Aposteln einen letzten Auftrag: alle Völker zu Jüngern zu machen und sie alles befolgen zu lehren, was er ihnen geboten hatte [Vgl. Mt 28; 19—20.]. Er übertrug ihnen damit die Sendung und Vollmacht, den Menschen das zu verkünden, was sie selber vom Wort des Lebens gehört und mit den Augen gesehen, was sie geschaut und mit ihren Händen berührt hatten [Vgl. 1 Joh 1,1.]. Zugleich vertraute er ihnen die Sendung und Vollmacht an, alles verbindlich zu erklären, was er selber ihnen erschlossen hatte, seine Worte und Taten, seine Zeichen und Gebote. Damit sie diese Sendung erfüllen könnten, verlieh er ihnen den Heiligen Geist.

Sehr bald bezeichnete man mit Katechese die Gesamtheit der Bemühungen der Kirche, Jünger zu gewinnen und den Menschen Hilfen zu bieten für den Glauben, dass Jesus der Sohn Gottes ist, damit sie so durch den Glauben das Leben in seinem Namen haben [Vgl. Joh 20,31.], ferner sie in diesem Leben zu unterweisen und zu formen und so den Leib Christi aufzubauen. Die Kirche hat hierfür unablässig ihre Kräfte eingesetzt.

Ein Anliegen Pauls VI.

2 Die letzten Päpste haben der Katechese einen hervorragenden Platz in ihrer Hirtensorge eingeräumt. Mein verehrter Vorgänger Paul VI. hat durch seine Taten, seine Predigt und seine maßgebliche Interpretation des II. Vatikanischen Konzils — das er als den großen Katechismus für die moderne Zeit ansah —, durch sein ganzes Leben der Katechese der Kirche in sehr beispielhafter Weise gedient. Am 18. März 1971 hat er das "Allgemeine Katechetische Direktorium" gebilligt, das die Kleruskongregation vorbereitet hatte. Dieses Direktorium bleibt das Grunddokument für die Anregung und Ausrichtung der katechetischen Erneuerung in der ganzen Kirche. Er gründete ferner im Jahre 1975 den Internationalen Rat für die Katechese. In meisterhafter Weise hat er die Rolle und Bedeutung der Katechese in Leben und Sendung der Kirche bestimmt, als er sich am 25. September an die Teilnehmer des I. Internationalen Kongresses für Katechese wandte [Vgl. AAS 63 (1971) 758—764], und hat dieses Thema in seinem Apostolischen Schreiben Evangelii nuntiandi [Vgl. Nr. 44 ; vgl. auch Nr. 45—48 und 54: AAS 68(1976) 34—35; 35—38; 43.] ausdrücklich wieder aufgegriffen. Es war sein Wunsch dass die Katechese, insbesondere die Kinder- und Jugendkatechese, das Thema der 4. Generalversammlung der Bischofssynode war [Bekanntlich kann nach dem Motu prorio Apostolica Sollicitudo vom 15. September 1965 (AAS 57[1965] 775—780) die Bischofssynode in der Form einer Generalversammlung, als außerordentliche oder als Sonderversammlung zusammentreten, Im vorliegenden Apostolischen, Schreiben beziehen sich die Ausdrücke "Synode" oder "Väter der Synode" oder "Synodenaula" immer, wenn nicht anders angegeben, auf die 4. Generalversammlung der Bisschofssynode, die im Oktober 1977 in Rom über das Thema der Katechese stattfand.], die im Oktober 1977 stattfand und an der ich selbst zu meiner Freude teilnehmen konnte.

Eine fruchtbare Synode

3 Am Ende dieser Synode haben die Väter dem Papst eine sehr reichhaltige Dokumentation übergeben. Sie enthält die verschiedenen Beiträge, die im Verlauf der Sitzungen gemacht worden sind, ferner die Ergebnisse der Arbeitsgruppen, die Botschaft, welche die Väter der Synode mit einer Zustimmung an das Volk Gottes gerichtet haben [Bischofssynode De catechesi hoc nostro tempore tradenda praesertim pueris atque iuvenibus, Ad Populum Dei Nuntius, Vatikan, 28. 10. 1977; vgl. L'Osservatore Romano, 30. Oktober 1977, S. 3 — 4.], und vor allem die eindrucksvolle Reihe von "Vorschlägen", in denen sie ihre Ansicht zu sehr vielen Aspekten der Katechese in der heutigen Zeit zum Ausdruck gebracht haben.

Diese Synode hat in einer intensiven Atmosphäre der Dankbarkeit und der Hoffnung gearbeitet. Sie sah in der katechetischen Erneuerung ein kostbares Geschenk des Heiligen Geistes an die Kirche von heute, ein Geschenk, auf das die, christlichen Gemeinschaften überall in der Welt und auf allen Ebenen mit bewundernswerter Hochherzigkeit und erfinderischer Hingabe antworten. Die hierbei notwendige Unterscheidung konnte daher von einer sehr lebendigen Wirklichkeit ausgehen und beim Volk Gottes mit einer großen Aufgeschlossenheit für die Gnade des Herrn und für die Weisungen des Lehramtes rechnen.

Der Sinn dieses Schreibens

4 Im gleichen Geiste des Glaubens und der Hoffnung richte ich heute an euch, ehrwürdige Brüder und liebe Söhne und Töchter, dieses Apostolische Schreiben. Aus dem äußerst weitgespannten Themenbereich wird es nur einige besonders aktuelle und entscheidende Aspekte bieten, um die beglückenden Früchte der Synode zu sichern. Es greift im wesentlichen die Überlegungen auf, die Papst Paul VI. schon vorbereitet hatte, indem er die von der Synode hinterlassenen Dokumente ausgiebig verwertete. Papst Johannes Paul I., dessen Eifer und Begabung als Katechet uns alle mit Bewunderung erfüllt haben, hatte diese Vorlagen übernommen und war im Begriff, sie zu veröffentlichen, als Gott ihn plötzlich zu sich rief. Uns allen hat er das Beispiel einer Katechese geboten, die im Grundsätzlichen wurzelte und zugleich volkstümlich war, geformt aus Gesten und einfachen Worten, die in allen Herzen ein Echo finden konnten. Ich greife also das Erbe dieser beiden Päpste auf, um dem Wunsch der Bischöfe zu entsprechen, wie er ausdrücklich am Ende der 4. Generalversammlung der Synode ausgesprochen und von Papst Paul VI. in seiner Schlußansprache angenommen worden ist [Vgl. AAS 69 (1977) 633.].

Ich tue das auch, um einer der Hauptpflichten meines apostolischen Amtes zu entsprechen. Die Katechese ist mir während meines Dienstes als Priester und Bischof schon immer ein zentrales Anliegen gewesen.

Es ist mein brennender Wunsch, dass dieses Apostolische Schreiben, das sich an die ganze Kirche richtet, die Kraft des Glaubens und des christlichen Lebens mehre, den bereits laufenden Initiativen neuen Schwung verleihe, die Kreativität freilich mit der nötigen Wachsamkeit anrege und dazu beitrage, in den Gemeinden die Freude darüber zu verbreiten, der Welt das Geheimnis Christi nahebringen zu dürfen.

Unser einziger Lehrer ist Jesus Christus

Mit der Person Christi verbinden

5 Die 4. Generalversammlung der Bischofssynode hat oft betont, dass Christus im Zentrum jeder echten Katechese stehen muss. Wir können diese Aussage in zwei Bedeutungen gelten lassen, die sich weder widersprechen noch einander ausschließen, sondern sich gegenseitig bedingen und ergänzen.

Man will hiermit zuerst unterstreichen, dass wir im Kern der Katechese wesentlich eine Person vorfinden, nämlich Jesus von Nazareth, einziger Sohn vom Vater, voll Gnade und Wahrheit [9 Vgl. Joh 1, 14.], der für uns gelitten hat und gestorben ist und der jetzt als Auferstandener für immer mit uns lebt. Jesus ist "der Weg, die Wahrheit und das Leben"[Joh 14,6.]; somit besteht das christliche Leben darin, Christus nachzufolgen, es ist eine "Nachfolge Christi".

Der wesentliche und wichtigste Inhalt der Katechese ist, um einen Ausdruck zu verwenden, der dem heiligen Paulus lieb war, aber auch von der zeitgenössischen Theologie geschätzt wird, "das Geheimnis Christi". Katechisieren heißt in gewisser Weise, jemanden anleiten, dieses Geheimnis in all seinen Dimensionen zu erforschen: "enthüllen, wie jenes Geheimnis Wirklichkeit geworden ist, ... mit allen Heiligen dazu fähig sein, die Länge und Breite, die Höhe und Tiefe zu ermessen und die Liebe Christi zu verstehen, die alles Erkennen übersteigt. ... mehr und mehr von der ganzen Fülle Gottes erfüllt"[Eph 3, 9. 18—19.] werden. Es geht also darum, in der Person Christi den gesamten ewigen Plan Gottes aufzuzeigen, der sich in ihr erfüllt. Es ist das Bemühen, die Bedeutung der Taten und Worte Christi und der von ihm gewirkten Zeichen zu verstehen; denn sie verhüllen und offenbaren zugleich sein Geheimnis. In diesem Sinn ist es das Endziel der Katechese, jemanden nicht nur in Kontakt, sondern in Gemeinschaft, in Lebenseinheit mit Jesus Christus zu bringen: er allein kann zur Liebe des Vaters im Heiligen Geiste hinführen und uns Anteil am Leben der Heiligsten Dreifaltigkeit geben.

Die Lehre Christi vermitteln

6 Christus im Zentrum der Katechese bedeutet aber auch, dass in ihr nicht jeder seine eigene Lehre oder die eines anderen Meisters vermitteln will, sondern die Lehre Jesu Christi, die Wahrheit, die er mitteilt, oder genauer: die Wahrheit, die er ist [Vgl. Joh 14, 6.]. Man muss also sagen, dass in der Katechese nur Christus, das fleischgewordene Wort und der Sohn Gottes, gelehrt wird — und alles andere im Hinblick auf ihn. Und Christus allein ist Lehrer, jeder andere nur in dem Maße, wie er Christi Wort weitergibt und es so Christus ermöglicht, durch seinen Mund zu lehren. Jeder Katechet — welchen Verantwortungsgrad er auch immer in der Kirche haben mag— muss daher ständig darum besorgt sein, durch seinen Unterricht und sein Verhalten die Lehre und das Leben Jesu selber hervortreten zu lassen. Er sucht die Aufmerksamkeit und Zustimmung von Herz und Verstand des Glaubensschülers keineswegs auf sich selber und die eigenen Meinungen festzulegen. Vor allem darf er seine persönlichen Meinungen und Wertungen nicht so auf- drängen, als wären diese die Lehre und die Lektionen aus dem Leben Christi. Jeder Katechet müßte auf sich selber die geheimnisvollen Worte Jesu anwenden können: "Meine Lehre stammt nicht von mir, sondern von dem, der mich gesandt hat [Joh 7,16. Dies ist ein bevorzugtes Thema des vierten Evangeliums: vgl. Joh 3, 34; 8, 28; 12, 49 — 50; 14, 24; 17, 8. 14.]." Dies tat auch der heilige Paulus, als er eine Frage von größter Wichtigkeit behandelte: "Ich habe vom Herrn empfangen, was ich euch überliefert habe[1 Kor 11,23: das Wort "überliefern", hier vom heiligen Paulus verwendet, wird öfter im Apostolischen Schreiben Evangelii Nuntiandi benutzt, um die Verkündigung der Kirche zu beschreiben, z.B. Nr. 4, 15, 78, 79.]." Welch ständigen Umgang mit dem Wort Gottes, wie es vom Lehramt der Kirche überliefert wird, welch inniges Verhältnis zu Christus und zum Vater, welchen Gebetsgeist und wieviel Selbstlosigkeit muss der Katechet haben, um sagen zu können: "Meine Lehre stammt nicht von mir! "

Christus als Lehrer

7 Diese Lehre ist nicht ein Gebäude von abstrakten Wahrheiten, sondern vielmehr die Vermittlung des lebendigen Geheimnisses Gottes. Die Würde dessen der im Evangelium lehrt, sowie die Art seiner Lehre übersteigen in jeder Hinsicht die anderen "Lehrer" in Israel; denn es besteht ein einzigartiges Band zwischen dem, was er sagt, was er tut und was er ist. Dennoch bleibt bestehen, dass die Evangelien ganz klar von Augenblicken berichten, wo Jesus "lehrt". "Was Jesus getan und gelehrt hat [Apg 1,1.]": in diesen Worten am Beginn der Apostelgeschichte faßt der heilige Lukas zwei Pole innerhalb der Sendung Christi zusammen und unterscheidet sie zugleich.

Jesus hat gelehrt. Das bezeugt er von sich selbst: "Tag für Tag saß ich im Tempel und lehrte [Mt 26, 55; vgl. Joh 18, 20.]." Die Evangelisten beobachten es voll Staunen und sind überrascht, ihn immer und überall lehren zu sehen, und zwar auf eine Weise und mit einer Autorität, wie sie bis dahin unbekannt waren: "Wieder kam das Volk zu ihm, und er lehrte es, wie er gewohnt war [Mk 10,1.]"; "und sie waren bestürzt über seine Lehre, denn er lehrte sie wie einer, der Vollmacht hat [Mk 1, 22 ;vgl. auch Mt 5,2; 11,1; 13,54; 22,16; Mk 2,13; 4, 1; 6, 2.6; Lk 5,3.17; Joh 7, 14; 8, 2 u. a.]." Auch seine Feinde stellen dies fest, um ihn deswegen anklagen und verurteilen zu können: "Er wiegelt das Volk auf und verbreitet seine Lehre in ganz Judäa, von Galiläa bis hierher [Lk 23,5.]."

Er allein "Meister"

8 Wer so lehrt, verdient in einzigartiger Weise den Titel "Meister". Wie oft wird er nicht im ganzen Neuen Testament und zumal in den Evangelien als "Meister" bezeichnet [An fast 50 Stellen der vier Evangelien wird dieser Titel Jesus zugeschrieben. Er ist der gesamten jüdischen Überlieferung entnommen, hat aber hier eine neue Bedeutung, die Christus selber oft ins Licht zu rücken sucht.]! Vor allem die Zwölf, die übrigen Jünger und die Scharen der Zuhörer nennen ihn "Meister", mitunter voller Bewunderung, Vertrauen und Zärtlichkeit [Vgl. u. a; Mt 8, 19; Mk 4,38; 9,38; 10, 35; 13, 1; Joh 11,28.]. Sogar die Pharisäer und Sadduzäer, die Gesetzeslehrer und die Juden im allgemeinen verweigern ihm diesen Titel nicht: "Meister, wir möchten von dir ein Zeichen sehen [Mt 12, 38.]"; "Meister, was muss ich tun, um das ewige Leben zu erlangen? [Lk 10, 25; vgl. Mt 22, 16.] " Vor allem aber nennt Jesus sich selber, und zwar in besonders feierlichen und sehr bedeutsamen Augenblicken "Meister": "Ihr nennt mich Meister und Herr, und ihr habt recht; denn ich bin es [Joh 13, 13 —14; vgl. auch Mt 10, 25; 26, 18 u. par.]"; er stellt ferner die Einzigartigkeit, das Einmalige seines Meisterseins heraus: "Nur einer ist euer Meister [Mt 23, 8. Ignatius von Antiochien greift diese Feststellung auf und kommentiert sie wie folgt: "Wir haben den Glauben empfangen, und deswegen wollen wir auch als Jünger Jesu Christi, unseres einzigen Meisters, anerkannt werden" (Brief an die Magnesier, IX, 1, Funk 1, 239).]": Christus. Man versteht, dass im Verlauf von zwei Jahrtausenden Menschen jeder Herkunft, Rasse und Nation ihm in allen Sprachen der Erde diesen Titel voll Verehrung beigelegt und damit auf ihre Weise das Wort des Nikodemus aufgegriffen haben: "Wir wissen, du bist ein Lehrer, der von Gott gekommen ist [26 Joh 3,2.]."

Diese Gestalt des lehrenden Christus, zugleich erhaben und vertraut, beeindruckend und ermutigend und deshalb so anziehend, dass schon die Evangelisten sie mit ihrer Feder gezeichnet haben und danach die darstellende Kunst seit den Anfängen des Christentums [Die Darstellung Christi, des Lehrers, wie er seine Lehre verkündet, taucht schon in den römischen Katakomben auf. Sehr oft wird sie in den Mosaiken der römisch-byzantinischen Kunst des dritten und vierten Jahrhunderts verwandt. Sie bildet ebenfalls ein vorherrschendes künstlerisches Motiv bei den großen romanischen und gotischen Kathedralen des Mittelalters.] sie immer wieder zu ihrem Gegenstand erwählt hat, möchte auch ich am Beginn dieser Überlegungen zur Katechese in der Welt von heute besonders herausstellen.

Sein ganzes Leben eine Lehre

9 Dabei bin ich mir bewußt, dass die überragende Stellung Christi als Meister, die einzigartige Kohärenz und überzeugende Kraft seiner Lehre sich nur dadurch erklären lassen, dass seine Worte, seine Gleichnisse und Beweise sich niemals von seinem Leben und Sein trennen lassen. In diesem Sinn war das ganze Leben Christi ein beständiges Lehren: die Momente seines Schweigens, seine Wunder, seine Taten, sein Beten, seine Liebe zum Menschen, seine Vorliebe für die Kleinen und Armen, die Annahme des letzten Opfers für die Erlösung der Welt am Kreuz und seine Auferstehung: dies alles macht sein Wort wirklich und wahr und vollendet seine Offenbarung. So ist für die Christen das Kruzifix eines der erhabensten und volkstümlichsten Bilder des lehrenden Christus.

Alle diese Überlegungen, die sich an die großen Überlieferungen der Kirche anschließen, sollen in uns die Begeisterung für Christus kräftigen, für den Meister, der den Menschen offenbart, wer Gott ist, und auch, wer der Mensch ist; für den Meister, der rettet, heiligt und führt, der lebt, spricht, aufrüttelt und erschüttert, zurechtweist, richtet und verzeiht, der täglich den Weg durch die Geschichte mit uns geht; für den Meister, der kommt und kommen wird in Herrlichkeit.

Nur in tiefer Gemeinschaft mit ihm können die Katecheten Licht und Kraft finden für eine echte und wünschenswerte Erneuerung der Katechese.


Eine Erfahrung so alt wie die Kirche

Die Sendung der Apostel

10 Das Bild des lehrenden Christus hatte sich dem Geist der Zwölf und der ersten Jünger eingeprägt, und der Auftrag: "Geht hin ... macht alle Menschen zu meinen Jüngern [Mt 28, 19.] " hat ihr ganzes Leben bestimmt. Der heilige Johannes bezeugt dies in seinem Evangelium, wenn er die Worte Jesu anführt: "Ich nenne euch nicht mehr Knechte; denn der Knecht weiß nicht, was sein Herr tut; ich habe euch Freunde genannt, weil ich euch alles geoffenbart habe, was ich von meinem Vater gehört habe [Joh 15, 15.]." Nicht sie haben sich entschlossen, Jesus zu folgen, Jesus selbst hat sie vielmehr erwählt, sie bei sich behalten und schon vor seinem Pascha unterwiesen, damit sie hingehen und Frucht bringen und ihre Frucht bleibe [Vgl. Joh 15, 16.]. Deswegen vertraut er ihnen nach der Auferstehung auch in offizieller Weise die Sendung an, ihm aus allen Völkern Jünger zu gewinnen.

Das ganze Buch der Apostelgeschichte bezeugt, dass die Jünger ihrer Berufung und dem empfangenen Auftrag treu geblieben sind. Die Mitglieder der ersten christlichen Gemeinde zeigen sich dort beharrlich "in der Lehre der Apostel und in der Gemeinschaft, im Brechen des Brotes und in den Gebeten [Apg 2,42.] " Man hat hier zweifellos das bleibende Bild einer Kirche vor sich, die sich durch die Lehre der Apostel bildet und ständig vom Wort des Herrn lebt, dieses im eucharistischen Opfer feiert und der Welt davon Zeugnis gibt, indem sie Liebe übt.

Als die Gegner am Tun der Apostel Anstoß nahmen, zeigten sie sich "aufgebracht, weil sie das Volk lehrten [Apg 4,2.] "; die Weisung, die sie ihnen gaben, lautete daher, nicht mehr im Namen Jesu zu lehren [Vgl. Apg 4, 18; 5, 28.]. Wir wissen jedoch, dass die Apostel es gerade in diesem Punkt für richtig hielten, Gott mehr zu gehorchen als den Menschen [Vgl. Apg 4, 19.].

Die Katechese zur Zeit der Apostel

11 Die Apostel zögerten nicht, den Dienst des Apostolates [Vgl. Apg 1,25.] mit anderen zu teilen. Sie übertrugen den Auftrag zu lehren auf ihre Nachfolger. Sie übertrugen ihn auch den Diakonen, und zwar vom Anfang ihrer Berufung an: Stephanus, "voll Gnade und Kraft", hört unter dem Antrieb des Geistes der Weisheit nicht auf zu lehren [Vgl. Apg 6, 8 ff.; vgl. auch Philippus, der den Beamten der Königin von Äthiopien unterweist: Apg 8, 26 ff.]. Die Apostel ziehen für ihren Auftrag zu lehren "viele andere" Jünger heran [Vgl. Apg 15,35.]; und selbst einfache Christen, durch eine Verfolgung zerstreut, "zogen umher und verkündeten das Wort" der Frohen Botschaft [Apg 8, 4.]. Der heilige Paulus ist der einzigartige Herold dieser Verkündigung, von Antiochien bis nach Rom, wo das letzte Bild, das uns die Apostelgeschichte von ihm überliefert, das Bild eines Menschen ist, der "mit allem Freimut über den Herrn Jesus Christus lehrte [Apg 28, 31.]". Seine zahlreichen Briefe ergänzen und vertiefen diese Verkündigung. Die Briefe der heiligen Petrus, Johannes, Jakobus und Judas sind ebenfalls Zeugnisse für die Katechese zur Zeit der Apostel.

Die Evangelien, die vor ihrer Niederschrift Ausdruck einer den christlichen Gemeinden mündlich überlieferten Lehre waren, weisen mehr oder weniger deutlich eine katechetische Struktur auf. Hat man nicht den Bericht des heiligen Matthäus das Evangelium des Katecheten und den des heiligen Markus das Evangelium des Katechumenen genannt?

Bei den Kirchenvätern

12 Die Kirche setzt diesen Lehrauftrag der Apostel und ihrer ersten Mitarbeiter fort. Da sie sich selber Tag für Tag zu Jüngern des Herrn macht, wird sie mit Recht "Mutter und Lehrerin" genannt [Vgl. die Enzyklika Mater et Magistra von Papst Johannes XXIII., AAS 53 (1961) 401: Die Kirche ist "Mutter", denn sie gebiert durch die Taufe ohne Unterlaß neue Kinder und läßt die Familie Gottes wachsen. Sie ist "Lehrerin", denn sie sorgt dafür, dass ihre Kinder in der Gnade der Taufe wachsen. Sie nährt ihren sensus fidei durch die Unterweisung in den Glaubenswahrheiten.]. Von Klemens von Rom bis zu Origenes [Vgl. z. B.: den Brief des Klemens von Rom an die Kirche von Korinth, die Didache, den "Brief der Apostel", die Schriften des Irenäus von Lyon (Demonstratio apostolicae praedicationis und Adversus haereses), von Tertullian (De baptisma), des Klemens von Alexandrien (Der Pädagoge), des Cyprian (Testimonia ad Quirinum), des Origenes (Contra Celsum) usw.] erlebt das nachapostolische Zeitalter das Entstehen bedeutender Werke. Danach beobachten wir folgende eindrucksvolle Tatsache: Bischöfe und Seelsorger und gerade die angesehensten unter ihnen, vor allem im dritten und vierten Jahrhundert, betrachten es als einen wichtigen Teil ihres bischöflichen Dienstes, katechetische Unterweisungen vorzutragen oder in Buchform niederzuschreiben. Es ist die Zeit des Cyrill von Jerusalem und Johannes Chrysostomus, des Ambrosius und Augustinus, in der wir aus der Feder so vieler Kirchenväter Werke entstehen sehen, die für uns bleibende Vorbilder sind.

Es ist nicht möglich, hier auch nur sehr kurz das katechetische Wirken zu schildern, das die Ausbreitung und den Weg der Kirche in den verschiedenen Epochen der Geschichte auf allen Kontinenten und unter den verschiedensten sozialen und kulturellen Verhältnissen getragen hat. Gewiß hat es nie an Schwierigkeiten gefehlt. Doch hat das Wort des Herrn durch die Jahrhunderte hin seinen Lauf genommen; es hat sich nach einem Wort des heiligen Paulus ausgebreitet und ist verherrlicht worden [Vgl. 2 Thess 3, 1.].

Konzile und Missionen

13 Der katechetische Dienst gewinnt auf den Konzilen immer neue Kraft. Das Konzil von Trient bietet hier ein bemerkenswertes Beispiel: es hat in seinen Konstitutionen und Dekreten der Katechese den Vorrang eingeräumt. Es hat den "Römischen Katechismus" angeregt, der auch seinen Namen trägt und ein Werk ersten Ranges darstellt als Zusammenfassung der christlichen Lehre und der überlieferten Theologie zum Gebrauch für die Priester. Es hat in der Kirche eine erstaunliche Organisation der Katechese eingeleitet, die Kleriker für ihre Verpflichtung zum katechetischen Unterricht aufgerüttelt und auch dank der Arbeit heiliger Theologen wie Karl Borromäus, Robert Bellarmin oder Petrus Canisius die Publikation von Katechismen zur Folge gehabt, die für die damalige Zeit wirklich vorbildlich waren. Möchte doch das II. Vatikanische Konzil in unseren Tagen einen ähnlichen Schwung und vergleichbare Ergebnisse bewirken!

Ein vorzügliches Wirkungsfeld für eine gute Katechese bilden auch die Missionen. So hat das Volk Gottes sich seit fast zweitausend Jahren unauthörlich im Glauben erzogen und dabei Formen verwandt, die den verschiedenen Bedingungen der Gläubigen und den vielfältigen kirchlichen Verhältnissen angepaßt waren.

Die Katechese ist mit dem ganzen Leben der Kirche eng verbunden. Nicht nur ihre geographische Ausdehnung und ihr zahlenmäßiges Wachstum, sondern auch und mehr noch das innere Wachstum der Kirche, ihre Übereinstimmung mit Gottes Heilsplan, hängen wesentlich von der Katechese ab. Aus den Erfahrungen, die wir hier aus der Geschichte der Kirche angeführt haben, verdienen einige Punkte allem unter vielen anderen — besonders herausgestellt zu werden.

Die Katechese als Recht und Pflicht der Kirche

14 Es ist vor allem deutlich, dass die Katechese für die Kirche immer eine heilige Verpflichtung und ein unverzichtbares Recht gewesen ist. Sie ist gewiß einerseits eine Pflicht, die sich aus dem Auftrag des Herrn herleitet und vor allem denen obliegt, die im Neuen Bund die Berufung zum Hirtendienst empfangen. Anderseits kann man ebenso von einem Recht sprechen: vom theologischen Standpunkt aus hat jeder Getaufte gerade auf Grund seiner Taufe das Recht, von der Kirche eine Unterweisung und Bildung zu empfangen, die ihm ein echt christliches Leben ermöglichen. Vom Gesichtspunkt der Menschenrechte her hat jede menschliche Person das Recht, die religiöse Wahrheit zu suchen und ihr in Freiheit anzuhangen, das heißt "frei ... von jedem Zwang sowohl von seiten einzelner wie gesellschaftlicher Gruppen, wie jeglicher menschlichen Gewalt, so dass in religiösen Dingen niemand gezwungen wird, gegen sein Gewissen zu handeln, noch daran gehindert wird, ... nach seinem Gewissen zu handeln [II. Vatikanisches Konzil, Erklärung über die Religionsfreiheit Dignitatis Humanae, Nr. 2: AAS 58 (1966) 930.]".

Daher muss die katechetische Tätigkeit unter günstigen zeitlichen und räumlichen Bedingungen stattfinden können sowie zu den Massenmedien und geeigneten Arbeitshilfen Zugang haben, ohne dass Eltern, Schüler oder Katecheten diskriminiert werden. Gewiß ist heute dieses Recht mehr und mehr anerkannt, wenigstens was die obersten Grundsätze angeht. Das bezeugen die internationalen Erklärungen oder Abmachungen, in denen man bei all ihrer Begrenztheit doch den Gewissenswunsch eines Großteils der Menschen von heute erkennen kann [Vgl. Die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte (UNO) vom 10. Dezember 1948, Art. 18; Internationale Abmachung zu den bürgerlichen und politischen Rechten (UNO) vom 16. Dezember 1966, Art. 4; Schlußakte der Konferenz über die Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa, Paragraph VII.]. Zahlreiche Staaten verletzen freilich dieses Recht, so dass Religionsunterricht erteilen, erteilen lassen oder empfangen sogar zum Vergehen wird, das mit Sanktionen zu rechnen hat. Ich erhebe deshalb gemeinsam mit den Vätern der Synode mit allem Nachdruck meine Stimme gegen jede Diskriminierung im Bereich der Katechese. Zugleich richte ich erneut einen dringenden Aufruf an die Verantwortlichen, dass solche Behinderungen völlig aufhören, die die menschliche Freiheit im allgemeinen und die Religionsfreiheit im besonderen belasten.

Eine vorrangige Aufgabe

15 Der zweite Punkt betrifft den Rang der Katechese in den Pastoralplänen der Kirche. Je mehr diese sich fähig zeigt, auf örtlicher oder höchster Ebene der Katechese gegenüber anderen Werken und Aufgaben, auch wenn diese aufsehenerregendere Erfolge bringen könnten, Priorität zuzuerkennen, desto mehr kräftigt sie durch die Katechese ihr inneres Leben als Glaubensgemeinschaft und ihr missionarisches Wirken nach außen. Die Kirche ist gegen Ende dieses 20. Jahrhunderts durch Gott und die Ereignisse, die ebenfalls Gottes Anruf enthalten, dazu aufgefordert, der katechetischen Arbeit neues Vertrauen entgegenzubringen; denn es geht hierbei um eine vorrangige Aufgabe ihrer Sendung. Sie ist aufgerufen, ihre besten Möglichkeiten an Menschen und Energien, ohne Arbeit und Mühen oder auch materielle Kosten zu scheuen, in den Dienst der Katechese zu stellen, um sie besser zu organisieren und qualifiziertes Personal dafür heranzubilden. Mehr als auf bloß menschliches Planen kommt es hier auf die Glaubenshaltung an; der Glaube aber bezieht sich immer auf die Treue Gottes, der mit seiner Antwort nie zögern wird.

Gemeinsame und spezielle Verantwortung

16 Ein dritter Punkt: Die Katechese war immer eine Aufgabe und muss es bleiben, für die die ganze Kirche sich verantwortlich fühlen und bereit sein muss. Doch kommt ihren Gliedern je nach ihrer Sendung eine unterschiedliche Verantwortlichkeit zu. Die Oberhirten haben kraft ihres Amtes auf verschiedenen Ebenen die höchste Verantwortung für die Förderung, Ausrichtung und Koordinierung der Katechese. Der Papst ist sich seinerseits der obersten Verantwortung lebhaft bewußt, die er auf diesem Gebiet hat: er findet hier Grund für seine pastorale Sorge, aber vor allem auch eine Quelle der Freude und Hoffnung. Die Priester, Ordensmänner und Ordensfrauen haben hier ein vorrangiges Arbeitsfeld für ihr Apostolat. Die Eltern haben auf einer anderen Ebene ihre einmalige Verantwortung. Auch die Lehrer, die verschiedenen Mitarbeiter der Kirche, die Katecheten und, in ihrem Bereich, die Fachleute der sozialen Kommunikationsmittel tragen alle eine abgestufte, aber doch sehr klare Verantwortung für die Bildung eines gläubigen Gewissens, die für das Leben der Kirche wichtig ist und auch auf das Leben der Gesellschaft selber zurückstrahlt. Eine der wertvollsten Früchte der Generalversammlung der Synode, die ganz der Katechese gewidmet war, sollte sein, ein lebendiges und zum Handeln bereites Bewußtsein dieser unterschiedlichen, aber doch allen gemeinsamen Verantwortung in der ganzen Kirche und in allen ihren Bereichen zu wecken.

Die Aufgabe einer ständigen maßvollen Erneuerung

17 Schließlich braucht die Katechese eine ständige Erneuerung, was eine gewisse Erweiterung ihres Begriffes, ihre Methoden, die Suche nach einer angemessenen Sprache und die Verwendung von neuen Hilfsmitteln für die Weitergabe der Botschaft angeht. Diese Erneuerung hat nicht immer den gleichen Wert, und die Väter der Synode haben die Grenzen oder sogar "Mängel" der bis heute realisierten Formen [Bischofssynode, De catechesi hoc nostro tempore tradenda praesertim pueris atque iuvenibus, Ad Populum Dei Nuntius, Nr. 1 und 4: a. a. 0., S. 3 — 4; 6 — 7; vgl. "L'Osservatore Romano", 30. Oktober 1977, S. 3.] realistisch zur Kenntnis genommen, bei allem unleugbaren Fortschritt an lebendigem katechetischem Wirken und verheißungsvollen Initiativen. Diese Begrenztheit ist besonders schwerwiegend, wenn sie die Integrität des Inhalts bedroht. Die "Botschaft an das Volk Gottes" hat daher deutlich betont, dass für die Katechese "ein routinemäßiges Wiederholen, das jede Änderung ablehnt, ebenso verhängnisvoll ist wie das unbedachte Improvisieren, das die Probleme zu leichtfertig behandelt [Ebd. Nr. 6: a. a. 0., 30. Oktober 1977, S. 7—8.]". Der Konservatismus führt zum Stillstand, zur Lethargie und am Ende zur Auflösung der Katechese. Unbedachtes Verhalten aber führt zur Verwirrung der Schüler und deren Eltern; wenn es sich um Kinder handelt, zu jeder möglichen Entartung, zum Bruch und schließlich zur völligen Zerstörung der Einheit. Es kommt darauf an, dass die Kirche auch heute den Beweis erbringt, wie sie es in anderen Zeiten ihrer Geschichte verstanden hat, dass sie beider Suche und Anwendung neuer Wege und Perspektiven für den katechetischen Unterricht im Sinne des Evangeliums weise, mutig und treu ist.

Die Katechese innerhalb der seelsorglichen und missionarischen Tätigkeit der Kirche

Die Katechese: eine Etappe der Evangelisierung

18 Die Katechese darf nicht aus dem Gesamtzusammenhang der seelsorglichen und missionarischen Tätigkeit der Kirche gelöst werden. Sie hat gleichwohl ihren besonderen Stellenwert, über den die 4. Generalversammlung der Bischofssynode während der vorbereitenden Arbeiten und bei der Tagung selber oft reflektiert hat. Die Frage beschäftigt auch die öffentliche Meinung innerhalb und außerhalb der Kirche.

Es ist hier nicht der Ort, eine streng formale Definition der Katechese zu geben. Das ist ausreichend im "Allgemeinen Katechetischen Direktorium [Kleruskongregation: Allgemeines Katechetisches Direktorium, Nr. 17—35: AAS 64 (1972) 110—118.]" geschehen, und es ist Sache der Fachleute, den Begriff und die Zusammenhänge der Katechese noch weiter zu entfalten.

Angesichts der Unsicherheiten in der Praxis stellen wir einfach einige wesentliche Gesichtspunkte heraus, wie sie im übrigen bereits in den Dokumenten der Kirche gründlich dargelegt sind, die zu einem genauen Verständnis der Katechese gehören und ohne die man Gefahr liefe, ihre ganze Bedeutung und Tragweite nicht zu erfassen.

Allgemein kann man hier davon ausgehen, dass die Katechese eine Glaubenserziehung von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen ist, die vor allem eine Darbietung der christlichen Lehre umfaßt, wobei man im allgemeinen organisch und systematisch vorgeht, um die Schüler in die Fülle des christlichen Lebens einzuführen. So verstanden ist die Katechese, ohne formal damit zusammenzufallen, mit einer gewissen Zahl von Seelsorgsaufgaben der Kirche verknüpft, die einen katechetischen Aspekt haben oder die Katechese entweder vorbereiten oder aus ihr folgen: die erste Verkündigung des Evangeliums oder die missionarische Predigt des Kerygmas, um den Glauben zu wecken, die Apologetik oder das Bemühen um Vernunftgründe für den Glauben, die Erfahrung des christlichen Lebens, die Feier der Sakramente, die Integration in die kirchliche Gemeinschaft sowie das apostolische und missionarische Zeugnis.

Bedenken wir zunächst, dass zwischen Katechese und Evangelisierung weder ein Gegensatz noch eine Trennung besteht, aber auch keine einfache Identität. Beide sind vielmehr eng miteinander verbunden, indem sie sich gegenseitig ergänzen und vollenden.

Das Apostolische Schreiben Evangelii Nuntiandi vom 8. Dezember 1975 über die Evangelisierung in der Welt von heute hat mit Recht betont, dass die Evangelisierung, deren Ziel es ist, die Frohbotschaft der ganzen Menschheit zugänglich zu machen, damit sie davon lebt, eine reiche, vielschichtige und dynamische Wirklichkeit ist. Zu ihr gehören wesentliche, untereinander verschiedene Elemente oder vielleicht besser Momente, die man im Gesamtablauf einer einzigen Bewegung als Einheit sehen muss [Vgl. Nr. 17—24: AAS 68 (1976) 17—22.]. Die Katechese ist eines dieser Momente — wohl ein sehr wichtiges — unter allen Vorgängen der Evangelisierung.

Katechese und erste Verkündigung des Evangeliums

19 Im Unterschied zur ersten Verkündigung des Evangeliums, die zur Bekehrung geführt hat, verfolgt die Katechese in ihrer Eigenart vor allem das doppelte Ziel, den anfänglichen Glauben reifen zu lassen und den wahren Jünger Christi durch eine vertiefte und mehr systematische Kenntnis der Person und Botschaft unseres Herrn Jesus Christus weiterzubilden [Vgl. Bischofssynode, De catechesi hoc nostro tempore tradenda praesertim pueris atque iuvenibus, Ad Populum Dei Nuntius, Nr. 1: a. a. 0., S.3 f.; vgl. "L'Osservatore Romano", 30. Oktober 1977, S. 3.]. In der katechetischen Praxis jedoch muss diese ideale Ordnung der Tatsache Rechnung tragen, dass oft die erste Evangelisierung noch nicht stattgefunden hat. Eine gewisse Anzahl von kurz nach der Geburt getauften Kindern kommt zur Pfarrkatechese, ohne. irgendeine andere Einführung in den Glauben erhalten zu haben und ohne bisher irgendeine ausdrückliche und persönliche Bindung an Jesus Christus zu besitzen. Sie haben lediglich die in ihnen durch die Taufe und die Gegenwart des Heiligen Geistes grundgelegte Fähigkeit zu glauben. Dazu kommen die Vorurteile eines wenig christlichen Familienmilieus oder einer positivistisch ausgerichteten Erziehung, die schnell etliche Widerstände aufbauen. Hinzurechnen muss man außerdem nichtgetaufte Kinder, für die die Eltern erst später eine religiöse Erziehung zulassen: aus praktischen Gründen wird ihr Weg als Katechumenen großenteils oft im Verlauf der normalen Katechese nachgeholt. Dann sind hier zahlreiche Jugendliche und junge Erwachsene zu nennen, die zwar getauft sind und eine systematische Katechese wie auch die Sakramente empfangen haben, aber noch lange im Zweifel bleiben, ob sie ihr ganzes Leben in bewußter Verbindung mit Christus gestalten sollen, wenn sie nicht gar im Namen ihrer Freiheit einer religiösen Bildung auszuweichen suchen. Die Erwachsenen schließlich sind auch selber nicht sicher vor Versuchungen zum Zweifel oder zur Aufgabe des Glaubens, vor allem wenn eine glaubenslose Umwelt sich auswirkt. Das heißt, die Katechese muss sich oft nicht nur, darum kümmern, den Glauben zu lehren und zu vertiefen, sondern ihn mit Hilfe der Gnade auch ständig zu wecken, die Herzen zu öffnen und zu bekehren und alle, die sich noch auf der Schwelle zum Glauben befinden, für ein umfassendes Ja zu Jesus Christus vorzubereiten. Dieses Anliegen bestimmt zum Teil Ton, Sprache und Methode der Katechese.

Spezifisches Ziel der Katechese

20 Spezifisches Ziel der Katechese bleibt dennoch, mit der Hilfe Gottes einen noch anfanghaften Glauben zu entwickeln, das christliche Leben der Gläubigen jeden Alters zur Fülle zu bringen und es täglich zu nähren. Es geht tatsächlich darum, auf der Ebene des Bewußtseins und im Leben den Samen des Glaubens zum Wachsen zu bringen, den der Heilige Geist bei der Erstverkündigung gesät hat, bevor er dann durch die Taufe endgültig übertragen wurde.

Die Katechese möchte also das Verständnis für das Geheimnis Christi im Licht der Heiligen Schrift entwickeln, damit der ganze Mensch hiervon geprägt wird. Durch das Wirken der Gnade in ein neues Geschöpf umgewandelt, macht der Christ sich so für die Nachfolge Christi bereit und lernt in der Kirche immer besser, zu denken wie er, zu urteilen wie er, zu handeln nach seinen Geboten und zu hoffen, wie er uns einlädt.

Näherhin ist es das Ziel der Katechese im Gesamt der Evangelisierung, die Etappe der Unterweisung und der Reifung zu sein, das heißt die Zeit, da der Christ bereits im Glauben die Person Jesu Christi als alleinigen Herrn angenommen und sich durch eine aufrichtige Bekehrung des Herzens ihm ganz zu eigen gegeben hat und sich nun bemüht, diesen Christus, dem er sich anvertraut hat, besser kennenzulernen: sein "Geheimnis" zu verstehen und das Reich Gottes, das er verkündet, die Forderungen und Verheißungen seiner Frohen Botschaft zu erfassen und die Wege, die er für alle, die ihm nachfolgen wollen, aufgezeigt hat.

Wenn Christsein also in Wahrheit das Ja zu Jesus Christus bedeutet, dann erinnere ich daran, dass dieses Ja zwei Ebenen hat: es besteht einmal darin, sich dem Wort Gottes auszuliefern und sich ganz darauf zu verlassen; in einem zweiten Schritt bedeutet es aber auch das Bemühen, den tiefen Sinn dieses Wortes immer besser zu erkennen.

Notwendigkeit einer systematischen Katechese

21 In seiner Ansprache zum Abschluß der 4. Generalversammlung der Synode schätzte Papst Paul VI. sich glücklich zu hören, "dass alle die absolute Notwendigkeit einer gut strukturierten und folgerichtigen Katechese betont hatten; denn eine solche Vertiefung des Geheimnisses des Christentums unterscheidet grundsätzlich die Katechese von allen anderen Formen der Verkündigung des Wortes [Ansprache zum Abschluß der Synode, 29. Oktober 1977: AAS 69 (1977) 634.]".

Angesichts der praktischen Schwierigkeiten sollen hier unter anderem folgende Merkmale dieses Unterrichts hervorgehoben werden:

— es muss ein systematischer Unterricht sein, der nicht improvisiert, sondern nach einem Programm dargeboten wird, so dass ein klares Ziel erreicht werden kann;

— es geht um einen Unterricht, der das Wesentliche behandelt, ohne den Anspruch zu erheben, alle anstehenden Fragen zu behandeln oder zu theologischer Forschung und wissenschaftlicher Exegese zu werden; es muss dennoch ein vollständiger Unterricht sein, der nicht bei der Erstverkündigung des christlichen Geheimnisses stehenbleibt, wie es beim Kerygma gegeben ist;

— es soll eine vollständige Einführung ins Christentum sein, die sich für alle Bereiche des christlichen Lebens offenhält. Ohne das Interesse der Katechese an den zahlreichen Gelegenheiten zu vergessen, die sich im Zusammenhang mit dem persönlichen, familiären, sozialen oder kirchlichen Leben bieten und die man zu nutzen wissen sollte

— ich komme in Kapitel VI darauf zurück—, bestehe ich auf der Notwendigkeit eines organischen und systematischen Religionsunterrichts; denn von verschiedener Seite ist man geneigt, seine Wichtigkeit herunterzuspielen.

Katechese und Erfahrung im Leben

22 Es hat keinen Sinn, die Orthopraxis gegen die Orthodoxie auszuspielen: das Christentum besteht untrennbar aus beidem. Feste und wohlbedachte Überzeugungen führen zu mutigem, klarem Handeln; das Bemühen um die Erziehung der Gläubigen, damit sie heute als Jünger Christi leben, ruft nach einer vertieften Erkenntnis des Geheimnisses Christi in der Heilsgeschichte und erleichtert sie zugleich.

Genauso wenig ist es sinnvoll, für die Preisgabe eines ernsthaften und geordneten Studiums der Botschaft Christi einzutreten zugunsten einer Methode, die der gelebten Erfahrung den Vorzug gibt. "Niemand kann durch eine lediglich private Erfahrung zur umfassenden Wahrheit gelangen, d. h. ohne entsprechende Entfaltung der Botschaft Christi, der >Weg, Wahrheit und Leben< ist (Joh 14, 6) [Ebd.]."

Man sollte auch nicht weiter eine Katechese, die vom Leben ausgeht, gegen eine traditionelle, lehrhafte und systematische Katechese ausspielen [Allgemeines Katechetisches Direktorium, Nr. 40 und 46: AAS 64(1972)121 und 124—125.]. Die echte Katechese ist immer eine geordnete und systematische Einführung in die Offenbarung, die Gott von sich selber dem Menschen in Jesus Christus geschenkt hat, eine Offenbarung, die im tiefen Bewußtsein der Kirche und in der Heiligen Schrift bewahrt und fortwährend durch eine lebendige und aktive "traditio" von einer Generation zur anderen weitergegeben wird. Diese Offenbarung ist aber nicht vom Leben losgelöst und auch nicht nur künstlich an seine Seite gestellt. Sie richtet sich ja auf den letzten Sinn des Daseins, das sie vollständig mit dem Licht des Evangeliums erleuchtet, um anzuregen oder in Frage zu stellen. Darum können wir auf die Katecheten anwenden, was das II. Vatikanische Konzil in besonderer Weise von den Priestern sagt: sie sind Erzieher — des Menschen und des menschlichen Lebens — im Glauben [Vgl. Dekret über Dienst und Leben der Priester, Presbyterorum Ordinis, Nr. 6: AAS 58 (1966) 999.].

Katechese und Sakramente

23 Die Katechese ist von ihrem Wesen her mit dem gesamten liturgischen und sakramentalen Handeln verbunden; denn gerade in den Sakramenten und zumal in der Eucharistie wirkt Jesus Christus aus der Fülle seiner Person, um die Menschen umzuwandeln.

In der Urkirche waren Katechumenat und Vorbereitung auf die Taufe und die Eucharistie ein und dasselbe. Wenn auch die Kirche ihre Praxis in diesem Bereich für die altchristlichen Länder geändert hat, ist doch das Katechumenat dort nie abgeschafft worden; im Gegenteil, es erlebt sogar eine Erneuerung [Vgl. Ordo initiationis christianae adultorum.]; in den jungen Missionskirchen wird es sogar in großem Umfang praktiziert. In jedem Fall bleibt die Katechese immer auf die Sakramente bezogen. Einerseits ist eine sehr wichtige Form der Katechese die Vorbereitung auf den Empfang der Sakramente; jede Katechese führt notwendig zu den Sakramenten des Glaubens hin. Anderseits besitzt jede echte Sakramentenpraxis schon von sich aus einen katechetischen Aspekt. Mit anderen Worten: das sakramentale Leben verarmt und wird sehr schnell zu einem bloßen Ritus, wenn es sich nicht auf eine vertiefte Kenntnis der Bedeutung der Sakramente gründet. Die Katechese hinwiederum wird einseitig intellektualisiert, wenn sie nicht in einer sakramentalen Praxis Leben gewinnt.

Katechese und kirchliche Gemeinschaft

24 Die Katechese ist schließlich eng verbunden mit dem verantwortlichen Tun der Kirche und der Christen in der Welt. Wer bereit ist, im Glauben Jesus Christus nachzufolgen und diesen Glauben durch die Katechese zu festigen sucht, muss ihn in Gemeinschaft mit denen leben, die die gleiche Entscheidung getroffen haben. Die Katechese droht kraftlos zu werden, wenn nicht eine Gemeinschaft von glaubenden und christlich lebenden Menschen den Katechumenen in einem bestimmten Stadium seines katechetischen Unterrichts aufnimmt. Daher ist die kirchliche Gemeinschaft auf allen ihren Ebenen in einem zweifachen Sinn für den Bereich der Katechese verantwortlich: sie ist verantwortlich dafür, dass ihre Mitglieder eine entsprechende Fortbildung bekommen; sie ist aber auch dafür verantwortlich, dass sie in einem solchen Milieu Aufnahme finden, wo sie möglichst umfassend das Gelernte leben können.

Die Katechese ist ebenfalls offen für die missionarische Dynamik. Wird sie gut gegeben, dann ist es den Christen ein inneres Anliegen, von ihrem Glauben Zeugnis zu geben, ihn ihren Kindern weiterzugeben, ihn anderen bekannt zu machen und auf jede mögliche Weise der menschlichen Gemeinschaft zu dienen.

Die Notwendigkeit der Katechese im weiteren Sinn für die Reife und Kraft des Glaubens

25 So wird also. das Kerygma der Frohen Botschaft — die erste Verkündigung voll Begeisterung und Wärme, die eines Tages den Menschen verwandelt und zur Entscheidung geführt hat, sich Christus im Glauben anzuvertrauen — durch die Katechese mehr und mehr vertieft, in seinen inneren Folgerungen entfaltet, durch Überlegungen erklärt, die sich auch an den Verstand richten, sowie auf die christliche Praxis in Kirche und Welt hingeordnet. All das entspricht nicht weniger dem Evangelium als das Kerygma, mögen auch manche sagen, dass auf diese Weise alles Lebendige, Spontane und Frische im Kerygma durch die Katechese zu stark auf den Verstand hingerichtet, dadurch ausgetrocknet und schließlich abgetötet werde. Die Wahrheiten, dje in der Katechese vertieft werden, sind ja die gleichen, die den Menschen im Herzen getroffen haben, als er sie zum erstenmal hörte. Wenn man sie in der Katechese besser kennenlernt, sollen sie dadurch nicht blasser oder schaler, sondern im Gegenteil noch provozierender und entscheidender für das Leben werden.

In der hier vorgelegten Konzeption bewahrt die Katechese jene betont pastorale Ausrichtung, die die Synode ihr zugedacht hat. Dieser weitere Sinn von Katechese widerspricht ganz und gar nicht jenem engeren Sinn, wie er weithin in den didaktischen Vorlagen beibehalten wird: die einfache Darlegung von Formeln, die den Glauben ausdrücken; der erstere Sinn von Katechese umfaßt und überbietet den zweiten.

Letztlich ist die Katechese ebenso notwendig für die Reifung des Glaubens der Christen wie für ihr Zeugnis in der Welt: sie will die Christen zur Einheit im Glauben und in der Erkenntnis des Sohnes Gottes führen, damit sie Christus in seiner vollen verwirklichten Gestalt darstellen [Vgl. Eph 4, 13.]; sie will sie ferner bereit machen, ihre Hoffnung vor all jenen zu rechtfertigen, die darüber Rechenschaft von ihnen fordern [Vgl. 1 Petr 3, 15.].


Die ganze Frohe Botschaft aus der Quelle geschöpft

Der Inhalt der Botschaft

26 Da die Katechese ein Abschnitt oder ein Aspekt der Evangelisierung ist, dürfte ihr Inhalt ebenfalls kein anderer als der der Evangelisierung im vollen Sinne sein: die gleiche Botschaft — die Frohbotschaft vom Heil —‚immer wieder gehört und mit dem Herzen ergriffen, wird in der Katechese durch Reflexion und systematisches Studium ständig vertieft, ebenso durch ein immer engagierteres Bewußtwerden ihrer Auswirkungen im persönlichen Leben jedes einzelnen wie auch durch ihre Einfügung in den organischen und harmonischen Zusammenhang, wie ihn die Existenz des Christen in Gesellschaft und Welt darstellt.

Die Quelle

27 Die Katechese wird ihren Inhalt immer aus der lebendigen Quelle des Wortes Gottes schöpfen, das uns in der Überlieferung und in der Heiligen Schrift gegeben ist; denn "die Heilige Überlieferung und die Heilige Schrift bilden den einen der Kirche überlassenen heiligen Schatz des Wortes Gottes", wie das II. Vatikanische Konzil uns erinnert hat, indem es zugleich wünschte, dass "der Dienst des Wortes, nämlich die seelsorgliche Verkündigung, die Katechese und alle christliche Unterweisung ... aus dem Wort der Schrift gesunde Nahrung und heilige Kraft" hole [Vgl. Dogmatische Konstitution über die göttliche Offenbarung Dei Verbum, Nr. 10 und 24:AAS 58 (1966) 822 und 828—829; vgl. auch Kleruskongregation: Allgemeines Katechetisches Direktorium, Nr. 45: AAS 64 (1972) 124, wo die hauptsächlichen und die ergänzenden Quellen der Katechese gut dargestellt sind.].

Von der Überlieferung und der Heiligen Schrift als Quelle der Katechese zu sprechen, heißt betonen, dass diese sich von Gedanken, Geist und Haltungen der Bibel und der Evangelien durch ständigen Kontakt mit den Texten selber prägen und durchdringen lassen muss; es heißt aber auch, darauf hinweisen, dass die Katechese um so reicher und wirksamer sein wird, je mehr sie die Texte mit dem Verstand und Herzen der Kirche liest und sich von der Reflexion und dem zweitausendjährigen Leben der Kirche anregen läßt. Unterweisung, Liturgie und Leben der Kirche entstehen aus dieser Quelle und führen unter der Leitung der Hirten und vor allem des Lehramtes, das der Herr ihnen anvertraut hat, dorthin zurück.

Das Credo: vorrangiger Ausdruck der Lehre

28 Ein vorrangiger Ausdruck des lebendigen Erbes, dessen Schutz ihnen anvertraut ist, findet sich im Credo oder, konkreter, in den Glaubensbekenntnissen, die an entscheidenden Stellen der Geschichte den Glauben der Kirche in geglückter Synthese zusammengefaßt haben. Im Verlauf der Jahrhunderte war ein wichtiges Element der Katechese gerade die "traditio Symboli" (oder die Übergabe der Zusammenfassung des Glaubens), der die Übergabe des Herrengebetes folgte. Dieser ausdrucksstarke Ritus ist in unseren Tagen wieder in den Ablauf des Katechumenates eingeführt worden [Vgl. Ordo initiationis christianae adultorum, Nr. 25—26; 183—187.]. Sollte man nicht eine noch erweiterte, wenn auch angepaßte Verwendung vorsehen, um die überaus wichtige Etappe zu unterstreichen, in der ein neuer Jünger Jesu Christi mit voller Klarheit und Entschiedenheit das Glaubensgut übernimmt, das er von nun an mit allem Ernst in sich vertiefen will?

Mein Vorgänger Paul VI. wollte in seinem "Credo des Volkes Gottes", das er bei Gelegenheit der Neunzehnhundertjahrfeier des Martyriums der Apostel Petrus und Paulus proklamiert hat, die wesentlichen Elemente des katholischen Glaubens zusammenfassen, zumal jene, die manchen größere Schwierigkeitenboten oder vergessen zu werden drohten [Vgl. AAS 60(1968) 436—445. Neben diesen großen Glaubensbekenntnissen des Lehramtes gibt es bekanntlich auch Glaubensbekenntnisse der Volksfrömmigkeit, die in der überlieferten christlichen Kultur bestimmter Länder verwurzelt sind; vgl. das, was ich den Jugendlichen in Gnesen (Gniezno) am 3. Juni 1979 über die hymnische Botschaft der Bogurodzica gesagt habe: "Sie ist nicht nur ein Gesang, sie ist zugleich Bekenntnis des Glaubens, Symbol des polnischen Credo, Katechese und sogar ein Dokument christlicher Erziehung. Die wichtigsten Glaubenswahrheiten und die Grundprinzipien der Moral sind dort enthalten. Sie ist nicht nur ein literarisches Werk; sie ist ein Dokument des Lebens. Man hat sie sogar >polnischen Katechismus< genannt": vgl. AAS 71(1979) 754.]. Für den Inhalt der Katechese ist dies ein sicherer Bezugspunkt.

Einige unerläßliche Elemente

29 Der gleiche Papst erinnert im 3. Kapitel seines Apostolischen Schreibens Evangelii Nuntiandi an "den wesentlichen Inhalt, die lebendige Substanz" der Evangelisierung [Nr. 25: AAS 68 (1976) 23.]. Für die Katechese selbst ist es notwendig, jedes dieser Elemente ebenso gegenwärtig zu haben wie die lebendige Synthese, in der sie zusammengefaßt sind [Ebd., besonders Nr. 26—39: a. a. 0., S. 23—25; die "hauptsächlichen Elemente der christlichen Botschaft" sind noch mehr systematisch dargestellt im Allgemeinen Katechetischen Direktorium, Nr. 47—69 (AAS 64 [1972] 125—141); hier findet man also die Norm für den wesentlichen lehrhaften Inhalt der Katechese.].

Ich möchte mich darum hier darauf beschränken, einige einfache Hinweise zu geben [Man kann hier auch das betreffende Kapitel des Allgemeinen Katechetischen Direktoriums heranziehen, Nr. 37—46: a. a. 0., S. 120—125.]. Jedem ist zum Beispiel klar, wie wichtig es ist, dem Kind, dem Jugendlichen oder dem, der im Glauben wächst, verständlich zu machen, "was man von Gott erkennen kann [Röm 1, 19.]", ihnen in gewissem Sinn sagen zu können: "Was ihr verehrt, ohne es zu kennen, das verkünde ich euch [Apg 17, 23.]", ihnen in wenigen Worten darlegen zu können [Vgl. Eph 3,3.]; was das Geheimnis des Wortes Gottes ist, das Mensch wird und das Heil des Menschen durch sein Paschamysterium erwirkt, mit anderen Worten durch seinen Tod und seine Auferstehung, aber auch durch seine Predigt, durch die Zeichen, die er gewirkt hat, und durch die Sakramente seiner ständigen Gegenwart in unserer Mitte. Die Väter der Synode. waren gut beraten, als sie forderten, sich davor zu hüten, Christus allein auf seine Menschheit und seine Botschaft auf eine bloß irdische Dimension zu reduzieren, sondern ihn vielmehr als Sohn Gottes anzuerkennen, als den Mittler, der uns im Heiligen Geist freien Zugang zum Vater schenkt [Vgl. Eph 2,18.].

Wichtig ist ferner, vor den Augen des Geistes und des Herzens und im klaren Licht des Glaubens das Ursakrament seiner Gegenwart, nämlich das Geheimnis der Kirche, zu entfalten, die eine Gemeinschaft von sündigen Menschen ist, die aber zugleich geheiligt sind und die Familie Gottes bilden, die durch den Herrn zusammengeführt ist unter der Leitung jener, die der Heilige Geist zu Vorstehern bestellt hat, die Kirche Gottes zu weiden [Vgl. Apg 20, 28.]. Wichtig ist auch darzustellen, dass die Geschichte der Menschen mit ihren Zeichen von Gnade und Sünde, von Größe und Elend durch Gott in seinem Sohn Jesus Christus angenommen worden ist und bereits "eine umrißhafte Vorstellung von der künftigen Welt [II. Vatikanisches Konzil, Pastoralkonstitution über die Kirche in der Welt von heute Gaudium et Spes, Nr. 39: AAS 58 (1966) 1056—1057.]" bietet. Wichtig ist schließlich, die Entsagung wie auch Freude umfassenden Forderungen unverkürzt aufzuzeigen, die sich aus dem Zustand ergeben, den der Apostel Paulus gern das "neue Leben [Röm 6,4.]" nannte, die "neue Schöpfung [2 Kor 5, 17.]", in Christus sein oder leben [Vgl. ebd.] oder das "ewige Leben in Christus Jesus [Röm 6,23.]", das nichts anderes ist als das Leben in dieser. Welt, freilich ein Leben nach den Seligpreisungen, ein Leben, das sich in neuer Gestalt im Jenseits fortsetzen soll.

Daher ist es für die Katechese so wichtig, von persönlichen moralischen Anforderungen, wie sie dem Evangelium entsprechen, zu reden, von christlichen Haltungen gegenüber dem Leben und der Welt, mögen sie heroisch sein oder zum täglichen Leben gehören: wir nennen sie die christlichen oder evangelischen Tugenden. Von daher auch der Wunsch, die Katechese solle bei ihrem Bemühen um Glaubenserziehung auch solche Realitäten nicht vergessen, sondern sie vielmehr richtig darlegen, wie zum Beispiel das Handeln des Menschen für seine integrale Befreiung [Vgl. Paul. VI., Apostolisches Schreiben Evangelii Nuntiandi, Nr. 30—38: AAS 68 (1976) 25 — 30.], die Suche nach einer mehr solidarischen und brüderlichen Gesellschaft, das Ringen um Gerechtigkeit und den Aufbau des Friedens.

Man darf übrigens nicht meinen, diese Dimension der Katechese sei absolut neu. Schon in der Väterzeit haben die heiligen Ambrosius und Johannes Chrysostomus um nur diese zu nennen, die Bedeutung der sozialen Folgerungen aus dem Anspruch des Evangeliums betont, und in unserer Zeit zählt der Katechismus des heiligen Pius X. ausdrücklich zu den himmelschreienden Sünden auch die Unterdrückung der Armen und die Verweigerung des gerechten Lohnes für die Arbeiter [Vgl. Catechismo maggiore, V. Teil, Kap. 6, Nr. 965—966.]. Besonders seit der Enzyklika Rerum Novarum ist die Sorge um die sozialen Verhältnisse ein bestimmendes Thema in der katechetischen Unterweisung der Päpste und Bischöfe. Viele Väter der Synode haben mit berechtigtem Nachdruck gefordert, dass das reiche Erbe der Soziallehre der Kirche in entsprechender Form bei der normalen katechetischen Unterweisung der Gläubigen seinen Platz finde.

Vollständigkeit des Inhalts

30 Was den Inhalt der Katechese betrifft, verdienen drei wichtige Punkte in unseren Tagën eine besondere Aufmerksamkeit.

Der erste betrifft die Vollständigkeit dieses Inhalts. Damit die Opfergabe seines Glaubens [Vgl. Phil 2, 17.] vollkommen sei, hat jeder Jünger Christi das Recht, "das Wort des Glaubens [Röm 10,8.]" nicht verstümmelt, verfälscht oder verkürzt zu empfangen, sondern voll und ganz, in all seiner Macht und Kraft. Wer die Vollständigkeit der Botschaft in irgendeinem Punkt aufgibt, entleert in gefährlicher Weise die Katechese selbst und setzt die Früchte aufs Spiel, die Christus und die Gemeinschaft der Kirche mit Recht von ihr erwarten. Es ist gewiß kein Zufall, dass der abschließende Auftrag Jesu im Mattäusevangelium eine gewisse Totalität aufweist: "Mir ist alle Macht gegeben . .. geht zu allen Völkern und macht alle Menschen zu meinen Jüngern ... lehrt sie, alles zu befolgen ... Ich bin bei euch alle Tage." Wenn darum jemand bereits ahnt, dass "die Erkenntnis Christi Jesu ... alles übertrifft [Phil 3,8.]", der er im Glauben begegnet ist, und das vielleicht noch unbewußte Verlangen in sich trägt, Christus noch besser kennenzulernen in einer Predigt und Lehre, die der Wahrheit entspricht, welche Jesus ist [Vgl. Eph 4,20—21.], dann darf man ihm unter keinem Vorwand irgendeinen Teil dieser Kenntnis verweigern. Was wäre das für eine Katechese, die keinen vollen Raum mehr ließe für Themen wie die Erschaffung des Menschen und seine Ursünde, der Erlösungsplan unseres Gottes und dessen lange, liebevolle Vorbereitung und Verwirklichung, die Menschwerdung des Sohnes Gottes, Maria — die Immakulata, die Mutter Gottes, immerwährende Jungfrau, mit Leib und Seele zur himmlischen Herrlichkeit erhoben — und ihre Stellung im Geheimnis des Heiles, das Geheimnis des Bösen, das in unserem Leben am Werk ist [Vgl.2 Thess 2,7.], und die Kraft Gottes, die uns davon befreit, die Notwendigkeit der Buße und der Aszese, die sakramentalen und liturgischen Riten, die Realpräsenz in der heiligen Eucharistie, die Teilhabe am göttlichen Leben auf Erden und im Jenseits usw.? Daher ist auch kein wahrer Katechet berechtigt, nach eigenem Gutdünken das Glaubensgut aufzuteilen und zu trennen zwischen dem, was er für wichtig hält, und anderem, was ihm unwichtig erscheint, um dann das eine zu lehren und das andere zu unterschlagen.

Mit Hilfe geeigneter pädagogischer Methoden

31 Dies führt zu einem zweiten Punkt: es kann sein, dass es bei der heutigen Lage der Katechese Gründe der Methodik oder Pädagogik ratsam erscheinen lassen, die Vermittlung des reichen Inhaltes der Katechese auf diese und nicht auf eine andere Weise durchzuführen. Im übrigen dispensiert die Vollständigkeit ja nicht vom Bemühen um Gleichgewicht, um einen organischen und gestuften Aufbau, durch den man den darzubietenden Wahrheiten, den zu vermittelnden Normen wie den aufzuzeigenden Möglichkeiten des christlichen Lebens das ihnen jeweils entsprechende Gewicht zuteilt. Es kann auch sein, dass sich eine bestimmte Sprache für die Übermittlung dieses Inhaltes an diese Person oder Gruppe von Personen als geeigneter erweist. Die getroffene Wahl wird insoweit gelten können, wie sie nicht von mehr oder weniger subjektiven Theorien. und Vorurteilen ausgeht oder von einer bestimmten Ideologie geprägt ist, sondern vom demütigen Bemühen, einem Inhalt noch besser gerecht zu werden, der voll und ganz erhalten bleiben muss. Methode und Sprachform, die man verwendet, müssen wirklich Werkzeuge bleiben, um die Gesamtheit und nicht nur einen Teil der "Worte des ewigen Lebens [Joh 6, 69; vgl. Apg 5, 20; 7, 38.]" oder von den "Wegen des Lebens [Apg 2, 28 mit dem Zitat von Ps 16, 11.]" mitzuteilen.

Ökumenische Dimension der Katechese

32 Die gewiß vom Geiste Jesu angeregte große Bewegung, die seit einigen Jahren die katholische Kirche zusammen mit anderen Kirchen oder christlichen Konfessionen dazu drängt, sich um die Wiederherstellung der vollkommenen Einheit zu bemühen, wie sie der Herr gewollt hat, veranlaßt mich, vom ökumenischen Charakter der Katechese zu sprechen. Diese Bewegung hat auf dem II. Vatikanischen Konzil ihre volle Bedeutung gewonnen [Vgl. das ganze Dekret über den Ökumenismus Unitatis Redintegratio: AAS 57 (1965) 90—112.] und sich seit dem Konzil noch weiter ausgedehnt und in einer eindrucksvollen Reihe von Ereignissen und Initiativen, die inzwischen allen bekannt sind, konkretisiert.

Die Katechese darf von dieser ökumenischen Dimension nicht absehen; denn alle Gläubigen sind aufgerufen, sich je nach ihrer Fähigkeit und Stellung in der Kirche in die Bewegung zur Einheit hin einzureihen [Vgl. ebd., Nr. 5;a.a.O.,S. 96; vgl. auch II. Vatikanisches Konzil, Dekret über die Missionstätigkeit der Kirche Ad Gentes, Nr. 15; AAS 58 (1966) 963—965; Kleruskongregation: Allgemeines Katechetisches Direktorium, Nr. 27: AAS 64 (1972) 115.].
Die Katechese ist ökumenisch ausgerichtet, wenn sie ohne Verzicht darauf, dass die Fülle der geoffenbarten Wahrheiten und der von Christus eingesetzten Heilsmittel in der katholischen Kirche gegeben ist [Vgl. II. Vatikanisches Konzil, Dekret über den Ökumenismus Unitatis Redintegratio, Nr. 3 und 4: AAS 57 (1965) 92—96.], diese Lehre doch mit aufrichtigem Respekt in Wort und Tat gegenüber den kirchlichen Gemeinschaften vorträgt, die nicht in voller Gemeinschaft mit dieser unserer Kirche leben.

In diesem Zusammenhang ist es außerordentlich wichtig, die anderen Kirchen und kirchlichen Gemeinschaften korrekt und loyal darzustellen; denn der Geist Christi weigert sich nicht, sie als Mittel zum Heil zu benutzen, und "einige, ja sogar viele und bedeutende Elemente oder Güter, aus denen insgesamt die Kirche erbaut wird und ihr Leben gewinnt, können auch außerhalb der sichtbaren Grenzen der katholischen Kirche existieren [Vgl. ebd., Nr. 3: a. a. 0., S. 93.]". Eine solche Darstellung wird unter anderem den Katholiken einerseits helfen, ihren eigenen Glauben zu vertiefen; anderseits lernen sie so die anderen christlichen Brüder besser kennen und schätzen, so dass das gemeinsame Suchen des Weges zur vollen Einheit in der ganzen Wahrheit erleichtert wird. Sie müßte auch den Nichtkatholiken helfen, die katholische Kirche mit ihrer Überzeugung, das "allgemeine Heilsmittel" zu sein, besser kennen und schätzen zu lernen.

Die Katechese ist ökumenisch ausgerichtet, wenn sie ferner ein echtes Verlangen nach Einheit weckt und nährt; noch mehr, wenn sie ernsthafte Anstrengungen anregt — eingeschlossen das Bemühen, sich in Demut und in der Glut des Geistes zu reinigen, um die Wege freizulegen nicht für einen billigen Irenismus, der durch Auslassungen und Nachgeben in der Lehre zustande kommt, sondern auf die vollkommene Einheit hin, wann und wie der Herr sie will.

Die Katechese ist schließlich ökumenisch, wenn sie sich bemüht, die katholischen Kinder und Jugendlichen sowie die Erwachsenen darauf vorzubereiten, im Kontakt mit Nichtkatholiken zu leben und dabei ihre katholische Identität mit Respekt vor, dem Glauben der anderen zu wahren.

Ökumenische Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Katechese

33 Wo mehrere Konfessionen miteinander leben, können es die Bischöfe für opportun oder gar notwendig erachten, gewisse Versuche zur Zusammenarbeit zwischen Katholiken und anderen Christen auf dem Gebiet der Katechese zu machen, in Ergänzung der normalen Katechese, welche die Katholiken auf jeden Fall erhalten müssen. Solche Versuche finden ihr theologisches Fundament in den Elementen, die allen Christen gemeinsam sind [Vgl. ebd.; vgl. auch Dogmatische Konstitution über die Kirche Lumen Gentium, Nr. 15: AAS 57 (1965) 19.]. Doch ist die Gemeinschaft im Glauben zwischen den Katholiken und den anderen Christen nicht vollständig und vollkommen; in gewissen Fällen gibt. es sogar tiefe Unterschiede. Die ökumenische Zusammenarbeit ist daher ihrer Natur nach begrenzt: sie darf niemals eine "Reduktion" auf das gemeinsame Minimum bedeuten. Außerdem besteht die Katechese nicht nur darin,, die Lehre zu vermitteln, sondern auch in das ganze christliche Leben einzuführen und zur vollen Teilnahme an den Sakramenten der Kirche zu bringen. Daher ist es notwendig, dort, wo man auf dem Gebiet der Katechese ökumenisch zusammenarbeitet, darauf zu achten, dass die Bildung der Katholiken in der katholischen Kirche, was Lehre und christliches Leben betrifft, genügend sichergestellt ist.

Eine Anzahl von Bischöfen hat im Verlauf der Synode auf die nach ihrer Meinung immer häufigeren Fälle hingewiesen, wo die zivile Autorität oder andere Umstände in den Schulen einiger Länder einen Religionsunterricht vorschreiben mit den entsprechenden Handbüchern, Stundenplänen usw. —‚ der für Katholiken und Nichtkatholiken gemeinsam ist. Man braucht wohl kaum darauf hinzuweisen, dass es sich hierbei nicht um echte Katechese handelt. Aber auch ein solcher Unterricht hat seine ökumenische Bedeutung, wenn er die christliche Lehre loyal darstellt. Wo die Umstände einen solchen Unterricht erzwingen, muss auf andere Weise mit um so größerer Gewissenhaftigkeit eine wirklich katholische Katechese gesichert sein.

Das Problem der Schulbücher für verschiedene Religionen

34 Ein weiterer Hinweis ist hier anzufügen, der, wenn auch aus anderer Sicht, in die gleiche Richtung deutet. Es kommt vor, dass staatliche Schulen den Schülern Bücher zur Verfügung stellen, die von einem kulturellen — historischen, moralischen oder literarischen Standpunkt aus die verschiedenen Religionen, darunter auch die katholische, darstellen. Eine objektive Darstellung der historischen Fakten der Religionen und der verschiedenen christlichen Bekenntnisse kann auch hier zu einem besseren gegenseitigen Verständnis beitragen; Man wird daher darauf achten, das Mögliche zu tun, damit die Darstellung wirklich objektiv ist, geschützt vor ideologischen und politischen Systemen oder Vorurteilen, die sich als wissenschaftlich ausgeben, aber den wahren Sinn der Darstellung nur entstellen würden. Es ist klar, dass man solche Handbücher keinesfalls als katechetische Werke betrachten kann: dafür fehlt ihnen das Zeugnis von gläubigen Menschen, die ihren Glauben für andere Gläubige darlegen. Es fehlt ihnen auch das Verständnis der christlichen Mysterien und des spezifisch Katholischen, so wie es sich aus dem Kern des Glaubens ergibt.

Alle bedürfen der Katechese

Die Bedeutung der Kinder und Jugendlichen

35 Das Thema, welches mein Vorgänger Paul VI. der 4. Generalversammlung der Bischofssynode gegeben hatte, lautete: "Die Katechese in unserer Zeit, mit besonderer Berücksichtigung der Kinder- und Jugendkatechese". Die wachsende Zahl und Bedeutung der Jugendlichen ist ohne Zweifel für einen Großteil der heutigen Welt eine Tatsache, die zu größten Hoffnungen und zugleich zu Besorgnis Anlaß gibt. In gewissen Ländern, vor allem der Dritten Welt, ist mehr als die Hälfte der Bevölkerung unter 25 oder 30 Jahren alt. Das bedeutet viele Millionen Kinder und Jugendliche, die sich auf ihre Zukunft als Erwachsene vorbereiten. Dabei geht es nicht nur um ihre große Zahl: jüngste Ereignisse wie auch die Tageschronik sagen uns, dass diese unzählbare Schar von Jugendlichen, selbst wenn sie hier und da von Unsicherheit und Furcht beherrscht ist, durch die Flucht in die Gleichgültigkeit oder das Rauschgift verführt oder sogar zu Nihilismus und Gewaltanwendung versucht wird, dennoch in ihrer Mehrheit die große Kraft darstellt, die sich unter vielen Gefahren zum Ziel setzt, die Zivilisation der Zukunft aufzubauen.

Wir fragen uns in unserer pastoralen Sorge: wie soll man dieser großen Schar von Kindern und Jugendlichen Jesus Christus, den menschgewordenen Gott, verkünden? Wie ihn bekannt machen nicht nur in der Begeisterung einer ersten flüchtigen Begegnung, sondern so, dass seine Person, seine Botschaft, Gottes Heilsplan, den er offenbaren wollte, täglich tiefer und klarer erkannt werden; dass der Aufruf, den er an jeden richtet, und das Reich, das er in dieser Welt mit der "kleinen Herde [Lk 12, 32.]" derer, die an ihn glauben, errichten will, das sich aber erst in der Ewigkeit vollendet, immer besser verstanden werden? Wie sollen wir den Sinn, die Tragweite und die fundamentalen Anforderungen, das Gesetz der Liebe, die Verheißungen und die Hoffnungen dieses Reiches bekanntmachen?

Hier gäbe es viel zu sagen über die besonderen Charakterzüge, die die Katechese für die verschiedenen Altersstufen aufweist.

Kleinkinder

36 Ein oft entscheidender Abschnitt ist jene Zeit, wo das Kleinkind von seinen Eltern und aus dem Familienmilieu die ersten Elemente der Katechese empfängt,' die ihm vielleicht nur in schlichter Form den himmlischen Vater in seiner Güte und Fürsorge offenbaren, dem es sein Herz zuzuwenden lernt. Durch sehr kurze Gebete, die es zu stammeln lernt, beginnt es ein liebevolles Gespräch mit dem verborgenen Gott, dessen Wort es später hören wird. Vor christlichen Eltern können wir kaum zuviel auf dieser frühzeitigen Einführung bestehen, wo die Fähigkeiten des Kindes in ein vitales Verhältnis zu Gott integriert sind: eine Aufgabe von entscheidender Bedeutung, die große Liebe und tiefe Ehrfurcht vor dem Kind verlangt, das ein Anrecht auf eine einfache und wahre Darstellung des christlichen Glaubens hat.

Kinder

37 Bald kommt in der Schule und in der Kirche, in der Pfarrei oder in der religiösen Betreuung an einem katholischen Institut oder an einer staatlichen Schule, wenn sich das Kind einen umfassenderen sozialen Bereich erschließt, der Augenblick für eine Katechese, deren Aufgabe es ist, das Kind organisch in das Leben der Kirche einzuführen und auch unmittelbar auf die Feier der Sakramente vorzubereiten. Gemeint ist eine didaktische Katechese, die aber auf ein gelebtes Glaubenszeugnis hingeordnet ist; eine einführende Katechese, die aber nicht bruchstückhaft ist, denn sie soll, wenn auch in elementarer Form, alle hauptsächlichen Glaubensgeheimnisse und ihre Bedeutung für das sittliche und religiöse Leben des Kindes erschließen; eine Katechese, die den Sinn der Sakramente aufzeigt, aber zugleich von den gelebten Sakramenten her einen Bezug zum Leben erhält, der sie davor bewahrt, rein lehrhaft zu bleiben; eine Katechese, die dem Kind die Freude vermittelt, in seinem Lebensmilieu Zeuge für Christus zu sein.

Jugendliche

38 Es folgt die Zeit der Pubertät und des Jugendalters mit allem, was dieses an Großem und Gefahrvollem einschließt. Der Mensch entdeckt jetzt sich selbst und die Welt seines eigenen Inneren, er entwirft hochherzige Pläne, erwacht zum Empfinden der Liebe, wie er anderseits den biologischen Trieben der Sexualität begegnet; er erfährt den Wunsch nach Zusammensein und eine besonders tiefe Freude, die mit der berauschenden Entdeckung des Lebens verbunden ist. Oft ist dies aber auch das Alter der tiefer dringenden Fragen, des angstvollen Suchens, das sogar vergeblich erscheinen kann, eines gewissen Mißtrauens gegen die anderen, eines gefährlichen Sichzurückziehens auf sich selber; es ist zuweilen das Alter der ersten Niederlagen und Enttäuschungen. Die Katechese darf diese leicht veränderlichen Aspekte in diesem delikaten Lebensabschnitt nicht ignorieren. Eine Katechese, die es versteht, den Jugendlichen zu einer kritischen Prüfung seines eigenen Lebens und zum Dialog zu führen, die seine großen Fragen — die Hingabe seiner selbst, die Glaubenshaltung, die Liebe und ihre Vermittlung, die Sexualität — nicht übergeht, kann von entscheidender Bedeutung sein. Die Darstellung Jesu Christi als Freund, als Führer und Vorbild, das Bewunderung weckt und doch nachahmbar bleibt; die Einführung in seine Botschaft, die auf die grundlegenden Fragen Antwort gibt; die Entfaltung des Heilsplans der Liebe Christi, des Erlösers, als Menschwerdung der einzig wahren Liebe und Ermöglichung der Einheit unter den Menschen: all das kann die Grundlage zu einer echten Erziehung im Glauben bieten. Vor allem die Geheimnisse des Leidens und Sterbens Jesu, denen der heilige Paulus das Verdienst seiner glorreichen Auferstehung zuschreibt, können sehr zum Bewußtsein und Herzen des Jugendlichen sprechen und Licht ausbreiten über seine ersten leidvollen Erfahrungen mit sich selber und der Welt, die er entdeckt.

Heranwachsende

39 Mit dem Alter des Heranwachsens kommt die Stunde der ersten großen Entscheidungen. Vielleicht unterstützt durch die Mitglieder seiner Familie und durch Freunde und doch wieder sich selber und seinem sittlichen Gewissen überlassen, muss der Jugendliche immer häufiger und entscheidender die Verantwortung für sein Schicksal selbst übernehmen. Gut und Böse, Gnade und Sünde, Leben und Tod ringen immer mehr miteinander in seinem Inneren, natürlich als moralische Kategorien, aber auch und vor allem als Grundentscheidungen, die er im Bewußtsein seiner Eigenverantwortung mit klarem Entschluß annehmen oder verwerfen muss. Es ist evident, dass eins Katechese, die im Namen der Hochherzigkeit den Egoismus anprangert, die ohne falsche Vereinfachung und illusorische Schematisierung den christlichen Sinn der Arbeit, des Gemeinwohls, der Gerechtigkeit und Liebe darlegt, eine Katechese über den Frieden zwischen den Völkern und über die Förderung der Würde des Menschen, über Entwicklung und Befreiung, wie sie in den jüngeren Dokumenten der Kirche dargelegt wird [88 Vgl. z. B. II. Vatikanisches Konzil, Pastoralkonstitution über die Kirche in der Welt von heute Gaudium et Spes: AAS 58 (1966) 1025—1120; PAUL VI., Enzyklika Populorum Progressio: AAS 59 (1967) 257—299; Brief Octogesima Adveniens: AAS 63 (1971) 401—441; Apostolisches Schreiben Evangelii Nuntiandi: AAS 68 (1976) 5—76.], im Geist der Jugendlichen eine gute Katechese über die eigentlich religiösen Wirklichkeiten, die man natürlich niemals vernachlässigen darf, glücklich ergänzt. Die Katechese gewinnt hier also eine erhebliche Bedeutung, denn nun kann das Evangelium angeboten, verstanden und angenommen werden, insofern es dem Leben einen Sinn geben kann und daher sonst unerklärliche Haltungen anzuregen vermag: Entsagung, Gelöstheit, Sanftmut, Gerechtigkeit, Engagement und Versöhnung, Sinn für das Absolute und das Unsichtbare usw. Alle diese Einzelzüge werden einen solchen jungen Menschen unter seinen Gefährten als Jünger Jesu Christi kennzeichnen.

Die Katechese bereitet so auf die entscheidenden christlichen Pflichten des Erwachsenenlebens vor. Was zum Beispiel die Berufungen zum Priester und Ordensberuf betrifft, so werden gewiß viele geweckt im Verlauf einer Katechese, die während der Kindheit und Jugendzeit gut gegeben wird. Von der ersten Kindheit bis zur Schwelle der Reife wird die Katechese so zu einer ständigen Schulung im Glauben und folgt den großen Abschnitten des Lebens. Sie gleicht einem Leuchtturm, der den Weg des Kindes, des Jugendlichen und des Heranwachsenden erhellt.

Anpassung der Katechese an die jungen Menschen

40 Es ist tröstlich festzustellen, dass während der 4. Generalversammlung der Synode und während der folgenden Jahre die Kirche weithin dieses Anliegen geteilt hat: wie soll man Kindern und Jugendlichen die Katechese erteilen? Gebe Gott, dass die so geweckte Aufmerksamkeit im Bewußtsein der Kirche lange lebendig bleibt! In diesem Sinn war die Synode für die ganze Kirche kostbar, denn sie hat sich bemüht, mit möglichst großer Genauigkeit das komplexe Bild der Jugend von heute zu zeichnen; sie hat gezeigt, dass diese Jugend eine Sprache verwendet, in die man mit Geduld und Umsicht die Botschaft Christi übersetzen können muss, ohne sie zu verraten; sie hat bewiesen, dass diese Jugend trotz allen Anscheins, wenn auch oft auf noch unklare Weise, tief im Herzen nicht nur bereit und offen ist, sondern sich wirklich danach sehnt, diesen "Jesus ...‚ den man Christus nennt [Mt 1, 16.]", kennenzulernen; sie hat schließlich klargemacht, dass die katechetische Arbeit, wenn man sie mit Kraft und Entschlossenheit betreiben will, heute schwieriger und ermüdender ist als je zuvor wegen aller Arten von Hindernissen und Schwierigkeiten, denen sie begegnet; dass sie aber zugleich auch tröstlicher ist wegen der Tiefe der Antworten, die sie von seiten der Kinder und Jugendlichen erhält. Hier liegt ein Schatz, mit dem die Kirche in den kommenden Jahren rechnen kann und muss. Bestimmte Gruppen von jugendlichen Adressaten der Katechese erfordern aufgrund ihrer besonderen Lage eine eigene Aufmerksamkeit.

Die Behinderten

41 Es geht hier vor allem um körperlich oder geistig behinderte Kinder und Jugendliche. Sie haben ebenso wie die anderen Gleichaltrigen das Recht, das "Geheimnis des Glaubens" kennenzulernen. Die größeren Schwierigkeiten, denen sie begegnen, machen ihr Bemühen und das ihrer Erzieher nur um so verdienstvoller. Es ist erfreulich festzustellen, dass katholische Verbände, die sich besonders der behinderten Jugendlichen annehmen, bereitwillig ihre Erfahrungen auf diesem Gebiet der Synode unterbreitet und von ihr ein vertieftes Verlangen mitgenommen haben, diesem wichtigen Problem noch besser zu entsprechen. Sie verdienen, bei diesem Bemühen aufrichtig ermutigt zu werden.

Jugendliche ohne religiösen Halt

42 Ich denke dann an die immer zahlreicher werdenden Kinder und Jugendlichen, die in nichtchristlicher Umgebung geboren werden und heranwachsen oder zumindest dort, wo man den Glauben nicht praktiziert, die aber dennoch den christlichen Glauben kennenlernen möchten. Auch für sie muss eine angepaßte Katechese gesichert werden, damit sie im Glauben wachsen und aus ihm in zunehmendem Maße leben können, auch ohne Halt von außen, ja vielleicht trotz des Widerstandes, den sie in ihrem Milieu finden.

Erwachsene

43 Verfolge ich nun weiter die Reihe der Adressaten der Katechese, muss ich hier auf eine der immer wieder geäußerten Sorgen der Väter der Synode hinweisen, die sich nachdrücklich und dringend aus den Erfahrungen ergibt, welche man derzeit in der ganzen Welt machen kann: es geht um das zentrale Problem der Erwachsenenkatechese. Dies ist die hauptsächliche Form der Katechese, denn sie richtet sich an Personen, welche die größte Verantwortung und Fähigkeit besitzen, die christliche Botschaft in ihrer voll entwickelten Form zu leben [Vgl. II. Vatikanisches Konzil, Dekret über die Hirtenaufgabe der Bischöfe Christus Dominus, Nr. 14: AAS 58 (1966) 679; Dekret über die Missionstätigkeit der Kirche Ad Gentes, Nr. 14:AAS 58 (1966) 962—963; Kleruskongregation, Allgemeines Katechetisches Direktorium, Nr. 20: AAS 64 (1972) 112; vgl. auch Ordo initiationis christianae adultorum.]. Die christliche Gemeinde kann keine ständige Katechese anbieten, ohne die direkte, auf Erfahrung gestützte Teilnahme der Erwachsenen, ob sie nun Adressaten oder Förderer der katechetischen Tätigkeit sind. Die Welt, in der die Jugendlichen zu leben und den Glauben zu bezeugen haben, den die Katechese vertiefen und festigen möchte, ist von den Erwachsenen beherrscht: deren Glaube müßte deshalb ebenfalls ständig weitergeführt, angeregt und erneuert werden, damit sie mit ihm die zeitlichen Dinge, für die sie Verantwortung tragen, durchdringen. So muss die Katechese, um wirksam zu sein, stets fortgesetzt werden, denn sie wäre wohl sicher vergeblich, wenn sie gerade an der Schwelle des reifen Alters aufhören würde, da sie sich doch, wenn auch unter anderer Form, für die Erwachsenen als nicht weniger notwendig erweist.

Quasi-Katechumenen

44 Unter diesen Erwachsenen, die der Katechese bedürfen, richtet sich unsere missionarische Hirtensorge vor allem auf jene, die in einer noch nicht verchristlichten Umgebung geboren und aufgewachsen sind und nie Gelegenheit hatten, die christliche Lehre zu vertiefen, welcher sie eines Tages auf ihrem Lebensweg begegnet sind; wir denken an jene, die in ihrer Kindheit eine dem damaligenAlter entsprechende Katechese bekommen haben, aber sich dann von jeder religiösen Praxis entfernten und nun im reifen Alter mit nur kindhaften religiösen Kenntnissen dastehen; wir denken an jene, die an den Folgen einer gewiß zeitig begonnenen, aber schlecht erteilten oder schlecht aufgenommenen Katechese leiden; an jene, die zwar in christlichen Ländern und oft sogar in soziologisch christlicher Umgebung geboren sind, aber nie in ihrem Glauben weitergebildet wurden und so als Erwachsene noch wirkliche Katechumenen sind.

Verschiedene sich ergänzende Formen der Katechese

45 Die Erwachsenen jeden Alters, einschließlich des Greisenalters — das aufgrund seiner Erfahrung und seiner Probleme eine besondere Aufmerksamkeit verdient —‚ sind also ebenso wie die Kinder, die. Jugendlichen und Heranwachsenden Adressaten der Katechese. Man müßte noch von den Menschen unterwegs reden, von den durch die moderne Entwicklung an den Rand gedrängten Menschen und jenen, die in Quartieren von Großstädten leben, wo oft Kirchen, Versammlungsräume und angemessene Strukturen fehlen ... Wie sollten wir nicht wünschen, dass für alle sich die Initiativen vermehren, die sich für ihre christliche Bildung durch geeignete Hilfsmittel einsetzen (audiovisive Anlagen, Kleinschriften, Begegnungen und Vorträge), so dass viele Erwachsene eine ungenügend oder mangelhaft gebliebene Katechese ergänzen, auf höherem Niveau als dem in der Kindheit erreichten harmonisch vervollkommnen oder sich auch in diesem Bereich derart weiterbilden können, dass sie noch ernsthafter anderen zu helfen vermögen.

Es ist ferner wichtig, dass Katechese für Kinder und Jugendliche, ständige Katechese und Erwachsenenkatechese keine beziehungslos gegeneinander abgeschlossene Bereiche sind. Noch weniger darf ein Bruch zwischen ihnen bestehen. Man muss sich im Gegenteil dafür einsetzen, dass sie sich vollkommen ergänzen: die Erwachsenen haben den Jugendlichen und Kindern in der Katechese viel zu geben, sie können von diesen aber auch viel zum Wachstum ihres eigenen christlichen Lebens empfangen.

Es muss noch einmal gesagt werden: in der Kirche Jesu Christi dürfte sich niemand von der katechetischen Unterweisung dispensiert fühlen. Das ist sogar der Fall bei den jungen Seminaristen und Ordensleuten und bei allen, die für die Aufgabe als Hirten und Katecheten berufen sind: sie werden diesen Beruf um so besser erfüllen, je demütiger sie bei der Kirche, der großen Katechetin und Katechisierten zugleich, in die Schule gehen.

Über einige Wege und Mittel der Katechese

Soziale Kommunikationsmittel

46 Von der mündlichen Unterweisung der Apostel über die Briefe, die man unter den jungen Kirchen in Umlauf brachte, bis zu den modernsten Hilfsmitteln hat die Katechese nicht aufgehört, nach den geeignetsten Wegen und Mitteln für ihre Aufgabe zu suchen unter aktiver Beteiligung von Gemeinschaften und der Anleitung der Hirten. Dieses Bemühen muss fortgesetzt werden.

Ich denke spontan an die großen Möglichkeiten, welche die sozialen Kommunikationsmittel und die Medien der Gruppenkommunikation bieten: Fernsehen, Radio, Presse, Schallplatten und bespielte Tonbänder, der gesamte audiovisuelle Bereich. Die auf diesem Gebiet unternommenen Anstrengungen sind derart, dass sie zu den größten Hoffnungen berechtigen. Die Erfahrung zeigt zum Beispiel die tiefe Wirkung einer Radio- oder Fernsehkatechese, wenn sie geschmackvollen Stil von Niveau mit vorbehaltloser Treue zum Lehramt zu verbinden weiß. Die Kirche hat heute viele Gelegenheiten, diese Probleme zu behandeln — darin eingeschlossen auch Tage der sozialen Kommunikationsmittel —, ohne dass es trotz ihrer grundlegenden Bedeutung erforderlich wäre, hier näher darauf einzugehen.

Bessere Nutzung zahlreicher Orte, Anlässe oder Begegnungen

47 Ich denke auch an verschiedene Anlässe von großem Wert, wo die Katechese ihren vorzüglichen Platz hat: zum Beispiel an die diözesanen, regionalen oder nationalen Wallfahrten, die auf ein sorgsam ausgewähltes Thema ausgerichtet sind, angefangen vom Leben Christi, der Jungfrau Maria und der Heiligen; an die oft zu hastig abgeschafften traditionellen Volksmissionen, die für eine periodische und kraftvolle Erneuerung des christlichen Lebens unersetzlich sind — man sollte sie wieder aufgreifen und verjüngen; an die Bibelkreise, die über die wissenschaftliche Exegese hinausgehen müssen, um dazu anzuregen, dass man vom Worte Gottes lebt; an die Zusammenkünfte der kirchlichen Basisgemeinschaften, soweit sie den im Apostolischen Schreiben Evangelii Nuntiandi [Vgl. Nr. 58: AAS 68 (1976) 46—49.] angeführten Kriterien entsprechen. Ferner erwähne ich die Jugendgruppen, die in gewissen Gebieten unter verschiedenen Namen und Formen, aber immer mit demselben Ziel, nämlich Christus besser kennenzulernen und das Evangelium zu leben, sich ausbreiten und aufblühen wie in einem für die Kirche sehr verheißungsvollen Frühling: Gruppen der Katholischen Aktion, Caritaskreise, Gebetsgemeinschaften, Meditationsgruppen usw. Diese Gruppen wecken große Hoffnungen für die Kirche von morgen. Doch bitte ich im Namen Jesu inständig die in ihnen vereinten Jugendlichen, ihre Verantwortlichen und die Priester, die sich ihnen mit bestem seelsorglichem Einsatz widmen: gestattet um keinen Preis, dass diese Gruppen mit ihren einzigartigen Möglichkeiten zur Begegnung, die so reich an Werten wie Freundschaft und Solidarität unter den Jugendlichen, an Freude und Begeisterung, an Reflexion über Geschehnisse und Dinge sind, das gründliche Studium der Lehre Christi versäumen. ‚Sie kämen sonst in Gefahr — was leider auch schon allzuoft geschehen Ist -‚ ‚ihre Anhänger und die Kirche selber zu enttäuschen.

Der katechetische Einsatz, der in diesen verschiedenen Bereichen und noch vielen anderen möglich ist, hat um so mehr Aussicht, angenommen zu werden und Frucht zu bringen, je mehr er seine eigene Natur bewahrt. Wenn er dort auf angemessene Weise erfolgt, kann er jene verschiedenen, sich aber ergänzenden katechetischen Möglichkeiten verwirklichen, wodurch sich der ganze Reichtum seines Grundanliegens zu entfalten vermag mit den drei Dimensionen von Wort, Gedächtnis und Zeugnis — von Lehre, liturgischer Feier und konsequenter Lebensführung , wie die Botschaft der Synode an das Volk Gottes hervorgehoben hat [Vgl. Bischofssynode, De catechest hoc nostro tempore tradenda praesertim pueris atque iuvenibus, Ad Populum Dei Nuntius, Nr. 7—10: a. a. 0., S. 9—12; vgl. "L'Osservatore Romano", 30. Oktober 1977, S. 3.].

Die Predigt

48 Dies gilt um so mehr von der Katechese, die bei einer liturgischen Feier und vor allem bei der Eucharistie gehalten wird: indem die Predigt die besondere Eigenart und den Eigenrhythmus dieser Feier beachtet, setzt sie den Weg der in der Katechese gebotenen Glaubensunterweisung fort und führt ihn zu seinem natürlichen Höhepunkt. Zugleich drängt sie die Jünger des Herrn dazu, ihren geistlichen Weg in der Wahrheit, Anbetung und Danksagung jeden Tag wieder neu aufzunehmen. In diesem Sinn kann man sagen, dass auch die katechetische Pädagogik im Gesamtzusammenhang des liturgischen Jahres ihre Quelle und ihre Vollendung in der Eucharistie findet. Die Predigt, die sich auf die biblischen Texte konzentriert, soll es auf ihre Weise ermöglichen, dass die Gläubigen mit der Gesamtheit der Glaubensgeheimnisse und der Normen des christlichen Lebens vertraut werden. Der Predigt muss man große Aufmerksamkeit schenken: sie soll nicht zu lang, aber auch nicht zu kurz sein, immer sorgfältig vorbereitet, wesentlich und konkret, und den geweihten Amtsträgern vorbehalten bleiben. Eine solche Predigt soll in jeder Eucharistiefeier an Sonn- und Feiertagen stattfinden, aber auch bei Tauffeiern, Bußgottesdiensten, Hochzeiten und Beerdigungen. Dies ist eines der positiven Ergebnisse der liturgischen Erneuerung.

Katechetische Handbücher

49 Im Zusammenhang dieser Wege und Mittel — jedes Tun der Kirche hat eine katechetische Dimension — verlieren die katechetischen Handbücher nicht nur nichts von ihrer wesentlichen Bedeutung, sie gewinnen vielmehr neues Gewicht. Einer der wichtigeren Aspekte der Erneuerung der Katechese ist heute die Neubearbeitung und die große Zunahme von katechetischen Büchern fast überall in der Kirche. Zahlreiche und gut gelungene Bücher sind bereits erschienen und stellen eine wirkliche Bereicherung im Dienst der katechetischen Unterweisung dar. Man muss aber ebenso ehrlich und bescheiden gestehen, dass diese Blüte und dieser Reichtum auch Abhandlungen und Veröffentlichungen mit sich gebracht haben, die in ihrer Unklarheit den Jugendlichen und dem Leben der Kirche schaden. Im Bemühen um eine bessere Sprache oder um den neuesten Stand in den pädagogischen Methoden verwirren hier und da gewisse katechetische Werke ziemlich oft die Jugendlichen und sogar die Erwachsenen, sei es weil sie bewußt oder unbewußt wesentliche Elemente des Glaubens der Kirche weglassen, sei es weil sie bestimmte Themen zum Schaden anderer überbetonen, vor allem aber weil man von einer allzu horizontalen Gesamtschau ausgeht, die dem, was das Lehramt der Kirche verkündet, nicht entspricht. Es genügt also nicht, die Zahl der katechetischen Handbücher zu vermehren. Wenn diese ihrer Zielsetzung entsprechen sollen, ist es unerläßlich, dass sie mehrere Bedingungen erfüllen:

— dass sie sich auf das konkrete Leben der Generation beziehen, an die sie sich richten, und deren innere Unruhe, Fragen, Kämpfe und Hoffnungen genau kennen;

— dass sie sich um eine Sprache bemühen, die diese Generation verstehen kann;

— dass sie Wert darauf legen, die ganze Botschaft Christi und seiner Kirche mitzuteilen, ohne irgend etwas zu vernachlässigen oder zu entstellen, und zwar in einer Darstellungsweise, die nach Struktur und innerem Zusammenhang das Wesentliche hervortreten läßt;

— dass sie wirklich darauf abzielen, denen, die sich ihrer bedienen, eine größere Kenntnis der Geheimnisse Christi zu vermitteln, um sie zu einer echten Bekehrung und zu einem Leben zu führen, das dem Willen Gottes mehr entspricht.

Katechismen

50 Alle, die die schwere Aufgabe übernehmen, diese Hilfsmittel für die Katechese oder gar den Text von Katechismen vorzubereiten, dürfen das nicht ohne Zustimmung der Hirten tun, die bevollmächtigt sind, eine solche Erlaubnis zu geben. Ferner sollen sie sich auch soweit wie möglich vom Allgemeinen Katechetischen Direktorium führen lassen, das der maßgebliche Bezugspunkt bleibt [Vgl. Kleruskongregation, Allgemeines Katechetisches Direktorium, Nr. 119—121; 134: AAS 64 (1972) 166—167; 172.].

Aus diesem Anlaß kann ich es nicht unterlassen, die Bischofskonferenzen der ganzen Welt zu ermutigen und dazu aufzurufen, dass sie mit Geduld, aber fest entschlossen, die anspruchsvolle Arbeit in Angriff nehmen, in Übereinstimmung mit dem Apostolischen Stuhl gute Katechismen zu schaffen, die getreu die wesentlichen Inhalte der Offenbarung darlegen, methodisch der heutigen Zeit entsprechen und so in der Lage sind, die christlichen Generationen der Zukunft zu einem kraftvollen Glauben zu erziehen.

Diese kurze Erörterung der Mittel und Wege für die heutige Katechese erschöpft nicht den Reichtum der Vorschläge, welche die Väter der Synode ausgearbeitet haben. Ermutigend ist der Gedanke, dass derzeit in jedem Land eine wertvolle Zusammenarbeit im Gange ist, um die Katechese in diesen Punkten möglichst organisch und sicher zu erneuern. Wie könnten wir daran zweifeln, dass die Kirche die kundigen Personen und angemessenen Mittel finden wird, um mit Gottes Gnade den komplexen Erfordernissen der Begegnung und Verständigung mit den Menschen unserer Zeit zu entsprechen?


Wie man Katechese erteilen soll

Verschiedenheit der Methoden

51 Das Alter und die geistige Entwicklung der Christen, der Grad ihrer kirchlichen und religiösen Reife und viele andere persönliche Umstände machen es erforderlich, dass die Katechese sehr verschiedene Methoden verwenden muss, um ihr eigentliches Ziel, die Glaubenserziehung, zu erreichen. Diese Verschiedenheit ist ferner auf einer allgemeineren Ebene auch durch das soziokulturelle Milieu gefordert, in dem die Kirche ihre katechetische Tätigkeit ausübt.

Die Vielfalt der Methoden ist ein Zeichen der Lebendigkeit und ein Reichtum. Dies war auch die Auffassung der Väter der 4. Generalversammlung der Synode, wobei sie jedoch die Aufmerksamkeit auf die Bedingungen lenkten, die unerläßlich sind, damit diese Vielfalt der Einheit der Lehre des einen Glaubens nicht schadet,. sondern ihr nützt.

Im Dienst der Offenbarung und der Bekehrung

52 Die erste allgemeine Frage, die sich hier stellt, betrifft die Gefahr und die Versuchung, den katechetischen Unterricht ungebührlich mit offen oder versteckt vorgetragenen ideologischen Ansichten, zumal politisch-sozialer Natur, oder mit persönlichen politischen Einstellungen zu vermengen. Wenn sich diese Ansichten auf die zentrale Botschaft, die zu übermitteln ist, so auswirken, dass diese verdunkelt und zu etwas Zweitrangigem würde oder sogar den ideologischen Zielsetzungen zu dienen hätte, dann ist die Katechese bereits bis in ihre Wurzeln verfälscht. Die Synode hat daher mit Recht auf der Notwendigkeit bestanden, die Katechese über den divergierenden einseitigen Tendenzen zu halten — "Dichotomien" zu vermeiden —‚ selbst auf dem Gebiet der theologischen Deutungen, die man ähnlichen Fragen gibt. Die Katechese soll sich vielmehr an der Offenbarung ausrichten, so wie das universale Lehramt der Kirche sie in feierlicher oder gewöhnlicher Form vorlegt. Diese Offenbarung verkündet einen Gott, der Schöpfer und Erlöser ist, dessen Sohn das Fleisch des Menschen angenommen hat und nicht nur in die persönliche Geschichte eines jeden Menschen, sondern auch in die Geschichte der Menschheit insgesamt eingetreten ist, deren Mittelpunkt er wird. Diese Offenbarung verkündet somit den radikalen Wandel von Mensch und Universum und alles dessen, was zur Gesamtheit der menschlichen Existenz gehört, unter dem Einfluß der Frohbotschaft von Jesus Christus. Eine so verstandene Katechese geht über allen formalen Moralismus hinaus, obgleich sie eine echt christliche Moral miteinschließt. Sie reicht grundsätzlich weiter als jeder innerweltliche soziale oder politische Messianismus. Sie sucht den Menschen in seiner Tiefe zu erreichen.

Inkarnierung der Botschaft in den Kulturen

53 Ich schneide hier eine zweite Frage an. Wie ich kürzlich vor den Mitgliedern der Bibelkommission gesagt habe, ist "der Ausdruck >Akkulturation< oder >Inkulturation< ... zwar eine sprachliche Neubildung, bringt jedoch sehr deutlich die einzelnen Elemente des großen Geheimnisses der Inkarnation zum Ausdruck [Vgl. AAS 71(1979) 607.]". Von der Katechese können wir wie von der Evangelisierung im allgemeinen sagen, dass sie die Kraft des Evangeliums ins Herz der Kultur und der Kulturen einpflanzen soll. Deshalb wird sich die Katechese bemühen, diese Kulturen und ihre wesentlichen Elemente kennenzulernen; sie wird deren bezeichnendsten Ausdrucksformen erlernen; sie wird ihre eigenen Werte und Reichtümer achten. Auf diese Weise kann sie diesen Kulturen die Erkenntnis des verborgenen Geheimnisses [Vgl. Röm 16, 25; Eph 3, 5.] nahebringen und ihnen helfen, aus ihrer eigenen lebendigen Überlieferung heraus originelle Ausdrucksformen christlichen Lebens, Feierns und Denkens hervorzubringen. Man muss hierbei jedoch auf zwei Dinge achten:

— einerseits kann man die Botschaft des Evangeliums nicht einfach und schlechthin von der Kultur trennen, in der sie sich zuerst ausgeprägt hat (das biblische Weltbild und noch konkreter das kulturelle Milieu, in dem Jesus von Nazaret gelebt hat); ebenso kann man sie auch nicht ohne schwerwiegende Verkürzungen von jenen Kulturen trennen, in denen sie sich schon im Verlauf der Jahrhunderte ausgeprägt hat; sie entspringt nicht einfach spontan aus irgendeinem kulturellen Nährboden; sie übermittelt sich ferner immer durch einen apostolischen Dialog, der unvermeidlich in einen bestimmten Dialog von Kulturen eingefügt ist;

— anderseits wirkt die Kraft des Evangeliums überall umgestaltend und erneuernd. Wenn sie eine Kultur durchdringt, was sollte es wundern, wenn sie davon auch zahlreiche Elemente korrigiert? Es würde sich nicht mehr um Katechese handeln, wenn es das Evangelium wäre, das sich beim Kontakt mit den Kulturen ändern müßte.

Wollte man dies vergessen, so würde man damit enden, was der heilige Paulus mit einem sehr starken Ausdruck "das Kreuz Christi um seine Kraft bringen" nennt [Vgl. 1 Kor 1, 17.].
Etwas anderes ist das kluge und kritische Ausgehen von religiösen oder anderen Elementen, die zum kulturellen Erbe einer bestimmten Gruppe von Menschen gehören, um diesen zu einem besseren Verständnis der Gesamtheit des christlichen Geheimnisses zu verhelfen. Wahre Katecheten wissen, dass eine Katechese sich in den unterschiedlichen Kulturen und Milieus "inkarnieren" muss: es genügt hier, an die so verschiedenen Völker zu denken, an die Jugendlichen unserer Zeit, an die sehr vielfältigen Umstände, unter denen die Menschen von heute zu leben haben. Sie lassen es aber nicht zu, dass die Katechese dadurch verarmt, dass man ihre Botschaft verkürzt oder verdunkelt durch Anpassungen, selbst in der Sprache, die das überlieferte Glaubensgut [Vgl.2 Tim 1,14.] gefährden könnten, oder durch Zugeständnisse in Fragen des Glaubens oder der Moral. Sie sind überzeugt, dass die echte Katechese am Ende diese Kulturen bereichert, indem sie ihnen beim Überwinden von Mängeln oder gar unmenschlichen Zügen, die in ihnen vorhanden sind, hilft und ihren rechtmäßigen Werten die Fülle Christi schenkt [Vgl. Joh 1, 16; Eph 1, 10.].

Bedeutung der Volksfrömmigkeit

54 Eine weitere Frage der Methode betrifft die Aufwertung, die man beim katechetischen Unterricht mit den wertvollen Elementen der Volksfrömmigkeit vornimmt. Ich denke dabei an jene Andachtsformen, die in bestimmten Gegenden vom gläubigen Volk mit rührendem Eifer und reiner Absicht gepflegt werden, wenn auch der zugrunde liegende Glaube unter zahlreichen Gesichtspunkten der Reinigung und sogar der Korrektur bedarf Ich denke ferner an bestimmte leicht verständliche Gebete, wie sie von so vielen einfachen Menschen gern wiederholt werden. Ich denke an gewisse Frömmigkeitsübungen, die aus einem aufrichtigen Verlangen heraus, Gott Buße und Sühne anzubieten, vollzogen werden. Bei den meisten dieser Gebete und Übungen finden sich neben unbrauchbaren Elementen auch andere, die, klug verwendet, sehr wohl dazu dienen konnten, die Geheimnisse Christi und seine Botschaft besser kennenzulernen: die Liebe und Barmherzigkeit Gottes, die Menschwerdung Christi, seine Erlösung am Kreuz und seine Auferstehung, das Wirken des Geistes in jedem Christen und in der Kirche, das Geheimnis des Jenseits, die zu verwirklichenden Tugenden des Evangeliums, die Präsenz des Christen in der Welt usw. Und warum sollten wir uns auf nichtchristliche und sogar antichristliche Elemente berufen, uns aber weigern, uns jener Elemente zu bedienen, die trotz aller Verbesserungsbedürftigkeit in ihrer Wurzel etwas Christliches enthalten?

Gedächtnismäßige Einprägung

55 Eine letzte methodische Frage, auf die ich wenigstens hinweisen möchte — sie ist auf der Synode mehr als einmal erörtert worden — , betrifft die gedächtnismäßige Einprägung. In den Anfängen der christlichen Katechese, die vorwiegend mit einer Zivilisation der mündlichen Überlieferung zusammenfielen, ließ man sehr viel auswendig lernen. Daher kennt die Katechese in der Folgezeit eine lange Tradition der gedächtnismäßigen Aneignung der hauptsächlichen Wahrheiten. Doch wissen wir alle, dass diese Methode gewisse Nachteile haben kann: eine nicht geringe Gefahr besteht darin, dass sie dazu verleitet, das Dargebotene sich nur ungenügend oder manchmal fast überhaupt nicht anzueignen, da das ganze Wissen auf Formeln reduziert wird, die man wiederholt, ohne ihren tieferen Sinn erfaßt zu haben. Diese Nachteile haben im Zusammenhang der völlig anderen Verhältnisse unserer Zivilisation hier und dort dazu geführt, dass das Auswendiglernen fast vollständig — wie einige leider sogar sagen, endgültig — aus der Katechese verbannt wurde. Es haben sich daher auf der 4. Generalversammlung der Synode sehr .gewichtige Stimmen erhoben, um ein wohlüberlegtes Gleichgewicht wiederherzustellen zwischen besonnenem Überlegen und Spontaneität zwischen Dialog und Schweigen, zwischen schriftlichem Arbeiten und Auswendiglernen. Im übrigen schätzen bestimmte Kulturen auch heute noch das Auswendiglernen sehr hoch ein.

Während sich auch im profanen Unterricht in gewissen Ländern immer lautere Klagen über die unliebsamen Folgen einer Mißachtung der Gedächtnisfähigkeit des Menschen erheben, warum sollten wir dann nicht selbst diese in der Katechese auf kluge und sogar originelle Weise wieder aufzuwerten versuchen, um so mehr, als die Gedächtnisfeier der großen Ereignisse der Heilsgeschichte ein genaues Wissen von ihnen erfordert? Ein gewisses Auswendiglernen von Worten Jesu, wichtiger Stellen der Heiligen Schrift, der Zehn Gebote und Glaubensbekenntnisse, liturgischer Texte, einiger wesentlicher Gebete und Schlüsselbegriffe der Lehre widerspricht in keiner Weise der Würde junger Christen und stellt auch kein Hindernis für den personalen Dialog mit dem Herrn dar; es ist sogar wirklich notwendig, wie die Bischöfe auf der Synode mit Nachdruck festgestellt haben. Wir müssen Realisten sein. Die Blüten des Glaubens und der Frömmigkeit, wenn man so sagen darf, wachsen nicht in den Wüstengebieten einer Katechese ohne gedächtnismäßige Einprägung; Wesentlich ist natürlich, dass diese auswendig gelernten Texte zugleich innerlich angeeignet und allmählich in ihrer Tiefe verstanden werden, damit sie zur Quelle eines persönlichen und gemeinschaftlichen christlichen Lebens werden.

Die Vielfalt der Methoden in der heutigen Katechese kann ein Zeichen der Vitalität und des Erfindungsreichtums sein. In jedem Fall muss sich die gewählte Methode schließlich nach einem für das ganze Leben der Kirche fundamentalen Grundsatz richten: dem der Treue zu Gott und der Treue zum Menschen aus derselben Haltung der Liebe.


Die Freude des Glaubens in einer schwierigen Welt

Die christliche Identität bekräftigen

56 Wir leben in einer schwierigen Welt, wo die Furcht, die besten Schöpfungen des Menschen könnten diesem entgleiten und sich gegen ihn wenden [Vgl. Enzyklika Redemptor Hominis, Nr. 15—16: AAS 71(1979) 286—295.], ein Klima der Unsicherheit schafft. In dieser Welt muss die Katechese den Christen helfen, zu ihrer Freude und zum Dienst aller "Licht" und "Salz" zu sein [Vgl. Mt 5, 13 —16.]. Das erfordert gewiß, dass sie diese in ihrer eigenen Identität bestärkt und sich selber unablässig von den Zweifeln, Ungewißheiten und der sie umgebenden Gleichgültigkeit befreit. Unter zahlreichen anderen Schwierigkeiten, die für den Glauben ebenso viele Herausforderungen darstellen, möchte ich einige nennen, um der Katechese bei deren Überwindung zu helfen.

In einer indifferenten Welt

57 Vor einigen Jahren sprach man viel von der säkularisierten Welt oder der nachchristlichen Ära. Die Mode vergeht; es bleibt jedoch die gemeinte Wirklichkeit. Die Christen von heute müssen zum Leben in einer Welt herangebildet werden, die weithin Gott nicht kennt oder in religiösen Dingen, statt einen anspruchsvollen, brüderlichen, für alle anregenden Dialog zu führen, sich allzuoft in einen alles nivellierenden Indifferentismus abgleiten läßt, wenn sie nicht gar bei einer verächtlichen Haltung des "Argwohns" im Namen ihrer Fortschritte auf dem Gebiet wissenschaftlicher "Erklärungen" stehenbleibt. Um in dieser Welt fest zu bleiben, um allen einen "Dialog des Heiles [Vgl. PAUL VI., Enzyklika Ecclesiam Suam, III. Teil: AAS 56 (1964) 637 — 659.]" anzubieten, bei dem jeder sich in seiner fundamentalsten Würde als Sucher nach Gott ernst genommen fühlt, brauchen wir eine Katechese, die Jugendliche und Erwachsene in unseren Gemeinschaften lehrt, in ihrem Glauben klar und konsequent zu bleiben, unbefangen ihre christliche und katholische Identität zu bekräftigen, den Unsichtbaren zu sehen [Vgl. Hebr 11, 27.] und dem absoluten Gott derart verbunden zu sein, dass sie seine Zeugen werden in einer materialistischen Zivilisation, die ihn leugnet.

Mit der ursprünglichen Pädagogik des Glaubens

58 Zur unaufgebbaren Originalität der christlichen Identität gehört als Ergänzung und Bedingung eine nicht weniger originale Glaubenspädagogik. Unter den zahlreichen und bedeutenden Wissenschaften vom Menschen, die in unseren Tagen große Fortschritte gemacht haben, ist die Pädagogik gewiß eine der wichtigsten. Die Ergebnisse anderer Wissenschaften, wie der Biologie, Psychologie und Soziologie, bringen auch für sie wertvolle Elemente. Die Erziehungswissenschaft und Didaktik werden ständig kritisch überprüft für eine noch bessere Anpassung oder größere Wirksamkeit, mit übrigens unterschiedlichem Erfolg.

Nun gibt es aber auch eine Pädagogik des Glaubens, und man kann nicht genug betonen, was sie alles für die Katechese zu leisten vermag. So ist es in der Tat normal, zum Nutzen der Glaubenserziehung die vervollkommneten und bewährten Techniken, wie sie für jede Erziehung gelten, heranzuziehen. Man muss dabei jedoch ständig der grundlegenden Eigenart und Originalität des Glaubens Rechnung tragen. Wenn man von Pädagogik des Glaubens spricht, geht es nicht um die Vermittlung von menschlichem Wissen, wie hochentwickelt dies auch immer sein mag. Es geht vielmehr um die unverkürzte Weitergabe der Offenbarung Gottes. Gott selber hat sich im ganzen Verlauf der Heilsgeschichte und vor allem im Evangelium einer Pädagogik bedient, die Vorbild für jede Pädagogik des Glaubens bleiben muss. Eine Technik ist in der Katechese in dem Maße von Wert, wie sie dem Glauben, der vermittelt und entfaltet werden soll, dient; andernfalls ist sie wertlos.

Dem Dienst am Credo angepasste Sprache

59 Ein mit dem vorherigen zusammenhängendes Problem ist das der Sprache. Jeder weiß, wie brennend diese Frage heute geworden ist. Ist es aber nicht paradox festzustellen, dass die zeitgenössischen Forschungen auf dem Gebiet der Kommunikation, Semantik und der Symboldeutung einerseits der Sprache eine wichtige Bedeutung beimessen und dass anderseits die Sprache heute So mißbraucht wird, um der ideologischen Mystifikation, der Vermassung des Denkens und der Erniedrigung des Menschen zum bloßen Objekt zu dienen? 
All das hat erheblichen Einfluß im Bereich der Katechese. Es wird für sie nämlich eine gebotene Pflicht, eine den Kindern und Jugendlichen unserer Zeit im allgemeinen und vielen anderen Personengruppen angemessene Sprache zu finden: eine Sprache für Studenten, Intellektuelle und Wissenschaftler; eine Sprache für Analphabeten oder Menschen primitiver Kultur, eine Sprache für Behinderte usw. Schon der heilige Augustinus stand vor diesem Problem und hat in seinem bekannten Werk De catechizandis rudibus zu dessen Lösung für seine Zeit beigetragen. In der Katechese ist ebenso wie in der Theologie das Problem der Sprache zweifellos grundlegend wichtig. Es ist jedoch angebracht, auf folgendes hinzuweisen: die Katechese darf keinerlei Sprache zulassen, die, unter welchem Vorwand auch immer, selbst wenn sie sich als wissenschaftlich ausgibt, im Ergebnis den Inhalt des Credo entstellen würde. Vor allem ist eine Sprache verfehlt, die täuscht oder verführt. Oberstes Gesetz muss hingegen sein, dass die großen Fortschritte in der Sprachwissenschaft der Katechese dienstbar gemacht werden müssen, damit sie dem Kind, dem Jugendlichen, dem Heranwachsenden und dem Erwachsenen von heute den gesamten unverfälschten Inhalt der Lehre wirklich unverfälscht "sagen" oder "mitteilen" kann.

Suche und Gewißheit des Glaubens

60 Eine subtilere Aufgabe erwächst zuweilen aus dem Glaubensbegriff selber. Gewisse zeitgenössische philosophische Schulen, die anscheinend auf bestimmte theologische Strömungen und über sie auf die pastorale Praxis einen großen Einfluß ausüben, betonen gern, dass die Grundhaltung des Menschen ein Suchen nach dem Unendlichen sei, ein Suchen, das aber nie sein Ziel erreicht. In der Theologie führt diese Ansicht zu der kategorischen Behauptung; dass der Glaube keine Sicherheit, sondern eine Frage, nichts Klares, sondern ein Sprung ins Dunkle sei.

Diese Denkweisen haben gewiß den Vorteil, uns daran zu erinnern, dass der Glaube Dinge betriffi, die man noch nicht besitzt, weil man sie noch erhofft, die man noch nicht sieht, es sei denn "wie in einem Spiegel ... rätselhafte Umrisse [1 Kor 13, 12.]"; und dass Gott immer in unzugänglichem Licht wohnt [Vgl. 1 Tim 6, 16.]. Sie helfen uns, dass wir aus dem christlichen Glauben nicht eine Haltung starren Verharrens machen, sondern vielmehr des Aufbruchs, wie es uns Abraham zeigt. Erst recht muss man vermeiden, Dinge als sicher hinzustellen, die es nicht sind. 
Man darf jedoch auch nicht, wie es allzuoft geschieht, in das gegenteilige Extrem fallen. Der Hebräerbrief sagt: "Glaube aber ist: Feststehen in dem, was man erhofft, Überzeugtsein von Dingen, die man nicht sieht [Hebr 11, 1.]. " Wenn uns auch kein voller Besitz beschieden ist, so haben wir doch eine Garantie und ein Zeugnis. Geben wir den Kindern, Jugendlichen und Heranwachsenden im Unterricht kein bloß negatives Glaubensverständnis mit als wäre der Glaube absolutes Nichtwissen, eine Art Blindheit oder eine Welt voller Dunkelheit—, sondern zeigen wir ihnen vielmehr, dass das demütige und mutige Suchen des Glaubenden keineswegs vom Nichts ausgeht, von schlichten Illusionen, unsicheren Meinungen und Ungewißheiten, sondern sich auf das Wort Gottes gründet, der nicht irren und täuschen kann, und sich beständig auf den unerschütterlichen Felsen dieser Worte stützt. Es geht um das Suchen der Magier, die einem Stern folgten [Vgl. Mt 2,1ff.], um ein Suchen, zu dem Pascal im Anschluß an den heiligen Augustinus die so tiefen Worte geschrieben hat: "Du würdest mich nicht suchen, wenn Du mich nicht schon gefunden hättest [BLAISE PASCAL, Le mystère de Jésus: Pensées, Nr. 553.].

Es ist ferner auch eine Aufgabe der Katechese, den jungen Katechumenen jene einfachen, aber soliden Gewißheiten zu vermitteln, die ihnen helfen, sich noch mehr und besser um die Erkenntnis des Herrn zu bemühen.

Katechese und Theologie

61 In diesem Zusammenhang scheint es mir wichtig, dass die Verbindung zwischen Katechese und Theologie richtig verstanden wird.

Diese Verbindung ist völlig evident, tief und vital für den, der die unersetzliche Aufgabe der Theologie im Dienst am Glauben begreift. Es erstaunt nicht, dass jede Erschütterung im Bereich der Theologie sich auch in der Katechese auswirkt. Nun aber erlebt die Kirche in dieser unmittelbar nachkonziliaren Zeit einen bedeutenden, jedoch auch riskanten Abschnitt des theologischen Forschens. Das gleiche gilt von der Hermeneutik in der Exegese. 
Einige Väter auf der Synode, die aus allen Kontinenten stammten, haben diese Frage in sehr klarer Sprache aufgegriffen. Sie sprachen von einem "unstabilen Gleichgewicht", das von .der Theologie auf die Katechese überzugreifen drohe. Sie betonten daher die Notwendigkeit, für dieses Übel eine Abhilfe zu schaffen. Papst Paul VI. hatte selber das Problem in nicht weniger klaren Worten in der Einleitung seines feierlichen Glaubensbekenntnisses [PAUL VI. Sollemnis Professio Fidei, Nr. 4: AAS 60 (1968) 434.] berührt; ferner auch in seinem Apostolischen Schreiben zum fünften Jahrestag der Beendigung des II. Vatikanischen Konzils [PAUL VI., Apostolisches Schreiben Quinque iam Anni: AAS 63 (1971) 99.].

Es ist angebracht, erneut auf diesem Punkt zu bestehen. Im Bewußtsein des Einflusses, den ihre Forschungen und Aussagen auf den katechetischen Unterricht haben, sind Theologen und Exegeten verpflichtet, sehr achtzugeben und zu vermeiden, etwas als gesicherte Wahrheit hinzustellen, was im Gegenteil in den Bereich der Meinungen gehört oder zu dem, was man unter Fachleuten diskutiert. Die Katecheten werden ihrerseits so klug sein, aus dem Gebiet der theologischen Forschung das aufzugreifen, was ihre eigenen Überlegungen und ihren Unterricht erhellen kann, indem sie sich wie die Theologen selber im Licht des Lehramtes auf die echten Quellen stützen. Sie werden Sich weigern, den Geist der Kinder und Jugendlichen auf diesem Entwicklungsstand ihrer Glaubensunterweisung mit fremdartigen Theorien, Scheinproblemen oder unfruchtbaren Diskussionen zu verwirren, die schon der heilige Paulus in seinen Pastoralbriefen oftmals verurteilt hat [Vgl. 1 Tim 1, 3 ff.; 4, 1 ff.; 2 Tim 2, 14 ff; 4, 1—5; Tit 1, 10—12; vgl. auch Apostolisches Schreiben Evangelii Nuntiandi, Nr. 78: AAS 68 (1976) 70.].

Das kostbarste Geschenk, das die Kirche der Welt von heute, die so des orientiert und unruhig ist, machen kann, besteht in der Formung von Christen, die im Wesentlichen verwurzelt und demütig glücklich in ihrem Glauben sind. Die Katechese soll sie das lehren, und sie wird davon vor allem selber ihren Vorteil haben: "Der Mensch, der sich selbst bis in die Tiefe verstehen will — nicht nur nach unmittelbar zugänglichen, partiellen, oft oberflächlichen und sogar nur scheinbaren Kriterien und Maßstäben des eigenen Seins—, muss sich mit seiner Unruhe, Unsicherheit und auch mit seiner Schwäche und Sündigkeit, mit seinem Leben und Tode Christus nahen. Er muss sozusagen mit seinem ganzen Selbst in ihn eintreten, muss sich die ganze Wirklichkeit der Menschwerdung und der Erlösung aneignen und assimilieren, um sich selbst zu finden [Enzyklika Redemptor Hominis, Nr. 10: AAS 71(1979) 274.]."


Die Aufgabe geht uns alle an

Ermutigung aller Verantwortlichen

62 Liebe Brüder, Söhne und Töchter, ich möchte, dass meine Worte, die ich als eine eindringliche und herzliche Mahnung in meinem Amt als Hirte der ganzen Kirche verstehe, eure Herzen entzünden, wie es die Briefe des heiligen Paulus an seine Mitarbeiter bei der Verkündigung des Evangeliums, Titus und Timotheus, vermochten, oder auch nach der Art des heiligen Augustinus, als er dem Diakon Deogratias, der bei seiner katechetischen Arbeit den Mut verloren hatte, einen vortrefflichen kleinen Traktat über die Freude am Religionsunterricht sandte [De catechizandis rudibus: PL 40, 310—347.]. Ja, ich möchte in den Herzen all der vielen und so verschiedenen Verantwortlichen für den Religionsunterricht und die Einübung in ein Leben nach dem Evangelium in reichem Maße Mut, Hoffnung und Begeisterung wecken!

Bischöfe

63 Ich wende mich vor allem an meine Brüder im Bischofsamt: Das II. Vatikanische Konzil hat euch schon ausdrücklich auf eure Aufgabe für die Katechese hingewiesen [Vgl. Dekret über die Hirtenaufgabe der Bischöfe Christus Dominus, Nr. 14: AAS 58 (1966) 679.], und die Väter der 4. Generalversammlung der Synode haben sie auch ihrerseits nachdrücklich unterstrichen.

Hier habt ihr, liebe Brüder, in euren Kirchen eine besondere Sendung: ihr seid dort die für die Katechese zuallererst Verantwortlichen. Ihr selbst seid die eigentlichen Katecheten. Ferner tragt ihr gemeinsam mit dem Papst im Geiste bischöflicher Kollegialität die Verantwortung für die Katechese in der Gesamtkirche. Gestattet mir also, offenherzig zu euch zu sprechen. Ich weiß, dass euer Bischofsamt euch vor täglich komplexere und drückendere Aufgaben stellt. Tausenderlei Aufgaben rufen nach euch, angefangen von der Heranbildung neuer Priester bis zu eurem tatkräftigen Einsatz inmitten der Gemeinden der Gläubigen, von der lebendigen und würdigen Feier der Liturgie und der Sakramente bis zur Sorge um die Förderung des Menschen und die Verteidigung der legitimen Rechte der Person. Dennoch sollte eure Sorge um die Förderung einer aktiven und wirksamen Katechese hinter keiner anderen Sorge irgendwie zurückstehen! Die Sorge darum wird euch dazu veranlassen, selber den Gläubigen die Lehre des Lebens vorzutragen. Sie muss euch aber auch dazu bewegen, innerhalb eurer Diözesen in Übereinstimmung mit den Plänen der Bischofskonferenz, zu der ihr gehört, die oberste Leitung der Katechese zu übernehmen, wobei ihr natürlich fachlich zuständige und vertrauenswürdige Mitarbeiter an eure Seite ruft. Eure hauptsächliche Aufgabe wird darin bestehen, in euren Kirchen eine echte und tiefe Liebe zur Katechese zu wecken und zu pflegen, eine Liebe, die in einer angemessenen und wirksamen Organisation konkrete Gestalt annimmt und Menschen, Mittel und Werkzeuge, natürlich auch das notwendige Geld zur Verfügung stellt. Seid gewiß: wenn die Katechese in den Ortskirchen gut gepflegt wird, dann wird auch alles übrige leichter. Im übrigen braucht man euch wohl kaum zu sagen, dass der Eifer für die Katechese euch gelegentlich auch die bittere Aufgabe einträgt, Entgleisungen anzuprangern und Irrtümer zu berichtigen. Viel öfter aber wird euch die Freude und der Trost geschenkt, eure Kirchen blühen zu sehen, weil dort die Katechese so erteilt wird, wie der Herr es will.

Priester

64 Für euch Priester ist die Katechese ein Arbeitsfeld, auf dem ihr die unmittelbaren Mitarbeiter eurer Bischöfe seid. Das Konzil hat euch "Erzieher zum Glauben" genannt [Dekret über Dienst und Leben der Priester Presbyterorum Ordinis, Nr. 6: AAS 58 (1966) 999.]: wie könnt ihr das aber besser sein, als wenn ihr eure besten Kräfte dem Wachstum der Gemeinden im Glauben widmet? Ob euch eine Pfarrei anvertraut ist oder ihr Beauftragte an Volksschulen, höheren Schulen oder Universitäten seid, ob ihr die Seelsorge in irgendeinem der vielen Bereiche ausübt und kleine oder große Gemeinschaften, vor allem aber Jugendgruppen seelsorglich betreut und führt, immer erwartet die Kirche von euch, dass ihr dabei in keiner Weise eine gut aufgebaute und ausgerichtete Katechese vernachlässigt. Die Diakone und andere Beauftragte, die euch eventuell zur Seite stehen, sind dabei eure geborenen Mitarbeiter. Alle Gläubigen haben ein Anrecht auf Katechese und alle Seelsorger die Pflicht, dafür Sorge zu tragen. Von den politisch Verantwortlichen möchte ich immer Achtung vor der Freiheit des katechetischen Unterrichts erbitten; euch, die Diener Jesu Christi, bitte ich so dringend wie möglich: laßt es nicht zu, dass durch fehlenden Eifer infolge gewisser unglücklicher vorgefaßter Ideen die Gläubigen ohne Katechese bleiben. Man sollte niemals sagen können: "Kinder betteln um Brot; keiner bricht es ihnen [Klgl 4, 4.]! "

Ordensleute

65 Viele Ordensgemeinschaften beiderlei Geschlechts sind für die christliche Erziehung von Kindern und Jugendlichen gegründet worden, zumal der verlassensten. Im Verlauf der Geschichte haben Ordensmänner und Ordensfrauen das katechetische Wirken der Kirche sehr engagiert mitgetragen und hier eine besonders zeitnahe und wirksame Arbeit geleistet. In einem Augenblick, da man sieht, dass die Verbindungen zwischen den Ordensleuten und dem kirchlichen Hirtenamt sich verstärken und als Folge davon die aktive Präsenz der Ordensgemeinschaften und ihrer einzelnen Mitglieder bei den Seelsorgeplänen der Ortskirchen zunimmt, ermahne ich euch, die die religiöse Lebensweihe noch verfügbarer für den Dienst der Kirche machen sollen, von ganzem Herzen, euch so gut wie nur möglich auf die katechetische Aufgabe vorzubereiten. Folgt dabei der jeweiligen Berufung eurer Institute und dem euch anvertrauten Auftrag. Tragt dieses Anliegen überallhin. Möchten doch die Gemeinschaften alles, was sie an Fähigkeiten und Möglichkeiten besitzen, der spezifischen Aufgabe der Katechese widmen!

Laienkatecheten

66 Ich halte es für meine Pflicht, euch im Namen der ganzen Kirche zu danken; den Katecheten in den Pfarreien, den Laien, den Männern und den noch zahlreicheren Frauen, die ihr euch überall in der Welt der religiösen Erziehung vieler Generationen gewidmet habt. Eure oft schlichte und verborgene, aber mit brennendem, hochherzigem Eifer geleistete Arbeit ist eine hervorragende Form des Laienapostolates und besonders dort wichtig, wo Kinder und Jugendliche aus verschiedenen Gründen daheim keine entsprechende religiöse Bildung erhalten. Wie viele von uns haben nicht von Menschen wie ihr den ersten Katechismusunterricht und die Vorbereitung auf das Bußsakrament, die erste heilige Kommunion und die Firmung erhalten. Die 4. Generalversammlung der Synode hat euch nicht vergessen. Mit ihr ermutige ich euch, eure Mitarbeit im Leben der Kirche fortzusetzen.
Die Katechisten in den Missionsländern sind diejenigen, die den Titel "Katecheten" sozusagen mit Vorrang verdienen. Geboren in bereits christlichen Familien oder eines Tages zum Christentum bekehrt und von den Missionaren oder durch einen anderen Katechisten unterrichtet, stellen sie nun lange Jahre hindurch ihr Leben in den Dienst der Katechese für die Kinder und Erwachsenen in ihren Ländern. Heute blühende Kirchen hätten ohne sie nicht aufgebaut werden können. Ich freue mich über die Anstrengungen, die die Kongregation für die Evangelisierung der Völker unternimmt, um vor allem die Ausbildung solcher Katechisten immer noch weiter zu verbessern: Dankbar gedenke ich auch derer, die der Herr bereits zu sich gerufen hat. Ich erflehe die Fürbitte jener, die meine Vorgänger zur Ehre der Altäre erhoben haben. Von ganzem Herzen ermutige ich alle, die in dieser Arbeit stehen. Ferner wünsche ich, dass noch viele andere sich ihnen anschließen, so dass ihre Zahl für ein Werk wächst, das in den Missionen so notwendig ist.

In der Pfarrei

67 Nun möchte ich den konkreten Rahmen ansprechen, in dem alle diese Katecheten gewöhnlich arbeiten. Ich komme dabei noch einmal mehr zusammenfassend auf die "Orte" der Katechese zurück, von denen zum Teil schon im Kapitel VI die Rede war: Pfarrei, Familie, Schule, Verbände. Wenn es auch wahr ist, dass man überall Glaubensunterweisung erteilen kann, möchte ich doch in Übereinstimmung mit den Wünschen vieler Bischöfe unterstreichen, dass die Pfarrgemeinde Motor und bevorzugter Ort der Katechese bleiben muss. Gewiß, in vielen Ländern ist die Pfarrei durch das Phänomen- der Verstädterung erschüttert worden. Manche haben sich vielleicht zu schnell mit dem Urteil abgefunden, sie sei überholt oder sogar zum Verschwinden verurteilt zugunsten kleinerer Gemeinschaften, die geeigneter und wirkungsvoller seien. Ob man will oder nicht, die Pfarrei bleibt ein Hauptbezugspunkt für die Christen, selbst für die nichtpraktizierenden. Realismus und Klugheit verlangen daher, in den Bemühungen fortzufahren, der Pfarrei, wo es nötig ist, angemessenere Strukturen und vor allem einen neuen Elan zu geben durch die wachsende Hinzunahme qualifizierter, verantwortlicher und opferbereiter Mitglieder. Dies gilt unter Beachtung der notwendigen Verschiedenheit der Orte der Katechese für die Pfarrei selbst, in den Familien, die Kinder oder Jugendliche aufnehmen, im Religionsunterricht an, den staatlichen Schulen und an katholischen Schulen, in den Apostolatsbewegungen, die katechetische Angebote machen, in den Zentren, die allen Jugendlichen offenstehen, in den Wochenenden für geistliche Formung usw. Bei dieser Vielfalt kommt es aber an erster Stelle darauf an, dass alle diese katechetischen Bemühungen wirklich ein und demselben Glaubensbekenntnis gelten, derselben Zugehörigkeit zur Kirche, einem sozialen Engagement, das im selben Geist des Evangeliums gelebt wird: "... ein Herr, ein Glaube, eine Taufe, ein Gott und Vater [Eph 4, 5 — 6.]. " Darum hat jede größere Pfarrei und jeder Verband von kleineren Pfarreien die schwere Pflicht, verantwortliche Mitglieder heranzubilden, die sich voll und ganz der Förderung der Glaubensunterweisung widmen — Priester, Ordensmänner, Ordensfrauen und Laien —, die notwendigen Hilfsmittel für eine allseitige Katechese bereitzustellen, die Orte der Katechese nach Möglichkeit und Nutzen zu vermehren und anzupassen sowie über die Qualität der religiösen Bildung und die Integration der verschiedenen Gruppen in die kirchliche Gemeinschaft zu wachen.

Kurz gesagt, ohne ein Monopol aufstellen oder alles gleichmachen zu wollen, bleibt doch, wie ich schon sagte, die Pfarrei der bevorzugte Ort der Katechese. Sie muss ihre Berufung wiederfinden, das Haus der Pfarrfamilie zu sein, brüderlich und gastfreundlich, wo die Getauften und Gefirmten sich bewußt werden, Volk Gottes zu sein. Hier wird ihnen das Brot der Frohen Botschaft und das Brot der heiligen Eucharistie in reicher Fülle gebrochen in ein und demselben Gottesdienst [Vgl. II. Vatikanisches Konzil, Konstitution über die heilige Liturgie Sacrosanctum Concilium, Nr. 35, 52: AAS 56 (1964) 109, 114; vgl. auch Institutio generalis Missalis Romani, promulgiert durch Dekret der Ritenkongregation vom 6. April 1969, Nr. 33, und das, was hierzu im Kapitel VI über die Predigt gesagt ist.]. Von hier aus erhalten sie täglich neu den Auftrag für ihre apostolische Sendung an allen möglichen Wirkungsstätten im Leben der Welt.

In der Familie

68 Das katechetische Wirken der Familie hat seine besondere Eigenart und ist in gewissem Sinn unersetzlich. Es wird daher mit Recht von der Kirche betont, besonders vom II. Vatikanischen Konzil [Seit dem hohen Mittelalter bestanden die Provinzialkonzile auf der Verantwortlichkeit der Eltern für die Glaubenserziehung: vgl. VI. Konzil von Arles (813), can. 19; Konzil von Mainz (813), can. 45, 47; VI. Konzil von Paris (829), Buch 1, Kap. 7: MANSI, Sacrorum Conciliorum nova et amplissima collectio, XIV, 62, 74, 542. Unter den jüngeren Dokumenten des Lehramtes ist die Enzyklika Divini illius Magistri von Pius XI. vom 31. Dezember 1929 zu erwähnen: AAS 22 (1930) 49—86; dazu viele Ansprachen und Botschaften Pius' XII.; vor allem auch die Texte des II. Vatikanischen Konzils: Dogmatische Konstitution über die Kirche Lumen Gentium Nr. 11, 35:AAS 57(1965)15,40; Dekret über das Laienapostolat Apostolicam Actuositatem, Nr. 11, 30: AAS 58 (1966) 847, 860; Pastoralkonstitution über die Kirche in der Welt von heute Gaudium et Spes, Nr. 52: AAS 58 (1966) 1073; besonders die Erklärung über die christliche Erziehung Gravissimum Educationis, Nr.3: AAS 58 (1966) 731.]. Diese Glaubenserziehung durch die Eltern, die schon im frühesten Kindesalter beginnen muss [Vgl. II. Vatikanisches Konzil, Erklärung über die christliche Erziehung Gravissimum Edu.cationis, Nr. 3: AAS 58 (1966) 731.], geschieht schon dort, wo die Mitglieder einer Familie sich gegenseitig helfen, im Glauben zu wachsen dank ihres christlichen Lebenszeugnisses, die oft im stillen wirken, doch in ihrem Alltag beharrlich nach dem Evangelium leben. Diese Katechese prägt sich stärker aus, wenn im Rhythmus der Familienereignisse wie beim Sakramentenempfang, bei der Feier der großen liturgischen Feste, bei der Geburt eines Kindes oder bei einem Trauerfall in der Familie der christliche oder religiöse Sinn dieser Ereignisse sorgfältig erklärt wird. Man muss jedoch noch viel weiter gehen: christliche Eltern sollen sich Mühe geben, im Rahmen der Familie die anderswo empfangene mehr methodische Bildung der Kinder zu begleiten und aufzugreifen. Die Tatsache, dass diese Wahrheiten über die wichtigsten Fragen des Glaubens und des christlichen Lebens so in einer von Liebe und Achtung geprägten Familienatmosphäre erneut zur Sprache kommen, kann die Kinder oft entscheidend und fürs ganze Leben prägen. Die Eltern selber profitieren von der Mühe, die dies ihnen macht, denn bei einem derartigen katechetischen Gespräch ist jeder ein Empfangender und Gebender zugleich.

Die Familienkatechese geht daher jeder anderen Form der Katechese voraus, begleitet und bereichert sie. Ferner bleibt dort, wo eine antireligiöse Gesetzgebung jede andere Form der Glaubenserziehung zu verhindern sucht oder wo verbreiteter Unglaube oder uferloser Säkularismus ein wirkliches religiöses Wachstum praktisch unmöglich machen, diese "Hauskirche [II. Vatikanisches Konzil, Dogmatische Konstitution über die Kirche Lumen Gentium, Nr. 11 :.AAS 57 (1965) 16; vgl. Dekret über das Laienapostolat Apostolicam Actuositatem, Nr. 11:AAS 58(1966)848.]" der einzige Ort, wo Kinder und Jugendliche eine echte Glaubensunterweisung erhalten können. Christliche Eltern können darum nie genug tun, um sich auf diese katechetische Aufgabe an ihren eigenen Kindern vorzubereiten und ihr dann auch mit unermüdlichem Eifer gerecht zu werden. Ebenso müssen alle jene Personen und Institutionen ermutigt werden, die durch individuelle Kontakte, durch Begegnungen oder Tagungen sowie durch jede Art von pädagogischen Hilfen den Eltern die Erfüllung ihrer Aufgabe erleichtern. Sie leisten damit der Katechese einen unschätzbaren Dienst.

In der Schule

69 Neben der Familie und in Verbindung mit ihr bietet die Schule der Katechese beachtliche Möglichkeiten. In den leider immer weniger werdenden Ländern, wo es möglich ist, innerhalb des Unterrichtsplanes auch eine Glaubensunterweisung anzubieten, wird es für die Kirche zur Pflicht, dies auf bestmögliche Weise durchzuführen. Dies gilt natürlich vor allem für die katholische Schule. Würde diese ihren Namen noch verdienen, wenn man bei aller Höhe des Unterrichtsniveaus in den profanen Fächern ihr berechtigterweise vorwerfen müßte, sie vernachlässige die eigentlich religiöse Erziehung oder erteile sie falsch? Man sollte dann auch nicht die Ausrede benutzen, sie geschehe ja immer einschlußweise oder indirekt! Der Eigencharakter und das Wesen einer katholischen Schule, weshalb katholische Eltern ihr den Vorzug geben sollten, liegt gerade in der Qualität des Religionsunterrichts, der in die Gesamterziehung der Schüler integriert ist. Zwar müssen die katholischen Lehranstalten die Gewissensfreiheit achten, d. h. vermeiden, auf sie von außen her Druck auszuüben, sei er nun physischer oder moralischer Art, vor allem, was die religiöse Praxis der Jugendlichen angeht, doch obliegt ihnen die schwerwiegende Pflicht, eine religiöse Bildung anzubieten, die den oft sehr unterschiedlichen Situationen der Schüler angepaßt ist. Sie müssen ihnen auch das Verständnis dafür vermitteln, dass der Anruf Gottes, ihm im Geist und in der Wahrheit zu dienen gemäß den Geboten Gottes und den Weisungen der Kirche, den Menschen keineswegs zwingt, ihn aber dennoch im Gewissen verpflichtet.

Ich denke aber auch an die nicht konfessionell ausgerichtete und an die staatliche Schule, Hier möchte ich den dringenden Wunsch aussprechen, dass es allen katholischen Schülern, entsprechend dem klaren Rechtsanspruch der menschlichen Person wie dem der Familien und unter Beachtung der religiösen Freiheit aller, ermöglicht werde, in ihrer geistlichen Bildung unter Mithilfe einer religiösen Unterweisung voranzuschreiten, die von- der Kirche abhängt, jedoch je nach Ländern von der Schule oder im Rahmen der Schule oder auch aufgrund einer Abmachung mit den staatlichen Autoritäten über den Stundenplan angeboten werden kann, wenn die eigentliche Katechese nur in der Pfarrei oder einem anderen Seelsorgezentrum stattfindet. Selbst dort, wo tatsächlich objektive Schwierigkeiten vorliegen, zum Beispiel wenn die Schüler verschiedenen Religionen angehören, sollte man die Unterrichtszeiten so ordnen, dass die Katholiken ihren Glauben und ihre religiöse Erfahrung mit Hilfe von qualifizierten Erziehern, Priestern oder Laien vertiefen können.

Gewiß beeinflussen zugleich viele andere Lebensfaktoren als die Schule die Mentalität der jungen Menschen: die Freizeit, das soziale Milieu, die Arbeitswelt. Diejenigen aber, die in einer schulischen Ausbildung stehen, sind gerade hierdurch stark geprägt; sie begegnen den kulturellen und moralischen Werten im Klima der Schule und werden mit vielfältigen Ideen konfrontiert, die sie dort aufgenommen haben. Darum ist es wichtig, dass die Katechese diese Schulsituation in weitem Umfang berücksichtigt, um die anderen Elemente des Wissens und der Erziehung wirklich mitzuerfassen, damit das Evangelium Geist und Herz der Schüler auf der Ebene ihrer Ausbildung erreicht und die Harmonisierung ihrer Kultur im Licht des Glaubens geschieht. So ermutige ich die Schulseelsorger, die Ordensleute und Laien, die sich dafür einsetzen, den Schülern in ihrem Glauben zu helfen. Ich möchte in diesem Zusammenhang meine feste Überzeugung bekräftigen, dass die Achtung vor dem katholischen Glauben der Jugendlichen sowie die Bereitschaft, sein Wachsen, seine Verwurzelung und Festigung, sein freies Bekenntnis und seine praktische Ausübung zu erleichtern, gewiß jeder Regierung Ehre machen, und dies unabhängig vom System, auf das sie sich gründet, oder der Ideologie, von der sie sich leiten läßt.

den Verbänden

70 Schließlich gilt ein Wort der Ermutigung den Vereinigungen, Bewegungen und Gruppen von Gläubigen, die sich Werken der Frömmigkeit, dem direkten Apostolat, der Liebestätigkeit, der Hilfe für Notleidende und der christlichen Präsenz innerhalb der irdischen Wirklichkeiten widmen. Sie alle werden ihre eigenen Ziele besser erreichen, der Kirche wirksamer dienen können, wenn sie bei ihrer inneren Organisation und in der Methode ihres Wirkens. der ernsthaften religiösen Bildung ihrer Mitglieder einen wichtigen Platz einräumen. In diesem Sinne hat jede Vereinigung von Gläubigen innerhalb der Kirche die Pflicht, Glaubenserziehung zu ihrem Wesen zu rechnen.

So wird auch der Anteil deutlich, den man den Laien heute in der Katechese gibt, jedoch immer unter der pastoralen Leitung ihrer Bischöfe, wie es die von der Synode hinterlassenen Vorschläge mehrfach unterstreichen.

Ausbildungsstätten

71 Dieser Beitrag der Laien, für die wir dem Herrn Dank schulden, ist gleichzeitig eine Herausforderung an unsere Verantwortlichkeit als Hirten. Solche Laienkatecheten müssen sorgfältig vorbereitet werden für das, was zwar kein formelles Dienstamt ist, dennoch aber eine sehr große Bedeutung innerhalb der Kirche hat. Diese Ausbildung legt uns nahe, entsprechende Zentren und Institute einzurichten, denen die Bischöfe ihre ständige Aufmerksamkeit schenken müssen. Hier liegt eine Aufgabe vor, bei der sich eine diözesane, interdiözesane, ja nationale Zusammenarbeit als nützlich und fruchtbar erweist. Hier kann dann auch die materielle Hilfe der bessergestellten Kirchen für ihre ärmeren Schwesterkirchen am wirksamsten werden. Kann eine Kirche überhaupt einer anderen besser helfen, als wenn sie dazu beiträgt, dass diese durch sich selbst als Kirche wachsen kann?

Allen aber, die hochherzig im Dienst am Evangelium arbeiten und denen ich hier bereits meine lebhafte Ermutigung ausgesprochen habe, möchte ich eine Mahnung mit auf den Weg geben,- die meinem verehrten Vorgänger Paul VI. teuer war: "Als Träger der Evangelisierung müssen wir ... das Bild von im Glauben gereiften Menschen geben, die fähig sind, sich jenseits aller konkreten Spannungen in der gemeinsamen aufrichtigen und lauteren Wahrheitssuche zu begegnen. Wirklich, das Schicksal der Evangelisierung ist mit aller Bestimmtheit an das von der Kirche gebotene Zeugnis der Einheit gebunden. Daraus ergibt sich Verantwortung, aber auch Trost [121 Apostolisches Schreiben Evangelii Nuntiandi, Nr. 77; AAS 68 (1976) 69.]."

Schluß

Der Heilige Geist, der innere Lehrer

72 Am Ende dieses Apostolischen Schreibens wendet sich unser Herz dem zu, der die innere Triebkraft aller katechetischen Tätigkeit ist und in allen wirkt, die sie ausüben: der Geist des Vaters und des Sohnes, der Heilige Geist.

Bei der Beschreibung der Sendung, die dieser Geist innerhalb der Kirche haben würde, braucht Christus die bezeichnenden Worte: "Er wird euch alles lehren und euch an alles erinnern, was ich euch gesagt habe [Joh 14, 26.]." Ferner: "Wenn aber jener kommt, der Geist der Wahrheit, wird er euch in die volle Wahrheit führen ... das Kommende wird er euch verkünden [Joh 16,13.]." Der Geist ist also der Kirche und jedem Gläubigen verheißen als ein innerer Lehrer, der im Verborgenen des Gewissens und des Herzens das verstehen läßt, was man gehört hat, aber noch nicht fassen konnte. Der heilige Augustinus sagt hierzu: "Der Heilige Geist unterweist von nun an die Gläubigen nach der geistigen Fassungskraft eines jeden. Er entzündet in ihrem Herzen ein um so lebendigeres Verlangen, je mehr einer in der Liebe voranschreitet, die ihn das lieben läßt, was er schon kennt, und nach dem verlangen läßt, was er noch nicht kennt [In Ioannis Evangelium Tractatus, 97, 1: PL 35, 1877.]."Der Geist ist ferner dazu gesandt, die Jünger zu Zeugen für Christus zu machen: "Er wird Zeugnis für mich ablegen. Auch ihr seid Zeugen [Joh 15, 26—27,]." Aber noch mehr. Für den heiligen Paulus, der zu diesem Punkt eine im ganzen Neuen Testament verborgene Theologie zusammenfaßt, besteht das ganze "Christsein", das ganze christliche Leben, im neuen Leben der Kinder Gottes, in einem Leben nach dem Geist [Vgl. Röm 8, 14-47; Gal 4,6.]. Nur der Geist gestattet uns, zu Gott "Abba, Vater" zu sagen [Röm 8,15.]. Ohne den Geist können wir nicht bekennen: "Jesus ist der Herr [1 Kor 12,3.]." Vom Heiligen Geist stammen alle Charismen, die die Kirche, die Gemeinschaft der Christen, auferbauen [Vgl. 1 Kor 12, 4—11.]. In diesem Sinne gibt der heilige Paulus jedem Jünger Christi den Auftrag: "Laßt euch vom Geist erfüllen [Eph 5, 18.]." Der heilige Augustinus sagt es sehr deutlich: "Beides (unser Glauben und Gutestun) sind unsere eigenen Akte kraft unserer Willensentscheidung, und doch ist das eine wie das andere ein Geschenk, das vom Geist des Glaubens und der Liebe herkommt [Retractationum liber I, 23, 2: PL 32, 621.]."

Die Katechese, die Wachstum im Glauben und Reifung des christlichen Lebens auf seine Fülle hin bedeutet, ist folglich ein Werk des Heiligen Geistes, ein Werk, das nur er in der Kirche erwecken und nähren kann.

Diese Feststellung, die sich aus der Aussage der oben zitierten Texte und vieler anderer Stellen des Neuen Testamentes ergibt, führt uns zu einer zweifachen Überzeugung.

Vor allem ist klar, dass die Kirche, wenn sie ihre katechetische Sendung erfüllt — und das gleiche gilt von jedem Christen, der sich in der Kirche und im Namen der Kirche dafür einsetzt —‚ sich immer sehr bewußt bleiben muss, dass sie dabei als lebendiges und gelehriges Werkzeug des Heiligen Geistes tätig wird. Ständig diesen Geist anrufen, in Gemeinschaft mit ihm bleiben, sich bemühen, seine wahren Anregungen zu erkennen, das muss die Grundhaltung der lehrenden Kirche und jedes Katecheten sein.

Ferner muss das tiefe Verlangen, das Wirken des Geistes besser zu erfassen und sich immer mehr ihm zu öffnen — da wir doch "in der Kirche einen Augenblick erleben, der in besonderer Weise vom Heiligen Geist gekennzeichnet ist", wie mein Vorgänger Paul VI. in seinem Apostolischen Schreiben "Evangelii Nuntiandi" bemerkte [Nr. 75: AAS 68 (1976) 66.] —‚ ein Erwachen der Katechese hervorrufen. Tatsächlich ist die "Erneuerung im Geist" schon dann echt und wirklich fruchtbar für die Kirche, wenn sie nicht so sehr außerordentliche Charismen weckt, sondern eine größtmögliche Zahl von Gläubigen auf den alltäglichen Wegen zum bescheidenen, geduldigen und beharrlichen Bemühen anregt, das Geheimnis Christi immer besser zu erkennen und von ihm Zeugnis zu geben.

Ich rufe hier auf die katechetische Tätigkeit der Kirche diesen Geist des Vaters und des Sohnes herab und bitte ihn, den Eifer für die Katechese in der Kirche zu erneuern.

Maria, Mutter und Vorbild des Jüngers

73 Möge die Jungfrau des Pfingstfestes uns dies durch ihre Fürbitte erflehen! in ihrer einzigartigen Berufung sah sie ihren Sohn Jesus "wachsen an Weisheit, Kraft und Gnade [Vgl. Lk 2, 52.]". Auf ihren Knien und dann sein ganzes verborgenes Leben in Nazaret hindurch wurde dieser Sohn, der als der eingeborene Sohn des Vaters "voll der Gnade und Wahrheit" war, durch ihre Belehrung geformt in seinem menschlichen Wissen über die Schriften, die Geschichte des Heilsplanes Gottes mit seinem Volk und in der Anbetung des Vaters [Vgl. Joh -1, 14; Hebr 10,5; 5. Th. III a, Q. 12, a. 2; a. 3, ad 3.]. Andererseits war sie die erste von seinen Jüngern: die erste der Zeit nach, denn schon, als sie ihn im Tempel wiederfand, empfing sie von ihrem heranwachsenden Sohn eine Belehrung, die sie in ihrem Herzen bewahrte [Vgl. Lk 2; 51.]; die erste vor allem darum, weil niemand in einer solchen Tiefe wie sie "Schülerin Gottes [Vgl. Joh 6, 45.]" war. Der heilige Augustinus nennt Sie "Mutter und Schülerin zugleich", und er fügt kühn hinzu, dass dieses zweite für sie wichtiger war als das erste [Vgl. Sermo 25, 7: PL 46, 937—938.]. Nicht ohne Grund hat man in der Synodenaula gesagt, dass Maria ein "lebendiger Katechismus" sei, "Mutter und Vorbild der Katecheten".

Möge daher die Gegenwart des Heiligen Geistes auf die Fürsprache Mariens der Kirche einen neuen, nie dagewesenen Elan für die katechetische Arbeit schenken, die ihr so wesentlich ist. Dann wird die Kirche in dieser Stunde der Gnade ihre unverzichtbare und universale Sendung wirksam erfüllen, die sie von ihrem Meister empfangen hat: "Geht zu allen Völkern und macht alle Menschen zu meinen Jüngern [Mt 28, 19.]."

Mit meinem apostolischen Segen !


Gegeben zu Rom bei St. Peter, am 16. Oktober 1979,

im zweiten Jahr meines Pontifikates.



Johannes Paulus PP. II

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